Das Freie Radio Kassel trauert um

Anja Herbold-Liese

1966 – 2024

Plötzlich und unerwartet ist Anja im Alter von nur 57 Jahren verstorben. Das Freie Radio verliert eine langjährige Unterstützerin und Freundin, die dem FRK von Anfang an eng verbunden war.

Wir trauern mit ihrem Ehemann, unserem „Borderline“-Redakteur Dirk Liese, und ihrem Sohn Jean-Maurice. Am Freitag, 2. August, ab 20 Uhr wird Dirk seiner Frau eine Sonderausgabe von  „Borderline“ widmen. 

Das Freie Radio Kassel trauert um

Stefan Rolf

1975 – 2023

Nach langer, schwerer Krankheit ist Stefan im Alter von nur 48 Jahren verstorben.

Das Freie Radio verliert einen langjährigen treuen Freund und Unterstützer, der mit seiner entspannten, sympathischen Art und einer immer positiven Grundeinstellung auch in schwierigen Situationen nie die Ruhe verloren hat. Auf ihn war jederzeit Verlaß. Als erfahrener Musiker und Tontechniker war er entscheidend an der architektonischen Ausstattung des FRK-Funkhauses beteiligt.

Die Schalldämmung und die akustische Einrichtung der Studioräume lagen vor allem in seinen Händen; auch bei speziellen Herausforderungen fand er immer die richtigen Lösungen. Das Freie Radio profitiert bis heute von seinen Ideen und seiner Kreativität.

Stefans früher Tod hat uns tief erschüttert; wir trauern mit seiner Frau und seinen beiden Kindern sowie mit seiner Mutter und seinem Bruder, unserem technischen Leiter Michael.

Die Beisetzung hat im Familien- und Freundeskreis stattgefunden.

Das Freie Radio trauert um

Bernd Kuchinke

Völlig überraschend ist die Kasseler DJ-Legende am Samstag, 28.10., nach kurzer Krankheit im Alter von 66 Jahren gestorben.

Man muß vermutlich niemandem hier in Kassel groß erzählen, wer Bernd Kuchinke war: Der Techno-Pionier hat bereits in den 80er Jahren die elektronische Club-Musik mit aus der Taufe gehoben. Legendäre Locations wie „Aufschwung Ost“ und „Stammheim“ gehen u.a. auf seine Initiative zurück; ohne ihn hätte sich Kassel vermutlich nicht Anfang der 90er Jahre zu einer DER Techno-Hochburgen entwickelt. Unzählige Nächte hat er in den Clubs, die damals in der ehemaligen Salzmann-Fabrik beheimatet waren, als DJ und Veranstalter bestritten. Später betrieb er sein eigenes Plattenlabel und war als Musiker und Produzent tätig.
Seit einigen Jahren war Bernd auch im Freien Radio aktiv: Gemeinsam mit seinen Kollegen Markus Raabe und Stefan Heil ging er monatlich mit einer Sonderausgabe von „Anorak City“ auf Sendung. Dabei zeigte sich immer wieder sein geradezu enzyklopädisches Wissen in verschiedensten musikalischen Bereichen; sein Horizont reichte weit über die elektronische Musik hinaus. Besonders die Musik der 80er Jahre lag ihm am Herzen – es gab etliche Spezialsendungen, in denen Bernd mit seinem Fachwissen glänzen konnte. Zur documenta im vergangenen Jahr präsentierte er hier im Radio einen Song, der er gemeinsam mit Reza Afisina von Ruangrupa eingespielt hatte.

Nach dem Tod von Plattenhändler Dieter Höfker im Sommer verliert Kassel nun mit Bernd Kuchinke innerhalb kurzer Zeit einen weiteren herausragenden Protagonisten der regionalen Musikszene.

Das Freie Radio verliert einen engagierten Mitarbeiter und guten Freund, der durch seine ruhige, sympathische und humorvolle Art viele Hörer begeisterte.

 

Das Freie Radio trauert um

Wolf Silaff

Allen Nutzern, Freunden und Hörern des Freien Radios müssen wir eine sehr traurige Mitteilung machen:

Unser Kollege Wolf Silaff, der seit vielen Jahren beim FRK aktiv war und u.a. die Sendungen "Lonesome Traveler" und "Die Lange Rille" betreut hat, ist am 1. August an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben - kurz nach seinem 71. Geburtstag. Obwohl Wolf schon länger gesundheitlich angeschlagen war, kam sein Tod doch völlig überraschend.

Wir trauern mit seinen Freunden und seiner Familie und werden ihn nicht vergessen. Mehr als 15 Jahre gehörten seine Sendungen zu den wichtigsten und dauerhaftesten Stützen im Programm des FRK. Er war ein absoluter Musik-Experte, kannte sich in Bereichen wie Rock’n’Roll, Folk, Country oder Blues so gut aus wie niemand sonst. Sein Tod reißt eine große Lücke, die nicht zu schließen sein wird.

So long, Lonesome Traveler!

05.09.2019: Das Freie Radio trauert um Radiolegende "Atze" Hans-Karl Schmidt

Seine Fans nannten ihn "Atze". Der legendäre Radiomacher und langjährige Moderator Hans-Karl Schmidt ist am Morgen des 28. August im 89. Lebensjahr nach langer schwerer Krankheit gestorben. Gemeinsam mit seinem Freund und Kollegen Mathias Welp hat Atze über mehrere Jahre die Sendung „Matze und Atze“ moderiert, die u.a. auch im FRK lief. Wir sind froh und auch ein wenig stolz, daß dieses wahre Radio-Urgestein zumindest für eine gewisse Zeit im Programm des FRK zu hören war – schließlich war Atze eine wirkliche Legende. Jeder, der in den 60er und 70er Jahren aufgewachsen ist, kennt ihn aus dem HR-Programm und von anderen Sendern. Er war einer der großen Radiomacher, die uns damals ebenso kompetent wie unterhaltsam die aktuellen Trends der Pop-und Rockmusik nahegebracht haben. Seine unverkennbare sonore Stimme, seinen Berliner Mutterwitz und seine von Herzen kommende Freundlichkeit werden wir vermissen. Zur Erinnerung an Atze veröffentlichen wir nachfolgend ein Porträt seines langjährigen Freundes und TV-Journalisten Mathias Welp, mit dem er Atze am 85. Geburtstag würdigte. Zudem wird das FRK in Erinnerung an Atze im Lauf der nächsten Wochen einige seiner alten Sendungen ausstrahlen.

"Nerven Sie diese aufgedreht jugendlichen Radiostimmen, die sich mit gestelzter Heiterkeit selbst überschlagen? Ein bewährtes Gegenmittel heißt „Atze“. Wir hören ihn bis heute im Äther - und natürlich auch im Netz. Wenn Hans Karl Schmidt seine Wortbüchse der Pandora öffnet, entkommen noch immer gezielte Ironie-Schüsse aus einem fast 60-jährigen Radioleben. Besonders gerne richtet er den Lauf auf sich selbst und zeigt offene Freude, wenn er trifft. Oft sind es auch ganze Schrotladungen, eine Mixtur aus Wehmut, Emotion, Erinnerung. Serviert als persönlicher Wortsalat. Immer bunt und erfrischend, immer wohltuend viele Tonlagen neben tausendfach durchgekautem und ausgelutschtem Radiobrei. Am liebsten überrascht er sich in seinen Sendungen selbst („weiß der Himmel, wie das heute wieder endet“). Atze und Format-Radio von der Stange? Das wäre der Akrobat mit einem Rechenschieber.
Wir lehnen uns zurück und regenerieren mit einem Grande des deutschen Hörfunks. Hans Karl Schmidt wird 85. Seine Radiospuren hat er mit über 5.000 Sendungen bei RIAS, RTL („Atze & Co“), HR („Teens-Twens Top-Time“, „Guten Morgen allerseits“ „Mittagsdiskotheke“), WDR („Hallo Ü-Wagen“) hinterlassen. Wellenspuren, die mit winzigen Fußabdrücken in einem Berliner Hinterhaus begannen:
Danckelmannstrasse 43. Da leben die Schulzes und die Lehmanns. Und Hänschen mit seiner Mutter, einem Dienstmädchen. Jeden Tag muss sie zur Herrschaft. Wohin mit Hänschen? Aus der Not sperrt sie ihn den Tag über ins Zimmer ein. Die Welt ist eng, das Klo auf halber Treppe. Das Revier wird größer. Hänschens Kinderbande erobert die Charlottenburger Straßenzüge, die Spree, das Ufer vom Lietzensee. Mutproben. Hänschen durchlebt eine Kindheit, in der die Sonne bald durch düstere Wolken scheint, als Bomber über die Hinterhöfe donnern. Kleine Geschichten, die große Geschichte erzählen. Das sind die „Berliner Geschichten – Bomben und Bienenstich“, die Doppel-CD von Hans Karl Schmidt, auf hr4 gesendet wurden sie zum Bestseller. Die Kinderhorde hat der Krieg zerrissen. Hänschens Vetter wird neben ihm erschossen - beim Kohlenklauen. Er selbst kommt durch, mal wieder.

Bomben und Bienenstich lässt Schmidt nach dem Krieg hinter sich, kommt über Umwege als Taxifahrer, Krankenpfleger und Koch nach Kanada. Er betreibt ein kleines Kino, probiert sich nachts als Radiosprecher aus - in einer „Deutschen Stunde“. Zurück in Berlin, macht er das Mikrofon zum Beruf seines Lebens. Seine Entdecker sind Hans Rosenthal (RIAS) und Camillo Felgen (Radio Luxemburg). Dort gehört er neben Frank Elstner und Dieter-Thomas Heck zur Stammbesetzung. Zu „Atze“ wird er mit einer eigenen Zwei-Stimmen-Parodie. Seine Stimmungslage macht er in der immer noch versteiften Radiolandschaft zum bunten Programm („ick bin nur authentisch, wenn ick och mal sinniere“). Ein erfolgreicher Wechsel mit Atzes Marken-Lachen („hua-hua-hua“), wie das die Hörer lieben! Waschkörbe mit Fan-Post sind ihre Antwort. Ein natürlicher Radioton ist geboren. Ein Unterhaltungsmedium darf laufen lernen. Noch auf der Mittelwelle der 60-er Jahre.
Wir erinnern uns an die natürliche Radiostimme unserer Jugend, die immer so klang, wie es uns selber ging. Uns die Hausaufgaben erträglicher machte und vielen späteren Kollegen eine erste Ahnung von diesem grenzenlos kreativen Medium gab. Und wir schalten noch immer gerne ein, etwa die „Ems-Vechte-Welle“ oder „Rundfunk Meissner“ an jedem zweiten Sonntagmorgen oder „radio-landeck.de“, Atzes eigenen Internetsender - on demand.

Seine Lesungen füllen öffentliche Säle – oft mit den Erlebnissen unter sechs Berliner Kindern in dramatischer Zeit. Die haben mit Atzes Radiosendungen gemein, dass sie wie ein Vermächtnis klingen - über die Zeitlosigkeit von Kinderträumen, über das Durchhalten und die Zuversicht. Über das kleine und das große Glück. Einer kam durch, auch im Radio. Ein Segen." (Mathias Welp) +++

 

Freies Radio Kassel e.V.

Opernstraße 2
34117 Kassel

Telefon: 0561 / 57 80 63

E-Mail: verein(at)freies-radio.org



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