Professor Walter Sons, ein Mahner der Geschichte: Am 7.7.24 war Prof. Sons bei den „Omas gegen Rechts“ eingeladen und erzählte über sein Leben, seine Militärzeit im 2. Weltkrieg und die Zeit danach. Er war ein umtriebiger Zeitzeuge, der gerne auch in Schulen unterwegs war, um über das Unrecht zu berichten, das von den Nationalsozialisten ausging.
Wir hören einen Mitschnitt. Mitglieder der Gruppe „Omas gegen Rechts“ sind auch im Studio.
Es war einer der letzten öffentlichen Auftritte des renommierten Wissenschaftlers und Musikers, der mit seiner „Metallmusik“ und „Glasmusik“ internationale Berühmtheit erlangte und viele Jahre als Musikprofessor an der Universität Kassel tätig war. Im September ist Walter Sons im Alter von 99 Jahren verstorben.
„Weiß überhaupt jemand, was er seinen Lieben auf den Gabentisch legen soll? Niemand weiß das, gell?“ Dieses Zitat von Frau Direktor Bartels aus Loriots legendärem Sketch ist natürlich in diesem Jahr, zum 100 des Meisters, wieder besonders aktuell und gilt vermutlich bis in alle Ewigkeit. Kaum zu glauben, aber traurig: Weihnachten steht schon wieder vor der Tür, und die bange Frage nach den Präsenten für die Verwandt- und Bekanntschaft stellt sich drängend, wie in jedem Jahr um diese Zeit. Aber nicht verzagen: Das FRK betätigt sich als Retter in der Not. Wir empfehlen zwar nicht, wie Frau Direktor Bartels, den „Familien-Originalbenutzer“, dafür aber umfassende CD-Pakete, über die sich insbesondere Musikfans freuen dürften.
Wie bereits in früheren Jahren, so stellen wir auch diesmal wieder eine Reihe repräsentativer CD-Boxen vor, die in den vergangenen 12 Monaten erschienen sind. An diesem Wochenende gibt’s sogar zwei jeweils dreistündige Folgen zu hören. Dabei sind u.a. The Who, Eagles, David McWilliams, Hawkwind, Yes, Curve, Jethro Tull, Neil Young, Jimi Hendrix, Black Widow, John Lennon, Flying Burrito Brothers.
Während wir uns langsam aber sicher auf das Ende des Jahres hinarbeiten und vor dem Freien Radio Kassel täglich der Weihnachtsmann über die Stadt fliegt, können sich die FRK-Hörer am 18. und 19. Dezember auf die lange Weihnachtsausgabe der Sendung „Handmade“ freuen. Zwei Stunden Ablenkung und gute, gemütliche Weihnachtslaune erreichen euch aus den Radioempfangsgeräten. Wie immer gibt es neben einigen Klassikern vor allem Titel, die in anderen Sendern nicht unbedingt laufen. Freut euch also auf ein paar Raritäten und einen bunt-gemischten Weihnachtsteller mit Liedern von Cliff Richard, The Fortunes, Ricky Warwick, Sailor, Harpo, Maggie Reilly & Taco, Blackmore’s Night, Max Raabe und das Palast Orchester, Eric Martin, Elvis Presley, Bill Haley, Boney M., Pete Lincoln and Friends, José Feliciano, Stevie Wonder, Middle Of The Road, Rob Alderton (aus dem Musical „This Is Jess“), Chris Andrews, Albert Hammond und noch vielem mehr.
Die Redaktion „Handmade“ wünscht schöne Weihnachten!
Unter diesem Motto können Kinder und Jugendliche zu gesellschaftlichen und politischen Themen einen Beitrag erstellen. Heute beschäftigen wir uns mit Homosexualität und Gleichberechtigung. Durchgeführt wurde das Projekt mit dem 10. Jahrgang Reli und Ethik Kurs der Luisenschule.
„Weiß überhaupt jemand, was er seinen Lieben auf den Gabentisch legen soll? Niemand weiß das, gell?“ Dieses Zitat von Frau Direktor Bartels aus Loriots legendärem Sketch ist natürlich in diesem Jahr, zum 100 des Meisters, wieder besonders aktuell und gilt vermutlich bis in alle Ewigkeit. Kaum zu glauben, aber traurig: Weihnachten steht schon wieder vor der Tür, und die bange Frage nach den Präsenten für die Verwandt- und Bekanntschaft stellt sich drängend, wie in jedem Jahr um diese Zeit. Aber nicht verzagen: Das FRK betätigt sich als Retter in der Not. Wir empfehlen zwar nicht, wie Frau Direktor Bartels, den „Familien-Originalbenutzer“, dafür aber umfassende CD-Pakete, über die sich insbesondere Musikfans freuen dürften.
Wie bereits in früheren Jahren, so stellen wir auch diesmal wieder eine Reihe repräsentativer CD-Boxen vor, die in den vergangenen 12 Monaten erschienen sind. Im vierten von (wahrscheinlich) sechs Teilen sind dabei u.a. George Harrison, Miles Davis, Twilights, Queen, Lindisfarne.
Der insgesamt 14stündige Film „Exergue – Documenta 14“ von Dimitris Athiridis begleitet über zwei Jahre hinweg den Künstlerischen Leiter Adam Szymczyk und sein Kuratorenteam bei der Entwicklung der 14. Ausgabe der documenta, welche unter dem Titel „Learning from Athens“ zum ersten Mal an zwei Standorten – in Kassel und Athen, Griechenland, dem damaligen Epizentrum der europäischen Finanzkrise – stattfand. Der kuratorische Ansatz führte letztlich zu einem Finanzloch und einem Medienskandal, der die Leistungen der Ausstellung in den Hintergrund rückte. In 14 Kapiteln bietet „Exergue – On Documenta 14“ einen einmaligen Blick hinter die Kulissen der institutionalisierten Kunstwelt und stellt dabei auch Fragen nach der Funktion der zeitgenössischen Kunst in einer globalisierten Welt im Wandel.
Der Film wurde während des diesjährigen Kasseler Dokumentarfilmfestivals zweimal in voller Länge (jeweils auf mehrere Tage verteilt) aufgeführt. Im Anschluß an die letzte Aufführung folgte eine Diskussionsrunde, in der es nicht nur um den Film, sondern auch um die documenta 14 ganz allgemein ging. Wir senden Auszüge aus dem Gespräch.
Teilnehmer: Birgitta Coers (Direktorin documenta archiv), Bettina Fraschke (Redakteurin und Leiterin Kulturredaktion HNA), Henriette Gallus (Leiterin Kommunikation dOCUMENTA 13, documenta 14, Stellvertretende Intendantin Haus der Kulturen der Welt), Daniel Kothenschulte (Filmkritiker), Moderation: Ernst-Dieter Lantermann (Psychologe und emeritierter Professor).
„Weiß überhaupt jemand, was er seinen Lieben auf den Gabentisch legen soll? Niemand weiß das, gell?“ Dieses Zitat von Frau Direktor Bartels aus Loriots legendärem Sketch ist natürlich in diesem Jahr, zum 100 des Meisters, wieder besonders aktuell und gilt vermutlich bis in alle Ewigkeit. Kaum zu glauben, aber traurig: Weihnachten steht schon wieder vor der Tür, und die bange Frage nach den Präsenten für die Verwandt- und Bekanntschaft stellt sich drängend, wie in jedem Jahr um diese Zeit. Aber nicht verzagen: Das FRK betätigt sich als Retter in der Not. Wir empfehlen zwar nicht, wie Frau Direktor Bartels, den „Familien-Originalbenutzer“, dafür aber umfassende CD-Pakete, über die sich insbesondere Musikfans freuen dürften.
Wie bereits in früheren Jahren, so stellen wir auch diesmal wieder eine Reihe repräsentativer CD-Boxen vor, die in den vergangenen 12 Monaten erschienen sind. Im dritten von (wahrscheinlich) sechs Teilen sind dabei u.a. Long Ryders, Faces, Kevin Ayers, King Crimson, Paul McCartney & Wings.
Im Sommer 1968 erschien mit dem Byrds-Album „Sweetheart Of The Rodeo“ ein wegweisendes Werk, dessen Langzeitwirkung sich bis in die aktuelle Musikszene verfolgen läßt. Erstmals wagte damals eine prominente Band den Spagat zwischen aktueller Rockmusik und traditionellen Country-Klängen – ein beträchtliches Risiko, galten die beiden Stile doch eigentlich als unvereinbar, vor allem auch aufgrund der kulturellen und gesellschaftlichen Hintergründe. Während Country als hinterwäldlerisch, konservativ und reaktionär betrachtet wurde, bildete die Rockmusik seinerzeit die kulturelle Speerspitze der Jugendbewegung und des Aufbegehrens gegen verkrustete politische und gesellschaftliche Strukturen. Die Byrds, die seit ihren Welthits „Mr. Tambourine Man“ und „Turn Turn Turn“ zu den populärsten amerikanischen Bands zählten, wagten dennoch den Versuch und bestückten eine komplette LP mit älteren und jüngeren Country-Standards, zusätzlich angereichert mit einigen Dylan-Songs und diversen Eigenkompositionen, die aber ebenfalls im Country-Stil gehalten waren. Massiv beeinflußt wurde das Projekt durch den damals gerade neu zur Band gestoßenen Gram Parsons, der später – trotz seines frühen Todes im Alter von 26 Jahren - als „Vater des Country Rock“ in die Musikgeschichte einging. Das Album „Sweetheart Of The Rodeo“ war bei der Veröffentlichung 1968 kein kommerzieller Erfolg, stieg aber im Lauf der Jahre zum Klassiker auf und gilt heute als eine der einflußreichsten Platten überhaupt. Bands wie die Eagles, Poco, America und viele andere, die sich bis heute im Grenzbereich zwischen Pop und Country tummeln, wären ohne die Pionierleistungen der Byrds kaum denkbar.
Zeitsprung: 50 Jahre später, im Jahr 2018, hatten Roger McGuinn und Chris Hillman, die beiden einzigen noch lebenden Mitglieder der Byrds-Besetzung von 1968, die Idee, das komplette Album zum Jubiläum live aufzuführen. Mit der Band von Country-Superstar Marty Stuart entwickelte man ein Live-Programm, das – neben sämtlichen Songs des „Albums – weitere Byrds-Klassiker enthielt, und begab sich auf eine höchst erfolgreiche Amerikatournee, die noch fortgesetzt worden wäre (und die die Musiker möglicherweise auch nach Europa geführt hätte), wenn nicht die Pandemie dazwischengefunkt hätte. So wurde das Projekt vorzeitig abgebrochen – glücklicherweise hatte man aber einige der Konzerte mitgeschnitten, so daß endlich, mit einigen Jahren Verspätung, im Herbst 2024 eine CD mit Auszügen aus dem Konzertprogramm veröffentlich werden konnte. Wir stellen die Platte in der Sendung ausführlich vor und blicken natürlich auch auf das Original-Album „Sweetheart Of The Rodeo“ von 1968 zurück.
Nein, wir präsentieren heute kein blutrünstiges Horror-Hörspiel, wie man aufgrund der Überschrift möglicherweise vermuten könnte. Mit dem „Killer“ ist Jerry Lee Lewis gemeint, der klassische Rock’n’Roller der 50er Jahre, der mit Hits wie „Whole Lotta Shakin‘ Going On“ oder „Breathless“ Musikgeschichte geschrieben hat (und dem zur Zeit unter dem Titel „Great Balls Of Fire – Die Jerry-Lee-Lewis-Story“ ein höchst sehenswerter Theaterabend im TIF gewidmet ist). Aber in unserer heutigen vierstündigen Sendung befassen wir uns nicht so sehr mit den frühen Hits des Künstlers, sondern vielmehr mit seinen Country-Aufnahmen, die insbesondere in den späten 60er und frühen 70er Jahren entstanden sind. Nachdem Jerry Lees Karriere in den 60ern – bedingt durch die Konkurrenz durch die Beatles und die „British Invasion“ – ein wenig aufs Abstellgleis geriet, verlegte er sich verstärkt aufs Feld der Country Music, in der Hoffnung, sich so neue Käuferschichten erschließen zu können. Zunächst lief’s etwas schleppend, aber im Lauf der Zeit entwickelte er sich tatsächlich zu einem anerkannten und erfolgreichen Country-Interpreten. In der heutigen Sendung nehmen wir diesen Teil seiner Kariere gemeinsam mit dem Jerry-Lee-Experten Gerd Möller in den Blick – und wir hören einige des großen Country-Alben des „Killers“ in voller Länge (von Original-Vinyl!).
Unter dem Motto "Zwischen Mond und Morgen" präsentieren Studierende der Musikakademie Kassel ihr Programm aus Musik und Reportagen für Nachtschwärmer.
Das Thema "Nacht" gibt in diesem Semester an der Musikakademie in vielen Veranstaltungen den Ton an. Mit der Live-Sendung greift der medienpraktische Kurs des vierten Akademie-Semesters es auf seine eigene Weise auf. Die Zuhörer werden in die Dunkelheit, Erinnerung und somnambule Inspiration entführt. Denn zwischen Mozart und Madsen kann doch so einiges passieren ...
Zur Erinnerung an die Novemberpogrome 1938 fand auf Einladung der Stadt Kassel und die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit eine Gedenkveranstaltung im Bürgersaal des Kasseler Rathauses statt. Dabei wurden auch die Ereignisse nach dem terroristischen Überfall der Hamas auf Menschen in Israel am 7. Oktober 2023 schwerpunktmäßig thematisiert. Seitdem haben antisemitische Vorfälle und Straftaten hierzulande wieder erheblich zugenommen.
„Die Erinnerung an die Pogromnacht führt uns deutlich vor Augen, wohin gruppenbezogener Menschenhass führt“, betonte Oberbürgermeister Sven Schoeller, der im Namen der Stadt die Gedenkveranstaltung eröffnete. „Es ist unser gemeinsamer Auftrag, dass unsere Gemeinschaft zusammensteht und dass sich Jüdinnen und Juden, Angehörige aller Religionsgemeinschaften und Kulturen in unserer Stadt zu Hause, geborgen und sicher fühlen können“, so Schoeller.
Bei der Gedenkfeier berichtete die Leiterin der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Hessen, Dr. Susanne Urban, in ihrem Vortrag „Immer wieder Judenhass – Die Welle nach dem 7.10.2023“, wie seit dem Überfall der Hamas auf Israel auch in Deutschland eine beängstigende Entwicklung antisemitischer Vorfälle zu verzeichnen ist. Darüber hinaus kamen jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger zu Wort.
Hintergrund:
Vor 86 Jahren, in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, steckten die Nationalsozialisten in Deutschland hunderte Synagogen in Brand. Tausende jüdische Geschäfte wurden zerstört und Friedhöfe geschändet. Viele Juden wurden verschleppt und ermordet. Die Pogromnacht gilt als Auftakt zur systematischen Vernichtung der jüdischen Bevölkerung.
In Kassel fanden die Ausschreitungen gegen die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger bereits zwei Tage früher statt - am 7. November 1938. Die Kasseler Synagoge wurde gestürmt, es gab gewaltsame Übergriffe auf jüdische Bürger und Einrichtungen.
„Weiß überhaupt jemand, was er seinen Lieben auf den Gabentisch legen soll? Niemand weiß das, gell?“ Dieses Zitat von Frau Direktor Bartels aus Loriots legendärem Sketch ist natürlich in diesem Jahr, zum 100 des Meisters, wieder besonders aktuell und gilt vermutlich bis in alle Ewigkeit. Kaum zu glauben, aber traurig: Weihnachten steht schon wieder vor der Tür, und die bange Frage nach den Präsenten für die Verwandt- und Bekanntschaft stellt sich drängend, wie in jedem Jahr um diese Zeit. Aber nicht verzagen: Das FRK betätigt sich als Retter in der Not. Wir empfehlen zwar nicht, wie Frau Direktor Bartels, den „Familien-Originalbenutzer“, dafür aber umfassende CD-Pakete, über die sich insbesondere Musikfans freuen dürften.
Wie bereits in früheren Jahren, so stellen wir auch diesmal wieder eine Reihe repräsentativer CD-Boxen vor, die in den vergangenen 12 Monaten erschienen sind. Im zweiten von (wahrscheinlich) sechs Teilen sind dabei u.a. Tom Petty, Deep Purple, Pale Saints, Chicago, Rory Gallagher.
Vom 18.-20.10.2024 fand das RANGE Festival im Kasseler Schillerviertel statt und widmete sich dabei den lokalen experimentellen und randständigen Formen der Sound-basierten Kunst. Das Trafohausradio war live dabei und hat das Festival übertragen. Hier folgt das Best-of.
Das Festival wurde von freien Künstlerinnen und Künstlern Kassels aus verschiedenen Sparten und Communities organisiert mit dem Ziel, aufstrebenden Künstlern eine nachhaltige Plattform für Peer-to-Peer-Austausch und eine Zukunft für Sound-basierte Medien in Kassel zu bieten.
An drei Tagen fand ein facettenreiches Performance-Programm in der Galerie Mimikri und in der kleinen Weinkirche, Installationen an mehreren Locations u.a. der Nachrichtenmeisterei sowie ein Workshop Programm im flipdot Hackspace, statt.
Eine Internationale Jugendbegegnung 2024 in Kassel
Ein Projekt mit jungen Menschen aus Spanien, Polen und Deutschland über Körper, Körperkult, body tuning, body shaming, body positivity und body neutrality.
Kasseler Teilnehmerinnen erzählen in dieser einstündigen Sendung von ihren Erfahrungen und Erlebnissen bei diesem 10-tägigen internationalen Jugendprojekt in den Sommerferien 2024 in Kassel. Veranstalter waren das Kommunale Jugendbildungswerk der Stadt Kassel und die Jugendräume Wesertor.
„Weiß überhaupt jemand, was er seinen Lieben auf den Gabentisch legen soll? Niemand weiß das, gell?“ Dieses Zitat von Frau Direktor Bartels aus Loriots legendärem Sketch ist natürlich in diesem Jahr, zum 100 des Meisters, wieder besonders aktuell und gilt vermutlich bis in alle Ewigkeit. Kaum zu glauben, aber traurig: Weihnachten steht schon wieder vor der Tür, und die bange Frage nach den Präsenten für die Verwandt- und Bekanntschaft stellt sich drängend, wie in jedem Jahr um diese Zeit. Aber nicht verzagen: Das FRK betätigt sich als Retter in der Not. Wir empfehlen zwar nicht, wie Frau Direktor Bartels, den „Familien-Originalbenutzer“, dafür aber umfassende CD-Pakete, über die sich insbesondere Musikfans freuen dürften.
Wie bereits in früheren Jahren, so stellen wir auch diesmal wieder eine Reihe repräsentativer CD-Boxen vor, die in den vergangenen 12 Monaten erschienen sind. Im ersten von (wahrscheinlich) sechs Teilen sind dabei u.a. Frank Zappa, Status Quo, 10cc, Brinsley Schwarz, Thin Lizzy.
In der neuen Folge der Kammerklänge spricht der Vorsitzenden des Schaustellerverbandes Kassel-Göttingen, Konrad Ruppert, über die Bedeutung der Weihnachtsmärkte für unsere Innenstädte. In diesem Zusammenhang geht es auch um das Thema Finanzierung. Dazu steht Oliver Stöhr, Teamleiter und Handelsexperte der IHK Kassel-Marburg, Rede und Antwort.
Professor Walter Sons, ein Mahner der Geschichte: Am 7.7.24 war Prof. Sons bei den „Omas gegen Rechts“ eingeladen und erzählte über sein Leben, seine Militärzeit im 2. Weltkrieg und die Zeit danach. Er war ein umtriebiger Zeitzeuge, der gerne auch in Schulen unterwegs war, um über das Unrecht zu berichten, das von den Nationalsozialisten ausging.
Wir hören einen Mitschnitt. Mitglieder der Gruppe „Omas gegen Rechts“ sind auch im Studio.
Es war einer der letzten öffentlichen Auftritte des renommierten Wissenschaftlers und Musikers, der mit seiner „Metallmusik“ und „Glasmusik“ internationale Berühmtheit erlangte und viele Jahre als Musikprofessor an der Universität Kassel tätig war. Im September ist Walter Sons im Alter von 99 Jahren verstorben.
Frage: Was hat acht Beine, kurze Haare, seltsame, theatralische Kleidung, keine elektrische Gitarre, ein Nickelodeon (was ist das?!), eine Straßenlampe, eine tragbare Hafenkulisse und traut sich, sich selbst eine Band zu nennen?
Dies und noch viel mehr wird am Samstag im FRK geklärt, wenn wir uns vier Stunden lang dem 50. Jubiläum der britischen Band Sailor widmen.
Katrin Wagner von der Redaktion „Handmade“ hat hierzu mit den vier Original-Bandmitgliedern, Schlagzeuger Grant Serpell, Bass-Nickelodeon Spieler Phil Pickett, Sänger und Kapitän Georg Kajanus und Nickelodeon-/Akkordeon Spieler Henry Marsh, vor einigen Wochen längere Interviews geführt, in denen die vier Herren – mittlerweile zwischen 76 und 80 Jahren alt - über die frühen Tage der Band, ihre Lieblingserinnerungen und noch einiges mehr sprechen.
Daher wird diese Sondersendung einen hohen englischsprachigen Wortanteil beinhalten.
Sailor sind einzigartig als eine der originellsten Gruppen der 1970er Jahre. Die Songs wurden damals theatralisch in Szene gesetzt in einer Phantasiewelt von Rotlichtvierteln und Hafenstädten - die Hauptfiguren waren einsame Matrosen, weit weg von zu Hause. Um den im Tonstudio erzeugten Klang dann auch mit nur vier Personen auf die Bühne zu bringen, wurde von Georg Kajanus das außergewöhnliche Instrument namens Nickelodeon entworfen und gebaut – eine Art Allzweckmaschine, die aus zwei Klavieren, zwei Synthesizern, Mini-Orgeln und Glockenspielen bestand, die alle mechanisch miteinander in einem ebenfalls von Georg entworfenen Holzrahmen untergebracht waren und an der sich zwei Musiker gegenüberstanden. Hierbei möge man bedenken, dass dies 1974 war, lange vor dem Aufkommen von computergesteuerten Keyboards, die jeden Ton auf Knopfdruck abspielen können
Darüber hinaus kamen unterschiedlichste Instrumente von zwölfsaitiger Gitarre, Guitarrón, Charango, Mandoline, Akkordeon bis hin zur Harfe zum Einsatz.
Das erste Album „Sailor“ sowie die erste Single „Traffic Jam“ erschienen im August 1974. Das Album erreichte Goldstatus in Holland. Aber es war das zweite Album "Trouble", das Sailor in der ganzen Welt etablierte. "A Glass Of Champagne" war ein weltweiter Tophit in 1975, schnell gefolgt von "Girls Girls Girls" Anfang 1976.
Die Glücklichen, die ein Sailor Konzert während dieser Zeit erlebt haben, werden sich nicht nur an die theatralische Bühnenshow mit Hafenkulisse, dem Nickelodeon, Straßenlampen, Palmen usw. erinnern, sondern auch an die abwechslungsreichen musikalischen Einflüsse und Stile, die in einem Auftritt vereint waren.
Die Originalbesetzung von Sailor löste sich Ende der 1970er auf. 1980 veröffentlichten Phil und Henry noch ein neues Album zusammen mit Gavin David und Virginia David. Danach komponierte Henry hauptsächlich Musik für das Fernsehen, Georg veröffentlichte drei Alben mit DATA, Grant unterrichtete Chemie, und Phil genoss währenddessen erfolgreiche Tourneen mit Culture Club und co-komponierte den großen Hit "Karma Chameleon".
1989 wurde ein Traum für Sailor und ihre Fans wahr: ein neues Album nach einer zehnjährigen Pause und zwei neue Hit-Singles "The Secretary" und "La Cumbia". Von da an gingen sie auch wieder auf Tour und traten bei vielen Oldie-Festivals auf. Nach seinem letzten Konzert im November 1995 verließ Georg Kajanus dann jedoch die Band. Sailor existierten dennoch in wechselnden Besetzungen weiter bis Mai 2014, wobei Phil Pickett permanent an Bord blieb, Henry Marsh zwischenzeitlich für ein paar Jahre ausstieg und wieder zurück kam, und Grant Serpell bis Dezember 2010 das Schiff verließ. Neue Musiker zwischen 1996 und 2014 waren Pete Lincoln, Anthony England, Rob Alderton, Nick Parvin sowie Henrys Söhne Oliver Marsh und Tom Marsh.
Katrin Wagner und ihr Bruder Karsten Wagner (R.I.P.) von der Redaktion „Handmade“ hatten in den letzten 30 Jahren das Glück, die Band in allen möglichen Besetzungen zu sehen und zu begleiten, deren Website zu betreuen und den Kontakt aufrechtzuerhalten. Daraus haben sich nun auch diese vier Interviews mit Grant, Phil, Georg und Henry ergeben, um das 50. Jubiläum der Band gebührend zu feiern.
Die vier Originalmitglieder in einer Sendung derart ausführlich über ihre Erinnerungen sprechen zu hören, ist eine außergewöhnliche und rare Gelegenheit für Fans. Daher an alle FRK Hörer: Ahoi und viel Spaß:
Die „Robben“ aus der Grundschule Vollmarshausen haben sich mit den Kinderrechten beschäftigt. Es gibt ja sehr viele Kinderrechte, und in der Sendung geht es um das Lernen, die Gesundheit und die Zukunft.
Die Kinder sind live im Studio und übernehmen auch die Moderation.
Überraschend zahlreich waren die Nachrufe in den deutschen Medien auf Phil Lesh, den ehemaligen Bassisten der legendären Grateful Dead, der kürzlich im Alter von 84 Jahren verstorben ist. Das verwundert um so mehr, als daß die Dead hierzulande immer ein Nischenprogramm für eine kleine Schar musikalischer Feinschmecker und Experten waren – in den Mainstream sind sie nie eingedrungen, ihre Platten waren nie in den deutschen Charts, und ihre Europa-Tourneen lassen sich an einer Hand abzählen. Ganz im Gegensatz zu ihrer Heimat USA, wo die prototypische San-Francisco-Hippieband als nationales Heiligtum verehrt und bis heute von zahllosen Fans gefeiert wird – obwohl die klassische Bandbesetzung seit dem Tod ihres Gitarristen Jerry Garcia 1995 nicht mehr existiert. Nun hat es also auch Phil Lesh erwischt, den immer freundlichen, sympathischen Bassisten der Dead, der schon 1965 bei der Gründung der Band dabei war und für die nächsten 30 Jahre ihren Sound entscheidend prägte. In die Musikgeschichte eingegangen ist er als einer der Pioniere der Baßgitarre – dieses Instrument, das bis dahin in der Popmusik vorwiegend als Rhythmusmaschine ein Schattendasein fristete, wurde durch Musiker wie Phil Lesh oder auch Jack Bruce Mitte der 60er Jahre regelrecht emanzipiert und zu einem gleichberechtigten Soloinstrument neben Gitarre und Keyboard weiterentwickelt. In der Sendung würdigen wir Phil Lesh und hören natürlich einige der Dead-Klassiker, die von ihm besonders beeinflußt wurden.
Außerdem in der Sendung: Weitere Aufnahmen von der Frankfurter Buchmesse, Berichte von Ausstellungen in der Schirn-Galerie und im Deutschen Filmmuseum sowie ein Rückblick auf das Bob-Dylan-Konzert in der Frankfurter Jahrhunderthalle.
Seit Jahren gehört er zu den absoluten Spitzenkräften des deutschen Kabaretts – und allmählich hat sich das auch herumgesprochen: Jochen Malmsheimer wurde spätestens durch sein Engagement als Hausmeister der „Anstalt“ auch einem größeren Publikum bekannt.
Verdient hätte er den Erfolg aber schon seit Jahren gehabt. Seit Mitte der 90er war er als Teil des Duos Tresenlesen einer der Vorreiter der heute so beliebten kabarettistischen Lesung, später begeisterte er mit seinen Soloprogrammen ein kleines, aber kenntnisreiches Publikum. Sein Markenzeichen war schon damals ein in der deutschen Unterhaltungslandschaft ziemlich einzigartiges Sprachtempo und eine geradezu überschäumende Fabulierlust. Rasant, komisch, voller Sprachwitz und halsbrecherischer Formulierungen – Jochen Malmsheimer muß man einfach gehört haben, und es ist sehr erfreulich, daß er inzwischen in die Kabarett-Bundesliga aufgestiegen ist.
Die Aufzeichnung, die heute zu hören ist, stammt vom „Sommer im Park“-Festival aus Vellmar – dort hat Jochen Malmsheimer in diesem Jahr sein aktuelles Programm präsentiert.
Eine Woche wurde getextet, geschrieben, aufgenommen und geschnitten, damit Sonntag alles fertig wird. Die Themen sind so bunt wie der Herbst:
Es geht um eine Eishockey-Legende, verschiedene Länder, sehr spezielle Hobbys, Tiere im Herbst und im Garten.
Die Kleine Riesen Nordhessen gGmbH ist Träger des ambulanten Kinder-Palliativ-Teams Nordhessen. Sie setzt sich dafür ein, daß unheilbar schwerstkranke Kinder und Jugendliche durch das Kinder-Palliativ-Team Nordhessen ganzheitlich, umfassend und kompetent begleitet im Kreise ihrer Familie und in ihrem vertrauten Zuhause sterben dürfen. Die Patienten und Angehörigen werden vom Kinder-Palliativ-Team medizinisch-pflegerisch und psychosozial in der schwierigen Lebensphase unterstützt. Sie sind ein zuverlässiger und stabiler Anker in einer Zeit voller Sorgen, Wut und Trauer.
In der Sendung sind Vertreter der „Kleine Riesen gGmbH“ zu Gast.
„Wer soll das alles lesen?“ Obwohl bei der diesjährigen Frankfurter Buchmesse – nach der seuchenbedingten Zwangspause – immer noch weniger Aussteller vertreten waren als früher, kann man sich als unbedarfter Besucher dennoch diese Frage stellen. 4000 Verlage aus fast 100 Ländern präsentierten Zehntausende von Neuerscheinungen, die um die Gunst des lesenden (und kaufenden) Publikums buhlen. Sich einen Überblick zu verschaffen, ist ziemlich unmöglich; selbst altgediente Buchmessen-Veteranen bekommen jedes Jahr nur einen Ausschnitt dessen mit, was sich auf der größten Bücherschau der Welt so alles tut. Dennoch hat sich die zuständige FRK-Redaktion ins Getümmel gestürzt und diverse Interviews mit Verlegern und weiteren Ausstellern geführt. In der heutigen Sendung gibt’s einige davon zu hören – u.a. mit dem Göttinger Wallstein-Verlag und mit dem Historiker des Deutschen Bundestags, der sich mit dem Thema „75 Jahre Grundgesetz“ beschäftigt hat. Außerdem in der Sendung: Ein zorniger Fast-Buchpreisträger und ein Baumhaus in einem Museum (ja, sowas gibt’s tatsächlich!).
Das Ende ist nah, die Hölle heiß. Die lodernden Geschichten von Sünde und Erlösung kommen aus Radio und Bibel: sie schlagen Funken in gebietender Predigt und lockendem Pop. Ein verlorener Sohn, Jerry Lee Lewis, stürmt aus der tiefsten Provinz ins nationale Rampenlicht, heiratet heimlich seine 13-jährige Cousine, die nur eine seiner insgesamt sieben Frauen sein wird, und wird verdammt. Jahre später beobachtet ein Nachtwächter von Graceland – dem Anwesen von Elvis Presley –, wie sich ein 76er Lincoln Continental schnarrend durch den Kies der Zufahrt gräbt und nach einer letzten Beschleunigung das Tor rammt. Der Fahrer ruft mit einer Stimme ebenso schallenden Chroms: „I want to see Elvis! Just tell him, the killer’s here.“
Justin Hibbeler, seit dieser Spielzeit neu im Kasseler Schauspiel-Ensemble, spielt, singt und erzählt die Geschichte von Jerry Lee Lewis, die gleichzeitig die Geschichte des Rock’n‘Roll selbst ist. Entlang hämmernder und schmachtender Songs geht er in „Great Balls of Fire!“ auf eine Reise durch trübe Swimmingpools, schwitzige Tanzsäle und die britische Klatschpresse.
Die Produktion ist eine Übernahme des Landestheater Tübingen und wird in Kassel abwechselnd im Theaterstübchen und im TiF – Theater im Fridericianum gespielt.
Wir haben Justin Hibbeler zu Gast im FRK und sprechen mit ihm über sein Projekt – und natürlich über den „Killer“ Jerry Lee!
Aus der „Anstalt“ des ZDF ist er schon lange ausgeschieden – trotzdem gehört Urban Priol weiterhin zu den führenden politischen Kabarettisten. Neben seinen umjubelten Auftritten mit dem jeweils aktuellen Bühnenprogramm „Im Fluß“ präsentiert Priol seit vielen Jahren seinen kabarettistischen Jahresrückblick „Tilt“, in dem er mit scharfem Blick auf die Ereignisse des jeweils zurückliegenden Jahres schaut. Mitleid mit dem politischen Personal kennt er dabei nicht – gnadenlos seziert er die Zustände im Land (und außerhalb) und überschüttet die Verantwortlichen mit satirischem Spott und teils bösartiger Häme – aber immer extrem witzig und auf hohem sprachlichen Niveau. Und auch seine Auftritte hier in der Gegend belegen immer wieder: Nach Dieter Hildebrandts Tod und Georg Schramms und Volker Pispers‘ Rückzug von der Bühne ist Urban Priol einer der wenigen verbliebenen wahren Kabarett-Titanen, die wir in Deutschland noch haben.
Vor 100 Jahren: Jüdische Wochenzeitung für Cassel, Hessen und Waldeck
Prof. Dr. Dietfrid Krause-Vilmar (Universität Kassel), Daniela Epstein (Nichte Sally Kaufmanns, Jerusalem) und Jonas Dörge (Kassel) stellten im Sara-Nussbaum- Zentrum Sally Kaufmann und die Zeitung vor und sprachen über das Jüdische Bürgertum in Kassel.
Am 4. April 1924 erschien in Kassel das erste Mal die „Jüdische Wochenzeitung für Cassel, Hessen und Waldeck“. Sie wurde als Mitteilungsblatt im Auftrag der Jüdischen Gemeinde Kassel von Sally Kaufmann herausgegeben.
Sally Kaufmann wurde am 26. Februar 1890 in dem Ort Ungedanken (Schwalm-Eder-Kreis) geboren und wanderte zusammen mit seiner Familie 1932 nach Eretz Israel aus, wo er am 29. November 1956 verstarb. Zusammen mit dem Kasseler Rechtsanwalt Julius Dalberg war Kaufmann auch Chefredakteur der Zeitung, die sich durch ihre Nähe zur Weimarer Republik auszeichnete und in der nicht nur Artikel heimischer Autoren, wie zum Beispiel Rudolph Hallo, sondern auch landesweit prominenter Autoren wie Arnold Zweig, Theodor Lessing und Max Brod und anderer veröffentlicht wurden.
In der ersten Ausgabe der Jüdischen Wochenzeitung formulierte Dr. Josef Prager die Ausrichtung der Zeitung wie folgt: „[…] in der Zeit des Aufbaus wollen auch wir daran gehen, den Ausbau des Alten und den Aufbau des Neuen mit aller Kraft vorzunehmen. […] Jetzt […] finden sich alle diejenigen zusammen, die, unbeschadet ihrer verschiedenen Grundeinstellung, in dem Ziel einig sind, dem Judentum zu dienen, für seine äußere Würde und Sicherheit einzutreten, und an der Verbreitung jüdischen Wissens, der Vertiefung aller jüdischen Interessen mitzuarbeiten.“ Was jedoch dem Judentum am besten dient und in seinem Interesse sei, darüber entwickelte sich in der „Jüdischen Wochenzeitung“ eine lebhafte Debatte. Nachrichten aus der Gemeinde nahmen in der Zeitung einen breiten Platz ein, etliche historische Abhandlungen über das nordhessische und Kasseler Judentum wurden publiziert. In der Zeitung kamen die unterschiedlichen und gegensätzlichen Standpunkte jüdischer und nichtjüdischer Autoren zu vielen Themen wie Antisemitismus und Nationalsozialismus, Demokratie in der Weimarer Republik, über den Zionismus und Palästina, über den Konflikt mit den Arabern und zu anderen Themen zu Wort.
Wir senden einen Mitschnitt der Veranstaltung.
Sendetermin: „Themenwechsel“, Freitag, 11. Oktober 2024, 18 Uhr
35 Jahre Mauerfall – ob das ein Grund zum Feiern ist, mag jeder selbst beurteilen. Das Jubiläum dient aber natürlich als willkommener Anlaß, sich mit dem Thema ausführlich zu befassen – sowohl in den Medien als auch in vielfältigen Formen vor Ort, in den Ländern und Kommunen, in Schulen und Universitäten. Auch hier in Kassel erwarten uns einige Veranstaltungen – so etwa eine Ausstellung, die seit dieser Woche (und noch bis zum 8. November) im Foyer der Volkshochschule in der Wilhelmshöher Allee zu sehen ist. „Die DDR in der Erinnerungskultur“ ist der Titel der Wanderausstellung, die von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur zusammengestellt wurde und die auf zahlreichen Schautafeln an die „Wendezeit“ Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre erinnert. Im Rahmen der Ausstellungseröffnung war Dr. Stefan Wolle zu Gast in Kassel, einer der führenden Historiker und Experten in Sachen DDR-Geschichte. In einen Vortrag warf er einen Blick zurück auf die Zeit vor 35 Jahren, auf die damalige politische Entwicklung und auf die Folgen. Wir senden einen Mitschnitt.
Außerdem in der Sendung: Erinnerungen an Songwriter-Legende Kris Kristofferson, der am letzten Wochenende im Alter von 88 Jahren verstoben ist.
Wladimir Kaminer ist seit fast 30 Jahren ein Megastar auf dem Gebiet der Komischen Literatur. Der Ex-Sowjetbürger, der 1990 nach Deutschland kam und zunächst praktisch kein Wort Deutsch sprach, hat mit seiner legendären „Russendisko“ die Herzen der deutschen Fans erobert und seither mit unglaublicher Produktivität (fast jedes Jahr erscheint ein neues Buch) für etliche Bestseller gesorgt. So originell, komisch und unterhaltsam sich Kaminers Geschichten auch lesen – man muß ihn einfach auch hören! In den letzten Jahren war Wladimir Kaminer mehrfach in Vellmar zu Gast, um seine jeweils aktuellen Werke vorzustellen – zuletzt beim „Sommer im Park“-Festival 2024.
Mit einem Hubschrauber soll er im Garten von Johnny Cash gelandet sein, um ihm einige seiner selbstverfaßten Songs zu präsentieren. Ob diese Geschichte der Wahrheit entspricht, ist nicht so ganz sicher – Tatsache ist aber, daß Johnny Cash die Karriere von Kris Kristofferson ganz maßgeblich beeinflußt und gefördert hat. Kristofferson wurde zu einem der besten und einflußreichsten Songwriter der Popgeschichte, dessen Lieder nicht nur von Country-Sängern, sondern von Künstlern der verschiedensten Genres interpretiert wurden. Berühmt wurde etwa die Version von „Me And Bobby McGee“, die Janis Joplin zum Klassiker machte. Aber Kris Kristofferson war auch als Schauspieler erfolgreich – man erinnere sich an seine Rollen in „Pat Garrett und Billy The Kid“ (mit James Coburn) oder „ A Star Is Born“ (mit Barbra Streisand). Jetzt ist er im Alter von 88 Jahren verstorben – wir würdigen ihn mit einer Sonderausgabe der „Country Classics“, in der neben den Kristofferson-Originalen auch diverse Coverversionen zu hören sind.
Am Beginn des Interviews stehen die Beweggründe für die Ausweitung der israelischen Militäroperation im Westjordanland, in Dschenin und Tulkarem. Anschließend geht es um die innenpolitische Lage in Israel, einschließlich der groß angelegten Proteste, bei denen ein Geiselabkommen gefordert wird, sowie um die internen Spannungen und den Druck, der sich innerhalb des Staates entwickelt und zu seinem Zusammenbruch führen könnte. Schließlich wird der Stand der deutschen Waffenexporte nach Israel untersucht - insbesondere die Frage, warum sie seit Beginn des israelischen Krieges angeblich zurückgegangen sind. Dr. Shir Hever ist unabhängiger Wirtschaftsforscher, Autor und Journalist. Er ist Geschäftsführer von BIP (Bündnis für Gerechtigkeit zwischen Israelis und Palästinensern) und derzeit auch Koordinator des Militärembargos des BNC (Boykott National Committee) der BDS-Bewegung.
Am 24. September hat der jordanische König in New York eine Rede zum Konflikt um Palästina gehalten. „[…] kann mich nicht an eine Zeit erinnern, die gefährlicher war als diese. […] unsere Vereinten Nationen stehen vor einer Krise, die ihre Legitimität infrage stellt und das globale Vertrauen und die moralische Autorität zu zerstören droht.“
Sendetermin: „attac-Radio“; Dienstag, 8. Oktober 2024, 21 Uhr
Seit 1976 ist sie die Heimstätte der Kassel Huskies: die Eissporthalle an der Damaschkestraße. Nachdem sie in den vergangenen Jahren durch Huskies-Geschäftsführer Paul Sinizin kontinuierlich umgebaut und modernisiert wurde, hat sie jetzt die offizielle Genehmigung zur Multifunktionsarena erhalten. Dieser umfangreiche Entwicklungsprozess war stets von einem komplexen Baugenehmigungsverfahren begleitet, das sowohl für den Eigentümer als auch für die Stadtverwaltung und die beteiligten Fachplaner eine große Herausforderung darstellte. Umso mehr freut sich Oberbürgermeister Sven Schoeller über diesen Meilenstein und unterstreicht die Bedeutung des Projekts für die Stadt Kassel: "Die Nordhessen Arena ist ein wichtiger Baustein, um die Attraktivität unserer Stadt in der Mitte Deutschlands zu steigern." Ab sofort liegt die Genehmigung zur Nutzung der Halle als Multifunktionsarena vor, wie Stadtklimarätin Simone Fedderke, Oberbürgermeister Sven Schoeller, Stadtkämmerer Matthias Nölke und Hallen-Geschäftsführer Paul Sinizin in einem Pressegespräch erläuterten. Dabei wurde auch die Frage der geplanten zweiten Eisfläche angesprochen.
Außerdem in der Sendung: Übergabe der Fotosammlung von Monika Nikolic ans documenta-Archiv; Gespräch „Neue Gesichter der Kultur“ mit Martin Eberle und Felix Vogel (Veranstaltung des Kulturnetz Kassel e.V.).
Musikalisch gratulieren wir dem „Boss“ Bruce Springsteen zum 75. Geburtstag.
In seinem VHS-Vortrag analysierte Prof. Dr. Jens Flemming die Geschichte des deutschen Widerstands gegen den Nationalsozialismus in all seiner Vielfältigkeit. Hierfür beleuchtete er die unterschiedlichen Beweggründe für widerständiges Handeln und stellte einige beteiligte Organisationen vor. Neben der Ereignis- und Ideengeschichte thematisierte der Referent auch die Nachgeschichte des Widerstands, nahm besonders populäre - aber nicht immer korrekte - Narrative des Widerstands in den Blick und klärte, wie unser Verständnis vom "Widerstand" in der Nachkriegszeit in den beiden deutschen Staaten entstanden ist. Der Vortrag war Teil einer VHS-Reihe zum Widerstand im Nationalsozialismus.
Scott-Wood and his Six Swingers
Der schottische Pianist und Akkordeonist George Scott-Wood leitete in London mehrere Orchester. Dazu gehörten eine große Kapelle, welche gediegene Tanzmusik ohne große Hotambitionen einspielte, eine Akkordeonformation sowie die in unserer Sendung behandelten Six Swingers, eine Smallband, die sich ganz der damals neuesten Jazzspielart verschrieben hatte. Sie nahm für die Regal-Zonophone und später für das Hauptetikett Columbia auf.
Das sonst so allwissende Internet nannte bei der bereits 2020 erfolgten Produktion dieser Folge nur Scott-Woods Geburtsdatum und -ort (Glasgow, 27.5.03) sowie den Todestag (28.10.78). Inzwischen findet der interessierte Hörer im Netz etwas mehr.
Durch die Sendung führt Peter Michael.
Auf mehrfachen Hörerwunsch bringen wir die im Programm nicht angekündigte Sendung vom Mittwoch dieser Woche gleich noch einmal auf dem Wiederholungssendeplatz am Sonntagnachmittag. Hier können Sie sonst ältere Folgen und Sondersendungen hören, beispielsweise zu Jubiläen. Wir überlegen, diese Abfolge zur dauerhaften Praxis zu machen, um Hörern, die die Mittwochssendung verpaßt haben, mitschneiden oder sie einfach nochmals genießen wollen, Gelegenheit dazu zu bieten.
Seit Anfang des Jahres ist Timon Gremmels in der hessischen Landesregierung für Wissenschaft und Kunst zuständig. Der ehemalige nordhessische Landtags- und Bundestagsabgeordnete übernahm das Ministerium von Angela Dorn, die insbesondere während der letzten documenta eine gewisse überregionale Bekanntheit erzielt hat. Auch Timon Gremmels hat in den wenigen Monaten seiner Amtszeit bereits für einiges Aufsehen gesorgt – die Themenbereiche documenta und Staatstheater gehören in sein Aufgabenfeld, und mit einigen seiner bisherigen Entscheidungen (z.B. Wahl des neuen Generalmusikdirektors) sind nicht alle Kulturfreunde einverstanden. Im Rahmen der Museumsnacht hat sich Timon Gremmels bei einer Veranstaltung in der documenta-Halle den Fragen von Volker Schäfer, Vorsitzender des documenta-Forums, gestellt. Dabei wurden auch die kontroversen Themen angesprochen – im Mittelpunkt stand vor allem die Zukunft der documenta und des geplanten documenta-Instituts.
Zum 81. Mal toben zur Zeit in Venedig die Filmfestspiele. Unsere Korrespondenten Torben und Christian berichten live und stellen einige der gezeigten Filme vor. Und sie klären Fragen wie: Wann geht Venedig endlich unter? Welcher Film gewinnt den Goldenen Löwen? Wer steht auf dem roten Teppich? Wo gibt‘s das beste Eis auf dem Lido? Und wie ist das Wetter in Italien? (Spoiler: Heiß.)
Außerdem im Programm: Mitschnitte von der Kundgebung „Kassel gegen rechts“ vor dem Rathaus.
Andreas Zumach macht in seinem Vortrag deutlich, daß die sicherheitspolitische Lage heute noch viel dramatischer sei als vor 45 Jahren zur Zeit des sogenannten
„Nato-Doppelbeschlusses“: Es gebe diesmal kein Verhandlungsangebot an den Osten. Die Raketen werden nur in Deutschland stationiert. Es gibt kein Rüstungskontrollregime mehr, wahrscheinlich im Moment auch keine Kommunikationskanäle zwischen Ost und West. Und es herrsche ein heißer Krieg, der Ost und West gefährlich an den Rand eines größeren Krieges bringen könne. Hinzu komme, daß die neuen Raketen noch deutlich schneller, präziser und schwerer zu orten seien. Sie könnten fast ohne Vorwarnzeit Moskau erreichen. Zumach: „Das wird die Bedrohungswahrnehmung Rußlands erhöhen. Eine gefährliche Zuspitzung der sicherheitspolitischen Lage in Europa.
Und für Deutschland erst recht. Deutschland gerät dadurch noch mehr in die Zielplanung der Russen.“ Ausführlich beschreibt der Experte die neuen Raketen und die dahinterstehende Strategie. Eine weitere Aufrüstung des Westens sei nicht nötig. Schon jetzt wäre die Nato Rußland in allen Belangen und in allen Waffengattungen – auch bei den Raketen – „haushoch“ überlegen. Allein die Rüstungsausgaben machten diese Überlegenheit deutlich. Die Nato gebe für Rüstung ein Vielfaches mehr aus als Rußland.
Die California Ramblers in der Swingzeit auf „Bluebird“
Den meisten Jazzfans und den Stammhörern unserer Sendung braucht man die 1921 gegründeten California Ramblers wohl kaum vorzustellen. In vielen Sendungen mit Aufnahmen der 20er Jahre, also der Zeit des alten Jazz, auch mit eigenen Folgen, konnten wir schon Platten dieses damals äußerst populären und produktiven Orchesters mit seinen diversen Ablegern und Untergruppen bringen.
Manch andern Kapellen gelang es nicht, ihren Erfolg aus den großen Tagen der „Roaring Twenties“ über die Wirtschaftskrise und die Stilwende zum Swing hinüberzuretten. Den California Ramblers unter ihrem Manager Ed Wallace Kirkeby glückte das sehr wohl. Platten des Orchesters aus der Hochzeit des frühen Swing, als dieser neue Stil die USA im Triumphzug eroberte, spielen wir in dieser Ausgabe. Für das preiswerte Unteretikett der Victor, die Bluebird-Schallplatte, stand die Band ab 1935 im New Yorker Studio vor dem Mikrophon.
Was dabei herauskam, stellt Ihnen Peter Michael in einer Auswahl vor.
Schon öfter in den vergangenen Jahrzehnten hörte man anläßlich der Europa-Konzerte von Bob Dylan die Floskel: Geh nochmal hin – wer weiß, vielleicht ist es die letzte Gelegenheit. Natürlich ist es bei einem inzwischen 83 Jahre alten Künstler immer zu erwarten, daß er seine Konzerttätigkeit irgendwann einstellt – aber bisher macht Dylan keine Anstalten, seine legendäre „Never Ending Tour“, die ihn seit Ende der 80er mehrfach um den Erdball geführt hat, ausklingen zu lassen. Weiterhin gilt sein altes Motto: Ich bin Musiker, und mein Beruf ist es, auf die Bühne zu gehen und Musik zu machen. Diesem Grundsatz bleibt er auch in diesem Jahr treu – er ist in den USA praktisch ständig unterwegs. Aber nicht nur dort: Nach drei Jahren Pause beehrt der MEISTER in diesem Herbst auch wieder das Alte Europa. In Deutschland sind 11 Konzerte geplant; die Nachfrage machte bereits mehrere Zusatzkonzerte (u.a. in Frankfurt) nötig. Auch wenn über Dylan inzwischen wirklich ALLES gesagt sein dürfte: Wir nehmen uns im „Themenwechsel“ eine Stunde Zeit, um die Tournee des größten Künstlers der vergangenen Jahrzehnte ausführlich anzukündigen. Und wir werden uns auch mit dem Handyverbot bei den Konzerten befassen, das der MEISTER verhängt hat.
Außerdem in der Sendung: Rezension des Films „Die Ermittlung“ nach dem gleichnamigen Theaterstück von Peter Weiss; Bericht vom Empfang der Kasseler Olympiateilnehmerinnen im Rathaus (Beitrag von Schülern der Arnold-Bode-Schule im Rahmen eines medienpädagogischen Projekts in Kooperation mit dem Offenen Kanal).
Und wieder hat’s einen erwischt: Richard Rogler, einer der profiliertesten politischen Kabarettisten der letzten Jahrzehnte, ist letzte Woche im Alter von 74 Jahren verstorben. In den Nachrufen wird er, wie in solchen Fällen üblich, als „Urgestein“ bezeichnet. Obwohl er sich bereits vor einigen Jahren von der Bühne zurückgezogen hatte, erinnern sich noch viele Kabarettfreunde an den scharfzüngigen, immer etwas hektischen Typen, der die politische Lage gnadenlos, aber auf höchst unterhaltsame Weise unter die Lupe nahm und in seinem satirischen Furor mitunter keine Gnade kannte. Bekannt wurde er schon in den 80er Jahren, als er gemeinsam mit Heinrich Pachl das Straßenkabarett-Duo „Der wahre Anton“ betrieb. Zur nationalen Berühmtheit machten ihn seine Auftritte in den „Mitternachtsspitzen“ und später im „Scheibenwischer“ – bei den beiden wohl populärsten Kabarettreihen der deutschen Fernsehgeschichte gehörte er jeweils zum Stamm-Ensemble. Aber auch seine Solo-Programme wie „Wahnsinn“ oder „Freiheit West“ wurden zur Legende. Wir erinnern an Richard Rogler mit Auszügen aus seinen Bühnenprogrammen.
Roly Berrío, einer der herausragenden Singer-Songwriter Kubas, spielte am 16. August 2024 sein Programm "Moscas de Fuego" im Kasseler Palais Bellevue. In der Tradition der "Nueva Trova Cubana" stehend, die so große Musiker wie Silvio Rodríguez und Pablo Milanés hervorbrachte, erzählte der Musiker aus dem zentralkubanischen Santa Clara mit seiner Gitarre und einer imaginären Band seine Geschichten von Gesellschaft, Liebe, Trennung, Ängsten, Träumen und ganz viel Lebensfreude. Und all das mit einer gesunden Portion Humor und großartig mit seinem Publikum interagierend.
Ulrike Seilacher, die das Konzert in Kassel organisierte, und Klaus Schaake warfen einen Tag später zusammen mit Roly einen Blick auf seinen Auftritt uns sprachen mit ihm über die Hintergründe seines musikalischen Schaffens. All jenen, die tiefer in das Schaffen dieses Musikers einsteigen möchten, bietet dieser Podcast spannende Geschichten und Hintergründe.
Und alle, die nochmals reinhören möchten, sei Rolys Youtube-Kanal ans Herz gelegt, wo es ein Live-Konzert gibt. Das Kasseler Konzert werden wir demnächst hier im FRK ausstrahlen.
In sechs Themenwochen berichten Jugendliche im OKK über interessante, aktuelle und außergewöhnliche Dinge aus Kassel und der Region. Diese Woche wurden in Kooperation mit dem FRK Podcasts aufgezeichnet. Die Themen dieser Ausgabe:
„Gebrochener Spiegel“ (Kriminalhörspiel):
Eine laufende Mordserie ohne Täter und eine ratlose Polizistin.
Wer könnte der Mörder sein? War es vielleicht sogar jemand aus den eigenen Reihen und woher kamen diese stechenden Kopfschmerzen?
In diesem kurzen Kriminalhörspiel erfahrt ihr, was wirklich geschehen ist und dass der Schein manchmal trügen kann.
„Abtreibung“:
Eileen, Leja und Emma haben sich mit dem Thema Abtreibung beschäftigt.
In dem Podcast werden viele verschiedene Aspekte angesprochen:
Pro/Kontra einer Abtreibung, Meinungen der Religionen, Einzelschicksale, Abtreibungsmethoden, und die geschichtliche Entwicklung von Schwangerschaftsabbrüchen.
Die „Alien“-Filmreihe:
Aus Anlass des neuen Alien-Films reden Leonie und Ronja über das Alien-Universum und schauen hinter die Kulissen der Filme. Wie entstanden die Aliens, wer hat sie erfunden und ist der Hype um die neue Folge gerechtfertigt?
„Lieblingsfilme“:
Bei diesem Podcast von Daniel Pik und Arseni geht es um unsere 3 Lieblingsfilme „Drunken Master“, „The Lobster“ und „Transformers 1“. Wir reden über die Handlung, die Gesamtwirkung der Filme, die Kameraführung und generell darüber, was uns am besten gefallen hat.
„Disney“:
Welche Aussagen haben die Disneyfilme und wie wirken die Disneyprinzessinnen auf uns heute?
Die 3-teilige Radio-Serie “Spectrum” stellt lokale Sound Communities in Kassel, Frankfurt am Main und Mainz vor.
Ep. 1 Kassel mit N.B. Spiders, Fabian Gimpel aka Habian666 und Eeva Ojanperä
https://soundcloud.com/enbyspiders
https://soundcloud.com/habian666
Konzeption und Produktion:
Cat Woywod 2024, Kassel
https://soundcloud.com/catwoywod
So ist die kommende Folge „Tanzparkett“ nach ihrem ersten Musiktitel überschrieben. Das soll aber nicht heißen, daß wir uns ins Sommerloch oder in den Grönlandurlaub verabschieden - auch wenn zu dieser Jahreszeit oft nicht viel anderes übrigbleibt ... Wir stellen Ihnen in dieser Ausgabe wieder einmal einige US-Jazzbands der 30er Jahre vor. Die Platten stammen, je nach Orchester, aus der frühen bzw. klassischen Swingzeit oder gerade noch aus der letzten Übergangszeit vom alten Jazz zum Swing - und sind gerade deshalb im Vergleich der einzelnen Orchester untereinander und der Aufnahmedaten sehr aufschlußreich, was die musikalischen Entwicklungen und Strömungen jener Zeit angeht. Mit dabei sind der einarmige Trompeter und Sänger Wingy Manone, weiter die heute zu unrecht etwas vergessene Sängerin und Pianistin Cleo Brown, die hier den Ausnahmeschlagzeuger und Musik-Innovator Vic Berton in ihrem Personal hat, ferner das außerhalb seiner Wirkungsstätte San Antonio, Texas, immerhin einer Stadt von der Größe Frankfurts am Main, fast unbekannte Orchester „Boots and his Buddies“, geleitet von Drummer Boots Douglas, weiterhin Joe Haymes, der vor Jahren in zwei Sendungen von uns gewürdigt wurde, dann der Trompeter und Sänger Henry “Red“ Allen, darauf Lil Armstrong, Exfrau des gleichnamigen Sängers und Trompeters Louis und selbst Sängerin und Pianistin, hier aber nicht selbst am Klavier, sondern als von einem weißen Orchester begleitete reine Sängerin zu hören, darüber hinaus eine Kleingruppe aus dem Isham-Jones-Orchester, die hier schon vom Klarinettisten, Altsaxophonisten und Sänger Woody Herman geleitet wird, erneut eine Wingy-Manone-Gruppe, nämlich die New Orleans Rhythm Kings - und schließlich die Alabama Jug Band, die zum Ende unserer Sendung zwei Jazz-Evergreens bringt.
Durchs Programm begleitet Sie Peter Michael.
Wir bringen:
Wingy Manone and his Orchestra
Summer Holiday
No Regrets NY, 01.7.36
Cleo Brown
You’re My Fever
Breakin‘ In A Pair Of Shoes LA, 20.11.35
Boots and his Buddies
Rose Room San Antonio, TX, 14.8.35
Joe Haymes and his Orchestra
I Wish I Could Shimmy Like My Sister Kate
That’s A Plenty NY, 27.7.36
Henry “Red“ Allen and his Orchestra
Get Rhythm In Your Feet
Body And Soul NY, 29.4.35
Lil Armstrong and her Swing Orchestra
Let’s Get Happy Together
Happy Today, Sad Tomorrow NY, 02.,02.38
Isham Jones and his Orchestra
Tormented
Take It Easy ???
The New Orleans Rhythm Kings
Ostrich Walk
Original Dixieland One-Step NY, 26.9.34
Alabama Jug Band
My Gal Sal NY, 05.9.34
Somebody Stole My Gal NY, 03.10.34
Das Vertrauen in die Institutionen und in das Funktionieren der Demokratie sinkt auf unter 60%“, so die sog. „Mitte-Studie“ der Friedrich-Ebert-Stiftung. Bestätigt werden diese Befragungsergebnisse aus dem Jahre 2023 durch die Europawahlen vom Juni 2024. „Europa rückt nach rechts“, könnte man das Wahlergebnis zusammenfassen. Unmut, Frust oder gar Wut auf die gesellschaftlichen Eliten, auf die etablierten Parteien und „die Politik“ als Verantwortliche für Krisen, Krieg und Klimakatastrophen? Kommt der Unmut aus der „Mitte der Gesellschaft“ oder sind es die vielbeschriebenen „Abgehängten“ und mehrfach „Entwerteten“ an den gesellschaftlichen „Rändern“? Eine jüngere Studie der Forschergruppe um Prof. Klaus Dörre von der Universität Jena lenkt indes bei der Untersuchung von Wurzeln rechtsradikaler Entwicklungen den Blick auf die großbetriebliche Arbeitswelt in der Autoindustrie. Kann es sein, dass rechtsradikale Einstellungen auch ein Abwehrverhalten gegen die sozial-ökologische Transformation der Industrie darstellen? Kann die Vermutung stimmen, daß ein Drittel der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in diesen Betrieben AfD wählt?
Über all diese Fragen debattierten Prof. Klaus Dörre (Universität Jena) und Orry Mittenmeyer (NGG, AfA-Vorsitzender der SPD Kassel) bei einer Veranstaltung im DGB-Haus am 9. Juli 2024. Die von der Initiative „Nachgefragt“ und dem DGB Nordhessen organisierte Diskussion wurde von Dr. Michael Lacher moderiert.
Kein Thema entzweit die Welt der 193 UNO-Staaten und ihrer Bevölkerungen schon so lange und so stark wie der Konflikt Israel/Palästina. Die gegensätzlichen Reaktionen auf den seit Oktober letzten Jahres tobenden Gazakrieg zeigen das in aller Schärfe.
Den einen Extrempol bilden die USA und Deutschland mit ihrer bedingungslosen und fast kritikfreien Unterstützung der israelischen Regierung. Den Gegenpol bilden Südafrika und Nicaragua mit ihren Klagen vor dem Internationalen Gerichtshof gegen Israel wegen Völkermord und gegen Deutschland wegen Beihilfe zu diesem Verbrechen. Zwischen diesen beiden Polen gruppieren sich die übrigen 189 Staaten.
Lassen sich dort neben Stellungnahmen unter völkerrechtlichen Gesichtspunkten noch weitere Motive finden, die z.B. durch eigenständige Interessen, aber auch durch Abhängigkeiten und Einflusssphären bestimmt sind? Welche Rolle spielt die Öffentlichkeit in den jeweiligen Ländern und welchen Platz nehmen historische Erfahrungen ein? Tendiert die Welt zu einer neuen Blockbildung und liefern dabei Theorien eines Nord-Süd-Gegensatzes einen Erklärungsansatz?
(Leicht gekürzter Vortrag vom 17.6.24 in Hannover)
Andreas Zumach ist freier Journalist, langjähriger UNO-Korrespondent, Experte für internationale Beziehungen und Friedensaktivist.
Wenn man einen Zusammenhang zwischen dem fehlgeschlagenen Hitler-Attentat am 20. Juli 1944 und Nordhessen herstellen will, dann stößt man in der Regel auf Adam von Trott zu Solz, der einen Teil seiner Jugend in Kassel verbracht hat, hier zur Schule ging und später der Widerstandsgruppe „Kreisauer Kreis“ angehörte. Wer will, kann auch Roland Freisler erwähnen – der Jurist und ehemalige Kasseler Stadtverordnete der NSDAP stand quasi auf der anderen Seite und war später als Präsident des berüchtigten „Volksgerichtshofs“ für die Todesurteile gegen die Widerständler verantwortlich.
Aber es gab noch einen weiteren nordhessischen Beteiligten an den Ereignissen des 20. Juli, der immer ein wenig in Vergessenheit gerät: Egbert Hayessen, Major beim Oberkommando des Heeres und aktiv in die Umsturzpläne involviert, stammte aus Gensungen. Er war am 20. Juli direkt an den Aktionen im Berliner Bendler-Block beteiligt, wurde aber noch in der gleichen Nacht verhaftet und wenig später zum Tode verurteilt.
Dieter Vaupel, renommierter Historiker und Experte in Sachen regionaler NS-Geschichte, hat vor einigen Jahre eine Hayessen-Biographie veröffentlicht und hat im Rahmen einer Vortragsreihe in der Kasseler VHS über das Leben des „vergessenen Widerstandskämpfers“ berichtet.
Einer der Großen des Jazz: Der C-Melody-Saxophonist Frankie Trumbauer, Folge 6/6
In der sechsten und letzten Folge über Frankie Trumbauer beginnen wir mit der Sitzung vom 29. Januar ‘36, aus der wir am Schluß der fünften Folge schon eine Seite vorstellen konnten. In dieser Zeit sind wieder Prominente in Trumbauers Besetzung, so z.B. die Gebrüder Teagarden, Roy Bargy, George van Eps und Stan King, in der folgenden Sitzung auch Artie Shaw und Carl Kress.
Die nächsten drei Jahre überspringen wir. Erst von 1940 liegen uns wieder Einspielungen Trumbauers unter eigenem Namen vor, die in zwei Sitzungen am 22. und 23. Februar für die Firma Varsity entstanden. Hier hören wir die Sängerin Fredda Gibson (bürgerlich Frieda Lipschitz, 1918 - 2006), die in den 50er Jahren unter ihrem zweiten Künstlernamen Georgia Gibbs zu Ruhm und mehreren goldenen Schallplatten gelangen sollte.
Obwohl nun auch dem Fachmann kaum geläufige Musiker die Reihen füllen, bietet Trumbauers Orchester, zwar anders als vier oder sechs Jahre zuvor nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit, trotzdem gut gespielten, tanzbaren Swing.
Wie schon zu den vorigen Sendungen gesagt, beendete Frankie Trumbauer nach diesen Plattenaufnahmen seine Musikerkarriere zunächst, um sich seiner zweiten großen Leidenschaft, der Luftfahrt, zu widmen. Der talentierte Flieger arbeitete bei der Luftaufsicht und bildete im Kriege für eine Flugzeugfabrik Piloten der US-Luftwaffe auf neuen Baumustern aus. Nach Kriegsende und einer kurzen Rückkehr ins Musikgeschäft war er bis zu seinem frühen Tode erneut bei der Luftaufsichtsbehörde tätig.
Durchs Programm begleitet Sie Peter Michael.
PS: Wer zum 120. Geburtstag des Pianisten, Komponisten, Unterhalters, Orchesterleiters und Sängers Peter Igelhoff am 22. Juli eine Würdigung in unserem Programm vermißt hat, darf hoffen: Eine zu diesem Jubiläum geplante Sendung wurde aus Zeitmangel bisher nicht fertig - wir hoffen, sie baldmöglichst nachreichen zu können!
„Erpresser“, „Bahnteufel“, „Totengräber der Deutschen Bahn“, „Radaugewerkschafter“ – Claus Weselsky hat sich im Laufe der letzten Jahre viele Beleidigungen verdient, die ihm seine zahlreichen Gegner angehängt haben. Aber der Chef der Gewerkschaft der Lokomotivführer hat sich auch Respekt und Anerkennung erarbeitet; viele sehen in ihm den letzten wirklich konsequenten, kampfbereiten und durchsetzungsfähigen Gewerkschafter, der immer bestrebt ist, das Optimum für seine Kollegen zu erreichen. Im Herbst geht Claus Weselsky in den Ruhestand – daß er sich aber danach völlig zurückzieht, ist kaum zu erwarten. Auf Einladung des ASTA der Kasseler Uni sowie mehrerer Gewerkschaften war Claus Weselsky kürzlich in Kassel zu Gast: In der Alten Färberei auf dem ehemaligen Gottschalk-Gelände, das jetzt zur Universität gehört, berichtete er über seinen Werdegang und über seine Arbeit als Gewerkschafter – engagiert und kämpferisch, aber auch mit einer gehörigen Portion Humor. Daß er, einmal in Fahrt gekommen, kaum zu bremsen ist, beweist die Dauer der Veranstaltung: Fast zweieinhalb Stunden lauschten die Zuhörer interessiert den Ausführungen des rhetorisch begabten Medienprofis – wir haben leider nur zwei Stunden Sendezeit zur Verfügung und mußten daher die Aufnahme ein wenig kürzen.
Seit etlichen Jahren gehört Sarah Hakenberg zu den etablierten Stars im Grenzbereich zwischen Kabarett, Literatur und Singer/Songwriter. Ihre Bühnenauftritte lassen erkennen, daß sie vom Poetry-Slam kommt und sich, als studierte Literatur- und Theaterwissenschaftlerin, auch in diesen Bereichen bestens auskennt. Ihr aktuelles Programm spielte sie Ende letzten Jahres im „Piazza“ in Vellmar.
„Niemand käme auf die Idee, ihn als Sessionmusiker zu Plattenaufnahmen einzuladen.“ Dieses Zitat wird dem britischen Schlagzeuger Keef Hartley zugeschrieben, und es bezieht sich auf den Mann, an den wir heute anläßlich seines Todes erinnern: John Mayall, Pionier des britischen Blues und Wegbereiter der klassischen Rockmusik. Hartleys Bemerkung macht deutlich, daß John Mayall nicht unbedingt als herausragender Virtuose gesehen wurde: Sein Harmonika- und Gitarrenspiel waren eher mittelmäßig. Er ist zwar ein ganz passabler Blues-Sänger, aber mit den amerikanischen Originalen konnte er nie wirklich mithalten. Mayalls Fähigkeit bestand vielmehr darin, Talente zu erkennen die richtigen Musiker in seine Bands zu holen. Seine „Bluesbreakers“ galten in den 60ern als Lehrwerkstatt für unzählige junge englische Musiker, die später zu Superstars wurden: Eric Clapton, Peter Green, Mick Taylor, John McVie, Mick Fleetwood, Harvey Mandel und viele andere gingen quasi bei Mayall in die Lehre; er führte sie an den klassischen Blues heran, verschaffte ihnen die Möglichkeit, ihre musikalischen Fähigkeiten weiterzuentwickeln und unterstützte sie beim Einstieg ins Musikgeschäft. Ohne John Mayall hätte es Bands wie Cream oder Fleetwood Mac nie gegeben.
Daß er aber auch selbst ein hervorragender Musiker war, wird heute gerne vergessen. Zwar blieb er zeitlebens dem klassischen Blues treu, aber er erweiterte das musikalische Spektrum um Einflüsse von Jazz, Folk, Psychedelik oder Soul. Besonders im Zuge seiner späteren Auswanderung nach Kalifornien entstanden einige wunderbare Blues-Rock-Alben, die man unbedingt kennen sollte.
Anläßlich seines Todes in dieser Woche wiederholen wir eine Sendung, die wir im letzten Jahr zu seinem 90. Geburtstag produziert hatten. Gerüchten zufolge stand er bis vor kurzem immer noch gelegentlich auf der Bühne.
Es ist wieder soweit: Wie jeden Sommer gehen wir bei Liederleute und Kreuzweise auf Festivaltour. Diesmal begeben wir uns auf eine Reise quer durch die deutschsprachige Musiklandschaft.
Den zweiten Stopp machen wir diesmal in der Schweiz. Seit mehr als 30 Jahren gehört die Mundart-Band Patent Ochsner aus Bern zu den ganz "Großen" in der eidgenössischen Musiklandschaft. Ihre Musik zeichnet sich durch eine große Vielfältigkeit aus: neben den üblichen Instrumenten (Gitarre, Bass, Schlagzeug, Gesang) sind auch Mandolinen, Celli, Violinen, Saxophone, Posaunen, Akkordeon zu hören.
2020 wurden Patent Ochsner mit dem "Swiss Music Award" für ihr Lebenswerk ausgezeichnet und eingeladen, als erste Schweizer Gruppe eine MTV-Unplugged-Konzertreihe zu veranstalten. Nach anderthalb Jahren Probe fanden die Konzerte am 12. und 13. Oktober 2021 im Casino Bern statt. Wir senden Ausschnitte daraus.
In der letzten Veranstaltung der traditionsreichen Reihe „Resonanzboden“ in dieser Spielzeit beantwortete Staatstheater-Intendant Florian Lutz im Opernfoyer Fragen zur noch laufenden und gab einen Ausblick auf die kommende Spielzeit. Dabei kamen natürlich auch die Debatten der letzten Zeit zur Sprache – die Konflikte zwischen Intendanz und Orchester wurden ebenso erörtert wie die umstrittene Findung des künftigen Generalmusikdirektors.
Außerdem berichten wir in der Sendung über die Aufführung von Brechts „Dreigroschenoper“ bei den Bad Hersfelder Festspielen, die – nicht nur wegen der Beteiligung von Star-Schauspielerin Anna Loos – zu einem Publikumsrenner wurde. Und wir waren im preisgekrönten Theaterhaus Jena und haben dort „Carol“, die letzte Premiere der Saison, besucht.
Einer der Großen des Jazz: Der C-Melody-Saxophonist Frankie Trumbauer, Folge 5/6
Die letzte Sendung endete mit einer Platte vom 24. Juni 1931. Nur sechs Wochen danach starb Frankie Trumbauers kongenialer Mitstreiter Bix Beiderbecke.
Trumbauer, vorher lange bei OKeh Records, hatte bis zu diesem Zeitpunkt, immer noch mit Kollegen aus dem Paul-Whiteman-Orchester, für die Brunswick aufgenommen. Nun gründete er mit neuem Personal ein neues Orchester und wechselte zur Columbia, einer Gesellschaft, die 1926 von ihrer englischen Tochter geschluckt worden war. 1934, nachdem in den USA der Absatzmarkt zusammengebrochen war und man nur noch für den englischen Markt aufgenommen hatte, erzwangen die scharfen US-amerikanischen Wettbewerbsgesetze den Verkauf der US-Columbia. Somit gehörten beide Firmen (und mit der Columbia auch die OKeh) danach zur American Record Co. (ARC), welche die Brunswick als Hauptetikett führte und die Columbia auf sehr kleiner Flamme weiterköcheln ließ, bis sie 1940 aus der ARC-Konkursmasse heraus neugegründet wurde. Aber das ist eine andere Geschichte …
Nachdem er 1933 unter eigenem Namen gar keine Studioeinspielungen aufgenommen hatte, findet sich Trumbauer 1934, wiederum mit einer neuen Formation, z.T. wieder mit Whiteman-Leuten, auf seinem früheren Label Brunswick wieder. Hier schafft er auch den stilistischen Übergang zur Swingzeit, den einige Kapellen nicht zu vollziehen verstanden.
Ein Abstecher zur Victor (für zunächst vier Seiten, die am 20.11.34 in New York entstanden), wiederum mit anderen, teilweise später illustren Musikern, führt zu keinem festen Vertrag, man kehrt zur Brunswick zurück. Die Victor-Studios sollte Trumbauer in den folgenden Jahren allerdings immer wieder einmal betreten. Über die letzten Jahre Trumbauers im Musikgeschäft hören Sie mehr in der sechsten und letzten Folge.
Durchs Programm führt Peter Michael.
Aus dem „Sommermärchen 2024“ wurde bekanntlich nichts – wir dürfen nur noch zusehen, wie sich England und Spanien um die EM-Krone streiten (und darauf hoffen, daß das kleinere Übel eintritt). Aber wir wollen uns dennoch heute mit dem Thema Fußball befassen.
Nicht nur Fußballfans erinnern sich gerne an das Sommermärchen 2006 – die Weltmeisterschaft in Deutschland, bei der das Land von Euphorie erfasst wurde. Beim gemeinsamem Fußball-Schauen unterm Sommer-Himmel präsentierte sich Deutschland als weltoffener Gastgeber, Fans aus aller Welt fühlten sich willkommen. Das Motto der WM „Die Welt zu Gast bei Freunden“ füllten die Fans mit Leben und trugen zu einem langfristigen Imagegewinn Deutschlands bei. Mit einem als unverdächtig empfundenen Patriotismus jubelten die Deutschen über unerwartete Erfolge der Nationalmannschaft, auch wenn der Titel letztlich an Italien ging.
Auch dieses Jahr fand ein großes Fußball-Turnier in Deutschland statt, die Europameisterschaft. Doch die Vorzeichen waren in einer Zeit der Kriege und Krisen andere. Gleichzeitig waren die Erwartungen groß. Nachdem sich die deutsche Nationalmannschaft in den letzten Spielen vor dem Turnier sportlich verbessert präsentiert hatte, träumten die Fans vom Titel und das ganze Land von einer unbeschwerten Fußball-Zeit – vergeblich, wie wir jetzt wissen.
Doch hätte es 2024 wieder ein Sommermärchen geben können? Überfrachtet man mit dieser Erwartung nicht den Fußball? Was kann der Fußball für die Gesellschaft leisten: in Sachen Integration und gesellschaftlichem Zusammenhalt, für die landesweite Stimmung, für Politik und Wirtschaft? Welchen Weg nimmt der Fußball zwischen Kommerzialisierung und Basissport? Dies diskutierten Dr. Martin Seip (Berater von Fanprojekten und Mitarbeiter Universität Kassel), Oliver Zehe (KSV Hessen Kassel), Tom Zölzer (Geschäftsführung und Trainer Dynamo Windrad e.V.) und Florian Hagemann (Leiter Redaktion Kassel HNA) bei einer Gesprächsrunde im Uni-Lokal an der Wilhelmsstraße. (Es sei darauf hingewiesen, daß die Veranstaltung VOR dem Ausscheiden der DFB-Elf stattfand.)
Das Traforadio ist eine Radiostation im Trafohaus, die jede Woche live vom Lutherplatz in Kassel sendet. Die Beiträge sind eine Mischung aus Gesprächen an der Schnittstelle zwischen Architektur, Design und Stadtplanung mit einem Focus auf Kassel und Musik.
Das Radio begleitet einen Kiosk, der jede Woche mittwochs von 17:00 bis 21:00 Uhr geöffnet hat und in dem man eine Auswahl von Büchern findet. Das Projekt Trafohaus umfasst die schrittweise Wiederbelebung der denkmalgeschützten Trafostation mit ehemals integriertem Kiosk, Telefonzelle und Poststation am Lutherplatz in Kassel. Durch seine zentrale Lage und als Teil des Platzensembles ist der Ort eine Schnittstelle im urbanen Raum. Die Gruppe setzt sich theoretisch und praktisch mit Gestaltung und Raum auseinander und untersucht dabei publizistische Methoden. Das Freie Radio sendet während des Sommers (fast) jeden Mittwoch ab 22 Uhr Auszüge aus den Produktionen des Traforadios.
Prof. Dr. Aram Ziai, Politikwissenschaftler und Professor für Entwicklungspolitik und Postkoloniale Studien an der Universität Kassel, "experimentiert" in dieser StadtLabor-Ausgabe mit Gastgeber Klaus Schaake.
Er umreißt im Gespräch Forschungsfelder und untersucht historische Ereignisse, die zur Entstehung der Postkolonialen Studien beigetragen haben.
Den Einfluss von Frantz Fanon und anderen Denkern auf die Postkolonialen Studien diskutiert der Wissenschaftler und erörtert, wie persönliche und akademische Erfahrungen die Perspektiven auf dieses Feld formen. Aktuelle globale Ereignisse sowie politische und ökonomische Trends, die für die postkolonialen Studien relevant sind, werden thematisiert und darüber hinaus beleuchtet das StadtLabor die oft geäußerten Antisemitismus-Vorwürfe gegenüber den Postkolonialen Studien.
Zukünftige Entwicklungen und Forschungsschwerpunkte innerhalb der Postkolonialen Studien betrachtet die Sendung ebenfalls, um aufzuzeigen, wie diese zur gerechteren Gestaltung der Welt beitragen können.
Daß das Publikum bei Kabarettveranstaltungen zum Großteil aus Lehrern besteht, ist ein weitverbreitetes (wenn auch zutreffendes) Gerücht. Aber auch auf den Kabarettbühnen findet man immer wieder ausgebildete Pädagogen – so wie Matthias Jung, der sein Hobby quasi zum Beruf gemacht hat und sich nun kabarettistisch und komödiantisch mit dem Themenbereich Erziehung und Schule befaßt. Geplagte Eltern und Lehrer, die ihrer renitenten und bösartigen Zöglinge kaum noch Herr werden, bekommen bei Matthias Jung wertvolle Tips für den Umgang mit der jungen Generation – noch dazu in höchst unterhaltsamer Form. Im Dezember letzten Jahres war Jung in Vellmar zu Gast und hat sein aktuelles Programm gespielt.
Am Samstag, 8. Juni, am Stern sowie am 22. Juni auf dem Opernplatz wurden über eine Stunde lang Auszüge aus der "Klageschrift der Republik Südafrika zur Einleitung eines Verfahrens gegen den Staat Israel" vorgelesen. Eingereicht wurde die Klage Südafrikas am 29. Dezember 2023 beim Internationalen Gerichtshof (IGH).
In dieser Klageschrift werden zahlreiche konkrete Hinweise aufgeführt, die darauf verweisen, daß die beanstandeten Handlungen und Unterlassungen der israelischen Armee im Gazastreifen völkermordenden Charakter haben.
Gelesen wurden ebenfalls Passagen aus der Klage Nicaraguas gegen Deutschland vom März 2024 vor dem Internationalen Gerichtshof Den Haag wegen Beihilfe zum Völkermord durch Waffenlieferungen an Israel und die Einstellungen von Zahlungen an die UNRWA.
Es wurde darauf verwiesen, daß über diese Klagen noch nicht abschließend entschieden wurde. Am 26. Januar 2024 hat der Internationale Gerichtshof jedoch eine Entscheidung getroffen, die Israel dazu auffordert, alle Handlungen zu unterlassen, die gegen die "Völkermordkonvention" von 1948 verstoßen.
Veranstaltet wurden die Lesungen von: Attac-Regionalgruppe Kassel, Deutsch-Palästinensische Gesellschaft Kassel, Kasseler Friedensforum und Bündnis Yousef Shaban.
Der C-Melody-Saxophonist Frankie Trumbauer, Folge 4/6
Auch in der vierten Folge über den Multiinstrumentalisten und Sänger Frankie Trumbauer geht es zunächst weiter wie gewohnt. Für die OKeh-Schallplatte nahm er weiterhin unter seinem Namen mit Kleingruppen auf, denen immer Bix Beiderbecke, sein Kollege aus der Paul-Whiteman-Band, als Kornettist angehörte. Aber vieles sollte sich ändern. Die ersten beiden Titel stammen aus der Aufnahmesitzung vom 19. Oktober 1929. Sie liegt also nur knapp eine Woche vor dem „schwarzen Freitag“, dem Beginn der Weltwirtschaftskrise. Diese sollte Millionen Menschen in Amerika und auf der ganzen Welt sozialen Abstieg, Hunger und Elend bringen und durch den von ihr begünstigten Aufstieg der Nationalsozialisten in Deutschland eine völlige Veränderung der Welt bewirken. Davon war freilich Ende 1929 noch nichts zu spüren.
Auch für Frank Trumbauer und sein musikalisches Schaffen ging es zunächst weiter wie gewohnt. Wir hören aus der Sitzung vom 8. Mai ‘30 zwei Titel aus dem Farbfilm „King of Jazz“, in dem Trumbauer als Mitglied des prominenten Orchesters von Paul Whiteman auch zu sehen und zu hören ist.
Zunächst passierte etwas, das so auch ohne äußere Einflüsse geschehen wäre: Bix Beiderbecke fehlt in der Besetzung. Sein Chef, Paul Whiteman, mußte ihn in eine Trinkerheilanstalt schicken. Nicht selbstverständlich: Bix‘ Gehalt wurde in dieser Zeit weiterbezahlt, etwas, das es so nur beim von der Kritik oft geschmähten Paul Whiteman gab. Wohl in allen andern Orchestern hätte Beiderbecke zusehen müssen, wo er geblieben wäre. Andy Secrest, ebenfalls bei Whiteman angestellt und ein großer Bix-Bewunderer, ersetzt ihn ausgezeichnet.
Am 8. September 1930 fand in New York die letzte Sitzung für OKeh Records statt. Auch das hätte ohne die Wirtschaftskrise passieren können - die Brunswick hatte wohl einen besseren Vertrag angeboten als die seit einiger Zeit der Columbia gehörende OKeh. (Die Wirtschaftskrise sollte kurz darauf auch auf dem Schallplattenmarkt alles Etablierte stürzen und alle drei Gesellschaften neben etlichen weiteren unter dem Dach des „Pleitegeiers“ ARC zusammenwürfeln.) Das Personal ändert sich hier wieder leicht, stammt aber wie bisher aus der Whiteman-Band.
Weiter tat sich vorerst für die Jazzer um Trumbauer nichts Weltbewegendes. Es gab (durchaus auch prominente) Musiker, die recht schnell ihre Engagements einbüßten, aber noch waren die Auswirkungen der Wirtschaftskrise immer noch nur für einen Teil der US-Amerikaner spürbar, der allerdings stetig wuchs. Wer noch in Arbeit und Brot war, ging weiter zu Konzerten und Tanzabenden - und kaufte Platten. Die letzte in dieser Sendung ist am 24. Juni 1931 in Chicago aufgenommen.
Bix sollte nach seiner Entziehungskur nicht wieder im Musikleben Fuß fassen. Haltlos und vom Alkohol geschwächt, erlag er am 6. August 1931 einer Lungenentzündung. Eine der fruchtbarsten Arbeitsbeziehungen im Jazz war damit endgültig erloschen.
Durch die Sendung begleitet Sie Peter Michael.
Ludwig ist ein Arbeiterjunge aus Frankfurt am Main, der im Oktober 1939 in die Arbeitsanstalt Breitenau in Guxhagen eingeliefert wird. Während seiner Haftzeit wird er zur Bestrafung mehrfach in einer der Isolationszellen im Turm des Haftgebäudes eingesperrt. Während dieser Isolationshaft ritzt er Botschaften in die Wände ein, die heute zur Aufarbeitung seiner Geschichte führen. Seine Geschichte erzählt dabei nicht nur das Schicksal einer einzelnen Person, die im Unrechtssystem der Nationalsozialisten gefangen ist, sondern gibt tiefe Einblicke in die Mißstände des deutschen Fürsorgesystems der 1930er Jahre.
In diesem Podcast sprechen Philipp und Nadine aus dem Masterstudiengang „Geschichte und Öffentlichkeit“ der Universität Kassel über Ludwig Hies. Sie werfen einen Blick in die Akten der ehemaligen Arbeitsanstalt und diskutieren über den historischen Ort Breitenau, der während der NS-Herrschaft in den 1930er und 1940er Jahren nicht nur als Arbeitshaus, sondern auch als frühes Konzentrationslager und später als sogenanntes „Arbeitserziehungslager“ genutzt wurde.
Außerdem in der Sendung: Geburtstagsgrüße an Andy Scott, Gitarrist und letztes noch lebendes Originalmitglied von The Sweet, der an diesem Wochenende 75 Jahre alt wird.
„Radio ist mehr als Musik“ ist ein Projekt der Medienanstalt Hessen. Eine Woche lang hat die 3b Radio gemacht. Wir werden Sirenen hören, es wird sportlich, wir schauen uns das Klima an und machen zusammen eine besondere Reise. Die Kinder werden die Radiosendung auch live moderieren.
Es war am Abend des 19. Mai 1933, als SA- und SS-Kolonnen auf den Kasseler Friedrichsplatz aufmarschierten, um unter dem Motto ‚Ungeist auf den Scheiterhaufen’ in aller Öffentlichkeit Bücher der vom NS-Regime verbotenen Autoren zu verbrennen. Bereits in den Tagen zuvor hatten Schüler und Studenten, die als ‚undeutsch’ deklarierten Bücher aus den Kasseler Leihbüchereien und Buchhandlungen ausgesondert und zum Friedrichsplatz gekarrt. Bei reger Anteilnahme einer großen Menschenmenge wurde dort ein Scheiterhaufen aus den tausenden Bänden dieser „intellektuellen Giftstoffe“ errichtet. Unter den Klängen eines SA-Musikzuges wurde dieser dann in Brand gesteckt. Die Tageszeitungen berichteten in überschwänglichen Worten von diesem Ereignis.
In diesem Jahr wollen wir mit Texten an Franz Kafka, Albert Ehrenstein, Erich Mühsam und Hermynia zur Mühlen erinnern; auch ihre Werke wurden Opfer der Nazibarbarei. Die Veranstaltung wurde durch Anna Göbel (Violine) vom Orchester des Staatstheaters Kassel musikalisch umrahmt.
Seit vielen Jahren organisieren Gerd und Birgitt Möller jeweils zum Jahrestag der Bücherverbrennung Gedenkveranstaltungen, bei denen Schüler aus verschiedenen Kasseler Schulen Texte aus den Werken der von den Nazis verbotenen Autoren lesen. Auch in diesem Jahr fand wieder eine Gedenklesung statt, die vom Offenen Kanal aufgezeichnet wurde. Kooperationspartner bei der Durchführung der Veranstaltung waren: Deutsch-Israelische Gesellschaft e.V., Förderverein Gedenkstätte Breitenau e.V., Volkshochschule Region Kassel. Wir senden den Mitschnitt der Veranstaltung.
Außerdem bringen wir einen Märchenpodcast, den das Medienprojektzentrum Offener Kanal Fulda kürzlich im Funkhaus des FRK erstellt hat. Kinder steigen in einen magischen Zug, der sie ins Märchenland zu den Brüdern Grimm bringt. Dort erleben sie ein Märchen hautnah und erfahren jede Menge Spannendes über die gelehrten Brüder. Der Podcast entstand in einer Ferienfreizeit der Stadt Fulda in Kassel. Kinder zwischen zehn und zwölf Jahren haben daran teilgenommen und das Manuskript selbst geschrieben. Idee: Andreas Rickert-Lützen. Betreuung: Magdalena Walter. Schnitt: Eva Carolin Ulmer. Unterstützt vom Medienprojektzentrum Offener Kanal Fulda und der Medienanstalt Hessen.
Schließlich gratulieren wir im heutigen „Themenwechsel“ Ray Davies, dem genialen Songschreiber und Chef der Kinks, zum 80. Geburtstag.
Als „Universalgelehrten“ bezeichnet sich Philipp Weber selbst – und nicht zu Unrecht: Der Kabarettist aus dem südhessischen Amorbach (dort kommt auch Vince Ebert her) hat die Fähigkeit, sein Publikum nicht nur zu unterhalten, sondern auch zu belehren. Seine Programme sind gespickt mit Fakten und Informationen zu den unterschiedlichsten Themen, so etwa auch zur sogenannten „Künstlichen Intelligenz“. Im Februar war Philipp Weber, der seit inzwischen über 25 Jahren auf der Kabarettbühne steht, mit seinem aktuellen Programm in Vellmar zu Gast.
Michael Kumpfmüller wirft in seinem Roman „Die Herrlichkeit des Lebens“ ein helles, fast heiteres Licht auf den berühmten Dichter Franz Kafka. Er zeichnet liebevoll und diskret einen Menschen, der in seinem letzten Jahr die große Liebe findet und sein Leben in die Hand nimmt, bevor es dafür zu spät ist. Bei seiner Lesung im Palais Bellevue sprach der Autor auch über die Verfilmung seines Romans, die aktuell im Kino zu sehen ist. Wir senden den Mitschnitt einer höchst unterhaltsamen Veranstaltung, die vom Literaturhaus Kassel organisiert wurde.
Außerdem in der Sendung: Besprechung des aktuellen Werks von Ferdinand von Schirach.
„Radio ist mehr als Musik“ - so heißt nicht nur das Projekt der Medienanstalt, das haben die Kinder der 3A der Brüder-Grimm-Schule in Baunatal eine Woche lang erlebt. Die Ergebnisse könnt ihr am Sonntag im Kinderprogramm ab 16:00 Uhr hören. Es geht um die Polizei und die Feuerwehr, um Tiere und um den Wald. Und eine Geschichte haben sie auch für euch produziert.
Vor fünf Jahren wurde der damalige Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke auf der Terrasse seines Wohnhauses in Wolfhagen-Istha erschossen. Der Täter: ein Rechtsradikaler, der Lübckes Haltung zur Flüchtlingspolitik ablehnte. Mit einer Gedenkfeier wurde am Sonntag, 2. Juni, in der Kasseler Martinskirche an Walter Lübcke erinnert. Neben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprachen Ministerpräsident Boris Rhein und die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Beate Hofmann. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Demokratie-Initiative „Offen für Vielfalt“, dem Regierungspräsidium und der evangelischen Kirchengemeinde Kassel-Mitte. Wir senden Auszüge.
Außerdem in der Sendung: Interview unserer Kollegen Klaus Schaake und Eric Seitel mit der neuen Stadtbaurätin Simone Fedderke sowie eine Besprechung der Inszenierung von Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung“ am Staatstheater Kassel.
Die Bilder stammen aus dem Gazastreifen, der inzwischen ein Ort des Todes, der Verwüstung, der Vernichtung, kurz, einer humanitären Katastrophe geworden ist.
Sie wurden während der documenta15 ausgestellt als Beitrag des palästinensischen Künstlerkollektivs "Question of funding" und als angeblich antisemitisch denunziert.
Gaza war vor dem Krieg nicht nur das größte Freiluftgefängnis der Welt, sondern auch ein Ort der Kreativität und des künstlerischen Schaffens.
Mohammed Al Hawajri, geboren 1976 im Flüchtlingslager Bureij im Gazastreifen, zählt zu den bedeutendsten zeitgenössischen Künstlern, die dort lebten.
Aufzeichnung einer Veranstaltung aus dem Cafe Buch-Oase.
Einer der Großen des Jazz: Frankie Trumbauer, Folge 2
Er war einer der großen Solisten im Jazz: Der C-Melody-Saxophonist Frankie Trumbauer, genannt Tram (30.5.01 - 11.6.56), der u.a. auch an Altsaxophon, Klarinette und Fagott sowie als Sänger auf Platten zu hören ist. Oft wird er in einem Atemzug mit dem ebenso genialen Kornettisten Bix Beiderbecke genannt, was kein Zufall ist, denn beide arbeiteten sowohl im Paul-Whiteman-Orchester als auch in Kleingruppen zusammen.
Von dem, was die beiden mit solchen Kleingruppen unter dem Namen Trumbauers auf Platten der OKeh ab Februar 1927 hinterließen, haben Sie vor zwei Wochen in der ersten Folge bereits einiges hören können. Wir knüpfen chronologisch an, wo wir aufgehört haben, und bringen in dieser Sendung Platten aus der Zeit vom 25.10.27 bis zum 05.10.28.
Auch hier kommen wieder Musiker aus anderen Orchestern zeitweise hinzu, wobei die Besetzungen wechseln. Auch z.T. später sehr populäre Sänger wie etwa Bing Crosby oder Scrappy Lambert sind zu hören. Dies wird in der Sendung angesagt.
Durchs Programm führt Peter Michael.
Mitglieder von CECOSESOLA (Central Coperativa de Servicios Sociales del Estado Lara), einem hierarchiefreien, solidarischen Verbund von Genossenschaften in Venezuela mit Schwerpunkten auf Anbau und Vertrieb von Lebensmitteln sowie Gesundheitsversorgung sind derzeit in Deutschland, der Schweiz und Frankreich zu Gast. Die mit dem alternativen Nobelpreis ausgezeichnete Kooperative ist Teil eines Netzwerks von Gemeinschaftsorganisationen, deren Mitglieder sich mit ihrer Form des Lebens, Arbeitens uns Wirtschaftens als Teil einer globalen Transformation begreifen. Die Idee des Austauschs, der mittlerweile zum fünften Mal stattfindet, ist es, auf Augenhöhe von einander zu Lernen und Ideen für gelingende Transformationen zu entwickeln.
Gastgeber für diese "Rundreise" ist Klaus Schaake.
Sommerzeit – Festivalzeit. Allerorten werden Zelte aufgebaut, Scheunen hergerichtet und Bühnen gezimmert, um auch während der Ferienzeit den Daheimgebliebenen künstlerische Highlights präsentieren zu können – und natürlich auch, um den jeweiligen Kommunen etwas kulturellen Glanz zu verpassen. Das „Sommer im Park“-Festival in Vellmar gehört seit Jahren zu den renommiertesten und bestbesuchten Veranstaltungsreihen dieser Art in Nordhessen. Und wie in jedem Jahr, so werden wir auch 2024 gemeinsam mit Pia Bluhm und Vanessa Bischoff, den Organisatorinnen des Festivals, das Programm im FRK vorstellen. Nach zwei Jahren Pandemie-Pause und einer durch das Ungewitter etwas beeinträchtigten Ausgabe im letzten Jahr läuft das Festival diesmal (hoffentlich) Jahr wieder wie gewohnt.
Die prominentesten Veranstaltungen – u.a. Bernd Stelter und Lisa Eckart – sind schon fast ausverkauft. Allerdings gibt es in diesem Jahr noch viel mehr an Interessantem und Spannendem aus den Bereichen Kleinkunst, Comedy und Musik zu entdecken. Unter anderem sind dabei: Jochen Malmsheimer, Die Feisten, Christoph Sieber, Götz Alsmann, Vince Ebert, Wladimir Kaminer, Gustav Peter Wöhler, Bodo Wartke sowie etliche weitere Künstler.
Einer der Großen des Jazz: Frankie Trumbauer
Er war einer der großen Solisten im Jazz: Der C-Melody-Saxophonist Frankie Trumbauer, genannt Tram (30.5.01 - 11.6.56). Oft wird er in einem Atemzug mit dem ebenso genialen Kornettisten Bix Beiderbecke genannt, was kein Zufall ist, denn beide arbeiteten sowohl im Paul-Whiteman-Orchester als auch in Kleingruppen zusammen.
Zu Trumbauer, der u.a. auch an Altsaxophon, Klarinette und Fagott sowie als Sänger auf Platten zu hören ist, existiert umfangreiche Literatur, die dem Interessierten großteils auch übers Internet zugänglich ist. Deshalb beschränken wir uns heute hier auf das Vorstehende und stellen die selten im großen Zusammenhang gehörten Platten in den Vordergrund. In sechs Folgen wollen wir Trumbauers Schaffen unter eigenem Namen auf Platte vorstellen (als Sideman in diversen weiteren Orchestern ist er auf vielen weiteren Aufnahmen zu hören) - von der ersten Einspielung, die für die OKeh im Februar 1927 stattfand, bis hin zu seinen letzten Platten - Swingaufnahmen von 1940 für das kleine Varsity-Etikett .
Danach ging der talentierte Flieger zur Luftfahrtbehörde und bildete im Kriege für eine Flugzeugfabrik Piloten der US-Luftwaffe auf neuen Baumustern aus. Nach einer kurzen Rückkehr ins Musikgeschäft arbeitete er bis zu seinem frühen Tode bei der Luftaufsichtsbehörde.
Durchs Programm führt Peter Michael.
Vor 75 Jahren wurde am 8. Mai 1949 das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland vom Parlamentarischen Rat verabschiedet. Darin befindet sich Art. 3, Abs. 2, der bis heute bestimmt: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“ Wie dieser so selbstverständlich klingende Satz seinen Weg in das Grundgesetz fand und ob es dafür tatsächlich den Kampf „der Frauen“ gegen „die Männer“ brauchte, wurde in dem Vortrag von Dr. Kerstin Wolff ebenso beleuchtet wie die Frage, welche Rolle die Kasseler Anwältin und SPD-Mitglied Elisabeth Selbert und die Formulierung aus dem Art. 7, Abs. 1 der Verfassung der DDR hierbei spielten. Wir senden den Mitschnitt eines Vortrags aus der VHS.
Außerdem im Programm: Bericht von der Kundgebung des Bündnis gegen Antisemitismus zum Jahrestag der Staatsgründung Israels sowie Erinnerungen an den kürzlich verstorbenen Musikproduzenten Steve Albini.
Seit über 40 Jahren steht Reiner Kröhnert auf der Kabarettbühne und hat sich in dieser Zeit zu einem Großmeister der Parodie entwickelt. Seine Fähigkeit, Promis aller Art zu imitieren und kabarettistisch durch den Kakao zu ziehen, hat ihm viel Begeisterung und diverse Preise eingebracht. Ob Gerhard Schröder, Klaus Kinski, Daniel Cohn-Bendit, Peter Hinze oder Boris Becker: Reiner Kröhnert hat sie alle im Repertoire. Außerdem ist er wohl immer noch der beste Honecker-Parodist und wagt sich auch an die aktuelle Politiker-Generation, obwohl die konfektionierten und durchgestylten Polit-Profis der Gegenwart wie Scholz oder Lindner lange nicht mehr so effektiv zu parodieren sind wie die alten Charakterköpfe Kohl, Brandt, Strauß oder Genscher. In seinem aktuellen Programm läßt Reiner Kröhnert einige seiner Helden aus früheren Programmen wieder ausführlich zu Wort kommen – Boris Becker spielt beispielweise eine wichtige Rolle. Aber auch Habeck und Michel Friedmann dürfen mitspielen.
Kürzlich haben wir im „Themenwechsel“ von der Buchmesse in Leipzig berichtet. Aber man muß gar nicht in den tiefen Osten reisen, um eine spannende Bücherschau zu erleben: Auch hier in Kassel gibt es seit einigen Jahren eine Veranstaltung, bei der sich Verlage präsentieren und ihre Neuerscheinungen vorstellen können: Die „Kasselbuch 2024“ ging am letzten Wochenende im neu gestalteten Palais Bellevue über die Bühne. Zugegeben, die Dimensionen können mit den Großveranstaltungen noch nicht ganz mithalten, aber auch in Leipzig oder Frankfurt haben sie mal klein angefangen. Immerhin 29 Kleinverlage aus der Region, aber auch von weiter her, stellten sich und ihr Programm vor. Ergänzt wurde die Messe durch Lesungen, Vorträge und Diskussionsveranstaltungen. Wir waren vor Ort und präsentieren heute in der Sendung einige Interview und Veranstaltungsmitschnitte von der „Kasselbuch 2024“, u.a. ein Gespräch mit Ex-Oberbürgermeister Hans Eichel zur Geschichte der documenta.
Außerdem im Programm: Vorschau auf die neue Sonderausstellung im Kasseler Stadtmuseum, die Fotos aus den 50er Jahren präsentiert, sowie ein Bericht über ein Transparentbild von Caspar David Friedrich, das jetzt in der Neuen Galerie zu sehen ist. Und schließlich befassen wir uns natürlich mit den aktuellen Beschlüssen des documenta-Aufsichtsrats.
Er war immer der „zweite Gitarrist“ bei der Allman Brothers Band; neben Saiten-Gott Duane Allman. Der Großmeister der Slidegitarre gilt bis heute als einer der größten Gitarristen aller Zeiten – sein Bandkollege Dickey Betts hingegen stand lange Zeit im Schatten des musikalischen Wunderknaben, dessen legendärer Status durch seinen frühen Unfalltod mit 24 Jahren noch untermauert wurde. Dabei stand Dickey Betts innerhalb der Allman Brothers Band gleichberechtigt neben Duane, als zweiter Leadgitarrist. Während Duane auf der Slidegitarre glänzte, war Dickey für die „klassischen“ Rock-Sologitarrenparts zuständig. Gerade das Zusammenspiel dieser beiden stilistisch unterschiedlichen Spitzenmusikanten machte den Sound der Band aus und sicherte ihr einen Platz im Rock-Olymp. Nach Duanes Tod übernahm Dickey Betts eine Führungsrolle innerhalb der Gruppe. Er profilierte sich als Songschreiber und Sänger, brachte Country-Einflüsse ein und sorgte dafür, daß die Allman Brothers Mitte der 70er Jahre auch kommerziell zu den Größen im Musikgeschäft gehörten. Neben der Mutterband betrieb er aber auch eine Solokarriere, die im Lauf der Jahre etliche exzellente Alben hervorbrachte.
Nun ist Dickey Betts im Alter von 80 Jahren verstorben. Wir würdigen ihn mit einer dreistündigen Spezialausgabe der „Langen Rille“. Und da wir reichlich Sendezeit haben, werden wir – neben den bekannten Hits der Allman Brothers – auch einige der längeren Stücke zu Gehör bringen, die Dickey Betts zum Repertoire der Band beigesteuert hat, etwa „In Memory Of Elizabeth Reed“ oder „High Falls“. Aber auch Live-Aufnahmen gibt’s zu hören, u.a. von Dickeys Auftritt mit seiner Band „Great Southern“ bei der WDR-Rockpalast-Nacht 1978.
mit Karin Leukefeld
Karin Leukefeld: "Wer Lösungen sucht, muss in die Geschichte zurückgehen und das Unrecht der Vergangenheit offenlegen. Ohne Respekt und die Anerkennung Palästinas, ohne das Recht auf Souveränität und Entwicklung der gesamten Region – wie es in der UN-Charta formuliert ist - wird es keinen Frieden geben."
Im Vortrag werden Akteure und Interessen im Krieg um Gaza und das Leben im Spannungsfeld geopolitischer Interessen sowie die Entwicklung in und um Palästina skizziert. (UN-Teilungsplan, Gründung Israel, Besatzung bis heute.) Der Kampf um Palästina ist ein Kernkonflikt, der lange vor dem 2. Weltkrieg und dem Holocaust begonnen hat. Die lokalen, regionalen und internationalen Akteure – auch nicht-staatliche – im aktuellen Krieg werden mit ihren jeweiligen Interessen vorgestellt. Eine Lösung ist nicht unmöglich, wird aber durch die Machtinteressen der USA und ihrer Partner blockiert.
(Aufzeichnung der Veranstaltung am 18. April im Café Buch-Oase Kassel)
Das Kasseler Staatstheater hat‘s wieder mal in die überregionalen Schlagzeilen geschafft – leider nicht durch herausragende Inszenierungen, sondern durch den Krach hinter den Kulissen, der seit einiger Zeit zwischen dem Intendanten Florian Lutz und dem Generalmusikdirektor Francesco Angelico ausgetragen wird. Man streitet über künstlerische Fragen, aber letzten Endes geht es wohl hauptsächlich um Macht und Einfluß, wie so oft in solchen Fällen. Die Dienstzeit von Francesco Angelico am Kasseler Staatstheater endet mit dem Ablauf der nächsten Saison, sehr zum Bedauern der Kasseler Theaterfreunde, die ihren GMD längst ins Herz geschlossen haben.
Die Kontrahenten müssen also noch ein weiteres Jahr zusammenarbeiten und versuchen, die nächste Spielzeit halbwegs unfallfrei über die Bühne zu bekommen. Hinzu kommt ab Sommer 2025 der große Umbau des Opernhauses – und, damit verbunden, ein vorübergehender Umzug in eine Ausweichspielstätte in der Nähe des Auestadions. Die Spielzeit 2024/25 wird also für alle Beteiligten zu einer Herausforderung. Dennoch ist man optimistisch, wie bei der Spielzeitpressekonferenz letzte Woche festzustellen war. Der Spielplan wurde ausführlich vorgestellt; die Theaterbesucher erwartet ein ebenso vielfältiges wie ungewöhnliches Programm in den Sparten Musiktheater, Schauspiel, Tanz und Junges Theater; außerdem eine Reihe vielversprechender Konzerte. Einen Höhepunkt der kommenden Saison bildet zweifellos das Stück „Great Balls Of Fire“ über die Lebensgeschichte von Rock’n’Roll-Legende Jerry Lee Lewis, das im TIF und im Theaterstübchen zu sehen sein wird. Wir sind sehr gespannt, wie die Karriere des im vorletzten Jahr verstorbenen „Killer“, der gelegentlich am Ende seiner Konzerte das Piano in Brand setzte, als Ein-Personen-Stück auf die Bühne gebracht wird. Aber das ist nicht das einzige Highlight – das Staatstheaters bietet 2024/25 zahlreiche weitere hochkarätige Aufführungen. Näheres erfahrt ihr von den Machern selbst – wir dokumentieren die Spielzeitpressekonferenz in voller Länge.
Außerdem waren wir bei der Eröffnung der Ausstellung „Cartoons zur Literatur“, die seit kurzem in der Caricatura zu sehen ist (und in der es, entgegen anders lautenden Gerüchten, nicht nur um Kafka geht). Schließlich würdigen wir in der Sendung den Keyboarder der Moody Blues, Mike Pinder, der kürzlich im Alter von 82 Jahren verstorben ist.
Herbert Knebel ist seit Jahren Kult. Nicht nur in seiner nordrhein-westfälischen Heimat gehört er zu den Top-Stars der Comedy-Szene – auch hier bei uns erfreut sich der liebenswerte alte Knacker mit seiner Hornbrille und seinem typischen Ruhrpott-Slang beträchtlicher Beliebtheit.
Mit seinem „Affentheater“, bestehend aus seinen Kumpels Ernst Pichel, Ozzy Ostermann und dem Trainer, bespielt Knebel inzwischen die größten Bühnen. Außerdem war Uwe Lyko, der Mann hinter der Kunstfigur Herbert Knebel, lange Zeit auch als kettenrauchender Ex-Kanzler Helmut Schmidt in der Reihe „Loki und Smoky“ in den „Mitternachtsspitzen“ zu sehen.
Letztes Jahr waren Herbert und seine Rentner-Gang wieder mal beim „Sommer im Park“-Festival in Vellmar zu Gast – und sie bewiesen erneut, daß sie für ihr Alter noch sehr gut in Schuß sind und bei Bedarf auch immer noch grandios rocken können!
Allerdings war dies wohl die letzte Gelegenheit, das Ensemble in seiner klassischen Originalbesetzung zu erleben: Inzwischen hat der Trainer, der Schlagzeuger und heimliche Star der Truppe (der mit der quäkenden Stimme) das Affentheater verlassen und sich zur Ruhe gesetzt. Die Fans werden ihn vermissen, ersetzen kann ihn niemand – um so schöner, daß wir die Senioren-Band letztes Jahr in Vellmar nochmal vollzählig erleben durften.
Hundert Jahre alt wird Thomas Manns „Zauberberg“ 2024 – und immer noch gilt er vielen als der großartigste Roman der deutschen Literaturgeschichte. Klar, daß man das Jubiläum ausgiebig feiert – so auch im Weimar, wo das Deutsche Nationaltheater eine ganz besondere dramatische Bearbeitung des Klassikers auf bdie Bühne gebracht hat. Die „Themenwechsel“-Redaktion ist eigens in den Osten gereist, um das Spektakel zu betrachten. Was davon zu halten ist, erzählen wir euch in der heutigen Sendung. Außerdem gibt’s eine Rezension der Theaterfassung von „Moby Dick“, ebenfalls am Deutschen Nationaltheater Weimar.
Ein Besuch in Weimar beinhaltet natürlich auch eine Fahrt zur nahe gelegenen KZ-Gedenkstätte Buchenwald – wir waren dort und berichten von unseren Eindrücken. Und schließlich haben wir einen Beitrag zur Verleihung des „Mediasurfer“-Preises im Programm, die in dieser Woche hier in Kassel stattfand.
Musikalisch erinnern wir an den ehemaligen Allman-Brothers-Gitarristen Dickey Betts, der kürzlich im Alter von 80 Jahren gestorben ist.
Im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus spricht MdB Awet Tesfaiesus mit David Zabel (Kulturbeirat Kassel) über ihren Weg in den Bundestag. Sie thematisieren die Auswirkungen von (fehlender) Repräsentanz, unterstreichen die Kraft von Vorbildern in Schulen und Institutionen und sprechen über ihre Motivation für ihr Engagement gegen Rassismus und für Chancengleichheit. Wir senden den Mitschnitt einer Veranstaltung der Kasseler Volkshochschule vom 16. März.
Er stammt aus dem idyllischen Kaff Evershorst in Niedersachsen, wohnt aber schon seit Jahren in Berlin und hat sich zu einem der führenden Vertreter der Komischen Literatur entwickelt: Horst Evers, der Mann mit den roten Hemden und mit der Anmutung eines sympathischen Teddybären. Seine Texte zählen zum Witzigsten und Originellsten der derzeitigen Literaturszene; seine überbordende Phantasie bringt immer neue, skurrile Geschichten hervor, die sich einerseits realistisch geben, dann aber immer wieder ins Absurde abdriften. Inzwischen erreichen seine Bücher regelmäßig die Bestsellerlisten; er füllt bei seinen Lesungen große Säle, und vor einigen Jahren hatte Horst Evers seinen tausendsten Auftritt im legendären Berliner Mehringhof-Theater. Im Sommer 2023 war er in Vellmar beim „Sommer im Park“ zu Gast und begeisterte das nordhessische Publikum.
Nachdem wir letzte Woche bereits einige Beiträge und Interviews von der Leipziger Buchmesse präsentiert haben, wenden wir uns heute DEM heimlichen Star des Literaturjahrs 2024 zu: Franz Kafka ist anläßlich seines 100. Todestages überall präsent. Gefühlt an jedem zweiten Stand auf der Messe wurde man mit Neuem oder auch Bewährten aus dem Kosmos des ebenso geschätzten wie (besonders von Schülern) gefürchteten Klassikers traktiert. Eine wahre Flut neuer Veröffentlichungen begleitet das Kafka-Jahr – wobei man sich fragt, ob über den Autor der „Verwandlung“ oder des „Prozeß“ nicht inzwischen alles gesagt ist. Keineswegs – der Literaturbetrieb findet immer neue Mittel und Wege, dem weltweiten Mega-Star zu huldigen und neue Facetten aus seinem Leben und Werk herauszukitzeln. Daher geht es in der heutigen „Themenwechsel“-Sendung ausschließlich um Kafka – u.a. mit einem Vortrag, den der führende Kafka-Experte Rainer Stach auf der Buchmesse zu Kafkas „letzter Liebe“ Dora Diamant gehalten hat.
In der Sendung "UfO" werden Texte aus unterschiedlichen literarischen Genres (Lyrik, Science-Fiction-Prosa, parawissenschaftliche Sachtexte) zusammen mit Musik aus unterschiedlichen Genres (Psychedelic/Progressive Rock,
Klassik, Avantgarde) im Rahmen einer Live-Collage präsentiert.
Sollte es dem Moderator mal für eine Sendung an literarischer Inspiration mangeln, wird er einfach eine Stunde lang energetischen Sixties-Beat spielen.
Mit dem Jugendtreff „Die Haspel“ wurde in der letzten Osterferienwoche ein Audioguide produziert. Die 6 Stationen stellen wir euch in der Livesendung vor, und die Kinder erzählen auch, was es sonst noch für Angebote in dem Jugendtreff gibt.
Frühlingszeit, Buchmessenzeit: Auch in diesem Jahr ging in Leipzig wieder die große Bücherschau über die Bühne. Verlage aus über 40 Ländern präsentierten ihre aktuellen Produkte – und die Redaktion des „Themenwechsels“ war mittendrin! Wir haben Interviews geführt und Veranstaltungen aufgezeichnet – eine Auswahl gibt’s heute in der Sendung. Themen sind u.a. die erste große Biographie über Filmlegende Jacques Tati sowie die aktuelle Studie des Sportjournalisten Ronny Blaschke zur Kolonialgeschichte des Fußballs.
Aber wir haben in Leipzig nicht nur die Buchmesse besucht, sondern haben uns auch die 500 Stufen zum Dach des Völkerschlachtdenkmals hochgekämpft. Außerdem konnten wir eine höchst spannende Ausstellung im Grassi-Museum sehen, in der die Zugspitze eine zentrale Rolle spielt. Laßt euch überraschen!
Bekannt wurde er in den 90ern durch das legendäre „Frühstyxradio“ von Radio FFN - Inzwischen zählt Dietmar Wischmeyer zu den gefragtesten Kabarettisten im Lande. Seine Präsenz in Funk und Fernsehen (u.a. in der „Heute-Show“) hat ihm viele Fans eingebracht – sein Hauptbetätigungsfeld ist aber immer noch die Bühne. Wie so viele große Kabarettisten, so läuft auch Dietmar Wischmeier vor Live-Publikum zu ganz großer Form auf. Er kennt dabei keine Gnade mit dem politischen Personal und mit den gesellschaftlichen Zuständen. Seine funkensprühenden Live-Programme gehören zum Besten, was das deutsche Kabarett derzeit zu bieten hat.
Dr. Shir Hever untersuchte die wirtschaftlichen Aspekte der israelischen Besatzung palästinensischer Gebiete und ist für die Versöhnung zwischen Israelis und Palästinensern engagiert, unter anderem als Mitglied der „Jüdischen Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost e.V.“ und als Geschäftsführer des „Bündnis für Gerechtigkeit zwischen Israelis und Palästinensern“ (BIP).
Er sprach insbesondere zu folgenden Punkten:
• Wie ist seine Einschätzung der aktuellen Situation?
• Welches sind die wirtschaftlichen Aspekte von Besatzung und Krieg?
• Welche inneren Widersprüche wirken in der israelischen Gesellschaft?
• Wie hat sich die politische Debatte in Deutschland im Zusammenhang mit dem gegenwärtigen Krieg in Nahost zugespitzt?
• Wie sind seine persönlichen Erfahrungen mit der Einschränkung der Meinungs-,
Wissenschafts- und Kunstfreiheit in Deutschland?
Wir senden eine Aufzeichnung aus dem Cafe Buch-Oase.
Frühlingszeit, Buchmessenzeit: Auch in diesem Jahr ging in Leipzig wieder die große Bücherschau über die Bühne. Verlage aus über 40 Ländern präsentierten ihre aktuellen Produkte – und die Redaktion des „Themenwechsels“ war mittendrin! Wir haben Interviews geführt und Veranstaltungen aufgezeichnet – eine Auswahl gibt’s heute in der Sendung. Themen sind u.a. die erste große Biographie über Filmlegende Jacques Tati sowie die aktuelle Studie des Sportjournalisten Ronny Blaschke zur Kolonialgeschichte des Fußballs.
Aber wir haben in Leipzig nicht nur die Buchmesse besucht, sondern haben uns auch die 500 Stufen zum Dach des Völkerschlachtdenkmals hochgekämpft. Außerdem konnten wir eine höchst spannende Ausstellung im Grassi-Museum sehen, in der die Zugspitze eine zentrale Rolle spielt. Laßt euch überraschen!
Ziemlich genau vor 50 Jahren (am 1. und 2. April 1974) gaben King Crimson (eine der größten und vielleicht die wichtigste Progressiverockband) in der Besetzung, Robert Fripp, Bill Bruford, John Wetton und David Cross in Kassel und Göttingen ihre allerletzten Konzerte in Europa, bevor sie auf ihre letzte große Nordamerikatour gingen. Im Herbst, kurz vor Veröffentlichung ihres gefeierten Albums „Red“, verkündete Robert Fripp das endgültige Ende von King Crimson („King Crimson is complety over for ever and ever.“), nicht wissend, dass er King Crimson 1981 in neuer Besetzung neu gründen würde. Im Rahmen der aktuellen Borderline-Extra-Ausgabe blicken wir auf die vielleicht wichtigste Phase King Crimsons zurück. Dabei stehen die knapp 60minütigen Originalaufnahmen ihres Konzertes, das sie am 1. April 1974 in der Stadthalle in Kassel gaben, im Mittelpunkt. Abgerundet wird die Sendung durch Liveaufnahmen, die am 2. April 1974 in Göttingen und am 28. Juni.1974 in New York entstanden, sowie durch Stücke ihrer 1974er Alben „Starless And Bible Black“ und „Red“.
Das hat ja mal wieder richtig geknallt: Ähnlich wie die documenta vor zwei Jahren, so wurde auch die Berlinale in diesem Jahr wieder von Antisemitismus-Vorwürfen überschattet. Aber es gab natürlich in erster Linie auch zahlreiche neue Filme zu sehen. Unser Korrespondent hat etliche Stunden in den Berliner Kinosälen verbracht und wird berichten, wie es ihm dort ergangen ist. (Unter anderem hat er eine 14stündige Dokumentation zur documenta 14 gesehen – zumindest teilweise.)
Apropos documenta: Auch hier schlagen die Wellen zur Zeit bekanntlich wieder hoch. Wie hoch, das war am letzten Montag vorm Kulturbahnhof bei einer Kundgebung des „Bündnis gegen Antisemitismus“ zu erleben – wir senden einen Mitschnitt.
Außerdem blicken wir auf zwei aktuelle Highlights im Kasseler Kulturleben zurück: Auf die Inszenierung von Wolfgang Rihms Oper „Hamletmaschine“ am Staatstheater sowie auf die diesjährige Aufführung von Bachs „Johannespassion“ in der Martinskirche.
Und schließlich erinnern wir in der Sendung an Steve Harley, legendärer Frontman der Glam-Rock-Band Cockney Rebel, der mit 73 Jahren gestorben ist.
Aus der „Anstalt“ des ZDF ist er schon lange ausgeschieden – trotzdem gehört Urban Priol weiterhin zu den führenden politischen Kabarettisten. Neben seinen umjubelten Auftritten mit dem jeweils aktuellen Bühnenprogramm präsentiert Priol seit vielen Jahren seinen kabarettistischen Jahresrückblick „Tilt“, in dem er mit scharfem Blick auf die Ereignisse des jeweils zurückliegenden Jahres schaut. Mitleid mit dem politischen Personal kennt er dabei nicht – gnadenlos seziert er die Zustände im Land (und außerhalb) und überschüttet die Verantwortlichen mit satirischem Spott und teils bösartiger Häme – aber immer extrem witzig und auf hohem sprachlichen Niveau. Und auch sein Rückblick auf das Jahr 2023 belegt: Nach Dieter Hildebrandts Tod und Georg Schramms und Volker Pispers‘ Rückzug von der Bühne ist Urban Priol einer der wenigen verbliebenen wahren Kabarett-Titanen, die wir in Deutschland noch haben. Nach pandemiebedingter Zwangspause kann der Meister der scharfen Zunge seinen Jahresrückblick wieder vor Publikum spielen.
Der Schauspieler, Schriftsteller und Regisseur Joachim Meyerhoff erhielt den Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor 2024. Die Auszeichnung, gemeinsam vergeben von Stiftung Brückner-Kühner und Stadt Kassel, ehrt Joachim Meyerhoff für seine im Humor gründende und das Leben feiernde Erzählkunst. Die Verleihung fand am vergangenen Samstag im Rathaus statt – wir senden die Aufzeichnung.
Der „Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor“, gestiftet von dem Schriftstellerpaar Christine Brückner und Otto Heinrich Kühner, wird seit 1985 jährlich vergeben. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und zeichnet Autoren und Autorinnen aus, deren Werk auf hohem künstlerischen Niveau von Humor, Komik und Groteske geprägt ist. Zuletzt erhielten den Preis Heinz Strunk, Felicitas Hoppe, Helge Schneider und Gerhard Henschel. Erster Preisträger war 1985 Vicco von Bülow, alias Loriot, der im November 2023 100 Jahre alt geworden wäre.
Begründung des Stiftungsrates
„Joachim Meyerhoff ist als schreibender Schauspieler und spielender Autor in jedem Fall ein Verausgabungskünstler. Auch in seinem literarischen Zyklus „Alle Toten fliegen hoch“, mit dem er ins Zentrum der eigenen Biografie vorzudringen versucht, geht es ihm um Drastik, Körperlichkeit, Rhythmus und eine Gefühlsakrobatik ohne Netz und doppelten Boden. Es sind traurige, selbstironische, erschütternde, liebevolle und komische Bücher. Wobei der Witz immer schon das eigene Scheitern und die Angst davor in sich birgt. Als Stürmer und Dränger stürzt sich der Autor immer aufs Neue in aberwitzige Situationen und vermag dabei einzelne Momente ins Unermessliche zu dehnen, sie so lange durch die Gedankenmühle zu drehen, bis sie in kleinste Gefühlseinheiten zerlegt sind. So funktioniert dieses manische, im Humor gründende Erinnerungswerk, das Totendienst ist und gleichzeitig das Leben feiert.“
Die Autorin Nele Pollatschek, Jahrgang 1988, erhielt den Förderpreis Komische Literatur 2024. Die mit 3000 Euro dotierte Auszeichnung wird auf Vorschlag von Verlagen gemeinsam von der Stiftung Brückner-Kühner und der Stadt Kassel verliehen. Der Preis geht jährlich an Autorinnen und Autoren, die sich noch in einer relativ frühen Phase ihres literarischen Schaffens befinden und auf hohem künstlerischen Niveau das Komische gestalten.
Gut 40 Verlage hatten Vorschläge für den Preis eingereicht. Dieses Jahr konnte sich der in Berlin ansässige Verlag Galiani mit seiner Autorin durchsetzen. Nele Pollatschek veröffentlicht Erzählprosa sowie journalistische Kommentare und Essays und brachte zuletzt im Sommer 2023 beim Verlag Galiani ihren zweiten Roman "Kleine Probleme" heraus, der es bereits auf die Spiegel-Bestsellerliste geschafft hat. Der Stiftungsrat zeigte sich in seiner Eigenschaft als Jury begeistert vom Komik-Talent der Autorin.
Begründung
Der Stiftungsrat begründet seine Entscheidung für Nele Pollatschek wie folgt:
"Nele Pollatschek besticht in ihren Romanen, Essays und Zeitungstexten durch Scharfsinn, Einfallsreichtum, präzise Gestaltung und zugleich Leichtigkeit. Ihre originelle Erzählkunst entfaltet dabei ein bedeutendes komisches Talent. Schon in der satirischen und temporeichen Familientragödie ihres Debüts "Das Unglück anderer Leute" beweist sie dieses Können mit Sprachlust und hervorragendem Timing. Ihr jüngster, konzeptuell und stilistisch außergewöhnlicher Roman "Kleine Probleme" beeindruckt mit seiner skurrilen Spannung zwischen Alltäglichem und Existenziellem und seiner Komik des Aufschiebens und Scheiterns. Auch als Journalistin und Essay-istin ist Nele Pollatschek geistreich, eloquent und furchtlos. Bei all dem vermittelt ihr literarischer Humor die Hoffnung auf die Veränderbarkeit des Menschen."
Das Orchester Lud Gluskin - Folge 3
Zum Werdegang der Kapelle von Ludwig Elias „Lud“ Gluskin (16.12.98 New York - 13.10.89 Palm Springs/ Cal.) und zum Lebenslauf ihres Chefs siehe unsern Eintrag zur Sendung von vor vier Wochen!
Auch die dritte Folge behandelt Pariser Aufnahmen von Lud Gluskin - wir knüpfen an, wo wir vor zwei Wochen aufgehört haben und schreiten voran bis zu Lud Gluskins Fortgang aus Europa. Wir beschließen die Sendung passend - mit einer Platte aus seiner letzten europäischen Schallplattensitzung überhaupt, die am 03.5.33 in Paris für Pathé stattfand. Die US-amerikanischen Platten Gluskins aus der Zeit danach werden evtl. später einmal Hauptthema oder Teil einer Sendung unserer Reihe sein.
Durchs Programm führt Peter Michael.
Hessen verfügt über das 20. Jahrhundert hinweg über eine starke demokratische Bewegung, die bis zuletzt dem Ansturm der Nationalsozialisten standhielt. Das Land war und Vorzeigeland – „Hessen vorn“, hieß das. Dem stand das Wort von den „hessischen Verhältnissen“ gegenüber, wo Politik stagniert, gesellschaftliche Irrwege und Skandale das Land erschütterten. Walter Mühlhausen präsentiert in seinem jüngsten Buch „Hessens Weg zwischen dem Besonderen und der Normalität“. In seinem VHS-Vortrag stellte er die spannende Geschichte des Landes mit einem besonderen Blick auf Nordhessens vor.
Höhepunkt politischer Grotesken war immer schon der Politische Aschermittwoch, den die Parteien in der Provinz vor ihrer bierseligen Gefolgschaft inszenieren.
Der Politische Aschermittwoch Berlin hält traditionell dagegen. Er ist die alljährliche geballte Ladung Satire gegen die feinverstaubte Vernebelung aus der Regierungsmetropole. Während sich die Parteivertreter ins Hinterland verziehen, füllt der Politische Aschermittwoch Berlin das Vakuum in der Hauptstadt. Seit Jahren mit auserlesenen Wortkünstlern, die sich extra zu diesem Anlaß zusammentun. Stets hochkarätig besetzt, waren bisher u. a. Dieter Hildebrandt, Hagen Rether, Simone Solga, Rainald Grebe, Marc-Uwe Kling, Alfons, Volker Pispers, Max Uthoff, Urban Priol in den letzten Jahren beim Politischen Aschermittwoch in Berlin dabei. Der Politische Aschermittwoch Berlin begeistert dabei nicht nur in jedem Jahr weit über tausend Zuschauer live, sondern wird von mehreren Radiostationen in Deutschland übertragen und erreicht mittlerweile auch über das Netz immer mehr Fans.
In diesem Jahr fand der Politische Aschermittwoch Berlin in der Berliner Kunst-Uni statt. Dabei waren diesmal u.a. Frank-Markus Barwasser, Mathias Tretter, Luise Kinseher, Christoph Sieber und Lutz von Rosenberg Lipinsky. Als Gastgeber und Moderator führte wie immer Arnulf Rating durch den Abend, der zwei Jahre nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs und ein halbes Jahr nach dem Hamas-Überfall auf Israel stattfand. Und die Frage, ob Kabarett in Kriegszeiten überhaupt möglich ist, wird mit einem klaren JA beantwortet.
Bazon Brock zählt seit Jahrzehnten zu den streitbarsten und meinungsstärksten Kunst- und Kulturexperten. Als „Altvorderen des Happening“ bezeichnet er sich selbst auf seiner Webseite; mit seiner „Besucherschule“, die er 1968 ins Leben rief und bis 1992 betrieb, ging er in die documenta-Geschichte ein. Als scharfzüngiger Kritiker des Kunstbetriebs polarisiert er immer wieder Publikum und Fachwelt – trotzdem erfreuen sich seine öffentlichen Auftritte großer Beliebtheit, weil er seine Thesen oft in auf höchst unterhaltsame, bisweilen fast kabarettistische Weise präsentiert. So auch im Dezember 2023, als er sich bei einer Veranstaltung in Frankfurt über „Kulturalismus und Kunstfreiheit“ ausließ und dabei den aktuellen, auf „Kollektivismus“ gepolten Kunstbetrieb in Grund und Boden verdammte.
Das Orchester Lud Gluskin - Folge 2
Zu Einzelheiten zu Werdegang und Bands von Ludwig Elias „Lud“ Gluskin (16.12.98 New York - 13.10.89 Palm Springs/ Cal.) siehe unsern Eintrag von vor vierzehn Tagen!
Die zweite Folge behandelt Platten, die in Paris für die Firma Pathé entstanden.
Durchs Programm führt Peter Michael.
Wer in den letzten Monaten eine Vorstellung im Kasseler Opernhaus besucht hat, kennt sie bereits: die Raumbühne „Antipolis“; das Bauwerk aus Metall, das auf der Bühne des Großen Hauses installiert wurde. Bereits in Zeiten der Pandemie hatte das Staatstheater ein ähnliches Konstrukt eingebaut, um dem Publikum trotz der damals gültigen Infektionsschutzregeln ein Programm anbieten zu können. Jetzt hat man die Idee einer temporären Raumbühne wieder aufgegriffen, weil die fest installierte Bühnentechnik im Opernhaus aus Sicherheitsrücksichten vor dem geplanten Umbau nicht mehr benutzt werden darf. So kann das Theater auch in den nächsten anderthalb Jahren, bis zum vorübergehenden Umzug in die Ausweichspielstätte, weiterhin spielen und die Zuschauer begeistern. Im Interview mit Klaus Schaake liefert Staatstheater-Intendant Florian Lutz nähere Informationen und Erläuterungen zur Raumbühne.
Außerdem in der Sendung: Bazon BrocK, Ulrike Ackermann; Wie politisch darf die Kunst sein? - Die Kunstfreiheit zwischen Vandalismus, Aktivismus und Zensur; Aufzeichnung vom Frankfurter Bürgersalon.
Groß war Mitte der 90er Jahre die Aufregung unter religiösen Fundamentalisten, als die beiden evangelischen Pfarrer Clajo Herrmann und Hans-Joachim Greifenstein auf die Kleinkunstbühnen stiegen und sich satirisch mit ihrer Profession und mit kirchlichen Themen allgemein auseinandersetzten. Darf man sich über die Religion lustig machen? Noch dazu als Seelsorger und kirchlicher Angestellter? Etliche evangelische Traditionalisten hatten Zweifel und standen dem kabarettistischen Treiben der beiden Kirchenmänner aus dem südhessischen Babenhausen skeptisch gegenüber. Aber schon bald stiegen sie unter dem Namen „Erstes Allgemeines Babenhäuser Pfarrerkabarett“ zu Stars der Kleinkunstszene auf und erfreuten sich insbesondere in Kirchenkreisen größter Beliebtheit. Priester, klerikale Mitarbeiter und ganze Kirchenvorstände besuchten die Veranstaltungen und amüsierten sich köstlich – kein Wunder; schließlich kannten sie die satirisch überspitzten Themen aus eigener Erfahrung.
Mehrfach waren Clajo Herrmann und Hans-Joachim Greifenstein in Vellmar zu Gast und sorgten im „Sommer im Park“-Zelt für große Begeisterung. Später war Clajo Herrmann, der sich zeitweise vom Pfarrdienst befreien ließ, auch als Solist unterwegs und präsentierte seine Programme u.a. im „Piazza“. Nun ist er überraschend im Alter von 68 Jahren verstorben. Wir erinnern an ihn mit der Aufnahme eines Solo-Auftritts von 2015 – und natürlich hören wir ihn nochmals im Duett mit seinem Kollegen Hans-Joachim Greifenstein, der auch nach Clajos Tod die Tradition des Pfarrerkabaretts fortführen will.
Über das gemeinschaftlich organisierte Modellprojekt der Genossenschaft "Kassel im Wandel", die im Neubaugebiet "Zum Feldlager" in Kassel-Harleshausen heimisch geworden ist, betrachtet das StadtLabor-Team im Gespräch mit Christoph Harney die vielfältigen Möglichkeiten des gemeinschaftlichen Wohnens.
Der Architekt hat bereits viele Wohnprojekte planerisch begleitet und mit auf den Weg gebracht. Im StadtLabor spricht er auch darüber, welchen Nutzen Nachbarschaften, Quartiere, Städte und somit unsere Gesellschaft von gemeinschaftlich getragenen Wohnprojekten haben.
Im letzten Jahr war die Ausstellung „Auftakt des Terrors“ bereits in der Gedenkstätte Breitenau zu sehen; nun kann man sie bis Anfang März im Kasseler Ständehaus betrachten.
Vor über 90 Jahren, am 30. Januar 1933, übernahmen die Nationalsozialisten in Deutschland die Regierung. Sie etablierten eine terroristische Diktatur und entrechteten, verfolgten und ermordeten Millionen von Menschen.
Bei der Durchsetzung und Sicherung der nationalsozialistischen Herrschaft spielten die Konzentrationslager (KZ) eine zentrale Rolle. Heute kennen viele Menschen die Namen der großen Konzentrations- oder Vernichtungslager wie Buchenwald oder Auschwitz, aber nur wenige haben schon einmal von frühen Konzentrationslagern wie Ahrensbök oder Breitenau gehört.
Die frühen Konzentrationslager wurden in den ersten Monaten der NS-Diktatur eingerichtet und teils schon nach wenigen Wochen oder Monaten wieder geschlossen. Das nationalsozialistische Regime erprobte dort Instrumentarien der Gewalt. Der Weg in den millionenfachen Massenmord war damit noch nicht vorgezeichnet, aber geebnet. Die frühen Konzentrationslager markierten den Auftakt des Terrors.
An elf Themenstationen beleuchtet die Ausstellung „Auftakt des Terrors“ die Rolle und Funktion, die den frühen Konzentrationslagern in der Zeit des Nationalsozialismus zukam. Anhand zahlreicher Biografien von Verfolgten zeigt sie auf, wie diese Lager zur Errichtung und Absicherung der nationalsozialistischen Herrschaft beitrugen. Den Ausgangspunkt bilden die 15 Lager, an die in den an der Ausstellung beteiligten Gedenkstätten erinnert wird. Sie stehen exemplarisch für die mehr als 90 frühen Konzentrationslager im Deutschen Reich.
Wir senden einen Mitschnitt der Ausstellungseröffnung, die am Montag dieser Woche im Kasseler Ständehaus stattfand.
Außerdem in der Sendung: Vorschau auf die FRK-Nacht „Musik lügt nicht – Der Soundtrack des Aufbegehrens“ sowie ein Nachruf auf Ex-Can-Sänger Damo Suzuki.
frei² hat im Jahr 2010 erstmals Musik des britischen Netlabels Toucan Music vorgestellt. Als Rückblick darauf spielen wir diese Woche das damalige Best-Of-Mix des Labels, um dann in einer der folgenden Sendungen aktuelle Veröffentlichungen von Toucan Music aus den Jahren 2023 und 2024 vorzustellen.
Das Orchester Lud Gluskin - Folge 1
In den USA gab es in den 20er Jahren viele gute Tanz-, Hot- und Jazzkapellen. Wer es an die Spitze bringen wollte, brauchte außer selbstverständlich erwartetem Können entweder Protektion (vor allem in Chicago, wo das organisierte Verbrechen seine Finger besonders tief im Geschehen hatte) - oder jede Menge Glück.
In Europa hingegen waren die Chancen für gute Orchester aus dem Mutterland des Jazz ungleich größer. Wer als „Ami“ den Sprung übern Teich wagte, wurde mit Konzertengagements, Filmauftritten und Plattenverträgen reich belohnt. Noch gab es nämlich einen deutlichen Abstand zwischen den meisten europäischen Kapellen und den Formationen ihrer US-amerikanischen Kollegen.
Beispiele hierfür liefern sowohl Solisten wie auch ganze Orchester. Nicht nur schwarze Bands wie etwa die von Sam Wooding oder Sidney Bechet wurden mit Begeisterungsstürmen in Paris und Berlin gefeiert, auch weiße Tanzkapellen mit Jazzambitionen, wie wir Ihnen in drei Folgen eine vorstellen wollen.
Ludwig Elias „Lud“ Gluskin (16.12.98 New York - 13.10.89 Palm Springs/ Cal.) war mit Paul Whiteman 1924 als Schlagzeuger nach Europa gekommen. Seine musikalische Ausbildung hatte er - als Schulkamerad des Pianisten und späteren Komikers Jimmy Durante - von 1911 bis 1916 unter anderem an der De Witt Clinton High School erhalten. Nach der Teilnahme am I. Weltkrieg, den er bis 1918 in Europa mitmachte, kehrte er in die USA zurück. Er begann eine Karriere als Berufsmusiker, die ihn zum bereits angeführten Paul-Whiteman-Orchester brachte. Nach seinem Ausstieg bei Whiteman war er bei Bert Ambrose in London beschäftigt, um sich bald in Frankreich niederzulassen. Mit dem Orchester des belgischen Saxophonisten Paul Garcon bereiste er Budapest und Wien, wo auch Platten entstanden. Zurück in Paris konnte er die Leitung der gestrandeten Detroiter Band „The Playboys“ übernehmen, die zum Kern seiner eigenen Band wurde, die eine internationale Besetzung aufwies. An die 700 Plattenseiten bannte diese Formation zwischen 1929 und 1933 in Berlin und Paris auf Wachs. Die „Ambassadors“, wie die Band oft firmierte, erwiesen sich in der Tat als Botschafter der US-Musik in Europa.
Nach der „Machtergreifung“ der NSDAP spürte Gluskin als Jude erste Schwierigkeiten und ging zurück in die USA. Er blieb im Musikgeschäft, leitete Tanzkapellen und ein Rundfunkorchester. 1935 erhielt er einen musikalischen Leitungsposten bei der Rundfunkgesellschaft CBS. Er verantwortete u.a. 1938 die musikalische Gestaltung des Hörspiels „Krieg der Welten“ von Orson Welles. Als Filmkomponist wurde Gluskin 1940 für die Musik zum Film „Der Mann mit der eisernen Maske“ für einen Oscar nominiert, 1944 schrieb er die Musik für den Film „Abroad With Two Yanks“. 1948 wurde er musikalischer Leiter der CBS-Fernsehabteilung, wo er die Musik zu Serien lieferte. Auch Platten nahm er weiterhin auf, so mit Buddy Clark. Bald danach muß er in den Ruhestand gegangen sein und zog nach Palm Springs, wo er seinen Lebensabend verbrachte.
Die erste Folge behandelt Platten, die in Berlin für die damals noch unabhängige Homocord-Schallplatte, die kurz zuvor gegründete Ultraphon sowie die Marktführerin Deutsche Grammophon entstanden.
Durchs Programm führt Peter Michael.
Er war tatsächlich mal in Kassel: Vor etlichen Jahren, als das traditionelle „Free Flow Festival“ noch in der alten, inzwischen verfallenden Salzmannfabrik stattfand, war Chris Karrer als zeitweiliges Mitglied von Embryo beim Festival dabei und hat viele Besucher mit seiner entspannten, sympathischen und bescheidenen Art beeindruckt. Dabei hätte Chris Karrer gar keinen Anlaß gehabt, sonderlich bescheiden aufzutreten, gehört er doch zu den großen Legenden der deutschen Populärmusik. Als Mitbegründer und langjähriges Mitglied der Krautrock-Band Amon Düül hat er die deutsche Rockmusik entscheidend mitgeprägt. Die Düül-Alben „Yeti“, „Tanz der Lemminge“ und „Phallus Dei“ gehören zu den großen Klassikern, deren Einfluß auf etliche Bands und Musiker kaum zu überschätzen ist – und nicht nur in Deutschland. Chris Karrer war Gitarrist, Sänger und Songschreiber bei Amon Düül, hat den Sound der Gruppe aber auch durch andere Instrumenten wie Geige und Out verfeinert. Er gehörte zur legendären Landkommune Amon Düül, die Mitte der 60er Jahre in Bayern zusammenfand, um – dem Zeitgeist entsprechend – gemeinsam zu leben, zu arbeiten und zu musizieren. Während aber ein Teil der Gruppe vorwiegend politische Interessen hatte und vor allem das anarchische Kommune-Leben pflegen wollte, hatten Chris Karrer und einige Mitstreiter andere Pläne: Sie wollten eine „richtige“, professionelle Rockband gründen, Tourneen machen, Platten veröffentlichen und einen eigenen Sound entwickeln. Am Rande der „Essener Songtage“ im Herbst 1968, bei denen die Kommune auftrat, kam es zum Bruch: Während der Düül-Stamm weiterhin politisch aktiv war und nur gelegentlich nebenbei musizierte, betrieben Chris Karrer und seine Kollegen fortan die Band „Amon Düül 2“, mit der sie in die Musikgeschichte eingingen.
Nun ist Chris Karrer im Alter von 76 Jahren verstorben – wir würdigen ihn mit einigen Amon-Düül-Klassikern aus der großen Zeit der Band.
Außerdem senden wir Mitschnitte von der „Hand in Hand“ Kundgebung, die am vergangenen Samstag hier in Kassel auf dem Friedrichsplatz stattfand.
Heute begeben wir uns in „Kabarett live“ ausnahmsweise mal auf das Feld der Comedy. Obwohl: Nikita Miller ist eher ein Grenzgänger zwischen Kabarett und Comedy; seine Bühnenprogramme – so auch aktuell „Im Westen viel Neues“ - lassen sich nicht eindeutig zuordnen. Um so amüsanter und unterhaltsamer sind seine Geschichten, die sich nicht nur um seine deutsch-russische Biographie drehen, sondern ein vielfältiges Themenspektrum abdecken. Kein Wunder, daß Nikita Miller 2023 mit dem Deutschen Kleinkunstpreis ausgezeichnet wurde.
Seit dem Gastbeitrag von Hans Eichel in der HNA letzte Woche schlagen die Wellen um die documenta wieder höher: Der ehemalige Kasseler Oberbürgermeister und Hessische Ministerpräsident, der jahrzehntelang auch Mitglied im documenta-Aufsichtsrat war, läßt kein gutes Haar an dem Gutachten, das kürzlich veröffentlicht wurde und in dem vorgeschlagen wird, die Struktur der documenta-Gremien zu ändern und eine Art Sicherheitsmauer zur Vermeidung problematischer Tendenzen bei der Auswahl der documenta-Künstler und der Kunstwerke einzuziehen. Nach Ansicht Eichels käme dies einer Einschränkung der Kunstfreiheit gleich – und wäre der Tod der documenta. Verständlich, daß seine Thesen nicht ohne Widerspruch geblieben sind. Andererseits stößt er aber auch auf Zustimmung – so wurde etwa jüngst eine Petition zur Sicherung der Kunstfreiheit auf der documenta veröffentlicht.
Hans Eichel und andere Diskutanten beziehen sich insbesondere bei der juristischen Bewertung der Vorgänge immer wieder auf einen Vortrag, den der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Prof. Hans Jürgen Papier, im letzten Jahr bei der Juristischen Gesellschaft Kassel gehalten hat. In diesem Referat wurde klargestellt und anhand diverser höchstrichterlicher Urteile belegt, welch hohen Rang die Kunst- und Wissenschaftsfreiheit in Deutschland genießt. Leider hat den Vortrag außer den damals Anwesenden (u.a. Hans Eichel und der neue OB Sven Schoeller) niemand gehört, obwohl er inzwischen ins Zentrum der Debatte gerückt ist. Diesem Mißstand wollen wir abhelfen: Wir haben die Veranstaltung damals fürs Freie Radio mitgeschnitten und werden sie nun erstmals ausstrahlen – verbunden mit der Empfehlung an alle, die sich über das Thema Kunstfreiheit informieren wollen, sich die Aufnahme gewissenhaft anzuhören.
Außerdem sprechen wir in der Sendung mit Orry Mittenmayer, einem der Mitorganisatoren der Kundgebung „Hand in Hand“, die am Samstag in Kassel stattfindet und die sich, unterstützt von zahlreichen Organisationen und Vereinen, gegen aktuelle rechte Tendenzen wendet.
Schließlich erinnern wir an den „Day The Music Died“: Am 3. Februar 1959, also vor 65 Jahren, stürzte im US-Bundesstaat Iowa ein Kleinflugzeug ab und riß drei prominente Musiker in den Tod: Buddy Holly, Ritchie Valens und J.P. Richardson gehörten zu den bekanntesten Rock’n’Rollern der damaligen Zeit; sie starben im Schneesturm auf dem Weg zu einem Auftritt. Das tragische Ereignis ging als „The Day The Music Died“ in die Geschichte ein – wir erinnern an die drei Künstler, vor allem an Buddy Holly, der zu den größten und talentiertesten Songschreibern der Popgeschichte zählt.
Jazz und Hot-Dance-Music auf Columbia-Unteretiketten
Auch im neuen Jahr setzen wir unsere Reihe mit Aufnahmen der US-Columbia fort, diesmal mit Aufnahmen für die Unteretiketten dieses Konzerns.
Schier unerschöpflich ist die Zahl an Aufnahmen aus der Zeit der Tanzwut, als der Jazz, von Amerika ausgehend, schon weite Teile der Welt erobert hatte.
Wie wir zur letzten Folge ausführten, gab es zwei wesentliche Faktoren, die diese Epoche bestimmten. Musikalisch ist sie gekennzeichnet durch die Fortentwicklung des Dixieland- zum Chicago-Stil, technisch durch den Übergang vom akustisch-mechanischen Verfahren (Trichter) zur elektrischen Aufnahme (Mikrophon, Verstärker, Schreiber). Die Columbia hatte nun das „Glück“, daß sie sich 1923 ein neues Plattenstudio hingestellt hatte - ab 1924 begannen die technischen Versuche für den Übergang aufs elektrische Verfahren, den die Columbia für ihr Hauptetikett bereits Anfang 1925 vollzog. Das gerade erst errichtete akustische Studio war also von einem Tag auf den andern Alteisen. Um es weiterzuverwenden und wenigstens etwas zu amortisieren, machte man aus der Not eine Tugend und schuf mehrere Unteretiketten mit klingenden Namen wie „Velvet Tone“, „Diva“, „Clarion“, „Harmony“, die das preiswerte Marktsegment bedienen sollten, das die Columbia als einer der zwei im gehobenen Preissegment aktiven Marktführer bisher nicht beackert hatte. Dieselbe Aufnahme, auch von Columbia-Starorchestern wie etwa Ben Pollack, Ben Selvin oder Fletcher Henderson, erschien unter verschiedenen Pseudonymen auf den Unteretiketten, doch das merkte der damalige Plattenkäufer meist nicht, da er keinen Vergleich ziehen konnte, wenn er sich nicht zufällig denselben Titel auf einem andern Columbia-Unteretikett zulegte. Auch etliche etwas ältere Platten erschienen noch einmal als Zweitverwertung im Billigsegment. Die Absatzzahlen gaben der Geschäftsführung recht - die tanzwütigen US-Amerikaner rissen im Taumel der noch immer anhaltenden Nachkriegskonjunktur der Plattenindustrie alles aus den Händen, was sie auf den Markt warf. Mit der Wirtschaftskrise, die ab Ende 1929 das Land und die Welt in den Würgegriff nahm, sollte sich das ändern. Die 1929 schließlich auch auf das elektrische Aufnahmeverfahren umgestellten Unteretiketten sollten nur kurz weiterexistieren. Bald schlug schließlich auch der US-Columbia das letzte Stündlein, sie ging in der American Record Co. (ARC) auf. Erst Ende der 30er sollte sie wiederbelebt werden. Aber das ist eine andere Geschichte.
Wir behandeln in dieser Folge Aufnahmen aus den Jahren 1924 bis 1930.
Durch eine Stunde Jazz aus dessen Blütezeit begleitet Sie Peter Michael.
Vier Jahre hat’s gedauert, bis sich die Kasseler Stadtgesellschaft wieder – nach alter Sitte – im Rathaus versammeln durfte, um den traditionellen Neujahrsempfang zu feiern. 1000 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Stadtgesellschaft kamen am vergangenen Samstag ins Rathaus zusammen – vermutlich vor allem, um der Rede des neuen Oberbürgermeisters Sven Schoeller zu lauschen und zu erfahren, was seitens der Stadt für 2024 geplant ist. Aber zunächst wurde zurückgeblickt auf das Jahr 2013 – dabei kamen natürlich auch heiß diskutierte Themen wie die Zukunft der documenta zur Sprache.
Außerdem in der Sendung: Vortrag „Gefährliche Überschriften - Ansätze gegen rechte Narrative in den Medien“ von Elena Kountidu. Der Vortrag ist Teil der Ringvorlesung „Recht extrem“, den der Fachbereich Politikwissenschaft der Uni Kassel in diesem Wintersemester anbietet.
frei² feat. Make Rave, not Hate, haben für diese Ausgabe aus dem Archiv des Netlabels Toucan Music den Jahres-Mix 2007 ausgegraben. Nicht nur musikalisch passt dieser Mix mit Progressive House in die Sendung, sondern auch thematisch, feiert frei² doch diesen Monat seinen 17. Geburtstag: Die Erstausstrahlung fand im Januar 2007 statt.
Vor mehr als 50 Jahren löste sich die wohl berühmteste Band aller Zeiten auf - ihr Einfluß ist bis heute spürbar. Anfangs spielten sie Pop-Soul-Stücke, die zum großen Teil aus eigener Feder stammten, was damals noch nicht selbstverständlich war. Dann begannen sie, ihr eigenes musikalisches Repertoire in die Breite zu entwickeln. Sie erfanden viele Strickmuster der Pop- und Rockmusik. Kein Wunder, dass ihr Werk zur Bibel unzähliger Musikerinnen und Musiker aus Rock, Blues und Jazz wurde.
Im Schweizer Musikmagazin "Kreuzweise" werden wir uns ab 20:00 Uhr mit den Einflüssen dieser Gruppe auf die Schweiz beschäftigen und ab 21:00 Uhr auch bei "Melodie & Rhythmus" auf die Auswirkungen in der DDR eingehen.
Jazz und Hot-Dance-Music auf Columbia (1/2024)
Auch im neuen Jahr setzen wir unsere Reihe mit Aufnahmen der US-Columbia fort.
Schier unerschöpflich ist die Zahl an Aufnahmen aus der Zeit der Tanzwut, als der Jazz von Amerika ausgehend schon weite Teile der Welt erobert hatte. Die Platten der Columbia waren für Musiker auf der ganzen Welt Vorbilder, weil sie nahezu rund um den Globus vertrieben wurden.
Wir bringen Ihnen in dieser Ausgabe Platten von 1923 bis 1928 - die frühesten sind also mittlerweile mehr als 100 Jahre alt. Gekennzeichnet ist diese Epoche musikalisch durch die Fortentwicklung des Dixieland- zum Chicago-Stil, technisch durch den Übergang vom akustisch-mechanischen Verfahren (Trichter) zur elektrischen Aufnahme (Mikrophon, Verstärker, Schreiber). Beide Entwicklungen werden in dieser Sendung deutlich hörbar sein.
Durch eine Stunde Jazz aus dessen Blütezeit begleitet Sie Peter Michael.
Viele erinnern sich gewiß noch an die documenta 14. Damals, im Jahr 2017, wurde in Kassel fleißig geflüster6t: Aus Fahrzeugen, Aufzügen, aus Toiletten und an Straßenbahnhaltestellen waren unvermittelt merkwürdige Geräusche zu vernehmen, ein Rascheln und Flüstern, dessen Ursprung man sich zunächst gar nicht erklären konnte. Aber es war die Zeit der documenta – und da ist in Kassel bekanntlich fast alles möglich. Das Flüstern war Teil der „Whispering Campaign“ des amerikanischen Künstlers Pope.L, der während der 100 Tage damals einen akustischen Schleier über die Stadt legte. Auch wir vom Freien Radio waren maßgeblich am Entstehen und an der Präsentation des Werks beteiligt. Die geflüsterten Texte, die Pope.L verfaßt hatte, wurden unter Anleitung unseres Kollegen Felix Werthschulte hier im Funkhaus aufgenommen, bevor sie dann an den unterschiedlichsten Stellen aufs documenta-Publikum losgelassen wurden. Nachts liefen die Flüstereien hier bei uns über den Sender, und einmal pro Woche wurde im Funkhaus vor Publikum live geflüstert. Eine spannende Zeit, an die wir gerne zurückdenken. Um so mehr hat uns die Nachricht erschüttert, daß William Pope.L kürzlich im Alter von 68 Jahren verstorben ist. Wir erinnern in der heutigen Sendung an seine „Whispering Campaign“ und schicken natürlich auch einige der Flüstereien von damals über den Sender.
Außerdem in der Sendung: Verabschiedung von Kassels Stadtbaurat Christof Nolda. Nach 12 Jahren Amtszeit als Dezernent für Bau und Verkehr beendete Christof Nolda zum Jahreswechsel seine Tätigkeit bei der Stadt. Zum Abschied gab’s im Rathaus eine große Gala, an der viele Kollegen und Weggefährten von Christof Nolda teilnahmen. Wir haben die Reden, die dort gehalten wurden, aufgezeichnet und senden Ausschnitte.
Bernd Gieseking spielt seinen kabarettistischen Jahresrückblick inzwischen seit 30 Jahren auf zahllosen Bühnen. Die Veranstaltung ist mittlerweile Kult: In Kassel war der Saal im Kulturbahnhof diesmal wieder mehrere Tage hintereinander ausverkauft. Klar, daß alle Aufreger-Themen des vergangenen Jahres zur Sprache kamen. Aber Bernd Gieseking erinnerte auch an Ereignisse und Personen, die viele von uns schon längst vergessen hatten.
Das Radio wird 100! Zumindest in Deutschland gingen im Jahr 1923/24 die ersten professionellen Sendungen über den Äther – eine Erfolgsgeschichte, die bis heute anhält. Klar, daß wir uns auch im Rahmen unseres Programm in vielfältiger Form mit der Geschichte unseres Mediums befassen. Zu unserer heutigen Spezialsendung hat die Redaktion des „Themenwechsels“ unseren Kollegen Mathias Welp besucht, der beim FRK seit Jahren die Sendung „Only Vinyl“ betreut. Als erfahrener Medienprofi, als Autor, Redakteur und Moderator hat er bereits seit Jahrzehnten eine enge Beziehung zum Radio – schon in den 70ern war er für die Europawelle Saar und für weitere öffentlich rechtliche Sender tätig. Natürlich hat er viel zu erzählen – und das tut er in unserem dreistündigen, höchst unterhaltsamen Special über das Radio insbesondere der 50er, 60er und 70er Jahre. Aufgelockert wird die Sendung durch Musik aus dieser Zeit – von deutschem Schlager bis Hardrock, und zwar ausschließlich von Vinyl! Denn: Auch die gute alte Vinylschallplatte feiert Jubiläum – sie wird 75 Jahre alt.
Bislang kannten man 46 Urfassungen der rund 200 Grimm‘schen Märchen. Der Kasseler Märchenforscher Prof. Dr. Holger Ehrhardt hat nun 54 weitere Urschriften gefunden. Im Gespräch mit Sebastian Mense berichtet er von seiner detektivischen Suche nach den Urhebern der Märchen, den sprachlichen Eigenheiten von Dorothea Viehmann und der Aktualität der Grimms.
Radio war und ist immer auch ein Mittel zur Organisation und Artikulation von emanzipatorischem Dissens. 100 Jahre Radio sind deshalb auch 100 Jahre andere Radiopraktiken. Die ab Ende der 1970er zunächst illegal entstandenen Freien Radios sind bis heute lebendiger Ausdruck davon. Sie verbindet das Anliegen, marginalisierten gesellschaftlichen Gruppen einen größeren Zugang zu öffentlichen Debatten zu ermöglichen, sie nicht nur zuhören, sondern selbst sprechen zu lassen. Ihr Ziel ist eine Demokratisierung gesellschaftlicher Öffentlichkeit. Im Gespräch mit ehemaligen Frankfurter Radiopiraten werden vergangene Motivationen, Zielsetzungen und Erfahrungen emanzipatorischer Medien- und Radioarbeit reflektiert und diskutiert, wie sie bei heutigem (medien)politischen Engagement noch als Orientierung dienen können. (Übernahme von Radio Corax, Halle)
„Weiß überhaupt jemand, was er seinen Lieben auf den Gabentisch legen soll? Niemand weiß das, gell?“ Dieses Zitat von Frau Direktor Bartels aus Loriots legendärem Sketch ist natürlich in diesem Jahr, zum 100 des Meisters, wieder besonders aktuell und gilt vermutlich bis in alle Ewigkeit. Kaum zu glauben, aber traurig: Weihnachten steht schon wieder vor der Tür, und die bange Frage nach den Präsenten für die Verwandt- und Bekanntschaft stellt sich drängend, wie in jedem Jahr um diese Zeit. Aber nicht verzagen: Das FRK betätigt sich als Retter in der Not. Wir empfehlen zwar nicht, wie Frau Direktor Bartels, den „Familien-Originalbenutzer“, dafür aber umfassende CD-Pakete, über die sich insbesondere Musikfans freuen dürften.
Wie bereits in früheren Jahren, so stellen wir auch diesmal wieder eine Reihe repräsentativer CD-Boxen vor, die in den vergangenen 12 Monaten erschienen sind. An diesem Wochenende gibt’s den letzten Teil - dabei sind u.a. REM, Four Seasons, Jade Warrior, Elton John, Beck-Bogart-Appice, Bob Dylan, Franz Kafka, West Coast Pop Art Experimental Band, Dream Syndicate.
Zum 125. Geburtstag von René Olfen
Wer war er, dieser René Olfen, dem immerhin das Stadtmuseum eine eigene Ausstellung gewidmet hat und der dem Freien Radio Kassel das Pausenzeichen „geliefert“ hat?
Das sonst so allwissende Internet schweigt sich noch immer weitgehend aus, abgesehen von einer kryptischen und teilweise falsch beantworteten Suchanfrage nach Olfens bekanntester Komposition „Grüß‘ mir die Heimat mit dem Herkules“, einem Eintrag zu einer Neuaufnahme des Titels durch Kasseler Musiker sowie einigen Treffern bei der Suche auf Musikplattformen und einem Plakat mit einer Abbildung Olfens als Tänzer.
Geboren ist René Olfen 1898 (leider wissen wir das genaue Datum nicht, aber noch paßt die Jahreszahl für diese Sendung!), aber nicht, wie sich’s eigentlich gehört hätte, in Kassel, sondern in Marburg als Sohn eines Lokomotivführers - unter dem Namen Heinrich Schmidt.
Zum erstenmal tritt er in den 20er Jahren ins Licht der Bühnenscheinwerfer und der Öffentlichkeit - als „bester russischer Sturmwindtänzer“, der auch im noch stummen Kino als Pausenakt zu erleben ist. Olfen war dafür sogar bei der Ufa angestellt. Vermutlich schon in dieser Zeit, vielleicht angeregt durch seine Bühnenauftritte als Tänzer, beginnt er auch als Kabarettist zu arbeiten. In seinen Liedtexten verwendete Formulierungen legen einen gewissen Bildungsgrad nahe, den auch ein Kabarettist gut brauchen kann.
Die ersten Plattenaufnahmen dürften um 1932 entstanden sein (Firmenunterlagen der Firma Tonographie stehen leider vorderhand nicht zur Verfügung, so daß hier geschätzt werden mußte). Olfens innere Heimat muß in jenen Tagen schon Kassel gewesen sein. Er sang und spielte für die „Tono“ die Urversion des Liedes „Grüß‘ mir die Heimat mit dem Herkules“ ein, ferner einen für die begrenzte Spielzeit der damaligen Normalschallplatte „mundgerecht“ gestutzten „Auszug aus: Tannenkinderchen“, so das Etikett. Den Akzent auf René Olfens „e“ unterschlägt das Plattenetikett hier.
Die Absatzzahlen scheinen immerhin die kleine, sonst meist Lohnaufnahmen für Kaufhaus- und Abonnementsetiketten und Werbeplatten herstellende Berliner Firma dazu bewogen zu haben, wiederum auf eigenem Etikett eine Orchesterversion des „Herkules“ nachzulegen. Zum Einsatz kam hier die (aus dem Berliner „Haus Vaterland“ und von den Etiketten der Homophon-Marken her besser unter ihren ungarisch-exotischen Pseudonymen „Arpad Varosz“ und „Jenö Fesca“) bekannte Kapelle Willi Metschke mit dem vielbeschäftigten Studiosänger Paul Dorn (auch Hagedorn). Hier fehlt bei der Komponistenangabe der Akzent auf dem „e“ nicht, und auch die Rückseite wartet mit einem Olfen-Titel auf („Spiel‘, Spielmann, mir ein Liedchen von Sizilien“), der in Olfens eigener Einspielung bisher nicht aufzufinden war. Nach diesen zwei Platten (und einer in neuerer Zeit in Sammlerkreisen erwähnten Erstversion der Legionärsballade „Wüsten-Chöre“, die uns aber derzeit nicht vorliegt), verliert sich nicht nur die diskographische Spur Olfens zunächst.
Wo und wie er den II. Weltkrieg verbrachte, war bisher nicht in Erfahrung zu bringen. Bald nachher, vermutlich schon kurz nach der Währungsreform, stand er wieder für die Schallplatte vor dem Mikrophon, diesmal nicht für ein unabhängiges Etikett, sondern für die Telefunkenplatte - allerdings nur für deren Werbeabteilung, die „Telefunken-Werbestimme“. Hier sang er in Eigenregie erneut den „Herkules“ sowie die schon genannten „Wüsten-Chöre“ ein. Dies dürfte dadurch zu erklären sein, daß die Telefunkenleute wohl kaum mit einer Kostendeckung durch den Verkauf von Platten eines außerhalb der Region Kassel unbekannten Kabarettisten rechneten, der inzwischen auch nicht mehr der Jüngste war. Vermutlich hat also Olfen die Produktion selbst finanziert und eben bei der auch nach dem Kriege noch bestehenden Werbestimme als Lohnaufnahme in Auftrag gegeben. Wie bereits bei den Tonographie-Aufnahmen handelt es sich um eine 25-cm-Normalplatte aus Schellackmasse (78 U/min). Von ihr existieren allerdings mindestens zwei Preßauflagen, was doch für eine gewisse Verbreitung spricht.
Wiederum bei der Telefunken-Werbestimme erschien Ende der 50er Jahre, also noch einmal rund ein Jahrzehnt später, eine kleine Reihe mit Kassel-Aufnahmen, nun dem mittlerweile fortgeschrittenen Stand der Technik entsprechend, auf 45er Vinylplatten mit 17 cm Durchmesser.
In dieser Serie ist auch der „Herkules“ enthalten, allerdings mit einer völlig veränderten Melodie. Warum René Olfen sich zu letzterem Schritt entschloß, ist nicht klar - die alte Melodie ist erheblich eingängiger. Lag es vielleicht an einem durch das Älterwerden inzwischen reduzierten Stimmumfang? Dagegen spricht aber die in hoher Tonlage gesummte Einleitung. Wollte am Ende der ewige Eigenbrötler Olfen damit dem bis über die Schmerzgrenze hinaus volksliedhaft-kitschigen Zeitgeist der 50er Jahre eine Neufassung mit stärkerer Abstraktion entgegensetzen? Nachvollziehbar erscheint die Änderung kaum, vor allem dann nicht, wenn man die ältere Fassung kennt.
Verständlicher ist da schon die Textänderung in „Tannenkinderchen“. Konnte Olfen vor 1933 noch unbekümmert von „Vaterland“ singen, hatte dieses Wort 1959 einen tausendjährigen bitter-braunen Beigeschmack, so daß er es durch „du heiliges Land“ ersetzte. Kleinere Textkorrekturen haben sich, vermutlich über die Jahre, ähnlich wie beim „Herkules“ aus der besseren Singbarkeit, der Nutzung von Wiedererkennungseffekten ergeben (vgl. Erstfassung Olfen: „Grüß‘ mir das Denkmal auf dem Friedrichsplatz ...“ bzw. „Mein deutscher Kamerad im Reisedreß ...“ - Fassung Metschke bereits kurze Zeit später: „Grüß‘ mir den Druselturm, den Friedrichsplatz ... “/ „Mein deutscher Kamerad, bist du ein Hess‘ ... “) Olfen behielt in den späteren Fassungen beide Änderungen bei. Auch die schönere Abfolge von Stab-, Binnen- und Endreimen mag Abwandlungen ergeben haben (vgl. z.B. alte Fassung: „zu Fuß ging ich den weiten Weg/ bis an den kleinen Wiesensteg/ vor meinem Vaterhaus“ gegen neue Fassung „zu Fuß wüßt‘ ich den Riesenweg/ bis an den kleinen Wiesensteg ... “). Auch hier erfolgten geringfügige Änderungen der Melodie - von einer vollständigen Neufassung kann aber keine Rede sein. Vielleicht sind sie wirklich René Olfens inzwischen gealterter Stimme geschuldet, mit der wir den eigensinnigen Künstler auf den mit einem kuriosen Hinweis markierten Platten hören können:
„Klangblende auf ,hell‘ stellen“, sind die Hüllen gestempelt - und auf einem Etikett heißt es: „Platte wurde auf Wunsch des Urhebers ohne die üblichen Klangverschönerungs-Tricks unter rauschenden Bäumen aufgenommen“. Daß zu diesen „Tricks“ auch die spätestens mit der 45er-Technik endgültig eingeführte schnittechnisch bedingte Höhenanhebung gehörte, die bei der Wiedergabe das lästige Nadelgeräusch erheblich vermindern hilft, wollte sich Olfen vermutlich nicht sagen lassen. Daher klingen heute die Platten entweder dumpf - oder neigen, befolgt man den Ratschlag, stärker als üblich zum Knistern. Und was die damaligen Plattenkäufer ohne den Hinweis wohl über das Hintergrundrauschen auf den modernen Singles gedacht hätten ...?
Ob Olfen nach dieser kleinen Plattenserie noch Aufnahmen machte, ist bisher nicht bekannt.
Er lebte bis zu seinem Tode am 21. Oktober 1990 in einem Gartenhaus in der Kasseler Nordstadt, von der Öffentlichkeit völlig vergessen und zurückgezogen, begleitet nur von wenigen treuen Freunden (zum engsten Kreis gehörte Werner Baus, der damals in Kassel ansässige bekannte Fachmann für mechanische Musikinstrumente) und seinen Hunden.
Man sollte René Olfen ein seiner würdiges Denkmal setzen. Ein kleiner Ansatz hierzu ist unsere Sendung - eine leicht überarbeitete Wiederholung der Tanzparkett-/ Magic-Moments-Sonderausgabe zu seinem 20. Todestag. Durchs Programm begleitet Sie Michael Rolf.
Und wieder tauchen wir am Mittwochabend eine Stunde lang ein in die Swingära, in die Zeit,
in der die damals neueste Jazzspielart auf riesiges Publikumsinteresse traf.
Hören Sie Aufnahmen aus dem Mutterland dieser Musik - mit bekannten und unbekannten
Kleingruppen der „Swinging 30s“.
Diskographische Angaben: In spitzen Klammern Matrizennummer, dahinter Aufnahmeort
und -datum, Plattenmarke und Bestellnummer.
Aufnahmeorte: NY - New York, LA - Los Angeles
Plattenmarken: BB - Bluebird (USA), Br - Brunswick (D), Col - Columbia (USA) De - Decca
(USA), Vic - Victor (USA), Voc - Vocalion (USA), andere Marken ausgeschrieben.
Durchs Programm begleitet Sie Peter K. Michael. In dieser Sendung hören Sie:
The Mound City Blue Blowers (Red McKenzie)
On Treasure Island (Burke - Leslie) <C 0139 A> NY, 08.11.35 Montgomery Ward 5001
Red McKenzie and his Rhythm Kings
I Don’t Know Your Name, But You’re Beautiful (Irving Cesar - Sammy Lerner) <60446 A>
Don’t Count Your Kisses Before You’re Kissed (Ralph Freed - Harry Stride - Bernard
Maltin) <60444 A> NY, 05.02.36 De 721
Frankie Newton
The World Is Waiting For The Sunrise (Lockhardt - Seitz) <->
Rosetta (Hines - Woods) <-> NY, 13.01.39 BB B-10176
Zutty and his Band
(I Would Do) Anything For You (Hill-Williams-Hopkins) <9879-A>
Clarinet Marmalade (o.A.) [Shields-Ragas] <9884-A> Ch, 27.3.35 De 432
Bob Howard and his Boys
On Revival Day (Andy Razaf) <64349-A>
Sweet Emmalina, My Gal (Creamer - Layton) <64345-A> NY, 26.7.38 De 2263
Frank Froeba and his Swing Band
There’ll Be A Great Day In The Mornin’ (Hill - Mills) <Co 18445-1>
The Music Goes Round and Around (Hodgson - Farley - Riley) <Co 18444-1> NY, 24.12.35
Col 3110
Sidney Bechet and his Orchestra, voc. Two Fish Mongers
Hold Tight (Want Some Sea Food, Mama) <M925-2-4>
Jungle Drums (Bechet - Singleton) <M926-1-4> NY, 16.11.38 Voc v4537
Midge Williams and her Jazz Jesters
The Greatest Mistake In My Life (Netson) <M684>
Good Night, Angel (Magidson - Wrubel) <M685> NY, 23.11.37 Voc v3961
Lionel Hampton and his Orchestra, voc. Lionel Hampton
Fiddle Diddle (Lionel Hampton - Harry Goodman) <25868> Ch, 11.10.38
Don’t Be That Way (Sampson - Benny Goodman, arr. Sampson) <18338> NY, 18.01.38 Vic
26173
Im ersten Teil am 13. Dezember brachten wir:
Original Dixieland Jazz Band
Drop A Nickel In The Slot (Young - Ahlert) <019681-1>
Jezebel (Mercer - Warren) <019683-1> NY, 18.02.38 BB B-7454
Tito and his Swingtette
Stuff And Things (Guidotti) <->
Atmosphere (Guidotti) <-> NY, 22.11.38 BB B-10066
Teddy Wilson Quartet
Honeysuckle Rose (Waller - Razaf) <LA 1431 A>
Ain’t Misbehavin’ (Razaf - Waller - Brooks) <LA 1408 C> LA, 05.9.37 Br A 81362
Art Tatum and his Swingsters
With Plenty Of Money And You (Warren - Dubin) <DLA 725 A>
I’ve Got My Love To Keep Me Warm (Berlin) >DLA 727 A> LA, 26.02.37 De 1198
Lionel Hampton
I’m On My Way From You (Burley - Hampton) <04291-1>
Haven’t Named It Yet (Hampton - Christian) <04292-1> NY, 12.10.39 Vic 26476
Toots Mondello
Louisiana (Razaf - Schafer - Johnson) <US-1099-2>
St. Louis Gal (Robinson) <US-1098-1> NY, Nov. 39 Varsity 8118
Lil Armstrong and her Swing Orchestra
Born To Swing (Lil and Avon [sic] ?= Lil Armstrong?) <61945 A>
Bluer Than Blue (Lil and Avon [sic] ?= Lil Armstrong?) <61947 A> NY, 15.4.37 De 1299
Joe Marsala and his Chicagoans, voc Jack LeMaire
Woo-woo (Marsala - LeMaire - Franklin) <M780-1>
Jim-Jam Stomp (Marsala) <M782-1> NY, 16.3.38 Voc 4116
The Mound City Blue Blowers (Red McKenzie)
Red Sails In The Sunset (Williams - Grósz - Kennedy) <C 0137 A>
On Treasure Island (Burke - Leslie) <C 0139 A> NY, 08.11.35 Montgomery Ward 5001
(ausgeblendet)
Zum 30. Mal fand Anfang Dezember der traditionelle Kasseler Friedensratschlag statt – sozusagen das Familientreffen der deutschen (und europäischen) Friedensbewegung. Umständehalber vom alten Standort Ing.-Schule ins Scheidemannhaus umgezogen, nahmen sich die Teilnehmer zwei Tage Zeit, um sich mit den aktuellen weltpolitischen Fragen zu befassen und Ideen und Lösungsansätze zu erarbeiten – all das natürlich aus der Sicht der Friedensbewegung, die sich mitunter deutlich vom politischen Mainstream unterscheidet. Besonders gespannt durfte man auf die Debatten zum Ukraine-Krieg und zur Lage im Nahen Osten sein – hier traten durchaus vielfältige Meinungen zutage. Wir haben einige der Podiumsveranstaltungen und Workshops mitgeschnitten und senden zunächst den Vortrag der Journalistin und früheren Rußland-Korrespondentin Gabriele Krone-Schmalz, die sich mit dem Verhältnis zwischen dem Westen und Rußland unter den aktuell gegebenen Umständen befaßte.
Außerdem in der Sendung: Interview mit David Zabel, dem neuen Vorsitzenden des Kasseler Kulturbeirats. Musikalisch erinnern wir an Shane MacGowan, den kürzlich verstorbenen Sänger der Pogues.
„Weiß überhaupt jemand, was er seinen Lieben auf den Gabentisch legen soll? Niemand weiß das, gell?“ Dieses Zitat von Frau Direktor Bartels aus Loriots legendärem Sketch ist natürlich in diesem Jahr, zum 100 des Meisters, wieder besonders aktuell und gilt vermutlich bis in alle Ewigkeit. Kaum zu glauben, aber traurig: Weihnachten steht schon wieder vor der Tür, und die bange Frage nach den Präsenten für die Verwandt- und Bekanntschaft stellt sich drängend, wie in jedem Jahr um diese Zeit. Aber nicht verzagen: Das FRK betätigt sich als Retter in der Not. Wir empfehlen zwar nicht, wie Frau Direktor Bartels, den „Familien-Originalbenutzer“, dafür aber umfassende CD-Pakete, über die sich insbesondere Musikfans freuen dürften.
Wie bereits in früheren Jahren, so stellen wir auch diesmal wieder eine Reihe repräsentativer CD-Boxen vor, die in den vergangenen 12 Monaten erschienen sind. An diesem Wochenende gibt’s den sechsten Teil - dabei sind u.a. Chapterhouse, Bedlam, Horslips, Genesis, Dinosaur jr., Swinging Blue Jeans, Camel, Steppenwolf.
Der Ober-Beatle John Lennon: Auch er war ein Mitglied der Fab Four, der eine treibende Kraft in sich spürte, die Trennung herbeizuführen. Nicht seine Frau Yoko Ono trieb einen Keil zwischen die Freunde. Ono gab Lennon lediglich einen Anstoß, zu neuen Ufern aufzubrechen. Leider blieb ihm nicht mehr viel Zeit, sein musikalisches und privates Leben ohne Beatlemania zu gestalten.
Die Sonderausgabe von Tom’s Rock and Pop Specials zeichnet den 10jährigen Weg von John Lennon bis zu seinem tragischen, brutalen Tod auf. Lennon kreierte in dieser Zeit nicht mehr Songs wie „She Loves You“ und „I Wanna Hold Your Hand“; vielmehr wollte und konnte er endlich John Lennon sein. Avantgardistisch, persönlich, politisch und am Ende doch zurück bei seinen musikalischen Wurzeln. Dabei präsentiert die Sendung Musikschätze, die selten oder überhaupt nicht im Radio zu hören sind.
Moderation: Marcus Schwarz und Tom Grigat
Während wir uns langsam aber sicher auf das Ende des Jahres hinarbeiten, können sich die FRK-Hörer am 20. und 21. Dezember auf die lange Weihnachtsausgabe der Sendung „Handmade“ freuen. Zwei Stunden Ablenkung und gute, gemütliche Weihnachtslaune erreichen Sie aus den Radioempfangsgeräten. Wie immer gibt es neben einigen Klassikern vor allem Titel, die in anderen Sendern nicht unbedingt laufen. Freuen Sie sich also auf ein paar Raritäten und einen bunt-gemischten Weihnachtsteller mit Liedern von Status Quo, The Ronettes, Boney M., José Feliciano, Cher feat. Stevie Wonder, John Lennon, Mud, Pete Lincoln and Friends, Cyndi Lauper, Sailor, Harpo, Blackmore’s Night, Max Raabe und das Palast Orchester, Eric Martin, Elvis Presley, Bill Haley, Peter Howarth, Julia Lage, Debbie and the Darnells, Chris Rea und noch vielem mehr.
Die Redaktion „Handmade“ wünscht schöne Weihnachten!
Ein internationales Tanz- und Theaterprojekt in Kassel
„Was ist schon normal?“ fragten die 16 – 25 Jahre alten Teilnehmenden einer Internationalen Jugendbegegnung aus Italien, Polen, Spanien, Griechenland und Deutschland, reflektierten die Merkmale ihrer eigenen Identität und trafen auf Vertreter von Gruppen, die zu Minderheiten erklärt werden, um mit ihnen über deren Sichtweisen und Erfahrungen zu sprechen. In Tanz- und Theaterworkshops wurden diese Erlebnisse unter professioneller Anleitung durch Tänzerinnen, Schauspieler und Regisseure in ein Bühnenstück verwandelt, das am Ende des Projektes im Kasseler Kulturhaus DOCK 4 aufgeführt wurde.
In der einstündigen Sendung berichten junge Menschen von ihren Erlebnissen und Erfahrungen mit einer internationalen Gruppe, von berührenden und eindrucksvollen Gesprächen und entstandenen Freundschaften im Rahmen dieser 14 tägigen internationalen Jugendbegegnung zu den Themen „Kultur“ und „Identität“, die im Sommer 2023 in Kassel stattfand.
Eine Sendung des Kommunalen Jugendbildungswerks der Stadt Kassel in Kooperation mit Sesam e.V.
Im Jahr 1940 lebten 1.700 ausländische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Kassel. 1945 waren es mindestens 30.000. Der VHS-Vortrag von Thomas Ewald behandelt folgende Aspekte: Woher kamen die Menschen? Wie wurden sie hier behandelt? Was wissen wir über ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen? Welche Rolle spielte die nationalsozialistische Ideologie bei der Behandlung der sogenannten "Fremdvölkischen"? Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die Massenmorde in den letzten Kriegstagen gelegt. Darüber hinaus wird geschildert, welchen Stellenwert die Zwangsarbeit nach 1945 im Bewußtsein der Deutschen hatte.
„Weiß überhaupt jemand, was er seinen Lieben auf den Gabentisch legen soll? Niemand weiß das, gell?“ Dieses Zitat von Frau Direktor Bartels aus Loriots legendärem Sketch ist natürlich in diesem Jahr, zum 100 des Meisters, wieder besonders aktuell und gilt vermutlich bis in alle Ewigkeit. Kaum zu glauben, aber traurig: Weihnachten steht schon wieder vor der Tür, und die bange Frage nach den Präsenten für die Verwandt- und Bekanntschaft stellt sich drängend, wie in jedem Jahr um diese Zeit. Aber nicht verzagen: Das FRK betätigt sich als Retter in der Not. Wir empfehlen zwar nicht, wie Frau Direktor Bartels, den „Familien-Originalbenutzer“, dafür aber umfassende CD-Pakete, über die sich insbesondere Musikfans freuen dürften.
Wie bereits in früheren Jahren, so stellen wir auch diesmal wieder eine Reihe repräsentativer CD-Boxen vor, die in den vergangenen 12 Monaten erschienen sind. An diesem Wochenende gibt’s gleich zwei Folgen zu hören - dabei sind u.a. die Beatles, Wishbone Ash, Trapeze, Heavy Metal Kids, Yes, Thin Lizzy, New World, Lindisfarne, Illusion, Lemonheads, James Last, That Petrol Emotion und Judge Dread.
Aufzeichnung der Diskussionsveranstaltung vom 30.11.2023 im Cafe Buch-Oase Kassel
Mit:
• Wissam Fakher, palästinensisches Mitglied der Kasseler Hochschul-
gruppe Unidiversität
• Wieland Hoban, Vorsitzender der „Jüdischen Stimme für einen
gerechten Frieden in Nahost“
• Werner Ruf, ehemaliger Professor an der Kasseler Hochschule,
Friedensforscher
• Brigitte Domes, Mitglied der DPG-Regionalgruppe Kassel
Die Veranstalter stellten folgende Fragen:
- Die Bundesregierung fordert von uns allen eine Identifikation mit dem Staat
Israel. Aber mit welchem Staat?
- Bedeutet die „Deutsche Staatsräson“ auch Komplizenschaft mit
Kriegsverbrechen?
- Warum werden pauschal alle Migranten aus arabischen und muslimischen
Ländern des Antisemitismus bezichtigt und so eine Spaltung der Gesellschaft
in Kauf genommen? Mit welchen Argumenten werden für sie demokratische
Grundrechte eingeschränkt?
- Warum werden auch Menschen mit jüdischem Hintergrund, die sich seit
Jahren für gleiche Rechte von Palästinensern einsetzen, in Deutschland
ausgegrenzt und ihre Kundgebungen behindert und verboten?
- Geschieht all das im Namen des „Nie wieder!“?
Ist das die Lehre, die wir aus dem Holocaust ziehen?
„Weiß überhaupt jemand, was er seinen Lieben auf den Gabentisch legen soll? Niemand weiß das, gell?“ Dieses Zitat von Frau Direktor Bartels aus Loriots legendärem Sketch ist natürlich in diesem Jahr, zum 100 des Meisters, wieder besonders aktuell und gilt vermutlich bis in alle Ewigkeit. Kaum zu glauben, aber traurig: Weihnachten steht schon wieder vor der Tür, und die bange Frage nach den Präsenten für die Verwandt- und Bekanntschaft stellt sich drängend, wie in jedem Jahr um diese Zeit. Aber nicht verzagen: Das FRK betätigt sich als Retter in der Not. Wir empfehlen zwar nicht, wie Frau Direktor Bartels, den „Familien-Originalbenutzer“, dafür aber umfassende CD-Pakete, über die sich insbesondere Musikfans freuen dürften.
Wie bereits in früheren Jahren, so stellen wir auch diesmal wieder eine Reihe repräsentativer CD-Boxen vor, die in den vergangenen 12 Monaten erschienen sind. In der dritten Sendung sind dabei u.a. Bob Marley, Dire Straits, Moody Blues, Catatonia, Teardrop Explodes, Melvins, Charles Mingus, Bob Weir, Frank Zappa.
„Niemand käme auf die Idee, ihn als Sessionmusiker zu Plattenaufnahmen einzuladen.“ Dieses Zitat wird dem britischen Schlagzeuger Keef Hartley zugeschrieben, und es bezieht sich auf den Mann, den wir heute anläßlich seines 90. Geburtstags feiern: John Mayall, Pionier des britischen Blues und Wegbereiter der klassischen Rockmusik. Hartleys Bemerkung macht deutlich, daß John Mayall nicht unbedingt als herausragender Virtuose gesehen wurde: Sein Harmonika- und Gitarrenspiel waren eher mittelmäßig. Er ist zwar ein ganz passabler Blues-Sänger, aber mit den amerikanischen Originalen konnte er nie wirklich mithalten. Mayalls Fähigkeit bestand vielmehr darin, Talente zu erkennen die richtigen Musiker in seine Bands zu holen. Seine „Bluesbreakers“ galten in den 60ern als Lehrwerkstatt für unzählige junge englische Musiker, die später zu Superstars wurden: Eric Clapton, Peter Green, Mick Taylor, John McVie, Mick Fleetwood, Harvey Mandel und viele andere gingen quasi bei Mayall in die Lehre; er führte sie an den klassischen Blues heran, verschaffte ihnen die Möglichkeit, ihre musikalischen Fähigkeiten weiterzuentwickeln und unterstützte sie beim Einstieg ins Musikgeschäft. Ohne John Mayall hätte es Bands wie Cream oder Fleetwood Mac nie gegeben.
Daß er aber auch selbst ein hervorragender Musiker war, wird heute gerne vergessen. Zwar blieb er zeitlebens dem klassischen Blues treu, aber er erweiterte das musikalische Spektrum um Einflüsse von Jazz, Folk, Psychedelik oder Soul. Besonders im Zuge seiner späteren Auswanderung nach Kalifornien entstanden einige wunderbare Blues-Rock-Alben, die man unbedingt kennen sollte. In der heutigen Sendung würdigen wir John Mayall zu seinem 90. Geburtstag am 29. November – Gerüchten zufolge stand er bis vor kurzem immer noch gelegentlich auf der Bühne. Blues hält offenbar jung.
Die Geheime Staatspolizei gilt als Inbegriff der Verfolgung in der NS-Zeit. Von ihr wurden Gegnerinnen und Gegner des NS-Staates, aber auch Menschen, die dessen Normen nicht entsprachen, verhaftet, gefoltert, deportiert und ermordet. Im ersten Nürnberger Prozess wurde sie zur verbrecherischen Organisation erklärt. Geleitet wurde die Gestapo fast ausschließlich von hoch ausgebildeten Männern aus bürgerlichen Familien, die fast alle Rechtswissenschaften studiert hatten. Dies galt auch für die Gestapostelle Kassel. Dr. Gunnar Richter, ehemaliger Leiter der Gedenkstätte Breitenau, erläuterte in seinem VHS-Vortrag, wer diese Personen waren, wie die Kasseler Gestapo organisiert war, welche Verfolgungsmaßnahmen von ihr durchgeführt wurden und was später mit den Verantwortlichen geschah. Der Vortrag fand im Rahmen der Volkshochschulreihe zum 80. Jahrestag der Zerstörung Kassels im Zweiten Weltkrieg statt.
Außerdem in der Sendung: Vorstellung des Buchs „Das sind doch auch Menschen – Geschichte des jüdischen Lebens in Nordhessen“ von Horst Seidenfaden, Harry Soremski und Christian Presche. Die offizielle Präsentation fand in dieser Woche in der Hauptstelle der Kasseler Sparkasse statt. Wir senden der Einführungsvortrag von Prof. Dietfrid Krause-Vilmar.
„Weiß überhaupt jemand, was er seinen Lieben auf den Gabentisch legen soll? Niemand weiß das, gell?“ Dieses Zitat von Frau Direktor Bartels aus Loriots legendärem Sketch ist natürlich in diesem Jahr, zum 100 des Meisters, wieder besonders aktuell und gilt vermutlich bis in alle Ewigkeit. Kaum zu glauben, aber traurig: Weihnachten steht schon wieder vor der Tür, und die bange Frage nach den Präsenten für die Verwandt- und Bekanntschaft stellt sich drängend, wie in jedem Jahr um diese Zeit. Aber nicht verzagen: Das FRK betätigt sich als Retter in der Not. Wir empfehlen zwar nicht, wie Frau Direktor Bartels, den „Familien-Originalbenutzer“, dafür aber umfassende CD-Pakete, über die sich insbesondere Musikfans freuen dürften.
Wie bereits in früheren Jahren, so stellen wir auch diesmal wieder eine Reihe repräsentativer CD-Boxen vor, die in den vergangenen 12 Monaten erschienen sind. In der zweiten Sendung sind dabei u.a. T. Rex, Ocean Colour Scene, King Crimson, Teardrop Explodes, Billy Bragg, Magnum, Steve Miller, Runaways, Catatonia.
Zunächst stellen wir euch ein paar Stationen in Willingshausen vor. Es geht um Kunst und sogar um die Grimms.
Dann machen wir einen großen Schritt hinüber nach Merzhausen, dort nehmen wir dich mit auf einen kurzen Wanderpfad, für den wir ein paar Stationen vertont haben.
Das haben wir zusammen mit der 10G der Carl-Bantzer-Schule in Ziegenhain produziert.
Das Netlabel »23 Seconds« war ziemlich seit Beginn der Sendung bekannt und wurde immer wieder gespielt. Für die aktuelle Ausgabe frei² waren aktuelle Alben des Netlabels geplant, doch es stellte sich heraus, dass das Label seit Ende 2016 nicht mehr existiert. Daher gibt es die letzten beiden Veröffentlichungen aus dem Label- und dem Internet Archiv(e) zu hören – sowie eine Verlosung!
Die IHK Kassel-Marburg geht wieder auf Sendung. Miriam Postlep, Projektreferentin Unternehmensnachfolge bei der IHK und Viola Pawelczyk, Unternehmensberaterin laden jeden letzten Freitag im Monat ab 17 Uhr zur Sendung „Wirtschaft Talkt!“ ein.
In der aktuellen Folge sind Yvonne Weber, Inhaberin des Systemisches Institutes Kassel und Katharina Ackermann, Beraterin für Gewerbekunden und Existenzgründer bei der Kasseler Sparkasse zu Gast. Yvonne Weber berichtet über Ihren Weg ins Unternehmertum mit dem Systemischen Institut, über die Bedeutung von Coaching und die Offenheit neues auszuprobieren. Katharina Ackermann berichtet aus Sicht der Bank wie die Unternehmensfinanzierung gelingt und wie die Bank unterstützen kann.
Alle, die persönlich ins Gespräch kommen und mehr zum Thema Selbstständigkeit erfahren möchten, sind am Donnerstag, den 16.11.23, zur Veranstaltung „Ich und mein Weg: Entdecke Deine Skills, Deinen Weg und lerne mehr über Unternehmertum und Nachfolge“ eingeladen. Anmeldung unter www.nexxt-now-nordhessen.de.
Der 22. Oktober 1943 war einer der prägenden Tage in der Kasseler Stadtgeschichte: An diesem Abend fiel das alte Kassel unter den Bomben britischer Fliegerstaffeln in Schutt und Asche. Nahezu die komplette Innenstadt wurde zerstört, die historischen Bauwerke wurden ein Raub der Flammen, Tausende Bewohner verloren ihr Leben.
Regelmäßig wird an dieses Ereignis erinnert – 2023, zum 80. Jahrestag, finden zahlreiche Veranstaltungen statt. Das Stadtmuseum zeigt eine neue Ausstellung zum Thema, das Begleitprogramm bietet – ebenso wie eine Veranstaltungsreihe der VHS – zahlreiche Führungen, Vorträge, Diskussionen und Lesungen, von denen wir viele auch hier im Radio senden werden. Die zentrale Gedenkveranstaltung fand am letzten Sonntag, also dem 80. Jahrestag der Bombardierung, in der Martinskirche statt. Wir senden heute einen Mitschnitt – ebenso ein Interview mit Marie Roeder-Spangenberg, deren Familie die Bombennacht mit viel Glück überlebte.
Außerdem in der Sendung: Pressegespräch mit Oberbürgermeister Dr. Sven Schoeller zu den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit.
Inzwischen ist Nordhessen fast schon so etwas wie sein zweiter Wohnsitz: Django Asül, einer der profiliertesten Polit-Kabarettisten, kommt immer wieder gern in unsere Gegend – schließlich hatte er ganz zu Beginn seiner Karriere seinen ersten außerbayrischen Auftritt in Vellmar. Auch in diesem Jahr war er wieder beim „Sommer im Park“ in Vellmar zu Gast.
Mit großem Vergnügen – und zum Vergnügen der Zuschauer – seziert er die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in der Republik (und natürlich vor allem in Bayern). Vor einigen Jahren hatte er angekündigt, sich aus dem Kabarett-Geschäft zurückziehen zu wollen – aber einen Vollblutkabarettisten treibt es natürlich angesichts der politischen Großwetterlage immer wieder auf die Bühne. Gut für seine zahlreichen Fans, die ihn auch in Vellmar wieder begeistert feierten.
Mitte Oktober hat in der Mannheimer Neckarstadt die diesjährige Lichtmeile stattgefunden. frei² und Make Rave, not Hate waren Teil des bermuda.funk-Auftritts von insgesamt 6 DJs der Genres House, Techno und Drum'n'Bass. In dieser Ausgabe von frei² ist der Mitschnitt des eigenen DJ-Sets zu hören.
Wirklich? Sie kann es sein, und man kann auf Schiffen viel Spaß haben, aber die See ist nicht ungefährlich, das werden wir uns in dieser Sendung genauer anhören. Außerdem stellen wir uns die Frage, warum Menschen zur See fahren - immer aus freiem Willen oder auch nicht? Was hat es früher für die Angehörigen bedeutet, wenn der Liebste oder der Sohn lange auf See weilte und: Muss es immer das große weite Meer sein oder was ist mit Flüssen und Seen?
Moderation: „Käpt’n Willi“ alias Wilhelm Gerike und „Steuerfrau“ alias Claudia Gerike.
Wir wünschen allzeit eine Hand breit Wasser unterm Kiel und guten Empfang!
Folge 8/ 2023
Moderator Peter Michael begleitet Sie erneut eine Stunde lang durch einen winzigen Ausschnitt aus dem schier unerschöpflichen Repertoire der Columbia und ihrer Untermarken der 20er Jahre (betrachtet man den gesamten US-Plattenmarkt jener Tage, so ist dieser wohl gar nicht ganz zu überblicken, auch wenn bereits etliche Diskographen diesen Versuch unternommen haben).
Die Untermarken der US-Columbia wurden nach Einführung des elektrischen Aufnahmeverfahrens im Jahre 1925 geschaffen - 1923 hatte die Columbia ihre Studios komplett neu ausstatten lassen, dem damaligen Stand der Technik entsprechend, mit der neuesten akustischen Aufnahmeapparatur. Daß diese anderthalb Jahre später veraltet sein sollte, hatte natürlich niemand ahnen können. So machte man aus der Not eine Tugend. Die alte Apparatur wurde weiterverwandt - dazu führte die Columbia preiswerte Unteretiketten ein, mit denen auch eine weniger zahlungskräftige Käuferschicht als Kundschaft gewonnen werden sollte. Auf diversen Etiketten wurden unter verschiedenen Pseudonymen dieselben Titel angeboten. Dabei handelte es sich nicht nur um Aufnahmen reiner Studiokapellen, sondern auch von bei der Columbia beschäftigten Starorchestern und -sängern, die natürlich gerne Extragagen einstrichen. Die Rechnung ging auf - der Plattenmarkt boomte gerade, die Tanzwut grassierte, und Aktien von Plattenfirmen vollführten an der Börse wahre Höhenflüge. Der technisch etwas schlechtere Klang der akustischen Aufnahmen störte wohl allenfalls im direkten Vergleich. Außerdem war das akustische Verfahren in seiner Endzeit derart durchgereift, daß etliche elektrische Aufnahmen deutlich schlechter gerieten als gute akustische, vor allem, wenn man die neue Technik noch nicht im Griff hatte (auf die Columbia traf das nicht zu, auf verschiedene andere Marken allerdings schon). Schließlich besaß die angepeilte Käuferschicht oft ältere oder einfache Abspielgeräte, auf denen die Unterschiede weit weniger deutlich hervortraten als heute beim elektrischen Abspielen der Platten. Erst 1929 stellten auch die Untermarken auf das elektrische Verfahren um. Die im selben Jahr ausgebrochene Wirtschaftskrise riß sie Anfang der 30er Jahre in den Abgrund. Bis es soweit war, brachten die Unteretiketten nun auch veraltete elektrische Aufnahmen der Hauptmarke als Zweitverwertung.
Als Teil des Schlagerduos „Hoffmann und Hoffmann“ wurde Michael Hoffmann Ende der 70er Jahre bundesweit bekannt: Hits wie „Alles was ich brauche bist du“, „Himbeereis zum Frühstück“ und „Rose Of Cimarron“ liefen im Radio und standen oben in den Charts; mit „Rücksicht“ erreichte das Duo den 5. Platz beim Grand Prix Eurovision. Heute ist Michael Hoffmann immer noch als Komponist und Produzent tätig, allerdings hat sich sein Stil seit damals deutlich gewandelt. Am Mittwoch, 25. Oktober, ab 21 Uhr ist er in den „Magic Moments“ zu Gast und berichtet von seinen aktuellen musikalischen Aktivitäten, aber auch u.a. über seine Arbeit in einem Hospiz in Kassel.
Das Stadtmuseum Kassel widmet sich ab Samstag, 21. Oktober, mit der Sonderausstellung „1943: Luftangriff auf Kassel“ den Bombardierungen Kassels im Zweiten Weltkrieg.
Für die Menschen in Kassel hätte es vor 80 Jahren nicht einschneidender und erschreckender sein können: Am Abend des 22. Oktober 1943 war die nordhessische Metropole Ziel eines Luftangriffs der britischen Royal Air Force – es war die verheerendste Bombardierung in der Reihe von 40 Luftangriffen auf die Stadt im Zweiten Weltkrieg. In nur einer Nacht verloren rund 10.000 Menschen ihr Leben; die Altstadt wurde fast vollständig zerstört und war nicht mehr wiederzuerkennen.
Mit zahlreichen Fotografien, Originaltexten und zum Teil noch nie gezeigten Objekten beleuchtet die Sonderausstellung "1943: Luftangriff auf Kassel" bis zum 7. April 2024 die verschiedenen Aspekte dieses Kapitels der Stadtgeschichte. Die Ausstellung zeigt, wie es zu dem Luftkrieg kam und inwiefern Kassel als wichtiger Rüstungsstandort Ziel alliierter Angriffe war. Zudem lässt sie auch immer wieder Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu Wort kommen, die ihre ganz persönlichen Erinnerungen an diese Nacht teilen. Gemeinsam mit zahlreichen Kooperationspartnern laden die Ausstellung und das Begleitprogramm zur Reflexion und Diskussion über die Bedeutung der historischen Ereignisse auch für die Gegenwart und Zukunft ein.
Wir senden Auszüge aus dem Presserundgang zur Ausstellungseröffnung.
Außerdem im Programm: Reiseimpressionen zu Kunst und Kultur in Kanada.
Die Landtagswahl ist vorbei – und damit auch unser begleitendes Medienprojekt. Schülerinnen und Schüler beteiligten sich mit großem Interesse am Projekt „Politics For Future“, das das Freie Radio in Kooperation mit der Hessischen Landesmedienanstalt (LPR Hessen) sowie der Landeszentrale für politische Bildung zur Landtagswahl durchführte. Schüler der Herderschule, der Elisabeth-Knipping-Schule und der Albert-Schweitzer-Schule produzierten unter medienpädagogischer Leitung Radiobeiträge (bzw. Podcasts), die sich mit den Themenbereichen Landespolitik und Landtagswahl befaßten. Interviews mit Abgeordneten und Kandidaten, Straßenumfragen, Analysen von Parteiprogrammen – all das und noch mehr war in den Beiträgen zu hören, die am Wahlsonntag ab 17 Uhr im Rahmen der Wahl-Sondersendung im Freien Radio ausgestrahlt wurden.
Heute wollen wir gemeinsam mit den Teamern auf das Projekt zurückblicken. Außerdem werden noch einige Beiträge zu hören sein, für die in der Sendung am Sonntag – trotz viereinhalb Stunden Dauer – kein Platz mehr war. Und wir blicken voraus auf mögliche weitere Projekte dieser Art – immerhin steht bereits in wenigen Monaten die Europawahl an.
Außerdem in der Sendung: Reisebericht unserer Korrespondenten Saskia und Torben, die sich auf Studienfahrt in Kanada befinden und u.a. ihre Eindrücke vom Besuch der Niagara-Fälle schildern.
Als „Vater des Country Rock“ ist er in die Musikgeschichte eingegangen: Gram Parsons, der vor ziemlich genau 50 Jahren in den „Rock’n’Roll Heaven“ abberufen wurde. Durch seine Mitgliedschaft bei den Byrds und den Flying Burrito Brothers wurde er bekannt – in beiden Bands verfolgte er sein Konzept einer „Cosmic American Music“, also einer Fusion traditioneller Country-Elemente mit den Bestandteilen der Rockmusik der 60er und 70er Jahre. Zwar blieb er zeitlebens eher ein Fall für Fans und Spezialisten, aber nach seinem Tod wurde er zur Legende und beeinflußte unzählige Bands und Musiker – bis auf den heutigen Tag. Sein schmales Gesamtwerk (er produzierte lediglich zwei Solo-Alben) gehört heute zum musikalischen Kanon; seine Zusammenarbeit mit Emmylou Harris erbrachte einige der großartigsten Aufnahmen des modernen Country. Genres wie Americana oder Alternative Country wären ohne seine Pionierarbeit kaum denkbar.
Vor 50 Jahren starb er mit gerade 27 Jahren unter mysteriösen Umständen. Wir würdigen ihn in einer dreiteiligen Sonderausgabe der „Country Classics“. In der heutigen dritten Folge geht’s vor allem um seine beiden Solo-Alben, die 1972/73 erschienen – kurz vor seinem Tod.
„Radio ist mehr als Musik“ ist ein Projekt der Medienanstalt Hessen, diesmal mit den Wichteln der Freien Schule Kassel. In den Beiträgen geht es z.B. um die Zerstörung, die Grünflächen, den Herkules und natürlich auch um die Freie Schule und ihre Verbindung zu Joseph Beuys.
Da der frei²-Partnersender bermuda.funk dieses Jahr mehrfaches Jubiläum hat und dieses mit einer Party in der Mannheimer Disco Zwei feierte, hat der DJ von frei² vorab für die Party „trainiert“, d.h. sich in die DJ-Technik vor Ort eingespielt. Aus einer dieser Trainingsstunden ist die aktuelle Ausgabe der Sendung entstanden.
In diesem Jahr feiert Deutschland das große Loriot-Jubiläum! Er wäre am 12. November 100 Jahre alt geworden. Mit der offiziellen und bislang umfassendsten Ausstellung „Ach was. Loriot zum Hundertsten“ würdigt das Caricatura Museum Frankfurt Leben und Werk des wohl bekanntesten deutschen Humoristen.
Auf der gesamten Ausstellungsfläche des renommierten Museums für Komische Kunst werden Zeichnungen im Original, Dokumente und Auszüge aus dem filmischen Schaffen Loriots und viele weitere Exponate präsentiert. Die chronologisch aufgebaute Werkschau dokumentiert die vielen Facetten Vicco von Bülows, alias Loriot, als Autor, Zeichner, Schauspieler, Moderator, Bühnen- und Kostümbildner, Mops- und Opernliebhaber.
Wir senden heute Ausschnitte aus der Eröffnungsveranstaltung – unter anderem die Laudatio des legendären Zeichners und Karikaturisten Hans Traxler, Mitglied der „Neuen Frankfurter Schule“, der mit Loriot persönlich bekannt war.
Außerdem in der Sendung: Wer wird Hessischer Ministerpräsident? Lukas Kiepe, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Politikwissenschaft, blickte in einem VHS-Vortrag voraus und analysierte die Situation vor der anstehenden Landtagswahl.
Welchen wunden Punkt hat Erwin Pelzig diesmal ausgemacht? Was treibt ihn gemeinsam mit seinen treuen Begleitern Hartmut und Dr. Göbel um? Frank-Markus Barwasser liefert einen ersten Einblick.
„Der Mensch ist weder die Krone der Schöpfung, noch der Mittelpunkt des Universums. Und der Homo Sapiens ist im Grunde auch nur ein triebgesteuerter Affe, der nichts im Griff hat. Sigmund Freud hielt diese bitteren Erkenntnisse für die drei großen Kränkungen der Menschheit.“
Seit Freud sind noch ein paar Kränkungen mehr entdeckt worden. Und die Corona-Krise bewies erneut die maßlose Selbstüberschätzung des Menschen. Vor allem legte sie die größte Kränkung offen: des Menschen Sterblichkeit.
Wird Künstliche Intelligenz helfen, die Sterblichkeit abzuschaffen? Oder wird Künstliche Intelligenz nicht überhaupt die Mutter aller Kränkungen, weil sie den Homo Sapiens zum Statisten degradiert und überflüssig macht? Welche Chancen es gibt, die Anwesenheit unserer Spezies auf der Erde weiterhin zu rechtfertigen, will Frank-Markus Barwasser in seinem neuen Kabarettprogramm „Der wunde Punkt“ aufzeigen.
Dafür schickt er wiederum sein Alter Ego, den unerschütterlichen Erwin Pelzig, auf die Bühne – damit bei aller Kränkung zumindest die Zuversicht nicht auf der Strecke bleibt.
Als „Vater des Country Rock“ ist er in die Musikgeschichte eingegangen: Gram Parsons, der vor ziemlich genau 50 Jahren in den „Rock’n’Roll Heaven“ abberufen wurde. Durch seine Mitgliedschaft bei den Byrds und den Flying Burrito Brothers wurde er bekannt – in beiden Bands verfolgte er sein Konzept einer „Cosmic American Music“, also einer Fusion traditioneller Country-Elemente mit den Bestandteilen der Rockmusik der 60er und 70er Jahre. Zwar blieb er zeitlebens eher ein Fall für Fans und Spezialisten, aber nach seinem Tod wurde er zur Legende und beeinflußte unzählige Bands und Musiker – bis auf den heutigen Tag. Sein schmales Gesamtwerk (er produzierte lediglich zwei Solo-Alben) gehört heute zum musikalischen Kanon; seine Zusammenarbeit mit Emmylou Harris erbrachte einige der großartigsten Aufnahmen des modernen Country. Genres wie Americana oder Alternative Country wären ohne seine Pionierarbeit kaum denkbar.
Vor 50 Jahren starb er mit gerade 27 Jahren unter mysteriösen Umständen. Wir würdigen ihn in einer dreiteiligen Sonderausgabe der „Country Classics“. In der heutigen zweiten Folge geht’s vor allem um seine Mitgliedschaft bei den Flying Burrito Brothers, mit denen er erstmals seine musikalischen Vorstellungen umsetzen konnte.
Viele von ihnen dürfen zwar noch gar nicht wählen – trotzdem beteiligen sich Schülerinnen und Schüler auch in diesem Jahr mit großem Interesse am Projekt „Politics For Future“, das das Freie Radio in Kooperation mit der Hessischen Landesmedienanstalt (LPR Hessen) sowie der Landeszentrale für politische Bildung zur Landtagswahl durchführt. Schüler der Herderschule, der Knipping-Schule und der Schweitzer-Schule produzierten unter medienpädagogischer Leitung Radiobeiträge (bzw. Podcasts), die sich mit den Themenbereichen Landespolitik und Landtagswahl befassen. Interviews mit Abgeordneten und Kandidaten, Straßenumfragen, Analysen von Parteiprogrammen – all das und noch mehr ist in den Beiträgen zu hören, die am Wahlsonntag ab 17 Uhr im Rahmen der Wahl-Sondersendung im Freien Radio ausgestrahlt werden.
Die Ungleichheit wächst. In Deutschland besitzen 2 Familien soviel wie die ärmere Hälfte. 60 Millionen Menschen (das reichste Prozent) besitzt die Hälfte des weltweiten Vermögens. Immer mehr Menschen leiden schon jetzt unter nicht mehr tragbaren Kostensteigerungen und sehen durch die erforderlichen Veränderungen und den technologischen Wandel ihre Existenzgrundlage bedroht. Der gesellschaftliche Zusammenhalt schwindet.
Dabei verträgt der notwendige ökologische Umbau keinen Aufschub. Allein die Energie- und Verkehrswende erfordern enorme Investitionen, die schnellstmöglich getätigt werden müssen, um die Folgen des Klimawandels einzudämmen. Die so dringend benötigte sozialökologische Transformation droht zu scheitern, bevor sie überhaupt richtig begonnen hat.
Ein Grund ist das bestehende Steuer- und Finanzsystem. Es ist nicht darauf ausgerichtet, für ausreichend staatliche Einnahmen und eine gerechte Lastenverteilung zu sorgen. Notwendige Investitionen und der soziale Ausgleich bleiben auf der Strecke. Zweifel an der Funktionsfähigkeit des Staates und der Demokratie sind die Folge.
Ohne die Unterstützung der Bevölkerung wird der notwendige wirtschaftliche und gesellschaftliche Wandel nicht gelingen. Eine Besteuerung, die auch hohe und höchste Einkommen und Vermögen nicht verschont, dürfte die erste Voraussetzung dafür sein.
Christoph Trautvetter, Netzwerk, Steuergerechtigkeit, zeigt die wesentlichen Ungerechtigkeiten des Steuersystems auf, was sich ändern müsste und warum es sich nicht ändert.
Veranstalter: attac Dortmund und DGB Dortmund
Die Wellen schlagen hoch: Die Pläne, den Philosophenweg (unterhalb des Weinbergs) in eine Fahrradstraße umzuwandeln, stoßen bei den Anwohnern nicht nur auf Begeisterung. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion in der Friedrich-Wöhler-Schule wurde letzte Woche über dieses Thema debattiert – wir senden eine Aufzeichnung.
Teilnehmer: Maik Bock, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl „Radverkehr und Nahmobilität“; Dr. Georg Förster (Leiter des Straßenbauamts); Christoph Nolda (Leiter Dezernat VI Wohn- und Straßenbau); Selina Holtermann (Vorsitzende des Ortsbeirates Kassel-Süd); Moderation: David Zabel.
Als „Vater des Country Rock“ ist er in die Musikgeschichte eingegangen: Gram Parsons, der vor ziemlich genau 50 Jahren in den „Rock’n’Roll Heaven“ abberufen wurde. Durch seine Mitgliedschaft bei den Byrds und den Flying Burrito Brothers wurde er bekannt – in beiden Bands verfolgte er sein Konzept einer „Cosmic American Music“, also einer Fusion traditioneller Country-Elemente mit den Bestandteilen der Rockmusik der 60er und 70er Jahre. Zwar blieb er zeitlebens eher ein Fall für Fans und Spezialisten, aber nach seinem Tod wurde er zur Legende und beeinflußte unzählige Bands und Musiker – bis auf den heutigen Tag. Sein schmales Gesamtwerk (er produzierte lediglich zwei Solo-Alben) gehört heute zum musikalischen Kanon; seine Zusammenarbeit mit Emmylou Harris erbrachte einige der großartigsten Aufnahmen des modernen Country. Genres wie Americana oder Alternative Country wären ohne seine Pionierarbeit kaum denkbar.
Vor 50 Jahren starb er mit gerade 27 Jahren unter mysteriösen Umständen. Wir würdigen ihn in einer dreiteiligen Sonderausgabe der „Country Classics“. In der heutigen ersten Folge geht’s vor allem um seine Mitgliedschaft bei den Byrds, die 1968 nur wenige Monate währte, aber den Gang der Musikgeschichte revolutionierte.
Zugegeben – wir haben Hank Williams im FRK schon öfter ausgiebig gefeiert. Trotzdem ist es natürlich unausweichlich, daß wir das große Jubiläum nutzen, um dem – neben Dylan - wohl größten amerikanischen Songschreiber zu seinem runden Geburtstag ein weiteres Mal zu huldigen.
Hank Williams wurde am 17. September 1923 im Staate Alabama geboren und starb gut 29 Jahre später, in der Neujahrsnacht 1953, während einer verschneiten Überlandfahrt von einem Auftritt zum nächsten auf dem Rücksitz seines Cadillac. Dazwischen lag eine der erstaunlichsten und fruchtbarsten Karrieren in der Geschichte des Showbusiness: Hank, der ewig kränkelnde Säufer, Tabletten-Junkie und Depressionspatient, war ein genialer Interpret und Songschreiber. Er war jederzeit in der Lage, seine zumeist desaströse körperliche und seelische Verfassung in Lieder zu fassen, die heute zum amerikanischen Kulturerbe zählen und zu regelrechten Volksliedern geworden sind. Kaum ein Songschreiber wurde so oft gecovert wie Hank Williams, und niemand hat die Geschichte und Entwicklung der Country Music derart nachhaltig beeinflußt wie er.
Seinen 100. Geburtstag feiern wir in Form einer achtstündigen „Langen Nacht“, in der wir die teils dramatische Lebensgeschichte des genialen Musikanten nacherzählen und natürlich vor allem seine unsterblichen Songs zu Gehör bringen – sowohl in den Originalfassungen als auch in sehr unterschiedlichen Coverversionen. Ergänzt wird das Programm durch Auszüge aus der Williams-Biographie von Colin Escott, die als Standardwerk gilt.
Die „Lange Nacht“ beginnt am Sonntag um 0 Uhr, also exakt zu Hanks 100. Geburtstag. Bereits in den „Country Classics“ ab 18 Uhr stimmen wir uns mit einigen ungewöhnlichen Coverversionen von Williams-Klassikern auf das große Jubiläum ein.
Am 7. September 2023, dem 81. Jahrestag der Deportation von Kasseler Jüdinnen und Juden nach Theresienstadt im Jahr 1942, weihte der Verein Stolpersteine in Kassel e. V. in der Mombachstraße 17 eine Tafel zur Erinnerung an das Israelitische Altersheim ein. Es befand sich dort von 1915 bis zu seinem gewaltsamen Ende 1942. Mehr als 100 ehemalige Heimbewohner fielen dem Völkermord zum Opfer, die meisten von ihnen nach ihrer Deportation in das Ghetto Theresienstadt. Wir haben die Gedenkveranstaltung aufgezeichnet und senden einen Auszug.
Zudem berichten unsere Korrespondenten Torben und Max von den diversen Biennalen, die zur Zeit in Venedig über die Bühne gehen. Wann geht Venedig endlich unter? Welcher Film gewinnt den Goldenen Löwen? Wer steht auf dem roten Teppich? (Spoiler: Ein roter Ferrari.) Wie bauen Architekten in Afrika? Und wo gibt‘s die beste Pizza auf dem Lido? All diese Fragen werden im Rahmen der Reportage aus der Lagunenstadt beantwortet.
Außerdem in der Sendung: Vorschau auf das Kasseler „Randfilm“-Festival; Interview zur finanziellen Situation der von Kürzungen bedrohten Freien Radios in Sachsen.
Ja, es sind tatsächlich schon zwanzig Jahre her, seit der berühmteste Country-Sänger aller Zeiten die Augen für immer geschlossen hat. Klar, daß wir in den „Country Classics“ an dieses Datum erinnern. Aber wie? Glücklicherweise hat der „Man In Black“ dermaßen zahlreiche Aufnahmen hinterlassen, daß man nicht genötigt ist, immer nur auf die üblichen Verdächtigen wie seine „American Recordings“, die Knast-Konzerte oder die frühen Hits bei Sun Records zurückzugreifen. Wir wollen zum Gedenktag einen immer etwas unterbelichteten Teil seines Repertoires ins Blickfeld rücken: die sogenannten „Konzept-Alben“. Bereits lange bevor dieser Begriff in Mode kam, hat Cash LPs mit thematischen Schwerpunkten und innerem Zusammenhang fabriziert, von denen einige heute als Klassiker gelten. So etwa das Album „Bitter Tears“, das sich mit der Situation der amerikanischen Ureinwohner befaßt, oder auch die LP „America“, die aus Anlaß der 200-Jahr-Feier der USA einen kritischen Blick auf die amerikanische Geschichte wirft. Beide Alben stellen wir in der Sendung vor.
Kritische Berichte über außenpolitische Zusagen von Entwicklungsgeldern zeigen, daß der Geldfluß im Detail komplex und weniger altruistisch oder solidarisch ist, als zunächst im Allgemeinverständnis angenommen wird:
Welchen Anteil haben Aufträge deutscher Unternehmen in Entwicklungsprojekten? Wie kommen politische Abhängigkeitsbedingungen und geographische Machtinteressen ins Spiel? Wo wird warum bevorzugt investiert – von ehemaligen deutschen Kolonien, zu neuen bilateralen Allianzen, zu regionalen Schachzügen in der heutigen Geopolitik?
Mit Boniface Mabanza (Kirchl. Arbeitsstelle Südliches Afrika) und Verena Kröss (WEED).
Es gibt wohl kaum einen Musiker, der im Laufe seiner langen Karriere mit dermaßen vielen Kollegen aus unterschiedlichsten Bereichen zusammengearbeitet hat wie Willie Nelson, dessen 90. Geburtstag wir dieses Jahr feiern. Schon in den frühen Jahren seiner musikalischen Laufbahn kannte er keine Berührungsängste, und später, in seiner Zeit als Superstar, machte es ihm große Freude, sein Publikum immer wieder mit Kollaborationen der ungewöhnlichen Art zu überraschen (und auch zu verstören, wenn man an die Duette mit dem spanischen Schnulzen-Sänger Julio Iglesias denkt).
Nachdem wir vor einigen Wochen bereits eine Geburtstags-Sondersendung mit den bekanntesten Solo-Alben des immer noch aktiven Jubilars im Programm hatten, folgen nun vier Stunden mit Duetten unterschiedlichster Art. Wir spielen komplette LPs, aber auch einzelne Tracks aus der inzwischen sieben (!) Jahrzehnte währenden Karriere des Megastars, der in den USA weiterhin die größten Stadien füllt. Neben Duettaufnahmen mit Merle Haggard, Neil Young, Ray Charles und Leon Russell stehen natürlich vor allem Willies gemeinsamen Alben mit seinem alten Kumpel Waylon Jennings im Mittelpunkt der Sendung. Die beiden legendären „Outlaws“, die in den 70er Jahren ein ganzes Genre begründeten, haben in vielfältiger Weise kooperiert – sei es im Duett oder auch in der Country-Supergruppe „Highwaymen“ mit Kris Kristofferson und Johnny Cash. All das (und noch viel mehr) werden wir zusammen mit dem Nelson-Fan und Experten Gerd Möller in der heutigen Sonderausgabe der „Langen Rille“ ausführlich erörtern.
Tinu Heiniger hat sein erstes Album bereits 1976 veröffentlicht, er ist also seit mittlerweile über 45 Jahren im Geschäft. Mit «Heiniger Abend», seinem neuen Doppelalbum, hat er sich noch einmal kräftig ins Zeug gelegt. 21 Songs mit über 100 Minuten Spielzeit sind das Resultat. Wir stellen das Album in Auszügen vor.
Im September jährt sich ein Ereignis, das weltweit für Ausehen sorgte.
Wer jetzt an die Terroranschläge in den USA denkt, weit gefehlt. Es gibt noch ein anderes "Nine-Eleven". 1973 fand in Chile unter Augusto Pinochet ein durch die US-Regierung unterstützter Militärputsch gegen die demokratisch gewählte Regierung Salvador Allendes statt. Der darauffolgenden Militärdiktatur fielen nach offiziellen Schätzungen ca. 3000 Chilenen zum Opfer. Über 1 Million Menschen flüchteten ins Exil.
Auch in der Kultur hatte das Folgen. Deshalb werden wir uns in diesem Monat mit einigen Aspekten beschäftigen. Den Anfang der 'Canto General', von Pablo Neruda geschrieben und von Mikis Theodorakis und Töne umgesetzt, der im September 1973 in Santiago, Chile aufgeführt werden sollte.
Die IHK Kassel-Marburg geht wieder auf Sendung im Freien Radio Kassel. Miriam Postlep, Projektreferentin Unternehmensnachfolge bei der IHK und Viola Pawelczyk, Unternehmensberaterin, laden jeden letzten Freitag im Monat ab 17 Uhr zur Sendung „Wirtschaft Talkt!“ ein.
In der aktuellen Folge sind Martin Bickel, Inhaber der Modehäuser Griesel in Homberg (Efze) und der Augenweide in Fritzlar und Oliver Stöhr, Teamleiter Standortpolitik und Unternehmensförderung der IHK Kassel-Marburg, zu Gast. Es geht unter anderem um die Themen Nachfolge, Unternehmertum und Innenstadtentwicklung im ländlichen Raum. Unternehmer wie Martin Bickel tragen maßgeblich zur lebendigen Innenstadt bei. Passend dazu finden am 8. und 9.September 2023 in Nordhessen und dem Kreis Marburg die Aktionstage „Heimat Shoppen“ statt, um auf den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wert des Handels, der Gastronomie und der Dienstleister in unseren Innenstädten und Ortskernen aufmerksam zu machen.
Als „mathematisches Gitarren-Genie“ bezeichnete Bob Dylan den Gitarristen und Songschreiber Robbie Robertson, der als Teil von The Band mehrfach mit Dylan zusammengearbeitet hat. Robbie Robertson, der Kanadier mit indianisch-jüdischen Wurzeln, gehörte nicht nur zu den weltbesten Gitarrenkünstlern, sondern zählte auch als Songschreiber zur absoluten Spitzenklasse. Für The Band, mit der er bis 1977 aktiv war, verfaßte er Klassiker wie „The Night They Drove Old Dixie Down“, „The Weight“ oder „Up On Cripple Creek“. Niemand hat die amerikanische Geschichte und Mentalität dermaßen eindringlich in Songs gekleidet wie Robertson, der nach seiner Zeit mit The Band auch als Produzent und Filmkomponist (u.a. für Martin Scorsese) tätig war. Nun ist Robbie Robertson im Alter von 80 Jahren gestorben – wir würdigen ihn in zwei Spezialsendungen, insgesamt 5 Stunden lang!
In dieser Woche waren Schülerinnen und Schüler der Arnold-Bode-Schule im Funkhaus des FRK und haben im Rahmen eines Praktikums drei Radiobeiträge erstellt, die wir heute im „Themenwechsel“ hören werden:
Pink, Pink, Pink - worüber reden wir hier? Natürlich über Barbie. Die Schüler waren eigens im Kino und haben sich den bis zum Exzeß gehypten Kassenschlager der Saison (Regie: Greta Gerwig, 2023) angesehen. Im Gespräch befassen sie sich nicht nur mit dem aktuellen Blockbuster (und seinen möglichen Folgen), sondern auch mit älteren Barbie Filmen wie „Barbie und die geheimnisvolle Welt der Glitzerfeen“ von 2011.
Klassik, Techno oder doch Rock? Die Geschmäcker sind verschieden. Aber warum ist das so? Gehört Musik zu unserer Persönlichkeit? Die Teilnehmer haben eine Straßenumfrage zum Thema Musikgeschmack gemacht, recherchiert und die Ergebnisse zusammengefaßt.
Anormale Sachen passieren plötzlich im Radio: Eine Radiosendung wird unterbrochen; es werden Informationen über strengste Geheimnissen einer mysteriösen Organisation verbreitet. Die Hörspiel-Gruppe erstellt, wie der Name schon sagt, ein Hörspiel mithilfe der SCP Wiki, einer Webseite mit tausenden Einträgen über verschiedene Wesen, Phänomene und Anomalien. In einem gruseligen Ambiente werden mithilfe von Musik, Soundeffekten und Dialogen diese einzigartigen Beiträge über das Radio verbreitet.
Außerdem in der Sendung: Erinnerungen an den legendären Gitarristen und Songschreiber Robbie Robertson von The Band, der in dieser Woche verstorben ist.
„Mendocino“ kennt jeder; der eine oder andere erinnert sich auch noch an „Dynamite Woman“ oder „She’s About A Mover“. Aber der Urheber dieser ewigen Klassiker ist zeit seines Lebens immer eher ein Kult-Star geblieben, der von Fans und Fachleuten gleichermaßen verehrt wird: Doug Sahm, Sänger und Komponist, Begründer des Sir Douglas Quintet und Vaterfigur des sogenannten „Tex Mex Sound“, also der Verbindung amerikanischer Country- und Blues-Klänge mit mexikanisch-spanischen Einflüssen. Nun hat die Alternative-Country-Band Son Volt mit ihrem Chef Jay Farrar dem 1999 verstorbenen Doug Sahm ein Tribut-Album gewidmet und viele von dessen Songs gecovert. Wir stellen die kürzlich erschienene LP „Day Of The Doug“ vor und vergleichen natürlich auch die aktuellen Versionen mit den legendären Originalen aus den 60ern und 70ern.
Im Jahr 2023 feiert die Schweiz das 175. Jubiläum ihrer Bundesverfassung. Aber wie ist es um die Verfassung der Komischen Kunst in der Eidgenossenschaft bestellt? Aufschluß darüber gibt die Ausstellung »Die Schweizer Garde«, die am Freitagabend eröffnet wurde. Über den Sommer zeigt sie Arbeiten der Schweizer Künstler Lawrence Grimm, Yves Noyau und Ruedi Widmer in der Caricatura Galerie. Wir haben die Eröffnung aufgezeichnet und senden u.a. Beiträge von Caricatura-Chef Martin Sonntag und Oberbürgermeister Sven Schoeller sowie Interviews mit den beteiligten Karikaturisten.
Außerdem in der Sendung: Klaus Schaake im Gespräch mit der scheidenden Kulturdezernentin Dr. Susanne Völker, deren Amtszeit diesen Monat endet.
Die IHK Kassel-Marburg geht wieder auf Sendung. Miriam Postlep, Projektreferentin Unternehmensnachfolge bei der IHK, und Viola Pawelczyk, Unternehmensberaterin, laden jeden letzten Freitag im Monat ab 17 Uhr zur Sendung „Wirtschaft Talkt!“ ein.
In der aktuellen Folge sind Lukas Frankfurth, Geschäftsführer und Unternehmensnachfolger in dritter Generation des familiengeführten 4-Sterne Parkhotel Emstaler Höhe, und Daniel Hankel, Referent Infrastruktur und Mittelstand bei der IHK Kassel-Marburg, zu Gast. Lukas Frankfurth berichtet über seine Leidenschaft als Gastgeber, über aktuelle Herausforderungen in der Branche und warum Nordhessen auch eine Art Disneyland sein kann.
Einer war nicht da – alle anderen schon: Die Amtseinführung des neuen Kasseler Oberbürgermeister Sven Schoeller am vergangenen Freitag war ein Schaulaufen der Kasseler High Society. Allein die Begrüßung der Ehrengäste nahm in der Rede der Stadtverordnetenvorsteherin mehrere Minuten ein. Daß Schoellers Vorgänger Christian Geselle der Veranstaltung fern bleiben würde, war vorher schon bekannt; dennoch war der Ex-OB Gegenstand vieler Gespräche auf den Fluren des Rathauses.
Wir haben den Festakt aufgezeichnet und senden Auszüge. Unter anderem gibt es die Beiträge von Regierungspräsident Mark Weinmeister, Bürgermeisterin Ilona Friedrich sowie die Dankesrede den neuen Oberbürgermeisters Sven Schoeller zu hören. Und auch die musikalische Untermalung durch das Heeresmusikkorps wollen wir nicht unterschlagen.
Vielleicht ist einigen bekannt, daß der 1. August in der Schweiz mit vielen Festen, Festansprachen und Höhenfeuern begangen wird. Anläßlich des Nationalfeiertags stellen wir Lieder zum Thema Heimat und damit verbundenen Sehnsüchten und Wünschen vor.
In ihrer traditionsreichen Reihe „Resonanzboden“ lud die Fördergesellschaft Staatstheater Kassel e.V. zu einem Rückblick auf die vergangenen Monate und einem Ausblick auf die kommende Saison mit Intendant Florian Lutz ins Opernhaus ein. Moderiert wurde der Abend letztmals von Hansgeorg Kling und Joachim Neher von der Fördergesellschaft – sie treten ihren wohlverdienten Ruhestand an. Die Reihe wird aber auch in der kommenden Spielzeit fortgesetzt, dann mit neuen Moderatoren.
Neue Besen kehren bekanntlich gut. Ob dies auch für die Verantwortlichen gilt, die hinkünftig die documenta organisieren, wird sich zeigen – jedenfalls hat sich in den letzten Monaten an der Zusammensetzung der zuständigen Gremien einiges geändert. Der documenta-Aufsichtsrat bekommt mit dem künftigen Kasseler Oberbürgermeister (und Kulturdezernenten) Sven Schoeller einen neuen Vorsitzenden; die Geschäftsführung der documenta gGmbH hat kürzlich der Kulturmanager Andreas Hoffmann übernommen. Hauptaufgabe der neuen Leitung wird es zunächst sein, nach den Verwerfungen des Jahres 2022 wieder etwas Ruhe einkehren zu lassen. Gleichzeitig haben aber die Vorbereitungen auf die documenta 16 bereits begonnen: Schon in etwa einem halben Jahr soll die künstlerische Leitung der nächsten documenta-Ausgabe benannt werden.
All diese Themen wurden im Rahmen einer Podiumsdiskussion besprochen, die kürzlich in der Orangerie stattfand. Auf Einladung des Kulturnetz und des documenta-Forums stellten sich Andreas Hoffmann und Sven Schoeller den Fragen von Heidi Möller und Barbara Ettinger-Brinckmann und kamen anschließend auch mit dem Publikum ins Gespräch. Wir senden den Mitschnitt der Veranstaltung.
Außerdem in der Sendung:
Plastikflut - Sind Bio-Kunststoffe die Rettung?
Die Welt erstickt in Plastik. Bis 2050 soll die jährlich produzierte Menge auf 1 Milliarde Tonnen steigen. Können Kunststoffe aus Stärke oder Zellulose eine Alternative zu Erdöl-basierten Produkten sein? Und wie nachhaltig sind sie überhaupt? Victoria Goetjes und Prof. Dr. Hans-Peter Heim forschen dazu an der Universität Kassel. Das Gespräch führte Sebastian Mense.
Die Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten im Juni 2019 und das Attentat von Hanau im Februar 2020 zeigen deutlich, daß sich rechte Gewalt in Hessen jederzeit Bahn brechen kann. In den letzten Jahren haben wir es mit einer neuen Qualität rechter Gewalt zu tun - dennoch zeigt sich, daß rechter Terror eine permanente Begleiterscheinung der Geschichte der BRD ist.
Sascha Schmidt vom DGB Hessen erläuterte in seinem Vortrag anhand historischer Beispiele, daß rechte Gewalt seit den 60er Jahren auch in unserem Bundesland immer wieder festzustellen ist.
Wahnsinniges Glück hatten John, Paul und George, als sie Ringo als Schlagzeuger verpflichten konnten. Wie allen Beatles-Mitgliedern, so haften auch Starr bestimmte Attribute an. Der Unterschätzte, der sympathische Clown. Aber Ringo begleitete seine drei Freunde nicht einfach, sondern komponierte Schlagzeugparts zu Lennon/McCartney-Songs. Generationen von Drummern nach der Beatles-Zeit bewundern und ehren ihn noch heute.
Die musikalische Geschichte des Ringo Starr nach dem Bruch der Fab Four ist vielseitig, interessant und weitgehend unbekannt. Ringo musste sich nicht neu erfinden, wie es immer heißt - er musste seine Musikalität finden. Das ist eine spannende Reise von den 70ern bis in die 2000er Jahre.
Ringo Starr: Schlagzeuger, Sänger, Komponist, Schauspieler, Spaßvogel und liebenswerter Kerl. Bis heute wird er nicht müde, uns zu sagen, auf was es ankommt: Peace and Love!
Heute, am 7. Juli, feiert Ringo seinen 83. Geburtstag. Wir feiern mit – in einer „Langen Nacht“ zeichnen wir seine Karriere nach.
Moderation: Marcus Schwarz und Tom Grigat.
90 Jahre und kein bißchen leise – auf kaum jemanden trifft dieser abgegriffene Spruch in ähnlichem Maße zu wie auf Willie Nelson. Trotz seines fast schon biblischen Alters legt der Mann eine Produktivität und Kreativität an den Tag, um die ihn viele Jüngere beneiden: Fast jedes Jahr gibt’s zumindest ein neues Album (das aktuellste erschien in diesem Frühjahr), Willie ist fleißig auf Tour und gehört schon routinemäßig zu den jährlichen Grammy-Gewinnern.
Willie Nelson ist inzwischen eine amerikanische Ikone, eine Art Nationalheiligtum, das sich in unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen großer Beliebtheit erfreut. Längst ist er der Country-Szene, aus der er ursprünglich stammt, entwachsen; sein musikalisches Spektrum reicht von Jazz bis Soul, von Schlager bis Swing, von soften Balladen bin zum Country Rock. Als Vorreiter der sogenannten „Outlaw“-Bewegung hat er in den 70er Jahren Musikgeschichte geschrieben; er hat sich bewußt den Nashville-Konventionen entzogen und bewiesen, daß man auch außerhalb der „Music City USA“ mit Country erfolgreich sein kann. Er begeistert unterschiedlichste Hörerschichten: Vom konservativen Redneck über den Hippie bis weit in den Mainstream und quer durch die Generationen reicht sein Publikum. Musikalische Berührungsängste kannte er nie – die Zahl der Künstler aus verschiedensten Genres, mit denen er zusammenarbeitete, ist kaum zu überschauen. Dabei bewahrte er sich immer seine typischen Stilmittel: seinen ganz speziellen, unverkennbaren Gesang mit den ungewöhnlichen Phrasierungen ebenso wie sein unverwechselbares, virtuoses Gitarrenspiel. Im Lauf seiner inzwischen über 70jährigen Karriere hat er unzählige Klassiker veröffentlicht; er hatte etliche Hits und gehört zu den kommerziell erfolgreichsten Interpreten der vergangenen Jahrzehnte.
In der heutigen vierstündigen Geburtstagssendung blicken wir gemeinsam mit Nelson-Experte Gerd Möller auf die Karriere des Jubilars zurück. Es wird einige Alben in voller Länge zu hören geben, u.a. die LPs „Shotgun Willie“, „Stardust“ und „Always On My Mind“.
Das Freie Radio Rhein-Neckar feiert dieses Jahr seinen 25. Geburtstag als Radio-Initiative und 23 Jahre Sendebetrieb. frei² bereitet sich mit dieser Sendung auf den Sondersendetag am 29. Juli vor - mit Musik von Mar_IO, aus der Starfrosch #hot111 sowie einem Klassiker von Yatsuo Motoki.
US-Jazz und -Hotdance auf Platten der Columbia (Teil 2/ 2023)
Unsere nicht endensollende Reihe mit US-Aufnahmen der „Roaring Twenties“, der „wilden 20er“, setzen wir einmal mehr mit Aufnahmen der US-Firma Columbia fort. Seit der Jahrhundertwende war diese neben der Victor einer der beiden Marktführer. Doch hatte die Columbia 1917 die Jazzpioniere der Original Dixieland Jazz Band zu ebenjener Victor ziehen lassen, weil die Repertoireleute sich mit der neuartigen Musik zunächst so gar nicht anfreunden konnten. Mit dem Erfolg der Kapelle und der neuen Musikrichtung beim Publikum änderte sich das rasch, und auch die Columbia offerierte über Jahrzehnte einen breiten Jazzkatalog.
„Das“ Jahrzehnt des Jazz waren die 20er Jahre, und in dieser Sendung geht es um Aufnahmen aus dieser Zeit (stilistisch gehört der Anfang der 30er noch dazu, den wir auch kurz berühren). Weitere Ausgaben sollen folgen.
Durchs Programm begleitet Sie Peter Michael.
Die IHK Kassel-Marburg geht wieder auf Sendung im Freien Radio Kassel. Miriam Postlep, Projektreferentin Unternehmensnachfolge bei der IHK und Viola Pawelczyk, Unternehmensberaterin laden jeden letzten Freitag im Monat ab 17 Uhr zur Sendung „Wirtschaft Talkt!“ ein.
In der aktuellen Juni Folge ist Zeynep Zeki, Prokuristin und Nachfolgerin der Zeki GmbH zu Gast. Die Firma Zeki in Kassel betreibt seit rund drei Jahrzehnten einen Abschlepp- und Pannendienst, sowie eine KFZ-Meisterwerkstatt. Als Quereinsteigerin hat Zeynep Zeki einen radikalen Lebens- und Sinneswandel durchlebt und ist vor zwei Jahren aus der Kanzlei für Insolvenzverwaltung in München und Frankfurt in das Familienunternehmen in Kassel eingestiegen. In dieser Folge erfahren die Zuhörerinnen und Zuhörer u.a. mehr darüber, wie die Zeki GmbH zu ihrer gesellschaftseigenen Syndikusrechtsanwältin gekommen ist und welche Besonderheiten die Branche aktuell beschäftigen.
Im „Kulturpolitischen Forum“ unter dem Titel „Kultur macht stark – wie stark macht der neue OB die Kultur in Kassel?” mit dem designierten Oberbürgermeister und zukünftigen Kulturdezernenten Dr. Sven Schoeller wurden in einer vielschichtigen Diskussion die Schwerpunkte, Zielsetzungen und Strategien der Kulturpolitik des neuen Dezernenten gemeinsam mit Vertretern der Kasseler Kulturszenen und des Kulturbeirat ausgelotet und erörtert. Dies geschah vor dem Hintergrund der in einem partizipativen Beteiligungsprozeß mit Kulturakteurinnen und -akteuren erarbeiteten und im Jahr 2018 von der Stadtverordnetenversammlung verabschiedeten Kulturkonzeption.
Neben Dr. Schoeller waren weitere Gesprächspartner auf dem Podium: Svenja L. Schröder, Studio Lev Kassel e.V., Veit Wolfer, Kulturberater und Stadtgestalter, sowie der Intendant des Staatstheaters Kassel, Florian Lutz; alle sind zugleich Mitglieder im neuen Kulturbeirat der Stadt Kassel. Moderiert wurde die Veranstaltung von Petra Bohnenkamp (Kulturnetz Kassel).
Wir senden den Mitschnitt der Veranstaltung aus dem UK14.
Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Dieses Datum - das 2023 genau 90 Jahre zurückliegt - wird gemeinhin als Beginn des Nationalsozialismus verstanden. Mit Blick auf die weitere Entwicklung des Regimes wird gefragt: Wie wurden die demokratischen Errungenschaften der Weimarer Republik demontiert? Welche Grundsteine der nationalsozialistischen Diktatur wurden theoretisch und praktisch bereits direkt nach der Machtübernahme etabliert? Prof. Dr. Jens Flemming warf in seinem Vortrag in der Kasseler Volkshochschule einen genauen Blick auf die ersten Monaten des Nationalsozialismus und analysierte die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen dieser Zeit.
Man ist doch immer wieder überrascht: Neben dem konfektionierten Nashville-Schlager bringt die Country-Szene auch heute noch Künstler hervor, die sich an den traditionellen Formen der Country Music orientieren und sie mit aktuellen Einflüssen zu etwas Neuem verschmelzen. Kürzlich sind die Debüt-Alben von Kassi Valazza und Angelica Rockne erschienen – beides junge Singer/Songwriterinnen, die mit ihrem entspannten Country-Folk für einiges Aufsehen in der amerikanischen Musikszene gesorgt haben. Wir stellen die beiden vor.
So ist die kommende Folge „Tanzparkett extra“ nach ihrem ersten Musiktitel überschrieben. Das soll aber nicht heißen, daß wir uns ins Sommerloch oder in den Grönlandurlaub verabschieden - auch wenn zu dieser Jahreszeit oft nicht viel anderes übrigbleibt ... Wir stellen Ihnen in dieser Ausgabe wieder einmal einige US-Jazzbands der 30er Jahre vor. Die Platten stammen, je nach Orchester, aus der frühen bzw. klassischen Swingzeit oder gerade noch aus der letzten Übergangszeit vom alten Jazz zum Swing - und sind gerade deshalb im Vergleich der einzelnen Orchester untereinander und der Aufnahmedaten sehr aufschlußreich, was die musikalischen Entwicklungen und Strömungen jener Zeit angeht. Mit dabei sind der einarmige Trompeter und Sänger Wingy Manone, weiter die heute zu unrecht etwas vergessene Sängerin und Pianistin Cleo Brown, die hier den Ausnahmeschlagzeuger und Musik-Innovator Vic Berton in ihrem Personal hat, ferner das außerhalb seiner Wirkungsstätte San Antonio, Texas, immerhin einer Stadt von der Größe Frankfurts am Main, fast unbekannte Orchester „Boots and his Buddies“, geleitet von Drummer Boots Douglas, weiterhin Joe Haymes, der vor Jahren in zwei Sendungen von uns gewürdigt wurde, dann der Trompeter und Sänger Henry “Red“ Allen, darauf Lil Armstrong, Exfrau des gleichnamigen Sängers und Trompeters Louis und selbst Sängerin und Pianistin, hier aber nicht selbst am Klavier, sondern als von einem weißen Orchester begleitete reine Sängerin zu hören, darüber hinaus eine Kleingruppe aus dem Isham-Jones-Orchester, die hier schon vom Klarinettisten, Altsaxophonisten und Sänger Woody Herman geleitet wird, erneut eine Wingy-Manone-Gruppe, nämlich die New Orleans Rhythm Kings - und schließlich die Alabama Jug Band, die zum Ende unserer Sendung zwei Jazz-Evergreens bringt.
Durchs Programm begleitet Sie Peter Michael.
Wir bringen:
Wingy Manone and his Orchestra
Summer Holiday
No Regrets NY, 01.7.36
Cleo Brown
You’re My Fever
Breakin‘ In A Pair Of Shoes LA, 20.11.35
Boots and his Buddies
Rose Room San Antonio, TX, 14.8.35
Joe Haymes and his Orchestra
I Wish I Could Shimmy Like My Sister Kate
That’s A Plenty NY, 27.7.36
Henry “Red“ Allen and his Orchestra
Get Rhythm In Your Feet
Body And Soul NY, 29.4.35
Lil Armstrong and her Swing Orchestra
Let’s Get Happy Together
Happy Today, Sad Tomorrow NY, 02.,02.38
Isham Jones and his Orchestra
Tormented
Take It Easy ???
The New Orleans Rhythm Kings
Ostrich Walk
Original Dixieland One-Step NY, 26.9.34
Alabama Jug Band
My Gal Sal NY, 05.9.34
Somebody Stole My Gal NY, 03.10.34
Luftbrücke Berlin!
Am 24.6.1948, also vor nunmehr genau 75 Jahren, wurden die drei Westsektoren Berlins von der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) gegen das Umland und den Sowjetsektor isoliert, nachdem bereits in der Nacht die Stromversorgung gekappt worden war. Straßen, Bahnstrecken und Wasserwege wurden vollständig für den Verkehr gesperrt.
Erstes Ziel der sowjetischen Aktionen schon unmittelbar vor der eigentlichen sogenannten Berlin-Blockade war es, das Einsickern von Reichsmark-Restbeständen aus den Westsektoren in den sowjetischen Sektor und die Ostzone zu verhindern, nachdem die Westalliierten die am 20. Juni 1948 in den Westzonen durchgeführte Währungsreform auch in den von ihnen kontrollierten Sektoren der vormaligen Reichshauptstadt durchgesetzt hatten. Etwa 90 Millionen RM flossen dennoch in den fünf Tagen bis zur völligen Blockade in die Ostzone.
Nach einer eigenen Währungsreform in der SBZ, durch die Sowjets initiiert, wollten diese ihre „Deutsche Mark der Deutschen Notenbank“ genannte neue Währung auch für ganz Berlin durchsetzen - die D-Mark (West) erkannten sie nicht an. Da aber die Westalliierten auf dem Viermächtestatus Berlins beharrten, blockierten die Sowjets kurzerhand die Verkehrswege zu den drei Westsektoren.
Mit einer derart scharfen Reaktion auf die Währungsreform hatten die Westalliierten nicht gerechnet. Wollte man die auf die Belieferung mit Verbrauchsgütern aus dem Umland angewiesene Stadt nicht aufgeben, blieb nur die Versorgung auf dem Luftwege. Die Bevölkerungsziffer der Westsektoren Berlins lag vor 75 Jahren bei rund 2,2 Millionen - vor den „Brückenbauern“ lag eine Herkulesaufgabe ...
Mitten ins Geschehen ging seinerzeit - mit einem damals neuartigen tragbaren Tonbandgerät - Ernst Schnabel, als Hörspiel- und Featuremann einer der verdienstvollsten Rundfunkschaffenden der Nachkriegszeit.
Unternehmen Sie mit uns eine faszinierende Zeitreise ins Jahr 1948.
Luftbrücke Berlin!
Bericht von Ernst Schnabel
NWDR 1948
Im Anschluß hören Sie eine Platte, die musikalisch die Luftbrücke feiert - und kurioserweise bei der sowjetzonalen Amiga erschien: Rex Stewart’s Hot Club Berlin Session mit dem Titel „Air Lift Stomp“ (Berlin, 15.7.48) - auf späteren Pressungen steht auf dem Etikett verschämt „Amiga Stomp“.
Vor 25 Jahren schickten sich sechs österreichische Musiker an, die musikalische Welt, so wie man sie bis dahin kannte, kräftig durcheinander zu bringen. Sie hatten sich zum Ziel gesetzt, den Oberkrainer Sound aus der Bierzeltseligkeit in ein seriöses World-Music-Genre zu übersetzten, den Spielwitz dabei nicht zu verlieren und zu beweisen, dass jedes Lied. jede Melodie aus Pop, Jazz und Klassik "verkrainert" werden kann. 2013 hat sich die Band aufgelöst. Wir senden Ausschnitte aus einem ihrer letzten Konzerte.
Strandurlaub, Abenteuer in der Natur, Kultur erleben, Städtetrip Camping im Grünen, Entspannung pur, Aktivurlaub, Familienausflug, Romantische Auszeit, Backpacking durch fremde Länder, Luxusreise mit allem Drum und Dran. Die Möglichkeiten sind endlos, wenn es darum geht, die perfekte Reise zu planen. Die "Drei von der Funkstelle" (Günther Klößinger, Trudi & Dieter Kindl) haben ihre Koffer gepackt und nehmen uns auf ihre musikalische Reise mit.
US-Jazz und -Hotdance auf Platten der Columbia (Folge 1/ 2023)
Unsere nicht endensollende Reihe mit US-Aufnahmen der „Roaring Twenties“, der „wilden 20er“, die „das“ Jahrzehnt des Jazz waren, setzen wir einmal mehr mit Aufnahmen der US-Firma Columbia fort.
Seit der Jahrhundertwende war diese neben der Victor einer der beiden Marktführer. Doch hatte die Columbia 1917 die Jazzpioniere der Original Dixieland Jazz Band zu ebenjener Victor ziehen lassen, weil die Repertoireleute sich mit der neuartigen Musik zunächst so gar nicht anfreunden konnten. Mit dem Erfolg der Kapelle und der neuen Musikrichtung beim Publikum änderte sich das rasch, und auch die Columbia offerierte über Jahrzehnte einen breiten Jazzkatalog.
Weitere Ausgaben sind geplant, ob unmittelbar oder in loser Folge, steht noch nicht fest.
Durchs Programm begleitet Sie Peter Michael.
Sommerzeit – Festivalzeit. Allerorten werden Zelte aufgebaut, Scheunen hergerichtet und Bühnen gezimmert, um auch während der Ferienzeit den Daheimgebliebenen künstlerische Highlights präsentieren zu können – und natürlich auch, um den jeweiligen Kommunen etwas kulturellen Glanz zu verpassen. Das „Sommer im Park“-Festival in Vellmar gehört seit Jahren zu den renommiertesten und bestbesuchten Veranstaltungsreihen dieser Art in Nordhessen. Und wie in jedem Jahr, so werden wir auch 2023 gemeinsam mit Pia Bluhm, der Organisatorin des Festivals, das Programm im FRK vorstellen. Nach zwei Jahren Pandemie-Pause und einem durch einige Ausfälle etwas beeinträchtigten Neustart im letzten Jahr läuft das Festival in diesem Jahr wieder wie gewohnt.
Die prominentesten Veranstaltungen – u.a. Frieda Braun – sind schon fast ausverkauft. Allerdings gibt es in diesem Jahr noch viel mehr an Interessantem und Spannendem aus den Bereichen Kleinkunst, Comedy und Musik zu entdecken. Unter anderem sind dabei: Maybebop, Axel Prahl, Frank Markus Barwasser, Martina Schwarzmann, Herbert Knebel, Django Asül, das Ukulele-Orchestra Great Britain, Dietmar Wischmeyer, Jan Josef Liefers, Horst Evers sowie etliche weitere Künstler.
Mit Sven Schoeller zieht am 22. Juli 2023 erstmals ein grüner Oberbürgermeister ins Kasseler Rathaus ein. Vor seinem Amtsantritt lernte das StadtLabor-Team den designierten OB kennen und sprach mit ihm über seine politischen Ziele und seine Visionen für unsere Stadt.
Am 30. Januar 1933 ernannte Reichspräsident Hindenburg den NSDAP-Führer Adolf Hitler zum Reichskanzler. Wie konnte es dazu kommen? Was waren die politischen Voraussetzungen dieser Machtübernahme? Wer hat sie gewollt, wer hat sich ihr widersetzt und wie wurde sie herbeigeführt? Was war ihr Zweck und welche Ziele wurden damit verfolgt? Gut 70 historische Quellen und Dokumente, umfangreich eingeleitet und kommentiert, zeigen, wie die Errichtung der NS-Diktatur in Übereinstimmung mit den Eliten aus Wirtschaft, Politik und Militär systematisch vorbereitet und realisiert wurde. Sie belegen, wie der Widerstand besonders aus der Arbeiterbewegung niedergeschlagen und innerhalb weniger Wochen ein terroristisches Herrschaftssystem errichtet wurde, wie gesellschaftliche und ideologische Gleichschaltung, politische Verfolgung und rassistische Ausgrenzung funktionierten – und wie von Anfang an auf einen neuen Krieg hingearbeitet wurde.
Dr. Ulrich Schneider, Historiker und Vorsitzender der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes, geht in seinem aktuellen Buch diesen Fragen nach. Die Buchvorstellung fand im Cafe Buch-Oase statt – wir senden den Mitschnitt.
China ist ein wirklich bemerkenswerter Sonderfall der jüngeren Geschichte.
Es hat als einziges Land der „Dritten Welt“ eine wahrhaft „nachholende Entwicklung“ geschafft, zu den etablierten Nationen aufgeschlossen und ist inzwischen eine kapitalistische Weltmacht.
Die Vereinigten Staaten haben nun einen neuen „Kalten Krieg“ gegen China begonnen; auch Politiker in Deutschland (und der EU) sprechen von einem „Systemgegner“. Warum ist das so? Wo liegen die Gründe dafür, daß auch von dieser Seite her ein neuer Weltkrieg droht?
Stehen da die Vertreter der „Menschenrechte“ gegen einen repressiven Monsterstaat, der Minderheiten (Uiguren) quält, freiheits- und lebenslustige Stadtstaaten drangsaliert (Hongkong) und seine Bevölkerung ausspioniert (Überwachung, Zensur)? Oder handelt es sich um die systemimmanente Auseinandersetzung der führenden kapitalistischen Mächte in der Konkurrenz um den Globus?
Renate Dillmann hat zur Staatstheorie promoviert, sie ist freiberufliche Journalistin, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Lehrbeauftragte. Mehrere Forschungsaufenthalte führten sie nach China.
Spanische Platten sind hierzulande weniger gängig als z.B. italienische, von denen wir Ihnen bereits in einem knappen Dutzend Folgen eine Auswahl vorstellen konnten. Die erste und bis vor zwei Wochen einzige Sendung in unserer Reihe „Tanzparkett“ mit Platten aus dem spanisch-südamerikanischen Kulturkreis liegt indes schon fast ein Vierteljahrhundert zurück …
Große Künstler des klassischen Genres, die zur Jahrhundertwende erste Platten aufnahmen, kamen aus Spanien. Doch auch im Bereich der Tanz- und Unterhaltungsmusik lag Spanien nicht hinter dem Mond. Die Tradition von solchen Platten ist auch in diesem Lande lang. Der Paso doble, ein Modetanz, der sich in Mitteleuropa erst in den 20er Jahren etablierte, war schon vor dem I. Weltkrieg auf spanischen Platten zu hören. Mit zwei solchen Aufnahmen von 1908 eröffneten wir die erste Sendung, in der wir bis ins Jahr 1927 kamen.
Der zweite Teil beginnt mit einer Platte von 1930. Nun ist auch Spanien im Zeitalter der Jazzmusik und also auch der Jazzbesetzung angekommen - die Orchester weisen typische Instrumentierungen wie z.B. den Saxophonsatz auf. Unsere dritte Aufnahme, ein 1931 aufgenommener Foxtrott, stellt das für den Jazz so charakteristische Saxophon in den Mittelpunkt - „Canta saxofón“ weist sogar auch durchaus „modernistische“ Passagen auf.
Francos durch den Bürgerkrieg erfolgter Machtantritt als faschistischer Diktator Spaniens legt den Gedanken nahe, daß er, ähnlich wie der deutsche Diktator Hitler, gegen moderne, amerikanisch geprägte Musik eingestellt gewesen sein könnte. Dies scheint jedoch nicht der Fall gewesen zu sein - er glich hierin wohl eher seinem „Kollegen“ Mussolini in Italien, der die Aufführung angloamerikanischer Unterhaltungsmusik ebensowenig als Gefahr für seinen Machterhalt ansah. Im Bereich der bildenden Kunst und der Literatur sah dies freilich anders aus, aber Tanzmusik fiel damals nicht unter den Begriff der Kultur, sondern war allenfalls Gebrauchskunst. So konnten die Musiker offenbar in relativ weitem Rahmen weiter tun und lassen, was sie wollten. Selbst reine Jazzorchester existierten, die Ende der 30er, Anfang der 40er Jahre durchaus in der Lage waren, zeitgemäßen Swing auf internationalem Niveau zu bieten, selbst US-Titel mit englischem Refraingesang. Beispiele sind in der Sendung enthalten.
In dieser Folge kommen wir bis ins Jahr 1946 oder 1947 (genaue diskographische Angaben stehen leider nicht immer zur Verfügung). Durch die Sendung führt Thomas Sosna.
Glas ist zerbrechlich und schön und kann klingen. Das und mehr erzählen wir dir am Sonntag im Kinderprogramm. Die Klasse G6A der Freiherr-vom-Stein-Schule hat einen Audioguide für das Glasmuseum in Immenhausen produziert. In der Sendung erfährst du etwas über die Geschichte des Glases und über wichtige Menschen dazu. Und auch die Musik hat mit Glas zu tun.
Veranstaltung zur Erinnerung an die Bücherverbrennung in Kassel vor 90 Jahren am 19. Mai 1933 auf dem Friedrichsplatz
Es war am Abend des 19. Mai 1933, als SA- und SS-Kolonnen auf den Kasseler Friedrichsplatz aufmarschierten, um unter dem Motto ‚Ungeist auf den Scheiterhaufen’ in aller Öffentlichkeit Bücher der vom NS-Regime verbotenen Autoren zu verbrennen. Bereits in den Tagen zuvor hatten Schüler und Studenten, die als ‚undeutsch’ deklarierten Bücher aus den Kasseler Leihbüchereien und Buchhandlungen ausgesondert und zum Friedrichsplatz gekarrt. Bei reger Anteilnahme einer großen Menschenmenge wurde dort ein Scheiterhaufen aus den tausenden Bänden dieser „intellektuellen Giftstoffe“ errichtet. Unter den Klängen eines SA-Musikzuges wurde dieser dann in Brand gesteckt. Die Tageszeitungen berichteten in überschwänglichen Worten von diesem Ereignis.
In diesem Jahr wurde mit Texten u.a. an Heinrich Heine, Alfred Kerr, Theodor Plievier erinnern, auch ihre Werke wurden Opfer der Nazibarbarei.
Organisiert von Gerd und Birgitt Möller, fand im Offenen Kanal eine Gedenklesung statt – wir senden den Mitschnitt.
Die IHK Kassel-Marburg geht wieder auf Sendung: Miriam Postlep, Projektreferentin Unternehmensnachfolge bei der IHK, und Viola Pawelczyk, Unternehmensberaterin, laden jeden letzten Freitag im Monat ab 17 Uhr zur Sendung „Wirtschaft Talkt!“ ein.
In der aktuellen Mai-Folge ist Björn Henk, Geschäftsführer und Nachfolger der Gabelstapler Gratzer GmbH zu Gast. Björn Henk hat den Ein-Mann-Betrieb mit 30-jähriger Tradition im Jahr 2018 übernommen. Er digitalisierte das Unternehmen, gründete seinen eigenen YouTube-Kanal und präsentiert auf humorvolle Art und Weise alles rund um das Thema Gabelstapler und Lagertechnik. Mittlerweile sind über 10 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei ihm beschäftigt. Im Freien Radio Kassel blickt er auf die letzten fünf Jahre zurück und gibt hilfreiche Tipps und Einblicke in seinen Alltag als Unternehmer und die Entwicklung seiner Onlinemarketingstrategie.
Spanische Platten sind hierzulande weniger gängig als z.B. italienische, von denen wir Ihnen bereits in einem knappen Dutzend Folgen eine Auswahl vorstellen konnten. Die erste und einzige Sendung in unserer Reihe „Tanzparkett“ mit Platten aus dem spanisch-südamerikanischen Kulturkreis liegt indes schon fast ein Vierteljahrhundert zurück …
Große Künstler des klassischen Genres, die zur Jahrhundertwende erste Platten aufnahmen, kamen aus Spanien. Doch auch im Bereich der Tanz- und Unterhaltungsmusik lag Spanien nicht hinter dem Mond. Die Tradition von solchen Platten ist auch in diesem Lande lang. Der Paso doble, ein Modetanz, der sich in Mitteleuropa erst in den 20er Jahren etablierte, war schon vor dem I. Weltkrieg auf spanischen Platten zu hören. Mit zwei solchen Aufnahmen von 1908 eröffnen wir die erste Sendung, in der wir bis ins Jahr 1927 fortschreiten wollen. In jenen Tagen ist unüberhörbar, wie traditionell spanische Klänge sich gegen die Allgewalt der amerikanischen Plattenindustrie vorläufig noch behaupten.
Der zweite Teil folgt in zwei Wochen. Durch die Sendung führt Thomas Sosna.
Ab dem 21.5. und bis zum 17.9.2023 nimmt die MHK die Besucher im Schloß Wilhelmshöhe mit auf eine virtuelle Reise in die Ursprünge des Bergparks Wilhelmshöhe. Die Ausstellung „Bergpark reloaded“ zeigt unter anderem einen virtuellen Einblick in die eigentlichen Baupläne Landgraf Carls und bietet so Besuchern die Möglichkeit, in eine Kulturlandschaft der Superlative einzutauchen. Das digitale Modell des Bergparks ist in Zusammenarbeit mit der TU Darmstadt, Fachgebiet Digitales Gestalten entstanden und ermöglicht einen faszinierenden Einblick in dieses gigantische barocke Bauvorhaben.
Seit mittlerweile zehn Jahren gehört der Bergpark Wilhelmshöhe zum universellen Welterbe der Menschheit. Mit der Aufnahme würdigte die UNESCO das Gartendenkmal damit als einzigartige Kulturlandschaft sowie die Wasserspiele und den Herkules als außergewöhnliches und einmaliges Beispiel monumentaler Baukunst des europäischen Absolutismus. Die Ausstellung „Bergpark Reloaded“ legt den Fokus auf die barocken Anfänge des Bergparks und fragt nach der ursprünglichen Planung, die in vier, teils übereinstimmenden, teils widersprüchlichen Quellen überliefert ist: Dem Stichwerk von Guerniero selbst, acht Gemälden, die Jan und Rymer van Nickelen malten, drei Medaillen, die Landgraf Carl und seine Nachfolger auf den Bergpark prägen ließen und dem Querschnitt und Grundriss des 1780 am Königstor geplanten neuen „Modellhauses“.
Ausgehend von der Gemäldeserie von Jan und Rymer van Nickelen, die in acht großformatigen Panoramen ein Idealbild des Kaskadenprojekts von Landgraf Carl zeigen, wurde seit 2021 ein digitales Modell der Anlagen (re)konstruiert. Ein kleines Team des Fachgebiets Digitales Gestalten der TU Darmstadt und der MHK hat sich der Herausforderung gestellt, der historisch überlieferten Idee eine weitere Präsentation hinzuzufügen. Dabei wurde die in den Gemälden wiedergegebene Gestaltung ebenso aufgegriffen, wie die dort vermittelte Stimmung. Die Herausforderung bestand vor allem darin, für die nicht sichtbaren Teile der Anlage einen plausiblen Entwurf zu finden. Ein spannendes Ergebnis der Arbeit ist auch, daß man jetzt sagen kann, daß die Anlage offenbar sehr gut vorgeplant war. Sie hätte wahrscheinlich fast vollständig ohne unmögliche Eingriffe in das natürliche Gelände gebaut werden können. Entstanden ist ein vollständiges digitales Abbild der Anlage, so wie Landgraf Carl sie sich vermutlich gewünscht hatte. In der Ausstellung wird das digitale Modell ständig in einem hochauflösenden Film zu sehen sein. In ausgewählten Führungen wird es einen interaktiven virtuellen Rundgang durch diese Barockarchitektur geben.
Erste Planungen für eine monumentale Anlage an der Hangkante des Habichtswaldes lassen sich bereits in den 1680er Jahren nachweisen. Doch erst mit der Berufung des Italieners Giovanni Francesco Guerniero durch Landgraf Carl im Jahr 1701 gewann das Bauvorhaben an Fahrt. Er entwarf eine Anlage, die vom Herkulesbauwerk bis zum heutigen Schloß Wilhelmshöhe gereicht hätte, aber nur zu einem Teil realisiert wurde. Das Oktogon samt Pyramide und Herkulesstatue, die Grotten im oberen Bereich und die Kaskaden setzte Guerniero noch ins Werk, ehe er 1715 nach Rom zurückzukehrte. Infolgedessen kam das Bauprojekt zum Erliegen und erst Carls Nachfolger planten und bauten daran weiter. Landgraf Friedrich II. schuf zahlreiche Parkbauten, und Landgraf Wilhelm IX. – der spätere Kurfürst Wilhelm I. - ließ die barocken Wasserspiele ab Ende des 18. Jahrhunderts durch monumentale Wasserbilder im Sinne eines englischen Landschaftsgartens ergänzen.
Wie historische Reiseberichte belegen, konnte man zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Kassel ein Modell des Bergparks besichtigen. Zwischenzeitlich im sog. Kunsthaus, einem von Landgraf Carl gegründeten wissenschaftlichen Museum (heute Naturkundemuseum im Ottoneum) ausgestellt, war es später im sog. Modellhaus zu sehen. Zusammengebaut hatte es beachtliche Ausmaße von ca. 63 m Länge, ca. 10 m Höhe und etwa 6 m Breite. Neben den realisierten Wasserkünsten zählte es zu den großen Attraktionen Kassels. 1808, in der Regierungszeit König Jérôme Bonapartes, wurde es abgebaut und in Einzelteile zerlegt. Wie viele andere Modelle aus dem ehemaligen Modellhaus ist es unwiederbringlich verloren.
Wie dieses Modell aussah und was es zeigte, zählt bis heute zu den offenen Fragen der Bergparkforschung. Daß es Jan und Rymer van Nickelen zum Ausgangspunkt für ihre Gemäldeserien nahmen, gilt als sehr wahrscheinlich. Ob die Maler es jedoch getreu wiedergaben oder zum Ruhme des Landgrafen weiter ausschmückten, läßt sich heute nicht mehr mit Sicherheit klären.
Wir blicken voraus auf die Sonderausstellung im Schloß Wilhelmshöhe, die am kommenden Sonntag offiziell eröffnet wird. Außerdem in der Sendung: Alexander Feuerherd wirft anläßlich des 75. Geburtstags des Staates Israel in einem Vortrag einen kritischen Blick auf das Verhältnis der deutschen Politik und der deutschen Medien zu Israel.
Kürzlich haben wir in „Kabarett live“ einen Mitschnitt der jüngsten Lesung von Max Goldt aus dem Kulturzentrum Schlachthof gesendet. Die positiven Reaktionen bewegen uns dazu, eine weitere Sendung mit Lesungen des begnadeten Sprachartisten ins Programm zu nehmen. Wir hören Texte aus aktuellen Goldt-Hörbüchern, u.a. aus den CDs „Die Toilette bleibt weiß“ und „Genieß deinen Starrsinn an der Biegung des Flusses“.
Gerhard Henschel ist Träger des Kasseler Literaturpreises für grotesken Humor 2023. Die gemeinsam von Stiftung Brückner-Kühner und Stadt Kassel vergebene Auszeichnung ehrt den Schriftsteller für sein hervorragendes und breites Werk auf dem Feld der literarischen Hochkomik. Die Verleihung fand am letzten Samstag im Rathaus statt.
Der "Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor", gestiftet von dem Schriftstellerpaar Christine Brückner und Otto Heinrich Kühner, wird seit 1985 jährlich vergeben. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und zeichnet Autoren und Autorinnen aus, deren Werk auf hohem künstlerischen Niveau von Humor, Komik und Groteske geprägt ist. Zuletzt erhielten den Preis Sibylle Berg, Heinz Strunk, Felicitas Hoppe und Helge Schneider. Die Laudatio auf Gerhard Henschel hielt Prof. Dr. Rainer Moritz, Leiter des Literaturhauses Hamburg. Mit dem "Förderpreis komische Literatur" wurde die Schweizer Autorin Noemi Somalvico geehrt.
Begründung des Stiftungsrates:
"Gerhard Henschel ist einer der vielseitigsten und produktivsten deutschsprachigen Autoren auf dem Feld der literarischen Hochkomik. Die enorme Bandbreite seiner Arbeiten reicht vom sprach- und literaturkritischen Essay bis zum Wandertagebuch, vom material- und perspektivreichen Sachbuch über Antisemitismus bis zur Regionalkrimiparodie, von der Kulturgeschichte der Missverständnisse bis zur Sammlung von Zungenbrechern. Mit seinem im Humor gründenden Hauptwerk, der autofiktionalen Martin-Schlosser-Romanserie, hat Gerhard Henschel eine alltags- und mentalitätsgeschichtliche Chronik der Bundesrepublik seit den 1960er Jahren vorgelegt, die bereits neun ziegeldicke Bände umfasst und auf die Gegenwart hin fortgeschrieben wird. Souverän bewegt er sich zwischen den Gattungen und Stilen und folgt dabei offenbar nur einer einzigen Grundregel: Leserin und Leser niemals zu langweilen, vielmehr stets einen komischen Mehrwert zu erzeugen."
Gerhard Henschel, geboren 1962 in Hannover, studierte Germanistik, Soziologie und Philosophie in Bielefeld, Berlin und Köln und lebt als freier Schriftsteller in Bad Bevensen. Seine ersten Texte erschienen Ende der 1980er Jahre in den Zeitschriften "Diabolo", "Der Alltag", "Kowalski", dann auch in der "Titanic", im "Merkur", in "konkret" und in zahlreichen Tages- und Wochenzeitungen. Von 1993 bis 1995 gehörte er der "Titanic"-Redaktion an. Seit 1992 erscheinen Romane, Erzählungen und kulturhistorische Sachbücher sowie Satiren, Polemiken und Grotesken. Mehrere seiner Bücher verfasste er gemeinsam mit Autoren im Umfeld der Neuen Frankfurter Schule, auch die Illustratoren seiner Bücher stehen in dieser Tradition. Seit 2004 sind mittlerweile neun Martin-Schlosser-Romane erschienen, zuletzt "Erfolgsroman" (2018) und "Schauerroman" (2021). Im Jahr 2021 erschien auch mit "Soko Fußballfieber" Henschels zweiter "Überregional-Krimi". Von 1999 bis 2012 unterhielt Gerhard Henschel gemeinsam mit Rayk Wieland in Hamburg die legendäre Veranstaltungsreihe "Toter Salon".
Wir senden den Mitschnitt der Preisverleihung.
Badeschlager der 20er und 30er Jahre
Wer kennt sie nicht, die als Überschrift hier stehende Titelzeile? Einer der bekantesten Badeschlager! Doch gab es viele mehr. Sich in den Wellen zu tummeln war in der Zeit, aus der unsere Platten stammen, ein Hauptvergnügen am Wochenende und nach Feierabend - nicht nur in einem der damals hochmodernen künstlichen Schwimmbäder, sondern oft und gern in Naturbädern an Flüssen (wie dem damaligen Bad an der Fulda in Kassel) oder Seen - oder „wild“ in irgendeinem Fluß, See oder Teich, ganz in der freien Natur. Die Reformbewegung, die schon seit der Kaiserzeit die Leute aus ihren dumpfen Mietskasernen ins Freie zu locken versucht hatte, fand hier auf breiter Front Widerhall im Volk, wenn auch vielleicht nicht immer mit ihrem ideell-spirituellen Überbau - handfeste Erotik (siehe Überschrift) lag wohl den meisten Erholungssuchenden näher als die Aufwertung zum ganzheitlichen Wesen. Wer es sich hingegen leisten konnte und das auch zeigen wollte, reiste an die See, und das oft den ganzen Sommer lang, sogar „mit Wirtschaft“, d.h. zumindest einem Teil der Hausangestellten. Das Studienmaterial für den Ältesten wanderte mit ins Gepäck, und Papa fuhr zwischendurch immer wieder für einige Tage nach Hause, damit das Geschäft weiterlief.
Unsere Schlager thematisieren zwar auch die mondänen Seebäder, beleuchten aber vor allem die Vergnügungen der „kleinen Leute“ und auch einige der Moden drumherum, wie z.B. Aufblasartikel aus Gummi, die Mitte der 20er der letzte Schrei waren.
Zur üblicherweise im Mai stattfindenden Eröffnung der Badesaison bringen wir einen Blick auf die Alltagskultur der Zwischenkriegszeit, unternommen von Thomas Sosna anhand einiger heute eher selten gehörter Platten.
Mit seinem außergewöhnlichen, überbordend üppigen Programm und zahlreichen offenen Angeboten ans Publikum ist es dem Leitungsteam um Intendant Florian Lutz seit seinem Start 2021/22 gelungen, das Staatstheater Kassel zum Stadtgespräch zu machen, zugleich überregionale Aufmerksamkeit zu gewinnen und bereits erste Einladungen und Auszeichnungen einzuheimsen wie den Theaterpreis DER FAUST.
Nachdem durch das Ende der Corona-Beschränkungen auch die Auslastungszahlen inzwischen gewaltig an Fahrt aufgenommen haben, verfolgt das Team nun auch in seiner dritten Spielzeit seine programmatischen Linien konsequent weiter. Dazu gehören neben dem breit aufgestellten Programm die weitestgehende Einbeziehung des Publikums, die verstärkte Öffnung zur Stadt hin und spartenübergreifendes und interdisziplinäres Arbeiten.
Noch stärker ausgebaut wird in der kommenden Saison die Erweiterung des theatralen Erfahrungsraums. Dies gilt ebenso für die Einbindung digitaler Mittel in unterschiedlichsten Formen wie auch für die im Opernhaus entstehende 360-Grad-Rauminstallation ANTIPOLIS, die eine radikale Weiterentwicklung der mit dem Theaterpreis OPUS ausgezeichneten Raumbühne von 2021 ist. In diesem 360-Grad-Totaltheater, das sich über die ausladenden Seitenbühnen und die Hinterbühne erstreckt und bis in die überbauten Logen des Zuschauerraums führt, wird die Trennung von Darstellenden, Orchester und Publikum aufgehoben. ANTIPOLIS, die utopische Gegen-Stadt, dient als Spielstätte für Oper, Tanz, Konzerte sowie das Junge Staatstheater JUST+.
Der Spielplan 2023/24 in allen Sparten kreist um die aktuellen Herausforderungen, Konflikte und Katastrophen, aber auch Utopien und sinnliche Gegenentwürfe: Revolte, Krieg, Umweltzerstörung, Gentrifizierung und Wohnungsnot geben wichtige Themen vor, denen zugleich sinnliche Formen der Rebellion entgegengesetzt werden – bis hin zu glamourösen Feiern.
Neben Uraufführungen und Experimentellem kommen dabei beliebte Repertoirewerke, außergewöhnliche Bearbeitungen und fast Vergessenes, aber Hochaktuelles zur Aufführung.
Wir haben die Spielzeitpressekonferenz des Staatstheaters aufgezeichnet und senden Auszüge.
Weitere Themen der Sendung: Erster Rückblick auf die Leipziger Buchmesse, Theaterkritik „Der Meister und Margerita“ am Schauspielhaus Leipzig; außerdem: Was taugt der neue Kinofilm mit klassischen Cartoons von Loriot?
Max Goldt gehört seit über 30 Jahren zu den renommiertesten Autoren in Deutschland. Er wurde als der „witzigste Schriftsteller deutscher Sprache“ bezeichnet, ist u.a. Träger des Kasseler Literaturpreises für grotesken Humor und begeistert Fans und Fachleute mit seinen höchst unterhaltsamen, geistreichen Erzählungen und Kolumnen. Zahlreiche Bücher hat er über die Jahre veröffentlicht – aber man muß ihn nicht nur lesen, sondern vor allem auch hören. Sein ganz besonderer Vortragsstil steigert das Vergnügen, das man an seinen Texten ohnehin hat. Kürzlich war Max Goldt im Schlachthof zu Gast und hat aus älteren sowie aktuellen Texten gelesen – wir senden einen Mitschnitt. Außerdem hören wir Aufnahmen aus seinen zahlreichen CDs, die in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten erschienen sind .
„Sagt mal, wollt ihr dieses Jahr gar nicht ... ?“
Eigentlich wollten wir nicht, und die letzten zwei Jahre haben wir auch nicht.
Andererseits gäbe es - an allem ist nur der Frühling schuld - ohne diese Sendung unsern Sonntagnachmittagssendeplatz „Tanzparkett extra“ gar nicht.
Deshalb bringen wir nun doch wie in so manchem Jahr im Frühling wieder unsere Tanzparkett-Frühlingssendung, damit Eddy Walis und Raimund Geßner die „Rosen, die uns der Mai bringt“ nun überpünktlich abliefern können. Daß die Jahresrechnung für die Wartezeit zur Überprüfung der dreisten Behauptung „Es wird in hundert Jahren wieder so ein Frühling sein“ nun nicht mehr stimmt ... sei’s drum! Es ist ja schließlich eine Wiederholung.
Auch wenn es bei der bisherigen Wetterlage eher Wunschdenken ist, läßt Thomas Sosna als Ihr Begleiter die musikalischen Frühlingssträuße erblühen.
Auf ausdrücklichen Hörerwunsch also:
In der aktuellen Aprilfolge ist Daniel Peplau, Geschäftsführer und Nachfolger der Landwehr + Schultz Trafo GmbH zu Gast. Daniel Peplau ist 28 Jahre jung und hat den Betrieb in Calden im vergangenen Jahr als externer Käufer übernommen. Er berichtet im Gespräch mit Miriam Postlep und Viola Pawelczyk u.a. über seinen Weg von der Möbelbranche in die Industrie, seine Motivation und Begeisterung fürs Unternehmertum und über seine Zukunftsvision.
Mit Zehntklässlern der Carl-Bantzer-Schule in Trutzhain haben wir die Gedenkstätte in Trutzhain unter die Lupe genommen. Ein Besuch lohnt sich…es ist ein sehr außergewöhnlicher Ort, die Anordnung der Häuser, die Architektur … zumindest in dem Teil des Ortes, der ein Kriegsgefangenenlager war. In sieben Stationen erfahren wir mehr darüber.
Produziert im Auftrag der Medienanstalt Hessen vom Medienblitz e.V., Projektleitung: Susanne Holbein.
Badeschlager der 20er und 30er Jahre
Wer kennt sie nicht, die als Überschrift hier stehende Titelzeile? Einer der bekantesten Badeschlager! Doch gab es viele mehr. Sich in den Wellen zu tummeln war in der Zeit, aus der unsere Platten stammen, ein Hauptvergnügen am Wochenende und nach Feierabend - nicht nur in einem der damals hochmodernen künstlichen Schwimmbäder, sondern oft und gern in Naturbädern an Flüssen (wie dem damaligen Bad an der Fulda in Kassel) oder Seen - oder „wild“ in irgendeinem Fluß, See oder Teich, ganz in der freien Natur. Die Reformbewegung, die schon seit der Kaiserzeit die Leute aus ihren dumpfen Mietskasernen ins Freie zu locken versucht hatte, fand hier auf breiter Front Widerhall im Volk, wenn auch vielleicht nicht immer mit ihrem ideell-spirituellen Überbau - handfeste Erotik (siehe Überschrift) lag wohl den meisten Erholungssuchenden näher als die Aufwertung zum ganzheitlichen Wesen. Wer es sich hingegen leisten konnte und das auch zeigen wollte, reiste an die See, und das oft den ganzen Sommer lang, sogar „mit Wirtschaft“, d.h. zumindest einem Teil der Hausangestellten. Das Studienmaterial für den Ältesten wanderte mit ins Gepäck, und Papa fuhr zwischendurch immer wieder für einige Tage nach Hause, damit das Geschäft weiterlief.
Unsere Schlager thematisieren zwar auch die mondänen Seebäder, beleuchten aber vor allem die Vergnügungen der „kleinen Leute“ und auch einige der Moden drumherum, wie z.B. Aufblasartikel aus Gummi, die Mitte der 20er der letzte Schrei waren.
Zur Eröffnug der Badesaison am 1. Mai bringen wir einen Blick auf die Alltagskultur der Zwischenkriegszeit, unternommen von Thomas Sosna anhand einiger heute eher selten gehörter Platten.
Die von Ihnen gewünschte und für diesen Termin schon angekündigte Frühlingssendung nehmen wir am kommenden Sonntag ins Programm - nach einem in der ersten Maiwoche absolvierten erfrischenden Bad unter freiem Himmel können Sie bei heißer Zitrone und auf der Wärmflasche sitzend in ein paar Frühlingsträumen schwelgen!
US-Swing, Jazz und Tanzmusik der 30er und 40er Jahre, Folge 4/ 2023
Auch in dieser Folge wollen wir in Gedanken das Tanzbein „swingen“ - Sie zu Hause dürfen natürlich, so ausreichend Platz vorhanden, auch in natura die Dielen beben lassen!
Wir beginnen mit einem heute noch allgemein bekannten Namen, nämlich mit Jimmy Dorsey, genau wie sein Bruder Tommy rund um die Welt bekannt durch hunderte Plattenaufnahmen der Swingzeit.
Weiter geht es mit den Four Clefs, einer für die Bluebird aufnehmenden Kleingruppe, die 1942 bereits mit elektrischer Orgel arbeitete.
Wingy Manone, der einarmige Trompeter, dürfte unseren Hörern kein Unbekannter sein, haben wir ihm doch bereits eigene Sendungen gewidmet. Auch in Einzelaufnahmen war er immer wieder in unserem Programm zu hören, so auch diesmal. Wie nicht anders zu erwarten, pflegt er seinen leicht modernisierten Chicago-Stil in der Swingära weiter, auch noch 1944. Hier singt er auch im Duett mit der sehr populären Kay Starr.
Den bei der Aufnahme gerade einmal vierzehnjährigen Whitey McPherson hören Sie auf der nächsten Platte. Er singt, begleitet von den Rhythm Wreckers, auf zwei Titeln von 1938.
Ein Jazz-Urgestein war der Klarinettist Jimmy Lytell, der wie der ebenfalls bei dieser Sitzung anwesende Pianist Frank Signorelli in den 20er Jahren zu den Original Memphis Five gehörte. Unsere vier Aufnahmen entstanden im September 1942 für das New Yorker Kleinetikett Beacon. Lytells All Star Seven begleiten hier die schwarze Bluessängerin Savannah Churchill.
Auch Johnny Dodds war ein Jazzpionier. Zwei Jahre vor seinem frühen Tode spielte 1938 der schwarze Klarinettist mit seinen Chicago Boys die von uns gebrachten zwei Titel für die Decca ein. Der Schlagzeuger O’Neill Spencer singt hier auch, am Klavier hören wir Lil Armstrong. Also sind hier nicht nur Boys anwesend.
Bing Crosby ist bekanntlich als Schlagersänger der sanften Art, als „Crooner“, wie der Amerikaner sagt, groß geworden, kam aber vom Jazz her, den er auch immer in Ehren hielt. Hier greift er wieder einmal auf seine Wurzeln zurück und bringt mit zwei verschiedenen Orchestern, nämlich dem von Isham Jones und dem von Lennie Hayton, zwei Jazzstandards.
Auch die singende Pianistin Ramona Davies war, wie Bing Crosby, eine Entdeckung des „King of Jazz“, Paul Whiteman. Wir hören sie zuerst mit einer kleinen Kapelle mit Roy Bargy am zweiten Piano, danach mit eigener Klavierbegleitung.
Durch die Sendung führt Peter Michael.
Eine Demokratie ist kein Selbstläufer. Sie muß ständig neu erkämpft, gelebt und weiterentwickelt werden. Zum 175. Jubiläum der demokratischen Revolution von 1848 wird in der Volkshochschule eine Ausstellung gezeigt, die die Anfänge der Demokratiebewegungen ab dem 18. Jahrhundert beleuchtet.
Die frühen Freiheitsbewegungen bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts bieten spannende Einblicke in unsere demokratischen Traditionen. Die Wanderausstellung
zeigt die Frühzeit der modernen Demokratie: den Einsatz für Grund- und Menschenrechte, Demokratisierung und politische Teilhabe sowie die Bemühungen um Integration und Gleichberechtigung. Die ‚Leuchttürme‘ der Demokratiegeschichte wie die Französische Revolution 1789 und das Hambacher Fest 1832 werden genauso dargestellt wie weniger bekannte Kapitel, beispielsweise die frühen Republiken der 1790er Jahre und die ersten Vorläufer politischer Parteien.
Die Ausstellung läßt die Entwicklungen aus einem politischen, gesellschaftlichen und sozialen Blickwinkel Revue passieren und thematisiert auch die Widersprüchlichkeiten dieser frühen Demokratie-geschichte, die sich teils deutlich von unserem heutigen demokratischen Wertesystem unterschieden.
Im Rahmenprogramm der Ausstellung bietet die VHS eine Reihe von Vortragsveranstaltungen an. Dr. Kerstin Wollf vom Archiv der deutschen Frauenbewegung befaßte sich in ihrem Vortrag mit den „Frauen in der Revolution von 1848“ – wir senden den Mitschnitt.
In seinem dritten Soloprogramm hat es der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Kabarettist ganz nach oben geschafft. Stefan Waghubinger ist Österreicher, lebt aber seit 32 Jahren in Deutschland. Deshalb betreibt er Österreichisches Jammern und Nörgeln mit Deutscher Gründlichkeit!
Auf dem Dachboden der Garage seiner Eltern sucht er eine leere Schachtel und findet den, der er mal war, den, der er mal werden wollte und den, der er ist.
Es wird also eng zwischen zerbrechlichen Wünschen und zerbrochenen Blumentöpfen, zumal da noch die Führer der großen Weltreligionen und ein Eichhörnchen auftauchen. Glänzende Unterhaltung trotz verstaubter Oberflächen. Aber Vorsicht, zwischen den morschen Brettern geht es in die Tiefe.
Im Frühjahr 2023 ist es endlich so weit: Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“ in der Inszenierung von Markus Dietz und unter der musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Francesco Angelico kommt als spektakuläres Musiktheater-Großereignis in zwei Zyklen zurück auf die Bühne des Staatstheaters Kassel.
Ursprünglich bereits 2021 zum Abschluß der Intendanz von Thomas Bockelmann geplant, mußten die Zyklen Corona-bedingt verschoben werden. Das künstlerische Team des neuen Intendanten Florian Lutz kommt der großen Nachfrage nach und hat den „Ring“ in dieser Saison mit einer Sängerbesetzung der internationalen A-Liga als Wiederaufnahme auf den Spielplan gesetzt.
Mit dabei sind u.a. wieder Stars wie der lettische Baßbariton Egils Silinš als Wotan und der niederländischer Tenor Arnold Bezuyen, diesmal als Mime und auch als Loge. Beide gehören zu den gefragtesten Sängern ihres Fachs und waren bei den Bayreuther Festspielen zu erleben.
Die dramatische Sopranistin Kelly Cae Hogan debütierte kürzlich in London als Brünnhilde und singt diese Partie auch erneut am Staatstheater Kassel. Daniel Brenna, der gefeierte Kasseler Siegfried, ist ein gefragter Gast an der Mailänder Scala und der New Yorker Met. Als Sieglinde konnte wieder Nadja Stefanoff gewonnen werden und als Siegmund Martin Iliev. Nancy Weißbach wird erneut die Brünnhilde in „Die Walküre“ sein. Auch die ehemaligen Kasseler Ensemblemitglieder Ulrike Schneider (Fricka u.a.) und Hansung Yoo (Donner, Gunther) kehren für den „Ring“ zurück ans Staatstheater Kassel.
Die Wiederaufnahme aller vier Teile leitet Regisseur Markus Dietz selbst. Generalmusikdirektor Francesco Angelico übernimmt das Dirigat für den kompletten „Ring“.
Markus Dietz war kürzlich beim Richard-Wagner-Verband Kassel zu Gast und hat über seine Arbeit am „Ring“ berichtet. Wir haben die Veranstaltung aufgezeichnet und senden den Mitschnitt.
Zum 110. Geburtstag von Dolf Brandmayer
Pianist, Sänger, Komponist, Kabarettist, Rundfunkmann, Fernsehpionier - all das war der am 13. April 1913, also vor recht genau 110 Jahren in Böhmisch Leipa (k.u.k. Monarchie, heute Česká Lípa, Tschechische Republik) geborene Adolf „Dolf“ Brandmayer.
Seit dem sechsten Lebensjahr am Klavier unterrichtet, nahm er nach der Matura ein Studium der Rechte an der Prager Karlsuniversität auf, studierte nebenher aber Klavier, Gesang und Komposition bei Privatlehrern. Als Komponist trat er erstmals 1934 ins Licht der Öffentlichkeit und wurde als Pianist und Sänger Mitglied der „Urania“, der deutschsprachigen Kulturabteilung des Tschechoslowakischen Rundfunks. Nach verschiedenen Angaben soll es zumindest von einigen seiner frühen Kompositionen Plattenaufnahmen des damaligen tschechoslowakischen Marktführers Ultraphon geben. Belege dafür waren bisher jedoch nicht beizubringen.
1936 lieferte Brandmayer mit der Musik zu der tschechoslowakischen Tonfilmproduktion „Die Frau unter dem Kreuz“ seine erste Arbeit dieses Genres ab. Tourneen durchs Sudetenland führten zu Engagements in Deutschland, ab 1938 trat er in Berlin auf, 1939 kam er ans legendäre Kabarett der Komiker unter Willi Schaeffers. 1938 schloß die Deutsche Grammophon mit ihm einen Plattenvertrag. Daneben sang er kurzzeitig unter dem Pseudonym „Heinz Großmann“ für das Abonnementsetikett Clangor des Schallplatten-Volksverbands etliche Titel ein, von denen wir Ihnen in der Sendung auch einige bringen. Bei der Grammophon nahm Dolf Brandmayer zumeist eigene Kompositionen auf, entweder mit eigener Klavierbegleitung oder mit verschiedenen Orchestern. Auch die Aufnahme eines seiner bekanntesten Schlager stellen wir Ihnen vor - „Josephin!“
Zur Wehrmacht eingezogen, glückte es Brandmayer, zur Truppenbetreuung zu gelangen. So konnte er auch in Berlin weiterarbeiten. Er schrieb zwei Operetten. „Herzen auf Urlaub“ wurde am 22. Juni 1940 das erste musikalische Lustspiel am Berliner Fernsehsender „Paul Nipkow“. Die Operette „Frau ohne Standesamt“ wurde von vielen Bühnen gespielt. Seine Wehrmachtstourneen führten Brandmayer bis nach Norwegen und schließlich Italien, wo er Leiter der Tanzmusikabteilung des Soldatensenders Mailand wurde.
Nach Kriegsende blieb er in Italien und wurde dort ein namhafter Schlagerkomponist. Erst 1958 kehrte er endgültig wieder nach Deutschland zurück, wo er fast augenblicklich an seine alten Erfolge anknüpfen konnte. Funk und Fernsehen verbreiteten etwa hundert Schlager aus seiner Feder. Bis 1963 leitete Dolf Brandmayer ein eigenes Orchester. Danach arbeitete er bis zu seinem Tode als Komponist und musikalischer Leiter einer großen Filmfirma. Am 14. April 2000, einen Tag nach seinem 87. Geburtstag, starb Dolf Brandmayer in Lüneburg.
Eine Auswahl von Platten mit Dolf Brandmayer präsentiert Ihnen Thomas Sosna in unserer Sonntagsausgabe.
»Make Rave, not Hate« wurde durch den Justice-Titel „Genesis“, der in zwei kürzlich gesehenen Filmen gespielt worden ist, zu einem Old-School Electro-DJ-Set inspiriert. Also sind einige Titel von Justice, WestBam, Depeche Mode, Confidence Man, Led Zeppelin und Alphaville zu einem Set aus „Friede, Freude und Eierkuchen“ gemixt worden, das nun im Radio angehört werden kann.
US-Swing der 30er und 40er Jahre, Folge 3/ 2023
Welche Vielfalt die Hochphase des Swingstils bot (und heute noch bietet), haben wir schon in vielen Sendungen zum Thema zu zeigen versucht. Auch diese soll nicht die letzte sein …
Aus Versehen wurde zum letzten Sendetermin eine ältere Sendung aus unserer Swingreihe eingelegt. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen und hoffen, daß Ihnen auch die unbeabsichtigte Wiederholung gefallen hat.
Wir beginnen mit einer Platte von Dick Porter, die für die Vocalion entstand. Porter wandelt hier sehr gekonnt in den Spuren seines großen Vorbilds Fats Waller, der für die Konkurrenzmarke Victor verpflichtet war und für diese Firma einen erstrangigen Verkaufsschlager darstellte, so daß etliche kleinere Firmen auf diesen Zug aufzuspringen versuchten. Am 7. Oktober 1936 nahm die Kapelle in New York die Titel „Sweet Thing“ und „Swinging To A Swing Tune“ auf.
Stilbildend für den Swing war das Casa Loma Orchestra unter Glen Gray, das den Übergang vom alten Jazz in die neue Stilrichtung mit eingeleitet hatte, unter anderem mit der Ausweitung der Jazzbesetzung zur Bigband. Wir bringen eine von dieser Formation bereits am 5. Juni 1933, also vor der explosionsartigen Ausbreitung des Swingstils, für die Victor eingespielte Platte. Auf dem ersten Titel, Lazybones, hören sie Pee Wee Hunt als Sänger, Sophisticated Lady ist instrumental.
Russ Morgan ist nicht nur unseren Hörern schon von seiner Hotband aus den 20er Jahren bekannt. In den 30er Jahren bevorzugte er zunächst eher zahmere Töne, bevor er später doch zum Swing fand. Sie hören einen Titel vom 7. September 1939, den „Johnson Rag“.
Dick Robertson war ein Sänger, der stets mit Studiokapellen aus ersten Kräften vor dem Mikrophon stand, so auch hier. Wir hören ihn mit einer kleineren Besetzung und dem Titel „On The Beach At Bali-Bali“, aufgenommen in New York am 26. Mai 1936.
Als nächstes folgt ein Sprung in die Phase kurz vor dem Recording Ban, dem großen Schallplattenstreik in den USA während des II. Weltkriegs. Alvino Rey spielte in New York am 12. März 1942 für das Victor-Unteretikett Bluebird den ultramodernen Titel „Picnic In Purgatory“ ein.
Im Oktober 1947 entstand die nächste Platte mit Dan Burley. Sie hören den „Chicken Shack Shuffle“ und den „Skiffle Blues“, eingespielt für das Kleinstetikett Arkay.
Zu den „Großen“ im US-Musikgeschäft gehörte über lange Zeit der Schlagzeuger Gene Krupa. Vorher bei Benny Goodman engagiert, folgte er 1938 dem Zug der Zeit und gründete eine eigene Band. Wir bringen „Bolero At The Savoy“ mit der Sängerin Irene Day sowie das instrumentale „Murdy Purdy“. Aufnahmedatum und -ort: Los Angeles, 1. Dezember 1938.
Auch Posaunist und Sänger Jack Teagarden, ebenfalls aus dem Dunstkreis um Ben Pollack und Benny Goodman stammend und lange bei Paul Whiteman tätig, wollte es Ende der 30er wissen und machte sich mit Whitemans Hilfe ebenfalls selbständig. Die von uns ausgewählten Aufnahmen „Especially For You“ und „You’re The Moment Of My Life“ entstanden mit der Sängerin Linda Keene am 23. Juni 1939 in Chicago.
Der Jazz war schon auf dem Weg zum Swing - und der Titel „Shine On Harvest Moon“ war schon auf dem Weg zum Evergreen, als ihn Joe Haymes mit seinem Orchester am 11. Juli 1933 in Camden, New Jersey, für die Bluebird einspielte. Im Preßwerk in Camden besaß die Victor auch ein Aufnahmestudio.
Ein großes Vorbild für Gesangsgruppen waren ab den frühen 30er Jahren die Mills Brothers, ganz ähnlich, wie es einige Zeit vorher die Revellers gewesen waren. Mit Ella Fitzgerald nahmen sie in New York am 14. Januar 1937 u.a. „Big Boy Blue“ sowie am 3. Februar jenes Jahres „Dedicated To You“ auf, die wir Ihnen bringen.
Den Abschluß der Sendung bildet eine Aufnahme des Briten Ray Noble, der ab 1935 in den USA ansässig war. Mit dem später sehr populären Tony Martin als Sänger nahm er am 29. Januar 1938 in Los Angeles den Titel „You Couldn’t Be Cuter“ auf.
Am Mikrophon begleitet sie Peter Michael.
Die aktuelle Sonderausstellung „Trost – Auf den Spuren eines menschlichen Bedürfnisses“ vollendet die Ausstellungstrilogie zum Themenfeld Trauer und Gedenken: „Lamento – Trauer und Tränen“ (2019); „Memento – Im Kraftfeld der Erinnerungen“ (2020).
Die Ausstellung betrachtet das Phänomen Trost aus verschiedenen kulturellen, religiösen und künstlerischen Perspektiven und reflektiert, wie wir Verlusterlebnissen und den damit verbundenen Schmerzen begegnen können.
Traditionell gelten Religionen als Fundus des Trostes. Religiöse Rituale und Konzepte geben sowohl Sterbenden als auch Hinterbliebenen Hoffnung und Halt. Doch immer suchten und fanden Menschen auch Trost in der Literatur, in der Poesie der Sprache, die eine empathische tröstende Identifikation und Verbundenheit anbieten kann. Gleichermaßen gilt das auch für die Musik, die uns in heilende Resonanzen und andere Dimensionen versetzen kann. Auch die Natur, die Begegnung mit Tieren oder Erinnerungsstücke können Wegbegleiter durch ihre Gegenwart in Zeiten des Schmerzes sein. Ein menschliches Miteinander, Trostgespräche, Nähe und Gemeinschaft tragen vielfach dazu bei, daß das Leid gelindert werden kann.
Über zeitgenössische künstlerische Exponate und kulturhistorische Artefakte ermöglicht die Ausstellung den Besuchern ästhetische und sinnliche Erfahrungen sowie intellektuelle Zugänge, um das Thema Trost in seiner Komplexität greifbar zu machen. Wir haben mit Museumsdirektor Dr. Dirk Pörschmann sowie mit dem Philosophen und Autor Prof. Jean-Pierre Wils über die Ausstellung gesprochen.
Außerdem in der Sendung: Die Debatte um die Entscheidung des designierten Kasseler Oberbürgermeisters Sven Schoeller, Kulturdezernentin Susanne Völker zu entlassen und das Kulturdezernat selbst zu übernehmen.
Nach seinem Auftritt beim „Sommer im Park“-Festival 2015 in Vellmar schrieb die Zeitung, Max Uthoff sei derzeit der beste Kabarettist Deutschlands. Nun, das ist sicherlich Geschmackssache, und man könnte gewiß noch drei oder vier andere Künstler nennen, die diesen Ehrentitel verdient hätten. Tatsache bleibt aber, daß Max Uthoff seit einiger Zeit zur absoluten Spitzengruppe und zu den herausragenden Vertretern des politischen Kabaretts zählt. Spätestens seit er als Chef der „Anstalt“ im ZDF bundesweite Berühmtheit erlangte, muß man ihn zu den führenden Protagonisten und zu den Hoffnungsträgern der jüngeren Kabarett-Generation rechnen. Und er ist der lebende Beweis dafür, daß das politische Kabarett nach dem Abgang diverser alter Helden wie Hildebrandt und Pachl (unfreiwillig) oder Schramm und Pispers (freiwillig) keineswegs am Ende ist. Ganz im Gegenteil: Mit seinem Liveprogramm führt Max Uthoff das Kabarett in ganz neue Gefilde, ohne sich komplett von den Traditionen zu lösen. Selten hat man in letzter Zeit auf einer Bühne derart deutliche Worte und solch klare Statements gehört. Uthoff klärt auf und agitiert, er unterhält und polemisiert, er informiert und amüsiert – er tut also genau das, was man von gutem Kabarett erwartet. Daß es dabei nicht immer lustig zu geht und daß dem Zuhörer gelegentlich das Lachen im Halse stecken bleibt, liegt allerdings nicht an Max Uthoff, sondern vielmehr an den politischen und gesellschaftlichen Zuständen, die er beschreibt.
Heute bringt das FRK im Rahmen von „Die Lange Rille“ eine dreistündige Sondersendung über Sänger und Komponist Georg Kajanus - außergewöhnlicher Künstler und Kapitän der Band Sailor.
Prinz Georg Johan Tchegodieff (um ihm seinen korrekten Titel zu geben) wurde am 9. Februar 1946 geboren in einem Familienerbe so voll von Geschichte und kultureller Vielfalt, dass es eher unwahrscheinlich war, dass der junge Prinzen aufwachsen würde, ohne nicht minder außergewöhnlich zu werden. Der einzige Sohn von Prinz Pavel Tchegodieff von Russland und der französischen/finnischen Skulpturistin Johanna Kajanus, Georg, lebte eine ruhige und beständige Existenz in Trondheim, Norwegen, bevor die Scheidung seiner Eltern einen Umzug nach Paris in seinen Teenager-Jahren bedeutete.
Ein weiterer Umzug führte Georg, seine Mutter und Schwester nach Kanada, wo er sich für die Folk-Szene interessierte.
Als er sich schließlich im UK niederließ, wurde Georg Mitbegründer der legendären Folk-Rock Pioniere Eclection, bevor er sich mit einem jungen Musiker, Philip Pickett, als Kajanus/Pickett zusammen tat und das Album „Hi Ho Silver“ aufnahm. Die beiden rekrutierten schließlich zwei weitere Musiker, Henry Marsh und Grant Serpell, und gründeten Sailor, die in den 1970er Jahren einige große Hits wie „Girls Girls Girls“ oder „A Glass Of Champagne“ verzeichnen konnten. Ihr einzigartiges Instrument, das Nickelodeon, das Sailor den markanten Look auf der Bühne gab, ist ebenfalls eine Erfindung von Kajanus.
Nach Sailors Trennung Ende der 1970er widmete Georg sich der elektronischen Musik und gründete die Band DATA. Die Wiedervereinigungen von Sailor in den frühen Neunzigern brachten die Möglichkeit für neue Kompositionen. In dieser Zeit entstanden ihre großen Comeback-Hits „The Secretary“ und „La Cumbia“. Ende 1995 verließ Georg Sailor, gründete die Band Noir mit Tim Dry und trat u.a. in der UK Channel Four Kochshow "Feast" auf.
In dieser Sonderausgabe beleuchten wir all seine Projekte von der ersten Solo-Single, über Eclection, Kajanus/Pickett, Sailor und DATA bis zu seinen aktuellsten Werken von Noir und der „Norwegian Trilogy“. Es erwartet euch ein Querschnitt durch das weit gefächerte Talent von Georg in vielen Variationen und Sprachen sowie einige Interview-Ausschnitte der Redaktion „Handmade“ mit Karsten „Cap K“ Wagner (R.I.P.) und Katrin Wagner.
US-Swing der 30er und 40er Jahre, Folge 3/ 2023
Welche Vielfalt die Hochphase des Swingstils bot (und heute noch bietet), haben wir schon in vielen Sendungen zum Thema zu zeigen versucht. Auch diese soll nicht die letzte sein …
Wir beginnen mit einer Platte von Dick Porter, die für die Vocalion entstand. Porter wandelt hier sehr gekonnt in den Spurten seines großen Vorbilds Fats Waller, der für die Konkurrenzmarke Victor verpflichtet war und für diese Firma einen erstrangigen Verkaufsschlager darstellte, so daß etliche kleinere Firmen auf diesen Zug aufzuspringen versuchten. Am 7. Oktober 1936 nahm die Kapelle in New York die Titel Sweet Thing und Swinging To A Swing Tune auf.
Stilbildend für den Swing war das Casa Loma Orchestra unter Glen Gray, das den Übergang vom alten Jazz in die neue Stilrichtung mit eingeleitet hatte, unter anderem mit der Ausweitung der Jazzbesetzung zur Bigband. Wir bringen eine von dieser Formation bereits am 5. Juni 1933, also vor der explosionsartigen Ausbreitung des Swingstils, für die Victor eingespielte Platte. Auf dem ersten Titel, Lazybones, hören sie Pee Wee Hunt als Sänger, Sophisticated Lady ist instrumental.
Russ Morgan ist nicht nur unseren Hörern schon von seiner Hotband aus den 20er Jahren bekannt. In den 30er Jahren bevorzugte er zunächst eher zahmere Töne, bevor er später doch zum Swing fand. Sie hören einen Titel vom 7. September 1939, den Johnson Rag.
Dick Robertson war ein Sänger, der stets mit Studiokapellen aus ersten Kräften vor dem Mikrophon stand, so auch hier. Wir hören ihn mit einer kleineren Besetzung und dem Titel On The Beach At Bali-Bali, aufgenommen in New York am 26. Mai 1936.
Als nächstes folgt ein Sprung in die Phase kurz vor dem Recording Ban, dem großen Schallplattenstreik in den USA während des II. Weltkriegs. Alvino Rey spielte in New York am 12. März 1942 für das Victor-Unteretikett Bluebird den ultramodernen Titel Picnic In Purgatory ein.
Im Oktober 1947 entstand die nächste Platte mit Dan Burley. Sie hören den Chicken Shack Shuffle und den Skiffle Blues, eingespielt für das Kleinstetikett Arkay.
Zu den „Großen“ im US-Musikgeschäft gehörte über lange Zeit der Schlagzeuger Gene Krupa. Vorher bei Benny Goodman engagiert, folgte er 1938 dem Zug der Zeit und gründete eine eigene Band. Wir bringen Bolero At The Savoy mit der Sängerin Irene Day sowie das instrumentale Murdy Purdy. Aufnahmedatum und -ort: Los Angeles, 1. Dezember 1938.
Auch Posaunist und Sänger Jack Teagarden, ebenfalls aus dem Dunstkreis um Ben Pollack und Benny Goodman stammend und lange bei Paul Whiteman tätig, wollte es Ende der 30er wissen und machte sich mit Whitemans Hilfe ebenfalls selbständig. Die von uns ausgewählten Aufnahmen Especially For You und You’re The Moment Of My Life entstanden mit der Sängerin Linda Keene am 23. Juni 1939 in Chicago.
Der Titel Shine On Harvest Moon war schon auf dem Weg zum Evergreen, als ihn Joe Haymes mit seinem Orchester am 11. Juli 1933 in Camden, New Jersey, für die Bluebird einspielte. Im Preßwerk in Camden besaß die Victor auch ein Aufnahmestudio.
Ein großes Vorbild für Gesangsgruppen waren ab den frühen 30er Jahren die Mills Brothers, ganz ähnlich, wie es einige Zeit vorher die Revellers gewesen waren. Mit Ella Fitzgerald nahmen sie in New York am 14. Januar 1937 u.a. Big Boy Blue sowie am 3. Februar jenes Jahres Dedicated To You auf, die wir Ihnen bringen.
Den Abschluß der Sendung bildet eine Aufnahme des Briten Ray Noble, der ab 1935 in den USA ansässig war. Mit dem später sehr populären Tony Martin als Sänger nahm er am 29. Januar 1938 in Los Angeles den Titel You Couldn’t Be Cuter auf.
Am Mikrophon begleitet sie Peter Michael.
Die IHK Kassel-Marburg geht am Freitag, 31. März, wieder auf Sendung im Freien Radio Kassel. Miriam Postlep, Projektreferentin Unternehmensnachfolge bei der IHK und Viola Pawelczyk, Unternehmensberaterin, laden jeden letzten Freitag im Monat ab 17 Uhr zur Sendung „Wirtschaft Talkt!“ ein.
Aktuell liegt der Schwerpunkt der Sendung auf Female Entrepreneurship. In der aktuellen Märzfolge ist Johanna Jakob, Geschäftsführerin und Nachfolgerin der Jakob & Sozien Wirtschaftsprüfer | Steuerberater zu Gast und berichtet über das Leben als Unternehmerin, darüber wie Sie dem Fachkräftemangel begegnen, aktuelle wirtschaftliche Herausforderungen und ihr Herzensprojekt „Ladies only“.
Die Schlacht ist geschlagen – und wirkliche Sieger gibt es eigentlich nicht: Zwar wird Sven Schoeller der nächste Kasseler Oberbürgermeister, aber sein Wahlergebnis mit gerade mal 50,4 Prozent Zustimmung ist weit von einem glorreichen Sieg entfernt. Die „Altparteien“ SPD und CDU haben ihre jeweils schlechtesten Ergebnisse bei OB-Wahlen in Kassel seit dem Krieg eingefahren (und hier ist nicht der Irak-Krieg gemeint); die übrigen Kandidaten konnten bestenfalls Achtungserfolge erzielen. Wie es mit der Kasseler Stadtpolitik weitergeht, wird sich zeigen – das sogenannte „Jamaica-Bündnis“ besteht aus Parteien, die politisch nicht unbedingt auf einer Linie liegen, die SPD ist heillos zerstritten. Das Wahlberichterstattungsteam des FRK will in einem lockeren Gespräch auf die spannenden Wahlgänge und auf die Begleitumstände zurückblicken. Als Studiogast und Experte ist Lukas Kiepe dabei, Politikwissenschaftler von der Uni Kassel.
Bereits im 19 Jahrhundert findet man im konservativen politischen Milieu antiamerikanische Einstellungen. Die USA galten als Verkörperung der verhassten Moderne. In der Zeit der Weimarer Republik und dann während des Nationalsozialismus sind Antiamerikanismus und Antisemitismus nahezu Zwillingsbrüder, so der Historiker Dan Diner. Nach dem Zweiten Weltkrieg, insbesondere seit den sechziger Jahren, ist auch auf der politischen Linken ein zum Teil massiver Antiamerikanismus zu beobachten. Prof. Dr. Jens Flemming erläuterte in seinem Vortrag Ursachen und Erscheinungsformen des Antiamerikanismus.
Besonders spannend würde es diesmal, da waren sich die Experten sicher. Selten war das Ergebnis der Oberbürgermeisterwahl in Kassel so schwer vorherzusagen wie in diesem Jahr. Daß ein amtierender OB sich von seiner eigenen Partei abwendet und als unabhängiger Kandidat antritt, war zumindest für hessische Verhältnisse absolut neu und ungewöhnlich. Daß er dann aber, nach Erreichen der Stichwahl, seinen Abgang verkündet, war natürlich von niemandem vorhergesagt worden – der kalkulierte Knalleffekt wird in der Stadtpolitik vermutlich noch lange nachwirken.
Nachdem wir am Wahlabend live aus dem Rathaus berichtet und euch das Drama in voller Größe und Schönheit in die Wohnstuben getragen haben (zumindest akustisch), wollen wir heute in der Sendung auf dieses historische Ereignis zurückblicken und auch einen Ausblick auf die „Stichwahl“ (mit nur einem Kandidaten) wagen.
Höhepunkt politischer Grotesken war immer schon der Politische Aschermittwoch, den die Parteien in der Provinz vor ihrer bierseligen Gefolgschaft inszenieren.
Der Politische Aschermittwoch Berlin hält traditionell dagegen. Er ist die alljährliche geballte Ladung Satire gegen die feinverstaubte Vernebelung aus der Regierungsmetropole. Während sich die Parteivertreter ins Hinterland verziehen, füllt der Politische Aschermittwoch Berlin das Vakuum in der Hauptstadt. Seit Jahren mit auserlesenen Wortkünstlern, die sich extra zu diesem Anlaß zusammentun. Stets hochkarätig besetzt, waren bisher u. a. Dieter Hildebrandt, Hagen Rether, Simone Solga, Rainald Grebe, Marc-Uwe Kling, Alfons, Volker Pispers, Max Uthoff, Urban Priol in den letzten Jahren beim Politischen Aschermittwoch in Berlin dabei. Der Politische Aschermittwoch Berlin begeistert dabei nicht nur in jedem Jahr weit über tausend Zuschauer live, sondern wird von mehreren Radiostationen in Deutschland übertragen und erreicht mittlerweile auch über das Netz immer mehr Fans.
In diesem Jahr fand der Politische Aschermittwoch Berlin in der Berliner Kunst-Uni statt. Dabei waren diesmal u.a. Martin Sonneborn, Florian Schroeder und Chin Meyer. Als Gastgeber und Moderator führte wie immer Arnulf Rating durch den Abend, der ein Jahr nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs stattfand. Und die Frage, ob Kabarett in Kriegszeiten überhaupt möglich ist, wird mit einem klaren JA beantwortet.
Außerdem in der Sendung: Wie steht’s um die in die Krise geratene Münchner Lach- und Schießgesellschaft?
Eine Reise durch die Popgeschichte der weiblichen Emanzipation. Von Aretha Franklin über Kylie Minogue zu Doja Cat hören wir uns durch die unterschiedlichen Facetten weiblicher Lebensrealitäten.
Schaltet ein und fühlt die big CLIT energy!
A trip through the history of emancipated female Pop Culture. From Aretha Franklin to Kylie Minogue and Doja Cat, we'll be listening across the different realities of women's lives.
Tune in and feel the big CLIT energy!
Ein Woche haben die Kinder fleißig gearbeitet und für euch 7 Beiträge erstellt. Es geht um Katzen, die Feuerwehr, eine Eisenbahn ... Ihr könnt ganz, ganz kleine Tiere kennenlernen, und natürlich kommen auch die Fußballfans und -spieler zu Wort. Und wem das noch nicht reicht, der oder die bekommt auch noch ein Hörspiel auf die Ohren ... also: Es wird bunt!
US-Swing der 30er bis frühen 40er Jahre
In dieser Folge bringen wir Platten aus der Phase des Übergangs vom „alten“ Jazz zum Swing bis zum Zenit dieser Stilrichtung.
Sie hören Aufnahmen mit Bud Freeman, Roy Eldridge, Red McKenzie und den Mound City Blue Blowers, Snub Mosley, den Washboard Rhythm Kings, Blacky and her Boys, Ken Hamilton und seinen Band Boys, Wingy Manone, Bert Shefter sowie Mel Hallett.
Auf einem Streifzug durch die große bunte, wohl nie versiegende Plattenkiste aus USA begleitet Sie am Mikrophon Peter Michael.
Besonders spannend wird es diesmal, da sind sich die Experten sicher. Selten war das Ergebnis der Oberbürgermeisterwahl in Kassel so schwer vorherzusagen wie in diesem Jahr. Daß ein amtierender OB sich von seiner eigenen Partei abwendet und als unabhängiger Kandidat antritt, ist zumindest für Kasseler Verhältnisse absolut neu und ungewöhnlich. Die entscheidende Frage wird sein, ob die zahlreichen SPD-Traditionalisten die offizielle Kandidatin ihrer Partei unterstützen oder ob sie dem immer noch sehr populären OB die Treue halten.
Am Sonntag werden wir’s erfahren – das FRK sendet ab 18 Uhr live aus dem Rathaus und informiert aktuell mit Zahlen, Ergebnissen, Interviews und Kommentaren.
Mit einem Mindestlohn von 1,21 Euro, mit seinen äußerst kapitalfreundlichen Arbeitsgesetzen, die die Gewerkschaften völlig aushebeln, kann die Ukraine zum Eldorado westlicher Unternehmen werden. Darüber hinaus winken Extraprofite durch den Wiederaufbau, auch für deutsche Firmen.
Schon heute ist die Ukraine völlig abhängig von westlichen Krediten in Milliardenhöhe, nach dem Krieg wird sie endgültig zu einem Protektorat westlicher Kapitalinteressen werden. Was bedeutet dieser also für die große Mehrheit der einfachen Menschen in der Ukraine?
Das Leben opfern für die Ausbeutungsinteressen westlicher Konzerne im Einverständnis mit ukrainischen Vasallen? Noch mehr Armut, Elendsprostitution, Hungerlöhne, Rechtlosigkeit, Ausverkauf der Landwirtschaft, Entrechtung der Gewerkschaften? Was verbirgt sich also hinter den Sonntagsreden von den westlichen Werten?
Darüber wurde an diesem Abend mit Werner Rügemer diskutiert.
Aus der „Anstalt“ des ZDF ist er schon lange ausgeschieden – trotzdem gehört Urban Priol weiterhin zu den führenden politischen Kabarettisten. Neben seinen umjubelten Auftritten mit dem jeweils aktuellen Bühnenprogramm präsentiert Priol seit vielen Jahren seinen kabarettistischen Jahresrückblick „Tilt“, in dem er mit scharfem Blick auf die Ereignisse des jeweils zurückliegenden Jahres schaut. Mitleid mit dem politischen Personal kennt er dabei nicht – gnadenlos seziert er die Zustände im Land (und außerhalb) und überschüttet die Verantwortlichen mit satirischem Spott und teils bösartiger Häme – aber immer extrem witzig und auf hohem sprachlichen Niveau. Und auch sein Rückblick auf das Jahr 2022 belegt: Nach Dieter Hildebrandts Tod und Georg Schramms und Volker Pispers‘ Rückzug von der Bühne ist Urban Priol einer der wenigen verbliebenen wahren Kabarett-Titanen, die wir in Deutschland noch haben. Nach pandemiebedingter Zwangspause konnte der Meister der scharfen Zunge seinen Jahresrückblick diesmal wieder vor Publikum spielen.
Zum 120. Geburtstag (?) des Opern- und Operettenstars Gitta Alpár
Schon das Fragezeichen in der Überschrift sagt es: Vieles ist unklar über die nach etlichen Quellen am 5. März 1903 in Budapest geborene Sängerin. Ebenso kommt nach neueren Forschungen jedoch auch das Jahr 1900 als Geburtsjahr in Frage, als Geburtstag auch der 5. Februar. Viele ihrer Lebensdaten sind in verschiedenen Dokumenten widersprüchlich beschrieben, eine wissenschaftliche Monographie über sie gibt es bis heute nicht. Auch über ihren Nachlaß ist nichts bekannt.
Regina Klopfer (nach anderen Angaben Kalisch) war die Tochter eines jüdischen Kantors. Sie studierte Gesang und Klavier bei der Opernsängerin Laura Hilgermann und kam 1916 an die Budapester Musikakademie. Sie und ihre ebenfalls auf der Bühne aktiven Brüder nannten sich ab 1917 magyarisiert „Alpár“. Nach ihrem Debüt an der Budapester Oper 1923 trat sie, enthusiastisch gefeiert, bald auch in Wien und Berlin auf, 1929 in einem Gastspiel auch in London. Schnell war sie nur noch „die Alpár“. 1930 wechselte sie, dem Zeitgeist entsprechend, ins Operettenfach, das damals viele große Könner aus der Oper anzog, weil es größere Publikumswirkung bot.
1932 kam sie zum Film, aber 1933 war es mit ihrer Karriere in Deutschland schon wieder aus - als Jüdin war ihr die Aufnahme in die Reichsfachschaft Film verwehrt. In Österreich setzte sie zunächst ihre Karriere fort und lebte bis zur Scheidung (1935) von ihrem zweiten Mann Gustav Fröhlich mit diesem bei Budapest. Über die Ehe und das Verhältnis der Eheleute zueinander gibt es ebenfalls widersprüchliche Darstellungen.
Gitta Alpár trat weiter in Ungarn, Österreich und Frankreich auf. Schließlich konnte sie in England an ihre Karriere anknüpfen, wo man sich wohl immer noch des Gastspieltriumphs von 1929 erinnerte. Der Ausbruch des Krieges überraschte sie auf Tournee in den USA. 1940 drehte sie in Hollywood unter der Regie von René Clair neben Marlene Dietrich. Dann sank ihr Stern. Nach dem Kriege war sie praktisch vergessen, einige der wenigen Berichte, die über Exilkünstler gedruckt wurden, berücksichtigten auch sie. Ein angekündigtes Comeback in Europa fand aber nie statt. Ihre Lebensgeschichte wurde 1961 in Ost-Berlin als mehrfach ausgestrahltes Fernsehspiel „Premiere im Admiralspalast“ inszeniert. 1974 verkündeten westdeutsche Zeitungen fälschlicherweise ihr Ableben. Nach einer dritten Ehe mit dem dänischen Tänzer, Immobilienmakler und Kunstsammler Niels W. Bagge starb sie 1991 in Palm Springs.
Durch eine Stunde mit Platten von Gitta Alpár aus der Zeit ihrer größten Erfolge begleitet Sie Thomas Sosna.
*) Der Titel „Vergöttert und verjagt“ ist nicht auf unserm Mist gewachsen. So heißt eine seit über 35 Jahren in der Plattensammlerzeitschrift „Fox auf 78“ laufende Artikelreihe über Künstler, die durch den Nationalsozialismus gezwungen waren, Deutschland zu verlassen. Aber passender kann man’s wohl nicht ausdrücken ...
Im „Tanzparkett“ widmen wir uns einmal mehr der wohl populärsten Form des Jazz - dem Swing. Nie wieder sollte eine Spielart des Jazz soviel ungeteiltes Interesse erreichen. Verbindendes Element der in dieser Sendung gebrachten Platten der 30er bis frühen 40er Jahre ist die Tatsache, daß es sich um Aufnahmen schwarzer Künstler handelt. Durch eine Stunde Musik aus dem Höhepunkt der Swingzeit begleitet Sie Peter Michael.
Die IHK Kassel-Marburg geht wieder auf Sendung im Freien Radio Kassel. Miriam Postlep, Projektreferentin Unternehmensnachfolge bei der IHK und Viola Pawelczyk, Unternehmensberaterin, laden jeden letzten Freitag im Monat ab 17 Uhr zur Sendung „Wirtschaft Talkt!“ ein.
In den kommenden Monaten liegt der Schwerpunkt der Sendung auf Female Entrepreneurship. In der aktuellen Februarfolge ist Alina Bestmann, Geschäftsführerin der ProCom-Bestmann GmbH & Co. KG zu Gast und berichtet über das Leben als Unternehmerin, über ihren Einstieg in die Geschäftsführung mit 23 Jahren, aktuelle wirtschaftliche Herausforderungen und von den aktuellen Vorbereitungen zum 30 jährigen Firmenjubiläum, das am 14.9.2023 in Naumburg mit einem Open-Air-Konzert der Fäaschtbänkler gefeiert wird. Alina Bestmann engagiert sich im Ehrenamt bei den Wirtschaftsjunioren Kassel.
Texten, dichten, zeichnen kann er, programmieren auch - wie sehr wird der Chatbot GPT unseren Alltag verändern? Und wie funktioniert er überhaupt? „Uni im O-Ton“, der Podcast der Universität Kassel, hat Maximilian Stubbemann gefragt. Der junge Wissenschaftler beschäftigt sich mit der Technik, die dahintersteht. Es fragt Sebastian Mense, Pressesprecher der Uni.
Außerdem in der Sendung: Interview mit Joachim Becker, ehemaliger Direktor der Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien, zur hessischen Medienpolitik der vergangenen drei Jahrzehnte
sowie
Vorschau auf die neuen Nachtprogramme des FRK.
Spricht man über die Beatles, denkt man an die großen Komponisten John Lennon und Paul McCartney. Wer war doch gleich der Leadgitarrist? Das war der „dritte Beatle“, der „stille Beatle“, George Harrison. Auf einer Plattenhülle wurde er als vermutlich der beste Musiker der Fab Four bezeichnet, da er als einziger ein paar Stunden Musikunterricht genommen hatte. Erst nachdem sich die Gruppe getrennt hatte, konnte sich Harrison musikalisch richtig entfalten.
Mit indischen Instrumenten experimentierte und komponierte Harrison schon in den 60ern und war ein Wegbereiter der Weltmusik. Er gab Benefizkonzerten eine neue Dimension. Nebenbei wurde er zum Filmproduzent und schaffte es, die Musikgrößen: Jeff Lynne, Roy Orbison, Tom Petty und Bob Dylan in einer Band (Traveling Wilburys) zu vereinigen.
Am Samstag, 25.2.2023, wäre George Harrison 80 Jahre alt geworden. In der Sondersendung von Tom’s Rock and Pop Specials ehren wir ihn mit seinen Kompositionen nach der Beatles-Zeit bis zu seinem frühen Tod im Jahr 2001. Durch die Sendung führen Tom Grigat und Marcus Schwarz. Marcus ist als Beatles-Experte und Kenner der Fab-Four und auch ihrer Solo-Aktivitäten bekannt.
Heute werfen wir wieder einmal einen Blick auf die Liederbestenliste - und zwar die vom Februar. Wer es diesmal alles in die "Hitparade der anderen Art" geschafft hat, erfahrt ihr in der ersten Stunde der Sendung. Danach stellen wir noch einige neue Alben vor. Gemeinsam ist ihnen nicht nur, dass einzelne Titel daraus in der Liederbestenliste vertreten sind, sondern auch, dass sie allesamt von Frauen stammen.
Karnevals- und Blödelschlager 1910 bis 1936
Die Session geht am Aschermittwoch unweigerlich zu Ende. Aber ist in Köln nicht ohnehin (fast) das ganze Jahr Karneval, so wie es der berühmten „rheinischen Frohnatur“ entspricht?
Viele der Schlager, die für den Karneval geschrieben oder verwendet wurden, sind in Köln bis heute in aller Munde, aber nicht nur in der „fünften Jahreszeit“. Sie haben sich verselbständigt.
Eine Auswahl solcher Platten der Jahre von 1910 bis 1936 bringen wir in der Aschermittwochausgabe der Sendung „Tanzparkett“. Auch die „Konkurrenz“ aus Düsseldorf ist in unserer Sendung mit einer Platte vertreten.
„Sitzungspräsident“ ist Thomas Sosna.
Die Oberbürgermeisterwahl in Kassel rückt unaufhaltsam näher – am 12. März steht der erste Wahlgang an, für den sich sechs Kandidaten beworben haben. Zur Zeit tobt der Wahlkampf – nach Ansicht vieler Beobachter wird’s diesmal so spannend wie lange nicht. Die Kandidaten treffen sich zu diversen öffentlichen Diskussionsrunden, von denen wir einige im FRK dokumentieren wollen. Heute senden wir den Mitschnitt einer Veranstaltung, die kürzlich im Stadtteilzentrum Vorderer Westen stattfand.
Bernd Gieseking spielt seinen kabarettistischen Jahresrückblick inzwischen seit 29 Jahren auf zahllosen Bühnen. Die Veranstaltung ist mittlerweile Kult: In Kassel war der Saal im Kulturbahnhof diesmal wieder mehrere Tage hintereinander ausverkauft. Klar, daß alle Aufreger-Themen des vergangenen Jahres zur Sprache kamen. Aber Bernd Gieseking erinnerte auch an Ereignisse und Personen, die viele von uns schon längst vergessen hatten.
Zum 125. Geburtstag von Bertolt Brecht
Über den vielseitigen Autor Bertolt Brecht (10.02.1898 - 14.8.1956) ist schon viel geschrieben worden und wird gewiß auch noch mehr geschrieben werden. Seine Lyrik und Prosa sind teilweise Schulstoff, ebenso wie seine Stücke, die bis heute immer wieder auf die Bühne kommen, und das von der Schulaufführung bis zum Staatstheater.
Doch wie hörten Brechts Zeitgenossen seine vertonten Dichtungen? In welcher Form wurden sie und mit ihnen ihr Autor damals populär? Dies läßt sich zumindest ansatzweise nachvollziehen, denn sie waren so populär, daß auf der Schallplatte, dem einzigen Medium, das der Allgemeinheit damals käuflich zur Verfügung stand, einiges herausgebracht wurde.
In unserer Sendung zu Brechts 125. Geburtstag stellen wir exemplarisch Aufnahmen aus der Zeit von 1930 bis in die späten 40er Jahre vor. Da wir uns hierbei nach dem Aufnahmedatum richten, beginnen wir mit einer Platte mit Lotte Lenya, der Ehefrau und Muse des Komponisten Kurt Weill. Sie singt zwei Nummern aus der Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“. Diese ist schon vor der ebenfalls mit Weill erarbeiteten „Dreigroschenoper“ geschrieben, aber erst nach ihr uraufgeführt, von der Ultraphon jedoch eher auf Platten verewigt worden als der große Dreigroschenoper-Querschnitt, den dieselbe Firma auf acht Plattenseiten aufnahm. Ihn hören Sie komplett. (Ein bereits im Uraufführungsjahr mit der Originalbesetzung entstandener Querschnitt über zwei 30-cm-Plattenseiten, d.h. mit knapp 10 Minuten Länge, der für die Electrola entstand, wird in dieser Ausgabe nicht gebracht, sondern soll in einer späteren Sendung zusammen mit anderen Revuequerschnitten auf Platten dieser Marke vorgestellt werden.)
Danach hören wir Platten, die nach Brechts Rückkehr aus dem Exil im sowjetischen Sektor Berlins eingespielt und -gesungen wurden - für die Eterna-Schallplatte, eines der Etiketten der „Lied der Zeit GmbH“, des Vorläufers des späteren VEB Deutsche Schallplatten, der staatlichen Plattenfirma der DDR.
Hier stellen wir Ausschnitte aus dem im Exil entstandenen Drama „Mutter Courage“ vor. Dieses Werk wurde dreimal vertont, 1940 zunächst von dem finnischen Komponisten Simon Parmet (diese Fassung gilt als verschollen), zur Uraufführung in Zürich von dem Schweizer Tonsetzer Paul Burkhard (bekannt durch sein Singspiel „Der schwarze Hecht“/ „Feuerwerk“ und dessen Zugnummer „O, mein Papa“) und schließlich ab 1946 in Berlin von Paul Dessau, der nicht nur als Erster Kapellmeister der Städtischen Oper in Berlin gearbeitet hatte und als Filmkomponist vor 1933 erfolgreich gewesen war, sondern auch schon in den 20er Jahren Kabarett- und Kleinkunstaufnahmen begleitet hatte. Nach gut zwei Jahren Arbeit fand am 11. Januar 1949 im sowjetischen Sektor Berlins die Premiere dieser Fassung statt. Wir bringen Aufnahmen aus etwa dieser Zeit mit der Berliner Erstbesetzung. Zu hören sind Brechts langjährige Ehefrau Helene Weigel, ferner Sabine Thalbach sowie Ernst Busch.
Durchs Programm geleitet Sie Thomas Sosna.
Nachdem wir uns kürzlich von David Crosby verabschieden mußten, hat es nun erneut eine der großen Persönlichkeiten der amerikanischen Rockszene erwischt: Tom Verlaine, Gründer und Sänger der legendären Band Television, ist am 28. Januar mit 73 Jahren gestorben.
Vor allem mit ihrem Album „Marquee Moon“ von 1977 sind Television in die Musikgeschichte eingegangen. Die Musik, die hier zu hören ist, war für die damalige Zeit völlig neu und übte tiefgreifenden Einfluß auf nachfolgende Musikergenerationen aus. Insbesondere die Gitarrenarbeit von Tom Verlaine und seinem Bandkollegen Richard Lloyd eröffnete ganz neue Dimensionen: Mit der Auflösung der Trennung von Solo- und Rhythmusgitarre, mit schrägen Rhythmen und ungewöhnlichen Akkorden, schlugen Television eine Brücke zum Jazz und zur Avantgarde. Angelehnt an den Stil von Captain Beefheart und Velvet Underground, legten Television ein tragfähiges Fundament für spätere Entwicklungen im Bereich von New Wave und Indie-Rock, beeinflußten aber auch Mainstream-Bands wie U2.
Nach nur zwei LPs lösten sich Television bereits 1979 wieder auf. Tom Verlaine startete eine Solo-Karriere und veröffentlichte einige Alben; außerdem arbeitete er mit anderen Musikern zusammen und war er am Soundtrack zum Dylan-Film „I’m Not There“ beteiligt.
Im heutigen „Themenwechsel“ hören wir zum Gedenken an Tom Verlaine vor allem Songs aus dem „Marquee Moon“-Album, das bei seiner Veröffentlichung 1977 zwar kein kommerzieller Erfolg war, inzwischen aber als eine der wichtigsten und besten LPs aller Zeiten gilt.
Außerdem in der Sendung: Rezensionen zu zwei Premieren am Kasseler Staatstheater sowie ein Bericht vom diesjährigen „Rundgang“ des Fachbereichs Architektur an der Kasseler Uni.
Als „Querdenker“ wurde er lange Zeit bezeichnet. Aber seit dieser Begriff ein wenig in Verruf geraten ist, hat man Karl Valentin kurzerhand zum „Schrägdenker“ umetikettiert. Egal ob kreuz, quer oder schräg: Karl Valentin ist inzwischen ein unbestrittener Klassiker der Weltliteratur. Dem „Volkssänger“ oder „bayrischen Komiker“, wie er immer wieder tituliert wird, ist er in der historischen Rückschau längst entwachsen. Als Filmpionier, Theatermacher, Dichter und Philosoph gehört er zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der deutschen Kulturgeschichte. Sein Einfluß auf unterschiedlichste literarische Gattungen ist kaum zu überschätzen – ohne Karl Valentin ist das Absurde Theater ebensowenig denkbar wie die vielfältigen Formen grotesker Literatur. Autoren wie Brecht, Beckett oder Ionescu bezogen sich immer wieder direkt auf Valentins Ideen und entwickelten sie weiter. Auch das Theater der vergangenen Jahrzehnte hat ihm viel zu verdanken: Ausdrucksmittel des Zirkus und des Slapstick, die Valentin in seine Stücke einbaute, finden sich bis heute in zahllosen Inszenierungen des zeitgenössischen Regietheaters. Abgesehen vielleicht von Friedrich Schiller gibt es wohl keinen deutschen Dichter, dessen Zitate in ähnlichem Maße in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen sind wie jene von Karl Valentin. Und „valentineske“ Situationen hat vermutlich jeder schon erlebt.
Nachdem die Kollegen der Sendung „Tanzparkett“ am vergangenen Mittwoch bereits einige Valentin-Klassiker von Original-Schellackplatten vorgestellt haben, setzten wir unsere Valentin-Gedenkwoche zum 75. Todestag mit einer Sonderausgabe von „Kabarett live“ fort. Im Zentrum der dreistündigen Sendung steht ein Rundfunkfeature aus den 90er Jahren, das Valentins Leben und Wirken detailliert nachzeichnet und natürlich auch diverse Originalaufnahmen mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt präsentiert.
Ein Podiumsgespräch über Satire und Diskriminierung
Gesellschaften verändern sich permanent - und mit ihnen Sprachgebrauch, Tabus und Umgangsformen. Gestern noch salonfähige Begriffe sind heute verpönt. Gestern verstörende Gesten sind heute normal. Die Grenzen des Zulässigen verschieben sich regelmäßig im Spannungsfeld zwischen Aufklärung und Diskriminierung. Unter dem Titel »Wer sagt denn sowas?!« veranstalteten die Caricatura Galerie und die Uni Kassel am 30. Januar ein Podiumsgespräch, um den Status Quo auszuloten.
Wie verändert Gesellschaft Sprache und wie verändert Sprache Gesellschaft? Wie entwickeln sich Satire und Komik mit der Gesellschaft? Und wie verändert sich Satire, wenn man ihr die Möglichkeit der Zuspitzung nimmt? Über diese Fragen diskutierten der Autor und Journalist Hasnain Kazim, der Literaturwissenschaftler Holger Kersten, die Titanic-Chefredakteurin Julia Mateus, der Cartoonist Til Mette und der Bundestagsabgeordnete Boris Mijatovic. Moderiert wurde die Veranstaltung von Amira El Ahl. Wir senden einen Mitschnitt.
Mit seiner rundlichen Figur und seinem überdimensionalen Walroß-Schnauzer hatte er nur wenig Ähnlichkeit mit einem typischen Popstar. Trotzdem zählt David Crosby zu den großen Helden des klassischen Rock-Zeitalters, und seine Karriere qualifiziert ihn durchaus für die erste Liga der musikalischen Großkünstler der letzten Jahre und Jahrzehnte. Als Mitglied der Byrds stand er 1965 an der Wiege des Folk-Rock, jener aufregenden Kombination aus britischen Einflüssen (Beatles) und amerikanischem Folk-Revival der frühem 60er. Bereits nach drei Jahren beförderten ihn die restlichen Byrds jedoch unsanft aus der Band – seine Alleingänge, seine politischen Statements und sein Hang zu musikalischen Experimenten paßten nicht zum kommerziellen Anspruch der Gruppe. Crosby ließ sich nicht entmutigen und gründete gemeinsam mit Stephen Stills und Graham Nash die „Mutter aller Supergruppen“: Als Crosby, Stills und Nash (mit und ohne Neil Young) stiegen sie in den Rang von Mega-Stars auf und wurden sogar als „amerikanische Beatles“ gehandelt. Crosby prägte den Sound der Band ganz entscheidend – sowohl durch seine teils sehr komplexen, von Jazz und Weltmusik beeinflußten Kompositionen, vor allem aber durch seinen Gesang, der sich mit dem von Stills und Nash perfekt ergänzte. Das Trio beherrschte den dreistimmigen Satzgesang wie kaum jemand sonst, die himmlischen Harmonien bezauberten Millionen von Fans weltweit.
Um die Harmonie innerhalb der Gruppe war es allerdings weniger gut bestellt: Man stritt sich permanent, die beiden „Alphatiere“ Crosby und Stills balgten sich um die Führungsrolle in der Band, Neil Young kümmerte sich mehr um seine Solo-Karriere – und so fiel das Super-Quartett bereits 1971, also nach zwei Jahren, wieder auseinander. Crosby bildete fortan mit Graham Nash ein erfolgreiches Duo und produzierte diverse Solo-Platten. Besonders kreativ war er in den letzten Jahren vor seinem Tod: Seit 2014 sind fünf Alben erschienen – keine schlechte Bilanz für einen betagten Herrn in seinen 70ern, der aufgrund eines nicht sehr gesundheitsbewußten Lebenswandels bereits mehrfach kurz vorm Exitus stand. Eine Lebertransplantation rettete ihm ebenso das Leben wie ein verschärfter Drogenentzug in Verbindung mit einer Haftstrafe. Sein Verhältnis zu Frauen könnte man aus heutiger Sicht als etwas problematisch bezeichnen – seine Affären mit zahllosen (oft prominenten) Damen füllten die Gazetten, gegen die Bezeichnung „Macho“ hätte er wahrscheinlich nicht protestiert.
Nun ist David Crosby, der schon vor 40 Jahren als heißer Kandidat für den „Rock’n’Roll Heaven“ gehandelt wurde, gestorben – und er wurde immerhin 81 Jahre alt. Wir würdigen ihn mit zwei ausführlichen Sendungen – im heutigen zweiten Teil befassen wir uns mit den Aufnahmen der 70er und 80er Jahre, u.a. mit Crosby, Stills, Nash And Young, mit dem Duo Crosby/Nash sowie mit Crosbys frühen Soloaufnahmen. Das legendäre Album „If I Could Only Remember My Name“ von 1971 gibt’s in voller Länge zu hören.
Im Rahmen des Jahresrückblicks 2022 der Musikredaktion im bermuda.funk, dem freien Radio in der Rhein-Neckar-Region, hat frei² auf das musikalische Jahr 2022 zurückgeblickt. Der Mitschnitt dieser Sendung ist nun auch für das Publikum in Nordhessen nachzuhören.
Zum 75. Todestag von Karl Valentin
Schreiner war er, mit abgeschlossener Lehre. Bis 1901 war der am 4. Juni 1882 in der Münchner Vorstadt Au als Valentin Fey Geborene in seinem erlernten Beruf auch tätig. Ab 1902 in einer Münchner Varietéschule eingeschrieben, mußte er nach dem Tode des Vaters die elterliche Spedition zusammen mit der Mutter weiterführen. 1906 wurde die Konkursmasse des Geschäfts verkauft. Mit der Mutter lebte Valentin eine Zeitlang in deren sächsischer Heimat, bevor er 1908 wieder nach München zurückkehrte. Herbert Schöffler hebt in seiner bekannten Arbeit über den deutschsprachigen Humor [1] Valentins Abstammung hervor, da der Einfluß des ganz andersgearteten sächsischen Humors Valentin wichtige Unterschiede zu praktisch allen übrigen bayerischen Humoristen verleiht.
Salonhumorist, Coupletsänger, Zitherspieler und Musikalclown mit selbstgebautem Orchestrion - so lernt das Münchner Publikum Valentin in den ersten Jahren kennen. Erster großer Erfolg ist 1908 beim Baderwirt - einem der vielen Lokale Münchens, in denen sich Mutige auf der Bühne produzieren können - der Vortrag „Das Aquarium“. (Die 20 Jahre später für die Schallplatte aufgenommene Fassung hören Sie in unserer Sendung.) Im selben Jahr beginnt Valentins Aufstieg - der Frankfurter Hof, ein damals bekanntes Münchner Hotel und Volkssängerlokal, engagiert ihn. 1911 lernt er dort Elisabeth Wellano kennen, mit der er ab 1915 fest zusammenarbeitet und auch privat zusammenlebt. Er gibt ihr den Künstlernamen „Liesl Karlstadt“, da ihm Wellano zu sehr nach einer Trapeznummer klingt und er den Münchner Humoristen Karl Maxstadt sehr verehrt. Schwer an Asthma leidend, ist er wehruntauglich und kann während des I. Weltkriegs auf der Bühne bleiben. Noch in der Stummfilmzeit inszeniert er seine Sketche fürs Kino, später dreht er (auch abendfüllende) Tonfilme. Seine erste Schallplatte nimmt er 1920 auf.
Der Sonderling Valentin offenbart die abgründige Seite des Humors, das „Wenn-man-trotzdem-lacht“, mit dem er den Absurditäten des Lebens noch größere auf der Bühne entgegenstellt. Wenn er sich als Mittelpunkt seiner Sketche selbst vorführt, merkt das Publikum oft nicht, daß es in Wahrheit über sich selbst lacht. Valentin dekonstruiert alltägliche Situationen, oft bis zur totalen Zerstörung, und offenbart damit die Unzulänglichkeit aller Dinge. Seine Komik ist von „merkwürdig geisternde[r] Phantasie“ (Heinrich Mann), weist in ihren Abgründen philosophische Tiefe und auch gesellschaftskritische Züge auf. Kein Geringerer als der Dramatiker Bertolt Brecht (zu dessen 125. Geburtstag wir am 10. Februar eine Sondersendung bringen) arbeitete mit Valentin zusammen und war mit ihm befreundet, da er ihn als „Volksschauspieler, Worttüftler und Dialektiker des Nonsens“ [2] schätzte. Brecht bezeichnete Valentin als „eine der eindringlichsten geistigen Figuren der Zeit“. [2]
Auch außerhalb Münchens wird Valentin populär, tritt in Wien, Zürich und bis 1938 auch Berlin auf. Nachdem er 1931 und 1934 mit eigenen Häusern gescheitert ist und sein und Liesl Karlstadts Vermögen damit verloren hat, eröffnet er 1939 in München die „Ritterspelunke“. Im selben Jahr kommt es zum Bruch mit Liesl Karlstadt, da Valentin die 35 Jahre jüngere Annemarie Fischer zu seiner Bühnenpartnerin und Geliebten macht. 1940 arbeitet Valentin am Rundfunk. Zwei Nummern aus dieser Zeit erscheinen nach Kriegsende auf einer Industrieschallplatte, eine davon „Buchbinder Wanninger“, sprichwörtlich geworden wie auch andere seiner Sketche. Von 1941 bis 1947 schreibt Valentin nur für die Schublade und tritt nicht mehr öffentlich auf. Erst nach Kriegsende ist er wieder am Funk tätig. Doch seine schonungslosen Abrechnungen mit der Dummheit, die in die Katastrophe geführt hat, will niemand hören. Im Winter 1947/48 gibt er noch einmal zwei Gastspiele, das letzte im Simpl.
Zeitlebens von großer Angst vor Bazillen und Mikroben geplagt, stirbt Karl Valentin am Rosenmontag des Jahres 1948, dem 9. Februar, in Planegg bei München an den Folgen einer Erkältung. Sein Humor, dargeboten in Schriftform, auf Platten und im Flm, wird unsterblich bleiben.
Durch eine Stunde mit Schallplatten Karl Valentins aus den Jahren von 1928 bis 1940 begleitet Sie Thomas Sosna.
Mit seiner rundlichen Figur und seinem überdimensionalen Walroß-Schnauzer hatte er nur wenig Ähnlichkeit mit einem typischen Popstar. Trotzdem zählt David Crosby zu den großen Helden des klassischen Rock-Zeitalters, und seine Karriere qualifiziert ihn durchaus für die erste Liga der musikalischen Großkünstler der letzten Jahre und Jahrzehnte. Als Mitglied der Byrds stand er 1965 an der Wiege des Folk-Rock, jener aufregenden Kombination aus britischen Einflüssen (Beatles) und amerikanischem Folk-Revival der frühem 60er. Bereits nach drei Jahren beförderten ihn die restlichen Byrds jedoch unsanft aus der Band – seine Alleingänge, seine politischen Statements und sein Hang zu musikalischen Experimenten paßten nicht zum kommerziellen Anspruch der Gruppe. Crosby ließ sich nicht entmutigen und gründete gemeinsam mit Stephen Stills und Graham Nash die „Mutter aller Supergruppen“: Als Crosby, Stills und Nash (mit und ohne Neil Young) stiegen sie in den Rang von Mega-Stars auf und wurden sogar als „amerikanische Beatles“ gehandelt. Crosby prägte den Sound der Band ganz entscheidend – sowohl durch seine teils sehr komplexen, von Jazz und Weltmusik beeinflußten Kompositionen, vor allem aber durch seinen Gesang, der sich mit dem von Stills und Nash perfekt ergänzte. Das Trio beherrschte den dreistimmigen Satzgesang wie kaum jemand sonst, die himmlischen Harmonien bezauberten Millionen von Fans weltweit.
Um die Harmonie innerhalb der Gruppe war es allerdings weniger gut bestellt: Man stritt sich permanent, die beiden „Alphatiere“ Crosby und Stills balgten sich um die Führungsrolle in der Band, Neil Young kümmerte sich mehr um seine Solo-Karriere – und so fiel das Super-Quartett bereits 1971, also nach zwei Jahren, wieder auseinander. Crosby bildete fortan mit Graham Nash ein erfolgreiches Duo und produzierte diverse Solo-Platten. Besonders kreativ war er in den letzten Jahren vor seinem Tod: Seit 2014 sind fünf Alben erschienen – keine schlechte Bilanz für einen betagten Herrn in seinen 70ern, der aufgrund eines nicht sehr gesundheitsbewußten Lebenswandels bereits mehrfach kurz vorm Exitus stand. Eine Lebertransplantation rettete ihm ebenso das Leben wie ein verschärfter Drogenentzug in Verbindung mit einer Haftstrafe. Sein Verhältnis zu Frauen könnte man aus heutiger Sicht als etwas problematisch bezeichnen – seine Affären mit zahllosen (oft prominenten) Damen füllten die Gazetten, gegen die Bezeichnung „Macho“ hätte er wahrscheinlich nicht protestiert.
Nun ist David Crosby, der schon vor 40 Jahren als heißer Kandidat für den „Rock’n’Roll Heaven“ gehandelt wurde, gestorben – und er wurde immerhin 81 Jahre alt. Wir würdigen ihn mit zwei ausführlichen Sendungen, diese und nächste Woche.
Nach zwei Jahren seuchenbedingter Zwangspause fand Anfang Dezember wieder der traditionelle Kasseler Friedensratschlag statt – sozusagen das Familientreffen der deutschen (und europäischen) Friedensbewegung. Umständehalber vom alten Standort Ing.-Schule ins Scheidemannhaus umgezogen, nahmen sich die Teilnehmer zwei Tage Zeit, um sich mit den aktuellen weltpolitischen Fragen zu befassen und Ideen und Lösungsansätze zu erarbeiten – all das natürlich aus der Sicht der Friedensbewegung, die sich mitunter deutlich vom politischen Mainstream unterscheidet. Besonders gespannt durfte man auf die Debatten zum Ukraine-Krieg sein – hier traten durchaus vielfältige Meinungen zutage. Wir haben einige der Podiumsveranstaltungen und Workshops mitgeschnitten und senden heute u.a. einen Vortrag des ehemaligen UN-Diplomaten Hans-Christof Graf von Sponeck unter dem Titel „UNO befreien – Mißbrauch internationaler Organisationen verhindern“.
Was zum ersten Teil unserer Sendereihe (18.12.22) über die Einordnung des Orchesters und seiner Plattenfirma in die „Landschaft“ der Schallplattenindustrie der 20er Jahre gesagt wurde, gilt auch für den fünften und letzten Teil. Daher siehe dort.
1931 war endgültig klar, daß die Wirtschaftskrise nicht so schnell würde überwunden werden können, wie es die Optimisten bei ihrem Ausbruch anderthalb Jahre vorher noch gehofft hatten. Noch waren die Verkaufsziffern bei Platten nicht am Tiefpunkt, noch suchte der Teil der Bevölkerung, der noch Geld in der Tasche hatte, Zerstreuung durch Unterhaltung, auch durch moderne Medien, auch durch Schallplatte und Tonfilm. Orchester, Schauspieler und Sänger hatten Konjunktur. Jeden Monat, jede Woche erschienen neue Filme. Entsprechend gefragt waren die ihnen entstammenden, damals unabdingbar zum Kino gehörenden Tonfilmschlager, die, oft rührselig-kitschig angehaucht, den meist gnadenlos albernen Tagesschlager der 20er Jahre vom Thron der Publikumsgunst gestoßen hatten. Doch es sollte immer noch schlimmer kommen. Die Bankenkrise 1931 radikalisierte die Deutschen. Die Arbeitslosenzahl stieg unaufhörlich und trieb den vermeintlichen Problemlösern von links und rechts die Massen in die Fänge. Für das Jahr 1932 wurde ernsthaft die Frage gestellt, ob der neue Reichskanzler Hitler oder Thälmann heißen würde. Auf den Straßen und in Versammlungssälen droschen die aufgestachelten politischen Gegner aufeinander ein - oft Arbeiter, die vorher jahrelang friedlich am gleichen Werktisch geschafft hatten. In dieser Stimmung wurden Sündenböcke gesucht. Und gefunden.
Schon 1932 waren z.B. farbigen Künstlern Auftritte in der damaligen Reichshauptstadt verwehrt - die NSDAP saß da bereits im preußischen Parlament und war am Erlaß eines „Negerverbots“ beteiligt. Selbst ein von den schon damals zahlreichen Fans sehnlich erwarteter Louis Armstrong mit einem Europatourneeplan in der Tasche mußte draußen bleiben … Der Konkurrenzneid in einer immer enger werdenden Welt trieb die absurdesten Blüten. Was die Nazis aber im Hinblick auf Kunst, Musik, Literatur, Film und Theater wirklich wollten, mußte jedem aufmerksamen Zeitgenossen klar sein: Die völlige Ausschaltung der Juden aus dem Kulturleben. Wer die Lektüre von Hitlers Machwerk „Mein Kampf“ auch nur bis zur achtzigsten Seite durchgehalten hatte, konnte sich die Zukunft, kämen seine Parteigänger einmal an die Macht, in tiefstem Braun ausmalen. In vielen Fällen konnten Hitlers Leute auf das wetterwendische „gesunde Volksempfinden“ bauen. Wer heute noch einigermaßen überzeugt von Demokratie und Republik war, Marek-Weber-Platten kaufte oder gar in ein Jazzkonzert ging, rief vielleicht morgen, wenn er inzwischen arbeitslos war, entweder „Rot Front“ und verteufelte das eben noch Geschätzte als imperialistisches Opium fürs Volk - oder schrie „Sieg Heil“ und schmähte es Auswurf des jüdisch-plutokratischen Systems - Wörter sind oft austauschbar. Die Rufer des letzteren Grußes waren bald in der Mehrheit.
Wie viele Künstler jüdischer Herkunft nahm Marek Weber die einzige Chance wahr, die er hatte, und verließ Deutschland. Immerhin ließ ihn seine Plattenfirma nicht fallen, so wie es etlichen seiner weniger prominenten Kollegen nach dem 30. Januar ging. Er wurde in Paris, London und später in den USA weiterbeschäftigt. Mit einem Titel aus der letzten Sitzung Webers in Deutschland verabschieden wir uns - sie fand an jenem 30. Januar 1933 statt, dem von den Nazis sogenannten „Tag der Nationalen Erhebung“. Nicht nur für Marek Weber war das ein Tag der Erniedrigung oder zumindest ihr eindeutiger und historisch festlegbarer Beginn.
Durch die Sendung führt Thomas Sosna.
US-Jazz und -Hotdance der 20er Jahre auf Platten der Firma Gennett, Folge 2/2
In Richmond (Indiana), nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Ort in Virginia, saß eine kleine, aber rührige Plattenfirma: Gennett Records.
Von der ortsansässigen Klavierfabrik Starr 1917 gegründet, konnte das kleine Label rasch den Aufstieg zu einer wichtigen Marke für Jazz- und Hotdanceliebhaber verbuchen. Zunächst hatte man ab 1915 unter der Firmenbezeichnug Starr Record im Edisonschen Tiefenschriftverfahren aufgenommen; mit Fall der Patente für das allgemein gebräuchliche Emil-Berliner-Seitenschriftverfahren baute man die Apparatur sofort um. Somit war der Massenmarkt erreichbar geworden. Wie die großen Firmen auch, unterhielt die Gennett ein Aufnahmestudio in New York, um die populären Tanzkapellen aufnehmen zu können. 1921 richtete man in einem ehemaligen Güterschuppen der Fabrik am Bahnhof in Richmond ein Werksstudio ein. Dieses lag nur etwa eine Autostunde von Chicago entfernt, wo nach Entstehung des Jazz die Festigung des New-Orleans-Stils und seine Entwicklung zum Chicago-Stil stattfanden. Für die Musiker bot sich hier die Möglichkeit, auch solche Platten aufzunehmen, die den Marktführern Victor und Columbia und den andern größeren Firmen zu heiß, zu experimentell waren. Meilensteine des Jazz wurden hier in Wachs geschnitten und in Schellackmasse gepreßt. Freilich wurde auch Konventionelleres in Rillen gebannt, denn jede Kapelle wollte ihr Brot verdienen, so wie auch jede Plattenfirma.
In zwei Folgen wollen wir Ihnen einen kleinen Abriß über die Aufnahmetätigkeit der Gennett bis zur Mitte der 20er Jahre geben. Dies war die Zeit der Tanzwut und des Plattenbooms, als jede kleine „Klitsche“ Schallplatten aufnehmen konnte, die ihr vom Publikum aus den Händen gerissen wurden.
Mit der Weltwirtschaftskrise war es damit aus. Auch die Gennett rutschte, wie soviele US-amerikanische Kleinfirmen, in die Pleite. Die US-Decca übernahm 1934 Namensrechte und Matrizenstock. Die Marke erlosch nach dem Kriege endgültig. Doch das soll nicht Thema unserer Doppelfolge sein.
Auch durch die zweite Stunde mit Platten der Firma Gennett begleitet Sie Peter Michael.
Das Präsidium des Deutsche Landkreistags hat sich in Kassel getroffen und einige zentrale Themen beraten, u.a. die Frage der Unterbringung von Flüchtlingen, die geplante Einführung des 9-Euro-Tickets und die Situation der Krankenhäuser. Die Finanzierung all dieser Bereiche fällt zu einem erheblichen Teil in den Aufgabenbereich der Landkreise und Kommunen – verständlich, daß man deshalb auch an der Ausgestaltung der Gesetzesvorhaben beteiligt werden möchte. Im Rahmen einer Pressekonferenz erläuterten Reinhard Sager und Wolfgang Schuster vom Präsidium des Landkreistags ihre Forderungen an die Bundespolitik.
Außerdem in der Sendung: Impressionen vom Neujahrsempfang der Stadt Kassel, der dieses Jahr erstmals im Flic-Flac-Zelt stattfand.
Folge 4: 1930/ 1931
Nach einer Pause für die Sendung zum 125. Geburtstag von Gracie Fields setzen wir unsere Marek-Weber-Reihe am Sonntagnachmittag nun fort. Was zum ersten Teil dieser Sendefolge über die Einordnung des Orchesters und seiner Plattenfirma in die „Landschaft“ der Schallplattenindustrie der 20er Jahre gesagt wurde, gilt bis 1933 weiter, also auch für die letzten Teile. Daher siehe unsern Eintrag vom 18.12.22. Marek Weber, den wir ihnen in fünf Folgen „Tanzparkett extra“ vorstellen, gehörte zu den „Größen“ beim plattenkaufenden Publikum, nicht nur bei den Berlinern, die ihn auch von seinen Auftritten her kannten, sondern bei Plattenkäufern selbst über die deutschen Grenzen hinaus. Nicht nur in Österreich und den deutschsprachigen Gebieten der ehemaligen Habsburger Monarchie wurden seine Platten verlegt, auch in Frankreich und England. Sogar in beiden geographischen Teilen Amerikas erschienen Marek-Weber-Platten, natürlich dank des weltumspannenden Vertriebsnetzes seiner Plattenfirma. Nun, 1930, im ersten „ganzen“ Tonfilmjahr in Deutschland, war schon mehr Zweckoptimismus gegen die Weltwirtschaftskrise gefragt. Sie tauchte auch im Tonfilm auf, als Hintergrund zumeist von Komödien, in denen die Akteure der Angst vor dem Absturz mit Witz und Pfiffigkeit ein Schnippchen schlugen. Ein Paradebeispiel hierfür dürfte der Tonfilm „Die Drei von der Tankstelle“ abgeben, dessen von Werner Richard Heymann komponierte Schlager auch Marek Weber auf Platten aufnahm. Der Krise zum Trotz war immer noch Geld übrig, mit dem Platten gekauft wurden. Der Tiefpunkt der Absatzkurve folgte erst 1934 - da war die Weimarer Republik schon Geschichte. Den Erfolg des deutschen Tonfilmschlagers hatte 1929 der aus Ungarn stammende Komponist Paul Abraham mit dem Titel „Bin kein Hauptmann, bin kein großes Tier“ eingeleitet. Marek Weber nahm ihn Anfang 1930 auf - unsere erste Platte in dieser Sendung. Auch 1931 landete Abraham mit seinen Kompositionen zu dem Film „Die Privatsekretärin“ große Treffer - vor allem mit dem Hauptschlager „Ich bin ja heut‘ so glücklich“, der in für ihn typischer Weise zwischen Freude und Schmerz, zwischen Dur und Moll changiert und damit wohl die Stimmung der Zeit treffend spiegeln dürfte.
Auch durch den vierten Teil begleitet Sie am Mikrophon Thomas Sosna.
Nach zwei Jahren seuchenbedingter Zwangspause fand Anfang Dezember wieder der traditionelle Kasseler Friedensratschlag statt – sozusagen das Familientreffen der deutschen (und europäischen) Friedensbewegung. Umständehalber vom alten Standort Ing.-Schule ins Scheidemannhaus umgezogen, nahmen sich die Teilnehmer zwei Tage Zeit, um sich mit den aktuellen weltpolitischen Fragen zu befassen und Ideen und Lösungsansätze zu erarbeiten – all das natürlich aus der Sicht der Friedensbewegung, die sich mitunter deutlich vom politischen Mainstream unterscheidet. Besonders gespannt durfte man auf die Debatten zum Ukraine-Krieg sein – hier traten durchaus vielfältige Meinungen zutage. Wir haben einige der Podiumsveranstaltungen und Workshops mitgeschnitten und senden zunächst die Eröffnungsveranstaltung, an der unter dem Motto „Globale Umbruchsituation und neue Weltordnung“ u.a. Jörg Kronauer, Karin Kulow, Peter Wahl und Christin Bernhold diskutierten.
Florian Schroeder gehört seit etlichen Jahren zur ersten Liga des deutschen Kabaretts. Der sprachgewaltige Satiriker und begnadete Imitator (sein Karl Lauterbach ist unübertroffen) ist nicht nur durch Funk, Fernsehen und Podcast bekannt, sondern insbesondere auch durch seine Live-Auftritte, in denen er die politische und gesellschaftliche Lage gnadenlos auseinandernimmt und (zumindest manchmal) neu zusammensetzt. Sein aktuelles Programm „Neustart“ bietet eine ganz besondere Form von politischem Kabarett, das sich von den üblichen Formaten teilweise deutlich unterscheidet. Hier gilt tatsächlich der vielzitierte Spruch, daß dem Zuschauer phasenweise das Lachen im Hals steckenbleibt. Und: Das Programm ist ein weiterer Beleg für die Aktualität und Relevanz des oft totgesagten politischen Kabaretts.
Zum 125. Geburtstag der Komödiantin Gracie Fields
Die Überschrift ist insofern irreführend, als nicht nur Arbeiter, sondern alle Schichten das Wirken von Gracie Fields auf der Bühne, auf Platten, am Funk, im Film und im Fernsehen verfolgten. Doch ihre, wenn sie wollte, deutlich hörbare Herkunft aus Lancashire und die Freude an der Imitation anderer Dialekte prädestinierten sie zum Liebling derer, die selbst Dialekt sprachen - in England war und ist das vor allem die Unterschicht. Entsprechend deftig (soweit das im prüden Britannien überhaupt anging) war oft ihr Humor - aber nie zotig. Am 9. Januar 1898 (nach andern Quellen am 6.) in Rochdale, Lancashire, als Grace Stansfield geborden, entpuppte sie sich rasch als Wunderkind, das im Alter von sieben Jahren erstmals auf eine Kabarettbühne gestellt wurde.
Noch als Jugendliche wurde sie 1910 professionelle Unterhaltungskünstlerin. Ihre wandlungsfähige Stimme, mit der sie vom alten Mütterchen bis zur Beinahe-Opernsängerin viele Schattierungen auf die Bühne brachte, machte sie rasch zu einem Publikumsliebling. An der Seite ihres Impresarios und späteren Ehemanns, des Komikers Archie Pitt, trat sie im ganzen Vereinigten Königreich auf. Anfang der 20er Jahre sang sie erste Schallplatten ein, die aber nicht erschienen. Erst 1928 gelang ihr der Sprung zur Platte, die nun, nach Einführung des elektrischen Aufnahmeverfahrens, die von Gracie Fields gebotenen Nuancen auch wiedergeben konnte. Ihr Plattenvertrag mit der His Master’s Voice war die Krönung ihrer Karriere. Auch am Rundfunk trat sie auf, und als der Tonfilm aufkam, war sie auch dort zu sehen und zu hören, nachdem sie schon vorher etliche, meist amerikanische, Tonfilmschlager auf Platten gesungen hatte. Auch das Fernsehen, 1936 in England ein Jahr später als in Deutschland eingeführt, aber sich dort schneller verbreitend als auf dem Kontinent, holte Gracie Fields vor Bildfänger und Mikrophon.
1939 wurde in verschiedener Hinsicht zum Schicksalsjahr für Gracie Fields. Zum einen wurde bei ihr eine Krebserkrankung festgestellt, an deren Folgen sie zeitlebens weiter zu leiden hatte. Zur Erholung von den schweren Operationen zog sie sich in ihr Ferienhaus auf Capri zurück. Zum andern brach während dieses Italienaufenthaltes der II. Weltkrieg aus. Das brachte ihr zunächst weitere Popularität: Sie hatte schon kurz vor Kriegsbeginn im Film „Shipyard Sally“ den sogleich zum Durchhalteschlager umgewidmeten Titel „Wish me luck when you wave me good-bye“ gesungen - später im Krieg ein Riesenerfolg für die Schlagersängerin Vera Lynn. Von Capri aus meldete sich „Our Gracie“ („Unsere Gracie“, wie sie seit den frühen 30ern genannt wurde) zur Truppenbetreuung und absolvierte Auftritte vor dem britischen Expeditionskorps in Frankreich. Da aber ihr zweiter Mann, der Filmregisseur Monty Banks, italienischer Staatsbürger war, mußte das Ehepaar England schließlich verlassen.
Man ging in die damals noch neutralen USA, wo Gracie Fields ihre Film- und Plattenkarriere zunächst fortsetzen konnte, wenn auch nicht auf gleichem Niveau wie zuvor in England. Ihre Beliebtheit dort sank nun trotz ihres Engagements für die Truppenbetreuung und die Verteidigungspolitik der Briten und später der Alliierten, da die Boulevardpresse es sich nicht nehmen ließ, ihre Ehe mit einem Feindstaatsangehörigen populistisch auszuschlachten. Nach dem Kriege trat sie wieder in England auf, verlegte ihren Wohnsitz aber nun nach Capri. Banks starb 1950, sie heiratete 1952 noch einmal. Zum Film kehrte sie nicht zurück, doch bis Mitte der 70er Jahre trat sie vor ausverkauften Häusern auf und sang weiter Platten ein, von denen zwei in den 50er Jahren in der britischen Hitparade landeten. Nachdem sie 1978 in ihrer Geburtsstadt ein Theater eröffnet hatte und ein letztes Mal öffentlich aufgetreten war, wurde Gracie Fields von Königin Elisabeth II. in den Order of the British Empire aufgenommen. Im selben Jahr, am 27. September 1979, starb sie auf Capri, wo sie auch begraben wurde.
Durch eine Stunde mit Platten von Gracie Fields, wobei der Schwerpunkt auf den früheren Jahren liegen wird, begleitet Sie Thomas Sosna.
Endspiel Europa: Warum ist das politische Projekt Europa gescheitert und wie können wir wieder davon träumen?
Davon handelt das aktuelle Buch der Politikwissenschaftlerin Ulrike Guerot, das sie zusammen mit dem Publizisten Hauke Ritz veröffentlicht hat.
Es soll dazu inspirieren, sich eigenständige Gedanken zur Situation Europas zu machen. Auch im Hinblick darauf, ob es für Europa nicht grundsätzlich andere Möglichkeiten gibt, auf den Krieg in der Ukraine zu reagieren, anstatt sich „Hals über Kopf in amerikanische Hände zu werfen“. Es ließe sich, so die Autoren, der Krieg um die Ukraine „als Katalysator nehmen, um alles zu überdenken, was in den letzten Jahrzehnten an europäischer Entwicklung schiefgelaufen ist.“ Das Buch ist eine Bestandsaufnahme und ein Appell aufzuwachen, auch aus vielen Illusionen.
Die Sendung bringt ein Interview zum Buch mit der Autorin Ulrike Guérot.
US-Jazz und -Hotdance der 20er Jahre auf Platten der Firma Gennett, Folge 1/2
In Richmond (Indiana), nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Ort in Virginia, saß eine kleine, aber rührige Plattenfirma: Gennett Records.
Von der ortsansässigen Klavierfabrik Starr 1917 gegründet, konnte das kleine Label rasch den Aufstieg zu einer wichtigen Marke für Jazz- und Hotdanceliebhaber verbuchen. Zunächst hatte man ab 1915 unter der Firmenbezeichnug Starr Record im Edisonschen Tiefenschriftverfahren aufgenommen; mit Fall der Patente für das allgemein gebräuchliche Emil-Berliner-Seitenschriftverfahren baute man die Apparatur sofort um. Somit war der Massenmarkt erreichbar geworden. Wie die großen Firmen auch, unterhielt die Gennett ein Aufnahmestudio in New York, um die populären Tanzkapellen aufnehmen zu können. 1921 richtete man in einem ehemaligen Güterschuppen der Fabrik am Bahnhof in Richmond ein Werksstudio ein. Dieses lag nur etwa eine Autostunde von Chicago entfernt, wo nach Entstehung des Jazz die Festigung des New-Orleans-Stils und seine Entwicklung zum Chicago-Stil stattfanden. Für die Musiker bot sich hier die Möglichkeit, auch solche Platten aufzunehmen, die den Marktführern Victor und Columbia und den andern größeren Firmen zu heiß, zu experimentell waren. Meilensteine des Jazz wurden hier in Wachs geschnitten und in Schellackmasse gepreßt. Freilich wurde auch Konventionelleres in Rillen gebannt, denn jede Kapelle wollte ihr Brot verdienen, so wie auch jede Plattenfirma.
In zwei Folgen wollen wir Ihnen einen kleinen Abriß über die Aufnahmetätigkeit der Gennett bis zur Mitte der 20er Jahre geben. Dies war die Zeit der Tanzwut und des Plattenbooms, als jede kleine „Klitsche“ Schallplatten aufnehmen konnte, die ihr vom Publikum aus den Händen gerissen wurden.
Mit der Weltwirtschaftskrise war es damit aus. Auch die Gennett rutschte, wie so viele US-amerikanische Kleinfirmen, in die Pleite. Die US-Decca übernahm 1934 Namensrechte und Matrizenstock. Die Marke erlosch nach dem Kriege endgültig. Doch das soll nicht Thema unserer Doppelfolge sein.
Durch eine Stunde Populärmusikgeschichte begleitet Sie Peter Michael.
Die Schlager des Jahres 1922
Das Jahr 2022 geht zu Ende. Hm … Auch vor 100 Jahren war nicht alles Gold, was glänzte. Der Sieg im Weltkrieg war bei den Alliierten noch immer überschattet von den Nachwehen der Spanischen Grippe, die nach Kriegsende Millionen Tote gefordert hatte. In den Vereinigten Staaten kamen die nun immer deutlicher bemerkbaren Auswirkungen der Prohibition hinzu. Von den puritanischen Frömmlern zur Hebung der Moral eingeführt, verkehrte ihre Wirkung sich ins Gegenteil. Gefördert wurde nicht die Sittlichkeit, sondern die Unmoral - um an Schnaps oder auch nur schwarzgebrautes Leichtbier zu kommen, taten viele Amerikaner fast alles. So erlebte das organisierte Verbrechen in den USA einen ungeahnten Aufstieg, dessen Auswirkungen bis heute spürbar sind. In Italien trat Mussolini seinen Marsch auf Rom an und sollte das Land mehr als zwei Jahrzehnte lang regieren. In Deutschland gewann nach dem verlorenen Krieg die Inflation mehr und mehr an Schrecken. So besaß die Goldmark Anfang 1922 einen Wert von deutlich unter einhundert Papiermark. Am Jahresende mußte man dafür fast zehntausend „Eier“ hinblättern. Sparer waren nun pleite, Schuldner „fein ‘raus“. Doch das Schlimmste sollte in den zwei folgenden Jahren erst noch kommen.
Trotz alledem - oder gerade deshalb - wollte das Publikum nicht auf Musik, Tanz und Schlager verzichten.
Wir stellen Ihnen eine Auswahl der großen Schlager des Jahres 1922 aus den USA, Großbritannien und Deutschland in einer dreistündigen Sendung zum Jahresabschluß vor. Es begleitet Sie Thomas Sosna am Mikrophon.
Folge 3: 1929/ 1930
Was zum ersten Teil unserer Sendereihe (18.12.22) über die Einordnung des Orchesters und seiner Plattenfirma in die „Landschaft“ der Schallplattenindustrie der 20er Jahre gesagt wurde, gilt auch für den dritten und die noch folgenden Teile. Daher siehe dort.
Marek Weber, den wir ihnen in fünf Folgen „Tanzparkett extra“ vorstellen, gehörte zu den „Größen“ beim plattenkaufenden Publikum, nicht nur bei den Berlinern, die ihn auch von seinen Auftritten her kannten, sondern bei Plattenkäufern selbst über die deutschen Grenzen hinaus. Nicht nur in Österreich und den deutschsprachigen Gebieten der ehemaligen k.u.k. Monarchie wurden seine Platten verlegt, auch in Frankreich und England, sogar in beiden geographischen Teilen Amerikas erschienen Marek-Weber-Platten, natürlich dank des weltumspannenden Vertriebsnetzes seiner Plattenfirma.
An den Verkaufszahlen änderte die im Oktober 1929 über die Welt hereingebrochene Wirtschaftskrise zunächst weniger, als man aus heutiger Sicht annehmen könnte. Noch gab es genug Musikinteressierte mit ausreichend Geld im Portemonnaie, die nach dem Motto: „Jetzt erst recht!“ Krise und Elend mit
schwungvoller Tanzmusik ausblenden wollten und konnten. Schließlich standen die Krise und der ihr folgende Einbruch des Plattenabsatzes hier erst am Anfang …
Auch durch den dritten Teil begleitet Sie am Mikrophon Thomas Sosna.
Folge 2: 1928/1929
Was zum ersten Teil unserer Sendereihe (18.12.22) über die Einordnung des Orchesters und seiner Plattenfirma in die „Landschaft“ der Schallplattenindustrie der 20er Jahre gesagt wurde, gilt auch für den zweiten und die noch folgenden Teile. Daher siehe dort.
Marek Weber, den wir ihnen in fünf Folgen „Tanzparkett extra“ vorstellen, gehörte zu den „Größen“ beim plattenkaufenden Publikum, nicht nur bei den Berlinern, die ihn auch von seinen Auftritten her kannten, sondern bei Plattenkäufern selbst über die deutschen Grenzen hinaus. Nicht nur in Österreich und den deutschsprachigen Gebieten der ehemaligen k.u.k. Monarchie wurden seine Platten verlegt, auch in Frankreich und England, sogar in beiden geographischen Teilen Amerikas erschienen Marek-Weber-Platten, natürlich dank des weltumspannenden Vertriebsnetzes seiner Plattenfirma.
Ab 1927 war Weber von der Verwendung von Druckarrangements abgegangen und ließ sich Spezialarrangements für das Orchester schreiben. Oft wurden Titel auch in erheblich geändertem, meist gegenüber dem Originalarrangement beschleunigtem Tempo gebracht. Beides verlieh ihnen oft einen ungewöhnlichen und modernen Ausdruck, selbst wenn es sich um ansonsten belanglose Tagesschlager handelte.
Auch durch den zweiten Teil begleitet Sie am Mikrophon Thomas Sosna.
Das Orchester Fred Bird, Folge 4 (1928)
Felix Lehmann (1882 - 1975, geboren und verstorben in Berlin) war ein für die Schallplatte tätiger Kapellmeister, der unter verschiedenen Pseudonymen aktiv war, deren bekanntestes „Fred Bird“ sein dürfte. Über seinen Werdegang, sein Privatleben und seine Karriere nach seiner letzten Aufnahmesitzung 1937 ist so gut wie nichts in Erfahrung zu bringen. Die Berliner Branchenverzeichnisse führen ihn bis in die 50er Jahre als Musiker. Weiteres zu Bird (und eher zum Umfeld der Plattenindustrie in den 20er Jahren) finden Sie in den älteren Einträgen zu den ersten drei Folgen, die im Verzeichnis „Programminfo“ ab August 2022 auf unserer Internetseite zu lesen waren und noch sind.
Wir betrachten in dieser und vermutlich auch noch den nächsten Ausgaben immer noch den Zeitraum vor der Weltwirtschaftskrise, in dem die Tanzwut grassierte und die Absätze sämtlicher Plattenfabriken ungeahnte Höhen erreichten.
Durchs Programm führt Thomas Sosna.
In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 wird das Ahrtal von einer Flutkatastrophe heimgesucht. Die Region liegt in Schlamm, Trümmern und Trauer.
Zigtausend freiwillige Helferinnen und Helfer kommen ins Tal. Bringen Wasser und Essen, Kleidung und Werkzeug. Packen an. Schippen Schlamm aus Häusern, in denen sie nie waren. Helfen Menschen, die sie nicht kennen. Spenden Geld, Hilfsgüter und Trost. Über Wochen und Monate. Einfach so. Karin aus Kaarst, die Ultras aus Köln, das Herrentrio aus Hamburg oder Manfred mit der Handwerkertruppe aus Bensheim. Dass man in diesem Land nicht allein ist, wenn es richtig schlimm kommt, davon erzählt ‚Ein Hoch auf Euch!‘. Die Autorin des Buchs, Annette Schriefers-Falk, erzählt als Augenzeugin von ihren Erlebnissen und Erfahrungen während und nach der Katastrophe.
Außerdem in der Sendung: Erinnerungen an den kürzlich verstorbenen Elektronik-Krautrock-Pionier Manuel Göttsching.
„Weiß überhaupt jemand, was er seinen Lieben auf den Gabentisch legen soll? Niemand weiß das, gell?“ Dieses Zitat von Frau Direktor Bartels aus Loriots legendärem Sketch gilt vermutlich bis in alle Ewigkeit. Kaum zu glauben, aber traurig: Weihnachten steht schon wieder vor der Tür, und die bange Frage nach den Präsenten für die Verwandt- und Bekanntschaft stellt sich drängend, wie in jedem Jahr um diese Zeit. Aber nicht verzagen: Das FRK betätigt sich als Retter in der Not. Wir empfehlen zwar nicht, wie Frau Direktor Bartels, den „Familien-Originalbenutzer“, dafür aber umfassende CD-Pakete, über die sich insbesondere Musikfans freuen dürften.
Wie bereits in früheren Jahren, so stellen wir auch diesmal wieder eine Reihe repräsentativer CD-Boxen vor, die in den vergangenen 12 Monaten erschienen sind. An diesem Wochenende gibt’s die siebente Folge zu hören. Dabei sind u.a. Al Stewart, Zupfgeigenhansel, Hawkwind, Electric Prunes, die Lemonheads und die Beatles.
Moviesongs … davon gab es im zu Ende gehenden Jahr eine ganze Menge. Ganz frisch und gerade noch auf Kassels Kino-Leinwänden zu sehen, Leonard Cohens HALLELUJAH – A JOURNEY, A SONG. John Cale und Jeff Buckley’s Versionen haben etwas Magisches. Auch die, völlig zu Unrecht auf die „sind so kleine Hände“ reduzierte BETTINA Wegner, hat Cohen Songs auf Deutsch gesungen, und wie. Ihre Interpretationen musikalischer Perlen (in the German language) von Bob Marley (No woman, no cry) oder Bette Middler (The Rose) waren das I-Tüpfelchen eines „großartigen Dokumentarfilms über eine großartige Frau“ (Neues Deutschland). Aretha Franklin wurde im Kinofilm RESPECT von Jennifer Hudson ein würdiges, schauspielerisches Denkmal gesetzt. Aber der Höhepunkt des Films war für mich der Abspann, dann nämlich, wenn die Queen of Soul ihre Hymne (A Natural Woman) live und schon von schwerer Krankheit gezeichnet zelebriert - Gänsehautmoment. Ein nicht nur mir gänzlich neues und in der deutschen Musikszene wenig beachtetes Genre, die Songs der sogenannten, meist türkischen Gastarbeiter/innen und deren Lebens- und Ausbeutungsbedingungen während der Wirtschaftswunder-Ära flimmerte beim diesjährigen DOK-Filmfest über die Leinwand: LIEBE, D-Mark UND TOD. Neugierig auf Kem Karaca oder Yüksel Özkasap? Lohnt sich. Dann gibt es noch Moviesongs, die, was dem ärgerlichen Trend zum Streamen auf dem heimischen Sofa geschuldet ist, gar nicht erst im Kino zu sehen waren: die mehrstündigen Marathon-Dokumentationen über MUHAMMAD ALI (Bigger than boxing, langer than life) und das 9 Stunden Epos über die Entstehung des Beatles Albums GET BACK. Beide Longplayer enthalten musikalische Highlights in Serie, wenn auch selten ausgespielt - etwas für Perlentaucher. Dass es der neue Film von Rosa von Praunheim THE LAST DANCE (über das schwule Outing des Schnulzenschlageridols und Möbelhauseröffnungssängers Rex Gildo) nicht auf Kassels Kinoleinwände geschafft hat, ist ein Jammer, hätte es doch so schön zum 80. Geburtstag des stets gegen den Strom schwimmenden Filmemachers gepasst. Kleines Trostpflaster: Wenigstens im Freien Radio darf Rexy singen, und zwar vom Ende der Liebe. Und dann swingt es noch gewaltig bei ZWEI LEBEN EINE BÜHNE - CICERO. Beim mageren ELVIS Biopic kommen Rock'n'Roll Puristen leider nicht auf ihre Kosten. Der Hauptdarsteller, Baz Luhrman, bleibt blass und Tom Hanks hat man schon besser schauspielern sehen. Bis auf einen Original-Song (Suspicious Minds) sind nur Remixes zu hören. Wer Rainer Werner Fassbinder bzw. filmische Adaptionen seines Werkes mag, und/oder auf die Musik der Walker Brothers steht, kam beim Anschauen des Berlinale Beitrages PETER VON KANT auf seine/ihre Kosten. Bleibt nur noch eins zu sagen: Vorhang auf, Filmmusik ab and turn your radio on! Am Mikrophon freut sich auf euch:
Ralf Wenzel
Teil 1: 1926/ 1927
Marek Weber (geboren am 24.10.1888 im damals zu Österreich-Ungarn gehörigen Lemberg und als Geiger ab 1906 am Sternschen Konservatorium in Berlin ausgebildet) war schon seit 1913 in Berlin für verschiedene Schallplattenfirmen tätig gewesen. Damit konnte er also bei Übernahme des Postens eines „musikalischen Mädchens für alles“ bei der Electrola schon auf eine 13jährige Erfahrung vor dem Trichter zurückblicken. Bei der seit 1926 in Nowawes, später in Berlin, als Ableger der US-Firma Victor bzw. ihrer englischen Tochter His Master’s Voice (HMV)* operierenden Electrola gab es allerdings keinen Trichter mehr, sondern von Anfang an ein Mikrophon. An diesem hing, im Gegensatz zu den Studios etlicher Konkurrenten, eine für die damalige Zeit sehr ausgereifte Aufnahmeapparatur. 1926 war das Jahr, in dem auch die deutsche Plattenindustrie bis auf wenige Ausnahmen die Umstellung auf das neuartige elektrische Aufnahmeverfahren vollzog und deshalb bisher ungekannte Schwierigkeiten meistern mußte. Etliche der bisherigen, in einem Vierteljahrhundert Aufnahmepraxis empirisch gewonnenen Erfahrungen waren nun wertlos, viel wurde probiert und improvisiert. Daher kamen Aufnahmen stark schwankender Qualität zustande, von denen teilweise ganze Serien wegen technischer Unzulänglichkeit verworfen wurden - oder Platten, die kaum besser oder gar deutlich unausgewogener klangen als die bisherigen akustischen Aufnahmen. Dagegen lieferte die neue Firma, die auf technische und künstlerische Erfahrungen des angloamerikanischen Mutterkonzerns sowie Publikumsreaktionen aus bereits mehr als einem Jahr elektrischer Aufnahmepraxis und vor allem auf daran beteiligte, nach Deutschland abgeordnete englische Techniker zurückgreifen konnte, von Anfang an durchweg brauchbare Resultate ab. Man schöpfte auch bald die Möglichkeiten, die das Verfahren bot, stärker aus und „spielte“ mit Orchester- und Mikrophonaufstellung, um verschiedene Klangcharakteristiken zu erreichen, vor allem, was die Raumdarstellung anging. So ließ sich die Electrola in Berlin Postleitungen schalten, um in vom Studio entfernten Sälen aufzunehmen, z.B. in der Singakademie oder dem Beethovensaal, deren Akustik erheblich in die Aufnahmen einging. Dieses Verfahren, das auch in London praktiziert wurde, ist nach dem alten Bezeichnungsschema der Electrola auf den Matrizen durch den Buchstaben R („relayed“ = über Leitung) kenntlich. Ein erfahrener Orchesterleiter wie Marek Weber kam gerade recht, um eine neue Firma zu etablieren. Er war, damals branchenüblich, in allen musikalischen Bereichen sattelfest, wußte, was das Publikum wollte - und brachte, wie oben schon gesagt, 13 Jahre Erfahrung aus dem Plattenstudio mit, dessen Anforderungen und Eigenheiten sich von der normalen Aufführungspraxis eines Salon- oder Tanzorchesters erheblich unterschieden. Eingespielt wurden neben Salon- und Tanzmusik auch Volkstümliches, leichte Klassik sowie Opern- und Operettenquerschnitte. Das führte dazu, daß Weber mit seinem Orchester bald zu den „Vielaufnehmern“ der Weimarer Republik zählte. Die Zahl seiner Einspielungen ging, wie bei seinen Konkurrenten bei den andern Plattenfirmen auch, innerhalb kurzer Zeit in die Tausende. Heute wäre das eine kaum mehr vorstellbare Leistung - im Zeitalter einerseits der Konzeptalben, an denen monatelang minutiös „gefeilt“ und jede Einzelheit immer und immer wieder überarbeitet wird - und andrerseits von „Künstlern“, bei denen die Korrektur eines dreiminütigen „Schlagers“ wochenlange Nacharbeit fordert, um ihn durch Anwendung oft fauler Tricks überhaupt einigermaßen anhörbar zu gestalten. Spielte die Kapelle anfangs noch ausschließlich die handelsüblichen Druckarrangements der Stücke, so ging Weber ab 1927 dazu über, Spezialarrangements zu verwenden. Wenn er - als klassisch ausgebildeter Musiker in den besten Jahren - auch kein großer Jazzfreund gewesen sein soll, so erkannte er das künstlerische und geschäftliche Potential dieser modernen Musik und ließ seinen Solisten immer öfter Raum für Improvisationen. Dabei kamen bald auch etliche eindeutig als Jazzplatten anzusprechende Aufnahmen heraus, und das Orchester galt schließlich mit Fug und Recht als eine der führenden Tanzkapellen mit Jazzambitionen im Deutschland jener Zeit. Weithin bekannt war Weber nicht zuletzt auch durch seine seit 1914 im wohl renommiertesten Berliner Luxushotel, dem Adlon, immer wieder, bis in die 20er Jahre hinein, bestrittenen Engagements. Diese Auftritte sorgten auch für die Anekdote, daß Weber bei diesen Gelegenheiten Jazz im Orchester eigentlich nicht duldete, aber wenn die Musiker „hotten“ wollten, sich diskret an die Bar im Adlon zurückzog und seine Leute „machen ließ“. So hätte es weitergehen können, irgendwann womöglich vollkommen auf Augenhöhe mit den englischen und amerikanischen Jazzleuten. Doch der Lauf der Weltgeschichte warf die deutsche Karriere Marek Webers über den Haufen: 1933 emigrierte er, da er als Jude keine Zukunft im „neuen“ braunen Deutschland für sich sah. Die HMV beschäftigte ihn zunächst in Paris und London weiter; später ging er in die USA. Dort, in Chicago, starb er am 9.2.1964.
In der ersten Folge bringen wir Instrumentaltitel der Zeit von 1926 bis 1928. Eine weitere Fortsetzung mit Aufnahmen bis zum Ende von Marek Webers Laufbahn bei der Electrola werden wir in insgesamt fünf Folgen am Sonntagnachmittag ausstrahlen (bisher steht noch nicht fest, ob am Stück oder in loser Folge). Durchs Programm führt Thomas A. Sosna.
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* Die Victor/ HMV war bis 1917 Mutterkonzern der Deutschen Grammophon. Alle Konzernunterfirmen führten in dieser Zeit auf dem Plattenetikett die bekannte „Hundemarke“ - verschiedenen Quellen zufolge nach dem Schriftzug einer amerikanischen Brausebrauerei zweitbekannteste Firmenschutzmarke der Welt. Als Folge des Eintritts der USA in den I. Weltkrieg wurde 1917 die Deutsche Grammophon als Feindstaatenbesitz enteignet und verkauft. Den Zuschlag erhielt die Leipziger Plattenfirma Polyphon. Nach Kriegsende entbrannte ein Streit, wer nun wo die „Hundemarke“ führen und verkaufen dürfe. Es fiel die Entscheidung, daß die Deutsche Grammophon ausschließlich in Deutschland weiterhin die bisherige Marke verwenden durfte, für den Export aber als nun aus dem HMV-Konzern herausgelöste Gesellschaft eine neue Marke zu schaffen habe („Polydor“). In allen übrigen Ländern blieb es für die nach wie vor bestehenden HMV-Unterfirmen bei dem Hundebild. In Deutschland war die HMV nun vorerst nicht mehr vertreten. Die Electrola als 1926 in Deutschland neugeschaffener HMV-Ableger mußte sich wohl oder übel eine eigene Etikettgraphik zulegen. Zunächst war unter dem Markenschriftzug eine im Vierfarbdruck gestaltete Weltkugel mit Spruchband („Alle Klänge der Welt - die Welt aller Klänge“) zu sehen, die man aus uns unbekannten Gründen, vermutlich aus Musterschutz- oder Patentrücksichten, fallenließ und durch eine ungegenständliche goldene Schnörkelgraphik ersetzte. Erst nach dem II. Weltkrieg bekam die HMV auch für ihre deutsche Tochter Electrola die Rechte an der „Hundemarke“, setzte diese jedoch erst ab Mitte der 50er Jahre und nur für die neu eingeführten Vinylplatten mit 45 und 33 Umdrehungen pro Minute ein - wohl um die über Jahrzehnte eingebrannte Assoziation der Graphik mit der Deutschen Grammophon beim Publikum erst einmal „erkalten“ zu lassen.
Während wir uns langsam aber sicher auf das Ende eines weiteren anstrengenden Jahres hinarbeiten, können sich die FRK-Hörer am 21. und 22. Dezember auf die lange Weihnachtsausgabe der Sendung „Handmade“ freuen. Zwei Stunden Ablenkung und gute, gemütliche Weihnachtslaune erreichen euch aus den Radioempfangsgeräten. Wie immer gibt es neben einigen Klassikern vor allem Titel, die in anderen Sendern nicht unbedingt laufen. Freuen Sie sich also auf Raritäten und einen bunt-gemischten Weihnachtsteller mit Liedern von Stevie Wonder, Cindy Lauper, Sailor, Earth Wind & Fire, Jethro Tull, Achim Reichel, Harpo, Dave Dee, Blackmore’s Night, Max Raabe und das Palast Orchester, Chris Andrews, Showaddywaddy, Eric Martin, Elvis Presley, Bill Haley und noch vielem mehr.
Die Redaktion „Handmade“ wünscht schöne Weihnachten!
„Weiß überhaupt jemand, was er seinen Lieben auf den Gabentisch legen soll? Niemand weiß das, gell?“ Dieses Zitat von Frau Direktor Bartels aus Loriots legendärem Sketch gilt vermutlich bis in alle Ewigkeit. Kaum zu glauben, aber traurig: Weihnachten steht schon wieder vor der Tür, und die bange Frage nach den Präsenten für die Verwandt- und Bekanntschaft stellt sich drängend, wie in jedem Jahr um diese Zeit. Aber nicht verzagen: Das FRK betätigt sich als Retter in der Not. Wir empfehlen zwar nicht, wie Frau Direktor Bartels, den „Familien-Originalbenutzer“, dafür aber umfassende CD-Pakete, über die sich insbesondere Musikfans freuen dürften.
Wie bereits in früheren Jahren, so stellen wir auch diesmal wieder eine Reihe repräsentativer CD-Boxen vor, die in den vergangenen 12 Monaten erschienen sind. An diesem Wochenende gibt’s sogar zwei Folgen zu hören. Dabei sind u.a. Harry Chapin, House Of Love, Neil Young, Rush, Neu, Stone The Crows, Gene Clark, Plainsong, Rory Gallagher, Renaissance, Charles Mingus und die Beatles.
Sendetermine: „FRK spezial – Geschenktips für Musikfreunde 2022“
Heute: Das Orchester Ilja Livschakoff
Der letzte in der Weimarer Zeit bei der Grammophon als Hauskapellmeister angestellte Künstler war der Geiger Ilja Livschakoff. Geboren am 15. November 1903 im russischen Jekaterinodar, studierte er das Violinspiel in Warschau. 1927 kam er nach Berlin und gründete ein Orchester, mit dem er bis 1932 im Hotel Bristol zu hören war. Bei der Grammophon war er ab Ende der 20er Jahre angestellt. Anders als bei seinem Kollegen Ben Berlin lief Livschakoffs Vertrag trotz der Unbilden der Weltwirtschaftskrise weiter. Die Machtergreifung Hitlers änderte daran zunächst ebenfalls nichts, obwohl Livschakoff, wie seine Vorgänger und Kollegen bei der Grammophon auch, Jude war. Als Ausländer unterlag er zunächst nicht den für Reichsbürger jüdischer Herkunft geltenden Beschränkungen. Selbst die Erschwernisse, denen die deutschen Juden nach Erlaß der Nürnberger Rassegesetze von 1935 ausgesetzt waren, gingen zunächst an Livschakoff vorüber. Erst 1937 wurde ihm nach einem Aufenthalt in Karlsbad die Rückreise nach Deutschland verweigert. (Diese Erkenntnisse sind recht neu. Bis vor kurzem nahmen viele Forscher und Plattensammler wegen der bis 1937 fortdauernden Beschäftigung Livschakoffs in Deutschland an, er sei Bulgare gewesen, so wie z.B. Ari Leschnikoff, der erste Tenor der Comedian Harmonists, der bis zum Kriege in Deutschland auftrat.) Im Pseudonymdschungel der Plattenindustrie der Vorkriegszeit finden wir Livschakoff unter dem Decknamen „Fred Marley“ wieder, ein weiteres Pseudonym, nämlich „Harry Hiller“, teilte er sich auf den Plattenetiketten mit Paul Godwin. Als die deutschen Behörden Livschakoff nicht wieder ins Land ließen, ging er nach Argentinien und fungierte weiter als Kapellmeister, wie etliche seiner Berliner Kollegen, die in Deutschland keine Zukunft mehr hatten. Er trat in Kaffeehäusern auf. Am 10. Juni 1990 starb er in Buenos Aires.
Durch die Sendung begleitet Sie Thomas Sosna. Wir bringen:
Du bist das süßeste Mädel der Welt (a.d. Tonf. „Liebeswalzer“)
(Werner Richard Heymann)
Refraingesang: Helmuth Wernicke
ca. Jan. ’30
In der Heinzelmännchen-Bar
(Willy Rosen)
ca. April ’30
Zu jeder Liebe gehört ein Gläschen Wein (a.d. Tonf. „Die Lindenwirtin“)
(Michael Krausz - Bruno Hardt-Warden)
Refraingesang: vermutl. Walter Jurmann
ca. August ’30
Im Weißen Rößl (a.d. gleichnam. Optte.)
(Ralph Benatzky)
Refraingesang: Rolf Sandor
ca. Nov. 30
Es kommt der Tag, wo Rosen glüh’n (a.d. Optte. „Peppina“)
(Robert Stolz)
ca. Dez. ‘30
Wenn der Wind weht (a.d.Tonf. „Bomben auf Monte Carlo”)
(W. R. Heymann)
Refraingesang: Leo Monosson
Das ist die Liebe der Matrosen (a.d.Tonf. „Bomben auf Monte Carlo”)
(W. R. Heymann)
Refraingesang: „Die Parker“
ca. August ‘31
Ab hier unter Pseudonym „Fred Marley“
Das gibt’s nur einmal (a.d. Tonf. „Der Kongreß tanzt“)
(W. R. Heymann)
Refraingesang: Grete Freund u. Alfred Strauß
Überlandpartie
(Hermann Leopoldi - Wauwau [Theodor Waldau])
Refraingesang: Grete Freund u. Alfred Strauß
Wenn der Frühling kommt ins Land (a.d. Tonf. „Hirsekorn greift ein“; österr. Verleihtitel: „Ausflug ins Leben“)
(Jurmann - Bernauer - Österreicher)
Refraingesang: Alfred Strauß
ca. Oktober ’31
Schlaf‘, mein Liebling (Goodnight Sweetheart)
(Ray Noble)
Refraingesang: Marcel Klass
ca. Nov. ‘31
Kind, du brauchst nicht weinen (a.d. Tonf. „Der Draufgänger“)
(Hans May - Kurt Schwabach)
Du bist das Liebste (a.d. Tonf. „Ronny“)
(Emmerich Kalman - Ernst Wehlisch - Kurt Schanzer)
ca. November ‘31
Refraingesang: Leo Monosson
Ein Lied aus meiner Heimat (a.d. Tonf. „Melodie der Liebe”)
(Walter Jurmann - Dr. Bronislaw Kaper - Fritz Rotter)
18. Mai ‘32
Refraingesang: Leo Monosson
Ich hab’ ein großes Heimweh (a.d. Tonf. „Der Prinz v. Arkadien“)
(Robert Stolz - Walter Reisch)
Einmal möcht‘ ich keine Sorgen haben (a.d. gleichn. Tonf.)
(Mischa Spoliansky - Max Kolpe)
ca. August ‘32
Refraingesang: Leo Monosson
Wer hat euch erdacht, ihr schönen Frau’n? (a.d. Operettenverfilmung „Gräfin Mariza“)
(Emmerich Kalman)
Refraingesang: Leo Monosson
Am 29.10.2022 fand die 20. Preisverleihung vom Holzhäuser Heckethaler in Holzhausen/Immenhausen statt. Hier gibt es einen Mitschnitt der Veranstaltung und natürlich sind auch die Preisgekrönten Werke zu hören. Zu Gast in der Sendung ist auch einer der Preistärger und stellt noch weitere Geschichten vor....
Auch in dieser Ausgabe dreht sich unser Plattenteller wieder einmal rund um unseren kleinen nördlichen Nachbarn, dessen Swingszene auf dem Höhepunkt dieser Stilrichtung sehr rege war.
Das stellen diverse Orchesteraufnahmen der 30er und 40er Jahre unter Beweis, wobei diese Folge aber auch Platten umfassen wird, die auf der Zeitströmung eher mitschwimmen als sie anzuschieben. Doch damit unterstreichen sie den großen Einfluß der Swingmusik auf die Tanzmusik im allgemeinen.
Durch eine Stunde Musik von originalen Schellackplatten begleitet Sie Peter Michael am Mikrophon.
Die documenta 15 ist gefühlt schon wieder ewig her, aber die Älteren erinnern sich möglicherweise: Große Aufregung gab’s um diverse Kunstwerke, der Antisemitismus-Vorwurf überschattete zeitweise die komplette Ausstellung. Besonders im Zentrum der Kritik stand das Werk „People’s Justice“ der indonesischen Künstlergruppe Taring Padi, das kurz nach Beginn der documenta zunächst verhüllt, dann aber komplett abgebaut wurde. Unser Kollege Souhail hat sich – mit einigem zeitlichen Abstand – nochmals intensiv mit dem Thema befaßt und ein Feature erstellt, das in der heutigen Sendung zu hören ist. Die Produktion ist aus der Zusammenarbeit mit dem Community Media Forum Europe – CMFE – entstanden, im Rahmen des Projekts „Get the Trolls Out!“ vom Media Diversity Institute – MDI.
Außerdem blicken wir auf die (durch einen Feueralarm unterbrochene) Eröffnung der Ausstellung „Kassel filmreif“ im Stadtmuseum zurück und gratulieren dem Kasseler Staatstheater zu Gewinn des Theaterpreises „Faust“.
„Weiß überhaupt jemand, was er seinen Lieben auf den Gabentisch legen soll? Niemand weiß das, gell?“ Dieses Zitat von Frau Direktor Bartels aus Loriots legendärem Sketch gilt vermutlich bis in alle Ewigkeit. Kaum zu glauben, aber traurig: Weihnachten steht schon wieder vor der Tür, und die bange Frage nach den Präsenten für die Verwandt- und Bekanntschaft stellt sich drängend, wie in jedem Jahr um diese Zeit. Aber nicht verzagen: Das FRK betätigt sich als Retter in der Not. Wir empfehlen zwar nicht, wie Frau Direktor Bartels, den „Familien-Originalbenutzer“, dafür aber umfassende CD-Pakete, über die sich insbesondere Musikfans freuen dürften.
Wie bereits in früheren Jahren, so stellen wir auch diesmal wieder eine Reihe repräsentativer CD-Boxen vor, die in den vergangenen 12 Monaten erschienen sind. In der vierten von insgesamt sechs Sendungen sind dabei u.a. The Cure, Mandy Morton, Tom Petty, The Band, Wilco und Guns N’Roses (!).
Von 1928 bis 1932 wurde das Tanzorchester des Britischen Rundfunks, der British Broadcasting Corporation, kurz BBC, von dem Pianisten Jack Payne geleitet. Dieser Formation haben wir inzwischen sieben Folgen „Tanzparkett“ gewidmet, eine achte und letzte soll folgen.
Da wird es Zeit, sich zwischendurch mit Paynes Nachfolger zu befassen, einem Kapellmeister, der es, wie Payne auch schon, nicht nur in England zu Ruhm und Ehren brachte, sondern durch die Rundfunkübertragungen und durch zahlreiche Plattenaufnahmen in ganz Europa und darüber hinaus.
Der Mann, um den es geht, hieß Henry Hall (02.5.1898, Packham/ London - 28.10.1989 Eastbourne/ Sussex).
Mit dem Anfang 1932 angetretenen Engagement bei der BBC übernahm die bisherige Kapelle des Hotels Gleneagles auch den daran gekoppelten Exklusivvertrag mit der Columbia Graphophone Co., die für ihre Platten ein weltweites Vertriebsnetz besaß.
Gute Voraussetzungen für eine steile Karriere des Orchesters, die auch folgen sollte, nachdem sie bis dahin eher dahingedümpelt war. Henry Hall hatte sich nach seinem Wehrdienst offenbar mehr schlecht als recht als Kapellmeister verschiedener Orchester einer Bahn-Hotelkette durchgeschlagen. Das Engagement im schottischen Hotel Gleneagles, für das er mit seinem Orchester Rundfunkwerbung treiben sollte - die Band nahm für die damals noch neue unabhängige Decca-Schallplatte auf - führte schließlich zu seiner Entdeckung durch die BBC.
Am 02. März 1932 wurde nach ersten Tests und einer Vier-Schlager-Platte die erste reguläre Industrieplatte eingespielt.
Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Payne, aus dessen Kapelle später mehrere englische Bandleader hervorgehen sollten, wies Halls Personal keine derartigen Kräfte auf. Gleichwohl lieferte es solide, gefällig und sehr tanzbar arrangierte, handwerklich saubere Tanzmusik mit vereinzelten Hotambitionen - allerdings deutlich weniger als bei Payne.
Dies entsprach durchaus dem Zeitgeschmack, nicht nur in England, und so wurde die Kapelle auch im Ausland gerne gehört und wohl vor allem nach ihrem Ausscheiden als Rundfunktanzorchester für Tourneen und Einzelauftritte gebucht. Sogar in Berlin spielte das Orchester - nach Lange [1] von Januar bis Februar 1939 in der „Scala“ als Ersatz für das ebenfalls englische Jack-Hylton-Orchester, zur Freude der Kritik, die die Kapelle gnädig beurteilte - und zum Gram der deutschen Hotfans , denn Hyltons Band war erheblich stärker jazzorientiert. Auch der alte Jazzfan Lange läßt kaum ein gutes Haar an der Kapelle: „So steif, wie Henry Hall als Persönlichkeit war, spielte seine Band und sang seine hübsche Sängerin Molly Morelle: ein Tanzorchester von Format, mehr nicht.“ [1] Nach andern Angaben gab es auch schon im Jahre 1938 Auftritte in Berlin, bei denen die englische Presse monierte, daß man auf Darbietungen von Schlagern jüdischer Komponisten verzichtet habe, obwohl diese noch nicht verboten gewesen seien.
Selbst in der Sowjetunion wurden Platten von Henry Hall herausgebracht, um den Anfang der 30er auch dort vorhandenen Hunger nach moderner westlicher Tanzmusik zu stillen - als „Schwarzkopien“, d.h. Pressungen unautorisierter, aber technisch hervorragender Umschnitte, welche die sowjetische Plattenindustrie in dieser Zeit auch von etlichen deutschen Aufnahmen anfertigte. Der Redaktion liegt z.B. ein solcher Umschnitt des in der Sendung gebrachten Titels „Oh, Johanna“ vor.
Bei der BBC, bei der er seine Truppe auch das erste reguläre englische Fernsehorchester darstellte, blieb Henry Hall bis 1937, um dann - wie schon sein Vorgänger Jack Payne - mit dem gesamten Personal dem Rundfunk den Rücken zu kehren. Nun unternahm er auf eigene Rechnung Tourneen, wie schon erwähnt, auch nach Deutschland.
Im Kriege spielte die Kapelle zur Truppenbetreuung vor alliierten Soldaten.
Hall kehrte schließlich als Gastgeber einer Radio- und späteren Fernsehsendung („Henry Hall’s Guest Night“) zur BBC zurück, wo er auch die Moderation der Sendereihe „Face The Music“ übernahm.
Er verfaßte in der Nachkriegszeit seine Autobiographie.
Am 28.10.1989 starb er in Eastbourne im Alter von 91 Jahren.
Das Jahr 2022 hatte insgesamt viele Hochs und Tiefs. In dieser – ausnahmsweise zweistündigen – Sendung gibt es vor allem die Hochs, und zwar die persönlichen musikalischen Hochs unserer Redaktion. Von einer Frage an KISS bis zur Abschiedstour von Genesis, einer plötzlichen Begegnung mit Midge Ure am Flughafen bis hin zur Show einer inzwischen 80-jährigen Musiklegende… Das Jahr hatte einiges zu bieten. Und so kann die Redaktion Handmade euch von A wie Avantasia bis nicht ganz Z, aber immerhin Y wie „Yesterday Man“ jede Menge toller Musik und Geschichten zu den diesjährigen Konzerten, die damit verbunden waren, liefern. Ein Wiedersehen und -hören mit Eric Martin, den FRONTM3N oder Oliver Marsh gab es ebenso wie ein dringend nötiger Besuch bei den Ärzten. Smokie überraschten, Sasha mit der Show über seine Lebensgeschichte ebenso. Und die Hooters waren einfach nur umwerfend gut. Dies und noch viel mehr gibt es in diesen beiden Stunden für euch zu hören.
Und wenn Max Raabe und das Palast Orchester fragen: „Wer hat hier schlechte Laune?“, dann lautet eure Antwort nach dem Anhören dieser langen Handmade Sendung hoffentlich: niemand. Viel Spaß.
Ab dem 26. November 2022 widmet sich das Stadtmuseum mit der Sonderausstellung „Kassel filmreif! Von Popcorn, Stars und Kamerafahrten“ der Geschichte und Gegenwart der Kasseler Film‐, Kino‐ und Fernsehwelt. Bereits 1906 besaß Kassel ein eigenes Kino, und in den 1950er Jahren zog die nordhessische Metropole die Stars und Sternchen der Filmwelt magisch an. Rund 200 Objekte, darunter Leihgaben wie originale Requisiten und Plakate, illustrieren eindrucksvoll, wie sich die Stadt in den vergangenen Jahrzehnten als ein wichtiger Standort für das internationale Fernseh- und Filmschaffen etabliert hat. Auch als Drehort für Außenaufnahmen war und ist Kassel beliebt. Aus insgesamt fast 90 Jahren Filmgeschichte können sich Cineasten von facettenreichen Perspektiven auf die Stadt überraschen lassen und Kassel als Filmstadt neu entdecken.
Außerdem im Programm: Vortrag „Das bewegte politische Leben und Wirken des Albert Grzesinski“ von Prof. Dietfrid Krause-Vilmar.
„Weiß überhaupt jemand, was er seinen Lieben auf den Gabentisch legen soll? Niemand weiß das, gell?“ Dieses Zitat von Frau Direktor Bartels aus Loriots legendärem Sketch gilt vermutlich bis in alle Ewigkeit. Kaum zu glauben, aber traurig: Weihnachten steht schon wieder vor der Tür, und die bange Frage nach den Präsenten für die Verwandt- und Bekanntschaft stellt sich drängend, wie in jedem Jahr um diese Zeit. Aber nicht verzagen: Das FRK betätigt sich als Retter in der Not. Wir empfehlen zwar nicht, wie Frau Direktor Bartels, den „Familien-Originalbenutzer“, dafür aber umfassende CD-Pakete, über die sich insbesondere Musikfans freuen dürften.
Wie bereits in früheren Jahren, so stellen wir auch diesmal wieder eine Reihe repräsentativer CD-Boxen vor, die in den vergangenen 12 Monaten erschienen sind. In der dritten von insgesamt sechs Sendungen sind dabei u.a. die Kinks, Pentangle, Five Day Rain, Supergrass, Alvin Stardust, Child, Stomu Yamashta.
Beim diesjährigen Netlabel Day haben frei² und Make Rave, not Hate wieder einige interessante Netlabels entdeckt und in deren Katalogen gestöbert. In der November-Ausgabe werden einige dieser Fundstücke gespielt: La Bomba, Believe in Billy Records sowie Zenapolæ.
Das Tanzorchester Kai Julian (1931 - 1933)
Viel ist über den dänischen Kapellmeister Kai Julian nicht bekannt. Er leitete ein Tanzorchester, das für die Polyphon, den dänischen Zweigbetrieb der Deutschen Grammophon, Schallplatten einspielte. Einige davon sind in der dänischen Jazz-Nationaldiskographie aufgeführt, soweit sie Jazzgehalt aufweisen. Im Orchester wirkten hervorragende Leute mit, die später als Solisten und Orchesterleiter in die Geschichte der dänischen Tanzmusik und des dänischen Jazz eingehen sollten, so z.B. Peter Rasmussen (tb), Leo Mathisen (p), Anker Skjoldborg (saxes, dr), Berthel Skjoldborg (g) sowie Kai Ewans (as, cl). Über die vielen reinen Tanzplatten Julians sowie seine Karriere schweigen sich die sonst oft so sprudelnden Literaturquellen weitgehend aus. Wieder einmal ein Orchester aus unserem kleinen nördlichen Nachbarland, das es noch zu entdecken gilt!
Ihr Kapitän am Mikrophon ist auf dieser Entdeckungsfahrt Peter Michael.
Lohnt sich ein Boykott der Weltmeisterschaft in Katar überhaupt noch? Nach den Geisterspielen während der Covid-Pandemie und der nicht nachlassenden Repressionsspirale gegenüber aktiven Fans erwartet uns nun die nächste Ungeheuerlichkeit des Fußballs.
Die Fan-Proteste gehen weiter, mit der Boykott-Initiative brach sich der Frust vereins- und lagerübergreifend Bahn. Und doch müssen Fußballfans konsterniert feststellen: Zum Besseren wendet sich dadurch nicht viel. Mit ehrenamtlichem Engagement und spontanen Protesten lassen sich nur minimale Erfolge erzielen. Gegen die Verbände und die Leitplanken eines fest im Kapitalismus verankerten Fußballs läßt sich so nicht viel ausrichten. Offensichtlich braucht es eine kritische Analyse dessen, was im Spiel mit dem runden Leder passiert und wie eine wirksame Bekämpfung von Verbänden und Kapitaldominanz aussehen kann.
Raphael Molter analysierte in seinem Vortrag, auf welchem Fundament dieser Fußball gebaut ist und ging dabei folgenden Fragen nach:
Nach welchen Voraussetzungen und Bedingungen funktioniert der zeitgenössische Fußball?
Welche Akteure üben in dieser Sphäre Herrschaft aus?
Welche Rolle spielen die Fans?
Wodurch können sich die Verhältnisse im Fußball bessern?
Raphael Molter, Politikwissenschaftler und Autor, ist gebürtiger Berlin-Köpenicker, lebt aber mittlerweile in Gießen. Sein Buch „Friede den Kurven, Krieg den Verbänden. Fußball, Fans und Funktionäre - Eine Herrschaftskritik“ erschien im Juli dieses Jahres im PapyRossa Verlag.
Aufzeichnung einer Veranstaltung des Rosa-Luxemburg-Club Kassel aus dem Scheidemannhaus.
„Weiß überhaupt jemand, was er seinen Lieben auf den Gabentisch legen soll? Niemand weiß das, gell?“ Dieses Zitat von Frau Direktor Bartels aus Loriots legendärem Sketch gilt vermutlich bis in alle Ewigkeit. Kaum zu glauben, aber traurig: Weihnachten steht schon wieder vor der Tür, und die bange Frage nach den Präsenten für die Verwandt- und Bekanntschaft stellt sich drängend, wie in jedem Jahr um diese Zeit. Aber nicht verzagen: Das FRK betätigt sich als Retter in der Not. Wir empfehlen zwar nicht, wie Frau Direktor Bartels, den „Familien-Originalbenutzer“, dafür aber umfassende CD-Pakete, über die sich insbesondere Musikfans freuen dürften.
Wie bereits in früheren Jahren, so stellen wir auch diesmal wieder eine Reihe repräsentativer CD-Boxen vor, die in den vergangenen 12 Monaten erschienen sind. In der zweiten von insgesamt sechs Sendungen sind dabei u.a. Blondie, Stereolab, Miles Davis, Pink Floyd, Jonesy, Steeleye Span, Suzi Quatro
Gedenkfeier zum 9. November
Bekanntlich begannen die judenfeindlichen Pogrome des Novembers 1938 in Kassel bereits zwei Tage früher als im größten Teil des „Reichs“. Hier brannten schon am 7. November jüdische Geschäfte und Wohnhäuser, die Synagoge wurde vollständig zerstört, zahlreiche jüdische Bürger wurden mißhandelt und verhaftet. Dieses unrühmliche Kapitel Kasseler Stadtgeschichte steht alljährlich im Mittelpunkt mehrerer Gedenkveranstaltungen. In diesem Jahr fand die zentrale Gedenkstunde im Rathaus statt – wir senden Auszüge. Außerdem bringen wir einen Vortrag von Prof. Dr. Dietfrid Krause-Vilmar, der die Ereignisse von 1938 ausführlich erläutert und historisch einordnet.
Sendetermin: „Themenwechsel“, Freitag, 11. November 2022, 18 Uhr
Geschenktips für Musikfreunde, Teil 1
„Weiß überhaupt jemand, was er seinen Lieben auf den Gabentisch legen soll? Niemand weiß das, gell?“ Dieses Zitat von Frau Direktor Bartels aus Loriots legendärem Sketch gilt vermutlich bis in alle Ewigkeit. Kaum zu glauben, aber traurig: Weihnachten steht schon wieder vor der Tür, und die bange Frage nach den Präsenten für die Verwandt- und Bekanntschaft stellt sich drängend, wie in jedem Jahr um diese Zeit. Aber nicht verzagen: Das FRK betätigt sich als Retter in der Not. Wir empfehlen zwar nicht, wie Frau Direktor Bartels, den „Familien-Originalbenutzer“, dafür aber umfassende CD-Pakete, über die sich insbesondere Musikfans freuen dürften.
Wie bereits in früheren Jahren, so stellen wir auch diesmal wieder eine Reihe repräsentativer CD-Boxen vor, die in den vergangenen 12 Monaten erschienen sind. In der ersten von insgesamt sechs Sendungen sind dabei u.a. Status Quo, Elton John, Thin Lizzy, T. Rex, Man und Little Feat.
Sendetermin: „FRK spezial – Geschenktips für Musikfreunde 2022, Teil 1“, Freitag, 11. November 2022, 22 Uhr
Swing aus Dänemark
Gerda und Ulrik Neumann, Folge 3/3
In der dritten Folge kommen wir bis über das Kriegsende hinaus, was uns zu einer gleich nach Ende der deutschen Besatzung auf die Bühne im Tivoli gebrachten Revue führt. Das deutsche Wesen, an dem die Welt nicht genesen war, wird auf der von uns gebrachten Platte „Tysk genfortælling“ (etwa: „Deutsche Sage“) gründlich - und weitgehend in deutscher Sprache - durch den Kakao gezogen.
Nach dem Tode Gerda Neumanns 1947 arbeitete Ulrik, wie schon vorher mit seiner Schwester, weiter mit dem Hotgeiger Svend Asmussen zusammen. Als Sängerin fungierte der schwedische Jazzstar Alice Babs, was den Namen „Swe-Danes“ für das Trio inspirierte, das Tourneen durch Europa und die USA absolvierte. Auch nach dem Ausstieg von Alice Babs 1961, die, zum seichteren Fach übergewechselt, als Schlagersängerin auch in Deutschland erfolgreich war, ging die Zusammenarbeit mit Asmussen weiter. Danach gründete Ulrik Neumann mit Tochter Ulla und Sohn Mikael das Trio „3x Neumann“. Bei Auftritten nur mit Ulla gegen Ende der 60er Jahre hört man eine deutliche Rückbesinnung auf den schon in den 30er Jahren mit seiner Schwester Gerda erarbeiteten Stil.
Wir beschränken uns auf die Zeit bis 1954 und hören Ulrik Neumann als Gesangs- und Gitarrensolisten mit Orchesterbegleitung.
Am Schluß der Sendung folgen einige Aufnahmen mit dem von uns schon einmal vorgestellten „Coster-Kvintetten“, das im ungefähren Zeitraum von 1942 bis 1944 (genaue Aufnahmedaten sind hier nicht zur Hand) mit einer Besetzung von Multiinstrumentalisten zeitlos-elegante Swingplatten einspielte.
Am Mikrophon: Peter Michael.
Sendetermin: „Tanzparkett“, Mittwoch, 16. November 2022, 21 Uhr
Wiederholung: Donnerstag, 17. November 2022, 13 Uhr
Kunst, die auf Gegenwart zielt, hat unweigerlich mit den teilweise ziemlich vergifteten Verhältnissen von Kunst, Politik und Gesellschaft zu tun. Vor diesem Hintergrund erkunden die Gespräche die frühen Verstrickungen der documenta, sie stellen aber auch die Frage, wie sich Gegenwartskunst in der heutigen Welt globaler Konfliktlagen positioniert. Was kann und soll die Kunst angesichts von Pandemie und Krieg?
Die Veranstaltungsreihe „Vergiftete Verhältnisse“, organisiert vom documenta-Institut unter der Leitung von Prof. Heinz Bude in Kooperation mit der Uni Kassel, präsentiert parallel zur documenta Gespräche und Interviews zu aktuellen künstlerischen und kulturpolitischen Fragen der Zeit.
In der letzten Veranstaltung der Reihe sprach Nanne Buurman kurz vor Ende der documenta über „Hegemonien des Heilens or documenta as a Haunted House“.
Den Ehrentitel „Killer“ trug er mit Stolz – und zahllose zerstörte und eingeschürte Pianos und Konzertflügel zeugen davon, daß er sich zumindest gegenüber Musikinstrumenten einen gewissen „Killerinstinkt“ bewahrt hatte. Jerry Lee Lewis galt als der wildeste, gefährlichste und widerborstigste der klassischen Rock’n’Roller, der gerne mal am Ende seiner Konzerte Kleinholz aus dem Instrumentarium machte und rauchende Trümmer auf der Bühne hinterließ. Aber auch die intakten Tasteninstrumente bearbeitete er auf eine Weise, die bei den Erwachsenen und den Sittenwächtern in den prüden 50er Jahren Panik erzeugte. Sie sahen angesichts der Energie und Aggressivität, mit der Jerry in die Tasten hieb, den Untergang des Abendlands gekommen – während die Jugendlichen ihren Helden als Symbol für die neue Freiheit und für das Überwinden gängiger Konventionen feierten. Nun ist Jerry Lee Lewis im Alter von 87 Jahren gestorben – er war der Letzte der großen Rock’n’Roll-Pioniere der 50er, die damals den Grundstein für all das legten, was wir heute als „Popmusik“ kennen.
Elvis war erfolgreicher, Little Richard überdrehter, Chuck Berry war der bessere Songschreiber und Buddy Holly hatte größeren Einfluß auf die nachfolgenden Generationen. Aber keiner von ihnen löste dermaßen heftige Kontroversen aus wie Jerry Lee, niemand verströmte so viel rebellischen Widerstandsgeist und brachte das Establishment gegen sich auf. Er war der Prototyp des aggressiven Rockers, er war absolut authentisch; öffentliche Persönlichkeit und Privatperson waren identisch. Er spielte nicht nur auf der Bühne den wilden Mann, er lebte sein Image auch jenseits des Rampenlichts. Seine Hochzeit mit seiner 13jährigen Kusine verursachte einen landesweiten Skandal, seine Eskapaden füllten die Klatschspalten, seine Konzerte endeten immer mal wieder in regelrechten Saalschlachten. Über allem steht aber seine Musik – und die ist zeitlos; viele seiner Songs gehören heute zu den ewigen Klassikern.
Wir wollen heute in insgesamt 4 Stunden an Jerry Lee Lewis erinnern. Los geht’s um 18 Uhr – wir wiederholen eine Sendung aus der Reihe „Magic Moments“, die der Kollege Ralf Wenzel bereits im Jahr 2007 produziert hat. Ab 21 Uhr wollen wir im Gespräch mit Gerd Möller, Jerry-Lee-Fan der ersten Stunde und ausgewiesener Fachmann, auch die etwas abgelegeneren Winkel in der Karriere des „Killers“ ausleuchten und Songs präsentieren, die vielleicht nicht jedem geläufig sind. Klar, daß wir auch auf den legendären Auftritt im Hamburger Star-Club 1964 eingehen, der von vielen Experten als eines der großartigsten Live-Konzerte aller Zeiten betrachtet wird.
Sendetermin: „FRK speziel – Zum Tod von Jerry Lee Lewis“
Heute: Ben Berlin
Ben Berlin, der dritte Hauskapellmeister der Grammophon, hatte wohl von allen dort fest beschäftigten Orchesterleitern die meisten Jazzambitionen. Geboren wurde er in Estland unter dem Namen Hermann Bick. Von 1928 bis 1931 stand er bei der Deutschen Grammophon als festangestellter Kapellmeister unter Vertrag. Im Gegensatz zu den drei andern Hauskapellmeistern, die Geiger waren, war sein Instrument das Klavier. Er galt als guter Jazzpianist, der auch vom oft recht kritischen Horst H. Lange in seinem Standardwerk „Jazz in Deutschland“ (Colloquium-Verlag, Berlin, 1966) lobend herausgestellt wird. Lange bedauert allerdings die große Zahl seiner kommerziellen Aufnahmen von Tagesschlagern - von reinem Jazz konnte allerdings selbst in den jazzverrückten 20er Jahren nur eine Handvoll Glücklicher ihr Leben bestreiten. Jedenfalls spricht auch die Orchesterbesetzung für ernsthafte Jazzambitionen: Der Formation gehörten hervorragende Solisten an, so z.B. Louis de Vries (tp), Robby Zillner und Henry van den Bossche (tb), Franz Thon, Paul Romby, Teddy Kline und Billy Barton (cl, saxes), Jack de Vries und René Weiß (bb), Charlie Schäfer (dr) und Kurt Engel (xyl). Im Streichersatz findet sich interessanterweise der bekannte Refrainsänger Leo Monosson wieder. Sein musikalischer Werdegang führte Hermann Bick, der am 23.9.1896 in Reval (heute Tallin) in Estland zur Welt kam, schon als Kind Klavierunterricht erhielt und bereits als Jugendlicher als Pianist tätig war, nach seinem Schulabschluß 1913 ans St. Petersburger Konservatorium, das er 1919 als Doktor mit drei Diplomen verließ - in den Fächern Klavierspiel, Komposition und Dirigat. Am Konservatorium lernte er vermutlich auch seine spätere Frau Vera kennen, die ebenfalls Klavierspiel und Komposition studierte. Bis Mitte der 20er Jahre trat das Ehepaar zusammen bei klassischen Konzerten auf und brachte auch eigene Kompositionen zum Vortrag. 1925 folgte der Umzug nach Berlin. Weil die Karriere im klassischen Fach nur schleppend vorwärtsging, wandte sich Dr. Bick der modernen Tanz- und Unterhaltungsmusik zu, deren Mekka damals Berlin war. Ab 1926 war er als Pianist und Arrangeur bei der Vox-Schallplatte beschäftigt, avancierte zum künstlerischen Direktor und begleitete häufig den Geiger Georges Boulanger, dessen Plattenaufnahmen er auch orchestrierte. Etwa im Juli 1928 wechselte er mit einem neugegründeten Orchester zur Grammophon, für die er vorher schon Klaviereinspielungen gemacht hatte, und legte sich den Künstlernamen „Ben Berlin“ zu. Zwischen 1929 und 1931 war das Orchester die Formation in den Reihen der Grammophon-Hauskapellen, die am meisten vom Jazz verstand und umsetzen konnte. Selbst unter allen deutschen Tanzorchestern dürfte die Kapelle in dieser Zeit, in der das Publikum (auch schon zur Ablenkung von der Wirtschaftskrise) eher gebändigte Tanzorchesterklänge als Hotnummern verlangte, einen vorderen Rang eingenommen haben, was den Jazz angeht. Neben wenigen deutschen Konkurrenten konnten wohl nur ausländische Orchester, die in Deutschland gastierten, Ben Berlin in dieser Hinsicht das Wasser reichen. Ben Berlins Vertrag mit der Grammophon wurde in der Wirtschaftskrise 1931 nicht verlängert. Kurz vor dem Ende seiner Tätigkeit dort nahm das Orchester noch Filmschlager auf, die es auch beim Auftritt im Film selbst („Ihre Majestät, die Liebe“, 1931) vorgetragen hatte. Einen davon bringen wir zum Abschluß der Sendung, gleichzeitig eine der letzten von Ben Berlin für die Grammophon eingespielten Platten. 1933 verließ Ben Berlin Deutschland - er war Jude, so wie seine Vorgänger als Hauskapellmeister bei der Grammophon auch. Über Holland und Österreich ging er nach Paris, 1935 gelang ihm der Sprung über den Ärmelkanal. Die BBC, der Britische Rundfunk in London, stellte ihn als Leiter für Musiksendungen an. Auch als Komponist betätigte er sich in England weiter, allerdings unter seinem richtigen Namen. 1944 starb er in England. In der Sendung hören Sie einen Querschnitt durch das Schaffen von Ben Berlin als Grammophon-Hauskapellmeister. Auch in dieser Ausgabe haben Sie die Gelegenheit, zwei Versionen desselben Titels im Vergleich zu studieren: Den Tonfilmschlager „Bin kein Hauptmann, bin kein großes Tier“ nahm das Orchester mehrfach, instrumental und mit unterschiedlichem Refraingesang, auf. Wir stellen zwei Fassungen gegenüber, die auch einen Blick auf die Aufnahmetechnik der damaligen Zeit erlauben.
Durch die Sendung begleitet Sie Thomas A. Sosna.
Wir bringen:
Ohne Tränen gibt’s keine Liebe
Meine drei Cousinen
Refraingesang: Two Jazzers
ca. April ‘29
Broadway Melody
The Wedding Of The Painted Doll
ca. Juli’29
Liebling, wie ist dein Name, die Adresse und dein Telephon?
Wenn ich die blonde Inge
Refraingesang: unbekannt
ca. August ’29
Sieben Sterne hat der große Bär (Abraham) Bin kein Hauptmann, bin kein großes Tier (Abraham) beide a.d. Tonfilm „Melodie des Herzens“
(instrumental)
ca. Januar ‘30
Bin kein Hauptmann, bin kein großes Tier (Abraham) a.d. Tonfilm „Melodie des Herzens“
Refraingesang: Two Jazzers
ca. Januar ‘30
Ich bin die fesche Lola (Hollaender)
a.d. Tonfilm „Der blaue Engel“
Refraingesang: Frieda Weber-Fleßburg
ca. Februar ‘30
Veronika, der Lenz ist da (Rotter - Jurmann) Ein Solitär in schlanken Frauenhänden
Refraingesang: John Hendrik
ca. März ‘30
Hallo, du süße Frau (W. R. Heymann)
Ein Freund, ein guter Freund (W. R. Heymann) a.d. Tonfilm „Die drei von der Tankstelle“
Refraingesang: Leo Monosson
ca. August ‘30
Liebling, mein Herz läßt dich grüßen (W. R. Heymann) Erst kommt ein großes Fragezeichen (W. R. Heymann) beide a.d. Tonfilm „Die drei von der Tankstelle“
Refraingesang: Leo Monosson
ca. August ‘30
Ich denk’ an Mädi die ganze Nacht
a.d. Tonfilm „Ihre Majestät, die Liebe“
Dezember ‘30 oder Januar ‘31
Aufnahmeort sämtlicher Platten ist Berlin.
„Wer soll das alles lesen?“ Obwohl bei der diesjährigen Frankfurter Buchmesse – nach zwei Jahren Zwangspause – deutlich weniger Aussteller vertreten waren als früher, kann man sich als unbedarfter Besucher dennoch diese Frage stellen. 4000 Verlage aus fast 100 Ländern präsentierten Zehntausende von Neuerscheinungen, die um die Gunst des lesenden (und kaufenden) Publikums buhlen. Sich einen Überblick zu verschaffen, ist ziemlich unmöglich; selbst altgediente Buchmessen-Veteranen bekommen jedes Jahr nur einen Ausschnitt dessen mit, was sich auf der größten Bücherschau der Welt so alles tut. Dennoch hat sich die zuständige FRK-Redaktion ins Getümmel gestürzt und diverse Interviews mit Verlegern und weiteren Ausstellern geführt. In der heutigen Sendung gibt’s einige davon zu hören – u.a. mit dem Karl-May-Verlag und mit dem Gründer der Webseite „Verbrannte Orte“, die die Bücherverbrennungen der Nazis 1933 dokumentiert. Außerdem in der Sendung: Ein Buchpreisträger und ein russischer Satiriker (ja, sowas gibt’s tatsächlich!).
Endlich wieder Kabarett! Nach zwei Jahren Zwangspause fand in diesem Jahr das „Sommer im Park“-Festival in Vellmar wieder statt – und man hatte das Gefühl, es wäre alles wie früher und es hätte nie eine seuchenbedingte Unterbrechung gegeben. Das Publikum strömte in Massen (jedenfalls zu vielen der Veranstaltungen); die Künstler präsentierten ihre aktuellen Programme. Die Begeisterung unter den Kabarett-Fans war groß – auch als Christian Ehring, bekannt aus diversen TV-Formaten und einer der Topstars der Kabarettszene, die Bühne im Zelt betrat.
Hannes Zellhofer aka. Distance Project brachte 2020 zur Covid-19-Pandemie die EP Social Distancing heraus und ging danach einen „langen Weg nach Hause“ ins Jahr 2022 – und ins Radio.
Gerda und Ulrik Neumann, Folge 2/3
Auch in der zweiten Folge bleiben wir in der „klassischen“ Zeit der Schallplattenkarriere der Geschwister Neumann. Eine ausführlichere Betrachtung ihres Werdegangs und des Zeitumfelds finden Interessierte auf unserer Internetseite im Eintrag von vor zwei Wochen. Kurz wiederholt sei hier, daß Gerda 1915 in Kopenhagen geboren war, Ulrik 1918. Beide waren Kinder des Kapellmeisters Holger Prehn und der Schauspielerin Astrid Neumann. Gerda kam bereits 1947 bei einem Flugzeugabsturz in Kopenhagen um. Ulrik arbeitete zunächst mit anderen Musikern zusammen und trat später mit seiner Tochter in musikalisch ähnlicher Weise auf wie Jahrzehnte zuvor mit seiner Schwester. Er lebte bis 1994.
Die zweite Folge behandelt den Zeitraum von November 1941 bis zum Januar 1943 und bringt ausschließlich Aufnahmen des dänischen Marktführers Tono, für den die Geschwister in dieser Zeit exklusiv verpflichtet waren. Auch hier spürt man die trotz deutscher Besatzung weiterhin herrschende künstlerische Freiheit in Dänemark - es konnte praktisch alles aufgenommen werden, was in Deutschland unter die Rubrik „Feindstaatenmusik“ gefallen wäre. Freunde des Funkwesens seien noch auf eine in dieser Sendung enthaltene Rundfunkparodie verwiesen - ein in der großen Zeit des Radios gern bedientes Sujet.
Am Mikrophon: Peter Michael.
Kunst, die auf Gegenwart zielt, hat unweigerlich mit den teilweise ziemlich vergifteten Verhältnissen von Kunst, Politik und Gesellschaft zu tun. Vor diesem Hintergrund erkunden die Gespräche die frühen Verstrickungen der documenta, sie stellen aber auch die Frage, wie sich Gegenwartskunst in der heutigen Welt globaler Konfliktlagen positioniert. Was kann und soll die Kunst angesichts von Pandemie und Krieg?
Die Veranstaltungsreihe „Vergiftete Verhältnisse“, organisiert vom documenta-Institut unter der Leitung von Prof. Heinz Bude in Kooperation mit der Uni Kassel, präsentierte parallel zur documenta Gespräche und Interviews zu aktuellen künstlerischen und kulturpolitischen Fragen der Zeit.
Im Gespräch, das wir heute senden, debattieren David van Reybrouck und Heinz Bude über „Indonesien und die Geburt der globalen Moderne“; Die Aufnahme stammt vom 13. September 2022.
Rundfunkfolien von Radio Hilversum, 1943
Auf einem französischen Dorfflohmarkt fand unser Kollege im Jahr 2000 einen kleinen Stapel 30-cm-Glas-Gelatine-Schallfolien, die er interessiert mitnahm.
Unter Überklebern mit französischen Phantasietiteln fand sich die wahre Herkunft dieser Folien, nämlich das von der damaligen deutschen Besatzungsmacht kontrollierte und als NS-Propagandasender betriebene Radio Hilversum in Holland.
Wie die Aufnahmen nach Frankreich kamen, bleibt rätselhaft.
Radio Hilversum II wurde am 13. März 1941 in den Propagandasender „Nederlandsche Omroep“ umgewandelt, der Holland mit NS-Propaganda berieseln sollte. Am 1. Juli ‘43 wechselte der Auftrag erneut - nun wurde die Station der Senderkette des deutschen Europasenders angeschlossen und machte fortan als Sender „Calais II“ englischsprachige Propaganda für Großbritannien. Um einen weltläufigen Eindruck zu machen und die Hörer zu halten, die auf der Skala einen interessanten Sender suchten, wurde Swingmusik auf internationalem Niveau geboten. Dazu wurden die Spitzen-Swingbands der holländischen Szene „engagiert“.
Das 1941 beim Reichsrundfunk eingeführte Tonband kam erst nach und nach an den Sendern im von Deutschland besetzten Europa zum Einsatz (in Hilversum 1944). Also wurden im Jahre 1943 noch in bewährter Manier Folien geschnitten, zumindest von den Zwischenmusiken, die zur Übernahme der Sendungen von Radio Luxemburg dienten.
Weitere derartige Aufnahmen auf Folien aus dieser Zeit sind auch in der diskographischen Literatur erwähnt.
Durch die Sendung begleiten Sie Peter Michael und Michael Rolf.
Erstausstrahlung: 26. Juli 2000.
Die Wirtschaftsjunioren Kassel und die IHK Kassel-Marburg gehen auf Sendung im Freien Radio Kassel. Viola Pawelczyk, Vorstandsmitglied der Wirtschaftsjunioren und Unternehmensberaterin, und Miriam Postlep, Projektreferentin Unternehmensnachfolge bei der IHK, tauschen sich jeden letzten Freitag im Monat um 17 Uhr darüber aus, wie der Weg in die Selbstständigkeit gelingen kann und was Gründerinnen und Gründer gerade bewegt oder laden Gäste aus der Wirtschaft in Nordhessen zum Interview ein. Die Premieren-Folge wird, quasi außer der Reihe, am 14.Oktober ausgestrahlt.
Am vergangenen erhielt die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy im Opernhaus des Staatstheaters Kassel den mit 10.000 Euro dotierten Bürgerpreis „Das Glas der Vernunft“.
„Wir werden den Preis einer Visionärin übergeben, die ins Herz der Kolonialgeschichte vorgestoßen ist und gleichzeitig Wege aufgezeigt hat, kulturelle Beziehungen auf Augenhöhe zu leben“, sagte Bernd Leifeld, Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde und Förderer dieses Preises. Bénédicte Savoy ist Leiterin des Fachgebiets Kunstgeschichte der Moderne an der Technischen Universität Berlin; das Time Magazine zählte sie zu den einflußreichsten Persönlichkeiten des Jahres 2021 weltweit. Vorstand und Kuratorium würdigen, daß sie wissenschaftliche Forschung und kulturpolitisches Handeln verbindet.
Bénédicte Savoy, die in Berlin lehrt, hatte dem Humboldt-Forum 2017 einen Mangel an Provenienzforschung, Transparenz und Autonomie vorgeworfen und war aus dem Expertenbeirat des Forums ausgetreten. Die von ihr ausgelöste öffentliche Diskussion über koloniale Raubkunst schlug hohe Wellen – und sie zeigt erste Wirkung: Frankreich gibt 26 Schätze an die Republik Benin zurück und die Bundesrepublik will in diesem Jahr Bronzen nach Nigeria restituieren. Bénédicte Savoy habe gegen erhebliche Widerstände den Finger in die Wunde des oft verschwiegenen oder verharmlosten Kunstraubs in der Kolonialzeit gelegt und als Wissenschaftlerin eine Diskussion geprägt, die den Umgang der Museen, auch der in Deutschland, mit ihren Beständen aus der Kolonialzeit verändern werde, so Leifeld. Sie bringe damit ein überfälliges Umdenken im Umgang mit den eigenen kolonialen Geschichten maßgeblich voran. Geraubte Kulturgüter, die in einem Museum stehen, seien weit mehr als ein geraubtes Objekt. An und mit ihnen konnten sich Menschen zusammenfinden und weiterentwickeln. Durch koloniale Beutezüge wurde ihnen die Möglichkeit entzogen, ihre Kulturen zu leben. Bénédicte Savoy setzt sich mit großem Engagement dafür ein, dass diese Kulturen nicht nur anerkannt, sondern mit den Objekten sichtbar gemacht werden.
Vorstand und Kuratorium des Kasseler Bürgerpreises würdigen Bénédicte Savoy für ihren kulturpolitischen Aufbruch. Laudatoren bei der Preisverleihung im Staatstheater waren der Journalist Stefan Kolderhoff und die Kunstwissenschaftlerin und Kuratorin Mahret Ifeoma Kupka. Für die musikalische Begleitung sorgte Laye Mansa.
Lang, allzu lang war die Zeit: Seit Juni dieses Jahres wurde unser traditioneller Kabarett-Sendeplatz durch diverse documenta-Beiträge requiriert. Die Kabarett-Fans wurden allmählich unruhig – aber nun ist die Wartezeit vorbei: Ab sofort gibt’s wieder regelmäßig Kabarett-Mitschnitte im FRK. Beginnen werden wir mit den Aufzeichnungen vom diesjährigen „Sommer im Park“-Festival in Vellmar. Und wer ist am besten geeignet, die Reihe zu starten? Natürlich unser alter Freund Urban Priol, der während seines Auftritts im Juni im Festzelt beim Publikum – wie üblich – Begeisterungsstürme auslöste.
Zum 65. Todestag von Ralph Benatzky
Einer der bedeutendsten Komponisten und Textdichter aus dem deutschsprachigen Raum der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts starb am 16. Oktober vor 65 Jahren: Ralph Benatzky.
Geboren als Rudolf Josef Franz Benatzky am 5. Juni 1884 in Mährisch Budwitz - einer der vielen Kleinstädte im deutschsprachigen Raum der k.u.k. Monarchie rund um Brünn und Znaim, die der Volksmund ob ihrer Trostlosigkeit kollektiv „Mährisch Selbstmord“ zu nennen pflegte -, schlug Benatzky zunächst die Laufbahn eines Berufsoffiziers ein. 1909 als Leutnant krankheitshalber in den Ruhestand versetzt, studierte er in Wien, Prag und München Germanistik, Philosophie und Musik, u.a. bei Antonín Dvorák und Felix Mottl, und promovierte bereits 1910 in Wien zum Dr. phil. - mit seiner Arbeit „Goethe und das Volkslied“.
Schon in dieser Zeit wurden Chansons aus seiner Feder in Kabaretts aufgeführt. Er legte sich den Künstlervornamen Ralph zu. 1916 gelang ihm ein erster überragender Erfolg in Wien mit der Operette „Liebe im Schnee“, die er, wie viele seiner Werke, später zumindest teilweise wiederverwandte. (Daher, aber vor allem auch wegen der Ausnutzung der Arbeit anderer Autoren unter seinem Namen, selbst so berühmter Komponisten wie des zeitweise hochverschuldeten Eduard Künneke, erhielt er im Kollegenkreis den Spitznamen „Benutzky“.) Ab 1924 arbeitete Benatzky an Revuen in Berlin, wohin er 1927 übersiedelte. Höhepunkt war 1930 das „Weiße Rößl“, bis heute seine bekannteste Schöpfung. Trotz Vertragsstreitigkeiten mit Impresario Erik Charell, der dem an der Operette arbeitenden Autorenkollektiv immer wieder in Gestaltung und Aufgabenverteilung hineinredete, brachte dieses Werk soviel Tantiemen ein, daß Benatzky sich eine Villa im schweizerischen Thun kaufen konnte. Schon 1932, also noch vor der „Machtergreifung“ der NSDAP, zog er sich, angeekelt von der immer weiter fortschreitenden Faschisierung Deutschlands, mit seiner dritten Frau dorthin zurück. Er arbeitete nun wieder für die Wiener Bühnen und verhalf mit seinem musikalischen Lustspiel „Axel an der Himmelstür“ 1936 der bis dahin außerhalb Schwedens unbekannten Revuesängerin Zarah Leander zum Durchbruch im deutschsprachigen Raum und im weiteren Europa. 1938 folgte er einem Ruf nach Hollywood, kündigte seinen ruinösen Vertrag mit der MGM aber bald wieder. Da die Schweiz ihm die Einbürgerung verweigerte, ging er 1940 endültig in die USA, wo er englischsprachige Libretti ins Deutsche übertrug, u.a. Gershwins „Porgy and Bess“. 1948 ging er nach Zürich, 1953 erschien sein autobiographischer Roman „In Dur und Moll“. Auf eigenen Wunsch wurde er in St. Wolfgang, dem Spielort seiner erfolgreichsten Operette, zu Grabe getragen.
Durch eine Stunde mit Plattenaufnahmen von Kompositionen Ralph Benatzkys aus der Zeit von 1925 bis 1937 führt Thomas Sosna.
War er nun ein großer Country-Sänger oder doch nur der “amerikanische Heino”? Die Ansichten über John Denver gehen auch etliche Jahre nach seinen Tod weit auseinander. Country-Ikone Charlie Rich hatte sich bereits 1975 sein Urteil gebildet: Bei der CMA-Preisverleihung sollte er John Denver als Gewinner des Awards für den „Entertainer des Jahres“ verkünden – er verbrannte den Umschlag mit Denvers Namen auf offener Bühne.
Egal ob Country oder nicht: John Denver gehört zu den fünf kommerziell erfolgreichsten Solo-Interpreten aller Zeiten und aller Musikstile. Daher würdigen wir ihn anläßlich seines 25. Todestags mit zwei Sendungen der „Country Classics“ – denn zumindest einige seiner schönsten Songs wie „Back Home Again“ oder „Rocky Mountain High“ kann man ohne Einschränkungen ins Country-Regal einsortieren. Und die unverwüstlichen „Country Roads“ gehören ja nun mit absoluter Sicherheit zu den populärsten Country-Hymnen überhaupt.
In der heutigen zweiten Folge unseres Specials befassen wir uns mit der Phase seines größten kommerziellen Erfolgs, also mit den Jahren 1973-1975. Zufällig war das auch die Zeit, in der er sich mit Songs wie „Thank God I’m A Country Boy“ oder „Matthew“ stark in Richtung Country orientierte.
Gerda und Ulrik Neumann (1/3)
Bekannt sein dürfte der dänische Schauspieler, Komponist, Gitarrist und Sänger Ulrik Neumann (1918 - 1994) noch etlichen Hörern durch seine Auftritte aus den 60er Jahren und später. Heute noch hört man gelegentlich im Radio „Präpositionen“, ein deutsch gesungenes, nicht ganz ernstzunehmendes aber letztlich doch treffendes Lied über die Schwierigkeiten der deutschen Grammatik. Mit seiner Tochter Ulla knüpfte Ulrik Neumann musikalisch - leicht modernisiert - damit an das an, was 1947 mit einem Flugzeugabsturz und dem durch diesen verursachten Tod seiner Schwester Gerda geendet hatte.
Wir beleuchten die „klassische“ Schallplattenkarriere Neumanns, also die mit seiner Schwester. Das Duo firmierte in dieser Periode auf den Etiketten als „Gerda og Ulrik Neumann“. Erste Gesangsplatten Gerda Neumanns waren 1935 erschienen, im Jahre darauf hatte ihr Bruder Ulrik bei einer Schallplattensitzung mit Arthur Young in Kopenhagen als Sideman an der Gitarre mitgewirkt.
Als „Gerda and Ulrik Newman“ machten beide im August 1939 in Hilversum für die holländische Decca einige Testaufnahmen, die aber nie erschienen, ebensowenig wie die Ergebnisse einer Stockholmer Sitzung mit Charles Redlands Orchester vom März 1940.
Die erste Platte des Duos, die es in die Läden schaffte, brachte zwei im Mai 1940 aufgenommene Titel, mit denen wir die Sendung beginnen. Da war Dänemark seit einem Monat von deutschen Truppen besetzt. Doch die dänischen Künstler genossen offenbar selbst unter der deutschen Besatzung alle Freiheiten, auch was die Einspielung der neuesten angloamerikanischen Titel anging. Dies zeigt sich bei dänischen Platten der Kriegszeit durchweg. Dänemark war für Hitlers Reich als Rüstungs- und Lebensmittellieferant und als Korridor zum ebenfalls besetzten Norwegen und zu den schwedischen Erzbahnen äußerst kriegswichtig, so daß die deutsche Führung das dänische Volk nicht mit offensichtlichen Zwangsmaßnahmen gegen sich aufbringen wollte. Eine Platte mit Gerda Neumann als Refrainsängerin erschien immerhin auch offiziell in Deutschland auf Electrola. Die übrigen mußte sich der deutsche Swingfan entweder von Besatzungssoldaten in Dänemark „organisieren“ lassen - oder, was tatsächlich hin und wieder geschah, über einen findigen Plattenhändler direkt aus dem deutschen Preßwerk bestellen, in dem die Produktion für den Export nach Skandinavien lief - oder „natürlich“ am Schwarzmarkt erwerben.
Im Laufe der ersten Folge werden wir bis zum Dezember 1941 vordringen.
Am Mikrophon: Peter Michael.
Asja, eine europäische Freiwillige, erzählt von ihrem Freiwilligendienst in Kassel, und Isabella aus Kassel berichtet von einem internationalen Tanz- und Theaterprojekt, das im Sommer 2022 mit 60 Jugendlichen aus Italien, Polen, Spanien, Griechenland und Deutschland in Kassel stattgefunden hat.
Eine Sendung des Kommunalen Jugendbildungswerks Kassel.
Der Kunst- und Kulturbetrieb ist ein Krisenherd: Ausgerechnet dort, wo künstlerische Positionen, Wissen und Identitäten ausgehandelt und vermittelt werden, bricht sich seit einigen Jahren ein besonders polarisierter Meinungsstreit über Rassismus und Antisemitismus bahn, der die Komplexität mehrdimensionaler Identitäten verkennt. Rund um internationale Kulturveranstaltungen werden erbitterte Auseinandersetzungen geführt zwischen Vertretern postkolonialer, rassismuskritischer Positionen und Palästina-Solidarität auf der einen und Vertretern von Antisemitismuskritik und Israel-Solidarität auf der anderen Seite.
Rund um die documenta 15 in Kassel hat sich dieser Konflikt zuletzt wie unter einem Brennglas gezeigt. Trotz monatelanger Debatten im Vorfeld der Eröffnung ist es nicht gelungen, sich einen Weg durch das Spannungsfeld zwischen Kunstfreiheit und offensichtlich antisemitischen Darstellungen zu bahnen.
Mitschnitt einer Veranstaltung der Anne-Frank-Stiftung in der Universität Frankfurt vom 22. September 2022.
Gäste:
Hito Steyerl (Filmemacherin, Autorin & Videokünstlerin)
Nele Pollatschek (Autorin)
Julia Yael Alfandari (Leitung Politische Bildung, Bildungsstätte Anne Frank)
Moderation: René Aguigah (Deutschlandfunk)
Kunst, die auf Gegenwart zielt, hat unweigerlich mit den teilweise ziemlich vergifteten Verhältnissen von Kunst, Politik und Gesellschaft zu tun. Vor diesem Hintergrund erkunden die Gespräche die frühen Verstrickungen der documenta, sie stellen aber auch die Frage, wie sich Gegenwartskunst in der heutigen Welt globaler Konfliktlagen positioniert. Was kann und soll die Kunst angesichts von Pandemie und Krieg?
Die Veranstaltungsreihe „Vergiftete Verhältnisse“, organisiert vom documenta-Institut unter der Leitung von Prof. Heinz Bude in Kooperation mit der Uni Kassel, präsentiert parallel zur documenta Gespräche und Interviews zu aktuellen künstlerischen und kulturpolitischen Fragen der Zeit.
Im Gespräch das wir heute senden, debattieren Heinz Bude und der legendäre Erfinder der „documenta-Besucherschule“, Bazon Brock, über „Kunst als das Andere der Kultur“. Die Aufnahme stammt vom 30. August 2022.
War er nun ein großer Country-Sänger oder doch nur der “amerikanische Heino”? Die Ansichten über John Denver gehen auch etliche Jahre nach seinen Tod weit auseinander. Country-Ikone Charlie Rich hatte sich bereits 1975 sein Urteil gebildet: Bei der CMA-Preisverleihung sollte er John Denver als Gewinner des Awards für den „Entertainer des Jahres“ verkünden – er verbrannte den Umschlag mit Denvers Namen auf offener Bühne.
Egal ob Country oder nicht: John Denver gehört zu den fünf kommerziell erfolgreichsten Solo-Interpreten aller Zeiten und aller Musikstile. Daher würdigen wir ihn anläßlich seines 25. Todestags mit zwei Sendungen der „Country Classics“ – denn zumindest einige seiner schönsten Songs wie „Back Home Again“ oder „Rocky Mountain High“ kann man ohne Einschränkungen ins Country-Regal einsortieren. Und die unverwüstlichen „Country Roads“ gehören ja nun mit absoluter Sicherheit zu den populärsten Country-Hymnen überhaupt.
Wie überall im Leben hat die Digitalisierung auch vor der Musik längst keinen Halt gemacht. In einer dreiteiligen Programmreihe begibt sich Moderatorin Anna Todorova, selbst freiberufliche Pianistin, auf die Spuren der Zusammenhänge zwischen Musik, Bits und Bytes: Welche Rolle spielen Neuen Medien, wenn es um die Aufführung der Musik von Bach, Mozart, Brahms und Co. geht? Welche Auswirkungen haben Plattformen wie Social-Media-Dienste auf den Konzert- und Unterrichtsbereich? Und wie weit können digitale Angebote beitragen, die Klassische Musik zugänglicher für alle zu machen? Moderation: Anna Todorova
Am Sonntag ging die documenta fifteen offiziell zu Ende – und damit endet eigentlich auch unsere Sendereihe „Zwischenzeitlich documenta“, die wir als Medienpartner der documenta während der 100 Tage ausgestrahlt haben. Die Betonung liegt hier auf „eigentlich“ – tatsächlich werden wir die Reihe fortsetzen. Zum einen haben wir noch reichlich Material zum Thema, das noch nicht gesendet wurde, zum anderen wollen wir, mit einer gewissen zeitlichen Distanz, in verschiedenen Interviews einen Rückblick auf diese ganz besondere documenta-Ausgabe wagen und unterschiedliche Perspektiven auf die Ereignisse dieses Sommers beleuchten. Die Interview-Reihe startet demnächst auf diesem Sendeplatz.
Einstweilen blicken wir aber in der heutigen Sendung nochmals auf das finale documenta-Wochenende zurück. Wir haben einige Gespräche mit Künstlern im Angebot und dokumentieren die Abschlußveranstaltung auf dem Friedrichsplatz am Sonntag abend. Außerdem stellen wir das kürzlich erschienene Buch „Jo, die kleine Eichel“ vor, das Kindern einen Einblick in die Bedeutung und die Geschichte der documenta ermöglicht.
Kunst, die auf Gegenwart zielt, hat unweigerlich mit den teilweise ziemlich vergifteten Verhältnissen von Kunst, Politik und Gesellschaft zu tun. Vor diesem Hintergrund erkunden die Gespräche die frühen Verstrickungen der documenta, sie stellen aber auch die Frage, wie sich Gegenwartskunst in der heutigen Welt globaler Konfliktlagen positioniert. Was kann und soll die Kunst angesichts von Pandemie und Krieg?
Die Veranstaltungsreihe „Vergiftete Verhältnisse“, organisiert vom documenta-Institut unter der Leitung von Prof. Heinz Bude in Kooperation mit der Uni Kassel, präsentiert parallel zur documenta Gespräche und Interviews zu aktuellen künstlerischen und kulturpolitischen Fragen der Zeit.
Im Gespräch das wir heute senden, debattieren Heinz Bude und Robert Misik über „Linke Kunst“. Die Aufnahme stammt vom 23. August 2022.
Zum Tag der offenen Tür anläßlich des 125. Jubiläums der KVG am Montag sendet das Freie Radio Kassel einen Tag vorher, am Sonntag, dem 2.10.22, um 17 Uhr das Hörspiel „Die Große Kasseler Straßenbahn”. Es handelt sich um eine Produktion der Volkshochschule Kassel aus der ersten Hälfte der 70er Jahre. Es ist ein kleines Hörspiel rund um die „Große Kasseler Straßenbahn” - treffende Alltagsbeobachtung. Es spiegelt Stimmungen, vom verkaterten Morgen im Depot bis zum Streit in der Bahn, Alltagssorgen, -freuden und -träume der Menschen, die die Straßenbahn, wichtige Verkehrsader der kleinen Großstadt Kassel, am Laufen halten oder sie benutzen. Fast fünfzig Jahre nach seiner Entstehung ist es zu einer kleinen Zeitreise in eine versunkene Welt geworden, in eine weniger hektische zumal. Auch wenn bei der Klanggüte Abstriche gemacht werden müssen, da das Originalband durch Alterung Qualitätseinbußen erlitten hat, werden gewiß auch Sie, liebe Hörer, unsere Freude über die Hebung dieses kleinen Schatzes teilen. Er macht einen unmittelbaren Bezug der damaligen Hörspielschaffenden zu ihrer Stadt hörbar - und zu einem für viele täglich erlebbaren und dennoch oder gerade deswegen unbeachteten, vergessenen Teil ihrer Arbeitswelt.
Vor dem Hörspiel erzählt einer der Beteiligten von damals, Rainer Frisch, lange Jahre im Vorstand des Freien Radios Kassel und Mitgestalter der Sendungen „Arbeitswelt“ sowie „Magic Moments“, in einem Interview von der damaligen Produktion, für die sogar extra eine Orchestereinspielung stattfand.
Das Hörspiel vermittelt nicht nur eine gehörige Portion Kasseler Lokalkolorit, sondern auch Einblicke in einen Alltagsgegenstand, der sich in rund 50 Jahren so schleichend verändert hat, daß man es erst in der Rückschau bemerkt. Vielleicht hören ja auch einige „alte Fahrensleute“, Angehörige des Betriebsdienstes oder Putzfrauen der KVG, die in dem Spiel dargestellt sind, die Übertragung an und sagen: „Ja, so war es damals!“
An die Hörer und alle Interessierten folgt hier der Aufruf, selbst einmal in verstaubten Schubladen zu kramen und vielleicht auch weitere Hörspiele zutage zu fördern, die z.B. mit Schulen, an der Universität oder vielleicht ebenfalls an der vhs entstanden sein können. Ein direkter Bezug zu Kassel ist nicht Bedingung, wird aber wohlwollend zur Kenntnis genommen.
Das Tanzorchester Fred Bird, Folge 3
In der dritten Folge über Felix Lehmann geht es um Platten aus der Zeit der Konjunktur. Die Mark war stabilisiert, bescheidener Wohlstand schimmerte im bis 1924 von der Inflation gebeutelten Deutschen Reich auf. Es sah nun so aus, als wäre das Schlimmste überstanden, auch wenn noch im Frühjahr Kommunisten und Nazis sich in Berlin Straßenschlachten geliefert hatten. Auch die bisher komplett Abgehängten konnten zumindest leicht aufatmen: Erstmals gab es ab Juli 1927 einen wirklichen Anspruch auf - wenn auch nicht viel - Arbeitslosengeld.
Für die Plattenindustrie waren es fette Jahre. Dutzende Firmen warfen tausendfach neue Schlager auf den Markt.
Einer der Nutznießer der Tanzwut und des Plattenbooms war die Homophon GmbH mit ihrer Marke Homocord, für die Felix Lehmann unter verschiedenen Pseudonymen aufnahm - Salonmusik als „Félix Lemeau“, Tagesschlager und Tanzplatten als „Fred Bird“ - diese Bezeichnung war sein bekanntester Deckname -, Platten mit stärker amerikanisch anmuten sollender Prägung (was jedoch leider nur selten gelang) als „Jim Clensh“ und „Herry Head“.
Über Lehmann weiß die Literatur fast nichts. Seine Herkunft und Ausbildung sowie sein Privatleben liegen komplett im dunkeln. Soweit bekannt, war er Pianist und/ oder Geiger. 1882 in Berlin geboren, trat er 1924 aus dem Schatten der Geschichte in die Studios der Homophon, als er begann, eine ihrer Hauskapellen zu leiten. Bei der Schallplatte sollte er bis 1937 bleiben, danach verliert sich seine diskographische Spur wieder. Bis in die 50er Jahre war er in den Gelben Seiten von Berlin als Berufsmusiker aufgeführt. 1975 starb er ebendort.
Durch eine Auswahl an Aufnahmen von „Fred Bird“ aus der Zeit von August ’27 bis Mai ’28 begleitet Sie Thomas Sosna.
Die vorläufig letzte ausführliche Freitagsausgabe von „Zwischenzeitlich documenta“ bietet wieder ein vielfältiges Angebot an Themen rund um die zu Ende gehende Weltkunstschau. Wir waren in Frankfurt bei der Diskussionsveranstaltung „Kunst und Kontext – Antisemitismuskritik und Postkolonialismus“ und haben am Rande der Veranstaltung mit Meron Mendel von der Bildungsstätte Anne Frank über seine documenta-Bilanz angesichts der heftigen Debatten der letzten Zeit gesprochen.
Das Kollektiv Fehras Publishing Practices stellt auf der documenta fifteen die Arbeit „The Borrowd Faces No 2“, im Standort Hafenstraße, aus. Als Personen ähnlich kultureller, aber unterschiedlich akademischer Hintergründe, untersuchen sie die soziokulturellen und geopolitischen Verflechtungen von Literatur und die Art ihrer Veröffentlichung im östlichen Mittelmeerraum, Nord Afrika und der Arabischen Diaspora. „The Borrowed Faces Nr. 2“ stellt diese Komplexität in der Zeit der 60er Jahre, zur Zeit des kalten Krieges, in Form einer fiktiven Fotonovelle dar. Mittels einer selbstinszenierten Dramaturgie soll den BetrachterInnen das Thema nahe gebracht werden und legt Parallelen zur heutigen Zeit offen. Wir haben mit dem Künstlerkollektiv gesprochen.
Außerdem in der Sendung: Gedanken zur Frage der Beziehung zwischen Kunst und Sozialer Arbeit.
Kunst, die auf Gegenwart zielt, hat unweigerlich mit den teilweise ziemlich vergifteten Verhältnissen von Kunst, Politik und Gesellschaft zu tun. Vor diesem Hintergrund erkunden die Gespräche die frühen Verstrickungen der documenta, sie stellen aber auch die Frage, wie sich Gegenwartskunst in der heutigen Welt globaler Konfliktlagen positioniert. Was kann und soll die Kunst angesichts von Pandemie und Krieg?
Die Veranstaltungsreihe „Vergiftete Verhältnisse“, organisiert vom documenta-Institut unter der Leitung von Prof. Heinz Bude in Kooperation mit der Uni Kassel, präsentiert parallel zur documenta Gespräche und Interviews zu aktuellen künstlerischen und kulturpolitischen Fragen der Zeit.
Im Gespräch das wir heute senden, debattieren Heinz Bude und Aladin El-Mafaalani über „Das Integrationsparadox“. Die Aufnahme stammt vom 5. Juli 2022.
Ohne „Nachhaltigkeit“ geht heute gar nichts – jedenfalls verfestigt sich dieser Eindruck immer mehr. Überall wird, motiviert auch durch Phänomene wie den Klimawandel, auf Nachhaltigkeit und ökologische Belange Wert gelegt. So auch auf der documenta. Bereits lange vor Beginn der Ausstellung wurden entsprechende Konzepte erarbeitet, mit Philipp Greguhn wurde ein Nachhaltigkeitsbeauftragter installiert. Mit ihm und mit Kristina Gruber von der Justus-Liebig-Universität Gießen, die im Rahmen eines von Prof. Christian Herzig geleiteten Projekts am Nachhaltigkeitskonzept der documenta beteiligt war, haben wir ausführlich gesprochen.
Die documenta geht dem Ende entgegen, allerorten wird Bilanz gezogen und zurück geblickt auf die vergangenen 100 Tage. Auch die Redaktion von „Zwischenzeitlich documenta“ wird sich da nicht ausschließen: In einer Gesprächsrunde wollen wir ein erstes Fazit ziehen und die unterschiedlichen Erfahrungen, die unsere Redakteure in den letzten Monaten machen durften, zusammenfassen. Allerdings ist das für uns noch lange nicht das letzte Wort zum Thema documenta fifteen: Die Reihe „Zwischenzeitlich documenta“ wird im Freien Radio fortgesetzt – auch in den nächsten Wochen werden wir uns unter verschiedenen Aspekten und mit unterschiedlichsten Gesprächspartnern ausführlich mit dieser ganz besonderen Ausgabe der Weltkunstschau beschäftigen.
Modetänze der 20er Jahre
Der letzte Schrei ist, in der Mode wie bei allem andern, immer nur der vorletzte. Kaum ist etwas etabliert, wird, um es volkstümlich auszudrücken, die nächste Sau durchs Dorf getrieben. Das ist auch heute in vielen Bereichen noch so. In der Musik allerdings eher weniger - da laufen durchaus ein halbes Jahrzehnt lang immer dieselben fünfzehn Platten rund um die Uhr stündlich wieder in den Autofahrerwellen. Je nun ...
In den 20er Jahren war das anders - alles, was der Plattensammler sich heute über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte hinweg erschließen muß, betrommelte das Publikum in nicht endenwollendem Stakkato innerhalb einer ganz kurzen Periode. Mit dem vom gleichnamigen Tanzlehrer als Bühnentanz (wie etliche später folgende Stile) geschaffenen Fox begann der hektische Reigen der Modetänze schon in den 10er Jahren, aber so richtig in Fahrt kam die Sache nach dem I. Weltkrieg. Basierend auf dem Foxtrott, kam zunächst der Shimmy auf, dann der Charleston, der heute wohl als Inbegriff des Tanzes in den 20ern gelten kann, es folgte der Black Bottom, dann waren lateinamerikanische Rhythmen en vogue, zunächst der Paso doble, dann der in den 20ern auf Kuba entstandene Rumba, der aber schon in die 30er Jahre gehört - er war ab 1931 der (vor)letzte Schrei.
Auch erfolglose Versuche zur Etablierung neuer Schritte gab es natürlich, so wie zu fast allen Zeiten. Haben Sie schon etwas vom Fivestep gehört? Ähnlich erging es dem „Deta“, was als Abkürzung für „Deutschen Tanz“ stand. (Nach dem II. Weltkrieg war in der DDR dem Lipsi ein ähnlicher Mißerfolg beschieden.)
Gehalten haben sich neben dem Foxtrott und den schon vorher etablierten Tänzen Walzer und Tango die lateinamerikanischen Rhythmen. Alles weitere ist im Abgrund der Zeit versunken, wenn auch im Rahmen diverser Nostalgiewellen immer wieder einmal alte „Schinken“, um einen etwas respektlosen Ausdruck zu verwenden, ausgegraben werden, so wie in der jungen Swingszene der Lindyhop.
Unternehmen Sie mit Thomas Sosna am Mikrophon eine spannende Zeitreise durch die wilden 20er!
In der heutigen „Handmade“-Ausgabe gibt es neben der gewohnten bunten Musikmischung auch eine kleine Sonderecke zum 30. Jubiläum des Sailor Albums „Street Lamp“. Im September 1992 erschienen, wurde „Street Lamp“ zum letzten Album der Originalbesetzung der berühmten Band mit dem Nickeloden, die ihre größten Hits wie „Girls Girls Girls“ oder „A Glass Of Champagne“ in den 1970ern verzeichnen konnte. Anfang der 1990er folgte nach einigen Jahren der Trennung schließlich ein Comeback der Band in der Originalbesetzung mit Georg Kajanus, Henry Marsh, Phil Pickett und Grant Serpell und auch noch ein paar Hits mit „The Secretary“ und „La Cumbia“. Einige Zeit nach dem Comeback Album wurde dann das Album “Street Lamp” mit der Katalognummer BMG 743211 11716 2 veröffentlicht und beinhaltete 12 Songs: Street Lamp, It Takes Two To Tango, Who Cares, Precious Form, Hanan, Lovers Blues, Latino Lover, Marinero, Mambo Loco, Vera From Veracruz, Under The Moon, When My Ship Comes In.
“Da brennt die Planke” titelte damals eine große Werbeanzeige der Plattenfirma, um das Album der maritimen Band zu vermarkten. Und ganz im alten Stil von Sailor kann man auf „Street Lamp“ die volle musikalische Bandbreite der Band genießen. Von großartiger Popmusik über lateinamerikanische Titel, arabischen Sounds, Balladen und einem obligatorischen Instrumentaltitel ist alles dabei. Mit den Singles „Latino Lover“, „It Takes Two To Tango“ und „Precious Form“ waren Sailor damals oft im TV zu sehen – von der Goldenen Eins über die NDR Talkshow bis hin zu Gottschalk Late Night. In 1993 gab es schließlich sogar eine halbstündige Sondersendung im HR Fernsehen.
Einige Musikstücke des „Street Lamp“ Albums werden dieser „Handmade“ Ausgabe zu hören sein, um einen Eindruck in die Vielfalt der Platte zu vermitteln. Zum vollen Genuß empfiehlt die Redaktion, dieses leider noch viel zu unbekannte Album von Sailor in Gänze anzuhören. Die Kompositionen von Kapitän Georg Kajanus und die musikalische Umsetzung von ihm, Henry Marsh, Phil Pickett und Grant Serpell sind genauso beeindruckend wie die frühen Titel der Band. Es dreht sich um Matrosen und deren Erlebnisse bei Landgängen, Wehmut auf Reisen und natürlich um Frauen. Die vier Musiker sind u.a. an Gitarre, Charango, Nickelodeon, Piano, Akkordeon, Keyboards und Schlagzeug zu hören.
„Kurz“ ist ein relativer Begriff. Gemessen an unseren sonstigen Spezialsendungen werden wir uns diesmal tatsächlich knapp und prägnant fassen: Wir planen das waghalsige Unterfangen, die Geschichte der documenta in sechs kurzen Stunden zusammenzufassen. In drei jeweils zweistündigen Folgen werden wir die 15 Ausstellungen seit 1955 Revue passieren lassen und die wichtigsten Aspekte jeder documenta beleuchten. Unterstützt werden wir dabei u.a. von Dr. Dorothee Gerkens, Leiterin der Neuen Galerie, die uns durch die Ausstellung “About documenta“ geführt hat.
Im Rahmen der documenta fifteen hatte man diesen Sommer die Möglichkeit, sich mit der Geschichte und Kultur Indonesiens zu beschäftigen. Die letzten Tage der diesjährigen Ausgabe wollen wir zum Anlass nehmen, uns nochmals mit dem Land der 17.000 Inseln zu beschäftigen. Den Schwerpunkt legen wir dabei auf die indonesische Musikszene. Zu Gast ist das indonesische Musikarchiv Irama Nusantra, das indonesische Popmusik digitalisiert und damit einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung asiatischer Kulturtraditionen.
Kunst, die auf Gegenwart zielt, hat unweigerlich mit den teilweise ziemlich vergifteten Verhältnissen von Kunst, Politik und Gesellschaft zu tun. Vor diesem Hintergrund erkunden die Gespräche die frühen Verstrickungen der documenta, sie stellen aber auch die Frage, wie sich Gegenwartskunst in der heutigen Welt globaler Konfliktlagen positioniert. Was kann und soll die Kunst angesichts von Pandemie und Krieg?
Die Veranstaltungsreihe „Vergiftete Verhältnisse“, organisiert vom documenta-Institut unter der Leitung von Prof. Heinz Bude in Kooperation mit der Uni Kassel, präsentiert parallel zur documenta Gespräche und Interviews zu aktuellen künstlerischen und kulturpolitischen Fragen der Zeit.
Die Veranstaltung, die wir heute senden, kann bereits jetzt als historisch betrachtet werden: Kurz nach Start der documenta fifteen, am Tag der Entfernung des Banners „People’s Justice“ von Taring Padi, als die Antisemitismus-Debatte um die documenta ihren ersten Höhepunkt erreichte, trafen sich Heinz Bude, Natan Sznaider und Rene Aguigah am Lutherplatz und debattierten über das Thema „Holocaust oder Postcolonial Studies - Fragen, die sich wissenschaftlich nicht lösen lassen“. Aber es ist natürlich klar, daß die damaligen aktuellen Entwicklungen ebenfalls Gegenstand des Gesprächs waren.
Zugegeben – ein wirklich „runder“ Geburtstag ist der 99. nicht. Trotzdem ist es natürlich unausweichlich, daß wir das Jubiläum nutzen, um dem – neben Dylan - wohl größten amerikanischen Songschreiber ein weiteres Mal zu huldigen.
Hank Williams wurde am 17. September 1923 im Staate Alabama geboren und starb gut 29 Jahre später, in der Neujahrsnacht 1953, während einer verschneiten Überlandfahrt von einem Auftritt zum nächsten auf dem Rücksitz seines Cadillac. Dazwischen lag eine der erstaunlichsten und fruchtbarsten Karrieren in der Geschichte des Showbusiness: Hank, der ewig kränkelnde Säufer, Tabletten-Junkie und Depressionspatient, war ein genialer Interpret und Songschreiber. Er war jederzeit in der Lage, seine zumeist desaströse körperliche und seelische Verfassung in Lieder zu fassen, die heute zum amerikanischen Kulturerbe zählen und zu regelrechten Volksliedern geworden sind. Kaum ein Songschreiber wurde so oft gecovert wie Hank Williams, und niemand hat die Geschichte und Entwicklung der Country Music derart nachhaltig beeinflußt wie er.
Heute in den „Country Classics“ hören wir einige seiner schönsten Songs – vielleicht nicht die allergrößten Hits, die ohnehin jeder kennt; dafür aber Lieder, die man nicht so oft hört, die aber den ewigen Klassiker in Sachen Qualität in nichts nachstehen. Naja, und die GANZ große Hank-Party gibt’s dann natürlich in einem Jahr, zum Hundertsten!
Das Künstlerkollektiv ikkibawikrr bezeichnet sich selbst als Visual Research Band, was auch hervorragend zu ihrem Konzept paßt. Am Anfang ihres kreativen Prozesses steht immer Forschung. Sie haben zahlreiche Bücher, Filme und Comics über den Pazifikkrieg durchstöbert und haben sich dann auf Spurensuche auf die pazifischen Inseln begeben. Dort sind die Überreste des Krieges noch deutlich zu sehen. ikkibawikrrr erzählen mit ihren Kunstwerken zwei Geschichten: Zum einen die Geschichte der Zerstörung sowie der zahlreichen Männer, die ins Militär eingezogen wurden und ihre Heimat verlassen mussten, um rund um den Pazifik im Krieg zu dienen. Zum anderen erzählen sie die Geschichte der Haenyo Frauen – einer Gemeinschaft von Taucherinnen auf der koreanischen Insel Jeju, die eine lange Tradition bei der Ernte von Seegras verfolgen. Besser gesagt lassen sie die Taucherinnen ihre Geschichte selbst mit einem rührenden Volkslied erzählen. Die Ausstellung befindet sich im Ottoneum. Wir haben mit dem Kollektiv gesprochen.
Das As des Tones - zum 120. Geburtstag des Sängers Adam Aston
Am 17. September 1902 in Warschau als Adolf Löwinsohn geboren, erhielt der spätere Adam Aston Gesangsstunden bei seinem Gymnasiallehrer Ludwik Heinze, der auch Professor am Warschauer Konservatorium war. Löwinsohn verließ die Schule zunächst, um 1920 als Freiwilliger im polnisch-sowjetischen Kriege zu dienen. Nach Kriegsende und 1921 nachgeholter Matura schrieb er sich 1923 fürs Studium der Rechte ein, das er allerdings abbrach, um ab 1925 Zahnmedizin zu studieren. Fernziel war jedoch eine Karriere als Opernsänger, wofür er 1927/ 28 Gesang, Klavier und Dirigat studierte. Sein ausgeübter Beruf war aber ab 1928 der eines Kommis und später des Geschäftsführers der polnischen Vertretung einer holländischen Likörfabrik. Dies sollte auch trotz seines Aufstiegs auf der Karriereleiter als Platten- und Rundfunkstar bis Kriegsausbruch so bleiben.
Wie auch zwei weitere von uns bereits in eigenen Sendungen vorgestellte polnische Schlagersänger, nämlich Tadeusz Faliszewski und Mieczyslaw Fogg, genoß auch Aston im Polen der Vorkriegszeit eine ungeheure Popularität.
Astons Schallplattenkarriere begann 1927 mit einer einzigen für die Warschauer Tochtergesellschaft der Lindström und ihr Etikett Beka eingesungenen Seite. Das in Polen damals noch ausschließlich angewandte akustische Aufnahmeverfahren eignete sich für seine weiche und nuancierte, damals wohl auch noch nicht voll ausgebildete Stimme offenbar nicht. So sollte es noch bis 1930 dauern, bis seine Karriere Fahrt aufnahm. Für den Chór Warsa, eine der polnischen Revellers-Kopistengruppen, entdeckt, wurde er dort zweiter Tenor. Gründer Henryk Wars verpaßte ihm den Künstlernamen Adam Aston, da er befand, der besonders sauber und sicher singende Adolf Löwinsohn sei ein „As des Tones“ (poln.: as tonu). 1935 war Aston offensichtlich schon so populär, daß er sich dieses Künstlerpseudonym auch als bürgerlichen Namen eintragen lassen konnte. Der polnische Marktführer, der den Chór Warsa unter Vertrag hatte, die Warschauer Schallplattenfabrik Syrena Electro, nahm bald auch Soloplatten mit Aston auf. Der Rundfunk holte ihn ebenfalls vors Mikrophon. Gelegentlich war er in kleinen Rollen im Tonfilm zu erleben, meist als Sänger. Auch für weitere Plattenfirmen, vor allem wieder die diversen Marken der Lindström, nahm Aston auf. Fast 1000 Seiten sollte er in dem knappen Jahrzehnt seiner Existenz als Star einsingen, darunter die letzte von der Syrena Electro herausgebrachte Platte überhaupt, die unmittelbar vor Einmarsch der Wehrmacht in Polen entstand.
Bei Kriegsausbruch wurde Adam Aston mit anderen Funkleuten nach Lemberg evakuiert, das im Zuge des Hitler-Stalin-Pakts an die Sowjetunion gefallen war. Er trat zur Truppenbetreuung auf. Ende 1941 gelangte er zur sog. „Anders-Armee“, die von der polnischen Exilregierung im Irak zum 2. Polnischen Exilkorps umgebildet wurde, das unter der britischen 8. Armee in Ägypten und Italien eingesetzt war. Wie die meisten Angehörigen des Exilkorps hatte Aston keine Lust auf ein Leben unter den Kommunisten. Sein Weg führte ihn schließlich 1948 nach Südafrika. In Johannesburg trat er als Konzertsänger auf, arbeitete aber bald als Direktor einer Papierfabrik. 1959 gab er nach einem Herzinfarkt diesen Posten auf. Trotz Ruhestands folgten in seiner neuen Heimat London wieder Auftritte als Sänger an polnischen Emigrantentheatern. 1965 erst sollte er seine Vaterstadt wiedersehen, wo er für seine Kriegsverdienste ausgezeichnet wurde und, wie in alten Tagen, wieder am Funk auftrat. 1984 erschien eine LP mit etlichen seiner alten Aufnahmen. Adam Aston verstarb am 10. Januar 1993 in seiner Wahlheimat London.
Thomas Sosna begleitet Sie durch eine Stunde mit Platten dieses polnischen Publikumslieblings der Vorkriegszeit.
Was wird von der documenta fifteen bleiben? Vor allem Schriftliches – und in der heutigen Sendung werden wir uns mit diesem Thema befassen. Wir bringen eine Rezension des Ausstellungshandbuchs, das mit seinem grellgelben Titelbild überall zu sehen ist. Außerdem haben wir mit einem der „Harvester“ gesprochen, die auf künstlerische Art die diversen Konferenzen und Besprechungen während der documenta protokollieren.
Zum 60. Todestag des Rundfunkkomikers Ludwig Manfred Lommel
Wer sich mit dem Sammeln von Schellackplatten befaßt, wird unweigerlich auf die Hinterlassenschaft des am 10. Januar 1891 im niederschlesischen Jauer (heute Jawor/ Polen) geborenen Tuchfabrikantensohns stoßen. Ob die Platten auch in der Sammlung landen, hängt freilich davon ab, ob zum Sammelgebiet auch Humoristen gehören - viele Sammlungen sind, allein wegen der schieren Anzahl verfügbarer Platten aus allen Genres, relativ einseitig ausgerichtet.
Wer ihn aber sammelt, kann in Lommel eine Quelle der Komik entdecken, die noch heute, inzwischen fast 100 Jahre nach seinen ersten Plattenaufnahmen, nicht versiegt ist.
Vom Vater zur Kaufmannslehre bestimmt, wollte Lommel lieber Schauspieler und Sänger werden. Seinen Opernehrgeiz hört man auf Lommels gesungenen Platten auch seinen Figuren teilweise an. Zunächst aber folgte auf das Ende des I. Weltkriegs die „Ochsentour“. Lommel fuhr mit dem Fahrrad über die Dörfer und organisierte heitere Vortragsabende. Er war in einem auch Kassierer, Platzanweiser und Beleuchter. Doch der Erfolg kam; schließlich hatte er es bis auf die Breslauer Varietébühnen geschafft. Dort entdeckte ihn Friedrich Bischoff vom Sender Breslau. Das damals noch recht neue Radio besaß offensichtlich genügend Selbstironie, um Lommel für seine später so bekannten Rundfunkparodien heranzuziehen - ein Genre, das sich freilich nicht nur in Deutschland fand. Doch Lommel brachte es darin zu einer wohl kaum woanders erreichten oder gar übertroffenen Meisterschaft. Nur mit seiner Stimme, meist begleitet von seinem „Hauspianisten“ Siegfried Klupsch, ließ er vor den Ohren der Rundfunkhörer einen kompletten, irgendwo im Schlesischen angesiedelten Phantasieort erstehen: Runxendorf an der Runxe. Rund um das Ehepaar Paul und Pauline Neugebauer, das den Sender Runxendorf betreibt, spielt sich dort das Dorfleben ab und erleben Lommels diverse Kunstfiguren wie Kantor Stockschnupfen und Baron Rülps von Knullrich so manches Abenteuer. Lommels bodenständig-dörflicher schlesischer Humor geht bisweilen ins Fäkale, was aber, da er der wohl einzige Humorist war, der sich das so regelmäßig traute, offensichtlich beim Publikum gut ankam.
Bedenkt man, daß damals Rundfunksendungen sämtlich „live“ über den Äther gingen und auch die Platten 1:1 so klingen, wie die Darbietungen im Studio ertönten (es gab schlicht noch kein Zwischenmedium wie später das Tonband - die Wachsmatrizen für die Schallplatten wurden direkt und ohne nachträgliche Korrekturmöglichkeit geschnitten), dann sind Lommels Können und Selbstvertrauen nur umso höher einzuschätzen. Generell gilt aber für Künstler jener Tage, daß die Bedingungen, die sie im Platten- und Rundfunkstudio zu meistern hatten, viel stärker einem Bühnenauftritt entsprachen als heute. An eine oft wochen-, ja monatelange Nachbearbeitung einer Plattenaufnahme nach „häppchenweisem“ Aufnehmen über ebensolche Zeiträume war noch lange nicht zu denken.
Lommel besaß jedoch nicht nur Qualitäten als Bühnenkomiker. Neben Auftritten auf allen großen Varietébühnen Deutschlands war er in Theaterstücken und Filmen zu sehen. Nun kam ihm sein von der Pike auf geschultes Organisationstalent aus seiner Zeit als Dorfkomödiant im Schlesien der Inflationszeit zugute: Ab September 1938 war er sogar Theaterleiter am Großen Lustspielhaus in der Berliner Friedrichstraße.
Nach dem Kriege spielte er an mehreren deutschen Bühnen den „Hauptmann von Köpenick“ und trat im Zirkus auf. Selbstverständlich arbeitete er weiter für den Funk und nahm Platten auf. Auch seine alten Aufnahmen wurden teilweise weitergepreßt, nun für viele Vertriebene eine Erinnerung an die alte Heimat. Mit seinen alten Kunstfiguren rund um Paul und Pauline war er in Deutschland auch weiterhin auf Tournee. Am 19. September 1962 starb er in Bad Nauheim, wo er seit 1945 gelebt hatte, an einem Herzschlag.
Wie populär Lommel war, zeigt sich schon an der Tatsache, daß bereits in den 30er Jahren Werner Kroll (1914 - 1982) am Funk und auf Platten seine Parodien parodierte. In jüngerer Zeit trat am Hessischen Rundfunk der Humorist Rainer Bange (1928 - 2019) in ähnlicher Art und Weise mit hessischen Figuren rund um die „Familie Kleinschmidt“ hervor.
Zu Lommels sechzigstem Todestag stellen wir Ihnen eine Auswahl seiner Platten der späten 20er und frühen 30er Jahre vor. Durch die Sendung führt Thomas Sosna.
„Kurz“ ist ein relativer Begriff. Gemessen an unseren sonstigen Spezialsendungen werden wir uns diesmal tatsächlich knapp und prägnant fassen: Wir planen das waghalsige Unterfangen, die Geschichte der documenta in sechs kurzen Stunden zusammenzufassen. In drei jeweils zweistündigen Folgen werden wir die 15 Ausstellungen seit 1955 Revue passieren lassen und die wichtigsten Aspekte jeder documenta beleuchten. Unterstützt werden wir dabei u.a. von Dr. Dorothee Gerkens, Leiterin der Neuen Galerie, die uns durch die Ausstellung “About documenta“ geführt hat.
Wir bieten heute wieder einen bunten Strauß an Themen, die sich (mehr oder weniger) mit der d15 beschäftigen: So haben wir u.a. mit einer Sobat über das Tagträumen geredet. Außerdem im Programm: Mitschnitt des 5. Embassy Talks mit dem australischen Künstler Richard Bell. Zudem haben wir mit der Gruppe Majelis 55 über ihre Erlebnisse bei der Kunstaustellung gesprochen. Schließlich waren wir an der Arnold-Bode-Schule bei der Verlegung der „Spur der Deportation“. Sie soll an die Deportation der jüdischen Einwohner Kassels 1941/1942 erinnern.
Kunst, die auf Gegenwart zielt, hat unweigerlich mit den teilweise ziemlich vergifteten Verhältnissen von Kunst, Politik und Gesellschaft zu tun. Vor diesem Hintergrund erkunden die Gespräche die frühen Verstrickungen der documenta, sie stellen aber auch die Frage, wie sich Gegenwartskunst in der heutigen Welt globaler Konfliktlagen positioniert. Was kann und soll die Kunst angesichts von Pandemie und Krieg?
Die Veranstaltungsreihe „Vergiftete Verhältnisse“, organisiert vom documenta-Institut unter der Leitung von Prof. Heinz Bude in Kooperation mit der Uni Kassel, präsentiert parallel zur documenta Gespräche und Interviews zu aktuellen künstlerischen und kulturpolitischen Fragen der Zeit.
In der sechsten Veranstaltung ging es um die kulturellen Entwicklungen im postfaschistischen Italien und im Deutschland der Nachkriegszeit. Maria Neumann sprach mit Claudia C. Gatzka über dieses spannende historische Thema.
Das Freie Radio Kassel ist Teil des „lumbung Radios“, eines Netzwerks aus über 20 Radiostationen aus aller Welt, deren Sendebeiträge zu einem während der documenta live gestreamten Programm kombiniert werden. Ob dieses Projekt nach Ende der documenta fortgesetzt wird, steht noch nicht fest – im Zuge der Nachhaltigkeitsbestrebungen gibt es jedoch entsprechenden Pläne. Wir waren bei einem Treffen der teilnehmenden Stationen im Rahmen des 3. Meyden.
Auch in diesem Jahr wird im September das inzwischen traditionelle Randfilm-Festival in Kassel über die Leinwand gehen. Die Veranstaltung, in deren Mittelpunkt Filme abseits des Mainstreams stehen, präsentiert in diesem Jahr Filme zum Thema „Sünde“. Wir haben mit Volker Beller, einen der Organisatoren, über das Programm und die weiteren Pläne des Vereins Randfilm gesprochen. Außerdem reden wir über den Austritt des Vereins aus dem Kasseler ecosystem der d15.
Zum 125. Geburtstag der Diseuse Hilde Hildebrand (Wdh. v. 1998)
Unter dem Namen Emma Nina Hildebrand wurde Hilde Hildebrand am 10. September 1897 in Hannover als Beamtentochter geboren. Aber nicht dort, sondern „natürlich“ in der Hauptstadt wurde sie zu einem der leuchtenden Sterne am deutschen Kabarett- und Kleinkunsthimmel.
Ihre unnachahmliche unterschwellige Ironie durchzieht ihr gesamtes Schaffen, sei es auf der Bühne, im Film oder auf Platten - oder auch im „richtigen Leben“. Eine Anekdote berichtet, daß „HH“, hinter der Bühne auf ihren Auftritt wartend, vom Inspizienten ermahnt worden sei, hier sei das Rauchen verboten. Die Replik lautete: „Das ist eine nikotinarme“, woraufhin der Inspizent machtlos das Feld geräumt habe.
Vom Theater kommend, fand sie auch zum Brettl. In der Weimarer Republik karikierte sie Zeitströmungen, wozu ihr verschiedene Größen des Kabaretts, wie z.B. Rudolf Nelson, entsprechende Stücke auf den Leib schneiderten. Das sollte noch bis 1934 so bleiben - eine ihrer besten Platten entstand bereits im „III. Reich“. Auf „Vamps Schwanengesang“ von Erich Einegg geht sie mit bitter-ironischen Seitenhieben auf das von Hitler und seinen Paladinen gerade errichtete „neue Deutschland“ deutlich über den Rand des eigentlich noch Möglichen hinaus. Wohl niemand anders wagte nach 1933 noch dergleichen - wenn, dann nur auf der Bühne, aber nicht mehr auf Platte. Dementsprechend war die Aufnahme nur etwa ein halbes Jahr lang in den Telefunken-Monatsnachträgen aufgeführt, bevor sie sang- und klanglos verschwand - in den Hauptkatalog sollte sie es nie schaffen. Ein Schwanengesang nicht nur auf den Vamp der 20er, sondern auf die gesamte Kabarettkultur der Weimarer Republik - und ebenso einer auf die Kabarettkarriere der Hilde Hildebrand. Hernach drehte sie, wie schon vor der „Machtergreifung“, weiter Filme; sie nahm auch weiter Platten auf - nun aber ausschließlich im von ihr ebenso meisterlich beherrschten Chansonfach.
Einem breiteren Publikum dürfte „HH“ durch ihre Rolle als Wirtin des Hippodroms und Ex-Geliebte des singenden Seemanns Hannes Kröger in Helmut Käutners „Großer Freiheit Nr.7“ - wenn nicht namentlich, so doch in ihrer Erscheinung - bekannt sein.
Nach dem Kriege stand sie weiter in Berlin auf der Bühne. Ihre Karriere am Theater erstreckte sich im Laufe der Jahrzehnte vom Gretchen über das Käthchen bis hin zur Irren von Chaillot und Dürrenmatts alter Dame über die verschiedensten Rollen.
Noch immer hallte ihr alter Ruhm nach, so daß ihr Tod im Jahre 1976 der Berliner Ausgabe der Bildzeitung überfette Schlagzeilen wert war.
In einer Wiederholung aus dem ersten „ganzen“ Sendejahr des Freien Radios Kassel stellen Ihnen Nils Mühlbrandt und Michael Rolf eine Auswahl von Platten der Künstlerin vor.
„Kurz“ ist ein relativer Begriff. Gemessen an unseren sonstigen Spezialsendungen werden wir uns diesmal tatsächlich knapp und prägnant fassen: Wir planen das waghalsige Unterfangen, die Geschichte der documenta in sechs kurzen Stunden zusammenzufassen. In drei jeweils zweistündigen Folgen werden wir die 15 Ausstellungen seit 1955 Revue passieren lassen und die wichtigsten Aspekte jeder documenta beleuchten. Unterstützt werden wir dabei u.a. von Dr. Dorothee Gerkens, Leiterin der Neuen Galerie, die uns durch die Ausstellung “About documenta“ geführt hat.
Die 11. Woche der documenta fifteen: Die Zukunft des Luftbads, Hito Steyerls Rückkehr nach Kassel und Bazon Brock teilt aus
Eine weitere turbulente Woche der documenta nähert sich ihrem Ende. Wir waren wieder fleißig unterwegs und berichten von den spannendsten Ereignissen: Welches Kunstwerk wird die documenta fifteen eventuell überleben? Wieso ist Hito Steyerls zurückgezogenes d15 Kunstwerk jetzt doch wieder in Kassel zu sehen? Und warum kritisiert Bazon Bock die documenta fifteen so sehr?
Außerdem berichten wir, was man beim documenta-Partnerort Göttingen sehen kann, wieso Helge Schneider den Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor bekommen hat und wie verschiedene Protestaktionen versuchen, von der documenta fifteen zu profitieren. Abschließend starten wir in der heutigen Ausgabe eine Theoriereihe über das Verhältnis der einzelnen Kunstgattungen zueinander. Also: Einiges los in dieser 11. Woche der documenta!
Kunst, die auf Gegenwart zielt, hat unweigerlich mit den teilweise ziemlich vergifteten Verhältnissen von Kunst, Politik und Gesellschaft zu tun. Vor diesem Hintergrund erkunden die Gespräche die frühen Verstrickungen der documenta, sie stellen aber auch die Frage, wie sich Gegenwartskunst in der heutigen Welt globaler Konfliktlagen positioniert. Was kann und soll die Kunst angesichts von Pandemie und Krieg?
Die Veranstaltungsreihe „Vergiftete Verhältnisse“, organisiert vom documenta-Institut unter der Leitung von Prof. Heinz Bude in Kooperation mit der Uni Kassel, präsentiert parallel zur documenta Gespräche und Interviews zu aktuellen künstlerischen und kulturpolitischen Fragen der Zeit.
In der fünften Veranstaltung ging es um das Millionendefizit, das die vergangene documenta im Jahr 2017 hinterlassen hat. Groß war seinerzeit die Aufregung, als man nach Abschluß der Schau einen Fehlbetrag von rund 8 Millionen Euro ermittelte. Auch damals erhoben sich die erwartbaren Forderungen nach „Reformen“ bei der documenta, nach einer Änderung der Strukturen, nach mehr Kontrolle und weniger Freiheit der Kuratoren und – besonders beliebt – nach der endgültigen Abschaffung der documenta. Kommt uns bekannt vor, nicht wahr? Tamara Bodden hat sich mit dem Thema ausführlich befaßt und ihre Forschungsergebnisse im Rahmen der „Vergifteten Verhältnisse“ vorgestellt.
Tatsächlich kann man die beliebte Sportart immer wieder in Kunstwerken antreffen, sei es in einer großen Karikatur oder in einem Film aus Uganda. Außerdem fand am 28.8. im ruruHaus eine Veranstaltung unter dem Titel „Fanprojekt Fullestadt: Sand im Getriebe – Fußballfans und der moderne Fußball“ statt. Genug Gründe also, sich mit dem Fußball auf der documenta fifteen zu beschäftigen. Und eventuell auch genug Gründe, sich zu fragen, ob man die Weltmeisterschaft in Qatar boykottieren sollte.
Am 30.8. war das Kasseler Kollektiv Eigenklang im Fridericianum zu Gast. Besucher hatten die Möglichkeit, Kopfhörer aufzuziehen und eine interaktive Klangreise zu erleben. Wir waren dabei und haben uns mit dem Kollektiv unterhalten.
Das Orchester Fred Bird, Folge 2
Felix Lehmann (1882 - 1975, geboren und verstorben in Berlin) war ein für die Schallplatte tätiger Kapellmeister, der unter verschiedenen Pseudonymen aktiv war, deren bekanntestes „Fred Bird“ sein dürfte.
Über seinen Werdegang, sein Privatleben und seine Karriere nach seiner letzten Aufnahmesitzung 1937 ist so gut wie nichts in Erfahrung zu bringen. Die Berliner Branchenverzeichnisse führen ihn bis in die 50er Jahre als Musiker. Näheres hierzu siehe Eintrag vom 24. August.
In der zweiten Folge bringen wir Ihnen Platten aus der Zeit von September 1926 bis August 1927.
Gekennzeichnet ist dieser Zeitraum durch den endgültig erfolgten Übergang zur elektrischen Aufnahme (kleinere Firmen wandten vor allem für Kaufhausetiketten noch bis nach 1930 das akustische Verfahren an). Die Homophon GmbH, für deren Hauptetikett Homocord Bird damals tätig war, hatte im Zuge der Umstellung zunächst erste Experimente mit einer klanglich recht guten elektrischen Apparatur durchgeführt. Gemäß verschiedenen Literaturangaben handelte es sich um einen US-Import der Western Electric. Dafür sprechen auch im Handel erschienene Pressungen solcher Versuchsschnitte, von denen wir eine in der ersten Sendung vorstellen konnten. Die Matrizen weisen den ins Wachs gedrückten Buchstaben „W“ auf - bei der von verschiedenen Firmen praktizierten Verwendung der Western-Apparatur üblich. Im Vergleich mit etlichen deutschen Konkurrenzfirmen fing man bei der Homophon GmbH mit den Versuchen recht früh an und hätte sich durchaus einen Verkaufsvorteil verschaffen können, hätte man die so erzielte Qualität werblich deutlicher herausgestellt. Vermutlich wollte oder konnte aber die Homophon die Lizenzgebühren nicht zahlen. So entschloß man sich nach einer kurzen Phase, in der wieder akustisch aufgenommen worden war, zur Inbetriebnahme einer Schneidapparatur zweifelhafter Güte, vermutlich eines Eigenbaus. Auch hierfür warb man auf dem Etikett mit dem Schlagwort „elektrisch aufgenommen“ - in vier Sprachen. Klanglich in den Griff bekam man die Sache bis zur Übernahme der Homophon durch die Carl-Lindström-AG allerdings nicht - die Aufnahmen klingen fast immer unausgewogen und blechern, oft sogar schlechter als die älteren akustischen. Erst die Lindström ersetzte die „unausgegorene“ Apparatur - wiederum durch eine Eigenkonstruktion, mittlerweile verbessert, wenngleich auch nie optimal. Daneben war bei ihr auch noch eine ebenfalls von der Western Electric gelieferte Ausrüstung in Betrieb. Kurz darauf wurde das Homocord-Etikett für immer eingestellt, und als Billigserie brachte die Lindström die Gloria-Schallplatte auf den Markt, um überhaupt noch Absätze am dahinsiechenden Käufermarkt zu erreichen. Eine endgültige Lindström-Eigenkonstruktion (Kennbuchstabe „P“, vermutlich für „Parlophon“, eine weitere Lindström-Hauptmarke) ersetzte Anfang der 30er Jahre alle bisherigen Anlagen und blieb mindestens bis 1945 in Betrieb. Wir betrachten aber in dieser und den nächsten Ausgaben, wie oben gesagt, noch den Zeitraum vor der Weltwirtschaftskrise, in dem die Tanzwut grassierte und die Absätze sämtlicher Plattenfabriken ungeahnte Höhen erreichten.
Durchs Programm führt Thomas Sosna.
Was passiert eigentlich mit den Kunstwerken einer documenta-Ausstellung? Die banale Antwort: Viele Werke werden verkauft. Die d15 testet mit der „lumbung Gallery“ ein alternatives Modell zum typischen Galeriesystem im Kunstmarkt. Wir unterhalten uns mit Martin Heller, einen der Verantwortlichen.
Außerdem fragen wir uns, inwiefern die documenta einen Einfluss auf die Museumslandschaft hat. Zu dieser Thematik hat unser Interview-Gast Dierk Höhne eine Ausstellung im Lenbachhaus in München kuratiert.
Das ruruHaus wird von den Verantwortlichen immer wieder als „Wohnzimmer der documenta“ bezeichnet. Doch stimmt diese Selbstbeschreibung? Oder handelt es sich doch bloß um einen großen Ticketverkaufsort?
Wir haben einen Selbstversuch unternommen und den 21.8. von 9:30 bis 20:30 im ruruHaus verbracht. Die Sendung präsentiert ein Protokoll des Erlebten: Besucher berichten von ihren Eindrücken, Mitarbeiter von den Arbeitsbedingungen. Außerdem hören wir Mitschnitte von verschiedenen Veranstaltungen, die an dem Tag im ruruHaus stattfanden. So gibt es in dem Feature sogar etwas über die Ahle Wurscht zu lernen.
Kunst, die auf Gegenwart zielt, hat unweigerlich mit den teilweise ziemlich vergifteten Verhältnissen von Kunst, Politik und Gesellschaft zu tun. Vor diesem Hintergrund erkunden die Gespräche die frühen Verstrickungen der documenta, sie stellen aber auch die Frage, wie sich Gegenwartskunst in der heutigen Welt globaler Konfliktlagen positioniert. Was kann und soll die Kunst angesichts von Pandemie und Krieg?
Die Veranstaltungsreihe „Vergiftete Verhältnisse“, organisiert vom documenta-Institut unter der Leitung von Prof. Heinz Bude in Kooperation mit der Uni Kassel, präsentiert parallel zur documenta Gespräche und Interviews zu aktuellen künstlerischen und kulturpolitischen Fragen der Zeit.
In der vierten Veranstaltung ging es um Werner Haftmann, einen der Begründer der documenta, der in letzter Zeit aufgrund seiner möglichen Verbindungen zum NS-Regime in den Fokus der Kritik geraten ist. Im Gespräch mit Maria Neumann präsentierten Carlo Gentile und Vincenza Benedettino den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung zu diesem Thema.
Interview mit Susanne Hesse-Badibanga; Interview mit der Künstlerin Chang En-Man
In den warmen Sommertagen kann man in der Kassler Innenstadt immer wieder Personen entdecken, auf deren schwarzen T-Shirts „Sobat“ steht. Das ist indonesisch und bedeutet übersetzt „Freund“. Der Job dieser Personen ist die Kunstvermittlung bei der documenta fifteen. Chefin dieser Abteilung ist Susanne Hesse-Badibanga. Im interview zieht sie ein selbstkritisches Zwischenfazit.
Außerdem in der Sendung: FRK-Redakteurin Julie im Gespräch mit der Künstlerin Chang En-Man.
Swing und Blues auf Bluebird, 1935 bis 1940
Anfang der 30er schuf sich die Victor eine preiswerte Untermarke, die Bluebird. Das geschah, um den Anschluß an den von der Weltwirtschaftskrise geschwächten Käufermarkt nicht zu verlieren. Auch andere alteingesessene Firmen brachten preiswerte Unteretiketten heraus, um der neuerstandenen Konkurrenz, vor allem dem aus bankrottgegangenen Kleinfirmen zusammengestoppelten ARC-Konzern, Paroli zu bieten. Diese und andere Billiglabel zielten mit Kampfpreisen auf die letzten im Geldbeutel der Amerikaner verbliebenen Nickels und Dimes.
Musikalisch sind aber die wenigsten dieser so entstandenen Platten zweitrangig - im Gegenteil. Sie boten der verarmenden Bevölkerung wenigstens ein wenig Abwechslung im grauen Alltag.
Die Bluebird wurde bis in den II. Weltkrieg hinein weitergeführt und dann eingestellt. Waren bis dahin auch Victor-Matrizen als Zweitverwertung auf Bluebird erschienen, so kamen nun etliche als weiterhin interessant befundene Bluebird-Matrizen auf dem Hauptetikett Victor heraus. In den 50er Jahren wurde die Bluebird als preiswerte Serie vor allem für den Rhythm-and-Blues- und den Rock-‘n‘-Roll-Sektor wiederbelebt.
In der Zeit aber, die wir behandeln wollen, gab der Swing den Ton an - von New York bis ins letzte Provinznest. So sind auch Territory-Aufnahmen in der Sendung enthalten, die in San Antonio, Texas, entstanden.
Auch der Blues hatte stets seine Freunde - in modernisiertem Gewand wurde in dieser Zeit auch er weiterhin auf Wachs gebannt.
Freuen sie sich auf eine Zeitreise in die Swingära, die Peter Michael mit Ihnen unternimmt.
Lange herrschte bzgl. der Antisemitismusdebatte ein großes Schweigen seitens der Beteiligten. Doch mittlerweile kann man auch erste künstlerische Reaktionen entdecken. Die beiden Künstler Dan Perjowschi und Christoph Hesse kommen in der heutigen Folge zu Wort und berichten von ihrer Wahrnehmung der Debatte und wie es möglich ist, sie kreativ zu nutzen.
Jeder, der die Zeit damals miterlebt hat, kann sich erinnern, wo und wann er von Elvis‘ Tod erfahren hat. Das Ende des größten, erfolgreichsten und wirkmächtigsten Popstars aller Zeiten hat im Jahre 1977 die Welt erschüttert – Millionen Fans trauerten um ihr Idol, das mit nur 42 Jahren das Zeitliche gesegnet hatte. Für sein Umfeld nicht ganz unerwartet – sein Lebenswandel war der Gesundheit nicht unbedingt förderlich.
45 Jahre ist das nun her, und das Interesse an Elvis ist ungebrochen, wie der Erfolg des jüngst angelaufenen Kinofilms zeigt. Jede Generation entdeckt Elvis neu für sich – sein Status als geradezu mythisch verehrte Legende ist ungebrochen. Auch in diesem Jahr erinnerten Medien und Fans zum Todestag wieder an den „King“ – und auch im FRK werden wir ihn nicht vergessen. In der heutigen Sendung werden wir zwischen den documenta-Beiträgen immer wieder seine Songs hören.
Dabei beschränken wir uns diesmal weitgehend auf die Phase Anfang der 70er Jahre, als Elvis zu einigen Aufnahmesessions in die Country-Metropole Nashville reiste. Nach seinem glanzvollen Comeback 1968/69 mit Hits wie „In The Ghetto“ und „Suspicious Minds“ wollte man den Erfolg konsolidieren, indem man Elvis mit den Produzenten und Musikern des angesagten „Nashville Sound“ zusammenbrachte, einer sehr gefälligen Mischung aus Country und Pop, die damals vor allem die Country-Charts beherrschte. Die Sessions waren sehr fruchtbar – mehrere Alben wurden mit den Aufnahmen bestückt, die außerdem Welthits wie „There Goes My Everything“ abwarfen. Die Kritik und die alten Elvis-Fans waren jedoch wenig erbaut: Man warf dem „King“ Ausverkauf und Anbiederung an das konservative Country-Publikum vor – vergaß dabei allerdings, daß sich Elvis bereits in seiner Anfangszeit Mitte der 50er Jahre bei Sun Records von Country Music beeinflussen ließ. Sein damals revolutionärer Sound, der eine kulturelle Zeitenwende einleitete, war schließlich eine Kombination aus Elementen von Country, Bluegrass, Blues und Gospel, und schon damals scheute Elvis nicht davor zurück, auch Country-Klassiker wie „Blue Moon Of Kentucky“ in sein Repertoire aufzunehmen und seinem Stil anzupassen. Insofern waren die Nashville-Sessions 1970/71 nichts anderes als eine Rückkehr zu seinen Wurzeln – auch wenn das die Country-Phobiker bis heute nicht wahrhaben wollen.
Außerdem in der Sendung: Aktuelle Beiträge zur documenta.
In der heutigen Ausgabe unserer Swingreihe geht es um eine Band, die schon aus den 20er Jahren bekannt ist. Damals war das Orchester des Schlagzeugers Ben Pollack, um das es heute geht, ein „Durchlauferhitzer“ für junge Talente - hier verdienten, um nur einige zu nennen, Benny Goodman, Jack Teagarden, Glenn Miller und die Dorseys ihre ersten Sporen.
In der Swingzeit angekommen, wollte oder konnte Pollack keine solche Vielzahl an Prominenten mehr in seinen Reihen halten. Trotzdem bot die Kapelle ansprechende Swingmusik. Zu den bekannteren Sidemen gehören immerhin der alte Jazz-Haudegen Muggsy Spanier am Kornett, der sich später selbständig machte und zeitweise durch Andy Secrest ersetzt wurde. Secrest war durchaus ein Begriff, weil er schon in den 20ern bei Paul Whiteman regelmäßig für den großen Bix Beiderbecke eingesprungen war. Ebenso mit dabei war der später in der Revivalszene recht beliebte Posaunist Joe Yukl.
Auch eine Band in der Band gab es, die Pick-A-Rib Boys. Sie musizierten mit kleiner Besetzung im zeitgemäß modernisierten Dixielandstil, ähnlich wie z.B. die Wingy-Mannone-Gruppen oder andere reguläre oder aus großen Orchestern ausgekoppelte Smallbands auch.
Hier saß der Chef auch wieder selbst am Schlagzeug, während er bei der großen Besetzung in vornehmer Zurückhaltung nur den Taktstock schwang.
Die Platten der heutigen Ausgabe entstanden für die US-Decca im Zeitraum von August ‘37 bis August ’38, also auf dem Zenit der Swingära.
Durchs Programm begleitet Sie Peter K. Michael
In documenta-Zeiten bekommen wir hier im Funkhaus immer wieder überraschenden Besuch von interessanten Gästen, die wir dann in der Regel auch gleich zu einem Interview ins Studio bitten. So geschehen kürzlich, als die RBB-Mitarbeiterin Anne Hege hier zu Gast war. Mit ihr haben wir ausdrücklich NICHT über Intendantengehälter, Nobel-Dienstwagen oder Luxus-Menüs auf Gebührenzahlerkosten gesprochen – diese Themen werden zur Zeit in anderen Medien hinreichend abgehandelt. Das Gespräch drehte sich vielmehr um die Produktion von Hörspielen beim RBB. Wir erfahren, daß die öffentlich-rechtlichen Sender weiterhin fleißig Hörspiele produzieren – wenn auch in vielen Fällen eher für die digitale Verbreitung als für die Ausstrahlung im Radio. Das Interesse an Hörspielen scheint dabei ständig zu wachsen: Auch jüngere Leute hören gerne zu – bei denen heißt das dann allerdings nicht „Radiosendung“ sondern „Podcast“. Im Interview erzählt Anne Hege, wie die Hörspielsprecher ausgewählt werden und was man bei der Aufnahme im Studio beachten muß.
Außerdem: Rückblick auf das documenta-Projekt mit Straßenmusikern.
Nachdem wir vor zwei Wochen bereits Veröffentlichungen des diesjährigen Netlabel Days vorgestellt haben, gibt es in dieser Sendung nun ein einstündiges DJ-Set mit Musik zwischen Techno und Drum'n'Bass.
Das Orchester Fred Bird, Folge 1
Einige „Vielaufnehmer“ der deutschen Schallplattengeschichte haben wir im „Tanzparkett“ bereits vorgestellt - die Hausorchester der Deutschen Grammophon, bei denen, was die Anzahl der Einspielungen angeht, Paul Godwin den ersten Platz einnahm, Marek Weber, der in seiner produktivsten Zeit für die Electrola tätig war, den für die Lindström aufnehmenden Dajos Bela, der in der deutschen Schallplattengeschichte den Orchesterleiter darstellt, der die meisten Plattenaufnahmen ablieferte, und nicht zuletzt den Kasseler Jungen Bernard Etté, der für verschiedene Firmen aufnahm.
Bisher unbetrachtet blieb Felix Lehmann (1882 - 1975), der unter verschiedenen Pseudonymen aktiv war, deren bekanntestes „Fred Bird“ sein dürfte. Als „Félix Lemeau“ machte er Salonaufnahmen, die wir aber nicht behandeln wollen.
Zunächst begann seine Karriere bei der kleinen Marke Homocord, einem Etikett der Homophon-Werke, das seit 1904 in Berlin etabliert war. Hier begann Lehmann 1924 mit einer als „Homocord-Tanzorchester“ bezeichneten Formation Platten für das nach der Währungsstabilisierung tanzwütige Publikum einzuspielen.
Für aktuelle Tanzmusik wurde bald das genannte Pseudonym „Fred Bird“ eingeführt, dann meist als „Fred Bird The Salon Symphonie Jazzband“ [sic] bezeichnet; später als „Fred Bird Rhytmicians“.
Nach Aufkauf der Homophon GmbH durch die Carl-Lindström-AG kam Bird nach Einstellung des Homocord-Etiketts 1932 zur billigen Lindström-Untermarke Gloria. Hier spielte er auch unter dem Gloria-Sammelpseudonym „Eric Harden“ etliche Platten ein.
Als die Nazis das sog. „Decknamenverbot“ erlassen hatten, firmierte er als „Fred Berd“. Unter dieser Bezieichnung erfolgte allerdings nur eine einzige Aufnahmesitzung für die Kristall-Schallplatte, die ab 1937 ebenfalls zur Lindström gehörte.
Danach verliert sich seine diskographische Spur. Als Musiker stand er allerdings noch in den 50er Jahren im Berliner Branchenbuch.
1975 starb er vergessen in Berlin.
Wenn auch etliche Musikkritiker, vor allem in den 60er und 70er Jahren, Bird vorwarfen, er habe vom Jazz nicht viel verstanden, muß man heute diese Aussage relativieren, gerade wenn man die Platten mit denen bei der Kritik besser weggekommener Zeitgenossen vergleicht, zumal der Jazzbegriff in jener Zeit zumindest in Deutschland anders gefaßt war als später.
Auch Bird beschäftigte, zumindest zeitweise, ausländische, d.h. in erster Linie US-amerikanische und englische Solisten, die ein modernes Klangbild zu erzeugen wußten.
Davon können Sie sich in unserer in loser Folge gebrachten Reihe über Fred Bird selbst ein Bild machen.
Durchs Programm führt Thomas Sosna.
„Antisemita“ oder ein Meilenstein der neueren Kulturgeschichte? Die Meinungen über die documenta fifteen gehen weit auseinander. Immerhin: Das Publikum strömt; zur Halbzeit wurde mit 410.000 Besuchern der bisherige Rekord nur knapp verfehlt. Im Rahmen einer Veranstaltung in der Elisabethkirche zogen die HNA-Kulturredakteure Bettina Fraschke und Mark-Christian von Busse im Gespräch mit Christoph Baumanns eine Bilanz der ersten 50 Tage – wir senden einen Mitschnitt.
Außerdem in der Sendung: Der legendäre Kasseler DJ und Musikproduzent Bernd Kuchinke hat gemeinsam mit Ruangrupa-Mitglied Reza Afisina einen neuen Song zur documenta aufgenommen – im Interview stellen die beiden ihr Werk vor.
Schließlich werden wir im Gespräch mit den Organisatoren Joshua und Amanda die geplante Live-Jam mit Kasseler Straßenmusikern vorstellen, die am Sonntag nachmittag vor dem Fridericianum steigen soll.
Kunst, die auf Gegenwart zielt, hat unweigerlich mit den teilweise ziemlich vergifteten Verhältnissen von Kunst, Politik und Gesellschaft zu tun. Vor diesem Hintergrund erkunden die Gespräche die frühen Verstrickungen der documenta, sie stellen aber auch die Frage, wie sich Gegenwartskunst in der heutigen Welt globaler Konfliktlagen positioniert. Was kann und soll die Kunst angesichts von Pandemie und Krieg?
Die Veranstaltungsreihe „Vergiftete Verhältnisse“, organisiert vom documenta-Institut unter der Leitung von Prof. Heinz Bude in Kooperation mit der Uni Kassel, präsentiert parallel zur documenta Gespräche und Interviews zu aktuellen künstlerischen und kulturpolitischen Fragen der Zeit.
In der zweiten Veranstaltung debattierten Heinz Bude und Anselm Doering-Manteuffel über die Frage: Wieviel Dreißigerjahre stecken in den Fünfzigerjahren?
Außerdem gratulieren wir in der Sendung dem legendären Grateful-Dead-Gitarristen Jerry Garcia nachträglich zum 80. Geburtstag (auch wenn er ihn gar nicht mehr erlebt hat).
Diese Radio-Sendung ist teilweise fiktiv und teilweise die Realität, welche die Kunstvermittlerinnen und -vermittler sobat sobat während der documenta15 erleben. Es ist ein kleiner Einblick in den Alltag des Teams und der Versuch, den Herausforderungen und Schwierigkeiten mit Humor zu begegnen. Willkommen bei walks & worries, einer offenen Telefonleitung für das sobat-Team. Vielen Dank an alle, die sich auf unterschiedliche Weise beteiligt haben.
Art mediation on documenta 15. This show is partly fictional and partly the reality that the art mediator sobat sobat encounters during documenta 15. This is a small insight into the everyday life of the team and the attempt to meet the challenges and difficulties with humor. Welcome to walks & worries, a hotline for the sobat team.Thanks to all those who have participated in various ways.
(Beitrag in englischer Sprache.)
Außerdem: Interview mit FRK-Redakteurin Julie über ihre ersten Eindrücke von der documenta 15.
Mehr als 15 Jahre lang hat Wolf Silaff, der „Lonesome Traveler“, die FRK-Hörer mit seinen Sendungen begeistert. Sein umfassendes, fast schon enzyklopädisches Wissen zur Geschichte von Country, Blues, Folk und Rock’n’Roll ermöglichte es ihm, kompetent moderierte Beiträge zu unzähligen Künstlern und Bands der vergangenen Jahrzehnte zu produzieren. Vor einem Jahr ist Wolf im Alter von 71 Jahren gestorben – wir erinnern an ihn mit der Wiederholung von dreien seiner Sendungen, die sich mit Chuck Berry, Steve Forbert und den Stray Cats befassen.
Den Jazzfans unter unseren Hörern den 1907 geborenen Cab Calloway (eig. Cabell Calloway III.) vorzustellen, hieße wohl Eulen nach Athen tragen. Aber auch vielen, die der Jazz allenfalls am Rande interessiert, dürfte er bekannt sein - durch seinen Auftritt im Film „Blues Brothers“ von 1979. Als wären die fünf Bühnenjahrzehnte dazwischen nicht gewesen, ist er auf der Leinwand mit seinem wohl größten Hit, seiner Erkennungsmelodie „Minnie The Moocher“, zu erleben, immer noch mit dem von ihmgeprägten Stil des Scatgesangs mit dem dafür so typischen „Hidey Hidey Ho“. Auch in der nun wiederholten Doppelfolge von 2016 (viele Jahre davor gab es auf unserem Sendeplatz schon einmal zwei Ausgaben über Cab Calloway, die allerdings andere Platten enthielten) wollen wir sowohl die Seite des Jazzers als auch die des Showmans Calloway beleuchten. Wir beginnen am Anfang seiner Plattenkarriere, als er im Jahre 1930, also mit gerade einmal 23 Jahren, die Band „The Missourians“ übernommen hatte. Der aus einem Akademikerhaushalt stammende Calloway erkannte sehr bald die Möglichkeiten, welche die Kapelle bot. Er straffte die Organisation des Orchesters und wurde sein Aushängeschild. Sein exzentrischer Gesang und ebensolche Tanzeinlagen wirkten - und wirken bis heute - auf Generationen von Künstlern als Vorbild. Die „Tanzparkett“-Redaktion konnte sich davon beim Besuch eines Konzertes der Andrej-Hermlin-Band im Frühjahr 2016 mit eigenen Augen und Ohren überzeugen. Cab Calloways Bühnenkarriere währte bis zu seinem Tode 1994. Ein Mitglied unserer Redaktion durfte den Sänger (der durch seine Rolle im Kultfilm „Blues Brothers“ auch einem jüngeren Publikum bekannt wurde) noch Anfang der 90er als hochbetagten, aber keineswegs zahm gewordenen Künstler bei einer Deutschlandtournee erleben.
Wir wiederholen heute den zweiten und letzten Teil einer kleinen Reihe, die ursprünglich 2016 ausgestrahlt wurde. Durchs Programm begleitet Sie Peter K. Michael.
Gast: Horst Hoheisel
Am Brunnen vor dem Kasseler Rathaus hat Camilla Geier den Künstler Horst Hoheisel getroffen. Der ursprüngliche, Anfang des 20. Jahrhunderts erbaute Aschrottbrunnen wurde in der Zeit des Nationalsozialismus zerstört. Lange Zeit war seine Geschichte nahezu vergessen. Mitte der 1980er-Jahre überzeugte Hoheisel die Kasseler mit seinem Entwurf, einen „intervierten“ Brunnen als eine besondere Form des Denkmals zu errichten – also eine sehr genaue Negativ-Nachbildung, die in die Tiefe des Erdreichs gespiegelt ist. So soll der Brunnen im Untergrund eine „offene Wunde der Stadt“ bleiben. Bei der Realisierung im Zuge der Documenta 8 wurde Hoheisel wesentlich von deren Leiter Manfred Schneckenburger unterstützt. Doch auch Carolyn Christov-Bakargiev, die Leiterin der Documenta 13, zeigte großes Interesse an der Installation mitten im Zentrum Kassels.
Das Projekt „Meine Documenta“ aus dem Jahr 2015 war eine Kooperation des Freien Radios Kassel mit dem documenta Archiv, dem Medienprojektzentrum Offener Kanal und dem Hessischen Rundfunk. Wir wiederholen anläßlich der documenta 15 einige der Beiträge von damals.
Der Netlabel Day 2022 kommt subjektiv wieder mit mehr Veröffentlichungen daher, die zudem auch noch musikalisch sehr bunt sind. Das ist mehr als Grund genug für frei², auch diesen Netlabel Day vorzustellen
Jazz und Tanzmusik aus Italien, Folge 11 (1936 - 1945)
In der inzwischen elften Ausgabe unserer seit 2000 in loser Folge gebrachten Reihe stellen wir Ihnen Tanzmusik und Jazz aus Italien vor - heute wieder einmal aus der Zeit von Mitte der 30er bis Mitte der 40er Jahre.
Italien als „musikalisches Reiseziel“ erfreute sich nicht erst in den 50er Jahren in Deutschland einer gewissen Beliebtheit, sondern auch schon vorher. Etliche Platten wurden auch hierzulande herausgebracht. Es lohnt sich freilich auch, nach italienischen Aufnahmen zu suchen, die bei uns nicht verlegt wurden.
Am Mikrophon: Peter Michael.
Kann man den erfolgreichsten Komponisten der Musikgeschichte in nur einer einzigen Sendung zu seinem 80. Geburtstag hinreichend würdigen? Natürlich nicht – und daher folgt auf die Jubelfeier von vor vier Wochen heute der zweite Teil des Specials zu Paul McCartneys rundem Jubiläum. Und wieder gibt’s einen Streifzug durch die inzwischen über 50 Jahre währende Solokarriere des genialen Songschreibers. Die Beatles-Ära lassen wir aus (die Lieder kennt eh jeder); wir konzentrieren uns auf die Platten mit den Wings und auf die Solo-Alben seit den 80er Jahren. Auch Pauls Ausflüge in entlegene musikalische Gefilde (z.B. in die Klassik) werden wir genauer betrachten. Dabei gehen wir nicht chronologisch vor, sondern springen durch die Zeiten und Stile. Und wir können nicht garantieren, daß dies schon die letzte Sendung zu Pauls Achtzigstem ist – möglicherweise folgt demnächst noch ein dritter Teil …
Auszüge aus aktuellen Interviews mit den Musikern Wolfram Spyra, Steve Schroyder und Udo P. Leis mit Eindrücken von 'The Little Garden of Sounds 2022'. Ebenfalls mit den Künstlerinnen der 'Krume 1' Florentine Joop, Nadine Conrad, Elisabeth Dishur und Natalie Huth sowie Andreas Bär zur Eröffnung der laufenden Ausstellung 'WEIẞ wie ROT wie SCHWARZ' am vergangenen Wochenende in der Nachrichtenmeisterei am Kulturbahnhof in Kassel.
2 Folgen von 2016
Den Jazzfans unter unseren Hörern den 1907 geborenen Cab Calloway (eig. Cabell Calloway III.) vorzustellen, hieße wohl Eulen nach Athen tragen. Aber auch vielen, die der Jazz allenfalls am Rande interessiert, dürfte er bekannt sein - durch seinen Auftritt im Film „Blues Brothers“ von 1979. Als wären die fünf Bühnenjahrzehnte dazwischen nicht gewesen, ist er auf der Leinwand mit seinem wohl größten Hit, seiner Erkennungsmelodie „Minnie The Moocher“, zu erleben, immer noch mit dem von ihm
geprägten Stil des Scatgesangs mit dem dafür so typischen „Hidey Hidey Ho“. Auch in der nun wiederholten Doppelfolge von 2016 (viele Jahre davor gab es auf unserem Sendeplatz schon einmal zwei Ausgaben über Cab Calloway, die allerdings andere Platten enthielten) wollen wir sowohl die Seite des Jazzers als auch die des Showmans Calloway beleuchten. Wir beginnen am Anfang seiner Plattenkarriere, als er im Jahre 1930, also mit gerade einmal 23 Jahren, die Band „The Missourians“ übernommen hatte. Der aus einem Akademikerhaushalt stammende Calloway erkannte sehr bald die Möglichkeiten, welche die Kapelle bot. Er straffte die Organisation des Orchesters und wurde sein Aushängeschild. Sein exzentrischer Gesang und ebensolche Tanzeinlagen wirkten - und wirken bis heute - auf Generationen von Künstlern als Vorbild. Die „Tanzparkett“-Redaktion konnte sich davon beim Besuch eines Konzertes der Andrej-Hermlin-Band im Frühjahr 2016 mit eigenen Augen und Ohren überzeugen. Cab Calloways Bühnenkarriere währte bis zu seinem Tode 1994. Ein Mitglied unserer Redaktion durfte den Sänger noch Anfang der 90er als hochbetagten, aber keineswegs zahm gewordenen Künstler bei einer Deutschlandtournee erleben.
Durchs Programm begleitet Sie Peter K. Michael.
Seit Mitte Juni befinden sich auf der rechten Fuldaseite am Ufer des Bootsverleihs Ahoi zwei begrünte Plattformen: Der ‚Healing‘ und der ‚Future Garden‘, ein Projekt der Künstlerin, Organisatorin und Kuratorin Ilona Németh. In einem ausführlichen Interview gibt sie Auskunft über die Entstehung, Hintergründe und Kooperationspartner dieses Werkes, das in vielerlei Hinsicht die Werte der diesjährigen documenta repräsentiert.
Teil des Konzepts ist zum Beispiel die Einbindung von ortsansässigen Personen, die über ein erfolgreiches Bewerbungsverfahren für die gesamte Dauer der documenta die Pflege einer der Gärten übernommen haben. In einem Vor-Ort-Besuch haben wir unmittelbare Eindrücke gesammelt und hören von konkreten Erfahrungen über diese Tätigkeit von einem der ‚Gärtner auf Zeit‘.
Außerdem im Programm: Erinnerungen an den kürzlich verstorbenen Pop-Art-Künstler Claes Oldenburg.
Kunst, die auf Gegenwart zielt, hat unweigerlich mit den teilweise ziemlich vergifteten Verhältnissen von Kunst, Politik und Gesellschaft zu tun. Vor diesem Hintergrund erkunden die Gespräche die frühen Verstrickungen der documenta, sie stellen aber auch die Frage, wie sich Gegenwartskunst in der heutigen Welt globaler Konfliktlagen positioniert. Was kann und soll die Kunst angesichts von Pandemie und Krieg?
Die Veranstaltungsreihe „Vergiftete Verhältnisse“, organisiert vom documenta-Institut unter der Leitung von Prof. Heinz Bude in Kooperation mit der Uni Kassel, präsentiert parallel zur documenta Gespräche und Interviews zu aktuellen künstlerischen und kulturpolitischen Fragen der Zeit.
In der ersten Veranstaltung war die Kunstwissenschaftlerin Julia Voss zu Gast, die über ihre langjährige documenta-Erfahrung berichtete.
Das ehemalige Netlabel Tilt Recordings hatte sich Anfang des 21.
Jahrhunderts auf Drum'n'Bass spezialisiert. Nach seiner Einstellung lebte die Musik beim Internet Archive sowie in Sendungen des bermuda.funk (freies Radio Rhein-Neckar) weiter. Im Rahmen der Reihe »Make Rave, not Hate« widmet sich frei² diese Woche den freien Veröffentlichungen von Tilt Recordings mit einem (dieses Mal automatisch generierten) DJ-Mix hauptsächlich von Musik des Künstlers Amex.
Kino im „III. Reich“, Folge 2/2022 (1938-1940)
In der zweiten Folge kommen wir bis in die Zeit, als der II. Weltkrieg bereits - wenn auch noch nicht in seinem endgültigen Ausmaß - entfesselt war.
Doch in den meisten Filmen merkte man davon nach wie vor nichts. Wie im Text zur ersten Folge gesagt (auch für weitere Einzelheiten sowie eine Gesamteinordnung siehe Programmeintrag von vor zwei Wochen), wollte man die Exportfähigkeit der deutschen Filmindustrie erhalten. Außerdem reagierte das Publikum auf allzuviel Schlachtengedröhn zunächst eher allergisch. Im Gegensatz zu 1914 hielt sich die Kriegsbegeisterung 1939 sehr in Grenzen, da zumindest die etwas ältere Generation aus eigener Erfahrung wußte oder wenigstens ahnte, was auf sie zukommen würde. Im Laufe des Jahres 1940 wurden verschiedene Kriegs- und Propagandafilme uraufgeführt, z.B. „Feldzug in Polen“, „Die Rothschilds“, „Jud Süß“, „Der ewige Jude“ sowie „Wunschkonzert“. Einige der Propagandastreifen fielen in den Kinos durch, so die eben erwähnten „Rothschilds“ und auch der Hetzfilm „Der ewige Jude“, der selbst dem damaligen, von immerhin bereits sieben Jahren NS-Propaganda dauerhaft betrommelten Publikum zu drastisch war.
Aber noch - es ist die Zeit bis kurz vor dem Frankreichfeldzug, die letzte Platte dieser Folge stammt aus einem Film, dessen Uraufführung im März 1940 stattfand - spielt der Krieg auf der Leinwand keine große Rolle, und die Mehrzahl der in der zweiten Folge gebrachten Platten stammt auch noch aus der unmittelbaren Vorkriegszeit. Gefragt waren beim Publikum weiterhin ganz „normale“ Filme - Historiendramen, Liebesschnulzen, Musikfilme, Theaterverfilmungen, Komödien oder Krimis. Entsprechend blieb die Auswahl an Filmschlagern groß. Neben der Musik sorgten auch „importierte“ Schauspieler wie etwa der Holländer Johannes Heesters, vor allem aber „exotische“ Schauspielerinnen wie die Schwedin Zarah Leander, die Ungarin Marika Rökk, die Norwegerin Kirsten Heiberg oder die Chilenin Rosita Serrano (die allerdings im Konzertsaal, auf Theater- und Musicalbühne und vor allem auf ihren Platten erheblich erfolgreicher werden sollte als beim Film) immer noch für eine gewisse Internationalität, die auch den Rest der deutschen Produktion noch bis weit in den Krieg hinein im Ausland verkaufen half. Auch deshalb, nicht nur zur Ablenkung des deutschen Publikums vom Kriegsalltag, spielen die meisten Filme aus den folgenden Jahren in einem kriegs- und elendsfernen, nazifreien Niemandsland …
Auch für diese Folge gilt: Die Schlager wurden von den in den Filmen mitwirkenden Schauspielern im Plattenstudio eingesungen. Es handelt sich also nicht um nachträglich vom Filmlichtton umgeschnittene Aufnahmen, wie sie in der Nostalgiewelle der 70er Jahre vielfach auf LP im Handel waren, sondern um originale, zeitgenössische Industrieschallplatten.
Durchs Programm begleitet Sie Thomas Sosna.
Zum 80. von Roger McGuinn
Jeder kennt „Mr. Tambourine Man“ – der ursprünglich von Bob Dylan geschriebene Song geriet in der Version der Byrds 1965 zum Welthit und zum ewigen Klassiker. Roger McGuinn, der Gründer und Sänger der Byrds, dessen unverkennbarer Jangle-Gitarren-Sound die Musik der Band ebenso prägte wie seine etwas nasale Stimme, wurde vor wenigen Tagen 80 Jahre alt. Wir würdigen ihn mit einigen seiner besten Songs.
Die Byrds, 1964 in Los Angeles gegründet, zählen zu den wichtigsten und einflußreichsten Bands der Musikgeschichte. Ihre damals revolutionäre Kreuzung von britischen Beat-Einflüssen und amerikanischen Folk-Traditionen hat tiefgreifende Spuren hinterlassen, die sich bis in die musikalische Gegenwart verfolgen lassen. Die hymnischen Folk-Melodien, gepaart mit mehrstimmigem Satzgesang und dem durchdringen Klang der 12saitigen Rickenbacker-Gitarre bezauberten ganze Generationen von Fans und Musikern – bis heute. Ihr Status als Pioniere von Folkrock und Countryrock ist unbestritten.
Roger McGuinn war der Mitbegründer der Byrds und ihre zentrale Figur. Außerdem war er das einzige Bandmitglied, das bis zur Trennung 1973 dabei war. Später machte er etliche Solo-Platten – allerdings erzielte er als Solist nie den kommerziellen Erfolg oder den mythischen Status seiner ehemaligen Bandkollegen David Crosby, Chris Hillman, Gene Clark oder Gram Parsons. Seit den 90er Jahren konzentriert sich Roger McGuinn weitgehend auf sein „Folk Den“-Projekt, dessen Ziel es ist, traditionelle Folksongs wiederzuentdecken und für die Zukunft zu bewahren. Aber natürlich spielt er bei seinen Konzerten (zur Freude des Publikums) auch immer wieder die alten Byrds-Klassiker wie „Turn Turn Turn“ oder „Eight Miles High“. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung haben die Byrds nicht nur Dylan-Songs gespielt. Vielmehr hat sich speziell Roger McGuinn auch immer wieder als Songschreiber betätigt – einige der größten Byrds-Songs wie „Mr. Spaceman“, „Fifth Dimension“ oder „Chestnut Mare“ stammen von ihm.
Außerdem in der Sendung: . Bericht von der Wiedereröffnung der Löwenburg, Reportage von der Herstellung des Kunstwerks „ook – Common Ground“ von Reinaart Vanhoe in deer Neuen Brüderkirche.
Sendetermin: „Zwischenzeitlich documenta“; Freitag, 15. Juli 2022, 18 Uhr
Arnold Bode, „Erfinder“ der documenta
Arnold Bode ist der Kunstwelt als geistiger Vater und Initiator der documenta-Kunstausstellung bekannt, die seit 1955 in Kassel stattfindet. Weniger bekannt ist sein privates Leben, seine Arbeit als Künstler und Designer, als Innenraumgestalter und Städtebauvisionär. Geboren 1900, hatte er nach einem Studium der Kunst in Kassel erste Erfolge als Maler und Kurator. Sein beruflicher Einstieg 1930 am Werklehrerseminar in Berlin endete aber bald mit einem Berufsverbot im Nationalsozialismus. Mit Hilfe der Familie schlug er sich mit Innen-ausbau durch. Nach dem zweiten Weltkrieg konnte er im Messebau beachtliche Erfolge nach-weisen. Er war Mitbegründer der 1947 neu gegründeten Werkakademie. Dort war er zuerst Dozent für Malerei, 1963-1969 Professor. Sein weiteres Leben war von der 1955 gegründete documenta geprägt, die ihn bis zu seinem Lebensende beschäftigte.
Sylvia Stöbe hat die Erinnerungen von noch lebenden Familienmitgliedern, Zeitzeugen und Informationen aus anderen Quellen zusammengetragen und eine Biografie von Arnold Bode erstellt. Wir haben mit ihr gesprochen.
Sendetermin: „Zwischenzeitlich documenta“; Sonntag, 17. Juli 2022, 19 Uhr
Zum 70. Geburtstag von Liz Mitchell
Vor der regulären „Handmade“-Ausgabe hört ihr heute eine Stunde lang ausnahmsweise nicht die „Handmade Classics“, sondern eine Sondersendung zum 70. Geburtstag von Boney M.-Sängerin Liz Mitchell.
Die jamaikanische Sängerin Elizabeth Rebecca „Liz“ Mitchell wurde am 12. Juli 1952 geboren. Sie ist vor allem als Leadsängerin der Band Boney M. bekannt. Zwischen 1970 und 1972 war sie Mitglied der Les Humphries Singers und wurde kurze Zeit später von Frank Farian für sein Bandprojekt Boney M. rekrutiert. Die Orginalbesetzung der Gruppe setzte sich aus Liz Mitchell, Marcia Barrett, Maizie Williams und Bobby Farrell zusammen, die alle in der Karibik geboren und als Kinder oder Jugendliche nach Europa gekommen waren. Im Studio bestanden damals lediglich Liz Mitchell und Marcia Barrett die Gesangstests, ansonsten wurde durch Studiomusiker nachgeholfen sowie durch Frank Farian selbst, der die männlichen Gesangsparts übernahm, zu denen live Bobby Farrell mimte, während er mit seinem einzigartigen Tanzstil die Bühnenshows der Gruppe prägte. Es folgten Hits wie „Daddy Cool“, „Sunny“, „Rivers Of Babylon“, „Ma Baker“ und noch viele weitere, die wir teilweise in dieser Sendung beleuchten werden. Dazu gibt es aber auch einige Raritäten.
Auch heute ist Liz immer noch als “Boney M. featuring Liz Mitchell“ in wechselnden Formationen auf den weltweiten Bühnen unterwegs.
Wir wünschen viel Spaß in der einstündigen Geburtstagssendung, sowie auch danach ab 20 Uhr in der regulären Ausgabe „Handmade“, in der es wie gewohnt bunt gemischt zur Sache geht.
Sendetermin: „Handmade extra“; Mittwoch, 20. Juli 2022, 19-20 Uhr
Wiederholung Donnerstag, 21. Juli 2022, 11-12 Uhr
Björnemann zu Gast im Studio
»Mein Himmel hat ein buntes Blau« lautet eine Zeile in einem Lied von Björnemann. Unerschütterlicher Optimismus und Melancholie geben sich in seinen Songs die Hand.
Nachdem er früher gern Springsteen und Johnny Cash coverte, spielt der aus Nordhessen stammende Singer / Songwriter bei seinen oft zweistündigen Auftritten nur noch sein eigenes Programm mit eigenen, deutschsprachigen Liedern. Im Frühjahr 2022 stellte er sein erstes Album »Niemandsland« der Öffentlichkeit vor.
Wenn Björnemann mit »James Dean« ein Konzert beginnt, lassen eine wehmütige Harp und ein treibendes Schlagzeug sofort erahnen, daß ein emotional intensiver Abend begonnen hat. Während bei »Irgendwo am Himmelszelt« womöglich Tränen fließen, kann das Publikum bei »Ohne Sterne, ohne Mond« in bester Karnevalslaune ausgelassen und fröhlich einen flotten Tanz hinlegen. Auch der Sound variiert, weil Björnemann sich nicht gern in eine Schublade stecken läßt. »Für mich ist entscheidend, daß meine Musik die Menschen im Herzen berührt, ganz egal, ob sie am Kamin oder im Auto die CD hören oder beim Konzert mitsingen und tanzen«, so der Künstler.
Zusammen mit seinem Schlagzeuger Thomas Schneider hat er sich in ein abgefahrenes Abenteuer gestürzt und hätte nichts dagegen, bald nur noch für möglichst viele Leute Musik zu machen.
Übrigens mit dem Segen der beiden Ehefrauen …
Im Gespräch mit MM-Moderator Thomas stellt Björnemann sein Album vor.
Sendetermin: „Magic Moments“, Mittwoch, 20. Juli 2022, 21 Uhr
FSJ - Freiwilliges Soziales Jahr
Im Abschlußseminar, organisiert vom Internationen Bund, gab es viele verschiedene Workshops, in die sich die jungen Menschen einwählen konnten - Podcast-Produktion war auch dabei.
Zu den Themen „FSJ - was ist das?“, „FSJ – Finanzierung“, „Work-Life-Balance“ und einem englischen Beitrag zu diesem Thema wurden Podcast erstellt.
Sendetermin: „FRK spezial“; Mittwoch, 20.Juli 2022, 22 Uhr
Prof. Philipp Oswalt zum Konflikt um die documenta 15
"Als Gastgeber versagt" ist der Titel eines Beitrages von Prof. Philipp Oswalt, der am 8. Juli bei Zeit online erschien.
Im StadtLabor "experimentieren" Philipp Oswalt und Klaus Schaake auf der Grundlage dieses Impulses und ihren Wahrnehmungen zur verfahrenden Situation um die aktuelle Auflage der Weltkunstausstellung und bewegen die Frage, wie sich dieser Konflikt produktiv machen ließe.
Die Sendung wurde am 12.7.22 aufgezeichnet. Aktuellere Entwicklungen, wie beispielsweise die am Abend des 12. Juli veröffentlichte Erklärung der documenta-Generaldirektorin, konnten nicht Gegenstand der Betrachtung sein.
Hintergrundinfo zum Studiogast:
Philipp Oswalt lehrt Architekturtheorie und Entwurf an der Universität Kassel, war am Gründungsprozess des documenta-Instituts beteiligt, war Mitglied im Gründungsdirektorium des Transdisciplinary Research Center for Exhibition Studies (TRACES) und ist aktuell auch dessen stellvertretender Geschäftsführer. In seiner Arbeit und seinen Funktionen beschäftigt er sich regelmäßig mit Fragen rund um die documenta.
Sendetermin: „Zwischenzeitlich documenta – Stadtlabor“; Donnerstag, 21. Juli 2022, 21 Uhr
Wiederholung Freitag, 22. Juli 2022, 13 Uhr
Dieser Tage hört man seinen Namen wieder öfter: Paul McCartney feierte im Juni seinen 80. Geburtstag. Viele Menschen verbinden mit ihm die vier Pilzköpfe und „Yeah, Yeah, Yeah“! Doch mittlerweile errechnet die Mathematik, dass McCartney lediglich ein Achtel seines Lebens ein Beatle war. Was ist mit dem Musiker und Komponisten Paul McCartney, der seit 1970 auf den Bühnen steht?
Dies versucht die Sondersendung von „Tom’s Rock and Pop Specials“ im Freien Radio Kassel aus McCartneys über 50 jährigem Musikschaffen herauszufinden. Ihr habt richtig gelesen: Es ist und bleibt ein Versuch. Egal, wie gut wir recherchieren und wie lang die Sendung dauern wird, es wird immer irgendwo einen Song geben, den wir im Leben eines solchen Künstlers vergessen haben.
Wir - das sind:
Marcus Schwarz, Pianist, stellvertretender Musikschulleiter der Musikschule Baunatal
Tom Grigat, Gitarrist, Moderator der Sendung „Tom’s Rock and Pop Specials“ im Freien Radio Kassel.
Demnächst werden wir am Hauptsendeplatz „Tanzparkett“ am Mittwochabend zum elften Mal italienische Platten der Vor- bis unmittelbaren Nachkriegszeit vorstellen.
Italien als musikalisches „Reiseziel“ erfreute sich nicht erst in den 50er Jahren in Deutschland einer gewissen Beliebtheit, sondern auch schon vorher. Etliche Platten wurden auch hierzulande herausgebracht. Es lohnt sich aber auch, nach italienischen Aufnahmen zu suchen, die bei uns nicht verlegt wurden.
Als „Appetithappen“ wiederholen wir am Sonntag die neunte Folge dieser seit dem Jahre 2000 laufenden kleinen Reihe im „Tanzparkett extra“.
Durchs Programm führt Thomas Sosna.
"Eine musikalische Gestentafel" für Altsaxophon-Solo in Anlehnung an Motive aus Alban Bergs Oper "Wozzeck".
Martin Speicher, Altsaxophon, Komposition, Improvisation.
Thema der 15 Szenen ist die Zurichtung des einzelnen, abhängigen Menschen durch Verhältnisse, in denen Freiheit, Emanzipation und Würde zu bloßen Floskeln verkommen.
Das Solo versucht aus einer gedachten Perspektive der Rückerinnerung Wozzecks das Geschehen während der letzten Tage und Wochen seines Lebens zu kommentieren.
Mit dem Blick von heute zeigt dieser imaginäre Wozzeck auch seine zwiespältige Haltung zum Kunstprodukt Oper auf, indem Elemente populärer Musik immer wieder Wozzecks "eigenes" Milieu zum hochentwickelten Material Alban Bergs in Kontrast bringen.
Kino im „III. Reich“, Folge 1/2022 (1934-1938)
Erneut widmen wir zwei Ausgaben „Tanzparkett“ dem Tonfilmschlager der dunkelsten Epoche der deutschen Geschichte, des sog. „III. Reichs“. Inzwischen hatte die Ausschaltung politisch mißliebiger oder jüdischer Künstler ebenso stattgefunden wie die Unterstellung der Filmproduktion unter die Ägide des Reichspropagandaministeriums. Doch allen Maßnahmen der NSDAP zum Trotz blieb der Film, soweit man beim Tonfilm mit seiner Sprachgebundenheit überhaupt davon ausgehen kann, auch nach 1933 zumindest in seinem Erscheinungsbild meist international. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand. Zum einen wollte man weiterhin Filme exportieren - das stets klamme Deutsche Reich brauchte Devisen, und Filme brachten diese in erheblichem Ausmaße ein. Zum andern hatte das Publikum durch die vorausgegangenen Jahre der Weimarer Republik - aber auch durch die weiterhin erfolgende Aufführung internationaler Produktionen - einen gewissen Geschmack entwickelt, den man befriedigen mußte, wollte man die Kinos vollbekommen. Drittens schielten natürlich auch die Babelsberger Produzenten (und nicht zuletzt ihr neuer „Chef“, Reichspropagandaminister Dr. Joseph Goebbels) ohnehin nach Hollywood. Was dort gedreht wurde, war der internationale Maßstab, an dem sich auch die damals zweitwichtigste Filmstadt der Welt, eben Babelsberg, messen lassen mußte und wollte - nicht zuletzt wiederum im Hinblick auf die Exportmöglichkeiten.
Keine so schlechten Voraussetzungen also für zumindest eine gewisse Internationalität und künstlerische Kontinuität der Produktionen - trotz völlig veränderter politischer Situation, trotz Vertreibung bisher wichtiger Künstler und auch anderer Beschäftigter aus ihren Posten beim Film. Das fing bei Starregisseuren oder großen Mimen an, die Deutschland bald verlassen mußten oder „freiwillig“ emigrierten - und ging bis hinunter zum Kulissenschieber, der auch irgendwann seine Beschäftigung beim Film verlor.
Das Publikum merkte davon wenig. Stars waren immer gekommen und gegangen, und viele Filme waren schließlich, kein bißchen anders als in allen andern Ländern, sehr direkt zur Ablenkung von den immer noch spürbaren Folgen der Weltwirtschaftskrise da, zur Aufhellung des grauen Alltags. Außerdem kümmerten sich, wie zu allen Zeiten, die meisten von den Maßnahmen nicht betroffenen Künstler einfach nur weiter um ihr Fortkommen. Manche verschlossen schlicht die Augen vor den ungeheuerlichen Vorgängen, manche waren durchaus dankbar, daß es für sie nun einfacher mit der Karriere geworden war, da einige begabte Konkurrenten im wahrsten Sinne über Nacht verschwunden waren, und wieder andere nutzten gar gezielt die Lücken, die nun klafften. Was im einzelnen auf die in dieser Sendung vertretenen Künstler zutreffen mag, ließe sich wohl erst nach eingehender Forschung feststellen.
Auch den neuesten musikalischen Einflüssen verschloß sich Babelsberg nach 1933 nicht - im Gegenteil. Trotz der Emigration von Komponisten und Textdichtern wie Werner Richard Heymann, Walter Reisch, Friedrich Hollaender, Paul Abraham, Ralph Erwin, Hans May oder Ernst Neubach, um nur einige wenige in zufälliger Reihenfolge anzuführen, gab es in Deutschland immer noch eine Menge talentierter Schlagerschreiber. Auch im diesmal in unserer Sendung betrachteten Zeitraum von 1934 bis 1938, also schon nach dem größten künstlerischen Aderlaß nach der „Machtergreifung“, waren erstklassige Musikschöpfer tätig. (Die 1933 in Produktion befindlichen Filme hatte man zumeist mit den bestehenden Arbeitsgruppen fertiggestellt - Goebbels war Fachmann genug, um genau zu wissen, daß es weder Filmen noch Finanzplänen gut bekommen wäre, hätte man die Produktionsbedingungen komplett über den Haufen geworfen.) Mit Aufkommen des Swingstils Mitte der 30er hielt dieser auch Einzug in die Musikstudios der Tonfilmateliers in Babelsberg, so daß auch in der deutschen Filmmusik weiterhin der Hauch der Internationalität wehte.
Heute wird diese Musik praktisch nicht mehr wahrgenommen - viele haben Angst, sich überhaupt mit der Zeit und der Alltagskultur des „III. Reichs“ auseinanderzusetzen. Man bedenke z.B. die in der Nachkriegszeit aufgestellte und vielfach unhinterfragt als Tatsache hingenommene Behauptung, der Jazz sei vor 1945 in Deutschland unbekannt gewesen! Dazu noch dies: Natürlich spielt das zeitliche Umfeld in jede, auch und gerade die künstlerische Betätigung hinein. Aber viele von uns Heutigen, die keine Diktatur mehr erlebt haben, legen inzwischen Maßstäbe an, die einem wachen, oft geradezu überwachen Bewußtsein entspringen - und einem zeitlichen Abstand zur „Machtergreifung“ von fast 90 Jahren mit dem Wissen um die folgende Geschichte im Hinterkopf. Maßstäbe, die die damaligen Künstler und Konsumenten aber nicht hatten, nicht haben konnten. Sowenig beispielsweise die überwiegende Mehrzahl der DDR-Schlagerplatten etwa „SED-Musik“ darstellt, sowenig oder soviel sind diese Platten „NS-Kunst“. Selbst wenn man die nun von uns gebrachten Filmschlager vor diesem gesamten Hintergrund sieht, ja sehen muß, bleibt die Freude an gelungenen Kompositionen und Texten sowie gekonnten Einspielungen. Nicht ohne Grund blieben viele Filmschlager aus dieser Zeit nachhaltig populär - ganz ähnlich wie etliche der nur wenig älteren Schlager aus der Weimarer Republik.
Die erste dieser zwei neuen Folgen enthält Aufnahmen der Jahre 1934 bis 1938. Sie wurden von den in den Filmen mitwirkenden Schauspielern im Plattenstudio eingesungen. Es handelt sich also nicht um nachträglich vom Filmlichtton umgeschnittene Aufnahmen, wie sie in der Nostalgiewelle der 70er Jahre vielfach auf LP im Handel waren, sondern um originale, zeitgenössische Industrieschallplatten.
Durchs Programm begleitet Sie Thomas Sosna.
Zwei Wochen nach Start der documenta fifteen wird kaum noch über die Kunst, sondern fast ausschließlich über den Antisemitismus-Eklat gesprochen. Nun fand zu dieser Thematik in Kooperation der Bildungsstätte Anne Frank und der documenta und Museum Fridericianum gGmbH eine erste Podiumsdiskussion unter dem Titel „Antisemitismus in der Kunst“ statt. Zentrale Frage: Sind die verschiedenen Parteien bereit zu einem Dialog? Wir senden einen Mitschnitt der Veranstaltung.
Wir haben Meron Mendel (Direktor der Bildungsstätte Anne Frank) nach seiner Einschätzung gefragt. Auch Aram Ziai (Leiter des Fachgebiets Entwicklungspolitik und Postkoloniale Studien, Universität Kassel) kommt in der Sendung zu Wort und erläutert, inwiefern Postkolonialismus einen blinden Fleck bzgl. Antisemitismus hat.
Demnächst werden wir am Hauptsendeplatz „Tanzparkett“ am Mittwochabend zum elften Mal italienische Platten der Vor- bis unmittelbaren Nachkriegszeit vorstellen.
Italien als musikalisches „Reiseziel“ erfreute sich nicht erst in den 50er Jahren in Deutschland einer gewissen Beliebtheit, sondern auch schon vorher. Etliche Platten wurden auch hierzulande herausgebracht. Es lohnt sich aber auch, nach italienischen Aufnahmen zu suchen, die bei uns nicht verlegt wurden.
Als „Appetithappen“ wiederholen wir am Sonntag die achte Folge dieser seit dem Jahre 2000 laufenden kleinen Reihe im „Tanzparkett extra“.
Durchs Programm führt Peter Michael.
Die documenta fifteen versucht, den Kassler-Osten zu erschließen. Wir haben uns dort umgesehen und berichten euch, was es so alles an documenta-Kunst zu sehen gibt. Außerdem sprechen wir mit verschiedenen Künstlern wie z.B. Pedro Lasch aus Haiti.
Die aktuell laufende documenta nahmen Enrique Catalán uns Klaus Schaake zum Anlass, um mit Erick Beltrán einen aus Lateinamerika stammenden Künstler einzuladen. Der 1974 in Mexiko Stadt geborene Künstler stellt aktuell im Museum für Sepulkralkultur aus und arbeitet regelmäßig in der documenta-Halle im Rahmen der lumbung Press, einer kollektiv betriebenen Offsetdruckerei. Er gibt Einblicke in sein künstlerisches Schaffen und spricht über seine Erfahrungen, im Kollektiv zu arbeiten und Teil des documenta-Kosmos zu sein.
Demnächst werden wir am Hauptsendeplatz „Tanzparkett“ am Mittwochabend zum elften Mal italienische Platten der Vor- bis unmittelbaren Nachkriegszeit vorstellen.
Italien als musikalisches „Reiseziel“ erfreute sich nicht erst in den 50er Jahren in Deutschland einer gewissen Beliebtheit, sondern auch schon vorher. Etliche Platten wurden auch hierzulande herausgebracht. Es lohnt sich aber auch, nach italienischen Aufnahmen zu suchen, die bei uns nicht verlegt wurden.
Als „Appetithappen“ wiederholen wir am Sonntag die siebente Folge dieser seit dem Jahre 2000 laufenden kleinen Reihe im „Tanzparkett extra“.
Durchs Programm führt Peter Michael.
Ein kleiner Ausschnitt aus der Jazzentwicklung (Folge 9/ 9)
Wenn heute von Jazz die Rede ist, gelten vielen Fans nur die neuesten Spielarten, die völlig frei improvisiert, ja dekonstruiert daherkommen, ohne festen Rhythmus, gar ohne jedes erkennbare Gefüge. Damit kann ein breites Publikum freilich nur wenig anfangen. Ansonsten kommt oft der „Dixieland“ aufs Podium. Er verkörpert eine Musikform, welche die meisten Hörer heute für das Urbild des Jazz halten, die aber den ursprünglichen Jazz oft nur in seiner leicht bis stark verzerrten Wahrnehmung aus den 50er Jahren darstellt.
Dabei hat sich der Jazz von seiner Urform aus New Orleans hin zum Freejazz über Jahrzehnte entwickelt - und war über lange Zeit die weltweit vorherrschende, stilprägende Populärmusik.
Einen wesentlichen Umbruch stellt die Stilwende vom alten Jazz zum Swing dar, die Anfang bis Mitte der 30er Jahre stattfand. Heute gelangt der Swing, abgesehn von wenigen rühmlichen Ausnahmen (hier fällt uns in Deutschland auf den ersten Blick eigentlich nur die Andrej-Hermlin-Band ein), fast nur noch in seiner in den 50er Jahren gleichsam endgültig zur Fratze, ja zur Totenmaske erstarrten Form der Las-Vegas-Show-Musik in die Öffentlichkeit. Von Dingen wie dem sog. „Elektro-Swing“, der mit unterlegten Maschinenrhythmen dem Geiste des Swing völlig zuwiderläuft, brauchen wir an dieser Stelle erst gar nicht anzufangen.
Die Jazzpuristen haben mit dem Swing immer etwas gefremdelt.
War der ursprüngliche Jazz eine Angelegenheit von Kleingruppen gewesen, meist fünf oder sieben Mann stark, die um das Führungsinstrument herumimprovisierten, frei und in der Regel ohne Notierung (head arrangement - viele der „Urjazzer“ konnten keine Noten lesen), änderte sich das recht bald. Die Gruppen wurden größer, wuchsen heran zur Bigband, um Tanzsäle besser zu „füllen“ und neue Klangfarben in das Spiel der Kapellen zu bringen. Doch Größe gebietet Ordnung. Also wurden die Stücke notiert und arrangiert, und das forderte von den Musikern Noten- und Partiturkenntnisse. Der freien Improvisation waren nun relativ enge Grenzen gesetzt.
Jetzt aber konnte man Stimmen mehrfach besetzen, um das Volumen zu erhöhen, konnte Instrumentensätze bilden, die auch in der Lage waren, kompliziertere, mehrstimmige Arrangements zu spielen. Daneben stellte man weiterhin Musiker durch Soli prominent heraus, was schon im Chicago-Stil zu einer gegenüber dem New-Orleans-Stil erheblich gelösteren Spielweise geführt und die alte Kollektivimprovisation verdrängt hatte. Doch hatten sich diese „Eskapaden“ stets der Größe der Klangkörper unterzuordnen. Daraus resultiert der im Hinblick auf den erheblich „eckigeren“ alten Jazz immer wieder vorgebrachte Vorwurf der „Stromlinienform“ des Swing. Doch Rundfunkhörer, Plattenkäufer, Kinogänger und nicht zuletzt die Tänzer waren begeistert! Nie wieder fielen neueste musikalische Entwicklung und höchstes Publikumsinteresse in derartiger Breite zusammen wie in der Swingära. Das ist ein Grund für die unter Jazzfans, denen allzugroße Popularität oft suspekt ist, bis heute geteilte Meinung zum Swing. Er war ohne Frage ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung des Jazz - und der Populärmusik des 20. Jahrhunderts überhaupt. Daher versuchen wir den Übergang von der alten Jazz- und Hot-Dance-Musik zum Swing in einer neunteiligen Reihe mit Musikbeispielen nachzuzeichnen.
In der neunten und letzten Folge behandeln wir den Zeitraum von März 1940 bis November 1941.
Durch die Sendung begleitet Sie Peter Michael.
Am Mittwoch fand im Auestadion die Pressekonferenz statt, am Samstag gibt’s die offizielle Eröffnung mit dem Bundespräsident (sofern der bis dahin aus Indonesien zurück ist). Die documenta startet, und das FRK ist in vielfältiger Form dabei (siehe Info-Text). Am Freitag beginnt unsere Sendereihe „Zwischenzeitlich documenta“ (Podcast) mit einer Talkrunde, in der einige FRK-Redakteure, die die Ausstellung bereits sehen konnten, über ihre ersten Eindrücke berichten. Außerdem blicken wir auf die Pressekonferenz zurück und präsentieren schon einige Interviews mit Künstlern und Kritikern.
Mit den dänischen Epigonen der weltbekannten US-amerikanischen Andrews Sisters bringen wir eine weitere Folge unserer Skandinavienreihe im „Tanzparkett“ - erneut im Swingtempo. Nachdem Grete Kordt, eine ausgebildete Pianistin, seit den 30er Jahren Mitglied mehrerer Jazz-Vokalensembles gewesen war, trat sie ab 1940 mit zwei ihrer drei Schwestern unter dem Namen „Kordt Sisters“ vors Mikrophon der Polyphon, des dänischen Ablegers der Deutschen Grammophon. Grete Kordt, 1913 geboren, starb im Jahre 2011. 1920 wurde Inga Kordt geboren, sie starb bereits 1993. Die jüngste, Else, lebte von 1926 bis 1996. Die 1916 geborene Asta Kordt überlebte alle ihre Schwestern, sie starb 2017. Auf den Ensembleaufnahmen unter dem Namen „Kordt Sisters“ ist sie nicht zu hören, sie machte eine Solokarriere - ebenfalls als Jazzvokalistin. Meist wurden die Schwestern von heißen Swing-Ensembles begleitet. Auf einer Platte hören wir z.B. ein Orchester unter Leitung von Bent Fabricius-Bjerre, der 1924 geboren wurde und 2020 verstarb (bei der Produktion der Folge war er noch aktiv) und einem breiten Publikum als Komponist der Titelmusik für die Filmreihe um die Olsenbande bekannt sein dürfte. Meist wurde die Gruppe von heißen Swing-Ensembles begleitet und bot einen gekonnten Close-Harmony-Gesang, der dem Vorbild Andrews Sisters ohne weiteres gerecht wurde. Die dänischen Künstler genossen offenbar selbst unter der deutschen Besatzung alle Freiheiten, auch was die Einspielung der neuesten angloamerikanischen Titel anging. Dies zeigt sich bei dänischen Platten der Kriegszeit durchweg. Dänemark war für Hitlers Reich als Rüstungs- und Lebensmittellieferant und als Korridor zum ebenfalls besetzten Norwegen und zu den schwedischen Erzbahnen äußerst kriegswichtig, so daß die deutsche Führung das dänische Volk nicht mit offensichtlichen Zwangsmaßnahmen gegen sich aufbringen wollte. Zumindest eine Platte mit den Kordt Sisters erschien immerhin auch offiziell in Deutschland auf Brunswick. Die übrigen mußte sich der deutsche Swingfan entweder von Besatzungssoldaten in Dänemark „organisieren“ lassen - oder, was tatsächlich hin und wieder geschah, über einen findigen Plattenhändler direkt aus dem deutschen Preßwerk bestellen, in dem die Produktion für den Export nach Skadinavien lief - oder „natürlich“ am Schwarzmarkt erwerben. Wir bringen eine Auswahl an englisch und dänisch gesungenen Platten der Jahre 1940 bis 1945.
Sämtliche Aufnahmen entstanden in Kopenhagen.
Durch die Sendung begleitet Sie Peter Michael.
Am 28-Januar 1972 wurde der „ Extremistenbeschluß“, der sogenannte Radikalenerlaß, von den Ministerpräsidenten der Länder unter Vorsitz von Bundeskanzler Willy Brandt beschlossen und ist bis heute nicht aufgehoben. In den folgenden Jahren wurden Millionen Bewerber für Berufe im Öffentlichen Dienst überprüft.
Der Verfassungsschutz erhielt den Auftrag zu entscheiden, wer als „Verfassungsfeind“ zu gelten hatte, aus dem Öffentlichen Dienst entfernt oder gar nicht erst eingestellt wurde. Die Berufsverbote stehen im Widerspruch zum Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz und den Kernnormen des internationalen Arbeitsrechts. Auch der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte verurteilte 1995 die Praxis der Berufsverbote.
„50 Jahre Berufsverbote sind genug“, fordern Betroffene in einem Aufruf.
„Es ist an der Zeit,
- den Radikalenerlass generell und bundesweit aufzuheben
- alle Betroffenen voll umfänglich zu rehabilitieren und zu entschädigen
- die Folgen der Berufsverbote und ihre Auswirkungen auf die demokratische Kultur wissenschaftlich aufzuarbeiten“.
Die Ausstellung „Berufsverbote – Politische Verfolgung in der Bundesrepublik Deutschland“ ist bis zum 28. Juni im Kasseler Rathaus zu sehen. Wir senden die Eröffnungsveranstaltung.
Außerdem in der Sendung: Vorschau auf die documenta.
In diesem kleinen speziell auf die Schwalm zugeschnittenen Museum sind verschiedene Themen ausgestellt: schwälmer Trachten, Kochen und Konservieren, Leinenherstellung und wie man gewohnt hat. Vieles davon wird in dem neuen Audioguide vorgestellt, der mit der 4. Klasse Grundschule am Metzenberg in Schrecksbach erstellt wurde.
Wir setzen dort ein, wo wir letzten Sonntag aufgehört haben, nämlich beim Melodje-Etikett und dem Orchester Henryk Czyz, das im Jahre 1948 in Posen vor dem Mikrophon stand.
Noch war die Plattenindustrie in privater Hand, doch das sollte sich bald ändern: Unter der Ägide der Kommunistischen Partei Polens wurden im selben Jahre die nach dem Kriege neugegründeten Firmen und die Reste der alten Lindström-Filiale (die nur wenige Neuaufnahmen sowie etliche alte Matrizen auf ihrer Hauptmarke Odeon noch einmal herausbringen konnte) sowie der Marke Syrena Rekord, aus deren Matrizenbestand auch die Melodje teilweise zehrte, zum Staatskonzern Muza zusammengelegt.
Die Plattenindustrie Polens war gleich zu Kriegsbeginn regelrecht ausradiert worden - wie in keinem andern von Deutschland besetzten Land. Entsprechend schwierig waren die Verhältnisse. Veraltete Aufnahmeapparaturen mußten in oft schlecht gedämpften Sälen für den Repertoireaufbau herhalten. Dem Optimismus der Kapellen tat dies hörbar keinen Abbruch, denn der Nachholbedarf bei den Plattenkäufern war groß.
US- und südamerikanische Klänge waren en vogue, was selbst unter den Kommunisten so bleiben sollte. Vielfach aber nahmen die Orchester auch das Repertoire auf, das dem Publikum aus dem Kriege bekannt war - der sechs Jahre währende Ausfall von Plattenindustrie und Rundfunk hatte zu einer Konjunktur in Konzerten geführt, die sogar ausländische Künstler wie z.B. den Tschechen Charles Bovery angelockt hatte. Etliche dieser Kräfte blieben in Polen und wurden feste Bestandteile der Nachkriegs-Musikszene.
Auch der Rundfunk war wiedererstanden und beschäftigte mit Jan Cajmers Orchester, das wir Ihnen gegen Ende der Sendung vorstellen, eine erstklassige Tanzkapelle.
Durch die Sendung begleitet Sie Thomas Sosna.
Was ist Hypnose? Schlafen, Trance oder doch etwas ganz Eigenes? Torben hat sich im Rahmen eines Selbstversuch hypnotisieren lassen und berichtet euch seine Erfahrungen – während Alina einige bohrende Fragen stellt. Außerdem in der Sendung: Interview mit der Theaterregisseurin Florentine Holzinger zu ihrer Inszenierung „A Divine Comedy“.
Im russischen Angriffskrieg vermischen sich die regionale Konfrontation zwischen Russland und der Ukraine und der internationale Konflikt um die Weltordnung. Auf der einen Seite der Anspruch der USA und des Westens auf globale Hegemonie, auf der anderen Seite das Streben nach einem multipolaren System, vor allem in China, Russland aber auch Indien, Brasilien, Südafrika und anderen Ländern des Globalen Südens.
Teil dieser Auseinandersetzung ist ein Wirtschaftskrieg, der seit Jahren im Gang ist. Darin wird das wirtschaftliche und technologische Potential der USA und der EU als Druckmittel benutzt, um Wohlverhalten unterhalb der militärischen Schwelle zu erzwingen. Wenn dies nicht funktioniert, wird der Wirtschaftskrieg eskaliert, mit dem Ziel die Wirtschaft des Rivalen massiv zu schädigen, oder gar zu ruinieren, wie dies der deutschen Außenministerin für Russland vorschwebt.
Unter Bedingungen einer eng vernetzten Weltwirtschaft sind davon auch Dritte betroffen, darunter der Globale Süden. Sie geraten durch steigende Energiepreise, Störung der Lieferketten etc. in wirtschaftliche Probleme, oft verbunden mit sozialer Not für Millionen und sogar Hungerkrisen.
Über diese Themen diskutierten in einer Online-Gesprächsrunde:
· Dr. Detlef Bimboes, Diplombiologe, Schwerpunkt Chemie, Umwelt, Rohstoffe, ehem. Mitarbeiter der Agrar- und Umweltverwaltung · Wiebke Diehl, Islam- und Politikwissenschaftlerin, freie Journalistin und Autorin · Dr. Jörg Goldberg, Wirtschaftswissenschaftler, Regierungsberater in Benin und Sambia, Redakteur von Z- Zeitschrift marxistische Erneuerung.
· Dr. Paul Steinhardt, Gründer und Chefredakteur von MAKROSKOP. Arbeitete in Führungspositionen für deutsche Banken im Bereich Strukturierte Finanzierungen, wissenschaftliches Interesse: Geldtheorie, Finanzmarkt- und Bankenregulierung.
Moderation: Anne Rieger, Diplompsychologin, Sprecherin Friedensratschlag Kassel
Organisiert von Ukraine-Initiative "Die Waffen nieder!" (Reiner Braun, Hugo Braun, Claudia Haydt, Ralf Krämer, Willi van Ooyen, Christof Ostheimer, Peter Wahl)
Wir senden einen gekürzten Mitschnitt.
Ein kleiner Ausschnitt der Jazzentwicklung (Folge 8/ 9)
Wenn heute von Jazz die Rede ist, gelten vielen Fans nur die neuesten Spielarten, die völlig frei improvisiert, ja dekonstruiert daherkommen, ohne festen Rhythmus, gar ohne jedes erkennbare Gefüge. Damit kann ein breites Publikum freilich nur wenig anfangen. Ansonsten kommt oft der „Dixieland“ aufs Podium. Er verkörpert eine Musikform, welche die meisten Hörer heute für das Urbild des Jazz halten, die aber den ursprünglichen Jazz oft nur in seiner leicht bis stark verzerrten Wahrnehmung aus den 50er Jahren darstellt.
Dabei hat sich der Jazz von seiner Urform aus New Orleans hin zum Freejazz über Jahrzehnte entwickelt - und war über lange Zeit die weltweit vorherrschende, stilprägende Populärmusik.
Einen wesentlichen Umbruch stellt die Stilwende vom alten Jazz zum Swing dar, die Anfang bis Mitte der 30er Jahre stattfand. Heute gelangt der Swing, abgesehn von wenigen rühmlichen Ausnahmen (hier fällt uns in Deutschland auf den ersten Blick eigentlich nur die Andrej-Hermlin-Band ein), fast nur noch in seiner in den 50er Jahren gleichsam endgültig zur Fratze, ja zur Totenmaske erstarrten Form der Las-Vegas-Show-Musik in die Öffentlichkeit. Von Dingen wie dem sog. „Elektro-Swing“, der mit unterlegten Maschinenrhythmen dem Geiste des Swing völlig zuwiderläuft, brauchen wir an dieser Stelle erst gar nicht anzufangen.
Die Jazzpuristen haben mit dem Swing immer etwas gefremdelt.
War der ursprüngliche Jazz eine Angelegenheit von Kleingruppen gewesen, meist fünf oder sieben Mann stark, die um das Führungsinstrument herumimprovisierten, frei und in der Regel ohne Notierung (head arrangement - viele der „Urjazzer“ konnten keine Noten lesen), änderte sich das recht bald. Die Gruppen wurden größer, wuchsen heran zur Bigband, um Tanzsäle besser zu „füllen“ und neue Klangfarben in das Spiel der Kapellen zu bringen. Doch Größe gebietet Ordnung. Also wurden die Stücke notiert und arrangiert, und das forderte von den Musikern Noten- und Partiturkenntnisse. Der freien Improvisation waren nun relativ enge Grenzen gesetzt.
Jetzt aber konnte man Stimmen mehrfach besetzen, um das Volumen zu erhöhen, konnte Instrumentensätze bilden, die auch in der Lage waren, kompliziertere, mehrstimmige Arrangements zu spielen. Daneben stellte man weiterhin Musiker durch Soli prominent heraus, was schon im Chicago-Stil zu einer gegenüber dem New-Orleans-Stil erheblich gelösteren Spielweise geführt und die alte Kollektivimprovisation verdrängt hatte. Doch hatten sich diese „Eskapaden“ stets der Größe der Klangkörper unterzuordnen. Daraus resultiert der im Hinblick auf den erheblich „eckigeren“ alten Jazz immer wieder vorgebrachte Vorwurf der „Stromlinienform“ des Swing. Doch Rundfunkhörer, Plattenkäufer, Kinogänger und nicht zuletzt die Tänzer waren begeistert! Nie wieder fielen neueste musikalische Entwicklung und höchstes Publikumsinteresse in derartiger Breite zusammen wie in der Swingära. Das ist ein Grund für die unter Jazzfans, denen allzugroße Popularität oft suspekt ist, bis heute geteilte Meinung zum Swing. Er war ohne Frage ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung des Jazz - und der Populärmusik des 20. Jahrhunderts überhaupt. Daher versuchen wir den Übergang von der alten Jazz- und Hot-Dance-Musik zum Swing in einer neunteiligen Reihe mit Musikbeispielen nachzuzeichnen.
In der achten Folge behandeln wir den Zeitraum von August 1939 bis März 1940.
Durch die Sendung begleitet Sie Peter Michael.
Ein junger Schellackplattensammler im Gespräch mit Thomas Sosna
Das Sammeln „uralter“ Schallplatten (nach ihrem Herstellungsmaterial Schellackplatten genannt) war - mit Höhepunkten Ende der 50er Jahre und während der Nostalgiewelle der 70er - unter jungen Leuten einmal ein recht verbreitetes Hobby. Die jungen Leute von damals sind in die Jahre gekommen, mit ihnen die ganze Sammlerszene.
Das wirft die Frage auf, ob sich die Beschäftigung mit historischen Tonträgern im Zeitalter der überall übers Internet hörbaren, nicht abreißenwollenden Musikstreams eigentlich überhaupt noch lohnt.
Aber können und sollen sich Hobbys überhaupt „lohnen“ - oder sind sie nicht durch die Freude an einer sinnvollen Freizeitgestaltung, die erworbenen Kenntnisse über ein den meisten Außenstehenden fremdes Gebiet schon an sich wertvoll? Wie in anderen Sachgebieten tragen für ihre Sache „brennende“ Amateure auch hier häufig zu Forschungen bei.
Und auch im Netz gibt es nicht alles, sondern nur das, was hineingestellt wird - und woher kommt die Musik in den Streams, gerade die historische? Zumeist aus den Sammlungen von Leuten, die sich oft schon sehr lange mit der Materie befassen - denn viele Plattenfirmen sind entweder lange erloschen, haben ihre Archive durch Kriegseinwirkung verloren oder waren so „schlau“, sie irgendwann ins Altmaterial zu geben. Also greifen oft auch kommerzielle Veröffentlichungen auf Privatsammlungen zurück.
Betrachtet man die Qualität der digital zugänglich gemachten Aufnahmen, so bleibt sie durch lieblose Behandlung der Originaltonträger, Umschneiden unter nicht 100%ig angepaßten Bedingungen und im schlimmsten Falle übertriebene Filterung oft weit hinter dem Klang des Originals zurück, selbst wenn dieses über 100 Jahre alt sein sollte.
Schellackplatten werden von vielen Laien auf diesem Gebiet überhaupt nicht beachtet und immer noch zum Müll geworfen, wenn sie bei einer Haushaltsauflösung anfallen - oder werden im anderen Extrem als übertrieben wertvoll angesehen, so daß z.T. für gängige Aufnahmen nie erzielbare Phantasiepreise verlangt werden.
Das erleichtert jungen Leuten nicht gerade den Einstieg in die Welt der frühen Tonaufzeichnung.
Der Nachfolger der Schellackplatte, die heute meist mit „Vinyl“ bezeichnete LP, hat in letzter Zeit einen Wiederaufstieg erlebt, gerade unter denen, die mit ihr gar nicht mehr selbstverständlich aufgewachsen sind. Zu einer allgemeinen Schellack-Renaissance wird es aber angesichts des zahlenmäßig weit geringeren Interesses wohl nicht kommen.
Daß es aber auf diesem Gebiet auf Flohmärkten, bei Trödlern und Haushaltsauflösungen oder in Internetangeboten trotz des zeitlichen Abstands zum Auslaufen der Fertigung (in Westdeutschland 1958) noch immer manches zu entdecken gibt, auch für junge Leute, beweist der gerade einmal zwanzigjährige Studiogast Pascal Schwedes. Thomas Sosna läßt sich Pascals vor mittlerweile acht Jahren begonnenen Werdegang als Sammler historischer Platten und Abspielgeräte erläutern - mit Klangbeispielen von einem ins Studio mitgebrachten Koffergrammophon, wie es für die Zeit von Ende der 20er bis in die 40er Jahre typisch war.
Im letzten Drittel der Stunde stellen wir Ihnen eine kleine Auswahl in der Sendung „Tanzparkett“ im Freien Radio Kassel gebrachter Platten vor - als Vorgeschmack auf weitere Folgen und als Anreiz zu eigener Beschäftigung mit dem Thema Schellackplatte.
„Das macht doch nichts, das merkt doch keiner“ – dieses Zitat ist schon vor vielen Jahren in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen. Es stammt von Hans Scheibner, einem der bekanntesten und profiliertesten Kabarettisten der vergangenen Jahrzehnte. Aber nicht nur auf der Kabarettbühne war der waschechte Hamburger zu Hause: Auch als Liedermacher, Autor und Fernsehmoderator war er höchst populär, und sein schauspielerisches Talent verschaffte ihm sogar einen Auftritt im „Tatort“. Nun ist Hans Scheibner im Alter von 85 Jahren gestorben – wir würdigen ihn mit einem Bühnenprogramm aus dem Jahr 1998.
Polnische Tanz- und Jazzplatten aus der Nachkriegszeit, Wiederholung v. Folge 1/2018
Eine weitere Folge über das in Deutschland als Ursprung von Jazz und Tanzmusik kaum wahrgenommene Nachbarland Polen bringen wir Ihnen diesmal. In den meisten Fällen handelt es sich in der ersten Ausgabe um Platten, die für das Melodje-Etikett eingespielt wurden. Diese Plattenfirma wurde nach Kriegsende in Posen gegründet. Die vor dem Kriege in Polen etablierten Firmen waren bei Kriegsausbruch liquidiert worden, so daß Polen, im Gegensatz zu den andern von Deutschland besetzten Ländern, sechs Jahre ohne Plattenindustrie war. Neben dem Melodje-Schwesteretikett Mewa gab es weitere Neugründungen, so die Firma Gong und die Fogg-Rekord des Schlagersängers Mieczyslaw Fogg. Ein langes Bestehen sollte ihnen nicht beschieden sein - die Kommunisten machten den privatwirtschaftlichen Unternehmen schnell den Garaus und faßten sie unter dem Dach des staatlichen Muza-Konzerns zusammen.
Unsere erste Platte wurde 1946 in Posen vom Orchester der Gebrüder Pindrass bespielt.
Hervorstechender Solist ist hier der Akkordeonist Apollinari Pindrass. Diese Platte zeigt, daß trotz der Stillegung der Plattenindustrie während des Krieges Polen nicht ganz vom musikalischen Geschehen außerhalb abgeschnitten war, denn sie bringt zwei italienische Titel; auf der zweiten Seite hören wir eine auch in Deutschland bekannte und beliebte Nachkomposition des Nick-LaRocca-Standards „Tiger Rag“, die Mario Consiglio im Krieg in Italien als „Pantera nera“, zu deutsch „Der schwarze Panther“, herausgebracht hatte. Ausländische Schlager aus der Kriegszeit in polnischen Nachkriegsaufnahmen begegnen dem Plattensammler durchaus öfter. Auch die zweite Platte wartet mit einer italienischen Komposition auf, vom Orchester Mieczyslaw Paszkiet passenderweise in Vorkriegsanmutung gebracht. „È stata una follia“ hieß in Deutschland „Hörst du das Lied der Geige?“ und war recht populär. Das Phänomen derart „unzeitgemäßer“ Orchesterklänge gab es auch in Deutschland. Nicht jede Kapelle konnte oder wollte auf der neuesten Welle mitschwimmen - schließlich wollte auch das Publikum nicht nur Bebop hören, und die Musiker mußten überhaupt erst einmal auf den neuesten Stand kommen, wollten sie derartige Klänge offerieren. Auch in Deutschland gab es Kapellen, die stilistisch dort wiederanknüpften, wo sie im Kriege hatten aufhören müssen, andere kehrten gar zum Vorkriegsstil der Jahre 1938/ 1939 zurück - und nur wenigen gelang sofort der Sprung zu den neuesten amerikanischen Stilrichtungen. In Polen, unter ungleich schwierigeren Verhältnissen, galt das natürlich erst recht. So geht es auch auf der nächsten Platte, wiederum mit Mieczyslaw Paszkiet, weiter mit „solider Friedensware“, nämlich einer älteren polnischen Komposition und dem holländischen Weltschlager „Penny Serenade“ aus dem Jahre 1938. Die ersten Platten der bereits erwähnten Fogg-Rekord entstanden in der geräumigen Warschauer Privatwohnung des Firmengründers Mieczyslaw Fogg. Wir hören eine Aufnahme von 1947 mit dem Hausorchester der Fogg unter Wladyslaw Kabalewski. Daß das Musikleben in Polen im Kriege nicht tot war, zeigt der Leiter der nächsten beiden Aufnahmen. Charles Bovery kam schon im Kriege aus der ehemaligen Tschechoslowakei nach Polen, um als Mitglied verschiedener Tanzkapellen in Warschau zu arbeiten. Durch den Wegfall der Platte und weitgehend auch des Radios als Quelle musikalischer Unterhaltung hatten die Orchester im besetzten Polen Konjunktur. Seine ersten Platten konnte Bovery natürlich erst nach dem Wiedererstehen der polnischen Plattenindustrie nach Kriegsende einspielen. Jerzy Harald war, im Gegensatz zu etlichen andern polnischen Musikern, auch später unter den Kommunisten weiter als Orchesterchef tätig. Schon gleich nach Kriegsende für die Plattenfirma Gong in Krakau als Jazzpionier der frühen Nachkriegszeit engagiert, bietet uns seine Formation 1947 in Posen für Melodje den etwas konventionelleren Novelty-Fox „Wirtuoz“, der aus der Feder des deutschen Komponisten Eric Plessow statmmt. Die zweite Hälfte der Sendung widmen wir fast ganz dem Orchester der Gebrüder Lopatowski, einer nach dem Kriege gegründeten Swingband der beiden saxophonspielenden Brüder Wlodzimierz und Daniel. Beide brachten Studio- und Orchestererfahrung aus der Vorkriegszeit mit und nahmen in den Jahren 1947 und 1948 für die Melodje in Posen etliche Titel auf. Den Abschluß bildet Henryk Czyz mit einer tschechischen Komposition, die in Posen im Jahre 1948 eingespielt wurde.
Originaltitel, soweit bekannt, in eckigen Klammern. In spitzen Klammern Matrizennummern, dahinter Bestellnummer (Mel = Melodje, weitere Firmen ausgeschrieben), Aufnahmeort und -jahr. Wir bringen im einzelnen:
Ork. Braci Pindrass
Burza (Midiego) <46124> Mel 32 Posen, 1946
Czarna pantera [Pantera nera] (Casiroli - Consiglio) <46169> Mel 50 Posen, 1946
Mieczyslaw Paszkiet
Gzy [sic, recte: Czy] slyszysz te piesn [È stata una follia] (Mascheroni) <46215> Mel 90
Posen, 1946
voc. Tadeusz Miller
Bajeczki spia (Markowski) <46285> Mel 106
Serenada Wloczegi [Penny Serenade] (Weersma) <46288> Mel 106
Wladyslaw Kabalewski
Bagatelka [Bagatelle] (Frank Engelen) <046> Fogg-Rekord 046/037 Warschau, 1947
Charles Bovery, voc. Tadeusz Miller
Kolysanka z Harlemu [Ukolebavka z Harlemu/ Harlem Lullaby] (Frantisek Svojik - Br. Hajn)
<47310-2> Mewa 7 Posen, 1947
Nie odchodz [Prosim neodchazej] (Alfons Jindra - J. Tomski) <47321> Mewa 7 Posen, 1947
Jerzy Harald
Wirtuoz [vermutlich: Virtuose Finger] (Eric Plessow) <47380> Muza 1983 Posen, 1947
Ork. Braci Lopatowski,
voc. Zenon Jaruga
Amerika [South American Joe] (Friend - Jellin/ Szmaragd) <47428-1> Mel 131 Posen, 1947
Gdzies musi byc swiat [There Must Be A Way] (Gallop - Sax - Roztworowski)<47440> Mel
162 Posen, 1947
Tico-Tico (Zequinha Abreu) <47443> Mel 131 Posen, 1947
Beguine [Begin The Beguine] (Cole Porter) <47448> Muza 1993 Posen, 1947
Carawan [sic] [Caravan] (Ellington-Tizol) <47457> Muza 1985 b Posen, 1947
Glos Indii [Song Of India] (Rimsky-Korsakow) <47461> Mel 162 Posen, 1947
voc. Zenon Jaruga
Chlandne polibky (Powiedz mi moj ksiezycu) (o.A.) <47462> Mel 158 Posen, 1947
Henryk Czyz, voc. Wladyslaw Arski
Stary Mlyn (Behounek - Morcinkowski)<48673-1> Mel 233 Posen, 1948
Durch die Sendung begleitet Sie Thomas A. Sosna.
Veranstaltung zur Erinnerung an die Bücherverbrennung in Kassel vor 89Jahren am 19. Mai 1933 auf dem Friedrichsplatz
Es war am Abend des 19. Mai 1933, als SA- und SS-Kolonnen auf dem Kasseler Friedrichsplatz aufmarschierten, um unter dem Motto ‚Ungeist auf den Scheiterhaufen’ in aller Öffentlichkeit Bücher der vom NS-Regime verbotenen Autoren zu verbrennen. Bereits in den Tagen zuvor hatten Schüler und Studenten die als ‚undeutsch’ deklarierten Bücher aus den Kasseler Leihbüchereien und Buchhandlungen ausgesondert und zum Friedrichsplatz gekarrt. Bei reger Anteilnahme einer großen Menschenmenge wurde dort ein Scheiterhaufen aus den tausenden Bänden dieser „intellektuellen Giftstoffe“ errichtet. Unter den Klängen eines SA-Musikzuges wurde dieser dann in Brand gesteckt. Die Tageszeitungen berichteten in überschwänglichen Worten von diesem Ereignis.
In diesem Jahr wollen wir an Ereignisse und Personen erinnern, die damals getötet, verfolgt und vertrieben wurden.
In dieser Folge erwarten Sie weniger bekannte Platten z.T. sehr bekannter Künstler. Der zeitliche Rahmen ist die Swingzeit von ihrem Erwachen bis über ihren Höhepunkt hinaus.
Diskographische Angaben: Matrizennummer in spitzen Klammern, dahinter Aufnahmeort und -datum sowie Bestellnummer der Platte.
Marken: Br - Brunswick, Col - Columbia, De - Decca, Voc - Vocalion - weitere Marken im Klartext.
In ths issue you may listen to less-known records made by partly very well-known artists. The time-span covered stretches from the beginning of the Swing Era to shortly after its climax.
Discographical notes: Matrix No. in acute brackets, followed by place and date of recording (date according to German scheme DD.MM.YY) and order No.
Record labels: Br - Brunswick, Col - Columbia, De - Decca, Voc - Vocalion - further labels given in full text.
Aufnahmeorte/ Recording places: NY - New York, Ch - Chicago, LA - Los Angeles - weitere Orte im Klartext/ further places given in full text.
Wir bringen /To be broadcast:
Red McKenzie
Georgianna <22036-2>
You’re Out Of this World <22034-1> NY, 16.11.37 Voc 3898
Joe Sanders and his Orchestra
voc. Jack Swift:You’re Slightly Terrific <90887A>
voc Joe Sanders: You Do The Darndest Things <90889A>Ch, 25.9.36 De 952
Mildred Bailey
Blame It On My Last Affair <23811-2> NY, 08.12.38
What Shall I Say? <23988-1> NY, 18.01.39 Voc 4632
Barney Bigard’s Jazzopaters
Caravan <LO 373-2>
Stompy Jones <LO 374-2> LA (Hollywood), 19.12.36 Variety 515
Cab Calloway
Avalon <CP 1106>
Moonlight Rhapsody <CP 1105> Ch, 04.9.34 Br A-500487
Chu Berry
Blowin‘ Up A Breeze <R 4178>
Monday At Minton’s (What’s It To You?) <R 4180> NY, Sept. 41 Commodore 541
Frankie Trumbauer
Jimtown Blues <US-1406-2> NY, Mrz./ March 40 Varsity 8225
Wingy Manone
A Little Door, A Little Lock, A Little Key <17783-1> NY, 05.7.35 Br 02073
Benny Goodman, voc. Jack Teagarden
Keep On Doin‘ What You’re Doin‘ <152599-1> NY., 18.12.33 Col CB-745
Ray Noble and his Orchestra, voc. Larry Stewart
Is It Possible? <WB 24681> NY, 22.5.39 Br 8399
Will Osborne and his Orchestra, voc.Will Osborne
I’ll Never Say Never Again Again <17584> NY, 11.6.35 Rex 8564
Durchs Programm führt/ Your host will be
Peter K. Michael.
Sendetermin: „Tanzparkett extra“, Sonntag, 29. Mai 2022, 17 Uhr
Ein kleiner Ausschnitt aus der Jazzentwicklung (Folge 7/ 9)
Wenn heute von Jazz die Rede ist, gelten vielen Fans nur die neuesten Spielarten, die völlig frei improvisiert, ja dekonstruiert daherkommen, ohne festen Rhythmus, gar ohne jedes erkennbare Gefüge. Damit kann ein breites Publikum freilich nur wenig anfangen. Ansonsten kommt oft der „Dixieland“ aufs Podium. Er verkörpert eine Musikform, welche die meisten Hörer heute für das Urbild des Jazz halten, die aber den ursprünglichen Jazz oft nur in seiner leicht bis stark verzerrten Wahrnehmung aus den 50er Jahren darstellt.
Dabei hat sich der Jazz von seiner Urform aus New Orleans hin zum Freejazz über Jahrzehnte entwickelt - und war über lange Zeit die weltweit vorherrschende, stilprägende Populärmusik.
Einen wesentlichen Umbruch stellt die Stilwende vom alten Jazz zum Swing dar, die Anfang bis Mitte der 30er Jahre stattfand. Heute gelangt der Swing, abgesehn von wenigen rühmlichen Ausnahmen (hier fällt uns in Deutschland auf den ersten Blick eigentlich nur die Andrej-Hermlin-Band ein), fast nur noch in seiner in den 50er Jahren gleichsam endgültig zur Fratze, ja zur Totenmaske erstarrten Form der Las-Vegas-Show-Musik in die Öffentlichkeit. Von Dingen wie dem sog. „Elektro-Swing“, der mit unterlegten Maschinenrhythmen dem Geiste des Swing völlig zuwiderläuft, brauchen wir an dieser Stelle erst gar nicht anzufangen.
Die Jazzpuristen haben mit dem Swing immer etwas gefremdelt.
War der ursprüngliche Jazz eine Angelegenheit von Kleingruppen gewesen, meist fünf oder sieben Mann stark, die um das Führungsinstrument herumimprovisierten, frei und in der Regel ohne Notierung (head arrangement - viele der „Urjazzer“ konnten keine Noten lesen), änderte sich das recht bald. Die Gruppen wurden größer, wuchsen heran zur Bigband, um Tanzsäle besser zu „füllen“ und neue Klangfarben in das Spiel der Kapellen zu bringen. Doch Größe gebietet Ordnung. Also wurden die Stücke notiert und arrangiert, und das forderte von den Musikern Noten- und Partiturkenntnisse. Der freien Improvisation waren nun relativ enge Grenzen gesetzt.
Jetzt aber konnte man Stimmen mehrfach besetzen, um das Volumen zu erhöhen, konnte Instrumentensätze bilden, die auch in der Lage waren, kompliziertere, mehrstimmige Arrangements zu spielen. Daneben stellte man weiterhin Musiker durch Soli prominent heraus, was schon im Chicago-Stil zu einer gegenüber dem New-Orleans-Stil erheblich gelösteren Spielweise geführt und die alte Kollektivimprovisation verdrängt hatte. Doch hatten sich diese „Eskapaden“ stets der Größe der Klangkörper unterzuordnen. Daraus resultiert der im Hinblick auf den erheblich „eckigeren“ alten Jazz immer wieder vorgebrachte Vorwurf der „Stromlinienform“ des Swing. Doch Rundfunkhörer, Plattenkäufer, Kinogänger und nicht zuletzt die Tänzer waren begeistert! Nie wieder fielen neueste musikalische Entwicklung und höchstes Publikumsinteresse in derartiger Breite zusammen wie in der Swingära. Das ist ein Grund für die unter Jazzfans, denen allzugroße Popularität oft suspekt ist, bis heute geteilte Meinung zum Swing. Er war ohne Frage ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung des Jazz - und der Populärmusik des 20. Jahrhunderts überhaupt. Daher versuchen wir den Übergang von der alten Jazz- und Hot-Dance-Musik zum Swing in einer neunteiligen Reihe mit Musikbeispielen nachzuzeichnen.
In der siebenten Folge behandeln wir den Zeitraum von September 1938 bis Oktober 1939.
Durch die Sendung begleitet Sie Peter Michael.
In dieser Sendung hören Sie eine Auswahl englischer Swingplatten.
The Krakajax leiten die Folge ein, weiter geht es mit Sid Phillips, der von den 20ern bis Ende der 50er Jahre hunderte Schallplatten bespielte.
Es folgt der US-Klarinettenvirtuose Danny Polo, der sein Instrument nicht nur im Ambrose-Orchester spielte, sondern als Solist für die englische Decca hervorragende Hot- und Swingplatten unter eigenem Namen aufnahm.
Mindestens zwei unterschiedliche Besetzungen brachten Einspielungen unter der Bezeichnung „The Bugle Call Raggers“ heraus. Mit drei Platten stellen wir dieses Orchester vor, das für die Decca arbeitete und eine Kopie des bei Parlophone beheimateten Harry-Roy-Orchesters darstellt. Leiter der Gruppe war George Scott-Wood.
U.a. unter Phil Greens Ägide standen die ebenfalls in wechselnder Besetzung aufnehmenden Ballyhooligans, schon dem Namen nach dem musikalischen Humor zumeist deutlich verpflichtet - ganz ähnlich wie die Krakajax vom Anfang der Sendung.
Mit drei Platten dieser Formationen beschließen wir unser Programm für diesmal.
Durch die Sendung begleitet Peter Michael.
Konsequent setzt das künstlerische Team um Intendant Florian Lutz auch in seiner zweiten Spielzeit die Öffnung des Staatstheaters Kassel in die Stadt, die Einbeziehung des Publikums und spartenübergreifendes Arbeiten fort. So ist gleich die Eröffnung im Opernhaus mit „Les contes d’Hoffmann“ von Jacques Offenbach (Premiere am 24. September 2022) eine gemeinsame Produktion von Musiktheater und Schauspiel. Regie führt Claudia Bauer, die in diesem Jahr den 3sat-Preis des diesjährigen Berliner Theatertreffens erhält und am Staatstheater Kassel ihr Debüt als Opernregisseurin gibt. Zu den weiteren profilierten Regisseuren, die in der kommenden Spielzeit erstmals in Kassel inszenieren, zählen auch Valentin Schwarz, der gerade den Bayreuther „Ring“ inszeniert, Alexander Eisenach, Heike M. Goetze und Christiane Pohle. Neue choreografische Handschriften sind dank des kuratorischen Modells von TANZ-KASSEL ohnehin garantiert: In der kommenden Spielzeit reicht die Bandbreite von Andonis Foniadakis (Griechenland) bis zu Hou Ying (China) und Ashley Lobo (Indien).
Der Spielplan in allen Sparten wird dabei gleichermaßen geprägt von Experimentellem, von Bekanntem in neuem Licht und viel Neuem. Allein im Schauspiel sind acht Uraufführungen und zwei deutschsprachige Erstaufführungen geplant, darunter gleich zur Eröffnung das Singspiel „ETWAS BESSERES ALS DEN TOD FINDEN WIR ÜBERALL“ von Martin Heckmanns (Premiere am 23. September 2022) sowie Werke u.a von Nathan Ellis, Avishai Milstein und Hengameh Yaghoobifarah.
Mit „Operation Abendsonne“ [Arbeitstitel] von Genoёl von Lilienstern (Libretto von Dirk Laucke) setzt auch das Musiktheater seine Reihe von Uraufführungen fort (Premiere am 20. Mai 2023.) Der Musiktheater-Spielplan ist zudem geprägt von einer groß dimensionierten Wiederaufnahme: Im Frühjahr 2023 kommt Richard Wagners Tetralogie „Der Ring des Nibelungen“ unter der musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Francesco Angelico und in der Inszenierung von Markus Dietz in zwei kompletten Zyklen zur Aufführung, wie sie ursprünglich zum Ende der Intendanz von Thomas Bockelmann geplant waren, Corona-bedingt jedoch nicht mehr umgesetzt werden konnten.
Darüber hinaus wird mit „Next to Normal“ in der Inszenierung von Philipp Rosendahl die Musicalproduktion nachgeholt, die 2021 ebenfalls Corona-bedingt nicht mehr auf die Bühne kommen konnte.
Mit einem Musical wartet auch das JUST+ auf, das zusammen mit Kasseler Bürgern „Emil und die Detektive“ von Erich Kästner mit der Musik von Marc Schubring als große PLUS-Produktion auf die Bühne bringt. (Premiere am 22. April 2023). Insgesamt verstärkt das JUST+ in der kommenden Saison sowohl seine neuen Ansätze in der Zusammenarbeit mit Jugendlichen und Bürger jeden Alters als auch das spartenübergreifende Arbeiten, etwa in der partizipativen Produktion „Hey, Alter“ (Premiere 11. November) zusammen mit TANZ_KASSEL und in der ebenfalls partizipativ angelegten Neuinszenierung von Mozarts „Zauberflöte“ (Premiere 25. Februar 2023) gemeinsam mit dem Musiktheater.
Die Öffnung in die Stadt wird auch von den anderen Sparten weiter verfolgt – so wird etwa das Schauspiel nach seiner Reihe „Tausend deutsche Diskotheken“ in Kasseler Clubs nun mit der Reihe „Spätschicht“ hinaus ins Kasseler Nachtleben gehen, der Tanz setzt seine Reihe „Let’s talk about …“ mit neuen Formaten im Stadtraum fort, und das Musiktheater ist mit Liederabenden erneut an besonderen Orten Kassels zu Gast.
Gemeinsam ist allen Sparten eine verstärkte Berücksichtigung weiblicher und diverser Sichtweisen, sowohl in der Auswahl der Werke als auch in den Regiehandschriften. Eine weitere Besonderheit dabei: Nahezu alle Regieassistenten, die sich in der aktuellen Spielzeit bereits mit kleineren Inszenierungen präsentiert haben, werden in der Saison 2022/23 bei großen Produktionen Regie führen.
Wir senden die Spielzeitpressekonferenz, die am vergangenen Sonntag im Opernfoyer des Staatstheaters stattfand. Außerdem gratulieren wir David Byrne, dem Sänger der Talking Heads, zum 70. Geburtstag.
Als „Kabarett-Titan“ wird Gerhard Polt gelegentlich bezeichnet. Wohl mir Recht: Er gehört seit Jahren zu den absoluten Mega-Stars der deutschen Kabarett-Szene. Zu seinem 80. Geburtstag letzte Woche wurde er allerorten groß gefeiert – auch das Freie Radio Kassel widmet ihm eine ausführliche Sondersendung.
Leider beschränkten sich die Gratulanten aus Presse, Funk und Fernsehen weitgehend auf die Erwähnung und Würdigung der allgemein bekannten Polt Klassiker, von „Nikolausi“ bis „Mei Ling“, von der „Anni“ bis zum „Erwin“. So grandios diese – teils über 40 Jahre alten – Kabinettstückchen auch sind: Gerhard Polt war auf der Bühne immer am besten, und er wurde in den letzten Jahren ständig besser, mit und ohne Biermösl Blosn. Daher wollen wir uns in dieser Geburtstags-Ausgabe von „Kabarett live“ dem Bühnen-Entertainer Gerhard Polt widmen. Wir bringen einige seiner allergrößten Live-Nummern, von denen er etliche bis heute im Repertoire hat: Der „CSU-Sammler“ ist ebenso dabei wie die „menschliche Sau“, die „Garage“ oder der „Konservator“; ebenso wie Stücke aus seinen aktuelleren Programmen.
Wohl solange es Musik gibt, versuchten Komponisten und Textdichter an vorhandene Erfolge anzuknüpfen - sei es an eigene, sei es an fremde. Bekanntlich schrieben z.B. schon Bach oder Mozart gern bei sich selbst ab. Heute sind „Remakes“ älterer Schlager immer wieder im Radio zu hören - in „zeitgemäßer“ Neubearbeitung - oder was die Urheber (bzw. Kopisten) sich darunter vorstellen. Auch das hat es wohl schon immer gegeben, und auch im Wechsel jener Epochen, die wir in unserer Sendung „Tanzparkett“ musikalisch ausleuchten, kam solches gar nicht so selten vor. Alte Volksweisen oder populäre Tanzstücke des 19. Jahrhunderts tauchen nach der Jahrhundertwende als Ragtimes auf Schallplatte auf, werden später „verjazzt“, um schließlich als Swingnummer in den 30er oder 40er Jahren wieder ins Programm zu kommen (und finden sich in den 50er Jahren als Rock-’n‘-Roll-Bearbeitung, in den 60ern im Repertoire des elektrifizerten Blues und eventuell noch in den 70ern als Glamrock-Opus wieder). Aber das soll nicht Thema dieser Sendung sein. Anknüpfen an Vorhandenes kann man auch mit einer Antwort auf jenes. Dieser Leitfaden zieht sich diesmal durch unser Programm. Wir werden mit einer 1912 von Lucie Bernardo und Max Kuttner besungenen Platte beginnen, die den bekannten Marsch „Untern Linden“ von Walter Kollo bringt, in jenem Jahr die Zugnummer der Revue „Filmzauber“. Als Antwort folgte zwölf Jahre später - wiederum aus Kollos Feder - „Solang‘ noch untern Linden“, textlich und melodisch ein klarer und eindeutiger Bezug, der eben an den großen Erfolg der ersten Nummer anknüpfen wollte - trotz oder gerade wegen der in der Zwischenzeit erfolgten gesellschaftlichen Umwälzungen. Die Verklärung der „guten alten“, der Kaiserzeit, begann früh ... Die Aufnahme des Antwortschlagers stammt in diesem Falle von 1940, d.h. die Komposition blieb nachhaltig populär - beide Titel sind zumindest in Berlin bis heute unvergessen. Auch Fred Raymond und Fritz Grünbaum gaben sich sozusagen selbst eine Antwort. Sehr populär (und bis heute auf der Brettlbühne zu finden, da als typisch für den Blödelschlager der goldenen 20er geltend) war sein Werk „Ich hab‘ das Fräul’n Helen baden sehn“, so daß ein Versuch zur Fortsetzung dieses Erfolgs nahelag. „Das schöne Fräul’n Helen soll nicht mehr baden“ wurde allerdings, wie oft bei direkten Antwortschlagern dieser Art, kein so großer Treffer wie sein Vorbild. Sie hören mit der „Vorgabe“ aus dem Jahre 1925 das Bohème-Orchester, eine Lindström-Studiokapelle unter Otto Dobrindt, mit dem Sänger Robert Koppel; die ein Jahr später eingespielte Antwort bestreiten die Giusto-Jazz-Symphoniker des Leipziger Isi-Konzerns mit unbekanntem Refrainsänger. Manchmal dauerte es etliche Jahre, bis auf einen Schlager eine musikalische Antwort erfolgte, und auch die Urheber des Originals steckten nicht immer dahinter. Dies zeigen wir an Dr. Robert Katschers Komposition „Es geht die Lou lila“ (Text: Beda) aus dem Jahre 1925, die wir mit dem Orchester Arpad Varosz und Max Kuttner als Sänger bringen. Ende 1931 knüpften Fred Meyer und Victor Hugo Barth wieder daran an. Da hatte sich, so verkündet es Max Mensing in Begleitung des auf dem Etikett als Eric Harden maskierten Fred-Bird-Orchesters im entsprechenden Antwortschlager, die Lou ein neues Jägerhütchen angeschafft. Wiederum gut fünf Jahre später ging Fräulein Lou, als diese Farbe wieder modern wurde, in Manfred Zaldens Komposition (Text: Hans Niepel) wiederum ganz in Lila (ich weiß, mein Kunstlehrer würde jetzt sagen: „Lila gibt es nicht, das heißt Violett!“
Aber so lauten nun einmal die Titel ...), was von Erwin Hartung besungen wird und ein klarerer Bezug auf Katschers Schlager ist, als er 1931 vorlag. Beide Antworten verlassen den in den Aufnahmen davor bemerkbaren enggesteckten musikalischen Rahmen des Vorbilds deutlich und nehmen nur noch inhaltlich Bezug auf das Original. Auch überm Großen Teich waren Antwortschlager eine gängige Methode zur Erlangung der Publikumsgunst (und einiger Hände voll Dollarscheinen). Als Beispiel bringen wir den bis heute als Jazzstandard gespielten Schlager „Bye, Bye, Blackbird“ von 1926, der von Ray Henderson und Mort Dixon stammt. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten und kam im selben Jahr aus der Feder von Cliff Friend in Gestalt der Komposition „Hello Bluebird“. Die melodischen Parallelen sind hier unverkennbar. Sam Lanin und der Sänger Arthur Hall servieren die Vorlage, die „Nachspeise“ kommt von den Clicquot Club Eskimos unter Harry Reser - in üblicher Weise mit deren Schlagzeuger Tom Stacks als Sänger. Exotik und Pseudoexotik standen im Deutschland der wilden 20er ganz hoch im Kurs, ebenso, wie oben schon angeschnitten, der Blödel- oder Nonsensschlager. In beiden Revieren gleichzeitig versuchte sich 1926 der als Schlagermacher eher glücklose Max Urban, mit dem Original ebenso wie mit der im selben Jahr nachgelegten Antwort. Immerhin der erste
Schlager brachte es wenigstens zu einer gewissen Bekanntheit und wird gelegentlich heute noch zitiert (wenn auch aus der Nachschau meist als abschreckendes Beispiel). Die Antwort hingegen verpuffte weitgehend. Als besonders zeittypisch sind diese Platten, die, nebenbei bemerkt, technisch den 1926 erfolgten Übergang vom akustischen zum elektrischen Aufnahmeverfahren aufzeigen, heute geschätzte Sammlerstücke. Sie hören das Odeon-Tanzorchester mit Max Kuttner und den Titeln „Der Neger hat sein Kind gebissen“ (9. April 1926) und „Der Neger beißt sein Kind nicht mehr“ (29. Dezember 1926). Selbst dem damaligen, Blödelschlager durchaus goutierenden Publikum waren diese Werke offenbar „zu geistreich“ - weiterer Kommentar überflüssig ... Sehr populär hingegen war die 1927 für die Operette „Der Hampelmann“ geschriebene Robert-Stolz-Komposition „Sag‘ ,Du‘, sag‘ ,Du‘ zu mir“, wie so viele zu Evergreens gewordene Melodien aus dem Notenheft dieses Spitzenkönners, über den anderwärts (zu seinem 40. Todestag auch an dieser Stelle) schon sehr viel gesagt worden ist. Am 26. August 1927 spielte Fred Bird mit seinem Orchester für die Homocord den Titel ein, auf dem er den Sänger Max Kuttner begleitet. Die Antwort kam im Folgejahr von Austin Egen und Fritz Rotter. Alfred Strauß trägt sie uns vor. „Sag‘ nicht ,Du‘ zu mir, wenn meine Frau dabei ist“ entstand mit dem Odeon-Tanzorchester unter Carl Woitschach am 25. Februar 1928. Den Abschluß bilden zwei Platten von 1930. Der „Stein Song“, eine US-Universitätshymne, lief vor allem dort, aber auch in allen andern „Kulturstaaten“, wie es damals so schön hieß, täglich in Dutzenden Versionen auf abertausenden Plattentellern und aus jedem Radio. Vermutlich ging es den Leuten damals wie dem Schreiber dieser Zeilen, der sich an der Stätte seines Brotberufs aus dem zur „Unterhaltung“ dort auf- und auf eine „Hitwelle“ eingestellten Radio seit mehreren Jahren täglich die gleichen fünfzehn Schlager fünfmal hintereinander anhören „darf“ (bzw. dem dies zumindest so vorkommt). Jedenfalls wecken solche Situationen durchaus Wünsche, die bei Erfüllung den Ruf nach der Justiz laut werden lassen könnten ... „I’d Like To Find The Guy Who Wrote The Stein Song“ heißt denn auch die Wehklage des gepeinigten Zeitgenossen. Beide Titel werden vom Tanzorchester der BBC unter Jack Payne gebracht. Der erste wurde am 23. April 1930 eingespielt, hier singen der Bandleader Jack Payne sowie Bob Busby und Bob Manning. Der Antwortschlager entstand am 8. Oktober desselben Jahres, hier singt Payne nach einem Gespräch mit Orchestermitgliedern alleine. Damit findet diese Sendung ihr Ende - aber nach Möglichkeit irgendwann eine Fortsetzung.
Durchs Programm begleitet Sie Thomas Sosna.
Nach einer kleinen April-Pause meldet sich frei² mit neuer Musik aus den
Hot-111 von Starfrosch zurück. Lasst euch am Dienstag überraschen, was der Frühling 2022 bringt!
Ein kleiner Ausschnitt aus der Jazzentwicklung (Folge 6/ 9)
Wenn heute von Jazz die Rede ist, gelten vielen Fans nur die neuesten Spielarten, die völlig frei improvisiert, ja dekonstruiert daherkommen, ohne festen Rhythmus, gar ohne jedes erkennbare Gefüge. Damit kann ein breites Publikum freilich nur wenig anfangen. Ansonsten kommt oft der „Dixieland“ aufs Podium. Er verkörpert eine Musikform, welche die meisten Hörer heute für das Urbild des Jazz halten, die aber den ursprünglichen Jazz oft nur in seiner leicht bis stark verzerrten Wahrnehmung aus den 50er Jahren darstellt.
Dabei hat sich der Jazz von seiner Urform aus New Orleans hin zum Freejazz über Jahrzehnte entwickelt - und war über lange Zeit die weltweit vorherrschende, stilprägende Populärmusik.
Einen wesentlichen Umbruch stellt die Stilwende vom alten Jazz zum Swing dar, die Anfang bis Mitte der 30er Jahre stattfand. Heute gelangt der Swing, abgesehn von wenigen rühmlichen Ausnahmen (hier fällt uns in Deutschland auf den ersten Blick eigentlich nur die Andrej-Hermlin-Band ein), fast nur noch in seiner in den 50er Jahren gleichsam endgültig zur Fratze, ja zur Totenmaske erstarrten Form der Las-Vegas-Show-Musik in die Öffentlichkeit. Von Dingen wie dem sog. „Elektro-Swing“, der mit unterlegten Maschinenrhythmen dem Geiste des Swing völlig zuwiderläuft, brauchen wir an dieser Stelle erst gar nicht anzufangen.
Die Jazzpuristen haben mit dem Swing immer etwas gefremdelt.
War der ursprüngliche Jazz eine Angelegenheit von Kleingruppen gewesen, meist fünf oder sieben Mann stark, die um das Führungsinstrument herumimprovisierten, frei und in der Regel ohne Notierung (head arrangement - viele der „Urjazzer“ konnten keine Noten lesen), änderte sich das recht bald. Die Gruppen wurden größer, wuchsen heran zur Bigband, um Tanzsäle besser zu „füllen“ und neue Klangfarben in das Spiel der Kapellen zu bringen. Doch Größe gebietet Ordnung. Also wurden die Stücke notiert und arrangiert, und das forderte von den Musikern Noten- und Partiturkenntnisse. Der freien Improvisation waren nun relativ enge Grenzen gesetzt.
Jetzt aber konnte man Stimmen mehrfach besetzen, um das Volumen zu erhöhen, konnte Instrumentensätze bilden, die auch in der Lage waren, kompliziertere, mehrstimmige Arrangements zu spielen. Daneben stellte man weiterhin Musiker durch Soli prominent heraus, was schon im Chicago-Stil zu einer gegenüber dem New-Orleans-Stil erheblich gelösteren Spielweise geführt und die alte Kollektivimprovisation verdrängt hatte. Doch hatten sich diese „Eskapaden“ stets der Größe der Klangkörper unterzuordnen. Daraus resultiert der im Hinblick auf den erheblich „eckigeren“ alten Jazz immer wieder vorgebrachte Vorwurf der „Stromlinienform“ des Swing. Doch Rundfunkhörer, Plattenkäufer, Kinogänger und nicht zuletzt die Tänzer waren begeistert! Nie wieder fielen neueste musikalische Entwicklung und höchstes Publikumsinteresse in derartiger Breite zusammen wie in der Swingära. Das ist ein Grund für die unter Jazzfans, denen allzugroße Popularität oft suspekt ist, bis heute geteilte Meinung zum Swing. Er war ohne Frage ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung des Jazz - und der Populärmusik des 20. Jahrhunderts überhaupt. Daher versuchen wir den Übergang von der alten Jazz- und Hot-Dance-Musik zum Swing in einer neunteiligen Reihe mit Musikbeispielen nachzuzeichnen.
In der sechsten Folge behandeln wir den Zeitraum von Juni 1937 bis August 1938.
Durch die Sendung begleitet Sie Peter Michael.
Für die am 27.12.1901 in Schöneberg (heute Berlin) geborene Tochter eines Polizeileutnants und einer Juwelierserbin war eigentlich, ganz ihrer Herkunft aus dem gehobenen Bürgertum gemäß, eine Karriere als Geigerin vorgesehen. Marie Magdalene Dietrich, Rufname Marlene, wie auch aus einer Schulakte hervorgeht („Rufnamen unterstreichen“, hier ist jeweils ein Strich unter den Silben „Mar“ und „lene“ gezogen), erhielt früh Klavier- und Geigenstunden. Daß sie wegen chronischer Sehnenscheidenentzündung diese Laufbahn aufgab und sich dem Theater zuwandte (sie nahm Unterricht bei Max Reinhardt), führte sie auf den Weg zum ewigen Ruhm, den sie als Konzertgeigerin womöglich nie erreicht hätte.
In den zwanziger Jahren spielt sie in ersten unbedeutenden Filmrollen neben dem Frauenschwarm Harry Liedtke und dem Sensationsdarsteller Harry Piel; am Theater ist sie u.a. Partnerin von Hans Albers. Es folgen Revuen: 1926 steht sie in Erik Charells „Von Mund zu Mund“ auf der Bühne, 1928 in der Schiffer-Spoliansky-Revue „Es liegt in der Luft“. Auch ihre ersten Plattenaufnahmen sind Nummern aus dieser Bühnenschau. 1929 wird sie von Josef von Sternberg in dem Kaiser-Stück „Zwei Krawatten“ entdeckt und im selben Jahr gegen den Widerstand des Autors in dem frühen Tonfilm „Der Blaue Engel“ als femme fatale „Lola Lola“ besetzt.
Diese Rolle ist der Durchbruch. Sternberg nimmt sie mit nach Hollywood, wo er bis 1935 ihre großen Filme „Marokko“, „X 27“, „Schanghai-Expreß“, „Die blonde Venus“, „Die große Zarin“ und „Die spanische Tänzerin“ dreht. Daneben steht sie auch für andere Regisseure und mit vielen Hollywoodstars vor dem Objektiv. Der für Amerikas Kino neue Typ Marlenes gibt dem ganzen US-Film ein neues Gesicht. Bald nach Einführung des gestrengen Moralkodex der amerikanischen Prüderie unter Will Hays führt dies dazu, daß sie, wie auch Katherine Hepburn und Greta Garbo, als „Kassengift“ gilt und kaum noch filmt. Dennoch geht ihre US-Filmkarriere bis 1942 weiter, nachdem sie ihren Typ in „Destry Rides Again“ („Der große Bluff“) 1939 neu erfindet.
Schon in den 30er Jahren lehnt sie Avancen des deutschen Reichspropagandaministers Dr. Joseph Goebbels ab, dem das Filmwesen untersteht - er will sie mit märchenhaften Gagen nach Babelsberg zurücklocken. Der aufrechten Preußin Dietrich aber steht, obwohl ihre Mutter weiter in Berlin lebt, der Sinn nach nichts weniger als nach einer Rückkehr in ihre nun durch die braune Pest vergiftete Heimat. 1939 nimmt sie die US-Staatsbürgerschaft an. 1942 beendet sie vorläufig ihre Filmkarriere und geht auf Truppenbetreuungstournee. Dieses Engagement für die USA und gegen die Nazis nehmen ihr noch lange nach dem Kriege viele Deutsche übel.
Sie dreht noch einige Filme, aber in der Hauptsache widmet sie sich nun ihrer Karriere als Diseuse. Nach einem sensationellen Debüt in Las Vegas reist sie ab 1953 mit eigenem Orchester und Girltruppe rund um die Welt. Etwa 160 Titel in mehreren Sprachen umfaßt ihr Repertoire, das von Filmschlagern über Altberliner Lieder, Chansons, Kinderlieder, amerikanische Folklore und Antikriegssongs bis zu Cole-Porter-Musicalhits reicht. Sie setzt sich für die Völkerverständigung und den Weltfrieden ein. 1978 kommt ihr mit David Bowie gedrehter letzter Film in die Kinos („Schöner Gigolo - armer Gigolo“), in dem sie auch ihren letzten Filmschlager singt.
Danach lebt sie zurückgezogen in ihrem Pariser Appartement, wo sie ihre Lebenserinnerungen aufschreibt. Aufgrund von Gesundheitsproblemen (bei einem Auftritt in Sydney hatte sie sich 1975 einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen) und Alkoholmißbrauch meidet sie Kameras und Öffentlichkeit und tritt weitgehend nur noch per Telephon mit der Außenwelt in Verbindung. Lediglich Maximilian Schell gelingen Tonbandinterviews mit ihr, die er unter eine Collage von Bildern legt und so zu einem preisgekrönten Dokumentarfilm verarbeitet.
Am 6. Mai 1992 stirbt Marlene Dietrich in Paris - offiziell an Herz- und Nierenversagen; nach Aussage ihrer Sekretärin und Vertrauten Norma Bosquet ist allerdings - nach einem zweiten Schlaganfall - ein Freitod mit Hilfe von Schlaftabletten nicht auszuschließen. Der Berliner Senat widmet ihr ein Ehrengrab auf dem Friedhof Schöneberg III.
Da sich diesen Freitag Marlene Dietrichs Todestag zum 30. Male jährt, bringen wir eine einstündige Sendung, in der wir neben einer Auswahl ihrer populären Aufnahmen vor allem ein Augenmerk auf die weniger bekannten Werke dieser Künstlerin gelegt haben. Wie beginnen dabei mit ihren ersten beiden Schallplatten des Jahres 1928 und arbeiten uns im Verlauf der Sendung bis zum Jahre 1951 vor.
Durchs Programm führt Thomas Sosna.
Sendetermine:
Viele Eltern vor allem mit Migrationshintergründen kennen die deutschen Gesetze der Kindererziehung nicht und geraten deswegen in Schwierigkeiten mit dem Jugendamt. Wir möchten daher Eltern und Jugendliche, die bald heiraten und ein Kind haben möchten, über die Inobhutnahme durch das Jugendamt informieren.
Mit dem ersten Tageslicht werden von Mitwirkenden auf der ganzen Welt Echtzeit-Audio-Streams bereitgestellt. Reveil ist dabei die Aktionsplattform, auf der die gemeinschaftliche Produktion von Streamern an Hörpunkten auf der ganzen Welt zu erleben ist. Die Sendung beginnt am Samstagmorgen, dem 30. April, in Süd-London in der Nähe des Meridians von Greenwich und nimmt die Audio-Feeds nacheinander auf, wobei sie den Sonnenaufgang nach Westen von Mikrofon zu Mikrofon verfolgt. Dabei folgt Reveil der Welle verstärkter Geräusche, die die Erde mit dem ersten Tageslicht alle 24 Stunden umkreist.
Der Zeitplan wird dabei Mikrofone an offenen Fenstern, Dächern, Gärten, Wäldern, Unterwasser- und elektromagnetischen Standorten zusammenführen. Die Sendung arbeitet mit dem Locus-Sonus-Netzwerk zusammen, um Klänge, Ökologien und Atmosphären im Rahmen eines aufstrebenden Acoustic Commons zu teilen.
Die Klänge der Morgendämmerung sind aus z.B. London, Nordfrankreich, Irland, Portugal, Brasilien, Kanada, Chile, Australien, Südkorea, Hong Kong, Indien, Estland, aus Deutschland sowie Kassel (1.5., 4.18 Uhr) zu hören.
Paul Abraham und die letzte große Blütezeit der Operette
Die Operette ist tot. Macht nichts - wer will schon Anneliese Rothenberger mit saccharinsüß schmachtenden Geigenwäldern im Hintergrund hören?
Nichts von dem, was hier oben steht, stimmt.
Wirklich tot ist die Operette nicht, sie taucht auch in den letzten siebzig Jahren doch immer wieder auf den Spielplänen der Theater auf.
Daß sie aber nicht wahrgenommen wird, wie es ihr gebührt, macht durchaus etwas, denn keineswegs besteht die originale Operettenliteratur aus schwülstigen, streicherselig untermalten Koloraturgesängen! Im Gegenteil, in ihrer großen Zeit war die Operette jung, frech, unkonventionell und immer am Puls der Zeit. Sie nahm neue musikalische Einflüsse wie etwa Ragtime und später Jazz auf und transformierte sie in eine dem damaligen Publikum verständliche Form. Dabei war sie nie simpel, so wie es Unterhaltungsmusik heute oft ist, sondern oft raffiniert ausgearbeitet, ungewöhnliche musikalische Einfälle verarbeitend, für die Darbietenden musikalische Herausforderung und Spielspaß zugleich.
Nebenbei: Auch Künstler wie Anneliese Rothenberger waren musikalisch durchaus nicht so hinterrangig, wie sie in den heute üblichen satirisch-ironischen Rückblicken gern dargestellt werden. Plattenfirmen und Fernsehen gaben allerdings dem Publikum, was es wollte (bzw. das, wovon sie glaubten, daß das Publikum es wolle). Über die Güte dieser Ansprüche wird sich allerdings wenig satirisch ausgelassen ...
Am Staatstheater Kassel erlebten wir im letzten Jahrzehnt recht gute Wiederaufnahmen von Operettenstoffen, aber 2021 fand auch in Darmstadt wieder einmal eine Neubelebung der Operette statt, die aus Fachkreisen mit viel Vorschußlorbeeren bedacht wurde ob ihrer Rückbesinnung auf das eigentliche Wesen der Operette. Das war Anlaß für unsere an diesem Programmplatz wiederholte Sendung. Das Staatstheater Darmstadt brachte nämlich im November die Operette „Ball im Savoy“ auf die Bühne. Wenn sie noch hingehen wollen: Nach unserer Kenntnis ist am 11. Mai 2022 die letze Vorstellung für diese Spielzeit angesetzt.
„Ball im Savoy“ ist das letzte große Werk (Uraufführung: 23. Dezember 1932) eines Komponisten, dessen Schaffen in Deutschland ein Paradebeispiel für die und gleichzeitig ein Abgesang auf die große Zeit der Operette ist.
Es handelt sich, der Kenner wird es am Titel festgestellt haben, um den ungarischen Komponisten Paul Abraham (in ungarischer Schreibweise Abráhám Pál).
Nur gut fünf Wochen nach der Premiere kam es zur Machtergreifung der Nationalsozialisten. Abraham, der Jude war, floh zunächst nach Österreich. Zu seinem Schicksal, seinem Auf- und Verglühen am deutschen Operettenhimmel unter den damaligen Zeitumständen ließe sich noch sehr viel mehr sagen - dazu noch einiges in der Sendung.
In dieser Sendung stellen wir Lieder aus Abrahams früheren Operetten und Tonfilmen in zeitgenössischen Plattenaufnahmen vor - dirigiert vom Komponisten selbst und mit den Sängern der Originalbesetzungen.
Der Eindruck, den Sie vermutlich auch hier gewinnen werden, unterscheidet sich hoffentlich deutlich von der oben angerissenen heutigen Wahrnehmung dessen, was Operette ist und sein kann.
Durch eine Stunde wiederzuentdeckender Musik begleitet Sie Thomas Sosna.
Ein kleiner Ausschnitt aus der Jazzentwicklung (Folge 5/ 9)
Wenn heute von Jazz die Rede ist, gelten vielen Fans nur die neuesten Spielarten, die völlig frei improvisiert, ja dekonstruiert daherkommen, ohne festen Rhythmus, gar ohne jedes erkennbare Gefüge. Damit kann ein breites Publikum freilich nur wenig anfangen. Ansonsten kommt oft der „Dixieland“ aufs Podium. Er verkörpert eine Musikform, welche die meisten Hörer heute für das Urbild des Jazz halten, die aber den ursprünglichen Jazz oft nur in seiner leicht bis stark verzerrten Wahrnehmung aus den 50er Jahren darstellt.
Dabei hat sich der Jazz von seiner Urform aus New Orleans hin zum Freejazz über Jahrzehnte entwickelt - und war über lange Zeit die weltweit vorherrschende, stilprägende Populärmusik.
Einen wesentlichen Umbruch stellt die Stilwende vom alten Jazz zum Swing dar, die Anfang bis Mitte der 30er Jahre stattfand. Heute gelangt der Swing, abgesehn von wenigen rühmlichen Ausnahmen (hier fällt uns in Deutschland auf den ersten Blick eigentlich nur die Andrej-Hermlin-Band ein), fast nur noch in seiner in den 50er Jahren gleichsam endgültig zur Fratze, ja zur Totenmaske erstarrten Form der Las-Vegas-Show-Musik in die Öffentlichkeit. Von Dingen wie dem sog. „Elektro-Swing“, der mit unterlegten Maschinenrhythmen dem Geiste des Swing völlig zuwiderläuft, brauchen wir an dieser Stelle erst gar nicht anzufangen.
Die Jazzpuristen haben mit dem Swing immer etwas gefremdelt.
War der ursprüngliche Jazz eine Angelegenheit von Kleingruppen gewesen, meist fünf oder sieben Mann stark, die um das Führungsinstrument herumimprovisierten, frei und in der Regel ohne Notierung (head arrangement - viele der „Urjazzer“ konnten keine Noten lesen), änderte sich das recht bald. Die Gruppen wurden größer, wuchsen heran zur Bigband, um Tanzsäle besser zu „füllen“ und neue Klangfarben in das Spiel der Kapellen zu bringen. Doch Größe gebietet Ordnung. Also wurden die Stücke notiert und arrangiert, und das forderte von den Musikern Noten- und Partiturkenntnisse. Der freien Improvisation waren nun relativ enge Grenzen gesetzt.
Jetzt aber konnte man Stimmen mehrfach besetzen, um das Volumen zu erhöhen, konnte Instrumentensätze bilden, die auch in der Lage waren, kompliziertere, mehrstimmige Arrangements zu spielen. Daneben stellte man weiterhin Musiker durch Soli prominent heraus, was schon im Chicago-Stil zu einer gegenüber dem New-Orleans-Stil erheblich gelösteren Spielweise geführt und die alte Kollektivimprovisation verdrängt hatte. Doch hatten sich diese „Eskapaden“ stets der Größe der Klangkörper unterzuordnen. Daraus resultiert der im Hinblick auf den erheblich „eckigeren“ alten Jazz immer wieder vorgebrachte Vorwurf der „Stromlinienform“ des Swing. Doch Rundfunkhörer, Plattenkäufer, Kinogänger und nicht zuletzt die Tänzer waren begeistert! Nie wieder fielen neueste musikalische Entwicklung und höchstes Publikumsinteresse in derartiger Breite zusammen wie in der Swingära. Das ist wohl der Hauptgrund für die unter Jazzfans, denen allzugroße Popularität oft suspekt ist, bis heute geteilte Meinung zum Swing. Er war ohne Frage ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung des Jazz - und der Populärmusik des 20. Jahrhunderts überhaupt. Daher versuchen wir den Übergang von der alten Jazz- und Hot-Dance-Musik zum Swing in einer neunteiligen Reihe mit Musikbeispielen nachzuzeichnen.
In der fünften Folge behandeln wir den Zeitraum von Juli 1936 bis Juni 1937.
Durch die Sendung begleitet Sie Peter Michael.
In der nächsten Handmade Classics Wiederholung gibt es eine Wiederhören mit Karsten „Cap K“ und seiner 2015er Sondersendung zu Songs mit „Rock“ im Titel; und um das Motto danach direkt fortzusetzen, geht es auch in der aktuellen Handmade Ausgabe mit Katrin weiter mit diesem Thema. Viel Spaß mit der bunten und wilden Mischung mit Interpreten wie The Sweet, Status Quo, Udo Lindenberg, Meat Loaf, Bay City Rollers, The Brian Setzer Orchestra, Ian Dury & The Blockheads, Europe, Elvis Presley, Kevin Johnson, Showaddywaddy, Europe, The Beatles, Mr. Big, Trio, Elton John, Harpo, Johnny And The Hurricanes und noch vielen mehr.
Von dieser Regierung werden viele neue Impulse erwartet und es gibt in Chile parallel einen Prozess für die Erarbeitung einer neuen Verfassung. Diese soll die noch bestehende ablösten, die noch aus Zeiten der Diktatur stammt und die das neoliberale Wirtschaftsmodell festschrieb.
Chile war nach dem Putsch 1973 das Experimentierlabor für die Chicafo Boys um Milton Friedman.
Der deutschen Justiz wird seit Jahren vorgeworfen, gegenüber Straftätern aus dem rechtsextremen Spektrum oft eine unangemessene Milde walten zu lassen. Ob dieser Eindruck täuscht oder ob Gerichte tatsächlich gelegentlich „auf dem rechten Auge blind“ sind – mit dieser Frage befaßte sich Ronen Steinke, Buchautor und Redakteur der „Süddeutschen Zeitung“, in seinem Vortrag in der Kasseler Karlskirche. Die Veranstaltung wurde von der Kasseler Volkshochschule, dem Evangelischen Forum und der Initiative „Nachgefragt“ organisiert – wir senden einen Mitschnitt.
Außerdem in der Sendung: Rezension der „Dreigroschenoper“-Inszenierung am Kasseler Staatstheater; Bericht von einer Ukraine-Kundgebung am vergangenen Wochenende.
Diese Verbindung wurde im weißblauen bayrischen Himmel geschmiedet: Gerhard Polt und die Biermösl Blosn waren 30 Jahre lang das perfekteste Kabarett-Team seit Karl Valentin und Liesl Karlstadt! Seit einiger Zeit gibt’s die Biermösl Blosn in der bisherigen Form nicht mehr, aber die „Well-Brüder“, bei denen zwei der drei Ex-Blosn mitspielen, setzen die Tradition fort und bestreiten gemeinsam mit Gerhard Polt ihre Programme.
So lange es Gerhard Polt und die Well-Brüder gibt, ist Bayern noch nicht verloren, und so lange es zumindest einmal im Jahrzehnt gelingt, sie hier in die Gegend - z.B. kürzlich in Vellmar - zu holen, ist auch bei uns in Hessisch-Sibirien noch einiges zu gewinnen. Viele Gruppen, gerade auch bayrische, haben versucht, das musikalische und textliche Konzept der Wells zu kopieren – ohne Erfolg. Und im Gespann mit dem grandiosen Gerhard Polt, der auf der Bühne auch fließend schwedisch, italienisch und Kisuaheli reden und singen kann, sind sie unschlagbar beliebt und die Besten! Zitat aus einer Laudatio: „Verlogenheiten wie Musikantenstadl und volkstümliche Hitparade aus dem Tal der Verzweiflung führen und beweisen: Nicht jede Familie muß zwangsweise als Kelly Family enden. Eine Sternstunde subversiv-bajuwarischer Politik-, Nonsens- und Traditionspoesie, In der schwärzesten Nacht funkeln die hellsten Lichter. Wo die tumbeste Borniertheit thront, blühen zugleich auch die rabiatesten Demokratiegeister.“
Eine US-Jazz- und Hot-Dance-Band (Aufnahmen von 1922 bis 1925)
Isham Jones ist immerhin manchem Jazzfan ein Begriff, weil seine Kapelle von einem heute noch durchaus bekannten Jazzklarinettisten übernommen wurde, als Jones 1936 sich zur Ruhe setzte, nämlich Woody Herman. Wir behandeln in unserer Sendung jedoch die Zeit davor, nämlich das „Jazz Age“ oder die „Roaring Twenties“.
Der Multiinstrumentalist Jones, der als Kind Maultiere in einer Kohlengrube geführt und dabei Geige gespielt hatte, war in Chicago in dieser Ära äußerst populär und nahm zwischen 1920 und 1932 viele Platten für die Brunswick auf, um dann zur Victor Company und später zur Decca zu wechseln - und schließlich, wenn man so will, „zurück“ zur ARC, der damals nämlich auch die Brunswick gehörte. Viele Platten weisen „nur“ arrangierte Tanzmusik auf; wir haben einige ausgewählt, auf denen sich die Kapelle auch solistisch darstellt.
Wir begleiten das Orchester durch die Aufnahmeperiode von 1922 bis 1925, die auch durch den Übergang vom akustischen zum elektrischen Aufnahmeverfahren gekennzeichnet ist.
Durch die Sendung führt Peter Michael.
Ein kleiner Ausschnitt aus der Jazzentwicklung (Folge 4/ 9)
Wenn heute vom Jazz die Rede ist, gelten vielen Fans nur die neuesten Spielarten, die völlig frei improvisiert, ja dekonstruiert daherkommen, ohne festen Rhythmus, gar ohne jedes erkennbare Gefüge. Damit kann ein breites Publikum freilich nur wenig anfangen. Ansonsten kommt oft der „Dixieland“ aufs Podium. Er verkörpert eine Musikform, welche die meisten Hörer heute für das Urbild des Jazz halten, die aber den ursprünglichen Jazz oft nur in seiner leicht bis stark verzerrten Wahrnehmung aus den 50er Jahren darstellt.
Dabei hat sich der Jazz von seiner Urform aus New Orleans hin zum Freejazz über Jahrzehnte entwickelt - und war über lange Zeit die weltweit vorherrschende, stilprägende Populärmusik.
Einen wesentlichen Umbruch stellt die Stilwende vom alten Jazz zum Swing dar, die Anfang bis Mitte der 30er Jahre stattfand. Heute gelangt der Swing, abgesehen von wenigen rühmlichen Ausnahmen (hier fällt uns in Deutschland auf den ersten Blick eigentlich nur die Andrej-Hermlin-Band ein), fast nur noch in seiner in den 50er Jahren gleichsam endgültig zur Fratze, ja zur Totenmaske erstarrten Form der Las-Vegas-Show-Musik in die Öffentlichkeit. Von Dingen wie dem sog. „Elektro-Swing“, der mit unterlegten Maschinenrhythmen dem Geiste des Swing völlig zuwiderläuft, brauchen wir an dieser Stelle erst gar nicht anzufangen.
Die Jazzpuristen haben mit dem Swing immer etwas gefremdelt.
War der ursprüngliche Jazz eine Angelegenheit von Kleingruppen gewesen, meist fünf oder sieben Mann stark, die um das Führungsinstrument herumimprovisierten, frei und in der Regel ohne Notierung (head arrangement - viele der „Urjazzer“ konnten keine Noten lesen), änderte sich das recht bald. Die Gruppen wurden größer, wuchsen heran zur Bigband, um Tanzsäle besser zu „füllen“ und neue Klangfarben in das Spiel der Kapellen zu bringen. Doch Größe gebietet Ordnung. Also wurden die Stücke notiert und arrangiert, und das forderte von den Musikern Noten- und Partiturkenntnisse. Der freien Improvisation waren nun relativ enge Grenzen gesetzt.
Jetzt aber konnte man Stimmen mehrfach besetzen, um das Volumen zu erhöhen, konnte Instrumentensätze bilden, die auch in der Lage waren, kompliziertere, mehrstimmige Arrangements zu spielen. Daneben stellte man weiterhin Musiker durch Soli prominent heraus, was schon im Chicago-Stil zu einer gegenüber dem New-Orleans-Stil erheblich gelösteren Spielweise geführt und die alte Kollektivimprovisation verdrängt hatte. Doch hatten sich diese „Eskapaden“ stets der Größe der Klangkörper unterzuordnen. Daraus resultiert der im Hinblick auf den erheblich „eckigeren“ alten Jazz immer wieder vorgebrachte Vorwurf der „Stromlinienform“ des Swing. Doch Rundfunkhörer, Plattenkäufer, Kinogänger und nicht zuletzt die Tänzer waren begeistert! Nie wieder fielen neueste musikalische Entwicklung und höchstes Publikumsinteresse in derartiger Breite zusammen wie in der Swingära. Das ist ein Grund für die unter Jazzfans, denen allzugroße Popularität oft suspekt ist, bis heute geteilte Meinung zum Swing.
Er war ohne Frage ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung des Jazz - und der Populärmusik des 20. Jahrhunderts überhaupt. Daher versuchen wir den Übergang von der alten Jazz- und Hot-Dance-Musik zum Swing in einer neunteiligen Reihe mit Musikbeispielen nachzuzeichnen.
In der vierten Folge behandeln wir den Zeitraum von Juli 1935 bis Mai 1936.
Durch die Sendung begleitet Sie Peter Michael.
Die Ausstellung befaßt sich mit einer der zentralen Fragen zum Holocaust:
Wie war der Holocaust möglich?
Die zentrale Rolle von Hitler und anderen Führern der NSDAP ist unbestreitbar. Doch die Abhängigkeit dieser Täter von unzähligen anderen für die Durchführung der NS-Rassenpolitik ist weniger bekannt. In Nazi-Deutschland und in dem von Deutschland dominierten Europa entwickelten sich überall in Regierung und Gesellschaft Formen von Zusammenarbeit und Mittäterschaft, wo immer die Opfer von Verfolgung und Massenmord auch lebten.
Die Ausstellung „Einige waren Nachbarn“ untersucht die Rolle der gewöhnlichen Menschen im Holocaust und die Vielzahl von Motiven und Spannungen, die individuelle Handlungsoptionen beeinflußten. Diese Einflüsse reflektieren Angst, Gleichgültigkeit, Antisemitismus, Karriereangst, Ansehen in der Gemeinschaft, Gruppenzwang oder Chancen auf materiellen Gewinn.
Die Ausstellung zeigt aber auch Personen, die den Möglichkeiten und Versuchungen, ihre Mitmenschen zu verraten, nicht nachgegeben haben und uns daran erinnern, daß es auch in extremen Zeiten Alternativen zu Kollaboration und Täterschaft gibt.
Wir senden die Eröffnungsveranstaltung der Ausstellung, die noch bis Ende Mai im Kasseler Rathaus zu sehen ist.
Außerdem in der Sendung: Rückblick auf die diesjährige Grammy-Verleihung.
Das Theaterstück "... und der Regen rinnt" über die Kasseler Ehrenbürgerin Sara Nussbaum und drei weitere Frauen kreist um das Thema Inhumanität. Alle vier wurden ins Ghetto Theresienstadt deportiert, einen der grausamsten Orte der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Doch auch angesichts größter Gräuel zogen sie alle aus Kunst und Mitmenschlichkeit unglaubliche Kraft für das Leben.
Wie viel diese historischen Geschichten mit aktuellen kriegerischen Entwicklungen, besonders denen des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine, zu tun haben können, wurde bei der Aufführung in der CROSS jugendkulturkirche am 4. April bewegend deutlich: Die Veranstaltung des Sara Nussbaum Zentrums und der Jüdischen Gemeinde verband das Stück des jungen Projektchors unter Leitung von Maria Radzhikovsky und Elena Padva mit einer Aufführung des Streichorchesterwerks "Pray for Ukraine" der israelischen Komponistin Larissa Kofman. Interpreten waren Mitglieder des Staatsorchesters Kassel.
Außerdem wurden Texte aus aktuellen Tagebüchern zum Krieg in der Ukraine in Original und Übersetzung rezitiert, die frappierend aktuelle Parallelen zum damaligen Geschehen aufzeigten.
Von dieser Regierung werden viele neue Impulse erwartet und es gibt in Chile parallel einen Prozess für die Erarbeitung einer neuen Verfassung. Diese soll die noch bestehende ablösten, die noch aus Zeiten der Diktatur stammt und die das neoliberale Wirtschaftsmodell festschrieb.
Chile war nach dem Putsch 1973 das Experimentierlabor für die Chicafo Boys um Milton Friedman.
Diese Sendung ist der heute beinahe vergessenen Band des schwarzen Tenorsaxophonisten, Sängers und Orchesterleiters Teddy Hill gewidmet. Bereits seit den frühen 30er Jahren spielte die Band im Savoy Ballroom in New York und griff sehr bald den aufkommenden Swingstil auf. Durch Teddy Hills Gespür für Tempi und sein geschicktes Eingehen auf die Tänzer war die Kapelle beim tanzenden Publikum äußerst beliebt. Sie nahm für die Vocalion und später die Victor bzw. deren Unteretikett Bluebird auf, einige Platten erschienen auch in Europa. Das Orchester bekam sogar einen Vertrag bei der NBC, so daß es in den USA landesweit im Rundfunk zu hören war. Entsprechend nannte es sich in dieser Zeit auch Teddy Hill and his NBC Orchestra. Unter den Starsolisten der Elf-Mann-Kapelle, die ihr Personal lange konstant halten konnte, was für ihre Qualität spricht, waren ab 1937 Chu Berry und Dizzie Gillespie. Trotzdem sind die Platten heute recht selten, so daß wir am Schluß der Sendung noch Aufnahmen mit Willie Bryant und der Mills‘ Blue Rhythm Band bringen müssen. 1940 löste Hill die Band auf und übernahm „Minton’s Playhouse“, jenen New Yorker Club, der wenig später nicht zuletzt dank Dizzie Gillespie zur Wiege des Bebop-Stils werden sollte. Am 19. Mai 2006 wurde übrigens dieses Etablissement nach rund 30 Jahren Leerstand als Jazzclub wiedereröffnet.
Die in dieser Folge gebrachten Platten wurden 1936 und 1937 aufgenommen, durchs Programm führt Peter Michael.
Siegfried Kracauer (1889 – 1966) gilt als Begründer der Filmsoziologie. Dabei sah er sich selbst nicht als Film-Mann, „sondern eher als Kulturanthropologen oder als Soziologen, und als einen Poet dazu (…). Was den Film betrifft, so war es mir immer nur ein Hobby, ein Mittel, um gewisse soziologische und philosophische Aussagen zu machen.“ Dennoch ist sein Werk noch heute zentral für die Filmwissenschaft. Im zweiten Teil unserer Reihe beschäftigen wir uns mit seinem 1960 veröffentlichtem Buch „Die Theorie des Films“.
In diesem Opus Magnum vertritt Kracauer die These, dass es sich beim Film um eine Erweiterung der Fotografie handelt. Zentrales Bindeglied beider Medien sei dabei ihre Nähe zur Realität. Daher müsse ein „gelungener“ Film auch eher realistisch als formalistisch sein. Doch wie läßt sich darauf aufbauend die äußere Wirklichkeit erretten? Und was hat das alles mit der 2012 erschienen Dokumentation „The Act of Killing“ von Joshua Oppenheimer zu tun?
Ein kleiner Ausschnitt aus der Jazzentwicklung (Folge 3/ 9)
Wenn heute von Jazz die Rede ist, gelten vielen Fans nur die neuesten Spielarten, die völlig frei improvisiert, ja dekonstruiert daherkommen, ohne festen Rhythmus, gar ohne jedes erkennbare Gefüge. Damit kann ein breites Publikum freilich nur wenig anfangen. Ansonsten kommt oft der „Dixieland“ aufs Podium. Er verkörpert eine Musikform, welche die meisten Hörer heute für das Urbild des Jazz halten, die aber den ursprünglichen Jazz oft nur in seiner leicht bis stark verzerrten Wahrnehmung aus den 50er Jahren darstellt.
Dabei hat sich der Jazz von seiner Urform aus New Orleans hin zum Freejazz über Jahrzehnte entwickelt - und war über lange Zeit die weltweit vorherrschende, stilprägende Populärmusik.
Einen wesentlichen Umbruch stellt die Stilwende vom alten Jazz zum Swing dar, die Anfang bis Mitte der 30er Jahre stattfand. Heute gelangt der Swing, abgesehn von wenigen rühmlichen Ausnahmen (hier fällt uns in Deutschland auf den ersten Blick eigentlich nur die Andrej-Hermlin-Band ein), fast nur noch in seiner in den 50er Jahren gleichsam endgültig zur Fratze, ja zur Totenmaske erstarrten Form der Las-Vegas-Show-Musik in die Öffentlichkeit. Von Dingen wie dem sog. „Elektro-Swing“, der mit unterlegten Maschinenrhythmen dem Geiste des Swing völlig zuwiderläuft, brauchen wir an dieser Stelle erst gar nicht anzufangen.
Die Jazzpuristen haben mit dem Swing immer etwas gefremdelt.
War der ursprüngliche Jazz eine Angelegenheit von Kleingruppen gewesen, meist fünf oder sieben Mann stark, die um das Führungsinstrument herumimprovisierten, frei und in der Regel ohne Notierung (head arrangement - viele der „Urjazzer“ konnten keine Noten lesen), änderte sich das recht bald. Die Gruppen wurden größer, wuchsen heran zur Bigband, um Tanzsäle besser zu „füllen“ und neue Klangfarben in das Spiel der Kapellen zu bringen. Doch Größe gebietet Ordnung. Also wurden die Stücke notiert und arrangiert, und das forderte von den Musikern Noten- und Partiturkenntnisse. Der freien Improvisation waren nun relativ enge Grenzen gesetzt.
Jetzt aber konnte man Stimmen mehrfach besetzen, um das Volumen zu erhöhen, konnte Instrumentensätze bilden, die auch in der Lage waren, kompliziertere, mehrstimmige Arrangements zu spielen. Daneben stellte man weiterhin Musiker durch Soli prominent heraus, was schon im Chicago-Stil zu einer gegenüber dem New-Orleans-Stil erheblich gelösteren Spielweise geführt und die alte Kollektivimprovisation verdrängt hatte. Doch hatten sich diese „Eskapaden“ stets der Größe der Klangkörper unterzuordnen. Daraus resultiert der im Hinblick auf den erheblich „eckigeren“ alten Jazz immer wieder vorgebrachte Vorwurf der „Stromlinienform“ des Swing. Doch Rundfunkhörer, Plattenkäufer, Kinogänger und nicht zuletzt die Tänzer waren begeistert! Nie wieder fielen neueste musikalische Entwicklung und höchstes Publikumsinteresse in derartiger Breite zusammen wie in der Swingära - mit ein Grund für die unter Jazzfans bis heute geteilte Meinung zum Swing.
Er war ohne Frage ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung des Jazz - und der Populärmusik des 20. Jahrhunderts überhaupt. Daher versuchen wir den Übergang von der alten Jazz- und Hot-Dance-Musik zum Swing in einer neunteiligen Reihe mit Musikbeispielen nachzuzeichnen.
In der dritten Folge behandeln wir den Zeitraum von Ende 1933 bis Mitte 1935.
Durch die Sendung begleitet Sie Peter Michael.
Wir sind gescheitert! Seit einem halben Jahr hat die Redaktion der Sendung „Zwischenzeit“ vorgehabt, neue Folgen zu produzieren. Doch jeder Plan landete im imaginären Mülleimer. Was liegt also näher, als sich in der ersten Sendung seit einer Ewigkeit sich mit dem Scheitern selbst zu beschäftigen? Schließlich gehört das Scheitern zum Leben dazu. Doch was ist Scheitern überhaupt? Wie geht man am besten damit um? Und ist Scheitern vielleicht doch gut für die Entwicklung?
Viele Fragen und noch mehr Antworten, die es also zu besprechen gibt. Zu Gast ist der Autor und Filmemacher Thomas von Steinaecker. Er hat nicht nur das Scheitern vieler seiner Projekte erlebt, sondern er hat auch das Buch „Ende offen. Das Buch der gescheiterten Kunstwerke“ geschrieben. Hier legt er eine Kulturgeschichte von gescheiterten Projekten aus Kunst, Musik, Literatur und Architektur vor. Und die Gründe für das Scheitern sind so unterschiedlich wie die Projekte: Mal stand der Größenwahn des Künstlers im Weg, dann fehlte plötzlich das Geld, nicht selten kam ein früher Tod dazwischen. Thomas von Steinaecker erzählt in seinem Buch die außergewöhnlichsten Geschichten hinter dem Scheitern und zeigt, wie einflußreich Ideen sein können, die nur in unserer Phantasie existieren. Und da das Scheitern ein weites Feld ist und innerhalb der üblichen 60 Minuten „Zwischenzeit“ nicht hinreichend bearbeitet werden kann, haben wir kurzfristig den zweistündigen „Themenwechsel“-Sendeplatz requiriert. Die Versuche der „Themenwechsel“-Redaktion, uns daran zu hindern, sind gescheitert.
Während der Weltwirtschaftskrise kaufte die neugeründete ARC (sowohl American Record Company als auch American Record[ing] Corproation werden als Langform genannt) eine größere Anzahl kleiner Plattenfirmen auf, die durch die wirtschaftliche Talfahrt ins Trudeln geraten waren.
Firmennamen und Etikettgraphiken wurden großteils weitergeführt. Die Aufnahmen stammten jedoch aus wenigen Studios und von wenigen Kapellen, wurden allerdings unter diversen Pseudonymen vertrieben, um so den trotz der Krise noch verbliebenen Plattenkäufern ein breites Repertoire unterschiedlichster Hersteller und Künstler vorzugaukeln.
Die Platten wurden zum Discountpreis angeboten - drei Stück für einen Dollar, wohingegen die etablierte Konkurrenz 75 Cent für eine Platte verlangte. Für die krisengeschüttelten USA ein Angebot, das viele Musikhungrige dankbar annahmen. Billiger waren nur die aus beschichteter Pappe hergestellten „Hit-of-the-week“-Platten, die es für anfangs 15, später 20 Cent am Zeitungskiosk zu kaufen gab.
Daß dies jedoch nicht automatisch zu Platten minderer Qualität führte, zeigen wir in der aktuellen Ausgabe.
Die erste gute Hälfte der Sendung widmen wir dem Orchester von Joe Haymes, das wir vor einiger Zeit schon in zwei eigenen Folgen vorstellten.
Hier zeigt sich schon die eben angesprochene Qualität, denn das Orchester beschäftigte auch Musiker der ersten Garnitur, so z.B. Pee Wee Erwin an der Trompete, Mike Doty an Klarinette und Altsax sowie Toots Mondello am weiteren Altsax, später auch der nachmals sehr berühmte Bud Freeman an Klarinette und Tenorsax, um nur einige zu nennen - die Besetzung änderte sich im Laufe der Zeit leicht.
Die Platten illustrieren auch den Übergang vom Jazz der Depressionszeit zum Swing. Die ersten Aufnahmen sind noch der Vorswingzeit zuzurechnen, während sich spätestens ab 1935 die neue musikalische Strömung auch bei Joe Haymes bemerkbar macht.
1937 zog sich Joe Haymes aus dem Plattengeschäft zurück und arbeitete für den Rundfunk.
Weiter in der Sendung und noch einmal zurück in die Vorswingzeit geht es mit Gene Kardos, der auch schon in einer eigenen Sendung im Tanzparkett zu Gast war. Er nahm unter seinem Klarnamen für das damalige ARC-Etikett Vocalion auf, die Platten wurden aber, entsprechend der Geschäftspolitik des Hauses, unter diversen Pseudonymen auf den verschiedenen ARC-Labels verkauft. Auf einer zweiten Platte von 1936 swingt Kardos natürlich auch, wie es sich zu jener Zeit gehört.
Wir beschließen die Sendung mit zwei Titeln von Frances Langford, die 1934 von den auf dem Etikett ungenannten Dorsey-Brothers begleitet wurde - wie so manch andere gute Kleinkünstlerin jener Zeit.
Durchs Programm führt Peter Michael.
Heute müssen wir leider wieder zwei alte Helden würdigen, die uns kürzlich verlassen haben: Gary Brooker, Sänger und Songschreiber von Procol Harum, starb am 19. Februar mit 76 Jahren. Zwei Musikergenerationen später ist Mark Lanegan anzusiedeln, der ehemalige Sänger der Screaming Trees, der am 22. Februar mit 57 das Zeitliche segnete.
Gary Brooker hat sich als Komponist und Sänger des Klassikers „A Whiter Shade Of Pale“ mit seiner Band Procol Harum für alle Ewigkeit in die Musikgeschichte eingebrannt. Die durch ein Bach-Motiv geprägte Nummer von 1967 gehört zu den meistverkauften Platten aller Zeiten – der Song gilt als Startsignal für die Klassik-Rock-Bewegung und beeinflußte maßgeblich die Entwicklung hin zum Progressive Rock der 70er Jahre. Gary Brookers sakral-majestätische Stimme eignete sich bestens für die Interpretation der orgellastigen Komposition, die auch durch ihren kryptischen Text für Aufsehen sorgte. Der Millionenerfolg hatte aber auch seine Schattenseiten: Fortan wurden Procol Harum fast ausschließlich auf diesen einen Song reduziert, obwohl die Band – unter Gary Brookers Führung – noch etliche weitere grandiose Songs und Alben produzierte. Wir wollen die Karriere der Band im Gedenken an Gary Brooker nachzeichnen.
Aus einer anderen musikalischen Ecke kommt Mark Lanegan, der als Sänger der Screaming Trees in den späten 80er und frühen 90er Jahren Teil der Grunge-Bewegung war. Auch wenn die Screaming Trees nie die kommerziellen Höhen ihrer Kollegen Nirvana, Soundgarden oder Pearl Jam erreichten, gehört die Band inzwischen dennoch zu den Klassikern dieser musikalischen und kulturellen Bewegung, die damals viele Jugendliche weltweit begeisterte. Nach dem Ende der Screaming Trees startete Mark Lanegan eine fruchtbare Solo-Karriere, die eine Reihe von Alben an der Grenze zwischen Blues, Folk und Rock hervorbrachte. Kürzlich legte Mark Lanegan seine Autobiographie vor, in der er auch schonungslos über seine diversen Drogen-Abstürze berichtet. Die hat er überlebt – die Spätfolgen seiner Covid-Erkrankung hingegen nicht.
Höhepunkt politischer Grotesken war immer schon der Politische Aschermittwoch, den die Parteien in der Provinz vor ihrer bierseligen Gefolgschaft inszenieren.
Der Politische Aschermittwoch Berlin hält traditionell dagegen. Er ist die alljährliche geballte Ladung Satire gegen die feinverstaubte Vernebelung aus der Regierungsmetropole. Während sich die Parteivertreter ins Hinterland verziehen, füllt der Politische Aschermittwoch Berlin das Vakuum in der Hauptstadt. Seit Jahren mit auserlesenen Wortkünstlern, die sich extra zu diesem Anlaß zusammentun. Stets hochkarätig besetzt, waren bisher u. a. Dieter Hildebrandt, Hagen Rether, Simone Solga, Rainald Grebe, Marc-Uwe Kling, Alfons, Volker Pispers, Max Uthoff, Urban Priol in den letzten Jahren beim Politischen Aschermittwoch in Berlin dabei. Der Politische Aschermittwoch Berlin begeistert dabei nicht nur in jedem Jahr weit über tausend Zuschauer live, sondern wird von mehreren Radiostationen in Deutschland übertragen und erreicht mittlerweile auch über das Netz immer mehr Fans.
In diesem Jahr fand der Politische Aschermittwoch Berlin im wunderbaren Friedrichstadtpalast Westens statt. Dabei waren diesmal u.a. Lisa Fitz, Matthias Deutschmann und Thilo Seibel. Als Gastgeber und Moderator führte wie immer Arnulf Rating durch den Abend, der wenige Tage nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs stattfand. Und die Frage, ob Kabarett in Kriegszeiten überhaupt möglich ist, wird mit einem klaren JA beantwortet.
Das britische Netlabel Toucan Music mixt zum Ende eines jeden Jahres ein DJ-Set als musikalische Best-Of von 2005 bis zum aktuellen Jahr. Dazu heißt es auf der Webseite des Labels:
"The mix takes you on a journey from the retro house grooves of Beat Doctor and through funky vibes with Phish Funk, and gradually increasing the tempo with the progressive house of Aerologic and Marc Burt to the uplifting trance of JMD."
Ein kleiner Ausschnitt der Jazzentwicklung (Folge 2/ 9)
Wenn heute von Jazz die Rede ist, gelten vielen Fans nur die neuesten Spielarten, die völlig frei improvisiert, ja dekonstruiert daherkommen, ohne festen Rhythmus, gar ohne jedes erkennbare Gefüge. Damit kann ein breites Publikum freilich nur wenig anfangen. Ansonsten kommt oft der „Dixieland“ aufs Podium. Er verkörpert eine Musikform, welche die meisten Hörer heute für das Urbild des Jazz halten, die aber den ursprünglichen Jazz oft nur in seiner leicht bis stark verzerrten Wahrnehmung aus den 50er Jahren darstellt.
Dabei hat sich der Jazz von seiner Urform aus New Orleans hin zum Freejazz über Jahrzehnte entwickelt - und war über lange Zeit die weltweit vorherrschende, stilprägende Populärmusik.
Einen wesentlichen Umbruch stellt die Stilwende vom alten Jazz zum Swing dar, die Anfang bis Mitte der 30er Jahre stattfand. Heute gelangt der Swing, abgesehn von wenigen rühmlichen Ausnahmen (hier fällt uns in Deutschland auf den ersten Blick eigentlich nur die Andrej-Hermlin-Band ein), fast nur noch in seiner in den 50er Jahren gleichsam endgültig zur Fratze, ja zur Totenmaske erstarrten Form der Las-Vegas-Show-Musik in die Öffentlichkeit. Von Dingen wie dem sog. „Elektro-Swing“, der mit unterlegten Maschinenrhythmen dem Geiste des Swing völlig zuwiderläuft, brauchen wir an dieser Stelle erst gar nicht anzufangen.
Die Jazzpuristen haben mit dem Swing immer etwas gefremdelt.
War der ursprüngliche Jazz eine Angelegenheit von Kleingruppen gewesen, meist fünf oder sieben Mann stark, die um das Führungsinstrument herumimprovisierten, frei und in der Regel ohne Notierung (head arrangement) - viele der „Urjazzer“ konnten keine Noten lesen -, änderte sich das recht bald. Die Gruppen wurden größer, wuchsen heran zur Bigband, um Tanzsäle besser zu „füllen“ und neue Klangfarben in das Spiel der Kapellen zu bringen. Doch Größe gebietet Ordnung. Also wurden die Stücke notiert und arrangiert, und das forderte von den Musikern Noten- und Partiturkenntnisse. Der freien Improvisation waren nun relativ enge Grenzen gesetzt.
Jetzt aber konnte man Stimmen mehrfach besetzen, um das Volumen zu erhöhen, konnte Instrumentensätze bilden, die auch in der Lage waren, kompliziertere, mehrstimmige Arrangements zu spielen. Daneben stellte man weiterhin Musiker durch Soli prominent heraus, was schon im Chicago-Stil zu einer gegenüber dem New-Orleans-Stil erheblich gelösteren Spielweise geführt und die alte Kollektivimprovisation verdrängt hatte. Doch hatten sich diese „Eskapaden“ stets der Größe der Klangkörper unterzuordnen. Daraus resultiert der im Hinblick auf den erheblich „eckigeren“ alten Jazz immer wieder vorgebrachte Vorwurf der „Stromlinienform“ des Swing. Doch Rundfunkhörer, Plattenkäufer, Kinogänger und nicht zuletzt die Tänzer waren begeistert! Nie wieder fielen neueste musikalische Entwicklung und höchstes Publikumsinteresse in derartiger Breite zusammen wie in der Swingära - mit ein Grund für die unter Jazzfans bis heute geteilte Meinung zum Swing.
Er war ohne Frage ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung des Jazz - und der Populärmusik des 20. Jahrhunderts überhaupt. Daher versuchen wir den Übergang von der alten Jazz- und Hot-Dance-Musik zum Swing in einer neunteiligen Reihe mit Musikbeispielen nachzuzeichnen.
In der zweiten Folge behandeln wir das Jahr 1933.
Durch die Sendung begleitet Sie Peter Michael.
Die Sowjetunion der Stalin-Ära ist sicher kein Land, das man als Außenstehender auf den ersten Blick mit dem Jazz in Verbindung bringt. Noch bis nach dem zweiten Weltkrieg gab es keine einzige Fabrik, die Saxophone fertigte. Altbestände und Schwarzimporte mußten herhalten - schon letzteres war nicht ganz ungefährlich. Einflußreiche Persönlichkeiten wie der Nationaldichter Maxim Gorki verdammten den Jazz als unsowjetisch, als für den neuen Menschentyp des klassenbewußten Sowjetarbeiters unpassende „Musik für die Dicken“, die „ein kupfernes Schwein grunzt“, wie es in einer beißenden Polemik gegen den Jazz aus den 20er Jahren hieß. Von den Launen des Diktators Stalin ganz zu schweigen ... Der duldete mal den Jazz mehr oder minder, ließ mal sämtliche Zügel fallen (zumal in der Zeit des Kriegsbündnisses mit den USA) und förderte ihn gar, um ihn dann in echt sowjetbürokratischer Wetterwendischkeit wieder samt den ausführenden Künstlern als Auswuchs kapitalistisch-imperialistischer Gesinnung zu brandmarken und die spärlich vorhandenen Notenblätter zu Fahrscheinen in den Gulag umzuwidmen. Solche Achterbahnfahrten waren keine sonderlich guten Voraussetzungen für Jazzer - es brauchte einigen Mut, wollte man sich dieser Musikrichtung widmen. Und doch: Es hat in Stalins Sowjetunion Jazz und jazzbeeinflußte Tanzmusik gegeben - auch auf Schallplatte. So wurden zeitweise auch Umschnitte ausländischer, zumal englischer, aber auch deutscher Tanzplatten gepreßt und in den Handel gebracht (in dieser Sendung nicht enthalten), die den sowjetischen Künstlern als Vorbilder für ihr eigenes Schaffen dienen konnten. Auch westliche, „moderne“ Notenblätter und Arrangements wurden von einer eigens geschaffenen Kommission ins Land geholt. Schließlich brachte, wie schon angeführt, der offiziell geförderte Kontakt zum Bündnispartner USA im Kriege neue Impulse. Eine Auswahl sowjetischer Aufnahmen des ungefähren Zeitraums von 1934 bis 1948 (genaue Angaben zu den Aufnahmedaten sind leider nicht immer möglich) hören Sie in dieser Sendung. Diese Platten belegen, daß es in Moskau oder Leningrad weder an Begeisterung noch an Talent für die neue amerikanische Musik fehlte. Viel gibt es wohl auf diesem Gebiete noch zu erkunden und zu entdecken ...
Durchs Programm führt Peter Michael.
Wir bringen:
Alexander-Warlamow-Jazzband
Dixie Lee <6243-1>
Na Karnawale (She's A Latin From Manhattan) <6424-4> SSSR G-0431/ 0432 Leningrad, 21.01.38
Alexander Tsfasman und sein Orchester
Neudatschnoje swidanja (Unglückliches Rendezvous)<5924-2> USSR G-0137 Moskau, 11.10.37
Wesolji wjätscher (Fröhlicher Abend) <13863> USSR G-410 vermutl. Moskau, ca. 1944
Alexander-Warlamow-Jazzband
Sweet Sue <6408-2> Taschkentskiji Sawod G-0430 Leningrad, 21.01.38
Viktor Knuschewitzki und sein Orchester
Ukrotitel smeji (The Snake Charmer) (Powell) <8913-2> USSR G-2362 Daten?
Alexander Tsfasman und sein Orchester
Bistriji tanetz (Schneller Tanz) (auch veröffentlicht als Swuki dschasa [Jazzklänge]) <6376-4> Rischskiji Sawod G-0386 Moskau, 08.01.38
Orch. Adi Rosner, Gesangstrio
1001 takt w ritme (1001 Takt im Rhythmus) (Rosner - Markewitsch) <13142-6> USSR G-1446 Moskau, 1945/ 46
Orch. Jakow Borissowitsch Skomorowski
Moja krasawitza (Bei mir bist du schön) (Secunda) <10115-3> USSR G-87
Blues (Ferkelmann) <10112-6> USSR G-88 Moskau, 31.01.40
Alexander Tsfasman und sein Orchester, Gesang Iwan Schmelew
Ti moja (Little Girl) (Henry) <13564-3> USSR G-190
Gesang Rushena Sikora
Swjesdniji swjät (Sternenwelt) (Slanow - Sharow) <13563-3> SSSR G-190 Daten?
Leonid Utjessow, Gesang Edith Utjessowa
Posmotri, posmotri! (Schau, schau!) (Sharkowski - Winnikow, Arr. G. Using) <9150-4> SSSR G-2636 Moskau, 05.6.39
Alexander Tsfasman und sein Orchester
Kaskad /Waterfall (Wasserfall) (Tsfasman) <14215-3> USSR G-684
Intermezzo (Tsfasman) <14214-6> USSR G-683 Daten?
Orch. Jakow Borissowitsch Skomorowski
I Saw Stars (Ja widjel swiesdi) <5761-1>
Shadows In The Moonlight (Lunnije teni) <5762-1> USSR LG-1476 27.6.37, Ort? evtl. Leningrad
Estradenorchester Ferdinand Krisch
Bimbambulla (May) <G309-1> USSR G-0325 Moskau? 1937/38
Corny Ostermann und sein Orchester
Es gibt Orchester aus der Schellackära, die heute noch fast jeder Laie auf diesem Gebiet kennt (oder deren Namen er zumindest schon einmal gehört hat). Das sind heute oft nur noch die Großen ihrer Zunft aus Amerika - um nur ein paar zu nennen, Louis Armstrong, Glenn Miller und Benny Goodman - allenfalls noch Duke Ellington und Count Basie. Dann aber hört’s meist auf.
Deutsche Orchester müssen ohnedies hintanstehen, und ein Orchester wie das, um das es im „Tanzparkett extra“ am Sonntag geht, erst recht. Schon damals wurde das Orchester von den Swingfans, die einheimische Kapellen sowieso nicht immer fair beurteilten (der Prophet gilt ja bekanntlich in seiner Vaterstadt nichts ...), belächelt - wegen des Namens des Kapellmeisters: „Corny“ heißt auf englisch (und also auch bei deutschen Swingheinis) „zickig“, und beim Nachnamen Ostermann dachte man damals in erster Linie an rheinischen Frohsinn in Gestalt eines gleichnamigen Kölner Karnevalssängers. Hinzu kommt ein nicht gleichbleibend hohes Niveau der Formation. Sie konnte sehr wohl swingen, tat dies aber auf den ausgesprochenen Schlagern ihrer Zeit leider nicht immer. Der deutsche Jazzkritiker Horst H. Lange, der sich große Verdienste um die Wahrnehmung des Jazz in Deutschland vor 1945 erworben hat, schlägt als Altfan in einem seiner recht viel gelesenen Standardwerke ebenfalls in die Kerbe des vorhandenen Vorwurfs, das Orchester sei musikalisch und daher auch sammlerisch uninteressant. Seine spätere Relativierung dieser Aussage in einer Fachzeitschrift fand deutlich weniger Beachtung unter den Plattensammlern der Republik.
Cornelis Andreas Oostermann, so sein bürgerlicher Name, wurde am 18.9.1911 in Linden bei Hannover geboren und wuchs in Berlin auf, dem damaligen Mekka der deutschen Tanzmusik. So hörte der junge Corny die großen Kapellen jener Jahre live - was ihn anregte, es ebenfalls mit der Tanzmusik zu versuchen. Anfang der 30er Jahre gründete der Schlagzeuger ein erstes Quartett mit später so bekannten Mitgliedern wie Bela Vollgraf oder Werner Neumann. Schon 1932/33 sammelte er bei der unabhängigen, damals allerdings gerade in die Pleite rutschenden Artiphon erste Schallplattenerfahrungen. Nach Kurt Widmanns Vorbild vergrößerte er das Quartett in den 30er Jahren zur Bigband. Ende der 30er trat seine Truppe in den besseren Berliner Lokalen auf, so z.B. im Café Berolina am Alex, im Atlantis-Ballhaus in der Behrensstraße und nicht zuletzt in der Femina in der Nürnberger Straße. Für die Qualität der Band spricht auch die Tatsache, daß sie von der Kristall-Schallplatte als Ersatz für das zur Carl-Lindström-AG gewechselte Orchester des Briten Billy Bartholomew engagiert wurde. Die Lindström spielte für Ostermann auch durch die wenig später erfolgte Übernahme der Kristall eine wichtige Rolle. Aus den Reihen der hervorragenden Lindström-Studiomusiker stießen etliche zu seiner Kapelle, so z.B. Willy Berking oder Benny de Weille. 172 Plattenseiten spielte Ostermann dank einer vertraglichen Verpflichtung auf vier Seiten pro Monat von Januar '38 bis zum Ende seiner Aufnahmetätigkeit für die Kristall ein. Davon waren nur vier angelsächsischen Ursprungs - sicher ein Grund für die Nichtwahrnehmung der Kapelle durch die meisten Swingfans. Trotz der Erfolge des Orchesters wurde Ostermann 1940 zum Polizeidienst nach Königsberg einberufen. Einige Aufnahmesitzungen in Berlin konnte er noch leiten, solange die Transportmöglichkeiten nicht zu sehr eingeschränkt waren. Bis 1943 nahm die Band unter seinem Namen Platten auf, die Leitung hatte aber oft Helmut Gardens, der seinen großen Hit „Mondnacht auf Cuba“ mit der Formation einspielte. Ab 1942 war Gardens ständiger Leiter der nunmehr nur noch als Studioorchester arbeitenden Gruppe.
Am 9. Mai 1945 hielt sich Corny Ostermann verwundet in Prag auf. Ab diesem Datum fehlt jede Spur von ihm. Im Januar 1949 wurde er für tot erklärt.
Durchs Programm führt Peter Michael.
Ein kleiner Ausschnitt der Jazzentwicklung (Folge 1/ 9)
Leider wurde am 23. Februar statt der angekündigten ersten Ausgabe unserer Sendefolge versehentlich eine Wiederholung der vorigen Sendung ausgestrahlt. Dies bitten wir zu entschuldigen und hoffen, daß Sie nunmehr unsere kleine Sendereihe trotz Verzögerung mit Interesse verfolgen.
Wenn heute von Jazz die Rede ist, gelten vielen Fans nur die neuesten Spielarten, die völlig frei improvisiert, ja dekonstruiert daherkommen, ohne festen Rhythmus, gar ohne jedes erkennbare Gefüge - oder es kommt der „Dixieland“ aufs Podium. Er verkörpert eine Musikform, welche die meisten Hörer heute für das Urbild des Jazz halten, die aber den ursprünglichen Jazz oft nur in seiner leicht bis stark verzerrten Wahrnehmung aus den 50er Jahren darstellt.
Dabei hat sich der Jazz von seiner Urform aus New Orleans hin zum Freejazz über Jahrzehnte entwickelt.
Ein wesentlicher Umbruch war dabei die Stilwende vom alten Jazz zum Swing, die Anfang bis Mitte der 30er Jahre stattfand. Heute gelangt der Swing, abgesehn von wenigen rühmlichen Ausnahmen (hier fällt uns in Deutschland auf den ersten Blick eigentlich nur die Andrej-Hermlin-Band ein), fast nur noch in seiner in den 50er Jahren gleichsam endgültig zur Fratze, zur Totenmaske erstarrten Form der Las-Vegas-Show-Musik in die Öffentlichkeit. Von Dingen wie dem sog. „Elektro-Swing“, der mit unterlegten Maschinenrhythmen dem Geiste des Swing völlig zuwiderläuft, brauchen wir an dieser Stelle gar nicht erst anzufangen.
Die Jazzpuristen haben mit dem Swing immer etwas gefremdelt.
War der ursprüngliche Jazz eine Angelegenheit von Kleingruppen (meist fünf oder sieben Mann stark) gewesen, die um das Führungsinstrument herumimprovisierten, frei und meist ohne Notierung („head arrangement“ - viele der „Urjazzer“ konnten keine Noten lesen), änderte sich das recht bald. Die Gruppen wurden größer, mutierten zur Bigband, um Tanzsäle besser zu „füllen“ und neue Klangfarben in das Spiel der Kapellen zu bringen. Doch Größe gebietet Ordnung, also wurden die Stücke notiert und arrangiert, und das forderte von den Musikern Noten- und Partiturkenntnisse. Der freien Improvisation waren nun relativ enge Grenzen gesetzt. Jetzt aber konnte man Stimmen mehrfach besetzen, um das Volumen zu erhöhen, konnte Instrumentensätze bilden, die auch in der Lage waren, kompliziertere, mehrstimmige Arrangements zu spielen. Daneben stellte man weiterhin Musiker durch Soli prominent heraus, was schon im Chicago-Stil zu einer gegenüber dem New-Orleans-Stil erheblich gelösteren Spielweise geführt und die alte Kollektivimprovisation verdrängt hatte. Doch hatten sich auch diese „Eskapaden“ der Größe der Klangkörper unterzuordnen. Daraus resultiert der im Hinblick auf den erheblich „eckigeren“ alten Jazz immer wieder vorgebrachte Vorwurf der „Stromlinienform“ des Swing. Doch Rundfunkhörer, Plattenkäufer, Kinogänger und Tänzer waren begeistert! Nie wieder fielen neueste musikalische Entwicklung und höchstes Publikumsinteresse in derartiger Breite zusammen wie in der Swingära - mit ein Grund für das unter Jazzfans bis heute geteilte Meinungsbild zum Swing. Er war ohne Frage ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung des Jazz und der Populärmusik des 20. Jahrhunderts überhaupt. Daher versuchen wir den Übergang von der alten Jazz- und Hot-Dance-Musik zum Swing in einer neunteiligen Reihe mit Musikbeispielen nachzuzeichnen.
In der ersten Folge behandeln wir die Jahre 1931 und 1932.
Durch die Sendung begleitet Sie Peter Michael.
Auch viele Jahre nach seinem Ableben ist Johnny Cash immer noch der prominenteste Vertreter der Country Music weltweit – sein Name steht als Synonym für Country, auch wenn sein Wirken inzwischen mehrere Künstlergenerationen zurückliegt. Während aber all die Country-Megastars der vergangenen Jahrzehnte nie über eine auf die USA beschränkte Prominenz hinauskamen, ist Johnny Cash auch außerhalb der Grenzen seines Heimatlands bekannt und wird fast kultisch verehrt.
An diesem Samstag, am 26. Februar, wäre Johnny Cash 90 Jahre alt geworden. Wir nehmen das zum Anlaß, ein historisches Dokument vorzustellen, das seit letztem Jahr offiziell als CD vorliegt. Im April 1968 trat Johnny Cash mit seiner Band (einschließlich seiner späteren Frau June Carter) im Carousel Ballroom in San Francisco auf – eigentlich ein Rock-Tempel, in dem vorwiegend die damals aktuellen Psychedelic-Bands wie Jefferson Airplane, Big Brother And The Holding Company oder Moby Grape gastierten. Das Publikum bestand aus jungen Leuten – Studenten, Hippies, Freaks, Aussteiger, also nicht unbedingt das typische Country-Publikum. Trotzdem gelang es Johnny Cash, die Zuhörer zu überzeugen – sie erkannten in ihm damals schon einen Geistesverwandten, einen unangepaßten Individualisten, der sich nicht vom Mainstream vereinnahmen ließ. Damit legte Cash den Grundstein für seine spätere Popularität unter mehreren Generationen von Musikfans aus allen Bereichen, bis hin zu Metal-Anhängern und Punks. Seine Spätphase mit den legendären „American Recordings“ machte ihn ja dann zum generationsübergreifenden, zeitlosen Mythos.
Daß wir die Aufnahme aus dem Carousel Ballroom heute hören können, verdanken wir Owsley Stanley, dem damaligen Tontechniker der Grateful Dead, der bei vielen Konzerten auch anderer Künstler in San Francisco am Mischpult stand und in der Regel auch die Bänder mitlaufen ließ – oft ohne Wissen der Musiker. Die historischen Aufnahmen wurden nach Stanleys Tod wiederentdeckt und werden nun zumindest teilweise auf CD veröffentlicht – so auch der Auftritt von Johnny Cash.
Aufnahmen der 20er für Columbia und Unteretiketten
In der heutigen Folge stellen wir ein Orchester vor, das in Plattensammlerkreisen immer noch geschätzt wird, aber beim breiten Publikum inzwischen vergessen ist. Dabei hat Ben Selvin etwa 20.000 Titel eingespielt, schon 1927 waren es etwa 3.000. Damit gehört er zu den produktivsten Schallplattenkünstlern überhaupt. Trotzdem ist sein Ruhm verblaßt. Dabei stellte er schon mit einer seiner frühen Einspielungen einen Rekord auf, der erst 1955 durch Bill Haley mit seinem „Rock Around The Clock“ gebrochen werden sollte: Ben Selvins am 20.11.1919 eingespielte Aufnahme des Schlagers „Dardanella“ verkaufte sich in über sechseinhalb Millionen Exemplaren.
Geboren wurde Ben Selvin am 5.3.1898 als Benjamin B. Selvin, Sohn russisch-jüdischer Einwanderer, verstorben ist er am 15.7.1980 in Manhasset, N.Y.
Mit sieben Jahren begann er mit dem Geigenspiel und trat schon ab 1913 am Broadway auf. Ab 1917 hatte er ein eigenes Orchester. Im Juli 1919 erster Plattenvertrag mit Victor Records, am 31. Juli erste Aufnahmen als „Selvin’s Novelty Orchestra“. 1920 endete in USA die Laufzeit der grundlegenden Patente zur Schallplattenaufnhame, und eine Unzahl kleiner und auch größerer Plattenfirmen schoß aus dem Boden. Vor dem Trichter erfahrene Künster waren eine Ware, um die sich die Repertoirechefs rissen - Ben Selvins Glück. Er hatte keinen Exklusivvertrag mit der Victor und konnte so für mehrere Plattenfirmen (z.B. Vocalion, OKeh, Paramount und Brunswick) gleichzeitig arbeiten und eine große Anzahl Platten aufnehmen. Die Mehrzahl bringt gediegene Tanzmusik ohne Hotambitionen, aber Selvins Formationen waren durchaus in der Lage, ihren Einspielungen einen jazzigen Anstrich zu geben. Diesen geben wir in unserer Sendung den Vorzug.
Ab 1927 arbeitete Ben Selvin neben seiner Tätigkeit als Orchesterleiter auch als Repertoirechef bei der Columbia, bis die Firma 1934 wegen der anhaltenden Wirtschaftskrise bankrott ging. Danach leitete er Aufnahmen für die Firma Muzak, die auf 40-cm-Platten Musik zur Hintergrundbeschallung in Kaufhäusern herausbrachte. Bis zum Juni 1945 behielt er diesen Posten, dann wurde er von der neugegründeten Majestic Records wiederum als Repertoireleiter angestellt. Im September desselben Jahres holte ihn die bereits einige Jahre vorher wiedererstandene Columbia auf seinen alten Posten zurück. Er leitete u.a. Aufnahmen mit Frank Sinatra und Doris Day. Beim Musikverlag Southern Music arbeitete er 1951/ 52 als Generaldirektor. Er wechselte dann zur RCA, zunächst auch wieder als Repertoireleiter, ab 1955 als Programmdirektor. 1963 ging er in Pension. Zu diesem Anlaß verlieh man ihm nachträglich eine goldene Schallplatte für seinen ersten Riesenerfolg „Dardanella“. Auch nach seiner Pensionierung war er als Musikberater für die Industrie tätig. Er starb im Alter von 82 Jahren nach einem erfüllten Leben für die Musikbranche an einem Herzinfarkt.
In dieser Sendung geht es um Aufnahmen, die Selvin mit seinen Orchesterbesetzungen unter diversen Pseudonymen für die Columbia-Schallplatte bzw. deren Unteretiketten eingespielt hat. Um eine weniger zahlungskräftige Käuferschicht anzusprechen, führte die Columbia eine Reihe preiswerter Unteretiketten, wie z.B. Harmony und Velvet Tone. Diese Marken dienten auch dazu, den großen finanziellen Verlust auszugleichen, der durch die noch kurz vor Einführung des elektrischen Aufnahmeverfahrens neubeschaffte akustische Aufnahmeapparatur entstanden war - sie war eigentlich von einem Tag auf den anderen wertlos geworden. Auf älteren Abspielgeräten (wie sie der angepeilte Käuferkreis wohl meist besaß) war allerdings der Unterschied weniger deutlich, und wenn wir die Aufnahmen heute spielen, merkt man, wie weit auch das rein akustisch-mechanische Schallaufnahmeverfahren in seiner Endphase bereits durchentwickelt war. So schlecht wie oft ihr Ruf sind viele akustische Platten ohnehin nicht, und die hervorragende Preßqualität der Columbia tut ein Übriges - sie lag in dieser Zeit sehr erheblich über dem US-Durchschnitt. Vielleicht gab es sogar auch Plattenkäufer, denen die elektrischen Aufnahmen zu „spitz“ klangen - so wie man es noch Jahre nach Einführung des UKW-Rundfunks erleben konnte, daß es Hörer gab, die entweder beim Mittelwellenempfang blieben - oder aber bei UKW-Empfang die Klangblende auf „dunkel“ stellten - da sie die Obertöne nicht leiden mochten ... Natürlich entfalten sich die Feinheiten des Orchesterklangs besser auf elektrischen Aufnahmen - und die Columbia muß, obwohl sie das Verfahren sehr früh, bereits Anfang 1925, einführte, vorher sehr eingehend experimentiert haben, denn technisch sind die Aufnahmen von Anfang an hervorragend - ganz im Gegensatz zu anderen Firmen, deren Techniker oft noch jahrelang mit den neuen Apparaturen auf Kriegsfuß standen und damit schlechtere Platten schnitten als vorher in der akustischen Ära ...
Pseudonyme auf den Plattenetiketten/ Record label pseudonyms:
BHSO - Bar Harbor Society Orchestra
MDM - Manhattan Dance Makers
NSO - Newport Society Orchestra
H - The Harmonians (Pseudonym auf Harmony/ pseudonym on Harmony)
DDB - The Denza Dance Band (Sammelpseudonym auf brit. Columbia für alle frühelektr.
Aufnahmen v. USA-Orchestern)/ (collective pseudonym on British Columbia issues of early
US electrical recordings)
Andere Pseudonyme jeweils angegeben/ other Pseudonyms are given in full
Orchesternamen in runden Klammern hinter der ersten Kapellenbezeichnung: Pseudonym auf
dem Etikett der die Aufnahme adoptierenden Fremdfirma/
Band names in brackets after the first orchestra denomination show pseudonyms on the label
of the foreign company adopting the matrix
Studiosänger/ Studio vocalists:
IK - Irving Kaufman
U - unbekannt/ unknown
andere Sänger jeweils angegeben/ other vocalists‘ names are given in full
Matrizennummern in spitzen Klammern <12345>/ Matrix numbers in acute brackets <12345>
Plattenmarken/ Record labels:
Har - Harmony; VT - Velvet Tone; Regal - Regal; Col - Columbia; Clar - Clarion
Aufnahmedaten nach deutschem Schema Tag-Monat-Jahr/
Recording dates according to German scheme Day-Month-Year
Aufnahmeort aller Platten nach unserer Kenntnis New York/ According to our knowledge all
titles were recorded in New York, N.Y.
Wir bringen/ We broadcast:
BHSO (H) - You’ve Got Those “Wanna Go Back Again“ Blues (07.4.26) <141931-3> Har
185-H
BHSO (H), voc IK - I Wonder What’s Become Of Joe (14.4.26) <141965-3> Har 185-H
BHSO, voc IK (?) - Moanin‘ Low (19.8.29) <148812> VT 1977-V
BHSO - I’d Climb The Highest Mountains If I Knew I Find You (13.3.26) <141798-2> VT
1138-V
BHSO, voc Arthur Hall (Corona Dance Orchestra) - Lonesome And Sorry (07.4.26)
<141929> Regal G 8651
MDM, voc IK (Corona Dance Orchestra) - Horses (17.3.26) <141808> Regal G 8651
NSO, voc U - Are You Lonesome To-Night? (07.10.27) <144835> Har 511-H
NSO, voc U - I’m Walking On Air (07.10.27) <144837> Har 511-H
BHSO, voc Bob Sylvester - Thanks For The Buggy Ride (03.02.26) <141599> Har 118-H
BHSO, voc Bob Sylvester - So Does Your Old Mandarin (03.02.26) <141600> Har 118-H
The Knickerbockers (DDB) - Steppin‘ In Society (26.5.25) <140623> Col 3714
Ben Selvin and his Orchestra - Happy Days Are Here Again (1930) <195076> Col 12126-F
Frank Auburn and his Orchestra, voc Dick Robertson (“Robert Wood“) - Hikin‘ Down The
Highway (03.7.31) <W351059-1A3> Clar 5356-C (tp-solo: Bunny Berigan oder/ or Manny
Klein; as-solo: Benny Goodman)
NSO, voc U (IK?) - There’s A Rickety Rackety Shack (18.11.27) <144995> VT 1547-V
BHSO, voc Robert Benjamin - You Should See My Tootsie (27.01.27) <143362-2> Har 374-H
Jan Savitt and his Top Hatters
In Deutschland sind die Top Hatters von Jan Savitt außerhalb von Musiker- und Plattensammlerkreisen heutzutage wohl völlig unbekannt - wie so viele andere US-Kapellen der „II. Garnitur“ auch. Kein Wunder, denn von den vielen Platten des am 04.9.1907 in St. Petersburg (nach anderen Quellen Schumsk, heute Ukraine) als Jakob Sawetnik geborenen Violinisten, Komponisten und Arrangeurs erschien in Deutschland nicht eine einzige. Zwar konnte man sie bis Kriegsausbruch problemlos z.B. über das Schallplatten-Spezialhaus Alberti in Berlin als Importe beziehen. Aber das dürften die wenigsten Swingfans getan haben, denn bestellt wurde ohnehin meist nur das, was man kannte. Schließlich bekam man zwar nicht alle, aber sehr viele Platten der meisten großen US-Stars ohne derlei Verrenkungen auf deutschen Pressungen, und eher wurden wohl die Plattensammlungen mit Importen hier nicht verlegter Scheiben solcher Bands ergänzt. Orchester wie die Top Hatters, für die die Plattenkonzerne auf dem europäischen Markt geringere oder keine Chancen sahen, blieben damals auf der Strecke - und sind heute immer noch zu entdecken. Interessant ist dabei immer der klangliche Vergleich mit den europäischen Swingbands - diese konnten oder wollten sich offenbar nicht immer an der Speerspitze der Musik aus dem Mutterland des Swing orientieren, weil vermutlich weder Personal noch Publikumsinteresse das hergegeben hätten. In der Nachschau fragt man sich heute beim Abhören europäischer, auch deutscher Aufnahmen aus dieser Zeit oder den Jahren unmittelbar danach bisweilen, ob deren Arrangeure nicht vielleicht auch die weniger bekannten US-Orchester wie das von Jan Savitt zum Vorbild gehabt haben könnten. Die Berliner Musiker gingen jedenfalls „bei Alberti“ stets ein und aus ...
Als er im Säuglingsalter war, wanderten Jan Savitts Eltern mit ihm aus Rußland aus, wo sein Vater ein Regimentskapellmeister der zaristischen Armee gewesen war. Die Musikalität schien dem kleinen Jakob bzw. Jan also in die Wiege gelegt, und so studierte er nicht nur am Curtis Institute in Philadelphia, sondern auch in Europa das Geigenspiel. Bereits mit 19 Jahren gehörte er als Violinist zum Philadelphia Orchestra unter Leopold
Stokowski. Nach mehreren Jahren, in denen er auch seine Studien fortgesetzt hatte, wandte er sich jedoch der modernen Unterhaltungsmusik zu und ging zum Radio. Bei KYW, einer dem NBC-Network angeschlossenen Rundfunkstation in Philadelphia, leitete er ein Studioorchester. Nach großen lokalen Erfolgen ging er 1936 mit diesem Klangkörper auf Tournee, um 1937 der Festanstellung am Funk den Rücken zu kehren und es auf eigene Faust als Bandleader zu versuchen - damals in Amerika wohl DER Berufswunsch moderner, ehrgeiziger junger Leute! Die Top Hatters, die Savitt gemäß den auffälligen Kopfbedeckungen der Band, hohen Zylinderhüten, benannt hatte, umfaßten 15 bis 18 Mann und eine Sängerin. In der Flut der Neugründungen der Swing-Ära suchte jeder Bandleader ein besonderes Merkmal für seine Truppe. Bei den Top Hatters war das neben den Hüten oft die Darbietung der Nummern im damals neuartigen Shuffle-Rhythmus, den Savitt selbst mitkreiert hatte. Regelmäßige Tourneen machten die Band bald so bekannt, daß die Plattenindustrie auf sie aufmerksam wurde. Nach einigen Platten bei der kleinen Firma Variety folgten Aufnahmen für Bluebird, das preiswerte Unteretikett des Marktführers Victor, das ein populäres Repertoire für die tanzverrückte Jugend bot, und die wiederum kleinere Marke Decca sowie das NBC-Spezialetikett Thesaurus, das 40-cm-Platten mit als Pausenfüller verwandter Instrumentalmusik an Rundfunksender vertrieb. Nicht nur als Interpret, auch als Komponist populärer Swingnummern trat Jan Savitt nun hervor, so stammt z.B. das während des Krieges auch in Europa bekannte 720 In The Books aus seiner Feder. Erkennungsmelodie der Band war die in unserer Sendung gebrachte Nummer Quaker City Jazz. Eine weitere Besonderheit war die feste Zusammenarbeit einer weißen Band mit einem schwarzen Sänger. In den USA stieß diese Praxis, selbst dort, wo sie nicht gesetzlich verboten
war, damals noch auf breite Ablehnung - und war auf der Bühne selbst in den liberalen Teilen des Landes praktisch nirgends möglich. George „Bon Bon“ Tunnell ist auf vielen der Platten mit Jan Savitts Top Hatters als Refrainsänger zu hören. Die steigende Popularität brachte Engagements beim Film in Hollywood. Savitt agierte auch als Darsteller auf der Leinwand. Nun war es möglich, prominente Solisten zu verpflichten - beispielsweise waren Georgie Auld, Tex Beneke, der erst 2018 verstorbene Urbie Green, Chubby Jackson, Vernon Brown, Nick Fatool und George Siravo zeitweise Bandmitglieder. Als Bandsängerin fungierte u.a. Kitty Kallen.
Zwischen 1938 und 1940 landete Savitt mit seiner Formation insgesamt acht Hits in den Billboard-Charts, beginnend mit dem auf die populäre Radio-Westernserie The Lone Ranger anspielenden Song Ho-Yo Silver. Sein letzter Erfolg war Make Believe Island. Nach Kriegsende waren Bigbands weniger gefragt; Savitt verkleinerte daher das Orchester auf acht Mann. Er zog nach Kalifornien und lebte in Nord-Hollywood. Nachdem er am 02.10.1948 auf der Fahrt zu einem Auftritt im Memorial Auditorium in Sacramento eine Hirnblutung erlitten hatte, starb er am 04.10. in einem dortigen Krankenhaus im Alter von nur 41 Jahren.
Der später als Jazzkritiker bekanntgewordene Barry Ulanov, damals Presseagent der Top Hatters, schrieb im „Metronome“ in seinem Nachruf auf Jan Savitt, daß dieser, obwohl ein großartiger Jazzmusiker, leider nie völlig zu einem wirklich eigenen Profil gefunden hätte.
Durch die Sendung begleitet Sie Peter K. Michael.
In spitzen Klammern Matrizennummer, dahinter Aufnahmedaten und Bestellnummer.
Plattenmarken: BB - Bluebird, De - Decca.
Aufnahmeort sämtlicher Platten ist New York.
Wir bringen:
Moonshine Over Kentucky (Sidney D. Mitchell - Lew Pollack) voc. George „Bon Bon”
Tunnell [i. folg. BB] <021185-1>
Lovelight In The Starlight (Ralph Freed - Frederick Hollander) voc. Carlotta Dale <021188-1> NY, 18.3.38 BB B-7504
‘s Good Enough For Me (Larry Clinton - Julian Kaye) voc. BB <023593-1>
So Lovely (Shannon - Bernier - Emmerich) voc. BB <023595-1> 17.6.38 BB B-7679
Quaker City Jazz (Jan Savitt - Jimmy Schultz) <028143-1>
Sugar Foot Stomp (Joe Oliver - Louis Armstrong) <028140-1> 21.10.38 BB B-10005
And The Angels Sing (Mercer - Elman) voc. BB <65320-B>
Snug As A Bug In A Rug (Loesser - Malneck) voc. BB <65321 A> 01.4.39 De 2390
Make Love With A Guitar (Maria Grever - Raymond Leveen) voc. BB <67105 A>
Imagination (Jimmy van Heusen - Johnny Burke) voc. BB <67106 A> 24.01.40 De 2990
Green Goon Jive (Savitt) <68543-A> 03.01.41 De 3671
You Can’t Brush Me Off (Irving Berlin) (Film: Louisiana Purchase) voc. Alan DeWitt <67602> 18.4.40 De 3178
It’s A Lovely Day Tomorrow (Irving Berlin) (Film: Louisiana Purchase) <67631> 29.4.40 De 3178
My Heart At Thy Sweet Voice (Sieh’, mein Herz erschließet sich) (Saint-Saëns; Samson et Dalila), arr. W. Moore <68544> 03.01.41 De 3640
The Young Prince And The Princess (Rimsky-Korsakow; Scheherazade) <68530> 01.01.41 De 3640
Rose Of The Rio Grande (Warren - Gorman - Leslie) <67150>
Blues In The Groove (Durham) voc. BB <67149> 04.02.40 De 3945
Siegfried Kracauer und seine Studien zur Propaganda
Siegfried Kracauer (1889 – 1966) gilt als Begründer der Filmsoziologie. Dabei sah er sich selbst nicht als Film-Mann, „sondern eher als Kulturanthropologen oder als Soziologen, und als einen Poet dazu (…). Was den Film betrifft, so war es mir immer nur ein Hobby, ein Mittel, um gewisse soziologische und philosophische Aussagen zu machen.“ Dennoch ist sein Werk noch heute zentral für die Filmwissenschaft. In zwei Sendungen beschäftigen wir uns mit seinem theoretischen Werk. Anfangen werden wir mit seinen Filmrezensionen in der „Frankfurter Zeitung“, seiner Exilzeit in Paris und seine ersten Jahre in New York.
Thematisch interessierte er sich dabei besonders für die neue Publikumsschicht im Kino. Mit Aufkommen des Nationalsozialismus wandte er sich auch immer mehr der Untersuchung der Propaganda zu. So schrieb er 1947 das Standardwerk „Von Caligari zu Hitler. Eine psychologische Geschichte des deutschen Films“. In diesem analysiert er den Einfluss von Propaganda auf die Massenunterhaltung und stellt die These auf, dass der Aufstieg der Nazis nur möglich war, da in der damaligen deutschen Bevölkerung demokratische Ideale nur schwer verortet waren. Diese psychologische Geschichte versucht Kracauer nun am Film abzulesen. So wendet er sich in seinen frühen Schriften immer wieder dem Thema der Masse zu – wie die Sendung zeigen wird.
Ein kleiner Ausschnitt der Jazzentwicklung (Folge 1/ 9)
Wenn heute von Jazz die Rede ist, gelten vielen Fans nur die neuesten Spielarten, die völlig frei improvisiert, ja dekonstruiert daherkommen, ohne festen Rhythmus, gar ohne jedes erkennbare Gefüge - oder es kommt der „Dixieland“ aufs Podium. Er verkörpert eine Musikform, welche die meisten Hörer heute für das Urbild des Jazz halten, die aber den ursprünglichen Jazz oft nur in seiner leicht bis stark verzerrten Wahrnehmung aus den 50er Jahren darstellt.
Dabei hat sich der Jazz von seiner Urform aus New Orleans hin zum Freejazz über Jahrzehnte entwickelt.
Ein wesentlicher Umbruch war dabei die Stilwende vom alten Jazz zum Swing, die Anfang bis Mitte der 30er Jahre stattfand. Heute gelangt der Swing, abgesehn von wenigen rühmlichen Ausnahmen (hier fällt uns in Deutschland auf den ersten Blick eigentlich nur die Andrej-Hermlin-Band ein), fast nur noch in seiner in den 50er Jahren gleichsam endgültig zur Fratze, ja zur Totenmaske erstarrten Form der Las-Vegas-Show-Musik in die Öffentlichkeit. Von Dingen wie dem sog. „Elektro-Swing“, der mit unterlegten Maschinenrhythmen dem Geiste des Swing völlig zuwiderläuft, brauchen wir an dieser Stelle gar nicht erst anzufangen.
Die Jazzpuristen haben mit dem Swing immer etwas gefremdelt.
War der ursprüngliche Jazz eine Angelegenheit von Kleingruppen (meist fünf oder sieben Mann stark) gewesen, die um das Führungsinstrument herumimprovisierten, frei und meist ohne Notierung („head arrangement“ - viele der „Urjazzer“ konnten keine Noten lesen), änderte sich das recht bald. Die Gruppen wurden größer, wuchsen heran zur Bigband, um Tanzsäle besser zu „füllen“ und neue Klangfarben in das Spiel der Kapellen zu bringen. Doch Größe gebietet Ordnung. Also wurden die Stücke notiert und arrangiert, und das forderte von den Musikern Noten- und Partiturkenntnisse. Der freien Improvisation waren nun relativ enge Grenzen gesetzt.
Jetzt aber konnte man Stimmen mehrfach besetzen, um das Volumen zu erhöhen, konnte Instrumentensätze bilden, die auch in der Lage waren, kompliziertere, mehrstimmige Arrangements zu spielen. Daneben stellte man weiterhin Musiker durch Soli prominent heraus, was schon im Chicago-Stil zu einer gegenüber dem New-Orleans-Stil erheblich gelösteren Spielweise geführt und die alte Kollektivimprovisation verdrängt hatte. Doch hatten sich diese „Eskapaden“ stets der Größe der Klangkörper unterzuordnen.
Daraus resultiert der im Hinblick auf den erheblich „eckigeren“ alten Jazz immer wieder vorgebrachte Vorwurf der „Stromlinienform“ des Swing. Doch Rundfunkhörer, Plattenkäufer, Kinogänger und Tänzer waren begeistert! Nie wieder fielen neueste musikalische Entwicklung und höchstes Publikumsinteresse in derartiger Breite zusammen wie in der Swingära - mit ein Grund für das unter Jazzfans bis heute geteilte Meinungsbild zum Swing.
Er war ohne Frage ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung des Jazz und der Populärmusik des 20. Jahrhunderts überhaupt. Daher versuchen wir den Übergang von der alten Jazz- und Hot-Dance-Musik zum Swing in einer neunteiligen Reihe mit Musikbeispielen nachzuzeichnen.
In der ersten Folge behandeln wir die Jahre 1931 und 1932.
Durch die Sendung begleitet Sie Peter Michael.
Aus der „Anstalt“ des ZDF ist er schon lange ausgeschieden – trotzdem gehört Urban Priol weiterhin zu den führenden politischen Kabarettisten. Neben seinen umjubelten Auftritten mit dem jeweils aktuellen Bühnenprogramm präsentiert Priol seit vielen Jahren seinen kabarettistischen Jahresrückblick „Tilt“, in dem er mit scharfem Blick auf die Ereignisse des jeweils zurückliegenden Jahres schaut. Mitleid mit dem politischen Personal kennt er dabei nicht – gnadenlos seziert er die Zustände im Land (und außerhalb) und überschüttet die Verantwortlichen mit satirischem Spott und teils bösartiger Häme – aber immer extrem witzig und auf hohem sprachlichen Niveau. Und auch sein Rückblick auf das Jahr 2021 belegt: Nach Dieter Hildebrandts Tod und Georg Schramms und Volker Pispers‘ Rückzug von der Bühne ist Urban Priol einer der wenigen verbliebenen wahren Kabarett-Titanen, die wir in Deutschland noch haben. Nach einem Jahr pandemiebedingter Zwangspause konnte der Meister der scharfen Zunge seinen Jahresrückblick diesmal wieder vor Publikum spielen.
Das Peter-Rasmussen-Quintett
Vor einigen Jahren widmeten wir dem Orchester des Posaunisten Peter Rasmussen schon einmal eine Sendung, in der wir sowohl Platten für den dänischen Tochterbetrieb der Deutschen Grammophon, die Polyphon, als auch für das unabhängige dänische Etikett Tono vorstellten. Nun folgt eine ganze Stunde mit Aufnahmen aus Rasmussens Engagement für Tono.
Der Zeitraum, in dem diese Aufnahmen entstanden, erstreckt sich von 1943 bis 1945, fällt also weitestgehend in die deutsche Besatzungszeit Dänemarks.
Die dänischen Künstler genossen selbst unter der NS-Herrschaft alle Freiheiten, auch was die Einspielung der neuesten angloamerikanischen Titel anging. Dies zeigt sich bei dänischen Platten der Kriegszeit durchweg. Dänemark war für Hitlers Reich als Rüstungs- und Lebensmittellieferant und als Korridor zum ebenfalls besetzten Norwegen und zu den schwedischen Erzbahnen äußerst kriegswichtig, so daß die deutsche Führung das dänische Volk nicht mit offensichtlichen Zwangsmaßnahmen gegen sich aufbringen wollte.
Durchs Programm führt Peter Michael.
Wieder einmal bedient sich das „Tanzparkett extra“ aus der bunten Plattenkiste der Vorswingzeit - als Vorgriff auf unsere neunteilige Reihe „Vom Hot zum Swing“, die ab Ende Februar am Hauptsendeplatz (Mittwoch 21 Uhr) laufen soll.
Verbindendes Element dieser Sonntagsausgabe ist die Plattenfirma Victor, für die die hier gebrachten Aufnahmen entstanden.
Der Bogen spannt sich zeitlich vom Sommer 1917 mit Earl Fullers Band, einer frühen Fünfergruppe des Jazz, über Lloyd Finlays Territory-Band, die in der späten akustischen Aufnahmeära mit transportabler Apparatur in Houston/ Texas auf Wachs gebannt wurde und schon elektrisch aufgenommene Vertreter des Chicago-Stils der zweiten Hälfte der 20er bis hin zum Wirtschaftskrisenschlager des Jahres 1931.
Auch die Westküste ist mit zwei Aufnahmen aus Los Angeles vertreten.
Mit dem bekannten Komponisten Hoagy Carmichael entstanden auch Orchesteraufnahmen. Als Besonderheit spielen wir eine Veröffentlichung aus den 40er Jahren, die ein 1930 nicht herausgekommenes Zweittake des Titels „Bessie Couldn’t Help It“ bringt.
Durchs Programm führt Peter Michael.
Karl Heinz Roth hat unter dem Titel „Blinde Passagiere. Die Corona-Krise und ihre Folgen“ im Kunstmann Verlag eine Analyse der aktuellen Pandemiepolitik veröffentlicht. In dem Buch stellt er das Pandemiegeschehen aus einer globalen Perspektive dar, berichtet über die Vorgeschichte, die bis in die 2000er Jahre zurückreicht, analysiert die Ausbreitung und die Dynamik von Covid-19 und erörtert die Eigenschaften und Auswirkungen der Pandemie auf den Menschen. Er thematisiert die Gegenmaßnahmen, die dabei zutage getretenen Versäumnisse und die mentalen, politischen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Lockdowns.
Die Sendung ist ein gekürzter Mitschnitt einer Online-Diskussion vom 24. Januar 2022 in der Veranstaltungsreihe "Corona und der globale Kapitalismus".
US-Jazz und -Hotdance auf Brunswick, Folge 4/ 4
Und wieder greifen wir in die schier unendliche Plattenkiste mit US-Aufnahmen.
In der Zeit nach dem gewonnenen I. Weltkrieg war in den Vereinigten Staaten 1919 die Prohibition ausgerufen worden; Alkohol konnte man bis 1933 legal keinen mehr erwerben. Trotzdem oder gerade darum herrschte besonders in den USA die Tanzwut, die auch in sog. „Flüsterkneipen“ ausgelebt wurde, in denen das organisierte Verbrechen mit dem nun „heißen“ Stoff schwunghaften Handel trieb und traumhafte Schwarzgelderlöse erzielte. Der Jazz war 1917 als neue musikalische Stilrichtung hinzugekommen und entwickelte sich sprunghaft weiter. Dem trugen die Plattenfirmen Rechnung und bedienten den scheinbar ins Unendliche wachsenden Käufermarkt. Der Börsenkrach vom Oktober 1929 beendete die goldenen 20er.
Genau aus dieser Zeitspanne stellen wir Ihnen in der nunmehr letzten von vier Sendungen Aufnahmen für die US-Firma Brunswick vor.
Diese Firma, die es heute noch gibt und die sich wieder auf ihre Ursprünge, nämlich Billardzubehör, besonnen hat und keine Schallplatten mehr herstellt, hatte für ihre Billardkugeln in Zelluloidabkömmlingen einen Ersatz für das teure Elfenbein gefunden. Hierüber war man zur Schallplatte gekommen, deren Entstehung ja auch auf einem Formpreßverfahren beruht.
In den 20er Jahren war eins der Hauptstandbeine der Brunswick-Schallplatte der Sektor Jazz und Hotdance.
Durchs Programm begleitet Sie Peter Michael.
Zur filmischen Arbeit an drei unterschiedlichen Familienbiografien experimentieren Maria Bisalieva, Johanna Groß und Nuria Rojas Castañeda im StadtLabor des Freien Radios. Die Studentinnen der Kunsthochschule Kassel nähern sich mit ihren Projekten Teilen ihrer Familiengeschichte an und machen dabei vielfältige Erfahrungen; auch dazu, in welchem gesellschaftlichen Umfeld und vor welchen historischen Hintergründen diese Annäherung stattfindet.
Ihre Projekte führen die Filmemacherinnen über die Begegnung mit ihren Familien und anderen Expert:innen in Deutschland ganz konkret nach Russland und nach Moldawien sowie im übertragenen Sinne auch ins Chile der 1970er-Jahre.
Schon König David spielte einst Harfe, um seine Freunde und Gäste zu unterhalten. Damit wurde er zum Vorbild für alle Klezmermusikanten. Dem international für seine stilistische Vielfalt berühmten Klarinettisten Helmut Eisel war die Harfe daher stets eine besonders verlockende Herausforderung - und ist jetzt zu einer faszinierenden musikalischen Entdeckung geworden.
Gemeinsam mit der Harfenistin Birke Falkenroth – Kulturförderpreisträgerin der Stadt Friedrichshafen und Stipendiatin des Richard-Wagner-Verbands Karlsruhe sowie der Yehudi-Menuhin-Stiftung „Live Music Now“ – schlägt er mit "Klezmer im Elfenpalast" wunderbar sensible Pfade ein. Von elfenzarten Klängen umspielt, läßt Helmut Eisel die Klarinette in herrlichen Balladen hingebungsvoll singen und die Herzen der Zuhörer entsprechend dahinschmelzen.
Doch das Duo hat auch aufregend fetzige Titel zwischen Freilach und Tango im Programm, die die perkussiven Elemente von Birke Falkenroths Harfe hervorkehren und die Luft zum Flirren bringen. So faszinieren Eisel & Falkenroth mit betörend zartem Klangzauber und Melodien zum Träumen ebenso wie mit tänzerischem Elan, mit virtuos verspielten Tonkaskaden und gewitzten Dialogen.
Helmut Eisel
Der Diplom-Mathematiker und Unternehmensberater Helmut Eisel, geboren 1955, entdeckte schon früh seine Leidenschaft für die Klarinette. Angeregt durch den Großvater sammelte er erste Orchestererfahrungen, und während der Schul- und Studienzeit lernte er komponieren und arrangieren und spielte in zahlreichen Jazzbands. Ausschlaggebend für seinen weiteren musikalischen Werdegang war die Begegnung mit Giora Feidman. Über ihn lernte er die Klezmermusik und ihre tiefe spirituelle Bedeutung kennen.
Seit 1993 widmet sich Helmut Eisel ausschließlich der Musik. Mit seinem Trio ,,Helmut Eisel & JEM” spielt er zahlreiche Konzerte in Europa und Israel, als Gastsolist arbeitet er z.B. mit dem Gypsy-Swing Gitarristen Joscho Stephan, aber auch mit zahlreichen Sinfonieorchestern zusammen. Nach und nach entwickelte er dabei sein Markenzeichen, die ,,sprechende Klarinette”.
Helmut Eisel bietet zudem Workshops und Seminare zum Thema ,,Musik & Kommunikation” an. Angesichts des wachsenden Antisemitismus und der Fremdenfeindlichkeit in Deutschland entwickelte Helmut Eisel in den letzten Jahren verstärkt auch Schulprojekte, um bei Schülern spielerisch Interesse für die Begegnung mit anderen Kulturen zu wecken. Mit dem Projekt ,,Meet Klezmer” verfolgt er diesen Ansatz zusammen mit der Synagogengemeinde Saar weiter: Dozenten und Schüler aus Israel finden den Weg nach Deutschland, um gemeinsam mit Schülern aus dem Saarland zu musizieren.
Birke Falkenroth
Als Birke Falkenroth im Alter von 4 Jahren das Bild einer Harfe sah, war sie so fasziniert, dass sie gerne darauf gespielt hätte. Der Wunsch geriet nicht in Vergessenheit, und so wurde Birke Falkenroth einige Jahre später die erste Harfen-schülerin der heimischen Musikschule in Friedrichshafen und ist inzwischen zu einer gefragten und erfolgreichen Konzertharfenistin geworden.
Ihr Harfenstudium schloß Birke Falkenroth 2008 an der Musikhochschule Karlsruhe bei Prof. Maria Stange als Diplommusiklehrerin mit Auszeichnung ab. Anschließend absolvierte sie ihr künstlerisches Diplom 2010 an der Freiburger Musikhochschule bei Prof. Kirsten Ecke. Sie ist Kulturförderpreisträgerin der Stadt Friedrichshafen und Stipendiatin des Richard-Wagner-Verbandes Karlsruhe sowie des Yehudi-Menuhin-Vereins „Live Music Now“. Neben solistischen Auftritten spielt Birke Falkenroth regelmäßig im Duo mit der Geigerin Eva-Maria Vischi als „Duo Arcopeggio“ oder mit Gesang und Klavier als „Ladies Classic Quartett“. Mit dem Klezmer-Klarinettisten Helmut Eisel beschreitet sie in ihrem neuen Programm „Klezmer im Elfenpalast“ außergewöhnliche Pfade und präsentiert die Harfe als eines der interessantesten und reizvollsten Instrumente – nicht nur für leuchtende Kinderaugen. Birke Falkenroth gibt Harfenunterricht an der Musikschule Kaiserslautern und privat in Karlsruhe.
Das traditionelle Kasseler Holocaust-Gedenkkonzert zum Jahrestag der Befreiung von Auschwitz kann leider auch in diesem Jahr wieder nicht in der üblichen Form vor Publikum stattfinden. Daher wird die vom Evangelischen Forum und der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Kooperation mit der VHS, dem Sara-Nussbaum-Zentrum, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, der Gedenkstätte Breitenau, der Katholischen Kirche Kassel, dem Verein „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ sowie dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge organisierte Veranstaltung im Offenen Kanal und im Freien Radio gesendet.
Zusammen mit ihrer Lehrerin Frau Hartmann gehen die Kinder der Marie-Hassenpflug-Schule der Streuobstwiese und der Namensgeberin ihrer Schule, Marie Hassenpflug, auf den Grund. Die Beiträge, Gedichte und Märchen werden von der 4. Klasse live vorgestellt.
Die Sonntagsausgabe widmen wir ein weiteres Mal unserer Skandinavienreihe im „Tanzparkett“. Einmal mehr dreht sich unser Plattenteller um das kleine, aber in Sachen Swing sehr rührige Dänemark.
In der ersten Hälfte der Sendung stellen wir das Coster-Quartett vor, das zwei Multiinstrumentalisten im Personal hatte und so trotz der kleinen Besetzung sehr abwechslungsreiche und ungewöhnliche Swingaufnahmen einspielen konnte, die durch ihre Zeitlosigkeit noch heute begeistern können. Anschließend bringen wir Platten verschiedener Orchester, denen wir z.T. auch schon in eigenen Sendungen breiteren Raum geben konnten, u.a. Leo Mathisen, Niels Foss, Kai Ewans und Børge Roger Henrichsen.
Wir spielen in dieser Sendung auch Aufnahmen von vor dem Kriege, aber vor allem solche aus der Zeit der deutschen Besatzung Dänemarks. Die dänischen Künstler genossen offenbar selbst unter der NS-Herrschaft alle Freiheiten, auch was die Einspielung der neuesten angloamerikanischen Titel anging. Dies zeigt sich bei dänischen Platten der Kriegszeit durchweg. Dänemark war für Hitlers Reich als Rüstungs- und Lebensmittellieferant und als Korridor zum ebenfalls besetzten Norwegen und zu den schwedischen Erzbahnen äußerst kriegswichtig, so daß die deutsche Führung das dänische Volk nicht mit offensichtlichen
Zwangsmaßnahmen gegen sich aufbringen wollte.
Etliche Platten mit dänischen Orchestern erschienen trotz dieser Freiheiten im Hinblick auf sogenannte „Feindstaatenmusik“ sogar während des Krieges auch offiziell in Deutschland. Die übrigen mußten sich die deutschen Swingfans entweder von Besatzungssoldaten in Dänemark „organisieren“ lassen - oder, was tatsächlich hin und wieder geschah, über findige Plattenhändler direkt aus den deutschen Preßwerken bestellen, in denen die Produktion für den Export nach Skandinavien lief - oder, falls das alles nicht klappte, „natürlich“ am Schwarzmarkt erwerben.
Mit Wiederanlaufen der deutschen Plattenproduktion nach dem Kriege gaben die Plattenfirmen auch in Deutschland deutlich mehr dänische Einspielungen heraus, deren Matrizen für die Exportpressungen ja noch vorhanden waren - zumindest Instrumentalaufnahmen und solche mit englischem Gesang. So kam es, daß manche Musiker aus unserm Nachbarland auch einer breiteren Schicht des deutschen Publikums einige Zeit
lang durchaus geläufig waren. Leider geriet die interessante dänische Jazzszene im Deutschland der Wirtschaftswunderzeit bald wieder in Vergessenheit.
Sämtliche Aufnahmen entstanden in Kopenhagen.
Durch die Sendung begleitet Sie Peter Michael.
Wer eine Schwangerschaft abbrechen will, findet in Kassel noch ein gutes medizinisches Angebot. Das ist längst nicht überall so: Immer weniger Ärztinnen und Ärzte führen Abtreibungen durch; wegen Haßkampagnen radikaler Abtreibungsgegner ziehen sich viele zurück. Die Frauenärztin Nora Szász will sich nicht wegducken und hat eine Gegen-Bewegung gestartet. Unser Kollege Simon Kiebel hat für seinen Podcast „Zwischenfunken“ ein Gespräch über ihren Kampf vor Gericht, die Zukunft von §218 und 219a und das Recht auf reproduktive Selbstbestimmung geführt. Wir senden den Mitschnitt – auch im Hinblick auf die Pläne der neuen Bundesregierung, den §219a ersatzlos zu streichen.
Bernd Gieseking spielt seinen kabarettistischen Jahresrückblick inzwischen seit 28 Jahren auf zahllosen Bühnen. Die Veranstaltung ist mittlerweile Kult: In Kassel war der Saal im Kulturbahnhof diesmal wieder mehrere Tage hintereinander ausverkauft. Klar, daß alle Aufreger-Themen des vergangenen Jahres zur Sprache kamen. Aber Bernd Gieseking erinnerte auch an Ereignisse und Personen, die viele von uns schon längst vergessen hatten.
US-Jazz und -Hotdance auf Brunswick, Folge 3/ 4
Und wieder greifen wir in die schier unendliche Plattenkiste mit US-Aufnahmen.
In der Zeit nach dem gewonnenen I. Weltkrieg war in den Vereinigten Staaten 1919 die Prohibition ausgerufen worden; Alkohol konnte man bis 1933 legal keinen mehr erwerben. Trotzdem oder gerade darum herrschte besonders in den USA die Tanzwut, die auch in sog. „Flüsterkneipen“ ausgelebt wurde, in denen das organisierte Verbrechen mit dem nun „heißen“ Stoff schwunghaften Handel trieb und traumhafte Schwarzgelderlöse erzielte. Der Jazz war 1917 als neue musikalische Stilrichtung hinzugekommen und entwickelte sich sprunghaft weiter. Dem trugen die Plattenfirmen Rechnung und bedienten den scheinbar ins Unendliche wachsenden Käufermarkt. Der Börsenkrach vom Oktober 1929 beendete die goldenen 20er.
Genau aus dieser Zeitspanne stellen wir Ihnen in insgesamt vier Sendungen, die in loser Folge gebracht werden sollen, Aufnahmen für die US-Firma Brunswick vor.
Diese Firma, die es heute noch gibt und die sich wieder auf ihre Ursprünge, nämlich Billardzubehör, besonnen hat und keine Schallplatten mehr herstellt, hatte für ihre Billardkugeln in Zelluloidabkömmlingen einen Ersatz für das teure Elfenbein gefunden. Hierüber war man zur Schallplatte gekommen, deren Entstehung ja auch auf einem Formpreßverfahren beruht.
In den 20er Jahren war eins der Hauptstandbeine der Brunswick-Schallplatte der Sektor Jazz und Hotdance.
Durchs Programm begleitet Sie Peter Michael.
Man glaubt, was man selbst unmittelbar erlebt und erfahren hat – oder was man glauben will. Seit Menschengedenken gilt diese Regel, und zahllose Personen und Institutionen nutzen sie immer wieder gnadenlos aus (allen voran Kirchen, Sekten und Religionsgemeinschaften). Bringe Menschen dazu, auch Dinge zu glauben, die sich weitab der Realität bewegen, und du hast Macht über sie – dieses System funktioniert bis heute, und jetzt vielleicht besser denn je.
In Zeiten der Pandemie blüht das Geschäft mit den Verschwörungsphantasien – mehr noch als sonst ist das Bestreben verbreitet, sich der Wirklichkeit zu verschließen und „Fake News“ aller Art als eine „ekstatische Wahrheit“ (Werner Herzog) anzunehmen. In seinem Vortrag hat Prof. Jens Flemming jedoch anhand historischer Beispiele nachgewiesen, daß der Glaube an Verschwörungen und Irrationalitäten bereits in früheren Jahrhunderten weit verbreitet war und auch Einfluß auf die reale Lebenswirklichkeit und auf politische Entwicklungen hatte.
Zum 100. Geburtstag von Evelyn Künneke, Folge 2
Am 15. Dezember 2021 wäre Evelyn Künneke 100 Jahre alt geworden.
In der ersten Folge vor zwei Wochen konnten Sie musikalisch den Weg der Künstlerin von ihrer ersten Schallplatte bis in die „Trümmerjahre“ nachverfolgen. Im zweiten Teil bringen wir Aufnahmen der Jahre 1948 bis voraussichtlich 1956.
Ende der 40er ging Evelyn Künneke nach einem kurzen Intermezzo bei der Telefunkenplatte (sie sollte später auch dort nochmals aufnehmen) zur neugegründeten Austroton, bei der sie ihre größten Nachkriegserfolge verbuchen konnte. Auf einer DDR-Tournee sang sie auch für die staatliche Amiga-Schallplatte einige Titel ein. Dem Zeitgeschmack entsprechend, waren viele lateinamerikanisch angehauchte Nummern und auch etliche „Klamauktitel“ in ihrem Repertoire.
Das Austroton-Engagement wollen wir in der zweiten Folge schwerpunktmäßig behandeln.
Zu Evelyn Künnekes Laufbahn siehe den Eintrag vom 29.12.21 bzw. vom 2.1.22 (Wh.).
Durchs Programm begleitet Sie Michael Rolf.
So lässt sich die Januar-Ausgabe von frei² zusammenfassen: Nach 15 Jahren Bandgeschichte hat sich zum Jahresende die Rockband Shearer aufgelöst – nicht ohne sich mit einer EP zu verabschieden. Grund genug die Band noch einmal entsprechend in der Sendung zu würdigen, denn das Motto der Band war 15 Jahre lang "No DRM, no copy-protection, no bullshit" – ein Motto, dem sich frei² für die letzten 15 und die kommenden Jahre anschließen kann.
Zum 100. Geburtstag von Evelyn Künneke, Folge 2
Am 15. Dezember 2021 wäre Evelyn Künneke 100 Jahre alt geworden.
In der ersten Folge vor zwei Wochen konnten Sie musikalisch den Weg der Künstlerin von ihrer ersten Schallplatte bis in die „Trümmerjahre“ nachverfolgen. Im zweiten Teil bringen wir Aufnahmen der Jahre 1948 bis voraussichtlich 1956.
Ende der 40er ging Evelyn Künneke nach einem kurzen Intermezzo bei der Telefunkenplatte (sie sollte später auch dort nochmals aufnehmen) zur neugegründeten Austroton, bei der sie ihre größten Nachkriegserfolge verbuchen konnte. Auf einer DDR-Tournee sang sie auch für die staatliche Amiga-Schallplatte einige Titel ein. Dem Zeitgeschmack entsprechend, waren viele lateinamerikanisch angehauchte Nummern und auch etliche „Klamauktitel“ in ihrem Repertoire.
Das Austroton-Engagement wollen wir in der zweiten Folge schwerpunktmäßig behandeln.
Zu Evelyn Künnekes Laufbahn siehe den Eintrag vom 29.12.21 bzw. vom 2.1.22 (Wh.).
Durchs Programm begleitet Sie Michael Rolf.
Das Jahr 2021 geht zu Ende. Was es uns gebracht hat ... davon schweigen wir lieber.
Aber auch vor 100 Jahren war nicht alles Gold, was glänzte. Der Sieg im Weltkrieg war für Amerika, England und Frankreich überschattet von den Nachwehen der Spanischen Grippe, die im Vorjahr gewütet und Millionen Tote gefordert hatte und deren dritte Welle in den USA vor allem vielen Jüngeren das Leben gekostet hatte. In Deutschland gewann nach dem verlorenen Krieg die Inflation mehr und mehr an Schrecken. So besaß die Mark 1920 nur noch ein Zehntel des Wertes gegenüber dem Dollar wie ein Jahr vorher. Doch das Schlimmste sollte in den kommenden Jahren erst noch folgen. Trotzdem - oder gerade deshalb - wollte das Publikum nicht auf Musik, Tanz und Schlager verzichten.
Wir stellen Ihnen eine Auswahl der großen Schlager des Jahres 1921 in einer zweistündigen Sendung zum Jahresabschluß vor.
Es begleitet Sie Thomas Sosna am Mikrophon.
Wie bereits in früheren Jahren, so haben wir auch diesmal wieder über mehrere Sendungen eine Reihe repräsentativer CD-Boxen vorgestellt, die in den vergangenen 12 Monaten erschienen sind und die sich bestens als Weihnachtsgeschenke eignen. Zwar ist das Fest nun vorbei – aber es gibt noch reichlich großartige Editionen, die unbedingt vorgestellt werden müssen und für die man möglicherweise das Weihnachtsgeld nutzen kann. Mit dabei sind diesmal u.a.
Mud, Black Sabbath, Super Furry Animals, Neil Young, Beau Brummels, Hawkwind, Howard Carpendale, John Mayall.
Zum 100. Geburtstag von Evelyn Künneke
Am 15. Dezember 2021 wäre Evelyn Künneke 100 Jahre alt geworden. Eine musikalische Karriere war ihr durchaus in die Wiege gelegt - ihr Vater war der als „Operettenkönig“ berühmte Komponist Eduard Künneke („Glückliche Reise“), ihre Mutter die Opernsängerin Katarina Garden. Doch nicht alle Kinder treten unmittelbar in die Fußstapfen der Eltern.
Eva-Susanne, so ihre Taufnamen, nahm Ballettunterricht bei Victor Gsovsky, studierte das Schauspiel bei Ilka Grüning, Lucie Höflich und Leslie Howard. Gesangsunterricht erhielt sie von keiner Geringeren als Maria Ivogün. Im Studio Edmond Leslie erlernte sie auch noch den damals in hoher Publikumsgunst stehenden Stepptanz. Mit ihm erreichte sie ihre größten Erfolge, und das, obwohl sie sogar als Solotänzerin an der Berliner Staatsoper engagiert war. Unter dem Namen „Evelyn King“ trat sie steppend in Varietés und Kabaretts der damaligen Reichshauptstadt auf. 1938, mit siebzehn Jahren, gründete sie mit Horst Matthiesen ein eigenes Tanzstudio.
Dann kam der Krieg. Auch wenn es, anders als oft kolportiert, nie ein generelles Swingverbot gab, waren mit Kriegsausbruch englische, ab Ende 1941 auch US-amerikanische Kompositionen offiziell verboten. Die Auftritte der Stepptänzerin „Evelyn King“ wurden zunächst untersagt, die Verwendung des englischen Künstlernamens ebenfalls.
Nun begann ihre Karriere als Sängerin - unter dem Namen Evelyn Künneke. Auch erste Schallplatten sang sie für die Electrola ein. Im Verlaufe des Krieges sollte sie zur Lindström wechseln, bei deren Etikett Odeon sie bis Kriegsende blieb. Die Trümmerzeit erlebte sie bei der Grammophon (ihre Platten von Ende 1946 gehören zu den ersten überhaupt erschienenen Neuaufnahmen nach dem Kriege), um Ende der 40er zur neugegründeten Austroton zu wechseln, bei der sie ihre größten Nachkriegserfolge verbuchen konnte.
Zum Publikumsliebling avancierte Evelyn Künneke aber bereits im Kriege, nicht zuletzt durch ihre „heißen“ Platten - sie steppte wieder und sang Scat, beides mit Swingbegleitung. Vor allem aber unternahm sie ausgedehnte Tourneen zur Truppenbetreuung. Die Soldaten verpaßten ihr nach einem ihrer größten Hits aus dem Kriege, dem getragenen und eher melancholischen „Sing, Nachtigall, sing“, den Spitznamen „Swing-Nachtigall“. Ihr Bild zierte unzählige Spinde junger Wehrpflichtiger. Noch in der „Trümmerliteratur“ der Nachkriegszeit ist diese gewaltige Popularität verewigt (vgl. Wolfgang Borcherts Kurzgeschichte „Die lange, lange Straße lang“).
Die Karriere Evelyn Künnekes steht durchaus ein wenig im Widerspruch zur Rassenpolitik der NSDAP. So wurde ihr Vater, der 1933 in die Partei eingetreten war, 1936 wegen „nichtarischer Versippung“ ausgeschlossen und erlangte nur aufgrund seiner großen Berühmtheit eine Sondergenehmigung der Reichsmusikkammer zur Weiterarbeit. Verschiedene Quellen bezeichnen denn auch, dem NS-Sprachgebrauch gemäß, Evelyn Künneke als „Halbjüdin“. Wohl deshalb konnte sie das „Angebot“, unter ihrem alten Pseudonym Evelyn King englischsprachige Propagandaplatten für den Deutschen Kurzwellensender einzusingen, nicht ablehnen - anders als etwa ihre nicht minder populäre Kollegin Lale Andersen, die mit ihrer strikten Weigerung, auch nur eine Silbe Propagandatext zu singen, durchkam. 1944 wurde Evelyn Künneke wegen angeblicher Wehrkraftzersetzung und Defätismus verhaftet, kurz vor Kriegsende aber wieder entlassen.
In der Nachkriegszeit blieb sie zunächst populär, gegen Ende der 50er versuchte sie sich sogar beim Grand Prix. Dann sank ihr Stern. Erst in den 70er Jahren erschien sie, nun als Schauspielerin unter der Regie von Rainer Werner Fassbinder und Rosa von Praunheim, wieder im Rampenlicht. Auch das Fernsehen zog sie für Nebenrollen heran. So wurde eine Szene für die Kriminalreihe „Tatort“ mit ihr in der Rolle als Puffmutter sogar in der Kasseler Treppenstraße gedreht.
In der Berliner Szene waren ihre Auftritte nun wieder gefragte Programmhöhepunkte - als „Callas der Subkultur“ oder „Deutschlands heißeste Oma“ fand sie ein neues, erheblich jüngeres Publikum. Mit Brigitte Mira und Helen Vita stand sie noch Ende der 90er als eine der „Drei alten Schachteln“ in ganz Deutschland auf Theaterbühnen, auch am Staatstheater Kassel.
Noch Wochen vor ihrem Tode bat einer unserer Redakteure Evelyn Künneke fernmündlich um einen Interviewtermin. Statt der erwarteten Sekretärin oder eines Anrufbeantworters war die Künstlerin selbst am Apparat, witzig und geistreich, ganz so wie man es den Berlinern nachsagt. Doch zum erhofften Interview selbst sollte es nicht mehr kommen. Am 28. April 2001 starb Evelyn Künneke 79jährig in Berlin an Lungenkrebs, der erst zwei Monate zuvor festgestellt worden war. Bis zuletzt hatte sie ebendort in der elterlichen Wohnung gelebt.
Das Freie Radio Kassel würdigt Evelyn Künneke in einer Sendung zu ihrem 100. Geburtstag. Durchs Programm begleitet Sie Michael Rolf.
Wer in den 70er Jahren aufgewachsen ist, konnte ihnen nicht entgehen: Die Songs von Smokie waren omnipräsent, kaum eine Pop-Radiosendung kam ohne die Ohrwürmer wie „Oh Carol“, „Mexican Girl“ oder „Lay Back In The Arms Of Someone“ aus, und durch „It’s Your Life“ kamen jugendliche Musikfans hierzulande zum ersten Mal mit einer Art von Reggae in Berührung. Von der „ernsthalten“ Musikpresse wurden sie ignoriert, von den Fans hingegen geliebt: Smokie waren – neben ABBA – wohl die gefragteste Pop-Band der späten 70er Jahre (zumindest in Deutschland). Nun ist der Smokie-Bassist Terry Uttley im Alter von 70 Jahren gestorben – wir erinnern an ihn und würdigen die Rolle, die er innerhalb des Quartetts spielte. Außerdem gedenken wir in der Weihnachtsausgabe des „Themenwechsels“ auch des „deutschen Elvis“ Ted Herold, der bereits vor einigen Wochen zu seinem Idol in den Rock’n’Roll Heaven aufgefahren ist (jedenfalls ist das zu vermuten).
Das Fernsehen bringt alljährlich „Heiligabend bei Familie Heinz Becker“ und „Dinner For One“ – im FRK gibt’s traditionell Kabarettistisches mit Tresenlesen und Jürgen von Manger. So auch zum Jahresausklang 2021.
Mitte der 90er Jahre brachten Frank Goosen und Jochen Malmsheimer, die damals noch als Kabarett-Duo „Tresenlesen“ gemeinsam unterwegs waren, das Programm „Rohes Fest“ heraus. Weihnachten einmal anders: Witzige, skurrile, teilweise auch böse Geschichten um das „Fest der Liebe“, verfaßt von Satire-Größen wie Hanns Dieter Hüsch und Robert Gernhardt. Goosen und Malmsheimer präsentieren die Texte in ihrer ganz eigenen, höchst komischen Art – unter anderem Klassiker wie „Die Falle“, „Die Bescherung“ oder „Ein Weihnachtsmann auf Abwegen“. Ein Vergnügen der besonderen Art, nicht nur für Weihnachts-Phobiker!
Über Jürgen von Manger alias Adolf Tegtmeier muß nicht mehr viel erzählt werden: Er ist laut Umfragen auch viele Jahre nach seinem Ableben immer noch der beliebteste Kabarettist hierzulande; bereits vor Jahren erschienen seine Fernseh-Klassiker „Tegtmeier“ und „Geheimagent Tegtmeier“ auf DVD. In der Sendung gibt’s – jeweils im Wechsel mit den Weihnachtsgeschichten von Tresenlesen – Aufnahmen von Jürgen von Manger aus den 70er und frühen 80er Jahren.
Zum 100. Geburtstag von Evelyn Künneke
Am 15. Dezember 2021 wäre Evelyn Künneke 100 Jahre alt geworden. Eine musikalische Karriere war ihr durchaus in die Wiege gelegt - ihr Vater war der als „Operettenkönig“ berühmte Komponist Eduard Künneke („Glückliche Reise“), ihre Mutter die Opernsängerin Katarina Garden. Doch nicht alle Kinder treten unmittelbar in die Fußstapfen der Eltern.
Eva-Susanne, so ihre Taufnamen, nahm Ballettunterricht bei Victor Gsovsky, studierte das Schauspiel bei Ilka Grüning, Lucie Höflich und Leslie Howard. Gesangsunterricht erhielt sie von keiner Geringeren als Maria Ivogün. Im Studio Edmond Leslie erlernte sie auch noch den damals in hoher Publikumsgunst stehenden Stepptanz. Mit ihm erreichte sie ihre größten Erfolge, und das, obwohl sie sogar als Solotänzerin an der Berliner Staatsoper engagiert war. Unter dem Namen „Evelyn King“ trat sie steppend in Varietés und Kabaretts der damaligen Reichshauptstadt auf. 1938, mit siebzehn Jahren, gründete sie mit Horst Matthiesen ein eigenes Tanzstudio.
Dann kam der Krieg. Auch wenn es, anders als oft kolportiert, nie ein generelles Swingverbot gab, waren mit Kriegsausbruch englische, ab Ende 1941 auch US-amerikanische Kompositionen offiziell verboten. Die Auftritte der Stepptänzerin „Evelyn King“ wurden zunächst untersagt, die Verwendung des englischen Künstlernamens ebenfalls.
Nun begann ihre Karriere als Sängerin - unter dem Namen Evelyn Künneke. Auch erste Schallplatten sang sie für die Electrola ein. Im Verlaufe des Krieges sollte sie zur Lindström wechseln, bei deren Etikett Odeon sie bis Kriegsende blieb. Die Trümmerzeit erlebte sie bei der Grammophon (ihre Platten von Ende 1946 gehören zu den ersten überhaupt erschienenen Neuaufnahmen nach dem Kriege), um Ende der 40er zur neugegründeten Austroton zu wechseln, bei der sie ihre größten Nachkriegserfolge verbuchen konnte.
Zum Publikumsliebling avancierte Evelyn Künneke aber bereits im Kriege, nicht zuletzt durch ihre „heißen“ Platten - sie steppte wieder und sang Scat, beides mit Swingbegleitung. Vor allem aber unternahm sie ausgedehnte Tourneen zur Truppenbetreuung. Die Soldaten verpaßten ihr nach einem ihrer größten Hits aus dem Kriege, dem getragenen und eher melancholischen „Sing, Nachtigall, sing“, den Spitznamen „Swing-Nachtigall“. Ihr Bild zierte unzählige Spinde junger Wehrpflichtiger. Noch in der „Trümmerliteratur“ der Nachkriegszeit ist diese gewaltige Popularität verewigt (vgl. Wolfgang Borcherts Kurzgeschichte „Die lange, lange Straße lang“).
Die Karriere Evelyn Künnekes steht durchaus ein wenig im Widerspruch zur Rassenpolitik der NSDAP. So wurde ihr Vater, der 1933 in die Partei eingetreten war, 1936 wegen „nichtarischer Versippung“ ausgeschlossen und erlangte nur aufgrund seiner großen Berühmtheit eine Sondergenehmigung der Reichsmusikkammer zur Weiterarbeit. Verschiedene Quellen bezeichnen denn auch, dem NS-Sprachgebrauch gemäß, Evelyn Künneke als „Halbjüdin“. Wohl deshalb konnte sie das „Angebot“, unter ihrem alten Pseudonym Evelyn King englischsprachige Propagandaplatten für den Deutschen Kurzwellensender einzusingen, nicht ablehnen - anders als etwa ihre nicht minder populäre Kollegin Lale Andersen, die mit ihrer strikten Weigerung, auch nur eine Silbe Propagandatext zu singen, durchkam. 1944 wurde Evelyn Künneke wegen angeblicher Wehrkraftzersetzung und Defätismus verhaftet, kurz vor Kriegsende aber wieder entlassen.
In der Nachkriegszeit blieb sie zunächst populär, gegen Ende der 50er versuchte sie sich sogar beim Grand Prix. Dann sank ihr Stern. Erst in den 70er Jahren erschien sie, nun als Schauspielerin unter der Regie von Rainer Werner Fassbinder und Rosa von Praunheim, wieder im Rampenlicht. Auch das Fernsehen zog sie für Nebenrollen heran. So wurde eine Szene für die Kriminalreihe „Tatort“ mit ihr in der Rolle als Puffmutter sogar in der Kasseler Treppenstraße gedreht.
In der Berliner Szene waren ihre Auftritte nun wieder gefragte Programmhöhepunkte - als „Callas der Subkultur“ oder „Deutschlands heißeste Oma“ fand sie ein neues, erheblich jüngeres Publikum. Mit Brigitte Mira und Helen Vita stand sie noch Ende der 90er als eine der „Drei alten Schachteln“ in ganz Deutschland auf Theaterbühnen, auch am Staatstheater Kassel.
Noch Wochen vor ihrem Tode bat einer unserer Redakteure Evelyn Künneke fernmündlich um einen Interviewtermin. Statt der erwarteten Sekretärin oder eines Anrufbeantworters war die Künstlerin selbst am Apparat, witzig und geistreich, ganz so wie man es den Berlinern nachsagt. Doch zum erhofften Interview selbst sollte es nicht mehr kommen. Am 28. April 2001 starb Evelyn Künneke 79jährig in Berlin an Lungenkrebs, der erst zwei Monate zuvor festgestellt worden war. Bis zuletzt hatte sie ebendort in der elterlichen Wohnung gelebt.
Das Freie Radio Kassel würdigt Evelyn Künneke in einer Sendung zu ihrem 100. Geburtstag, die allerdings, wie angekündigt, mit zwei Wochen Verspätung ausgestrahlt wird. Durchs Programm begleitet Sie Michael Rolf.
Bekannt wurde er als Mitglied der Monkees, der ersten (und bis heute erfolgreichsten) zusammengecasteten „Boy Band“ der Popgeschichte. Mit Hits wie „Last Train To Clarksville“ oder „I’m A Believer” begeisterten die vier Jungs Mitte der 60er Jahre eine ganze Teenager-Generation. Die wirklich interessante Karriere von Michael Nesmith begann aber erst später: Ab Anfang der 70er Jahre veröffentlichte der talentierte Sänger und Songschreiber eine Reihe vorzüglicher Country-Rock-Alben, die heute zu den Klassikers des Genres zählen. Später wechselte er die Seiten, wurde Filmproduzent und brachte das Musikfernsehen „MTV“ auf die Schiene. Nun ist Michael Nesmith im Alter von 78 Jahren gestorben – wir erinnern an ihn und spielen vor allem Songs aus seiner Country-Rock-Phase.
„Weiß überhaupt jemand, was er seinen Lieben auf den Gabentisch legen soll? Niemand weiß das, gell?“ Dieses Zitat von Frau Direktor Bartels aus Loriots legendärem Sketch gilt vermutlich bis in alle Ewigkeit. Kaum zu glauben, aber traurig: Weihnachten steht schon wieder vor der Tür, und die bange Frage nach den Präsenten für die Verwandt- und Bekanntschaft stellt sich drängend, wie in jedem Jahr um diese Zeit. Aber nicht verzagen: Das FRK betätigt sich als Retter in der Not. Wir empfehlen zwar nicht, wie Frau Direktor Bartels, den „Familien-Originalbenutzer“, dafür aber umfassende CD-Pakete, über die sich insbesondere Musikfans freuen dürften.
Wie bereits in früheren Jahren, so stellen wir auch diesmal wieder eine Reihe repräsentativer CD-Boxen vor, die in den vergangenen 12 Monaten erschienen In der fünften Folge sind dabei u.a. die Beach Boys, Bob Dylan, Gypsy, Tommy James & The Shondells, Steppenwolf, Kiss, Byzantium, Caravan, Merseybeats.
Weimarer Republik, Folge 6
In der nunmehr sechsten Folge mit Tonfilmschlagern der Weimarer Republik von ihren Originalinterpreten erwartet Sie wieder ein Querschnitt durch die enorme Produktion dieser kurzen und hektischen Epoche.
Wenn man bedenkt, daß 1929 in Deutschland die Tonfilmära erst begonnen hatte - und schon Anfang 1933 die Weimarer Republik begraben wurde - mutet die schiere Anzahl der in jener Zeit gedrehten Filme geradezu abenteuerlich an, besonders im Vergleich zu heute.
Babelsberg war nach Hollywood die zweitwichtigste Filmstadt der Welt ...
Durchs Programm führt Thomas Sosna.
Während wir uns langsam aber sicher dem Ende eines weiteren anstrengenden Jahres hinarbeiten, können sich die FRK-Hörer am 22. und 23. Dezember auf die lange Weihnachtsausgabe der Sendung freuen. Zwei Stunden Ablenkung und gute, gemütliche Weihnachtslaune erreichen euch aus den Radioempfangsgeräten. Wie immer gibt es neben einigen Klassikern vor allem Titel, die in anderen Sendern nicht unbedingt laufen. Freuen Sie sich also auf Raritäten, Neuvorstellungen und einen bunt-gemischten Weihnachtsteller mit Liedern von Elvis Presley, Status Quo, Sailor, Bill Haley, Ed Sheeran & Elton John, Max Raabe und das Palast Orchester, Billy Idol, Eric Martin, The Fortunes, Harpo, Smokie, Tom Petty, Stevie Wonder, Chris Andrews, Showaddywaddy, Hot Chocolate und noch vielem mehr.
Die Redaktion „Handmade“ wünscht schöne Weihnachten!
„Weiß überhaupt jemand, was er seinen Lieben auf den Gabentisch legen soll? Niemand weiß das, gell?“ Dieses Zitat von Frau Direktor Bartels aus Loriots legendärem Sketch gilt vermutlich bis in alle Ewigkeit. Kaum zu glauben, aber traurig: Weihnachten steht schon wieder vor der Tür, und die bange Frage nach den Präsenten für die Verwandt- und Bekanntschaft stellt sich drängend, wie in jedem Jahr um diese Zeit. Aber nicht verzagen: Das FRK betätigt sich als Retter in der Not. Wir empfehlen zwar nicht, wie Frau Direktor Bartels, den „Familien-Originalbenutzer“, dafür aber umfassende CD-Pakete, über die sich insbesondere Musikfans freuen dürften.
Wie bereits in früheren Jahren, so stellen wir auch diesmal wieder eine Reihe repräsentativer CD-Boxen vor, die in den vergangenen 12 Monaten erschienen sind. An diesem Wochenende gibt’s sogar zwei Sendungen: In der dritten und vierten von insgesamt fünf Folgen sind dabei u.a. Nirvana, REM, Rory Gallagher, Eric Clapton, Hardin & York, Van Der Graaf Generator, Chris Roberts, John Lennon, Sex Pistols, The Who, The Band, George Harrison, Rare Bird, Beatles, Black Sabbath, Radiohead, Supergrass, Michael Chapman, Harmonia.
Sendetermine: „FRK spezial – Geschenktips für Musikfreunde 2021, Teile 3/4“
Folge 2/2
Erneut greifen wir in die schier unendliche Plattenkiste mit US-Aufnahmen. Wir bringen Aufnahmen aus der Swingzeit, so wie schon am letzten Sonntag.
Durchs Programm begleitet Sie Peter Michael.
In der Dezember-Ausgabe stellt frei² eine andere Art der „broque Musik“ vor: jazzy Electronic trifft Synth anstelle des gewohnten Techno bassing House. Die gespielte Musik steht unter der (CC)-Lizenz by-nc-nd und stammt von drei aktuellen Veröffentlichungen des Labels:
• auto-pilot – freak electric [brq132]
• marie wilhelmine anders – andersworld remixes [brq133]
• werner niedermeier – hinode e.p. [brq138]
US-Jazz und -Hotdance auf Brunswick, Folge 2/ 4
Erneut greifen wir in die schier unendliche Plattenkiste mit US-Aufnahmen.
In der Zeit nach dem gewonnenen I. Weltkrieg war in den Vereinigten Staaten 1919 die Prohibition ausgerufen worden; Alkohol konnte man bis 1933 legal keinen mehr erwerben. Trotzdem oder gerade darum herrschte besonders in den USA die Tanzwut, die auch in sog. „Flüsterkneipen“ ausgelebt wurde, in denen das organisierte Verbrechen mit dem nun „heißen“ Stoff schwunghaften Handel trieb und traumhafte Schwarzgelderlöse erzielte. Der Jazz war 1917 als neue musikalische Stilrichtung hinzugekommen und entwickelte sich sprunghaft weiter. Dem trugen die Plattenfirmen Rechnung und bedienten den scheinbar ins Unendliche wachsenden Käufermarkt. Der Börsenkrach vom Oktober 1929 beendete die goldenen 20er.
Genau aus dieser Zeitspanne stellen wir Ihnen in insgesamt vier Sendungen, die in loser Folge gebracht werden sollen, Aufnahmen für die US-Firma Brunswick vor.
Diese Firma, die es heute noch gibt und die sich wieder auf ihre Ursprünge, nämlich Billardzubehör, besonnen hat und keine Schallplatten mehr herstellt, hatte für ihre Billardkugeln in Zelluloidabkömmlingen einen Ersatz für das teure Elfenbein gefunden. Hierüber war man zur Schallplatte gekommen, deren Entstehung ja auch auf einem Formpreßverfahren beruht.
In den 20er Jahren war eins der Hauptstandbeine der Brunswick-Schallplatte der Sektor Jazz und Hotdance.
Durchs Programm begleitet Sie Peter Michael.
Die für diesen Termin geplante Sendung zu Evelyn Künekes 100. Geburtstag, der genau am 15.12. gewesen wäre, wird aus technischen Gründen verschoben, voraussichtlich auf den 29.12.!
„Weiß überhaupt jemand, was er seinen Lieben auf den Gabentisch legen soll? Niemand weiß das, gell?“ Dieses Zitat von Frau Direktor Bartels aus Loriots legendärem Sketch gilt vermutlich bis in alle Ewigkeit. Kaum zu glauben, aber traurig: Weihnachten steht schon wieder vor der Tür, und die bange Frage nach den Präsenten für die Verwandt- und Bekanntschaft stellt sich drängend, wie in jedem Jahr um diese Zeit. Aber nicht verzagen: Das FRK betätigt sich als Retter in der Not. Wir empfehlen zwar nicht, wie Frau Direktor Bartels, den „Familien-Originalbenutzer“, dafür aber umfassende CD-Pakete, über die sich insbesondere Musikfans freuen dürften.
Wie bereits in früheren Jahren, so stellen wir auch diesmal wieder eine Reihe repräsentativer CD-Boxen vor, die in den vergangenen 12 Monaten erschienen sind. In der zweiten von insgesamt fünf Sendungen sind dabei u.a. Fleetwood Mac, Jethro Tull, Tintern Abbey, UFO, Manfred Mann’s Earth Band, Bruce Springsteen, Truck Stop, Lynyrd Skynyrd, Three Dog Night, Arthur Browns Kingdom Come, Buzzcocks.
Monotone Bauten aus grauem Beton als Kulisse eines tristen Alltags – ein stereotypes Bild der Architektur im Sozialismus. Dass auch hier große Bauten geschaffen wurden, wissen nur wenige. Dass an vielen Bauten Frauen beteiligt waren: noch weniger. Das Forschungsprojekt „Zweite Welt, Zweites Geschlecht: Frauen und Architektur im Sozialismus“ an der Universität Kassel soll das nun ändern.
Das StadtLabor "experimentiert" mit Prof. Dr. Alla Vronskaya, die das Forschungsprojekt leitet.
„Weiß überhaupt jemand, was er seinen Lieben auf den Gabentisch legen soll? Niemand weiß das, gell?“ Dieses Zitat von Frau Direktor Bartels aus Loriots legendärem Sketch gilt vermutlich bis in alle Ewigkeit. Kaum zu glauben, aber traurig: Weihnachten steht schon wieder vor der Tür, und die bange Frage nach den Präsenten für die Verwandt- und Bekanntschaft stellt sich drängend, wie in jedem Jahr um diese Zeit. Aber nicht verzagen: Das FRK betätigt sich als Retter in der Not. Wir empfehlen zwar nicht, wie Frau Direktor Bartels, den „Familien-Originalbenutzer“, dafür aber umfassende CD-Pakete, über die sich insbesondere Musikfans freuen dürften.
Wie bereits in früheren Jahren, so stellen wir auch diesmal wieder eine Reihe repräsentativer CD-Boxen vor, die in den vergangenen 12 Monaten erschienen sind. In der ersten von insgesamt fünf Sendungen sind dabei u.a. die Replacements, Edgar Broughton Band, Help Yourself, Mudhoney, White Plains, Elvis, Black Sabbath und die Stones.
Das ist das originär für die Mannheimer Lichtmeile geplante DJ-Set von Make Rave, not Hate. Die Veranstaltung musste auf Grund des Fortschritts der Covid-19-Pandemie leider abgesagt werden. Unsere Mission ist es allerdings euch weiterhin mit elektronischer Musik zu beschallen. Und es ist die Mission der Reihe Make Rave, not Hate, Liebe und Rave zu verteilen. Damit alles drei in Zukunft wieder möglich ist, empfehlen wir sich gegen Covid-19 zu impfen, weil nur damit wieder Spaß und Gesundheit für jeden Kulturfreund möglich sind.
US-Jazz und -Hotdance auf Brunswick, Folge 1/ 4
Erneut greifen wir in die schier unendliche Plattenkiste mit US-Aufnahmen.
In der Zeit nach dem gewonnenen I. Weltkrieg war in den Vereinigten Staaten 1919 die Prohibition ausgerufen worden; Alkohol konnte man bis 1933 legal keinen mehr erwerben. Trotzdem oder gerade darum herrschte besonders in den USA die Tanzwut, die auch in sog. „Flüsterkneipen“ ausgelebt wurde, in denen das organisierte Verbrechen mit dem nun „heißen“ Stoff schwunghaften Handel trieb und traumhafte Schwarzgelderlöse erzielte. Der Jazz war 1917 als neue musikalische Stilrichtung hinzugekommen und entwickelte sich sprunghaft weiter. Dem trugen die Plattenfirmen Rechnung und bedienten den scheinbar ins Unendliche wachsenden Käufermarkt. Der Börsenkrach vom Oktober 1929 beendete die goldenen 20er.
Genau aus dieser Zeitspanne stellen wir Ihnen in insgesamt vier Sendungen, die in loser Folge gebracht werden sollen, Aufnahmen für die US-Firma Brunswick vor.
Diese Firma, die es heute noch gibt und die sich wieder auf ihre Ursprünge, nämlich Billardzubehör, besonnen hat und keine Schallplatten mehr herstellt, hatte für ihre Billardkugeln in Zelluloidabkömmlingen einen Ersatz für das teure Elfenbein gefunden. Hierüber war man zur Schallplatte gekommen, deren Entstehung ja auch auf einem Formpreßverfahren beruht.
In den 20er Jahren war eins der Hauptstandbeine der Brunswick-Schallplatte der Sektor Jazz und Hotdance.
Durchs Programm begleitet Sie Peter Michael.
Paul Abraham
Die Operette ist tot. Macht nichts - wer will schon Anneliese Rothenberger mit saccharinsüß schmachtenden Geigenwäldern im Hintergrund hören?
Nichts von dem, was hier oben steht, stimmt.
Wirklich tot ist die Operette nicht, sie taucht auch in den letzten siebzig Jahren doch immer wieder auf den Spielplänen der Theater auf.
Daß sie aber nicht wahrgenommen wird, wie es ihr gebührt, macht schon etwas, denn keineswegs besteht die Operettenliteratur aus schwülstigen, streicherselig untermalten Koloraturgesängen. Im Gegenteil, in ihrer großen Zeit war die Operette jung, frech, unkonventionell und immer am Puls der Zeit, nahm sie neue musikalische Einflüsse wie etwa Ragtime und später Jazz auf und transformierte sie in eine dem damaligen Publikum verständliche Form. Dabei war sie nie simpel, so wie es Unterhaltungsmusik heute oft ist, sondern oft raffiniert ausgearbeitet, ungewöhnliche musikalische Einfälle verarbeitend, für die Darbietenden musikalische Herausforderung und Spielspaß zugleich.
Nebenbei: Auch Künstler wie Anneliese Rothenberger waren musikalisch durchaus nicht so hinterrangig, wie sie in den heute üblichen satirisch-ironischen Rückblicken gern dargestellt werden. Plattenfirmen und Fernsehen gaben allerdings dem Publikum, was es wollte (bzw. das, wovon sie glaubten, daß das Publikum es wolle). Über die Güte dieser Ansprüche wird sich allerdings wenig satirisch ausgelassen ...
Am Staatstheater Kassel erlebten wir im letzten Jahrzehnt recht gute Wiederaufnahmen von Operettenstoffen, aber demnächst findet auch in Darmstadt wieder einmal eine Wiederbelebung der Operette statt, die aus Fachkreisen mit viel Vorschußlorbeeren bedacht wird ob ihrer Rückbesinnung auf das eigentliche Wesen der Operette. Das ist Anlaß für unsere Sendung. Das Staatstheater Darmstadt bringt nämlich im November (Premiere war am 5.11., weitere Aufführungen [ohne Gewähr] am 27.11., 03.12, 10.12., 19.12.,22.12.,31.12.) die Operette „Ball im Savoy“ auf die Bühne. Sie ist das letzte große Werk eines Komponisten (Uraufführung: 23. Dezember 1932), dessen Schaffen in Deutschland ein Paradebeispiel für die und gleichzeitig ein Abgesang auf die große Zeit der Operette ist.
Es handelt sich, der Kenner wird es am Titel festgestellt haben, um den ungarischen Komponisten Paul Abraham (in ungarischer Schreibweise Abráhám Pál).
Nur gut fünf Wochen nach der Premiere erfolgte die Machtergreifung der Nationalsozialisten. Abraham, der Jude war, floh zunächst nach Österreich. Zu seinem Schicksal, seinem Auf- und Verglühen am deutschen Operettenhimmel unter den damaligen Zeitumständen ließe sich noch sehr viel mehr sagen - dazu noch einiges in der Sendung.
Die Aufnahme des „Balls im Savoy“ in den Darmstädter Spielplan war Anlaß für diese Sendung, in der wir Lieder aus Abrahams früheren Operetten und Tonfilmen in zeitgenössischen Plattenaufnahmen vorstellen - dirigiert vom Komponisten selbst und mit den Sängern der Originalbestzungen.
Der Eindruck, den Sie vermutlich auch hier gewinnen werden, unterscheidet sich hoffentlich deutlich von der oben angerissenen heutigen Wahrnehmung dessen, was Operette ist und sein kann.
Durch eine Stunde wiederzuentdeckender (die obenstehenden Zuschreibungen wiederholen wir hier nicht, Sie können sie dort nachlesen) Musik begleitet Sie Thomas Sosna.
Wir wiederholen die Sendung vom 20. Oktober an dieser Stelle, weil wir erfahren mußten, daß durch einen technischen Fehler bei der Ausstrahlung nicht alle Hörer in den Genuß ungestörten Empfangs kommen konnten. Wir bitten dies zu entschuldigen.
James Erskines Meisterwerk BILLIE setzt der Jazz- und Bluessängerin Billie Holiday endlich ein würdiges, cineastisches Denkmal. Kein schauspielerisches Double à la Diana Ross oder Sandra Day, sondern BILLIE pur. Die Entstehungsgeschichte des Films ist (auch) ein Krimi.
Die wenig bekannte jüdische Sängerin BELINA wurde vom Filmemacher Marc Boettcher (wieder)-entdeckt. Die Deutschlandpremiere des Films findet in Kassel und im Beisein des Regisseurs statt!
Zu beiden Filmen sind umfangreiche Soundtracks erschienen. Das ist eine sinnvolle Ergänzung, weil die Songs in den Movies leider selten vollständig zu genießen sind. Ich hatte das Vergnügen mir BILLIE & BELINA schon vor dem Kinostart anschauen zu dürfen und stelle sie im Freien Radio Kassel mit ganz vielen O-Tönen vor. Ins Kino müsst ihr aber schon selber gehen. Lohnt sich. Am Mikrophon: Ralf Wenzel.
Podcast zum Nachhören gibt’s auf meinem Blog: http://ralfs-radio-blog.blogspot.com
Ein weiterer Audioguide wurde produziert zusammen mit der 5b der Freiherr vom Stein Schule in Immenhausen. Die Schülerinnen und Schüler stellen ihre Beiträge selber vor, unteranderem geht es um 2 Teiche, Umwelt, Vögel und andere Tiere, die auch fliegen können.
Neue Folgen zum 60. Todestag (2/2)
Der Titel „Vergöttert und verjagt“ ist nicht auf unserm Mist gewachsen. So heißt eine seit über 30 Jahren in der Plattensammlerzeitschrift „Fox auf 78“ laufende Artikelreihe über Künstler, die durch den Nationalsozialismus gezwungen waren, Deutschland zu verlassen. Aber passender kann man’s wohl nicht ausdrücken ...
Diese Reihe wurde 1986 in der zweiten Nummer der Zeitschrift mit einem Beitrag über Max Hansen eröffnet. Auch wir würdigten diesen Künstler im Jahre 2005 in zwei Sendungen. Zu seinem 60. Todestag haben wir nun zwei neue Folgen nachgelegt, deren erste am 7. November lief. Einige Notizen zu Biographie und Werdegang Hansens finden Sie daher im Eintrag von letzter Woche (siehe „Programminfo“).
Geboren wurde Hansen am 22.12.1897 in Mannheim als Sohn der dänischen Schauspielerin Eva Haller. Am 12. oder am 13.11.1961 - hierzu existieren widersprüchliche Angaben - starb er in Kopenhagen.
Max Hansen hinterließ etliche der schönsten Kleinkunstplatten der Weimarer Republik, von denen wir Ihnen am zweiten „Tanzparkett-extra“-Termin zu seinem 60. Todestag eine Auswahl präsentieren wollen, die die Zeit vom Grammophon-Engagement bis zum Beginn seiner Wirkungszeit in Österreich umfaßt (1928 bis 1934). Eine Rundschau auf seine weiteren österreichischen und seine skandinavischen Platten sowie seine Nachkriegsaufnahmen soll nach Möglichkeit später einmal in einer weiteren Sendung unternommen werden.
Durchs Programm führt Thomas Sosna.
Swing und Blues auf Bluebird, 1935 bis 1940
Anfang der 30er schuf sich die Victor eine preiswerte Untermarke, die Bluebird. Das geschah, um den Anschluß an den von der Weltwirtschaftskrise geschwächten Käufermarkt nicht zu verlieren. Auch andere alteingesessene Firmen brachten preiswerte Unteretiketten heraus, um der neuerstandenen Konkurrenz, vor allem dem aus bankrottgegangenen Kleinfirmen zusammengestoppelten ARC-Konzern, Paroli zu bieten. Diese und andere Billiglabel zielten mit Kampfpreisen auf die letzten im Geldbeutel der Amerikaner verbliebenen Nickels und Dimes.
Musikalisch sind aber die wenigsten dieser so entstandenen Platten zweitrangig - im Gegenteil. Sie boten der verarmenden Bevölkerung wenigstens ein wenig abwechslung im grauen Alltag.
Die Bluebird wurde bis in den II. Weltkrieg hinein weitergeführt und dann eingestellt. Waren bis dahin auch Victor-Matrizen als Zweitverwertung auf Bluebird erschienen, so kamen nun etliche als weiterhin interessant befundene Bluebird-Matrizen auf dem Hauptetikett Victor heraus. In den 50er Jahren wurde die Bluebird als preiswerte Serie vor allem für den Rhythm-and-Blues- und den Rock-‘n‘-Roll-Sektor wiederbelebt.
In der Zeit aber, die wir behandeln wollen, gab der Swing den Ton an - von New York bis ins letzte Provinznest. So sind auch Territory-Aufnahmen in der Sendung enthalten, die in San Antonio, Texas, entstanden.
Auch der Blues hatte stets seine Freunde - in modernisiertem Gewand wurde in dieser Zeit auch er weiterhin auf Wachs gebannt.
Freuen sie sich auf eine Zeitreise in die Swingära, die Peter Michael mit Ihnen unternimmt.
Im November 2011, also vor zehn Jahren, erschütterte die Enttarnung des Terror-Trios „Nationalsozialistischer Untergrund“ (von dem man inzwischen weiß, daß es mehr als nur ein Trio war) die Republik. Schlagartig wurde klar, daß hinter der geheimnisvollen Mordserie, die seit Anfang des Jahrtausends für Unruhe gesorgt hatte, rechtsradikale Motive steckten. Seither steht das Thema immer wieder im Blickpunkt der Öffentlichkeit, und trotz diverser Untersuchungsausschüsse und Gerichtsverfahren verstärkt sich der Eindruck, daß die Hintergründe der Anschlagsserie bis heute nicht vollständig geklärt sind. Schon kurz nach dem November 2011 meldeten viele Experten, Historiker, Politiker und sonstige Interessierte Zweifel an der Korrektheit der offiziellen Verlautbarungen an. Besonders die Rolle der Geheimdienste ist bis heute unklar. Der Autor und Journalist Wolf Wetzel hat bereits 2013 ein Buch zur möglichen Rolle des Verfassungsschutzes im NSU-Komplex vorgelegt und zu diesem Thema auch einen Vortrag im Kulturzentrum Schlachthof hier in Kassel gehalten – im April 2013, kurz vor Beginn des großen NSU-Prozesses in München. Wir nehmen diesen historischen Mitschnitt erneut ins Programm, um den damaligen Stand der Debatte zu dokumentieren. Inzwischen weiß man naturgemäß mehr – aber vieles, was damals im Ungewissen lag, beschäftigt bis heute die Experten und die Öffentlichkeit.
Außerdem in der Sendung: Am Zürcher Schauspielhaus wird eine Neuinterpretation von Shakespeares „Macbeth“ gezeigt – wir rezensieren die Aufführung.
2 neue Folgen zum 60. Todestag
Der Titel „Vergöttert und verjagt“ ist nicht auf unserm Mist gewachsen. So heißt eine seit über 30 Jahren in der Plattensammlerzeitschrift „Fox auf 78“ laufende Artikelreihe über Künstler, die durch den Nationalsozialismus gezwungen waren, Deutschland zu verlassen.
Aber passender kann man’s wohl nicht ausdrücken ...
Diese Reihe wurde 1986 in der zweiten Nummer der Zeitschrift mit einem Beitrag über Max Hansen eröffnet. Auch wir würdigten diesen Künstler im Jahre 2005 in zwei Sendungen. Zu seinem 60. Todestag legen wir nun zwei neue Folgen nach.
Künstlerisch wie geographisch kann Hansen ein bewegtes Leben vorweisen. Geboren am 22.12.1897 in Mannheim „auf der Durchreise“ als Sohn der dänischen Schauspielerin Eva Haller, wuchs er in München bei Pflegeeltern auf. Als „kleiner Caruso“ präsentiert (er war vierzehn, wurde aber als elfjähriges Wunderkind vermarktet), zog es ihn bald zum Theater. Als Siebzehnjähriger brannte er mit einer skandinavischen Truppe ins Heimatland seiner Mutter durch. Sein Glück, denn so entging er dem Schicksal vieler Altersgenossen, als Kanonenfutter in den Schützengräben Frankreichs verheizt zu werden. Er drehte erste Filme, wodurch Franz Léhar auf ihn aufmerksam wurde, der ihn 1919 nach Wien holte. Nun begann sein kometenhafter Aufstieg. 1920 wechselte Hansen nach Berlin, wo er in der Operette „Gräfin Mariza“ im Metropoltheater ein fulminantes Debüt hinlegte. Berlin, damals neben Paris Unterhaltungshauptstadt des Kontinents, empfing Hansen mit offenen Armen. Operette, Theater, Revuen, Film, Funk und nicht zuletzt das Brettl - er war 1924 Mitbegründer des „Kabaretts der Komiker“ - machten ihn in weitesten Kreisen populär. Auch als Komponist, Textdichter und Drehbuchautor reüssierte „Mäxchen“ - wie er wegen seines noch lange jugendlichen Aussehens allgemein genannt wurde - sehr bald. Schon 1922 hatte er mit Plattenaufnahmen begonnen. Zunächst war er als Operettentenor, dann als anonymer Refrainsänger auf Tagesschlagern zu hören, bald jedoch namentlich als Sänger auf dem Etikett erwähnt - und schließlich als Hauptkünstler. Hansen war schnell ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil der Berliner Künstlerszene geworden. Er engagierte sich auch gesellschaftlich - sein in Künstlerkreisen damals sprichwörtlich gewordenes gutes Herz machte ihn nur noch populärer. Seine Weihnachtseinladungen, die auch stets jenen Künstlern galten, die es nicht in die vordersten Reihen geschafft hatten oder gar in Not geraten waren, waren im Berliner Gesellschaftsleben Treffpunkte allerersten Ranges. Aus seiner Abneigung gegen den aufkeimenden Nationalsozialismus machte er schon in den 20er Jahren keinen Hehl, im Privaten ebensowenig wie auf der Bühne oder auf seinen Platten. Ein Beispiel ist in unserer Sendefolge enthalten („War’n Sie schon mal in mich verliebt?“).
Diese Haltung den sauertöpfischen Nazis gegenüber sollte nicht ohne Folgen bleiben. 1933 mußte selbst ein Max Hansen bemerken, was die Stunde geschlagen hatte. Nach wie vor waren seine Auftritte und Filme gut besucht. Doch am 8. September ’33 wurde die Premiere seiner Filmkomödie „Das häßliche Mädchen“ von eierwerfender SA gestört. Hansen wurde von den Nazis als Jude diffamiert. Ironischerweise sollte sich später herausstellen, daß sein Vater tatsächlich jüdischer Abstammung war, doch weder Hansen selbst noch die Nationalsozialisten wußten damals etwas davon. Entsprechende Anwürfe neidischer Konkurrenten oder haßerfüllter Parteibonzen waren allerdings schon vor 1933, aber besonders kurz nach der Machtergreifung durchaus üblich und trafen auch andere Künstler. Wenn auch der Rest des Publikums an jenem Abend ermutigend Beifall spendete, als „Mäxchen“ und seine Kollegen sich davon nicht beirren ließen, und die Zeitungen - trotz beginnender Gleichschaltung - seine Tätigkeit noch immer wohlwollend kommentierten, zog er die Konsequenz und bestieg nach dem Abdrehen seines (passend betitelten) letzten deutschen Films „Glückliche Reise“ den Nachtzug, um „zu Gastspielen“ nach Wien zu fahren.
Dort und in Skandinavien drehte er weiter Filme, die zunächst sogar in Deutschland noch aufgeführt wurden. Auch seine in der Emigration eingesungenen Platten kamen zunächst noch in die deutschen Musikgeschäfte. Doch langsam, aber sicher wurde es in Deutschland schließlich still um ihn. Seine Filme verschwanden aus den Spielplänen der Kinos, die vorhandenen Platten veralteten und wurden aus den Katalogen gestrichen, neue Platten und Filme erschienen irgendwann nicht mehr, die Zeitungen brachten keine launigen Bilder und Berichte mehr - der eben noch enthusiastisch gefeierte Star wurde, wie das nun einmal im Filmgeschäft ist, durch neue Leinwandgrößen ersetzt.
In Österreich war er wiederum ein gefragter Revuestar, der schließlich an der Seite der neuen schwedischen Sensation Zarah Leander wahre Triumphe in Benatzkys Singspiel „Axel an der Himmelstür“ feierte. 1938 war auch diese trügerische Ruhephase zu Ende. Hansen floh nach Dänemark. 1941 bekam Gustaf Gründgens den Auftrag, ihn aus dem inzwischen von Deutschland besetzten Land nach Berlin zurückzuholen. Seine Popularität war offenbar immer noch nicht ganz erloschen, das Ausland kannte ihn ohnehin - so versprach sich das NS-Regime vermutlich von einer Mitwirkung Hansens in deutschen Filmen eine gewisse Internationalität, die im Hinblick auf den schwere Devisen einbringenden Filmexport von Vorteil sein würde. Hansen fuhr nach Berlin, sagte zu, gab jedoch vor, vorher noch einen Vertrag für einen Dreh in Schweden erfüllen zu müssen. Nach Vertragserfüllung dort, so seine Zusage, würde er auch wieder in Berlin filmen. So gelangten er und seine Familie an Ausreisevisa ins neutrale Schweden, wo sie bis Kriegsende blieben.
Danach war er in der Schweiz, in Holland und den USA engagiert. Schließlich führten ihn Tourneen auch wieder nach Österreich und Deutschland. Auch einige Platten nahm er hier noch auf. Am 12. oder am 13.11.1961 - hierzu existieren widersprüchliche Angaben - starb er in Kopenhagen.
Max Hansen hinterließ etliche der schönsten Kleinkunstplatten der Weimarer Republik, von denen wir Ihnen an zwei „Tanzparkett-extra“-Terminen eine Auswahl präsentieren wollen. Dabei streifen wir auch in einigen Aufnahmen seinen Werdegang vom Operettenbuffo zum Kabarettchansonnier.
Durchs Programm führt Thomas Sosna.
Die Steuerpolitik der letzten Jahrzehnte hat die Reichen entlastet und alle anderen verstärkt belastet. In der Folge hat die Einkommens- und Vermögens-Ungleichheit stark zugenommen. Soziale Gerechtigkeit erfordert eine radikale Umkehr. Wir können uns die vielen Reichen, die kaum Steuern zahlen, nicht mehr leisten. Besteuerung nach dem Prinzip der Leistungsfähigkeit und der Kampf gegen Steuerhinterziehung und Steuervermeidung stehen auf der Tagesordnung. Daran hat sich die Steuerpolitik für eine soziale und nachhaltige Gesellschaft auszurichten.
Referent: Alfred Eibl (Attac)
Mitschnitt der Online-Veranstaltung vom 25.10.2021
Man kann es sich noch nicht so recht vorstellen, aber die Ära Merkel geht ja nun wohl endgültig zu Ende (wenn nicht noch etwas dazwischenkommt). Nicht nur die Politik wird dann auf die ewige Kanzlerin verzichten müssen, sondern auch das Kabarett. Über Jahrzehnte war „diese Frau“ (Zitat Edmund Stoiber) ein fester Bestandteil unzähliger Kabarettprogramme – auch solcher, die bei uns im FRK im Rahmen von „Kabarett live“ ausgestrahlt wurden. Klar, daß wir sie würdig verabschieden – mit einer kleinen Reihe. Wir blicken zurück auf 16 Jahre Merkel-Kanzlerschaft und wollen uns erinnern, wie die führenden Polit-Kabarettisten der Nation über die Jahre mit der Regierungschefin umgegangen sind.
Heute bringen wir eine Aufzeichnung aus dem Jahr 2011. Damals war Hagen Rether in Vellmar zu Gast. Er galt – und gilt bis heute – als einer der bissigsten und scharfzüngigsten politischen Kabarettisten. „Liebe“ – so betitelt Hagen Rether seit Jahren sein Bühnenprogramm. Allerdings sind Herz, Schmerz und Zweisamkeit nicht unbedingt das Hauptthema der kabarettistischen Texte, mit denen der Mann mit dem Zopf seine inzwischen sehr zahlreichen Zuschauer erfreut. Hagen Rether gehört vielmehr seit Jahren zu den schärfsten politischen Kabarettisten, der seine teils heftige Kritik an den gesellschaftlichen und politischen Zuständen mit entspannter Klaviermusik garniert. Seine Programme ändern sich permanent – wie jeder gute Polit-Kabarettist baut er aktuelle Entwicklungen und Ereignisse kurzfristig in seine Bühnentexte ein. Berühmt geworden ist er auch für die teils extreme Länge seine Auftritte, die oft bis nach Mitternacht dauern. Damals, in Vellmar beim „Sommer im Park“, ließ er aber Gnade walten und beschränkte die reine Spielzeit auf zweieinhalb Stunden.
Groß war die Aufregung im Herbst 1981: Ein neues Elvis-Costello-Album war angekündigt – und zwar eine Country-LP! Ausgerechnet einer der angesagtesten, von Presse und Publikum am höchsten geschätzten Vertreter der neueren Musikszene sollte sich mit der erzkonservativen, reaktionären Country Music befassen wollen? Kaum zu glauben – und als das Album dann erschien, fielen die Reaktionen entsprechend aus: Abscheu und Entsetzen, panischer Schrecken erfaßte die Fachwelt.
Versetzen wir uns für einen Moment in die damalige Zeit zurück: Die Musikszene befand sich im Umbruch, die „alten Helden“ aus den 60ern und 70ern hatten weitgehend ausgedient, neue Stile wie Punk und New Wave gaben den Ton an. Elvis Costello, der „Buddy Holly des Punk“, gehörte zu den Vorreitern der neuen Welle. Seine Alben, die seit 1977 erschienen waren, wurden von der Kritik gefeiert und von den Fans geliebt. Sein gelegentlich rüdes, unangepaßtes Verhalten trug entscheidend zu seiner Reputation als „Rebell“ bei. Vor allem aber war von Anfang an klar, daß man es hier mit einem extrem talentierten Songschreiber und Sänger zu tun hatte, dessen Phantasie und Kreativität keine Grenzen kannten. Und ausgerechnet dieser Hoffnungsträger des modernen Pop veröffentlichte nun eine komplette LP mit traditionellen Country-Songs aus den 50er und 60er Jahren, die er noch dazu im Country-Mekka Nashville aufnahm. Zum Verständnis: Country galt damals unter jungen Leuten als absolut „uncool“; wer sich als Fan von Johnny Cash oder Hank Williams outete, wurde ausgelacht. Erst im Lauf der Zeit erkannten auch die Rockfans und die Punk-Jünger, daß Country eben mehr ist als tränenziehende Schnulzen und jodelnde Cowboys – und heute gelten die Altvorderen der Country-Szene allgemein als musikalische Götter. Elvis Costellos Album „Almost Blue“ hat damals nicht unwesentlich zu dieser Entwicklung beigetragen.
Zum 40. Geburtstag zeichnen wir in drei Folgen der „Country Classics“ die Entstehungsgeschichte der Platte nach. Wir hören, wie sich Elvis Costellos Verhältnis zur Country Music im Lauf der Zeit entwickelt hat und präsentieren in der heutigen zweiten Folge neben den Songs vom Album natürlich auch die Originale – u.a. von Webb Pierce, Merle Haggard und Emmylou Harris.
Zum 125. Geburtstag von Ralph Erwin
Wäre nicht der Schlagertitel aus unserer Überschrift, würde vermutlich fast gar nichts mehr an Ralph Erwins Leben und Wirken erinnern. Zumindest diese Zeile, die aus der Feder des Textdichters Fritz Rotter stammt, dürfte wohl durch eine Vielzahl von Versionen und Parodien (u.a. Peter Zadeks Film „Ich bin ein Elefant, Madame“) den meisten Menschen deutscher Zunge auch über 90 Jahre nach ihrer Entstehung noch heute bekannt sein. Die Melodie dazu lieferte Ralph Erwin. Ähnlich populär war der Schlager in Frankreich, doch dort dürfte ihn „J’ai ma combine“ noch übertreffen - ebenfalls von Ralph Erwin komponiert.
Geboren am 31. Oktober 1896 im damals österreichischen Bielitz (heute Bielsko-Biala in Polen) unter dem Namen Erwin Vogl, wuchs der Sohn eines Musikers schon als Kind in seinen späteren Beruf hinein - mit elf Jahren leitete er das Schulorchester. Der Matura folgte 1915 die Meldung als Kriegsfreiwilliger zur k.u.k. Armee. Schwer verwundet kehrte Vogl 1918 aus dem Felde zurück und verdiente sich nun als Bar-, Kabarett- und Kaffeehausmusiker sein Studium der Musikgeschichte und der Philosophie. Erste Kompositionen, zu denen er in der Anfangszeit auch die Texte meist selbst schrieb, brachte er als „Harry Wright“ heraus. Sein Verleger riet ihm zum deutschen Pseudonym Ralph Erwin, das schnell Bekanntheit erlangen sollte. Nach einigen Jahren als Komponist und Texter in Österreich siedelte er 1927 nach Berlin über, wo seine Karriere richtig in Fahrt kam. Tagesschlager, Operette, Revue - und als er aufkam, auch der Tonfilm - waren die Betätigungsfelder des erfolgreichen Künstlers. Er war auch auf Platten zu hören, meist als Begleiter am Klavier, doch gibt es auch eine kleine Serie von Aufnahmen mit Erwin als Sänger. Zu über vierzig Tonfilmen lieferte er die Schlager. Dabei arbeitete er 1930 nicht nur an deutsch-französischen Gemeinschaftsproduktionen (es war üblich, fremdsprachige Versionen von Filmen mit Stars des Partnerlandes zu besetzen, weil die Synchronisation z.T. noch erhebliche Schwierigkeiten bereitete), sondern auch für ausschließlich französische Filme, nachdem seine heute in Deutschland wohl bekannteste Komposititon „Ich küsse Ihre Hand, Madame“ 1928 auch in Frankreich ein Treffer geworden war.
Nach Frankreich floh er 1933 auch, als die Machtergreifung der NSDAP erfolgt war - er war jüdischer Abstammung und sah nun keine Möglichkeit mehr, weiter in Deutschland zu leben. Er blieb für den französischen Film tätig und wohnte in Paris. Nach Einmarsch der Deutschen Wehrmacht wurde er ins Internierungslager Beaune-la-Rolande verschleppt und von dort ins Konzentrationslager Drancy verbracht. Seiner Frau gelang es, ihn zu befreien. Nun mußte er versteckt leben, flog aber auf. Ein Gendarm rettete ihn vor neuerlicher Deportation, doch da das neue Versteck in unmittelbarer Nähe des Lagers Beaune-la-Rolande lag, traf ihn bei einem Angriff auf das Lager eine Kugel. An den Folgen des dabei erlittenen Bauchschusses starb Erwin am 15. Mai 1943 in Beaune-la-Rolande.
Wir bringen eine Auswahl an Ralph-Erwin-Kompositionen aus seinem produktivsten Schaffensjahrzehnt (1922 bis 1932). Durchs Programm führt Thomas Sosna.
Es ist immer noch DER Klassiker auf den deutschen Bühnen: Goethes „Faust I“ mit der im Zentrum stehenden „Gretchentragödie“. Doch wie gut ist die eigentlich vor dem Hintergrund der brandaktuellen Fragestellung nach der Rolle der Frau in der Gesellschaft gealtert?
Das Jenaer Studierendentheater „tHeater Zink“ hat sich mit Goethes Text beschäftigt. Herausgekommen ist dabei eine viel gelobte Inszenierung, die im Oktober vier Mal vor ausverkauftem Haus gezeigt wurde. Nachdem der Vorhang nun endgültig gefallen ist, unterhalten sich der Regisseur Lukas Gräfe und der Mephisto-Darsteller Torben Bunzenthal über das abgeschlossene Projekt: Darf man „Faust“ heute überhaupt noch spielen? Wie gestaltet sich die Arbeit in der Freien Theaterszene Jena?
Modetänze der 20er Jahre
Der letzte Schrei ist, in der Mode wie bei allem andern, immer nur der vorletzte. Kaum ist etwas etabliert, wird, um es volkstümlich auszudrücken, die nächste Sau durchs Dorf getrieben. Das ist auch heute in vielen Bereichen noch so. In der Musik allerdings eher weniger - da laufen durchaus ein halbes Jahrzehnt lang immer dieselben fünfzehn Platten rund um die Uhr stündlich wieder in den Autofahrerwellen. Je nun ...
In den 20er Jahren war das anders - alles, was der Plattensammler sich heute über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte hinweg erschließen muß, betrommelte das Publikum in nicht endenwollendem Stakkato innerhalb einer ganz kurzen Periode. Mit dem vom gleichnamigen Tanzlehrer als Bühnentanz (wie etliche später folgende Stile) geschaffenen Fox begann der hektische Reigen der Modetänze schon in den 10er Jahren, aber so richtig in Fahrt kam die Sache nach dem I. Weltkrieg. Basierend auf dem Foxtrott, kam zunächst der Shimmy auf, dann der Charleston, der heute wohl als Inbegriff des Tanzes in den 20ern gelten kann, es folgte der Black Bottom, dann waren lateinamerikanische Rhythmen en vogue, zunächst der Paso doble, dann der in den 20ern auf Kuba entstandene Rumba, der aber schon in die 30er Jahre gehört - er war ab 1931 der (vor)letzte Schrei.
Auch erfolglose Versuche zur Etablierung neuer Schritte gab es natürlich, so wie zu fast allen Zeiten. Haben Sie schon etwas vom Fivestep gehört? Ähnlich erging es dem „Deta“, was als Abkürzung für „Deutschen Tanz“ stand. (Nach dem II. Weltkrieg war in der DDR dem Lipsi ein ähnlicher Mißerfolg beschieden.)
Gehalten haben sich neben dem Foxtrott und den schon vorher etablierten Tänzen Walzer und Tango die lateinamerikanischen Rhythmen. Alles weitere ist im Abgrund der Zeit versunken, wenn auch im Rahmen diverser Nostalgiewellen immer wieder einmal alte „Schinken“, um einen etwas respektlosen Ausdruck zu verwenden, ausgegraben werden, so wie in der jungen Swingszene der Lindyhop.
Unternehmen Sie mit Thomas Sosna am Mikrophon eine spannende Zeitreise durch die wilden 20er!
Zum 125. Geburtstag von Friedrich Hollaender (2. Folge und Schluß)
Aus Klein Fritze, der schon mit viereinhalb Jahren den Vater mit einer ersten Eigenkomposition überrascht hatte (Sie werden sich an die Anekdote dazu aus der ersten Sendung erinnern), war mittlerweile einer der Stars der blühenden Berliner Revue- und Kabarettwelt geworden. In dieser Zeit kamen auch gesellschaftliche Mißstände als Thema auf die Bühne, und Hollaender war einer von etlichen Autoren, die auch diesen Teil des Zeitgeistes messerscharf erfaßt hatten. In den Kreisen, die von den herrschenden Zuständen profitierten oder profitieren wollten, schuf er sich damit keine Freunde ...
Doch zunächst dürfte er den Gipfelpunkt seines Ruhms erreicht haben - mit den Kompositionen zu Sternbergs „Blauem Engel“. Für diesen Film schrieb er Marlene Dietrich, mit der er auch Chansons aufnahm, die Hauptschlager auf den Leib. Neben Kabarettnummern und Revueeinlagen komponierte und textete er viele Filmschlager, trat auch selbst in Filmen auf und war Pianist bei einer der heißesten deutschen Kapellen jener Tage, den Weintraubs Syncopators, die er zumindest für die Schallplatte nominell auch leitete („Friedrich Hollaender und seine Jazzsymphoniker“).
Ende 1932, Anfang 1933 führte er bei dem Film „Ich und die Kaiserin“ sogar Regie. Es sollte sein letzter deutscher Film werden. Verhaßt war Hollaender bei Reaktionären und den immer stärker werdenden Nazis nicht nur seiner Arbeit wegen (offenbar stand er auf deren schwarzer Liste recht weit oben), sondern auch seiner Herkunft. Als Jude ging er kurz nach der Machtergreifung der NSDAP, nachdem er offen bedroht worden war, ins Exil. Nach einem Jahr Paris folgte 1934 der Sprung nach Hollywood. Im Gegensatz zu vielen andern Emigranten vermochte er sich dort trotz einer schwierigen Anlaufphase zu etablieren.
Endgültig kehrte Hollaender erst 1955 nach Deutschland zurück und arbeitete in München als Kabarett- und Revuekomponist. Auch für den Film war er weiterhin tätig, so schrieb er die Musik zu dem Fimlustspiel „Das Wirtshaus im Spessart“ und trat als Hotelkapellmeister in Billy Wilders Ost-West-Komödie „Eins, zwei, drei“ auf - eine Filmrolle, in der ihn wohl auch mancher Jüngere gesehen haben mag, ohne zu wissen, wessen Bild da über die Leinwand flimmerte.
1960 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen, daneben erhielt er mehrere Filmpreise.
Der am 18. Oktober 1896 in London geborene Hollaender starb am 18. Januar 1976 in München, wo er auf dem Ostfriedhof beerdigt wurde.
Auch durch die zweite Ausgabe führt Thomas Sosna.
Man kann es sich noch nicht so recht vorstellen, aber die Ära Merkel geht ja nun wohl endgültig zu Ende (wenn nicht noch etwas dazwischenkommt). Nicht nur die Politik wird dann auf die ewige Kanzlerin verzichten müssen, sondern auch das Kabarett. Über Jahrzehnte war „diese Frau“ (Zitat Edmund Stoiber) ein fester Bestandteil unzähliger Kabarettprogramme – auch solcher, die bei uns im FRK im Rahmen von „Kabarett live“ ausgestrahlt wurden. Klar, daß wir sie würdig verabschieden – mit einer kleinen Reihe. Wir blicken zurück auf 16 Jahre Merkel-Kanzlerschaft und wollen uns erinnern, wie die führenden Polit-Kabarettisten der Nation über die Jahre mit der Regierungschefin umgegangen sind.
Heute bringen wir eine Aufzeichnung aus dem Jahr 2011. Damals war Georg Schramm in Vellmar zu Gast. Er galt – und gilt bis heute – als einer der bissigsten und scharfzüngigsten politischen Kabarettisten. Mit seinem Bühnenpersonal wie dem renitenten, einarmigen Rabatz-Rentner Dombrowski, dem Oberstleutnant Sanftleben und dem Alt-Sozialdemokraten August hat Georg Schramm Kabarettgeschichte geschrieben – kaum jemand hat auf deutschen Bühnen einen derartigen Furor entwickelt, niemand hat die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse dermaßen gnadenlos und treffend seziert wie der studierte Psychologe Georg Schramm. Leider hat er bereits vor einiger Zeit seine Kabarett-Tätigkeit weitgehend eingestellt – neue Programme und Tourneen gibt’s keine mehr; bestenfalls zu besonderen Anlässen tritt Schramm noch auf. Glücklicherweise haben wir aber die Aufzeichnungen. Im Mai 2011 war er in Vellmar beim „Sommer im Park“ zu Gast. Klar, daß die Kanzlerin, die damals mit der FDP zusammen regierte, in seinem Programm eine prominente Rolle einnimmt …
Groß war die Aufregung im Herbst 1981: Ein neues Elvis-Costello-Album war angekündigt – und zwar eine Country-LP! Ausgerechnet einer der angesagtesten, von Presse und Publikum am höchsten geschätzten Vertreter der neueren Musikszene sollte sich mit der erzkonservativen, reaktionären Country Music befassen wollen? Kaum zu glauben – und als das Album dann erschien, fielen die Reaktionen entsprechend aus: Abscheu und Entsetzen, panischer Schrecken erfaßte die Fachwelt.
Versetzen wir uns für einen Moment in die damalige Zeit zurück: Die Musikszene befand sich im Umbruch, die „alten Helden“ aus den 60ern und 70ern hatten weitgehend ausgedient, neue Stile wie Punk und New Wave gaben den Ton an. Elvis Costello, der „Buddy Holly des Punk“, gehörte zu den Vorreitern der neuen Welle. Seine Alben, die seit 1977 erschienen waren, wurden von der Kritik gefeiert und von den Fans geliebt. Sein gelegentlich rüdes, unangepaßtes Verhalten trug entscheidend zu seiner Reputation als „Rebell“ bei. Vor allem aber war von Anfang an klar, daß man es hier mit einem extrem talentierten Songschreiber und Sänger zu tun hatte, dessen Phantasie und Kreativität keine Grenzen kannten. Und ausgerechnet dieser Hoffnungsträger des modernen Pop veröffentlichte nun eine komplette LP mit traditionellen Country-Songs aus den 50er und 60er Jahren, die er noch dazu im Country-Mekka Nashville aufnahm. Zum Verständnis: Country galt damals unter jungen Leuten als absolut „uncool“; wer sich als Fan von Johnny Cash oder Hank Williams outete, wurde ausgelacht. Erst im Lauf der Zeit erkannten auch die Rockfans und die Punk-Jünger, daß Country eben mehr ist als tränenziehende Schnulzen und jodelnde Cowboys – und heute gelten die Altvorderen der Country-Szene allgemein als musikalische Götter. Elvis Costellos Album „Almost Blue“ hat damals nicht unwesentlich zu dieser Entwicklung beigetragen.
Zum 40. Geburtstag zeichnen wir in drei Folgen der „Country Classics“ die Entstehungsgeschichte der Platte nach. Wir hören, wie sich Elvis Costellos Verhältnis zur Country Music im Lauf der Zeit entwickelt hat und präsentieren neben den Songs vom Album natürlich auch die Originale – u.a. von George Jones, Hank Williams und Charlie Rich.
Vor einigen Jahren war der Name „Frontm3n“ noch komplett unbekannt. Doch Anfang 2016 trat diese Band - bestehend aus Pete Lincoln (bekannt von The Sweet und Sailor), Peter Howarth (bekannt von The Hollies) und Mick Wilson (bekannt von 10cc) - erstmalig auf, und die Redaktion Handmade vom FRK hatte die Ehre, dabei zu sein. Seither verfolgen wir den Werdegang der drei Herren. Live bieten sie unfassbar tolle Akustikversionen der Hits ihrer o.g. Herkunftsbands und auch Solo-Material. Dazu haben sich inzwischen auch viele Eigenkompositionen der Band gesellt. Getroffen haben sich die drei Sänger in den 90er Jahren, als sie alle zusammen in der Band von Sir Cliff Richard arbeiteten. Seither sind sie befreundet, und die Idee für „Frontm3n“ entstand vor einigen Jahren. Nach ersten kleinen Konzerten folgten größere Hallen, längere Tourneen, eine erste Live-DVD und unter anderem ein Auftritt in Berlin am Brandenburger Tor zum Jahreswechsel 2017/2018, der auch im TV übertragen wurde. Die Fangemeinde wächst stetig, und somit war auch das erste eigene Album nicht weit. Im November 2018 erschien ihr Album "All For One", auf dem neben einigen bekannten Hits der o.g. Bands, aus denen die „Frontm3n“ stammen, auch eigene Eigenkompositionen enthalten waren. Anfang 2020 wurde ihr Doppel-Live-Album „Up Close – Live 2020“ aufgenommen, das auch als DVD und Blu-Ray erhältlich ist. Und nun, im Oktober 2021, erscheint das brandneue Album „Enjoy The Ride“, auf dem erstmalig 12 komplett eigene Kompositionen enthalten sind.
In der „Langen Rille“ gibt es einen Querschnitt durch die Klangvielfalt dieser Band mit jeder Menge eigener Titel und auch Live-Impressionen aus den letzten Jahren. Darüber hinaus gibt es in der Sendung auch ein Interview mit Pete Lincoln, der einige zusätzliche Informationen zur Band und dem neuen Album „Enjoy The Ride“ gibt.
Zum 125. Geburtstag von Friedrich Hollaender (2 Folgen)
Söhne berühmter Väter haben es nicht immer leicht im Leben. Zu oft wird das Talent an dem des Vaters gemessen - oder es heißt gleich, bloß der Name mache die Musik.
Das hätte Friedrich Hollaender auch passieren können - immerhin war sein Vater der prominente Komponist, Pianist, Musikprofessor und Dirigent Victor Hollaender („Die Kirschen in Nachbars Garten“).
Doch Klein Fritze, am 18. Oktober 1896 in London geboren, wo sein Vater gerade an der Royal Opera Comique engagiert war, besaß selbst Talent genug. Schon mit viereinhalb Jahren überraschte er den Vater mit einer ersten Eigenkomposition (die Anekdote dazu hören Sie in Hollaenders eigenen Worten in der Sendung). Es folgten Privatunterricht sowie Studium am Sternschen Konservatorium - bei keinem Geringeren als Engelbert Humperdinck, der dort Victor Hollaenders Kollege war.
Über Fronttheaterauftritte im Westen gelangte er vom ernsten Fach endgültig zur Unterhaltungsmusik, dem Genre seines Vaters. Nach dem Kriege gründete er zusammen mit etlichen Größen der Szene (u.a.Tucholsky) ein Kabarett. Hier lernte er seine erste Frau kennen, die Diseuse Blandine Ebinger, mit der er als Klavierbegleiter auftrat und Platten aufnahm. In Charlottenburg hatte er mit dem „Tingel-Tangel“ eine eigene Bühne. In den Fußstapfen seines Vaters wandelnd, schrieb Friedrich Hollaender Revuen, die den Geist der 20er Jahre treffend spiegelten.
Schon für den Stummfilm, aber erst recht, als der Tonfilm aufkam, wurde Hollaender ein gefragter Filmkomponist - naheliegend, nachdem er schon in seiner Studienzeit im Kino als Pianist gearbeitet hatte und ihm nachgerühmt wurde, daß er ohne vorheriges Einstudieren das Wesen eines Films musikalisch passend erfassen könne.
Den Gipfelpunkt seines Ruhms dürfte er mit den Kompositionen zu Sternbergs „Blauem Engel“ erreicht haben, für den er Marlene Dietrich, mit der er auch Chansons aufnahm, die Hauptschlager auf den Leib schrieb. Dazu kommen wir am Ende der ersten und am Anfang der zweiten Ausgabe, die am 24.Oktober ausgestrahlt wird.
Er schrieb viele Filmschlager, trat auch selbst in Filmen auf und war Pianist bei einer der heißesten deutschen Kapellen jener Tage, den Weintraubs Syncopators, die er zumindest für die Schallplatte nominell auch leitete („Friedrich Hollaender und seine Jazzsymphoniker“).
Ende 1932, Anfang 1933 führte er bei dem Film „Ich und die Kaiserin“ sogar Regie. Es sollte sein letzter deutscher Film werden. Kurz nach der Machtergreifung der NSDAP ging er als Jude, nachdem er offen bedroht worden war, ins Exil. Nach einem Jahr Paris folgte 1934 der Sprung nach Hollywood. Im Gegensatz zu vielen andern Emigranten vermochte er sich dort trotz einer schwierigen Anlaufphase zu etablieren.
Endgültig kehrte Hollaender erst 1955 nach Deutschland zurück und arbeitete in München als Kabarett- und Revuekomponist. Auch für den Film war er weiterhin tätig, so schrieb er die Musik zu dem Fimlustspiel „Das Wirtshaus im Spessart“ und trat als Hotelkapellmeister in Billy Wilders Ost-West-Komödie „Eins, zwei, drei“ auf - eine Filmrolle, in der ihn wohl auch mancher Jüngere gesehen haben mag, ohne zu wissen, wessen Bild da über die Leinwand flimmerte.
1960 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen, daneben erhielt er mehrere Filmpreise.
Hollaender starb am 18. Januar 1976 in München, wo er auf dem Ostfriedhof auch beerdigt wurde.
Durch die zwei Ausgaben führt Thomas Sosna.
Paul Abraham
Die Operette ist tot. Macht nichts - wer will schon Anneliese Rothenberger mit saccharinsüß schmachtenden Geigenwäldern im Hintergrund hören?
Nichts von dem, was hier oben steht, stimmt.
Wirklich tot ist die Operette nicht, sie taucht auch in den letzten siebzig Jahren doch immer wieder auf den Spielplänen der Theater auf.
Daß sie aber nicht wahrgenommen wird, wie es ihr gebührt, macht schon etwas, denn keineswegs besteht die Operettenliteratur aus schwülstigen, streicherselig untermalten Koloraturgesängen. Im Gegenteil, in ihrer großen Zeit war die Operette jung, frech, unkonventionell und immer am Puls der Zeit, nahm sie neue musikalische Einflüsse wie etwa Ragtime und später Jazz auf und transformierte sie in eine dem damaligen Publikum verständliche Form. Dabei war sie nie simpel, so wie es Unterhaltungsmusik heute oft ist, sondern oft raffiniert ausgearbeitet, ungewöhnliche musikalische Einfälle verarbeitend, für die Darbietenden musikalische Herausforderung und Spielspaß zugleich.
Nebenbei: Auch Künstler wie Anneliese Rothenberger waren musikalisch durchaus nicht so hinterrangig, wie sie in den heute üblichen satirisch-ironischen Rückblicken gern dargestellt werden. Plattenfirmen und Fernsehen gaben allerdings dem Publikum, was es wollte (bzw. das, wovon sie glaubten, daß das Publikum es wolle). Über die Güte dieser Ansprüche wird sich allerdings wenig satirisch ausgelassen ...
Am Staatstheater Kassel erlebten wir im letzten Jahrzehnt recht gute Wiederaufnahmen von Operettenstoffen, aber demnächst findet auch in Darmstadt wieder einmal eine Wiederbelebung der Operette statt, die aus Fachkreisen mit viel Vorschußlorbeeren bedacht wird ob ihrer Rückbesinnung auf das eigentliche Wesen der Operette. Das ist Anlaß für unsere Sendung. Das Staatstheater Darmstadt bringt nämlich (Premiere am 5. November) die Operette „Ball im Savoy“ auf die Bühne. Sie ist das letzte große Werk (Uraufführung: 23. Dezember 1932) eines Komponisten, dessen Schaffen in Deutschland ein Paradebeispiel für die und gleichzeitig ein Abgesang auf die große Zeit der Operette ist.
Es handelt sich, der Kenner wird es am Titel festgestellt haben, um den ungarischen Komponisten Paul Abraham (in ungarischer Schreibweise Abráhám Pál).
Nur gut fünf Wochen nach der Premiere erfolgte die Machtergreifung der Nationalsozialisten. Abraham, der Jude war, floh zunächst nach Österreich. Zu seinem Schicksal, seinem Auf- und Verglühen am deutschen Operettenhimmel unter den damaligen Zeitumständen ließe sich noch sehr viel mehr sagen - dazu noch einiges in der Sendung.
Die Aufnahme des „Balls im Savoy“ in den Darmstädter Spielplan war Anlaß für diese Sendung, in der wir Lieder aus Abrahams früheren Operetten in zeitgenössischen Plattenaufnahmen vorstellen - dirigiert vom Komponisten selbst und mit den Sängern der Originalbestzungen.
Der Eindruck, den Sie vermutlich auch hier gewinnen werden, unterscheidet sich hoffentlich deutlich von der oben angerissenen heutigen Wahrnehmung dessen, was Operette ist und sein kann.
Durch eine Stunde wiederzuentdeckender (die obenstehenden Zuschreibungen wiederholen wir hier nicht, Sie können sie dort nachlesen) Musik begleitet Sie Thomas Sosna.
Heute bringt das FRK im Rahmen von „Die Lange Rille“ nochmals die dreistündige Sondersendung über Sänger und Komponist Pete Lincoln aus England - ursprünglich gesendet im Mai 2020. Pete Lincoln ist aktuell sowohl als Solokünstler als auch als Mitglieder der Band FRONTM3N unterwegs, und er hat bereits mit unzähligen namhaften Künstlern Studio und Bühne geteilt. Von 1996 bis 2006 war er Sänger bei Sailor, danach von 2006 bis Mai 2019 Sänger bei The Sweet. Ansonsten hat er im Laufe seiner Karriere als Gitarrist und Sänger mit namhaften Künstlern wie z.B. Sir Cliff Richard, Tina Turner, Shakin' Stevens oder Dannii Minogue zusammengearbeitet.
Aus der Zeit bei Cliff Richard entstand eine gute Freundschaft mit zwei Musiker-Kollegen, mit denen Pete vor knapp vier Jahren sein neustes Projekt namens „FRONTM3N“ an den Start gebracht hat. Die Band besteht aus ihm, Peter Howarth (bekannt von The Hollies) und Mick Wilson (bekannt von 10cc). Die drei bringen zusammen einzigartige Akustikversionen der Hits von The Sweet, den Hollies und 10 CC und noch vieles mehr auf die Bühne, dazu kommen eigene Songs mit dem ganz speziellen FRONTM3N-Charme.
Auch solo hat Pete einiges zu bieten, denn da hat er mit „Under Cover“, „Soul Searching“ und „Heartbeat“ bereits drei Soloalben herausgebracht. Solo kann man ihn bei seinen Konzerten als menschliche Jukebox erleben, der auf Zuruf mit Gitarre so gut wie alles singen kann.
In der Langen Rille bringen wir euch daher einen dreistündigen Querschnitt durch das weit gefächerte Talent von Pete mit seinen verschiedenen musikalischen Projekten von Sailor über The Sweet über FRONTM3N sowie seine Solo-Titel und noch einige Überraschungen. Darüber hinaus kommt natürlich auch der Künstler selbst zu Wort und erklärt einiges zu FRONTM3N, lustigen Höhepunkten seiner Musikkarriere und zur aktuellen Situation.
Aus seiner eigenen Band geworfen werden? Alan Lancaster ist das passiert: Als Status Quo 1986 nach längerer Pause wieder ins Studio gingen, um ein neues Album aufzunehmen, wurde der nach Australien ausgewanderte Bandgründer und Bassist Lancaster nicht mehr zu den Sessions eingeladen. Man hatte sich über die Jahre entzweit, der Rest der Band wollte ihn schlicht und einfach nicht mehr dabei haben – auch ein von ihm angestrengter Prozeß gegen seine ehemaligen Kollegen um die Namenrechte brachte nicht den gewünschten Erfolg. Status Quo gibt es heute immer noch (wenn auch in anderer Besetzung); Alan Lancaster ist am vergangenen Sonntag mit 72 Jahren gestorben.
Er war innerhalb der Band der lockere, sympathische Kumpeltyp, Liebling der Fans und der einzig echte “Rocker“ bei Status Quo. Die legendäre britische Heavy-Boogie-Band, die mit ihrem patentierten Sound über Jahrzehnte Erfolge feierte, wandelte souverän an der Grenze zwischen hartem Rock und eingängigen Pop-Melodien. Immer wieder gelang es ihnen, die beiden musikalischen Pole zu verschmelzen und daraus erfolgreiche Single-Hits zu basteln. Alan Lancaster, der gemeinsam mit Francis Rossi 1962 die Vorgänger-Band von Status Quo gegründet hatte, präferierte eindeutig den klassischen, harten Boogie-Rock – mit den Pop-Exkursionen der späteren Jahre konnte er sich nie so recht anfreunden. Die von ihm komponierten und gesungenen Quo-Songs waren immer eher von der härteren Sorte. Seit Beginn der 80er Jahre gab es zunehmend Unstimmigkeiten innerhalb der Gruppe – man war sich über die musikalische Ausrichtung nicht einig, Alkohol und Drogen taten ein übriges. 1986 waren die Gemeinsamkeiten restlos aufgebraucht, man ging getrennte Wege (siehe oben). Erst 2013 kam es zu einer Wiedervereinigung der klassischen Bandbesetzung. Man absolvierte eine Reihe von gemeinsamen Konzerten, obwohl Alan Lancaster damals bereits unheilbar an Multipler Sklerose erkrankt war. Anläßlich seines Todes zeichnen wir in der heutigen Sendung seine Karriere bei Status Quo nach – mit Schwerpunk auf den von ihm verfaßten Songs.
Seit eineinhalb Jahren gab’s in unserer Sendereihe „Kabarett live“ aus bekannten Gründen kein aktuelles Kabarettprogramm mehr – insofern ist das heute eine geradezu historische Sendung. Klar, daß wir zum Einstieg einen der ganz Großen des politischen Kabaretts im Programm haben: Arnulf Rating fegt wieder über die Bühnen der Republik. Er gilt als einer der wortgewaltigsten, originellsten und schlagfertigsten Politkabarettisten Deutschlands. Er wurde mit den wichtigsten Kabarettpreisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Hessischen Kabarettpreis für sein Lebenswerk. In allen einschlägigen Kabarettsendungen des deutschen Fernsehens ist er zu sehen, aber live vor Publikum aufzutreten ist seine Leidenschaft. Das tut er gern mit anderen Kollegen, zum Beispiel jährlich bei seinem legendären Politischen Aschermittwoch in Berlin. Doch Arnulf Rating solo zu erleben ist noch einmal etwas ganz Besonderes. Da ist er unschlagbar in seinem Element. Das ist unterhaltsam, abwechslungsreich und erfrischend politisch unkorrekt. Am Tag vor der Bundestagswahl war er im „Piazza“ in Vellmar zu Gast und hat sein aktuelles Programm präsentiert - natürlich auch wieder mit einer neuen Folge seiner Parade-Nummer „Rating liest BILD“.
Die 80er Jahre waren für Emmylou Harris eine höchst erfolgreiche Zeit: Ihr Album „The Ballad Of Sally Rose“ wurde als Country-Liederzyklus gefeiert, und gemeinsam mit ihren Kolleginnen Dolly Parton und Linda Ronstadt betrieb die ungekrönte Country-Queen zeitweise das kommerziell enorm ertragreiche „Trio“-Projekt. Gegen Ende des Jahrzehnts besann sich Emmylou dann aber wieder auf ihre Wurzeln in der traditionellen Country Music und scharte eine Reihe prominenter Bluegrass-Musiker um sich, mit denen sie als „Emmylou Harris And The Nash Ramblers“ auf Tournee ging. Kürzlich ist nun ein Live-Mitschnitt dieses Ensembles wieder aufgetaucht, der 1990 in Nashville entstand. Wir senden Auszüge aus diesem historischen Konzert, das Emmylou und ihre Band in absoluter Höchstform präsentiert.
Heute hören wir den zweiten Teil unserer kleinen Feature-Podcast-Reihe zum Thema Hartz IV. Im Mittelpunkt stehen diesmal die Pläne, die die Parteien in Sachen Sozialpolitik haben – im Wahlkampf spielt dieses Thema merkwürdigerweise nur eine untergeordnete Rolle. Und nach der in dieser Woche verkündeten Erhöhung der Fördersätze um ganze 3 Euro monatlich scheint es eher unwahrscheinlich, daß die Politik ihre restriktive Gangart grundlegend ändern wird. Das „Zwischenfunken“-Feature ist unter dem Titel „Wie wir leben, da guckt keiner hin“ auch als Podcast abrufbar.
Im zweiten Teil der Sendung feiern wir Hank Williams zu seinem 98. Geburtstag. Gut, das ist jetzt nicht direkt ein rundes Jubiläum, aber da der Geburtstag diesmal genau auf unseren heutigen Sendetermin fällt, wollen wir den „Shakespeare der Country Music“ ausgiebig würdigen – schließlich haben wir es hier mit einem der großartigsten und einflußreichsten Songschreiber aller Zeiten zu tun, der nicht nur durch seinen frühen Tod (er starb bereits 1953 mit 29 Jahren) zur Legende wurde. Heute beschränken wir uns mit den Jubelarien zunächst auf eine Stunde – aber in zwei Jahren, zum runden Jubiläum, werden wir natürlich mindesten eine Radio-Festwoche präsentieren.
Ruhrpott-Comedy ist immer noch „in“ – Künstler wie Herbert Knebel füllen seit Jahren die Hallen und Zelte, nicht nur in Nordrhein-Westfalen. „Tegtmeiers Erben“ begeistern mit ihrer ansteckenden Fröhlichkeit die Kabarett- und Comedy-Fans selbst in den hintersten Winkeln der Republik.
Zu den prominentesten Vertretern dieses speziellen Gattung zählt auch Doktor Stratmann, der als leibhaftiger Mediziner seit Mitte der 90er Jahre seine Profession auf die Kabarettbühne gebracht und dabei seine Berufskollegen oft heftig durch den Kakao gezogen hat. Mit seiner Kunstfigur „Jupp“ erlangte er Kultstatus und füllte in seiner Heimat an Rhein und Ruhr selbst die größten Hallen. Schon vor einiger Zeit hat sich Ludger Stratmann (so sein bürgerlicher Name) von der Bühne zurückgezogen, nun ist er mit 73 Jahren gestorben. Wir erinnern an ihn und senden einen Mitschnitt von 2004, als Doktor Stratmann beim „Sommer im Park“ das Zelt in Vellmar in Begeisterung versetzte.
Sicher, die Everly Brothers waren eigentlich immer irgendwie „country“. Sie entstammten einer Südstaaten-Musikerfamilie, die schon in den 40er und 50er Jahren auf diversen Country-Radiostationen zu hören war, und auch die beiden Brüder Don und Phil durften bereits in Kindertagen ans Mikro und ihren später weltberühmten zweistimmigen Harmoniegesang zum besten geben. Auch mit Beginn ihrer großen Karriere hatten die beiden Goldkehlchen deutlich mehr Bezüge zur Country Music als zum Rock’n’Roll, dem sie aus marktstrategischen Gründen offiziell zugerechnet wurden. Ihre musikalischen Wurzeln lagen ganz eindeutig im klassischen Close-Harmony-Gesang von Country-Pionieren wie den Blue Sky Boys oder den Louvin Brothers.
Nach mehreren Jahren des Erfolgs und nach etlichen Mega-Hits wie „Bye Bye Love“ oder „All I Have To Do Is Dream“ war die ganz große Ära der Everlys ab etwa Mitte der 60er Jahre vorbei – sie wurden, wie so viele ihrer amerikanischen Kollegen, von der britischen Beat-Invasion förmlich hinweggefegt. In dieser Situation besannen sich Don und Phil Everly ihrer musikalischen Wurzeln und wandten sich wieder stärker der Country Music zu. Drei der Alben, die zwischen 1966 und 1968 erschienen sind und die eine Brücke zwischen traditionellen Country-Klängen und dem psychedelischen Rock der 60er schlagen, wurden jüngst im Rahmen einer Dreifach-CD wiederveröffentlicht. Wir stellen die Edition vor.
(Anläßlich des Todes von Don Everly nehmen wir diese Sendung aus dem Jahr 2020 erneut ins Programm.)
Der Alkoholgenuß (und seine Folgen) auf Schallplatte, 1906 bis 1936
Dies vorweg: Keinesfalls wollen wir die Gefahren des Alkoholkonsums kleinreden oder gar zur Unmäßigkeit in dieser Angelegenheit anstiften. Ohne Frage ist Alkohol am falschen Platze und zur falschen Zeit eine Geißel der Menschheit.
Anderseits genießt diese Menschheit, um in Stimmung zu kommen oder aus kultischen Gründen (manchmal geht beides Hand in Hand), seit wohl 5.000 Jahren oder länger den vergorenen Saft verschiedenster Früchte. In vielen Gegenden war zudem Wein lange Zeit erheblich weniger gesundheitsgefährdend als das erhältliche, durch Verunreinigungen, Krankheitserreger oder Parasiten verdorbene Wasser. Wie der Lateiner sagt: Abusus non tollit usum - der Mißbrauch hebt den geordneten Gebrauch nicht auf.
Und hat nicht von jeher der - wohlgemerkt gelegentliche bzw. unabsichtliche, natürlich nicht der krankhafte - Mißbrauch seine komischen Seiten? Zumindest für den Beobachter aus sicherer Entfernung ...
Dies wußten auch die Komponisten, Textdichter und Schallplattenkünstler im ersten guten Drittel des 20. Jahrhunderts.
Schließlich sind auch die aktuellen Zeiten durchaus dazu angetan, gelegentlich ein wenig tiefer ins Glas zu blicken als üblich ...
In der aktuellen Ausgabe bringen wir Ihnen Schlager rund ums „gute Tröpfchen“, aufgenommen von der Kaiserzeit bis ins Olympiajahr 1936.
Durchdie Ausgabe begleitet Sie Thomas Sosna.
Der Russe Sergej M. Eisenstein (1898 - 1948) war nicht nur einer der größten Filmemacher des 20. Jahrhunderts, sondern auch ein einflussreicher Filmtheoretiker. Dabei beschäftigen sich seine Gedanken hauptsächlich mit einem Thema: der „Montage“. Was es damit auf sich ha,t besprechen wir in dieser Folge von Kinoglas. Herausarbeiten wollen wir dabei u.a., inwiefern man Eisensteins Theorie politisch verstehen muss und weshalb er so einflussreich war. Neben seinen Texten widmen wir uns hauptsächlich seinem Film „Panzerkreuzer Potemkin“ von 1925.
Zum 70. Todestag von Engelbert Milde
Der Schauspieler, Vortragskünstler, Pianist, Komponist und Textdichter Engelbert Milde, geboren am 16. Juni 1885 in Breslau, starb am 21. September 1951 in Berlin, also vor ziemlich genau 70 Jahren. (Andere Quellen nennen den 21. Mai 1951.)
Nachdem er zunächst den Schauspielerberuf ergriffen hatte, in dem er 1904 am Leipziger Krystall-Palast debütieren sollte, zog es ihn nach einem Engagenment am Kölner Millowitsch-Theater aufs Brettl, wo er seine wahre Berufung fand. Schon 1910 war er mit der großen Nummer „Tela + Pathi“ ein Begriff in der Varietészene.
1914 wurde er Direktor der Engelbert-Milde-Künstlerspiele am Weißen Hirsch in Dresden, später ebendort in der Zentral-Theater-Passage in der Prager Straße. Im Kurort Bad Kudowa in der Nähe seiner Heimatstadt Breslau rief er die Kurhauskünstlerspiele ins Leben. Er trat in allen namhaften Kabaretts seiner Zeit auf, ebenso am Funk. Dabei bevorzugte Milde kleine, intime Bühnen mit unmittelbarem Kontakt zum Publikum.
Oft reichten die Texte der von ihm vorgetragenen Couplets ins Frivole, was im reizvollen Kontrast zu seinem gutbürgerlichen Äußeren gestanden haben muß - gebracht wurden sie von einem untersetzten, soignierten Herrn mit Seitenscheitel und mit einem Monokel im linken Auge. Nicht ohne Grund wurde seine 1922 erstmals auf Platte erschienene Eigenkomposition „Ich brauch‘ Zigaretten, ich brauch‘ rotes Licht ...“ zu seinem Markenzeichen, das ihn die ganze Karriere hindurch begleiten und das er in etlichen Versionen aufnehmen sollte.
Am 1. Juli 1944 konnte er sein vierzigstes Bühnenjubiläum feiern, auch wenn er in dieser Zeit nicht mehr so prominent in Erscheinung trat wie noch fünfzehn Jahre vorher. Er schrieb weiter Kabarettnummern, so machte u.a. Hilde Seipp Plattenaufnahmen mit Chansons aus seiner Feder.
Sein fünfzigstes Jubiläum sollte er nicht mehr erleben - mit nur 66 Jahren starb er in Berlin.
Wie soviele Vertreter der gerade zwischen den Weltkriegen in hoher Blüte stehenden deutschen Kleinkunst ist auch Engelbert Milde heute weitgehend vergessenen. Wir würdigen ihn mit einer Auswahl seiner zahlreich eingesungenen Schallplatten der 20er Jahre, seiner wohl größten Zeit.
Durch die Sendung begleitet Sie Thomas Sosna.
Vor fast 20 Jahren erschütterte die damalige rot-grüne Bundesregierung unter SPD-Kanzler Schröder (und unter tatkräftiger Mithilfe des Finanzministers Hans Eichel) die Republik mit der sogenannten „Agenda 2010“, einer Reform der Sozialsysteme, die das Ziel hatte, mehr Menschen in Arbeit zu bringen und die öffentlichen Kassen zu entlasten. Ob dies tatsächlich gelungen ist, wer davon profitiert hat und wer welchen Preis dafür bezahlt hat, darüber gehen die Meinungen bis heute weit auseinander. Einen hohen Preis zahlte definitiv die SPD: Ihr Absturz in den letzten Jahren (der auch durch die aktuellen Umfragewerte nicht kompensiert wird) geht zu einem beträchtlichen Teil auf die damaligen Maßnahmen zurück. Im Rahmen einer Podcast-Reihe hat sich unser Kollege Simon Kiebel mit den Folgen und den Auswirkungen von Hartz IV vor allem für die Betroffenen beschäftigt – wir senden heute den ersten Teil.
Außerdem in der Sendung: Bericht über eine Rechtsextremismus-Ausstellung in Jena, die u.a. von Experten aus Kassel zusammengestellt wurde, sowie kritische Anmerkungen zum „Comeback“ von ABBA.
Musikalisch begleitet uns der legendäre jamaikanische Produzent und Komponist Lee „Scratch“ Perry, Mitbegründer von Reggae und Dub, der in der vergangenen Woche mit 85 Jahren gestorben ist.
Sicher, die Everly Brothers waren eigentlich immer irgendwie „country“. Sie entstammten einer Südstaaten-Musikerfamilie, die schon in den 40er und 50er Jahren auf diversen Country-Radiostationen zu hören war, und auch die beiden Brüder Don und Phil durften bereits in Kindertagen ans Mikro und ihren später weltberühmten zweistimmigen Harmoniegesang zum besten geben. Auch mit Beginn ihrer großen Karriere hatten die beiden Goldkehlchen deutlich mehr Bezüge zur Country Music als zum Rock’n’Roll, dem sie aus marktstrategischen Gründen offiziell zugerechnet wurden. Ihre musikalischen Wurzeln lagen ganz eindeutig im klassischen Close-Harmony-Gesang von Country-Pionieren wie den Blue Sky Boys oder den Louvin Brothers.
Nach mehreren Jahren des Erfolgs und nach etlichen Mega-Hits wie „Bye Bye Love“ oder „All I Have To Do Is Dream“ war die ganz große Ära der Everlys ab etwa Mitte der 60er Jahre vorbei – sie wurden, wie so viele ihrer amerikanischen Kollegen, von der britischen Beat-Invasion förmlich hinweggefegt. In dieser Situation besannen sich Don und Phil Everly ihrer musikalischen Wurzeln und wandten sich wieder stärker der Country Music zu. Drei der Alben, die zwischen 1966 und 1968 erschienen sind und die eine Brücke zwischen traditionellen Country-Klängen und dem psychedelischen Rock der 60er schlagen, wurden jüngst im Rahmen einer Dreifach-CD wiederveröffentlicht. Wir stellen die Edition vor.
(Anläßlich des Todes von Don Everly nehmen wir diese Sendung aus dem Jahr 2020 erneut ins Programm.)
Zum 60. Todestag von Tadeusz Faliszewski, Folge 2/2
In unserer Tanzparkett-Unterreihe „Der unbekannte Nachbar“ mit polnischen Aufnahmen der Schellack-Ära geht es erneut um Tadeusz Faliszewski, der am 2. September 1961 in Chicago verstarb, also vor recht genau 60 Jahren.
Am 20. Oktober - nach unterschiedlichen Quellen - 1893 oder 1898 in Zywiec, dem damaligen Saybusch (Österreich-Ungarn) als Sohn polnischer Eltern geboren, nahm er nach dem Schulbesuch in Lemberg am I. Weltkrieg und am polnisch-sowjetischen Krieg teil.
Sein Bühnendebüt hatte er 1922. Ab 1927 war er auf Schallplatten zu hören, zunächst als Solosänger, später auch als Mitglied im „Chor Warsa“ des Komponisten und Orchesterleiters Henryk Wars. Bis zur allmählichen Ablösung seiner Generation durch jüngere Sänger wie etwa Mieczyslaw Fogg stand er in höchster Publikumsgunst. Noch 1937 errang er bei einem Rundfunkwettbewerb den dritten Platz hinter Fogg und Stefan Witas.
Auch den II. Weltkrieg machte der als Reserveoffizier ausgeschiedene Sänger mit. Er geriet in deutsche Gefangenschaft und war von 1940 bis Kriegsende Häftling im Konzentrationslager Mauthausen.
Hernach wanderte er über England in die USA aus, konnte aber an seine Vorkriegskarriere nicht mehr anknüpfen - trotz des recht großen polnischstämmigen Bevölkerungsanteils in und um Chicago. Ebendort verstarb er, wie oben gesagt, am 2. September 1961.
Anknüpfend an den ersten Teil vom vorigen Sonntag, bringen wir im zweiten Teil für den polnischen Marktführer „Syrena Electro“ und dessen Unteretikett „Melodja“ eingesungene Platten aus der Zeit von 1931 bis kurz vor Kriegsbeginn. Am Schluß werden wir noch zu Faliszewskis Zeit im Exil kommen - die letzte Platte, die wir vorstellen wollen, wurde für das Emigranten-Etikett „Polonia“ aufgenommen, vermutlich 1957 in London. Hier ist Faliszewskis Stimme bereits hörbar gealtert.
Durchs Programm begleitet Sie Thomas Sosna.
Kann der Green (New) Deal das Klima retten?
Die Welt befindet sich in einer sich zuspitzenden Umwelt- und Sozialkrise.
Die ökologische Krise: Starkregen in Deutschland; verheerende Brände im Mittelmeerraum, in den USA und Sibirien; Auftauen der Permafrostböden, ...
Die soziale Krise: 2018 wuchs das Vermögen der Milliardäre um 12 Prozent an, das sind 2,5 Milliarden US-Dollar am Tag. Das Vermögen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung sank im gleichen Zeitraum um 11 Prozent. In den armen Ländern entstehen immer wieder neue Virusvarianten von COVID-19.
Weltweit werden Vorschläge diskutiert, wie der Kapitalismus ökologischer und sozialer gemacht werden kann. Bernie Sanders (USA), die EU, Bündnis90/Die Grünen u.a. legten unter dem Namen „Green (New) Deal“ Konzepte zum sozial-ökologischen Umbau des Kapitalismus vor.
Der Referent Bruno Kern von der „Initiative Ökosozialismus“ stellt die Grundgedanken des Green New Deals vor und zeigt anschließend, dass der GND die ökologische und soziale Krise der Welt nicht beenden kann. Seine aktuelle Veröffentlichung: "Das Märchen vom grünen Wachstum, Plädoyer für eine solidarische und nachhaltige Gesellschaft“; Rotpunkt-Verlag
Mitschnitt der Veranstaltung von DGB Dortmund und Attac Dortmund vom 23.8.2021
Sendetermin: „attac-Radio“, Dienstag, 14. September 2021, 21 Uhr
Heute begibt sich der „Themenwechsel“ mal wieder ins Museum: Zwei aktuelle Ausstellungen in Berlin haben wir besucht, von denen zumindest eine deutliche Bezüge zu Kassel hat. Im Deutschen Historischen Museum läuft seit einigen Wochen eine Schau, die sich mit der Geschichte der documenta befaßt. Dabei wird auch die Frage gestellt, inwieweit es nach dem Krieg – und seit der ersten documenta 1955 – tatsächliche einen Neuanfang im Kunstbetrieb gab oder ob nicht zumindest im personellen Bereich gewisse Kontinuitäten zu verzeichnen sind. Inzwischen ist ja bekannt, daß einige der documenta-Begründer bereits während des Dritten Reichs in Amt und Würden waren und daß sich die Prägungen aus dieser Zeit auch durchaus auf ihre Arbeit in der jungen Bundesrepublik auswirkten. Wir haben die Ausstellung besucht und berichten.
Ebenfalls in Berlin ist kürzlich – nach langer Bauzeit und verbunden mit beträchtlichen Kosten – das wiederaufgebaute Stadtschloß eröffnet worden, welches nun das sogenannte „Humboldtforum“ beherbergt. Auch hier kann man einige interessante Ausstellungen besichtigen – unter anderem geht es um die Geschichte der Nutzung von Elfenbein.
Schließlich widmen wir uns in der Sendung der Frage, welche Musik denn die Spitzenkandidaten der Parteien, die zur anstehenden Bundestagswahl antreten, bevorzugen. Und natürlich würdigen wir Charlie Watts, den kürzlich verstorbenen Schlagzeuger der Stones.
Man kann es sich noch nicht so recht vorstellen, aber die Ära Merkel geht in diesem Herbst tatsächlich zu Ende (wenn nicht noch etwas dazwischenkommt). Nicht nur die Politik wird dann auf die ewige Kanzlerin verzichten müssen, sondern auch das Kabarett. Über Jahrzehnte war „diese Frau“ (Zitat Edmund Stoiber) ein fester Bestandteil unzähliger Kabarettprogramme – auch solcher, die bei uns im FRK im Rahmen von „Kabarett live“ ausgestrahlt wurden. Klar, daß wir sie würdig verabschieden – mit einer kleinen Reihe. Wir blicken zurück auf 16 Jahre Merkel-Kanzlerschaft und wollen uns erinnern, wie die führenden Polit-Kabarettisten der Nation über die Jahre mit der Regierungschefin umgegangen sind.
Heute bringen wir eine Aufzeichnung aus dem Jahr 2010. Damals war Wilfried Schmickler in Vellmar zu Gast. Er galt – und gilt bis heute – als einer der bissigsten und scharfzüngigsten politischen Kabarettisten. Bekannt wurde er als Mitglied des Kölner „3gestirns“, bevor er als Solo-Kabarettist durchstartete und vor allem durch seine Fernsehauftritte (z.B. bei den „Mitternachtsspitzen“) große Popularität erlangte. Im März 2010 war er in Vellmar zu Gast, kurz nach der (ersten) Wiederwahl von Angela Merkel. Klar, daß die Kanzlerin in seinem Programm eine prominente Rolle einnimmt …..
Kürzlich starb mit Don Everly die zweite Hälfte des berühmten Brüderpaars, das mit seinen himmlischen Gesangsharmonien ganze Generationen von Fans verzückte und Legionen von Musikern geprägt hat. Kaum eine Band, die in den vergangenen 60 Jahren mit mehrstimmigem Satzgesang gearbeitet hat, war nicht in der einen oder anderen Form durch den Stil von Don und Phil Everly geprägt – die Beatles und Simon & Garfunkel sind hier nur die berühmtesten Namen. Aber auch die Everlys hatten natürlich ihre Vorbilder – und denen zollten sie bereits 1958, also kurz nach Beginn ihrer Weltkarriere, Tribut: Auf ihrem Album „Songs Our Daddy Taught Us“ interpretieren sie alte Country- und Folk-Standards, Western-Songs und Pop-Schlager aus früheren Jahrzehnten – die Musik also, mit der sie aufgewachsen sind und die ihre eigene musikalische Entwicklung geprägt hat. In Erinnerung an den jüngst im Alter von 84 Jahren verstorbenen Don Everly (Bruder Phil starb bereits 2014) stellen wir dieses wegweisende Album heute ausführlich vor – und wir hören natürlich auch die Originale der Songs.
Zum 60. Todestag von Tadeusz Faliszewski, Folge 1/2
In unserer Tanzparkett-Unterreihe „Der unbekannte Nachbar“ mit polnischen Aufnahmen der Schellack-Ära geht es diesmal um einen der beliebtesten polnischen Sänger der Vorkriegszeit.
Es handelt sich um Tadeusz Faliszewski, der am 2. September 1961 in Chicago verstarb, also vor recht genau 60 Jahren.
Am 20. Oktober - nach unterschiedlichen Quellen - 1893 oder 1898 in Zywiec, dem damaligen Saybusch (Österreich-Ungarn) als Sohn polnischer Eltern geboren, nahm er am I. Weltkrieg teil.
Sein Bühnendebüt hatte er 1922. Ab 1927 war er auf Schallplatten zu hören, zunächst als Solosänger, später auch als Mitglied im „Chor Warsa“ des Komponisten und Orchesterleiters Henryk Wars. Bis zur allmählichen Ablösung seiner Generation durch jüngere Sänger wie etwa Mieczyslaw Fogg stand er in höchster Publikumsgunst. Noch 1937 errang er bei einem Rundfunkwettbewerb den dritten Platz hinter Fogg und Stefan Witas.
Auch den II. Weltkrieg machte der als Reserveoffizier ausgeschiedene Sänger mit. Er geriet in deutsche Gefangenschaft und war von 1940 bis Kriegsende Häftling im Konzentrationslager Mauthausen.
Hernach wanderte er über England in die USA aus, konnte aber an seine Vorkriegskarriere nicht mehr anknüpfen - trotz des recht großen polnischstämmigen Bevölkerungsanteils in und um Chicago. Ebendort verstarb er, wie oben gesagt, am 2. September 1961.
Im ersten Teil bringen wir Platten aus der Zeit von Anfang 1929, als das elektrische Aufnahmeverfahren auch von den in Polen einheimischen Firmen eingeführt wurde, bis Anfang 1931. Zunächst sang Faliszewski meist zu Klavier- und Geigenbegleitung, bald aber auch mit größeren Ensembles.
Aufnahmen der späteren Vorkriegsjahre sollen im 2. Teil am kommenden Sonntag folgen.
Durchs Programm begleitet Sie Thomas Sosna.
Heuschrecken, Maden, Milben oder auch Würmer – was uns Mitteleuropäer eher abschreckt, kommt anderswo in den Kochtopf und auf den Tisch. Das Disgusting Food Museum präsentiert Lebensmittel aus aller Herren Länder, die man in unserer westlichen Kultur vermutlich nicht unbedingt als Delikatessen bezeichnen würde (außer vielleicht in sündhaft teuren Edel-Restaurants). Aber man muß sich tatsächlich mit dem unangenehmen Gedanken anfreunden, daß diverse Arten von Ungeziefer anderen Kulturen als Nahrungsmittel dienen – welche genau, das erfährt man in dem Berliner Museum, das für ganz besonders Wagemutige auch ein Probesortiment ungewöhnlicher Leckereien bereithält. Die Zwischenzeit-Redaktion hat sich mutig ans Werk gemacht und im Anschluß an den Museumsbesuch einige der Spezialitäten verkostet – ob sich der eine oder andere Magen bei dieser Gelegenheit umgedreht hat, werdet ihr in der Sendung erfahren.
In dieser Ausgabe von frei² gibt es noch einmal einen Teil der Supafeed-Retrospektive, mit dem dann in Richtung einer Sendenacht im Freien Radio Kassel vorgearbeitet wird.
Es gibt wohl keinen wie ihn in der deutschen Musiklandschaft. Seit den 1980er Jahren hat der gebürtige Walsumer und Wahlberliner bei etlichen Produktionen anderer Musiker mitgewirkt, ob nun als Instrumentalist, Songschreiber, Komponist oder Arrangeur. Klaus Lage zählt dazu, Albert Mangelsdorff und André Herzberg, Ulla Meinecke und Annett Louisan, Wiglaf Droste, Axel Prahl und ganz lange Zeit Stoppok. Hinzu kommen etliche eigene Veröffentlichungen. Nun wird "der mit der Gitarre", der auch an den Tasten eine gute Figur macht, fünfundsechzig. Wenn das kein Anlass für ein Portrait ist!
Charlie Watts; vielen bekannt als Drummer der Rolling Stones, war seit den 1980er-Jahren festes Mitglied einiger Jazz-Formationen und ist leider am 24.8.2021 verstorben. Er galt als einer der besten Schlagzeuger unserer Zeit und als der „Gentleman des Rock“; außerdem war er wahrscheinlich auch einer bestgekleideten Rockmusiker aller Zeiten! Er war das Herz und die Mitte der Rolling Stones.
Aber heute gibt es Jazz vom Feinsten; mit Charlie Watts.
Playlist ab ca. 20 Uhr.
Playlist: https://open.spotify.com/playlist/6IumoBMXiYcXWMGtF7OVar
In dieser Sendung beginnen wir mit einer Platte aus dem Jahre 1931 in der Vorswingzeit. Wenn wir aber auch zeitlich bis zum Jahre 1946 kommen, werden wir dem damals aktuellen Bebop nicht begegnen, da wir uns stilistisch auf Platten beschränken, die den älteren Klangidealen bis zum Swing treu bleiben bzw. diese im Rahmen des Dixieland-Revivals wieder neu heraufbeschwören.
Neben Größen des Jazz, die auch heute noch bekannt sind, wie z.B. der gleich auf der ersten Platte zu hörende Cab Calloway, den vielleicht auch jüngere Hörer aus dem Film „Blues Brothers“ kennen, bringen wir auch Platten weniger bekannter Orchester.
So tauchen in dieser Ausgabe wieder einmal die New Orleans Rhythm Boys des (auch wirklich aus New Orleans stammenden!) Kreolen Joseph Robechaux aus der Versenkung auf - eine Jazzband, die nach leider nur zwei Aufnahmesitzungen mit insgesamt 26 Plattenseiten (wovon die vier der zweiten Sitzung auch noch unveröffentlicht blieben) für uns Heutige, denen nur die Platten bleiben, wieder von der Bildfläche verschwand.
Es folgt eine Platte mit Red Norvo, einem Xylophonisten und Vibraphonisten, der auch auf die europäischen Jazzer stilbildend wirkte. Nicht nur er war auch außerhalb Amerikas beliebt - auch der in dieser Sendung von ihm gebrachte Filmschlager war ein Welthit.
An der Entwicklung der moderneren Jazzstile sollte die nächste Truppe nicht ganz unbeteiligt bleiben - sie wirkte Anfang der 40er in „Minton's Playhouse“ in New York an der Entstehung des Bebop mit. Der Tenorsaxophonist Bud Freeman nahm in dieser Zeit für das kleine Etikett „Commodore“ auf, das vom New Yorker Plattenhändler Milt Gabler ins Leben gerufen worden war, der auch Musik nach seiner eigenen Vorstellung verkaufen wollte. Hier, im Jahre 1939, hören wir Freeman mit seinem „Summa Cum Laude Orchestra“ noch eher traditionelle Töne für die Untermarke „Bluebird“ der Victor Record Co. einspielen.
Anschließend stellen wir den Pianosolisten Billy Kyle vor. Auch ihn nahmen sich sicher einige europäische Klavierspieler zum Vorbild, wenn man einmal seine Aufnahmen mit denen vergleicht, die einige Zeit später z.B. auch in Deutschland herauskamen.
Ina Ray Hutton hatte in den 30er Jahren eine Damenkapelle geleitet - ganz so, wie man es aus dem Film „Manche mögen's heiß“ kennt. Größere Erfolge hatte die talentierte Sängerin allerdings etwas später als zwar weniger begabte Dirigentin, aber gute Managerin einer aus Herren (allesamt unbekannten jungen Musikern, die aber ganz offensichtlich einiges von ihrem Beruf verstanden!) bestehenden Swingband, mit der sie in den 40er Jahren in den USA auftrat.
Bob Zurke ist Jazzfans kein Unbekannter - er war Pianist bei den für Decca aufnehmenden Bob Cats von Bing Crosbys Bruder Bob - und galt als große weiße Jazzhoffnung. Unter eigenem Namen arbeitete er für die Victor. Wir hören den 1944 im Alter von gerade einmal 32 Jahren viel zu früh an einer Lungenentzündung Verstorbenen mit zwei Aufnahmen seiner Delta Rhythm Band.
Rex Irving's Modern Men Of Music zeigen uns, was sie im Jahre 1940 für modern hielten. Die Kapelle war eine Truppe, deren Leiter nur als Pseudonym exisiterte. Sein richtiger Name ist Irving Riskin, er war nebenbei der Pianist der Band. Im modischen Swingtempo bringt sie mit „The Acrobat“ einen alten Klassiker, der, als Walzer gespielt, heute noch als Standard zur Zirkusmusik gehört, während der „Babushka Hop“ ganz offensichtlich den geglückten Übergang vieler Osteuropäer aus der Alten in die Neue Welt illustriert.
Anschließend unternimmt Phil Harris mit uns eine musikalische Zeitreise vom Blues über den Ragtime bis hin zur Swing-Jamsession des Jahres 1937.
Gleichsam die Umkehrung dieser Fahrt erleben wir auf der letzten Platte: Hier finden wir die obenerwähnte Rückbesinnung auf den alten Stil in einer Zeit, in der sich langsam, aber unaufhaltsam der Abschied von Tanzbarkeit und Tonalität im Jazz schon ankündigte. In die US-Provinz, für die der Ortsname Oshkosh durchaus symbolisch steht, entführen uns die Oshkosh Serenaders des Kornettisten Bob Anderson zum guten Schluß mit zwei Nachkriegsaufnahmen, die keine sein wollen. Sie entstanden in Hollywood für das unabhängige Etikett Jump.
Matrizennummern in spitzen Klammern; nach Aufnahmeort und -datum Bestellnummer der Platte.
Abkürzungen der Plattenmarken: BB - Bluebird, De - Decca, Od - Odeon, OK - OKeh, Vic - Victor, Voc - Vocalion. Alle übrigen Marken ausgeschrieben.
Note to English-speaking listeners:
Matrix No.s in acute brackets, recording place and time in ordinary brackets, according to German scheme DD.MM.YY, after this record label and order No.
Abbreviations of record companies as shown in the German text above, all other labels are given in full.
Durch unsere Sendung begleitet Sie Peter Michael.
Wir bringen:
Cab Calloway
Farewell Blues (Schoebel) <> (voc. CC)
Mood Indigo (Ellington) <> (NY, 09.3.31)
Joseph Robechaux and his New Orleans Rhythm Boys
After Me The Sun Goes Down (Robechaux) (voc. Alfred Guishard or Walter Williams)
<13860-2> (NY, 23.8.33) Voc 2610 A
Red Norvo (voc. Trio)
Polly Wolly Doodle (Clare - de Sylva) <60301 A> (NY, 06.01.36)
The Wedding Of Jack And Jill (Coots - Gillespie - Grunauer) <60318 A> (NY, 08.01.36) Od 283.014
Bud Freeman and his Summa Cum Laude Orchestra
I Found A New Baby (Palmer - Williams) <->
Easy To Get (Gowans - Freeman) <-> BB 10370 (NY, 19.7.39)
Billy Kyle (piano) with Rhythm Accompaniment (Dave Barbour, g; Martin Kaplan, sb; O'Neill Spencer, d)
Between Sets (Kyle) <65628 A>
Fishin' Up A Date (Kyle) <65629 A> De 2470 (NY ,23.5.39)
Ina Ray Hutton and her Orchestra
Nobody's Sweetheart (Kahn - Erdman - Meyers - Schoebel) <30876-2>
Back In Your Own Backyard (Al Jolson - Rose - Dreyer) <30877-2> OK 6380 (NY 16.7.41)
Bob Zurke and his Delta Rhythm Band
Somebody Told Me (Gordon - Nemo) (voc. Evelyn Poe) <043995-2>
Holy Smoke (Mercer - Marsh) (voc. Gus Ehrman) <043998-1> (NY, 15.12.39) Vic 26446
Rex Irving's Modern Men Of Music
The Acrobat (-) <1336> (NY, Feb. 40)
Babushka Hop (-) <1568> (NY, Apr. 40) Elite 5035
Phil Harris and his Orchestra
Jammin' (Coslow) (voc. Phil Harris) <LA 1324-B> (LA, 31.3.37) Voc 3533
Bob Anderson's Oshkosh Serenaders
September In The Rain (Dubin - Warren) <RL 8794>
I'm Gonna Sit Right Down And Write Myself A Letter (Young - Ahlert) <RL 8793> (Hollywood, 06.7.46) Jump 17
Es gibt wohl keinen wie ihn in der deutschen Musiklandschaft. Seit den 1980er Jahren hat der gebürtige Walsumer und Wahlberliner bei etlichen Produktionen anderer Musiker mitgewirkt, ob nun als Instrumentalist, Songschreiber, Komponist oder Arrangeur. Klaus Lage zählt dazu, Albert Mangelsdorff und André Herzberg, Ulla Meinecke und Annett Louisan, Wiglaf Droste, Axel Prahl und ganz lange Zeit Stoppok. Hinzu kommen etliche eigene Veröffentlichungen. Nun wird "der mit der Gitarre", der auch an den Tasten eine gute Figur macht, fünfundsechzig. Wenn das kein Anlass für ein Portrait ist!
Vor allem Ende der 20er Jahre war der Sänger, Pianist und Komponist Austin Egen aus der deutschen Kleinkunstszene nicht wegzudenken. Nicht nur eigene Plattenaufnahmen, wie wir sie in dieser Sendung vorstellen, machten ihn populär, denn darüber hinaus ist er Urheber mehrerer Dutzend bekannter Schlager.
Bisher nahm man an, er sei Amerikaner deutsch-österreichisch-holländischer Herkunft gewesen und mit seiner Mutter bei deren Rückkehr nach Europa mit hierher eingewandert.
Die neueste Forschung ergibt nun ein anderes Bild: Egen ist nicht in Milwaukee als Austin Guy Monroe Egen geboren, sondern am 28. März 1897 in Graz als August Guido Maria Meyer. Er war der Sohn einer österreichischen Schauspielerin und eines deutschen Theaterdirektors. Nachdem er mit der Muter 1911, hier unter dem Nachnamen Meyer-Eigen, nach Amerika ausgewandert war, wohin sein Vater, August Meyer-Eigen, 1912 nachzog, erschleicht er sich mehr oder minder die US-Staatsbürgerschaft - mit Hilfe falscher Angaben der Mutter, hauptsächlich wohl, um den deutschfeindlichen Anwandlungen der Amerikaner nach Kriegseintritt der USA zu entgehen. Er wurde zur US-Luftwaffe eingezogen und in Texas stationiert. Zum Einsatz kam er nicht. Nach Kriegsende bereiste er unter Beibehaltung seiner US-Staatsbürgerschaft als Kaufmann Europa, kehrte aber zunächst wieder in die USA zurück. 1922 kam er, diesmal endgültig, nach Europa zurück und versuchte sein Glück zunächst in Wien, wo er der Gesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger (AKM) beitrat. Hierbei gab er zu seiner Herkunft eine selbstgestrickte Legende als US-Amerikaner an. Später, von 1924 bis 1932 lebte er in Berlin.
Ungeachtet der Wirren um seine Herkunft brachte er aus Amerika hervorragende englische Sprachkenntnisse und das musikalische Stilempfinden der Zeit mit, das er zunächst als Pianist z.B. in der Jazzband von Eric Borchard nutzbringend anwenden konnte. Für die kleine Plattenfirma Acme spielte er Klaviersoli ein, wobei er sich auch als sich selbst begleitender Sänger betätigte. Für das damals noch angewandte akustische Aufnahmeverfahren waren dieser Stil und vor allem Egens Stimme allerdings eher ungeeignet.
Sein Durchbruch als Schallplattenkünstler kam mit seinem Engagement bei der Electrola, dem deutschen Ableger der englischen His Master’s Voice. Diese 1926 ins Leben gerufene Firma nahm in Deutschland von Anfang an elektrisch auf, während die Konkurrenz sich noch in der Umstellungsphase befand. Egen war ab 1927 für die Electrola aktiv.
Nach zwei Aufnahmen für Acme wird daher auch die ganze Sendung ausschließlich Electrola-Aufnahmen enthalten.
1932 ging der Roehr-Verlag, bei dem Egen als Komponist unter Vertrag stand und in dem er seit 1928 als Geschäftsführer tätig gewesen war, bankrott. Egen zog nun in die Heimat seiner Mutter, das österreichische Frohnleiten. 1933 reiste er ein letztes Mal nach Berlin, um als Refrainsänger bei der Kristall-Schallplatte zu wirken, wie schon einige Zeit zuvor.
Auch in Wien machte Egen noch Plattenaufnahmen, allerdings war es im Vergleich zu Berlin mit seiner großen Popularität vorbei. Wie schon in der letzten Berliner Zeit fungierte er als bloßer Refrainsänger, besonders für das Orchester Heinz Sandauer. Eigene Kompositionen fehlten nun im Repertoire
Am 18. August 1941 starb Austin Egen, erst 44 Jahre alt, an seinem Wohnort Frohnleiten an Leberzirrhose - ein tragisches, aber typisches Musikerschicksal jener Zeit, denn der anstrengende Lebenswandel und das feierfreudige Umfeld führten auch etliche seiner Kollegen in den Alkoholismus.
Was Austin Egen uns an Plattenaufnahmen hinterlassen hat, zählt ganz gewiß zu den Schätzen aus dem großen Repertoire der Kleinkunstplatten der Weimarer Republik.
Durch die Sendung begleitet Sie Thomas Sosna.
Nach einem eigenen DJ-Set Ende Juni 2021 featured frei² dieses Mal den ersten so genannten SUPAMIX von 2008 im Rahmen seiner SUPAFEED-Retrospektive. Dieses Set wurde im Juli 2008 vom SUPAFEED-Künstler Da Pickup Artists veröffentlicht und enthält deep-housige Klänge der Künstler Levelheads, Morgenklang, Steve Gerano und Steffen Baldo. Die 15 Veröffentlichungen des ehemaligen Netlabels sind im Internet Archive zu finden, frei² stellt dazu einen Kurzlink zur
Verfügung: https://freihoch2.de/www.supafeed.net
California-Ramblers-Kleingruppen der 20er Jahre
Ein bekanntes großes Jazzorchester, eine der frühen Bigbands, waren die California Ramblers. Sie existierten von 1921 bis in die frühen 30er Jahre und bestanden aus lauter erstklassigen Solisten.
Doch der Jazz war in seinen frühen Jahren eine Angelegenheit von zumeist Fünfer- oder Siebenergruppen gewesen, und dies bot mehr Freiraum für Improvisation als ein größerer Klangkörper, der im Vergleich straffer geführt werden mußte. Auch das Publikum schätzte weiterhin diese Kleingruppen, vor allem natürlich die frühen Jazzfans, aber auch die Tänzer, die zu heißeren Rhythmen, als eine Bigband sie damals bot, eine Sohle aufs Parkett legen wollten. So kam es, daß fast jedes Orchester, das sich in den 20er Jahren zur Bigband hinentwickelte, weiterhin „Ableger“ im Kleingruppenformat unterhielt.
Die California Ramblers, ein vielbeschäftigtes Studioorchester, das unter diversesten Pseudonymen auf fast allen Plattenmarken der Zeit zu hören war, machten da keine Ausnahme.
Diese Kleingruppen unterschiedlicher Größe firmierten z.B. als Varsity Eight, University Six, Goofus Five und unter etlichen andern Bezeichnungen. Einen charakteristischen, eigenen „Sound“ weisen jedoch alle Aufnahmen auf, nicht zuletzt durch die stete Präsenz des hochkarätigen Baßsaxophonisten Adrian Rollini.
Wir bringen Platten der Jahre 1923 bis 1927.
Durch die Sendung geleitet Sie Peter Michael.
Eigentlich sind es fast schon 51 Jahre – das legendäre Dreifach-Album erschien im November 1970. Mit etwas Verspätung wurde jetzt eine Neuausgabe des Meisterwerks von George Harrison veröffentlicht – eine Box mit insgesamt 5 CDs und einer Blueray, die wir heute in der Sendung ausführlich vorstellen.
George galt immer als der „stille Beatle“, der sich ein wenig im Hintergrund hielt und – als Jüngster in der Gruppe – von den „Bandleadern“ Lennon und McCartney nie so ganz als gleichberechtigter Partner akzeptiert wurde. So durfte er zu den Beatles-Alben jeweils nur eine oder zwei Kompositionen beisteuern; viele von ihm verfaßte Songs wurden von den Bandkollegen abgelehnt. So kam es, daß George nach dem Ende der Gruppe im Frühjahr 1970 auf eine beachtliche Zahl an unveröffentlichten Songs zurückgreifen konnte. Daraus entstand im Lauf des Sommers und Herbstes im Studio (mit Hilfe prominenter Freunde wie Eric Clapton, Ringo Starr oder Dave Mason) unter der Regie von Produzenten-Legende Phil Spector ein opulentes Dreifach-Album, das zu einem gigantischen Erfolg wurde – es erreichte sowohl in England als auch in den USA die Spitze der Charts und verkaufte sich millionenfach. Zur Überraschung der Fans und Fachleute – niemand hatte damit gerechnet, daß ausgerechnet George von allen vier Beatles den besten Start in die Solokarriere hinlegen würde. Die ausgekoppelte Single „My Sweet Lord“ geriet zu einem absoluten Pop-Klassiker und war eine der meistverkauften Platten der damaligen Zeit.
Nun also erscheint das Werk in einer opulenten CD-Box, die neben einer Neuabmischung des Originalalbums auch etliche unveröffentlichte Aufnahmen aus den damaligen Studiosessions enthält – hauptsächlich Demo-Versionen und Alternative-Takes der Stücke vom Album, aber auch einige Songs, die vorher weitgehend unbekannt waren. Wir hören etliche der Aufnahmen und zeichnen die Entstehungsgeschichte des Albums nach.
Als “Mutter aller Benefiz-Konzerte“ gilt die Veranstaltung, die vor ziemlich genau 50 Jahren für weltweite Aufmerksamkeit sorgte. Eigentlich waren es zwei Konzerte, die am 1. August 1971 über die Bühne des Madison Square Garden in New York gingen. Der Ticket Vorverkauf lief dermaßen gut, daß man sich entschloß, am gleichen Tag ein weiteres Konzert in der 20.000 Besucher fassenden Halle anzubieten. Beide Shows waren in kürzester Zeit ausverkauft.
Kein Wunder: Auf der Bühne standen mit Eric Clapton, Bob Dylan, Ringo Starr, Leon Russell, Billy Preston und weiteren Top-Musikanten einige der populärsten Rockstars der damaligen Zeit. Und George Harrison, der das Mega-Event auf die Beine gestellt hatte, war natürlich auch dabei – ebenso wie Ravi Shankar, der berühmte indische Sitar-Virtuose, der George auf die katastrophale Situation der Bevölkerung in Bangla Desh aufmerksam gemacht hatte. Sie alle traten kostenlos auf, um für die Einwohner des von Flutwellen und Bürgerkrieg gebeutelten Landes in Ostasien Hilfsgelder zu organisieren. Das Konzert wurde zu einem gigantischen Erfolg; im Lauf der Jahre wurden durch Eintrittsgelder, Plattenverkäufe und Filmrechte etliche Millionen Dollar für den „guten Zweck“ eingespielt. Wir hören heute in der Sendung Mitschnitte dieser legendären Veranstaltung und erfahren einiges über ihre Entstehung und Wirkung sowie über die beteiligten Musiker.
Jazz und Hotdance der Jahre 1925 - 1931 auf Columbia-Untermarken, Folge 1/ 2021
Die in der kommenden Ausgabe gebrachten Platten erschienen auf Untermarken der Columbia, z.B. Harmony, Velvet Tone oder Diva.
Die Columbia verwendete hier ihre erst 1923 neubeschaffte akustische Aufnahmeapparatur noch bis ins Jahr 1929 weiter, nachdem die Hauptmarke Columbia bereits in der ersten Hälfte des Jahres 1925 als eines der ersten großen Etiketten in Amerika auf das elektrische Verfahren umgestellt werden war.
Die Platten wurden billiger angeboten als die unter der Hauptmarke erscheinenden. Die Tatsache, daß die Aufnahmen bereits bei Erscheinen technisch veraltet waren, dürfte die angepeilte Käuferschicht kalt gelassen haben, da sie wohl zumeist eher ältere oder einfachere Abspielgeräte besaß. Womöglich gab es auch Käufer, denen der Klang der neuen elektrischen Aufnahmen zu „spitz“ war, da sie sich über Jahrzehnte an den Trichterklang gewöhnt hatten. Für diese These spricht ein durchaus ähnliches Phänomen aus späterer Zeit. Auch bei Einführung des UKW-Rundfunks blieben etliche Hörer auch auf dem neuen Gerät mit UKW-Teil beim Mittelwellenempfang - oder stellten beim UKW-Hören die Klangblende auf „dunkel“.
Musikalisch sind aber die Aufnahmen ein Spiegel ihrer Zeit, des „Jazz Age“ oder eben der „Roaring Twenties“. Bekannte Tanzorchester, die auch auf der Hauptmarke zu hören waren, spielten hier teilweise unter Pseudonym. Aber die „Pseudonymitis“ grassierte in fast allen Plattenfabriken der 20er ohnehin, um dem Käufer ein größeres Repertoire vorzugaukeln.
1929 war das letzte „akustische“ Jahr in den Columbia-Studios, danach wollte man auch den Käufern der preiswerten Platten wohl nicht mehr das bisherige, im direkten Vergleich doch eingeschränkte Klangbild zumuten - oder es war schlicht unrentabel und schwierig geworden, ein Studio völlig abweichend von den nun üblichen Bedingungen zu betreiben, auf die sich auch die Musiker inzwischen umgestellt hatten.
Sie hören Platten der Jahre 1925 bis 1931, also auch elektrische Aufnahmen, die aber musikalisch noch in die Vorswingzeit, eben das Jazz Age, gehören. Bis die Columbia im Laufe der Wirtschaftskrise ihr Programm straffen mußte, erschienen die preiswerten Unteretiketten weiter.
Durchs Programm führt Peter Michael.
Jazz und Hotdance der Jahre 1925 - 1931 auf Columbia-Untermarken, Folge 1/ 2021
Die in der kommenden Ausgabe gebrachten Platten erschienen auf Untermarken der Columbia, z.B. Harmony, Velvet Tone oder Diva.
Die Columbia verwendete hier ihre erst 1923 neubeschaffte akustische Aufnahmeapparatur noch bis ins Jahr 1929 weiter, nachdem die Hauptmarke Columbia bereits in der ersten Hälfte des Jahres 1925 als eines der ersten großen Etiketten in Amerika auf das elektrische Verfahren umgestellt werden war.
Die Platten wurden billiger angeboten als die unter der Hauptmarke erscheinenden. Die Tatsache, daß die Aufnahmen bereits bei Erscheinen technisch veraltet waren, dürfte die angepeilte Käuferschicht kalt gelassen haben, da sie wohl zumeist eher ältere oder einfachere Abspielgeräte besaß. Womöglich gab es auch Käufer, denen der Klang der neuen elektrischen Aufnahmen zu „spitz“ war, da sie sich über Jahrzehnte an den Trichterklang gewöhnt hatten. Für diese These spricht ein durchaus ähnliches Phänomen aus späterer Zeit. Auch bei Einführung des UKW-Rundfunks blieben etliche Hörer auch auf dem neuen Gerät mit UKW-Teil beim Mittelwellenempfang - oder stellten beim UKW-Hören die Klangblende auf „dunkel“.
Musikalisch sind aber die Aufnahmen ein Spiegel ihrer Zeit, des „Jazz Age“ oder eben der „Roaring Twenties“. Bekannte Tanzorchester, die auch auf der Hauptmarke zu hören waren, spielten hier teilweise unter Pseudonym. Aber die „Pseudonymitis“ grassierte in fast allen Plattenfabriken der 20er ohnehin, um dem Käufer ein größeres Repertoire vorzugaukeln.
1929 war das letzte „akustische“ Jahr in den Columbia-Studios, danach wollte man auch den Käufern der preiswerten Platten wohl nicht mehr das bisherige, im direkten Vergleich doch eingeschränkte Klangbild zumuten - oder es war schlicht unrentabel und schwierig geworden, ein Studio völlig abweichend von den nun üblichen Bedingungen zu betreiben, auf die sich auch die Musiker inzwischen umgestellt hatten.
Sie hören Platten der Jahre 1925 bis 1931, also auch elektrische Aufnahmen, die aber musikalisch noch in die Vorswingzeit, eben das Jazz Age, gehören. Bis die Columbia im Laufe der Wirtschaftskrise ihr Programm straffen mußte, erschienen die preiswerten Unteretiketten weiter.
Durchs Programm führt Peter Michael.
Hawaiian Swing in Europe
Hawaii als Interessenssphäre (und lange später schließlich Bundesstaat) der USA rückte Ende des 19. Jahrhunderts in den Blickpunkt der Nordamerikaner und der Europäer. Exotische Phanasien von idyllischen, unverdorbenen Südseeparadiesen waren und blieben en vogue. Man interessierte sich auch für das wohl am leichtesten aus einer in eine andere Gesellschaft zu verpflanzende Gebiet, nämlich die Musik.
Dieses Interesse ging in beide Richtungen - nachdem Hawaiimusik in Amerika und Europa populär geworden war (den wohl bekanntesten Schlager des Genres, Aloha Oe, hatte sogar die letzte hawaiianische Königin Liliuokalani geschrieben), nahmen die hawaiianischen Musiker Ragtime- und später Jazzeinflüsse in ihr Schaffen auf.
So bildete sich ein neuer Stil heraus, der sogar innovatorisch wirkte - der breite Einsatz der elektrisch verstärkten Gitarre, der heute Grundbestandteil der meisten populären Musikstile ist, nahm zeitgleich auch in der Country-Musik, aber vor allem hier seinen Anfang.
In dieser Ausgabe hören Sie eine Auswahl an europäischen Aufnahmen. Diese entstanden z.T. bereits in den 30ern, vor allem aber Anfang der 40er Jahre in London, Berlin, Den Haag und Hilversum, sowohl mit einheimischen Musikern als auch mit Hawaiianern auf Europatournee.
Durch die Sendung begleitet Sie Peter K. Michael.
Plattenmarken: Co - Columbia, De - Decca, Po - Polydor, Te -Telefunken. Andere Marken ausgeschrieben. In spitzen Klammern Matrizennummer, dahinter Bestellnummer sowie Aufnahmeort und -datum.
Wir bringen:
Joop Carlquist’s Kahula’s Hawaiians [sic]
-Fascinating rhythm (Gershwin, vermutl. arr. Sol Hoogli) <25948> Te A 10345 Berlin, 28.6.41
-Farewell Blues (Mares-Rappolo) <25953> Te A 10346 Berlin, 28.6.41
-12th Street Rag (Bowman Summer) <25950> Te A 10347 Berlin, 28.6.41
The Kilauea’s Hawai Orchestra [sic]
-Sweet Sue (Harris-Youmans) <GTB-CAH 160>
-Honolulu (Warren-Kahn-Boegman) <GTB-CAH 158> Po 11536 Den Haag, Dez. ‘39
M-A-U-I Eilanders
-Minnehaha (o.A.) <AM 790>
-40+ (de Willigen) <AM 789> De M 32049 Hilversum, Mai ‘42
-Dans-Colege (= College Swing) (Barendse) <AM 759>
-Schön, daß du wieder bei mir bist (K. u. G. Wehner) <AM 761> De M 32037 Hilversum, Feb. ‘42
Felix Mendelssohn and his Hawaiian Serenaders
-I Got Rhythm (Gershwin) <CA 18195>
-In The Mood (Garland-Razaf) <CA 18194-1> Co FB 2667 London, 28.10.40
Roland Peachey
-Goodbye Blues (McHugh-Fields-Johnson) <DR.8134-2>
-China Boy (Winfree-Boutelje) <DR.8135-2> London 632 London, Jan./ Feb. ’44
Felix Mendelssohn and his Hawaiian Serenaders
-Tiger Rag (La Rocca) <CA 18067-1> Co FB 2494 London, 07.12.40
-Limehouse Blues (Braham) <CE 10266-2> Parlophone F 1642 London, ca. Jan. ‘40
Hawaiian-Solist Walter Kaluna mit Begleitorchester
-Aloha, beloved (Long u. Canfield) <24245> Te A 10051
-Waikiki (Henry Kalililmai) <N.N.> Te A 10052
-By By Blues [sic] (Auf Wiederseh’n, Hawai) (Handy) <24246> Te A 10052 Berlin, 06.5.39
Im Plattenstudio ist eine ganze Batterie Mikros aufgestellt, die an ein riesiges Mischpult angeschlossen sind, so daß die Aufnahme jedem Außenstehenden als reines Hexenwerk anmuten muß. Mehrere Wochen wird daran gefeilt, bis alles „im Kasten“ ist. Dann schließt sich die Nachbearbeitung an, und „schon“ nach zwei Jahren ist die neue Platte fertig.
Dieses Bild bietet sich dem Musikinteressierten heute.
Doch das war nicht immer so. Als das Mikrophon aufkam, war die Schallaufzeichnung schon fast fünfzig Jahre alt, und zunächst war meist ein einziges Mikrophon Dreh- und Angelpunkt des Studios. Nachbearbeitet wurde nichts, einfach deshalb, weil es nicht möglich war. Denn weiterhin entstanden die Aufnahmen, wie es heute so schön heißt, „in Echtzeit“.
Was aber war in den Jahrzehnten vor dem Mikrophon?
So wie ab etwa 1925 das Mikro, war von 1877 bis dahin ein großer, alles zu verschlucken scheinender Schlund Zentrum des Studios und Ziel der entstehenden Töne: der Trichter.
Er führte zur Membran der Aufzeichnungsapparatur, d.h. die Schallenergie trieb direkt den Schneidstichel an, der die Tonspur in die Wachsmatrize (Walze oder Platte) ritzte. Daher rührt der bis heute für Aufnahmen gebräuchliche Begriff des „Schneidens“. Die so gewonnene Tonaufzeichnung war entweder fertig (die frühen Walzen waren direkt abgespielte Unikate!), war bei den Walzen später Mutterwalze für mechanische Umschnitte oder diente zur Herstellung von Guß- oder Preßmatrizen.
Im Studio zu Gast bei Thomas Sosna von der FRK-Redaktion „Tanzparkett“, die sich mit historischen Tonträgern befaßt, ist der Hannoveraner Experte Oliver Bargmann, der schon seit seiner Kindheit geradezu besessen ist von der Frühzeit der Tonaufzeichnung - und der inzwischen auch selbst Walzenaufnahmen in historischer Praxis anfertigt.
Bargmann erläutert in dieser Stunde die Vielfalt und den experimentellen Charakter der frühen Aufnahmen. Man betrat damals technisches und künstlerisches Neuland und mußte erst - ohne jede Vorerfahrung - lernen, was sich wie auf welchen Tonträger überhaupt aufnehmen ließ.
Unsere Sendung ist gewürzt mit einigen Klangbeispielen von Platten der Jahre 1896 bis 1915.
Sie war zweifellos eine der prominentesten Auschwitz-Überlebenden – aber sie war viel mehr: Musikerin, Autorin, politische Aktivistin und unermüdliche Warnerin vor den Gefahren von Faschismus und Rechtsextremismus. Ihr bewegtes Leben spiegelt die vielschichtigen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts – und immer spielte auch die Musik eine wichtige Rolle für sie. Ihre Mitgliedschaft im Mädchen-Orchester in Auschwitz rettete ihr das Leben, sie war später als Sängerin tätig und stand bis ins hohe Alter mit der Kölner Band „Microphone Mafia“ auf der Bühne. Im Jahr 2018 war Esther Bejarano mit der „Microphone Mafia“ in der Kasseler Lutherkirche zu Gast – wir senden aus Anlaß ihres Todes Auszüge aus der Veranstaltung.
Außerdem erinnern wir in der Sendung an den kürzlich verstorbenen John Lawton, der als Sänger bei Uriah Heep, bei Lucifers Friend und bei den Les Humphries Singers besonders in Deutschland viele Fans hatte.
Am frühen Morgen des 10. Juli 2021 ist Esther Bejarano im Alter von 96 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit von uns gegangen. Sie war eine mutige und unerschütterliche Frau, Überlebende der Konzentrationslager Auschwitz und Ravensbrück, Antifaschistin, Vorsitzende des Auschwitz-Komitees und Ehrenpräsidentin der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, Sängerin, Zeugin der Zeit.
Aus diesem traurigen Anlass wiederholen wir einen Beitrag, den wir 2009 zu ihrem 85. Geburtstages ausgestrahlt haben.
Wir beschließen heute die kleine Lesereihe, die das Evangelische Forum unter der Federführung von Susanne Jakubczyk und Friederun Gutmann konzipiert und organisiert hat. Das Prinzip: Schauspieler des Kasseler Staatstheaters lesen Texte prominenter Autoren.
Drei bekannte Stimmen der europäischen Literatur kommen in den ausgewählten Erzählungen von Vätern, Müttern und Kindern zu Wort. In Einsamkeit und Gemeinsamkeit scheinen sie den Lauf der Welt demonstrieren zu wollen.
Kinder unterschiedlichen Alters stehen im Mittelpunkt der Erzählungen. Sie leiden an Gefühlen der Demütigung durch Erwachsene, was in der Folge zu Selbsthaß, Boshaftigkeit und Zerstörungswut führt. Ihnen gegenüber stehen die mit sich selbst beschäftigten Erwachsenen einer Wohlstandsgesellschaft. Neben dem Verständnis für das Verhalten der Kinder stellt sich zunehmend ein vorsichtiges Verstehenwollen gegen-über den Motiven von Müttern und Vätern ein.
Am 13. Mai soll einem Strafrechtsprofessor als Krönung seiner Laufbahn die Ehrendoktorwürde verliehen werden. Durch einen tödlichen Schuß auf seinen Laudator befreit er sich von dem „Schwindel seiner Biographie“. Als Angeklagter unternimmt er in einem Brief an den Staatsanwalt den Versuch einer Erklärung seiner Tat. (Erschienen im Band „Leib und Leben“.)
Der Autor
Adolf Muschg (*13.5.1934 Zollikon, Schweiz) unterrichtete als preisgekrönter Essayist, Romancier und Literaturprofessor an der Zürcher Eidgenössischen TH, war Dozent an verschiedenen internationalen Universitäten, 2003-06 Präsident der Akademie der Künste Berlin, 2010-17 Senat der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Er arbeitete an der Schweizer Bundesverfassung mit und kandidierte für die Sozialdemokraten.
Der Schauspieler
Bernd Hölscher ist seit der Spielzeit 2010-11 Ensemblemitglied am Staatstheater Kassel. Seit einigen Jahren wirkt er in Film- und Fernsehproduktionen mit und wurde aktuell zum zweiten Mal für den Deutschen Schauspielpreis nominiert.
Man kann es sich noch nicht so recht vorstellen, aber die Ära Merkel geht in diesem Herbst tatsächlich zu Ende (wenn nicht noch etwas dazwischenkommt). Nicht nur die Politik wird dann auf die ewige Kanzlerin verzichten müssen, sondern auch das Kabarett. Über Jahrzehnte war „diese Frau“ (Zitat Edmund Stoiber) ein fester Bestandteil unzähliger Kabarettprogramme – auch solcher, die bei uns im FRK im Rahmen von „Kabarett live“ ausgestrahlt wurden. Klar, daß wir sie würdig verabschieden – mit einer kleinen Reihe. Wir blicken zurück auf 16 Jahre Merkel-Kanzlerschaft und wollen uns erinnern, wie die führenden Polit-Kabarettisten der Nation über die Jahre mit der Regierungschefin umgegangen sind.
Heute bringen wir eine Aufzeichnung aus dem Jahr 2008. Damals war Dieter Hildebrandt beim „Sommer im Park“ in Vellmar zu Gast. Er galt – und gilt über seinen Tod hinaus – als DER Polit-Kabarettist in Deutschland. Niemand hat das Kabarett derart nachhaltig geprägt wie er, niemand hat bereits seit den 50er und 60er Jahren durch mediale Dauer-Präsenz eine vergleichbare Popularität erreicht. Sein Stil, seine ganz besondere Sprechweise und seine scharfen, präzisen Analysen haben ihn zum unerreichten Vorbild ganzer Kabarettisten-Generationen gemacht. Als er 2013 starb, verlor das Kabarett seinen wichtigsten Protagonisten – ersetzen konnte ihn keiner. Um so erfreulicher, daß wir auf Mitschnitte seiner Auftritte zurückgreifen können. So auf den, den wir heute im Programm haben: 2008, drei Jahre nach der Amtsübernahme von Kanzlerin Merkel, sezierte Hildebrandt ebenso gnadenlos wie vergnüglich die politische Situation im Lande.
Entstanden sind viele schöne und bunte Beiträge: Frankreich, Asterix und Wildschweine. Wir gehen mit Jules Verne auf Tour und schauen auf die Geschichte der Eisenbahn - oder auf die des Lamborghini. Sportlich wird es auch beim Parkour, süß mit den Wellensittichen, interessant mit den Edelsteinen und musikalisch mit Popmusik aus Südkorea.
Also dürfte für jeden und jede etwas dabei sein!
Zum 100. Geburtstag von Ilse Werner
Am 11. Juli 2021 wäre Ilse Werner 100 Jahre alt geworden.
Geboren war sie als Ilse Still in Batavia. Im Zuge der Wirtschaftskrise kehrten ihre Eltern 1931 nach Europa zurück, zunächst nach Deutschland, woher ihre Mutter stammte; der Vater war Holländer. Sie besuchte das Gymnasium. 1934 zog die Familie nach Wien. Dort erhielt sie bei Max Reinhardt ihre Schauspielausbildung. Den Mädchennamen ihrer Mutter verwandte sie als Künstlernamen.
Nach ihrem 1937 erfolgten Theaterdebüt drehte sie 1938 noch einen Film unter österreichischer Regie. Dann kam der „Anschluß“. Die Ufa nahm sie unter Vertrag, der erste Film dort war der Propagandastreifen „Wunschkonzert“ - ein großer Publikumserfolg.
1940 hörte Werner Bochmann Ilse Werner hinter der Bühne pfeifen - eine Todsünde unter den abergläubischen Leiten „vom Bau“. Doch er pfiff darauf und brachte sie zur Lindströmgesellschaft, für deren Plattenmarke Odeon sie bis Kriegsende tätig war. Nicht nur Filmschlager, sondern auch andere Titel sang und pfiff sie ein.
Es folgten weitere Filme, darunter „Wir machen Musik“ (Regie: Helmut Käutner, 1942), ihr wohl „amerikanischster“ Streifen aus dem „III. Reich“. Er bringt die nach klassischen Hollywood-Motiven der 30er Jahre konstruierte Story eines jungen Komponisten, der im ernsten Fach nicht reüssiert, sondern erst mit einer Swingband Erfolg hat. Auch die von Ilse Werner und ihren Kollegen hier gesungenen und gepfiffenen Filmschlager sind ausnahmslos leicht „umgestrickte“ US-Hits.
Ihr heute bekanntester Film dürfte „Große Freiheit Nr.7“ von Helmut Käutner sein (1944).
Nach dem Kriege von den Alliierten mit Berufsverbot belegt, arbeitete sie als Synchronsprecherin, bis sie 1948 wieder filmte (Geheimnisvolle Tiefe, Regie: G.W.Pabst).
Sie hatte 1947 einen US-amerikanischen Journalisten geheiratet, trennte sich aber 1952 von ihm und kehrte in die Bundesrepublik zurück, wo sie 1954 den Komponisten Josef Niessen heiratete. Diese Ehe wurde 1966 geschieden. An ihre alten Erfolge als Filmschauspielerin konnte sie nicht mehr anknüpfen; als Sängerin und Kunstpfeiferin blieb sie aber weiter im Blickfeld des Publikums, sang in Musicals und nahm auch weiter Platten auf. 1960 hatte sie ein Comeback mit dem Titel „Baciare“.
Sie war nun fast nur noch auf der Musicalbühne tätig und trat auch im Fernsehen auf. Im Zuge der Nostalgiewelle der 70er und 80er Jahre sah man sie verstärkt in Talkshows, wo sie immer einige ihrer Zugnummern pfeifend und singend vortragen mußte. Auf der Bühne und im Plattenstudio stand sie noch 2002 bzw. 2004.
Trotzdem hatte sie, als sie am 8. August 2005 in Lübeck verstarb, die letzte Zeit ihres Daseins in einem dortigen Altersheim verarmt und zurückgezogen gefristet.
Durchs Programm führt Michael Rolf.
Auch für die zweite Folge unserer kleine Reihe gilt das zur ersten Gesagte: Verbindendes Element ist, daß die Aufnahmen noch in der Vorswingzeit entstanden, dem sogenannten Jazz Age - in dieser Ausgabe handelt es sich um Platten aus den Jahren 1919 bis 1926 -, und daß sie für die US-Columbia, einen der beiden Schallplattenpioniere, eingespielt wurden.
Auch für diese Ausgabe haben wir eine Auswahl an Platten verschiedenster Künstler zusammengestellt.
Durchs Programm führt Peter Michael.
Was macht Macht eigentlich? In welchen Machtverhältnissen und Strukturen leben wir, und wie zeigen und reproduzieren sich diese? Welchen Machtverhältnissen sind wir durch den kapitalistischen Markt, Architektur, das Internet und die sozialen Medien, Sexualität, Religion, moderne Technik und selbst die Gewohnheit ausgesetzt?
Diese Fragen und noch mehr wollen wir diskutieren. Ob wir Antworten darauf finden, ist nicht gewiß, primär geht es um das Sichtbar- und Bewußt-Machen von Strukturen, die wir uns selbst geschaffen haben. Macht ist nicht naturgegeben. Macht ist gemacht von Menschen und den sozialen Verhältnissen, in denen sie leben.
Gespickt wird das Programm von musikalischen Perlen, die unsere Fragen unterstreichen und möglicherweise beantworten sollen.
Unter diesem Titel setzen wir heute die Lesereihe fort, die das Evangelische Forum unter der Federführung von Susanne Jakubczyk und Friederun Gutmann konzipiert und organisiert hat. Das Prinzip: Schauspieler des Kasseler Staatstheaters lesen Texte prominenter Autoren.
Drei bekannte Stimmen der europäischen Literatur kommen in den ausgewählten Erzählungen von Vätern, Müttern und Kindern zu Wort. In Einsamkeit und Gemeinsamkeit scheinen sie den Lauf der Welt demonstrieren zu wollen.
Kinder unterschiedlichen Alters stehen im Mittelpunkt der Erzählungen. Sie leiden an Gefühlen der Demütigung durch Erwachsene, was in der Folge zu Selbsthaß, Boshaftigkeit und Zerstörungswut führt. Ihnen gegenüber stehen die mit sich selbst beschäftigten Erwachsenen einer Wohlstandsgesellschaft. Neben dem Verständnis für das Verhalten der Kinder stellt sich zunehmend ein vorsichtiges Verstehenwollen gegen-über den Motiven von Müttern und Vätern ein.
In der Erzählung „Berliner Grau“ von Péter Nádas versucht sich der junge Ich-Erzähler mit Hilfe der Fantasie in die schwer vorstellbare Vergangenheit hineinzu-versetzen. Die Älteren haben sie vor Augen, im Fotoalbum und in der Erinnerung.
In „Kindergesellschaft“ spielt die Fortsetzung der Vergangenheit in die Gegenwart am Beispiel eines Kindergeburtstages hinein. Auf erschreckende Weise gefallen sich die Kleinen in der Ausübung von Macht, Unterdrückung und Unterwerfung und liefern so ein Spiegelbild der Erwachsenenwelt, das altbekannte faschistische Züge trägt. (Erschienen im Band „Minotaurus“.)
Der Autor
Péter Nádas (*1942 Budapest). Sein erster Roman wurde in Ungarn aufgrund der Zensur erst Jahre nach der Vollendung publiziert. Sein „Buch der Erinnerung“ wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung.
Der Schauspieler
Tim Czerwonatis ist nach Engagements am Theater der Künste Zürich, dem Schauspielhaus Zürich und dem Theater für Niedersachsen in Hildesheim seit der Spielzeit 2018/19 Ensemblemitglied am Staatstheater Kassel, wo er 2020 den Nachwuchspreis der Fördergesellschaft erhielt
Außerdem in der Sendung: Erinnerungen an Jim Morrison, der vor 50 Jahren starb.
Man kann es sich noch nicht so recht vorstellen, aber die Ära Merkel geht in diesem Herbst tatsächlich zu Ende (wenn nicht noch etwas dazwischenkommt). Nicht nur die Politik wird dann auf die ewige Kanzlerin verzichten müssen, sondern auch das Kabarett. Über Jahrzehnte war „diese Frau“ (Zitat Edmund Stoiber) ein fester Bestandteil unzähliger Kabarettprogramme – auch solcher, die bei uns im FRK im Rahmen von „Kabarett live“ ausgestrahlt wurden. Klar, daß wir sie würdig verabschieden – mit einer kleinen Reihe. Wir blicken zurück auf 16 Jahre Merkel-Kanzlerschaft und wollen uns erinnern, wie die führenden Polit-Kabarettisten der Nation über die Jahre mit der Regierungschefin umgegangen sind.
Heute bringen wir eine Aufzeichnung aus dem Jahr 2007. Thomas Reis, einer der großen Sprachartisten der deutschen Kabarettszene (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Trainer des VFL Bochum), beschäftigte sich mit der Frage, ob es denn noch ein Leben über 40 gibt. Zwar spielt die Kanzlerin (und die Politik generell) in diesem Programm nur eine sehr untergeordnete Rolle; trotzdem werden wir als Zuhörer an die gesellschaftliche Lage und an den Geist der damaligen Zeit erinnert – immerhin war Frau Merkel damals schon seit zwei Jahren im Amt.
Medien machen Schule: Radio aus der Langenbergschule in Baunatal
Die 4b mit ihrer Klassenlehrerin Frau Göttlich hat viele Themen zusammengetragen, eine vielfältige Sendung - wie die Kinder selbst. Die einen beschäftigen sich mehr mit der Natur, andere stellen Rezepte vor, auch aus ihren Heimatländern und andere berichten über ihre Aktivitäten und sportlichen Hobbies.
Live-Konzerte und Festivals sind aufgrund der aktuellen Lage ja leider immer noch ein Problem, deshalb sendet „Handmade“ euch zumindest eine Stunde lang pure Live-Freude über die FRK Frequenz in die Radioempfangsgeräte. Einige Hits und Raritäten warten auf euch – es schauen unter anderem The Police, Phil Collins, Blackmore’s Night, The Winery Dogs, The Hooters, Albert Hammond oder auch Sailor und noch viele weitere Künstler auf der Bühne vorbei.
Unter diesem Titel beginnt heute eine neue Reihe, die das Evangelische Forum unter der Federführung von Susanne Jakubczyk und Friederun Gutmann konzipiert und organisiert hat. Das Prinzip: Schauspieler des Kasseler Staatstheaters lesen Texte prominenter Autoren. Heute starten wir die dreiteilige Reihe, die in den folgenden beiden Wochen jeweils im „Themenwechsel“ fortgesetzt wird.
Drei prominente Stimmen der europäischen Literatur kommen in den ausgewählten Erzählungen von Vätern, Müttern und Kindern zu Wort. In Einsamkeit und Gemeinsamkeit scheinen sie den Lauf der Welt demonstrieren zu wollen.
Kinder unterschiedlichen Alters stehen im Mittelpunkt der Erzählungen. Sie leiden an Gefühlen der Demütigung durch Erwachsene, was in der Folge zu Selbsthaß, Boshaftigkeit und Zerstörungswut führt. Ihnen gegenüber stehen die mit sich selbst beschäftigten Erwachsenen einer Wohlstandsgesellschaft. Neben dem Verständnis für das Verhalten der Kinder stellt sich zunehmend ein vorsichtiges Verstehenwollen gegen-über den Motiven von Müttern und Vätern ein.
„Zorn“ ist eine von sieben Erzählungen aus dem Band „Lässliche Todsünden“. Eva Menasse forscht in der heutigen Gesellschaft nach archaischen Mustern. Sie spürt den sieben Todsünden nach und findet Trägheit, Gefräßigkeit, Wollust und Hochmut, Neid, Habgier und Zorn in den Taten ihrer weltlichen Protagonisten. Hinter den Fassaden, da, wo die Sünden sind, steckt der menschliche Kern. Sie schaut hellwach auf die großen gesellschaftlichen Untiefen unserer Zeit mit einer seltenen Mischung aus Scharfsinn, Streitlust, Humor und europäischem Bewußtsein.
Die Autorin Eva Menasse (*1970 Wien) begann als Journalistin und debütierte im Jahr 2005 mit dem Familienroman „Vienna“. Es folgten Romane und Erzählungen, die vielfach ausgezeichnet wurden. Sie betätigt sich zunehmend auch als Essayistin und erhielt dafür 2019 den Ludwig-Börne-Preis.
Die Schauspielerin Christina Weiser gehört seit der Spielzeit 2004-05 zum Ensemble des Staatstheaters Kassel. 2016 wurde sie mit dem Volksbühne-Preis geehrt. Für ihre Darstellung der Gayle/Laura in Nina Raines Stück „Konsens“ wurde sie von „Theater heute“ als beste Schauspielerin des Jahres nominiert.
Außerdem in der Sendung: Betrachtungen zum Dokumentarfilm über den Liedermacher Gerhard Gundermann.
Medien machen Schule: Radio aus der Langenbergschule in Baunatal. Es wird bunt - lecker und sehr aktiv. Die Schülerinnen und Schüler der 4d mit der Klassenlehrerin Frau Deppe haben diese Woche im Unterricht Leckereien, Sport- und Ausflugstipps vorbereitet, und - momentan auch sehr wichtig – sie erzählen etwas zum Thema Sonnenschutz.
Die Redaktion „Kinoglas“ hat in den letzten Wochen fleißig gearbeitet: Mehrere Dutzend Filme der diesjährigen Berlinale wurden gewissenhaft gesichtet und auf Herz und Nieren geprüft. In der zweiten von zwei Folgen werden euch Torben und Lukas u.a. den marxistischen Vampirfilm „Blutsauger“ (Julian Radlmaier) näher bringen – eines der Highlights des Festivalprogramms. Außerdem geht es um die Kästner-Verfilmung „Fabian“ (Dominik Graf) sowie um diverse Episodenfilme wie etwa „Wheel Of Fortune And Fantasy“ (Hamaguchi Ryusuke). Fast alle dieser Filme werden demnächst auch im echten Kino zu sehen sein – so denn die Seuche will.
Nachdem wir unsere Reihe über den aus Kassel stammenden Kapellmeister Bernard Etté am 16. Juni mit dem zwölften Teil beendet haben, widmen wir uns in der kommenden Sendung und weiteren, in loser Reihung gebrachten Folgen einigen (nicht nur) seiner Vorbilder aus den USA.
Verbindendes Element ist, daß die Aufnahmen in den 20er und frühen 30er Jahren, also noch in der Vorswingzeit, für die US-Columbia, einen der beiden Schallplattenpioniere, entstanden. Wie schon mehrmals im Laufe der Zeit geschehen, haben wir eine Auswahl an Platten verschiedenster Künstler zusammengestellt.
Durchs Programm führt Peter Michael.
Eine inhaltlich vielfältige Sendung präsentieren euch die Macher des „Themenwechsels“ heute – und es ist noch lange nicht sicher, ob nicht noch weitere Beiträge hinzukommen. Im Zentrum steht eine neue Inszenierung des Kasseler Staatstheaters, dessen „Aktion Beuys“ am Donnerstag Premiere hatte und über die unser Theater-Experte ausführlich berichten wird. Hinzu kommt eine weitere Filmrezension von der diesjährigen Berlinale – und der besprochene Doku-Streifen hat sogar etwas mit Nordhessen zu tun. Klar, daß wir uns auch (in einem Expertengespräch) mit der eher holprig gestarteten EM befassen werden. Den musikalischen Teil der Sendung übernimmt heute Paul McCartney – zu seinem 79. Geburtstag feiern wir ihn und spielen Musik aus einem seiner berühmtesten Solo-Alben, das 2021 auch schon 50 Jahre alt wird.
Am 21.6.2020, also genau vor einem Jahr, überlebte Efe einen rassistischen Mordversuch. Während seiner Arbeitszeit als Minicar-Fahrer wurde Efe von einem Kunden mit dem Messer in den Hals gestochen, nachdem der Täter ihn rassistisch beleidigt hatte. Der Täter wurde nach einem Jahr und detaillierten Hinweisen immer noch nicht gefaßt.
Am Jahrestag wird in Form eines Auto- und Fahrradkorsos sowie mit einer Radiosendung im FRK an das Attentat auf Efe erinnert. Am Montag um 16 Uhr startet der Korso am Halitplatz in der Nordstadt; die Radiosendung beginnt um 16 Uhr 10 und dauert bis 17 Uhr (möglicherweise auch länger).
Normalerweise befassen wir uns im „Themenwechsel“ nicht unbedingt mit hochkommerzialisierten Mainstream-Events, aber diesmal machen wir eine Ausnahme. Vor allem aus Mitleid – die anstehende EM scheint kaum jemanden wirklich zu interessieren. Keine Spur von der national unterfütterten Fußball-Begeisterung früherer Jahre, keine Fahnen in den Fenstern und an den Autos, keine Deutschland-Trikots auf den Straßen und Schulhöfen, keine „EM-Sondereditionen“ aller möglichen Produkte. Selbst das traditionelle „Kicker-Sonderheft“ verkauft sich nach Aussagen von Kioskbetreibern nur schleppend. Woran liegt’s, daß das Fußballfieber sich dieses Jahr im Volk nicht so recht ausbreiten mag? Vermutlich weniger an den infektionsbedingten Einschränkungen, sondern vielmehr an den bescheidenen Aussichten der deutschen Elf – die Ergebnisse der vergangenen beiden Turniere und der Spiele in letzter Zeit verheißen nichts Gutes. Wir werden uns also mit der EM befassen – wenn es sonst schon keiner tut. Außerdem wird die Berlinale nochmals Thema der Sendung sein.
Man kann es sich noch nicht so recht vorstellen, aber die Ära Merkel geht in diesem Herbst tatsächlich zu Ende (wenn nicht noch etwas dazwischenkommt). Nicht nur die Politik wird dann auf die ewige Kanzlerin verzichten müssen, sondern auch das Kabarett. Über Jahrzehnte war „diese Frau“ (Zitat Edmund Stoiber) ein fester Bestandteil unzähliger Kabarettprogramme – auch solcher, die bei uns im Rahmen von „Kabarett live“ ausgestrahlt wurden. Klar, daß wir sie würdig verabschieden – mit einer kleinen Reihe, die in dieser Woche in die zweite Runde geht. Wir blicken zurück auf 16 Jahre Merkel-Kanzlerschaft und wollen uns erinnern, wie die führenden Polit-Kabarettisten der Nation über die Jahre mit der Regierungschefin umgegangen sind. In den nächsten Monaten senden wir in „Kabarett live“ Mitschnitte aus unserem Archiv – und zwar jeweils einen aus jedem Jahr Merkel-Kanzlerschaft (jedenfalls ungefähr). Natürlich ging es in den Programmen auch um andere aktuelle Themen, aber die „Königin der Raute“ spielt doch immer eine gewichtige Rolle.
Im zweiten Teil unserer Reihe hören wir das Programm „Angie Goes Hollywood“ von Reiner Kröhnert, das bereits kurz nach Merkels Amtsübernahme 2005 Premiere hatte. Reiner Kröhnert, einer der besten und unterhaltsamsten Parodisten und Stimmenimitatoren des deutschen Kabaretts, bringt eine ganze Anzahl prominenter Zeitgenossen auf die Bühne und versammelt sie in einer virtuellen Talkshow. Wir begegnen u.a. Friedrich Merz, Otto Graf Lambsdorff, Erich Honecker, Werner Herzog, Klaus Kinski, Peter Hinze, Boris Becker, Erich Böhme und natürlich Angela Merkel – allesamt gesprochen von Reiner Kröhnert. Und ob Angie am Ende tatsächlich in Hollywood landet, werden wir dann auch noch erfahren.
Sings Like A Bird On The Wire
Tatsächlich, die jüdische und charismatische Jahrhundertstimme singt noch, auch mit beinahe 80 Jahren. Im Juli steht sie zweimal nahe Hamburg (da lebt sie) auf der Bühne. Auch in Tel Aviv (Israel – ihre Heimat) gibt sie im August zwei Konzerte. Karten gibt’s keine mehr, aber eine Hommage, anläßlich ihres runden Geburtstages, im Freien Radio Kassel.
Klar, „Morning Of My Life“, die Bee-Gees-Komposition und auch ihr Klassiker, „Cinderella Rockefella“, damals mit ihrem Ehemann Abi aufgenommen, wurden Welterfolge und dürfen nicht fehlen.
Im Mittelpunkt der Sendung steht Esther Ofarims Solokarriere, die wunderbaren Interpretationen von Leonard Cohen, Blood, Sweat & Tears und Beatles-Songs. Auch jazzige Raritäten, tolle Live-Aufnahmen (u.a. mit Paul Kuhn) und Kinderlieder stehen auf dem Programm.
Esther Ofarim, eine Chanteuse von gestern, die die Öffentlichkeit scheut, keine Interviews gibt (auch mir nicht) und Talk-Shows meidet.
Am Mikrophon: Ralf Wenzel
Mehr Infos, den Radio-Flyer und später auch den podcast zum Nachhören gibt’s auf meinem Blog:
https://ralfs-radio-blog.blogspot.com
Das Tanzorchester Bernard Etté, Folge 12 und Schluß
Mit dieser Ausgabe beschließen wir unsere Reihe über den Kasseler Jungen Bernhard Ette, der als Tanzkapellmeister Bernard Etté europaweite Berühmtheit erlangte.
Am 13. September 1898 in Kassel geboren, ebenda am Spohrschen Konservatorium als Geiger ausgebildet, was er mit Auftritten in Kasseler Weinstuben und Kinos finanziert hatte, war er über die Provinz nach Berlin und dort 1923 zur Schallplatte und zum Funk gelangt.
Die Chronik seiner Karriere setzen wir diesmal im Jahre 1939 fort. Von der Stern-Platte über die Vox und die Kristall war Etté zur Carl-Lindström-AG gelangt, dort veröffentlichte er zunächst auf dem preiswerten Unteretikett Gloria; am Beginn der in dieser Folge behandelten Zeitspanne nahm er für die Lindström-Hauptmarke Odeon auf. Das Engagement bei diesem Konzern endete jedoch Anfang 1939 aus unbekannten Gründen. Etwa ein Jahr nahm Etté keine Platten auf; dann engagierte ihn Repertoirechef Herbert Grenzebach für eine Sitzung bei der Telefunkenplatte. Bei den dort aufgenommenen vier US-Titeln sollte es allerdings bleiben, ein fester Abschluß kam nicht zustande. Das geschah später im selben Jahr, als Ettés großes Schauorchester von Otto Stahmanns Babelsberger Tempo-Schallplattenfabrik unter Vertrag genommen wurde. Ab September 1940 stand das Orchester vor dem Mikrophon des unabhängigen Etiketts.
Die letzten Aufnahmen Ettés für die Tempo entstanden bereits Ende 1941, was nicht an der Plattenfirma liegt - andere Orchester nahmen dort buchstäblich bis in die letzten Wochen des Krieges hinein auf. Etté spielte auf Tourneen, auch zur Truppenbetreuung, was vermutlich lukrativer war als gelegentliche Plattenaufnahmen es gewesen wären.
Auch nach Kriegsende war er nicht unter den ersten Orchesterleitern, die wieder Platten einspielten, als die Industrie 1946 langsam wieder auf die Beine kam.
Erst Anfang 1950 sah er wieder ein Plattenstudio von innen. In zwei Sitzungen für die Deutsche Austroton, Ableger einer österreichischen Nachkriegsneugründung, nahm Etté einige Platten auf, darunter Neueinspielungen alter Erfolge.
Dies war Ettés Schwanengesang auf Schallplatte. Obwohl das Orchester weiterbestand und sogar Auslandstourneen unternahm, erfolgten keine weiteren Einspielungen mehr.
Der Abstieg kündigte sich an. Da Etté musikalisch keine Konzessionen an den ab Anfang der 50er Jahre seichter werdenden Publikumsgeschmack machen wollte, sollte er die große Popularität und die damit verbundenen großen Einkünfte der Vorkriegs- und Kriegszeit nie wieder erreichen.
Noch 1957 sah ihn das Publikum z.B. in Leipzig und Luxemburg, doch im selben Jahre mußte er die Kapelle auf fünf Mann verkleinern. 1961 löste er, gesundheitlich angeschlagen, sein Orchester auf. 1966 starb seine Frau, am 26. September 1973 starb auch Etté, und zwar im Altersheim zum Schwan in Mühldorf am Inn. Der Mann, der von seinen Tantiemen einst ein Rittergut in Ostpreußen und einen Horch Pullmann hatte erwerben können, besaß am Schluß außer seiner Geige keinen halben Kleiderschrank voll an persönlicher Habe mehr.
Was bleibt, sind Ettés Platten. Die Allgemeinheit hat diesen großen Sohn der Stadt Kassel leider weitgehend vergessen. Diesem Umstand abzuhelfen war uns ein langgehegter Wunsch, den wir uns mit unserer zwölfteiligen Sendefolge hoffentlich ein wenig erfüllt haben.
Diese Ausgabe bringt Platten von Januar 1939 bis Anfang 1950.
Durchs Programm führt Peter Michael.
Neben den Eagles und Crosby, Stills And Nash gehören Poco zu den legendären Vertretern des Country Rock, jener Kombination aus traditioneller Country Music und zeitgenössischem Rock, die in den 70er Jahren für große Begeisterung und für beträchtliche Umsätze sorgte. Poco waren allerdings kommerziell nie so erfolgreich wie ihre berühmten Kollegen – sie galten eher als Kritikerlieblinge, die hervorragende Alben produzierten, jedoch ohne jemals in die allererste Liga der führenden US-Rockbands aufzusteigen. Prägend für den Sound von Poco war – neben dem mehrstimmigen Satzgesang – vor allem die Steelgitarre von Rusty Young, dem einzigen Bandmitglied, das der Gruppe dauerhaft treu blieb und mehr als 50 Jahre das musikalische Zentrum von Poco bildete. Nun ist Rusty Young im Alter von 75 gestorben – wir erinnern an ihn.
Außerdem in der Sendung: Rückblick auf die Berlinale, ausführliche Besprechungen u.a. der Filme „Fabian“ und „Censor“.
An der A 44 wird schon Jahrzehnte gebaut, Widerstand dagegen gibt es ebenso lange. Die Kosten steigen inzwischen ins Astronomische. Bis zum 26. Juli können beim Regierungspräsidium Kassel Einwendungen gegen den Bau des Abschnitts der A 44 zwischen Kassel-Ost und Helsa-Ost erhoben werden, vorausgesetzt man/frau ist davon PERSÖNLICH betroffen. In dem Interview mit Richard Kallok (Kaufungen), seit jeher in verschiedenen Initiativen gegen den Neubau der A44 engagiert, gehen wir Fragen nach, die NICHT in die Schublade „persönliche Betroffenheit“ passen:
- Warum wird so hartnäckig am Bau der A 44 festgehalten? Welche Interessen stecken dahinter? Wer profitiert davon?
- Welche Bedeutung hat die A 44 – und ähnliche Verkehrsprojekte – für Deutschland, bzw. die EU?
- Wie sieht es aus mit den Interessen der deutschen Bauindustrie?
- Warum werden Industriebereiche in das östliche Randgebiet der EU verschoben?
- Welche Rolle spielt dabei die Autoindustrie?
- Wie sehen die Menschen, die in diesen Bereichen arbeiten, diese Konkurrenzsituation? Hier Verlust von Arbeitsplätzen, dort (Polen, Tschechien, Ungarn) Gewinn?
- Welche Umwelt- und Klimabelastungen in diesen Ländern am östlichen Rand der EU entstehen durch solche Projekte?
Man kann es sich noch nicht so recht vorstellen, aber die Ära Merkel geht in diesem Herbst tatsächlich zu Ende (wenn nicht noch etwas dazwischenkommt). Nicht nur die Politik wird dann auf die ewige Kanzlerin verzichten müssen, sondern auch das Kabarett. Über Jahrzehnte war „diese Frau“ (Zitat Edmund Stoiber) ein fester Bestandteil unzähliger Kabarettprogramme – auch solcher, die bei uns im Rahmen von „Kabarett live“ ausgestrahlt wurden. Klar, daß wir sie würdig verabschieden – mit einer kleinen Reihe, die in dieser Woche startet. Wir blicken zurück auf 16 Jahre Merkel-Kanzlerschaft und wollen uns erinnern, wie die führenden Polit-Kabarettisten der Nation über die Jahre mit der Regierungschefin umgegangen sind. In den nächsten Monaten senden wir in „Kabarett live“ Mitschnitte aus unserem Archiv – und zwar jeweils einen aus jedem Jahr Merkel-Kanzlerschaft (jedenfalls ungefähr). Natürlich ging es in den Programmen auch um andere aktuelle Themen, aber die „Königin der Raute“ spielt doch immer eine gewichtige Rolle. Den Anfang macht Urban Priol mit seinem Rückblick auf 2006 – das erste komplette Jahr der „Ära Merkel“.
Sondersendung zum 60. Todestag von Werner Richard Heymann
„,Sie kennen mich nicht, aber Sie haben schon viel von mir gehört‘, so hat er sich, als er nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem amerikanischen Exil nach Deutschland zurückgekehrt war, gern vorgestellt und dann am Klavier seine Schlager gespielt, die bis heute fast jeder kennt: ,Das gibt’s nur einmal, das kommt nicht wieder‘, ,Ein Freund, ein guter Freund‘, ,Das ist die Liebe der Matrosen‘. Werner Richard Heymann, 1896 in Königsberg geboren, 1961 in München gestorben, war bis zu seiner Emigration der erfolgreichste Filmkomponist der UFA.“
Das schreibt Werner Richard Heymanns Tochter, Elisabeth Trautwein-Heymann, in einem Artikel über ihren Vater.
Wenig gibt es hinzuzufügen - Heymanns Melodien waren - und sind es z.T. noch heute oder heute wieder - in aller Munde.
W.R. Heymann starb am 30. Mai 1961, also vor genau 60 Jahren - Anlaß zur Ausstrahlung unserer Sondersendung über ihn.
Über seinen Aufstieg vom Schlager- und Kabarettkomponisten und Filmmusiker zum Generalmusikdirektor der UFA-Produktion und die durch die nationalsozialistische „Machtergreifung“ erzwungene Emigration erfahren Sie am Sonntagnachmittag bzw. Montagmorgen mehr. Seinen Werdegang illustrieren wir mit Platten der Jahre 1926 bis Dezember 1932.
Heymanns Titelzeile „Das gibt’s nur einmal, das kommt nicht wieder“ paßt auch auf die damalige Weltgeltung Babelsbergs als zweitwichtigste Filmstadt direkt hinter Hollywood ...
Durchs Programm führt Thomas Sosna.
Vor fünf Jahren hat frei² das erste Mal Musik des Netlabels »Der kleine grüne Würfel« vorgestellt. In dieser Zeit sind einige neue EPs und Alben veröffentlicht worden, von denen drei Thema dieser Sendung sind – sowie eine Single der Punkband »Die Leere im Kern deiner Hoffnung«: 2020 (Langweilig). Dass dem nicht so ist, beweisen Marco Trovatello, Erich Schall und Dominik Vogel.
Das Tanzorchester Bernard Etté, Folge 11
Immer noch war Etté beim Lindströmkonzern beschäftigt; seine Aufnhamen erschienen nach wie vor auf der Untermarke Gloria.
Nachdem Etté in den 20er Jahren durchaus Jazzambitionen vorzuweisen gehabt hatte, gab er sich, dem Zeitgeist entsprechend, Mitte der 30er etwas zahmer - eine Entwicklung, die, wie aus den Ausführungen zu den vorigen Sendungen hervorgeht, nicht auf Deutschland beschränkt und somit nicht allein dem NS-Regime geschuldet war, aber durch dessen Kulturpolitik natürlich noch forciert wurde. Hierzu hören Sie einen Werbetext aus dem Europa-Unterhaltungsstätten-Magazin. (Wie in der letzten Sendung gesagt, war Etté nach seinem Auftritt zur Eröffnung des Palmengartens auf dem Europahaus dort auch fest engagiert).
Nach wie vor waren Filmschlager ein beliebtes Genre. Einer dieser Schlager stellt ein damals brandneues Medium vor, das dem Film aber erst rund zwanzig Jahre später ernsthaft Konkurrenz machen sollte, nämlich das Fernsehen. Deutschland hatte im März 1935, als erstes Land überhaupt, einen regelmäßigen Programmdienst begonnen, der allerdings im Gegensatz zum rund anderthalb Jahre später, im November 1936, gestarteten britischen Fernsehbetrieb noch keinen endgültigen technischen Stand aufwies und nur in und um Berlin zu empfangen war - und das nur von einer Handvoll Technikenthusiasten und Krösussen. Aber auch wenn die allermeisten Berliner nur in öffentlichen Fernsehstuben in den Genuß per Funk übertragener bewegter Bilder kamen, erlebte in dieser Zeit das Fernsehen durch die in Berlin stattfindenden Olympischen Spiele größtes Publikumsinteresse. Dies versuchten offensichtlich auch die Filmkomponisten zu nutzen. Weitere Filmschlager, die Etté in dieser Zeit aufnahm, waren damals und sind z.T. auch heute noch recht populär. Auch Internationales findet sich nach wie vor im Repertoire.
In dieser Ausgabe hören Sie Platten aus dem Zeitraum vom 28. Januar 1936 bis zum 3. Dezember 1937.
Durchs Programm begleitet Sie Peter Michael.
Zu Bob Dylans 80. Geburtstag am Pfingstmontag präsentiert das Freie Radio Kassel ein umfangreiches Jubiläumsprogramm. Insgesamt 20 Stunden, verteilt auf drei Nächte, wird der wohl einflußreichste Musiker der vergangenen Jahrzehnte ausführlich gewürdigt. Los geht’s in der Nacht von Pfingstsamstag auf Pfingstsonntag um Mitternacht mit Aufnahmen vom inzwischen legendären Dylan-Kongreß, der 2006 an der Frankfurter Uni stattfand. Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen beleuchteten damals Leben und Werk des gefeierten Song-Poeten unter verschiedenen Gesichtspunkten – wir senden einige der Vorträge.
In der folgenden Nacht (Pfingstsonntag auf Pfingstmontag, ebenfalls ab Mitternacht) geht es um den politischen Liedermacher Dylan. Auch wenn man tatsächlich nur einen überschaubaren Teil seiner Werke - insbesondere solche aus der Frühphase - als „Protestsongs“ bezeichnen kann, so hat er sich doch auch später immer wieder in der einen oder anderen Form mit politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen befaßt. Die Sendung präsentiert zahlreiche Beispiele und beleuchtet im Interview mit Dylan-Experte Thomas Waldherr die Einflüsse schwarzer Musik und Kultur auf das Werk des Jubilars.
Den Abschluß der Feierlichkeiten bildet in der Nacht von Dienstag, 25. Mai auf Mittwoch, 26. Mai, die „Lange Nacht über Dylans surrealistische Songpoesie“, die sich schwerpunktmäßig mit den poetischen, teils abstrakten Liedern der mittleren 60er Jahre beschäftigt – mit jenen Werken also, die Dylan 2016 den Literaturnobelpreis einbrachten.
Als Prolog zu den Feierlichkeiten befassen wir uns in der aktuellen Ausgabe der Sendung „Themenwechsel“ mit neuen Büchern zum Thema Dylan.
Im Mai 1933 loderten in vielen deutschen Städten die Scheiterhaufen: Vor allem NS-Studentengruppen verbrannten öffentlich Bücher, die die neuen Machthaber für „undeutsch“, „zersetzend“ oder „anmaßend“ hielten. Joseph Goebbels, der bei einer solchen Veranstaltung in Berlin dabei war, verkündete in seiner Rede, das “Zeitalter eines überspitzen jüdischen Intellektualismus“ sei nun zu Ende.
Auch auf dem Kasseler Friedrichsplatz fand damals eine Bücherverbrennung statt – mutmaßlich an die 30.000 Menschen wohnten dem bizarren Schauspiel bei. Um an die Autoren, deren Werke damals den Flammen zum Opfer fielen, zu erinnern, veranstalten Gerd und Birgitt Möller seit vielen Jahren hier in Kassel Gedenkveranstaltungen, bei denen aus den damals verbotenen Büchern gelesen wird. Pandemiebedingt kann die Veranstaltung dieses Jahr nicht, wie üblich, öffentlich vor dem Fridericianum stattfinden. Ersatzweise wurden die Lesungen im Offenen Kanal aufgezeichnet – wir senden einen Mitschnitt.
Angesichts der zunehmenden Bedrohungen der Pressefreiheit und Angriffen auf Journalisten und Politiker durch Rechtsextremisten und sog. "Corona-Leugner" (u.a. am 20. März in Kassel) und in Anbetracht des weiter ansteigenden Antisemitismus wird diesmal an Journalisten erinnert, die in Kassel gewirkt haben oder hier geboren wurden. Es waren nicht nur Carl von Ossietzky, Kurt Tucholsky, Theodor Wolff und Georg Bernhard, die von den Nazis verfolgt bzw. ermordet wurden, sondern es traf auch Journalisten hier in Kassel, also direkt vor Ort, die vertrieben oder in den Selbstmord getrieben wurden. So soll an Richard Hauschildt erinnert werden, einen deutschen Journalisten und sozialdemokratischen Parlamentarier, Stadtverordneter in Kassel von 1918 bis 1924.
Auf Carl Mertens (radikaler Pazifist, in Kassel geboren) wird man durch die Lektüre von Ödön v. Horvats Stück "Sladek oder die Schwarze Armee" aufmerksam.
Mit der Erinnerung an den Journalisten Sigmund Dispeker soll wieder einmal eines Geflüchteten und seines Schicksals gedacht werden. Er flüchtete im März 1933 mit seiner Frau und dem damals dreijährigem Sohn über Frankreich und Spanien nach Haifa.
Das Schicksal von Paul Heidelbach wurde in verschiedenen HNA-Artikeln beschrieben; er ging in die "innere Emigration" nach Grifte.
Eines eint alle vier Personen - sie wurden durch die Nationalsozialisten verfolgt. Mit Lesungen aus ihren Texten soll an sie erinnert werden.
Für die musikalische Umrahmung sorgt Elena Padva.
Am 12. Mai 2021 wäre Joseph Beuys hundert Jahre alt geworden. Noch immer gilt er als einer der einflußreichsten Künstler der Gegenwart, nicht zuletzt aufgrund seines breit gefaßten und transdisziplinären Kunstverständnisses. Insbesondere seine ökologischen Visionen, Diskurse über politische Beteiligung und die Relevanz von Kultur für die Gesellschaft und ihre Transformationsprozesse sind heute unvermindert aktuell.
Die Stadt Kassel und der Künstler Beuys, der sieben Mal auf der documenta ausstellte, sind bis heute eng miteinander verbunden. Erstmals nahm Joseph Beuys an der documenta 3 im Jahr 1964 teil, bei der Zeichnungen des jungen Künstlers zu sehen waren. Bis zum Ende seines Lebens war Joseph Beuys an jeder weiteren documenta-Ausstellung beteiligt. Seine Arbeiten waren zudem posthum 1987 (d8) und 1992 (d9) ausgestellt. Die "Free International University" (d6) und das Kunstwerk "7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung" (d7) wirken bis heute in der Stadt Kassel nach und leben in zahlreichen Institutionen sowie im Stadtbild weiter.
Das „Beuyslabor Kassel 2021“ beleuchtet diese besondere Beziehung und die Bedeutung von Beuys für aktuelle künstlerische und gesellschaftliche Fragestellungen mit einer eigens dafür konzipierten Reihe von Ausstellungen, Veranstaltungen, Tagungen, Publikationen, Performances und Aktionen.
Im unregelmäßigen Rhythmus besprechen wir politische Themen, die uns bewegen, im Freien Radio Kassel im Rahmen der Sendung “LILI - Libertäre Informationen lokaler Initiativen“.
Diesmal geht es um den Audiostadtrundgang "Queer in Nordhessen"
Durch Kassel spazieren und auf dem eigenen Player der Vielfalt queeren Erlebens lauschen: In Form von Geschichten, Interviews, Gedichten oder Musik erzählen queere Personen aus Kassel und Umgebung von ihren Erfahrungen. Am Sonntag, dem 23. Mai, feiert der Stadtrundgang zum Anhören Premiere. In der Sendung spricht die qrew vorab mit einer Person aus der Orga über die Idee, Ziele und Wünsche des Audiorundgangs. Außerdem gibt es erste Teaser zu hören.
British Swing, Folge 3
Wir setzen unsere Reihe mit Swing von der Insel fort.
Hervorzuheben in dieser Sendungist eine Platte mit dem Geraldo Swing Septet, einer „Band in der Band“ des großen Tanzorchesters „Geraldo“ (Gerald Bright).
Was hier 1941 geboten wurde, sucht in Europa in dieser Zeit seinesgleichen. Hören und urteilen Sie selbst!
Durch Programm führt Peter Michael.
Das Tanzorchester Bernard Etté, Folge 10
Die Karriere des am 13.9.98 geborenen Kasseler Jungen Bernhard Ette, der als Bernard Etté bekannt werden sollte, hatte ihn von Auftritten als Geiger in Kasseler Weinstuben und Kinos, mit denen er sein Musikstudium bezahlte, durch die deutsche Provinz nach Berlin geführt, wo er 1923 eine erste Schallplattensitzung für die Star-Record/ Stern-Platte absolvierte. Noch im selben Jahr kam er zur Vox-Schallplatte, die im Vox-Haus in Berlin den ersten kommerziellen Rundfunksender Deutschlands mitbetrieb - Grundstein für eine europaweite Popularität des Orchesters.
Mit der Pleite der Vox 1929 kam Etté zur aus deren Konkursmasse heraus gegründeten Kristall, die ihn bis 1932 beschäftigen sollte.
Ende 1933 fand er in der Carl-Lindström-AG, einer der alteingesessenen großen deutschen Plattenfirmen, einen neuen Vertragspartner für Plattenaufnahmen. Dort sollte er, zunächst auf dem Billigetikett Gloria, dann auf der Hauptmarke Odeon, bis 1939 bleiben, um nach einem 1940 auf vier Plattenseiten festgehaltenen Intermezzo bei der Telefunkenplatte schließlich 1941 bei Otto Stahmanns Tempo-Schallplattenfabrik - heute würde man einen solchen Betrieb wohl als „Independent-Label“ bezeichnen - in Babelsberg anzuheuern. Dieses Engagement dauerte bis Kriegsende.
1949/ 50 nahm Etté noch einige wenige Platten für die frischgegründete Deutsche Austrophon mit ihrer Marke Austroton auf. Dann kam seine Tätigkeit für die Schallplatte zum Erliegen. Mit seinem großen Schauorchester war er jedoch noch bis weit in die 50er Jahre hinein auf Tournee, im Bundesgebiet wie im westlichen Ausland, so etwa in Luxemburg, aber auch in der DDR, wo er offensichtlich auch immer noch Fans hatte.
Doch schon Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre war die Zeit der jazzbeeinflußten großen Tanzkapellen erkennbar vorbei. Etté mußte seine Truppe erheblich verkleinern. Wegen einer schweren Erkrankung gab er 1961 sein Berufsmusikerdasein auf. Die letzten Jahre verbrachte er verarmt in einem Altersheim in Mühldorf am Inn, wo 1966 seine Frau starb. Hiernach verließ ihn endgültig der Lebensmut.
Am 26. September 1973 starb auch er dort, einsam und vergessen - einer der ehedem größten und bestbezahlten Stars, den die deutsche Schallplatte aufzuweisen hatte. So gut hatte er verdient, daß er als vermeintlich sichere Geldanlage ein ostpreußisches Rittergut erworben hatte und im Horch Pullmann, einem der damals teuersten Luxusautos, über die Straßen Europas gefahren war. Die Folgen des Krieges hatten davon nichts übriggelassen - zu diesem Niveau sollte sich Etté nie wieder aufschwingen. Zum Schluß besaß er außer seiner Geige nicht einmal mehr soviel, daß auch nur ein Kleiderschrank damit voll gewesen wäre ...
Doch in dieser Sendung sind wir in seiner dritten Hochphase nach dem Vox- und dem Kristall-Engagement. Noch immer war Ettés Name so zugkräftig, daß die für die Gloria eingespielten Platten sich trotz der Wirtschaftskrise blendend verkauften (1934 war das schlechteste Jahr in der Geschichte der deutschen Schallplattenindustrie).
Am 1. Dezember 1935 spielte das Orchester zur Eröffnung des Palmengartens auf dem Dach des Europahauses - ein Ereignis ersten Ranges. Denn dabei handelte es sich um einen 2000 Gäste fassenden Gastronomie-Großbetrieb der gehobenen Klasse, dessen Glasdach bei schönem Wetter weggeschwenkt werden konnte, um die Besucher unter freiem Himmel soupieren zu lassen. Hier war die Kapelle in der Folgezeit fest engagiert - und nahm sogar auch Platten dort auf, was auf den späteren Odeon-Etiketten teilweise vermerkt ist.
In dieser Folge bringen wir Platten aus dem Zeitraum vom 20. Februar 1934 bis 28. Januar 1936.
Typisch für diese Zeit sind deutsche und internationale Filmschlager, Tanzplatten für ein nach wie vor amüsierhungriges Publikum, Exotisches wie der damals moderne Carioca, Novelty-Foxtrotts und natürlich Tagesschlager.
Durchs Programm führt Peter Michael.
Das Verhältnis zu ihr ist nicht immer einfach. Sie ist die wichtigste Bezugsperson in der ersten Lebenszeit - und oft weit darüber hinaus. Wenn sie fehlt oder ihrem Kind nicht geben kann, was es braucht, ist das bitter.
Die Rede ist, Sie ahnen es am zweiten Sonntag im Mai, von der Mutter - hier bei uns in ihrer Abbildung in der Unterhaltungsmusik der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Da ist man freilich auch schnell beim Kitsch. Wie die Künstler das nicht immer unproblematische Verhältnis umgesetzt haben, können Sie in einer Stunde mit Plattenaufnahmen von 1914 bis 1941 hören.
In diese Zeit fallen zwei Kriege, die auch eine umwälzende Rolle im Verhältnis zwischen Müttern und vor allem Söhnen gespielt haben. So deutlich, wie der Eingriff eines jeden Krieges in die Familien gleich auf unserer ersten Platte herauskommt, war es im II. Weltkrieg nicht mehr möglich, gewisse Themen anzusprechen. Sonst hätte schnell der Freifahrtschein ins Lager oder zur Frontbewährung gewinkt ...
Dabei hatte erst die NSDAP den Muttertag als Feiertag in Deutschland eingeführt - eine von vielen Maßnahmen zur Verschleierung ihrer wahren Absichten, die doch an anderer Stelle ganz klar und offen ausgesprochen wurden.
Aber das soll heute nicht Hauptthema sein - sondern eine Verbeugung vor allen Müttern.
Durchs Programm führt Thomas Sosna.
Das Schicksal, die Vorsehung, der Herrgott oder der Zufall – wer auch immer dafür zuständig ist, hat uns letzte Woche innerhalb weniger Tage zwei prominente Todesfälle beschert, die beide im Bereich Musik zu verorten sind. Auch wenn die betroffenen Künstler musikalisch weit voneinander entfernt liegen, so wollen wir sie doch beide in der heutigen „Themenwechsel“-Sendung würdigen. Christa Ludwig war eine der führenden Mezzosopranistinnen des 20. Jahrhunderts, gleichrangig mit Operndiven wie Maria Callas, als Liedsängerin unerreicht. Sie starb mit 93 – wir hören sie in einer historischen Aufzeichnung von Gustav Mahlers „Lied von der Erde“. Damit erinnern wir auch an zwei weitere Helden der E-Musik: Fritz Wunderlich, der an dieser Aufnahme ebenfalls beteiligt war, starb vor fast 55 Jahren. Und Mahlers Todestag jährt sich im Mai zum 110. mal.
Von den lichten Gipfeln der Hochkultur in die Niederungen der Pop-Unterhaltung: Die Bay City Rollers galten in den 70er Jahren vielen als „schlechteste Band der Welt“, für Millionen (meist weibliche) Teenager waren sie jedoch absolute Helden. Sie waren DIE Teenie-Band schlechthin, die größte und erfolgreichste Boyband aller Zeiten, die Rollenmodelle für alles, was in diesem Bereich nach ihnen kam. Und der beliebteste Roller war Sänger Les McKeown, der nun im Alter von 65 Jahren verstorben ist. Noch bis in die letzten Jahre war er auf Tournee und präsentierte in Oldie-Veranstaltungen vor seinen alten Fans die Hits von damals. Auch an ihn erinnern wir – natürlich mit unvergänglichen Rollers-Schlagern wie „Bye Bye Baby“, „Shang-A-Lang“ oder „Yesterday’s Hero“.
Auch in diesem Jahr: Kein „Sommer im Park“ in Vellmar, kein Kulturzelt Wolfhagen, möglicherweise auch kein Open Fair (oder doch?). Kabarettfreunde sind weiterhin auf die Mitschnitte aus vergangenen Tagen angewiesen, wenn sie ihre Helden live vor Publikum erleben wollen. Glücklicherweise ist das Archiv des FRK prall gefüllt mit zahlreichen Aufzeichnungen von Kabarett-Veranstaltungen aus den letzten Jahren. Heute gehen wir zurück ins Jahr 2013 – damals waren beim Open Flair in Eschwege unter anderen Torsten Sträter und Uwe Steimle zu Gast. Die Kollegen von Rundfunk Meißner haben die Auftritte mitgeschnitten – wir senden sie heute.
British Swing, Folge 2
Auch für diese Sendung gilt das zur letzten Gesagte.
Am nächsten Sonntag erwartet Sie an diesem Programmplatz eine Sondersendung aus aktuellem Anlaß.
Mit „British Swing“ soll es in der Woche darauf weitergehen.
Am 28.12.1895 kam es zur "ersten" Kinovorführung der Weltgeschichte. Schnell verbreitete sich das neue Medium. Doch es unterschied sich noch stark von dem, was heute viele unter Kino verstehen...
In der zweiten Folge des Podcasts "Kinoglas" begeben wir uns auf eine Reise zu den Anfängen des Kinos. Dabei begegnen uns die Gebrüder Lumiere und George Melies, jeweils Pioniere und wegweisende Gestalten der Filmgeschichte. Außerdem präsentieren wir u.a. mit Tom Gunning und seinem Text "Das Kino der Attraktionen" aktuelle Positionen der Filmgeschichtsschreibung. Denn erst seit den 1980ern gibt es in der Filmwissenschaft die verbreitete Tendenz, das "Frühe Kino" nicht mehr als Vorstufe zum Hollywoodkino zu verstehen, sondern als eine eigenständige filmhistorische Epoche.
Wie bereits vor zwei Wochen auf freihoch2.de angekündigt, wird es im Mai bei frei² „cyberpunkig“: Wir stellen »Das Synthikat« vor – ein Cyberpunk-Duo mit Phant (ph4nt), dessen Musik wir bereits in der Märzausgabe gehört haben.
Das Tanzorchester Bernard Etté, Folge 9
Auch in der kommenden Ausgabe widmen wir uns wieder dem Kasseler Jungen Bernhard Ette, der das erste Jahrzehnt seiner Karriere hindurch unter dem „hugenottisierenden“ Künstlernamen Bernard Etté auftrat - bis das NS-Regime das sogenannte Decknamenverbot erließ. Wie soviele NS-Bestimmungen traf dieser Erlaß nicht alle unter Pseudonym arbeitenden Musiker gleichermaßen.
Doch traf er viele - der Komponist Jim Cowler beispielsweise firmiert ab 1934 wieder unter dem bürgerlichen Namen Herbert Noack, nachdem er es ein Jahr lang als „Jim Kauler“ versucht hatte, der Restbestand der „Comedian Harmonists“ mußte sich 1935 die Bezeichnung „Meistersextett“ zulegen, die „Fidelios“ hießen erst „Humoresk-Melodios“ und später nur noch „Melodios“, um nur einige zu nennen. Umgekehrt ging vieles durch, wenn es nicht bekannt oder zu offensichtlich war - der populäre Peter Igelhoff hieß in Wahrheit Rudolf August Ordnung, Michael Jary war als Max Jarczyk geboren - usw. Waren die Künstler dem Regime genehm, wurden ohnehin beide Augen zugedrückt. So hieß der Blut-und-Boden-Komponist Herms Niel in Wahrheit Hermann Nielebock ...
Aber das soll an dieser Stelle reichen, und noch befinden wir uns in einer Zeit, in der die Künstler andere Sorgen hatten als ein Decknamenverbot. In der Wirtschafstkrise ging es zunehmend um die Wurst. Selbst berühmte Kapellmeister wie z.B. Julian Fuhs mußten ihre Orchester aufgeben und versuchten nun ihr Dasein auf andere Weise zu fristen. Fuhs eröffnete eine Bar in Berlin.
Bernard Etté hatte das Glück, in der Kristall eine Firma gefunden zu haben, die mit ihren preiswerten Platten auch in der Krise weiterhin ein breites Publikum ansprach. In jenen Jahren kam seine Plattenkarriere zunächst erst richtig in Fahrt - er zählte zu den bestbezahlten Tanzkapellmeistern Deutschlands.
Doch der Vertrag mit der Kristall wurde im Januar 1932 nicht verlängert. Ob daran allein die Wirtschaftskrise schuld war, ist nicht bekannt. Etté tat dies jedoch keinen allzugroßen Abbruch - er ging für anderthalb Jahre auf Tournee. Vielleicht wollte er auch die Freiheit dafür haben, weil er sich von einer großen Tournee durch Deutschland und angrenzende Länder mit einem europaweit bekannten großen Schauorchester noch größeren Erfolg versprach als von Plattenaufnahmen und Auftritten in und um Berlin - wir wissen es nicht.
Im Jahre 1933 jedenfalls kam er zum Lindström-Konzern. Entsprechend der Markteinordnung der Kristall-Schallplatte engagierte ihn die Lindström für ihr Billigetikett Gloria. Doch in der zweiten Hälfte der 30er Jahre rückte er auf die Hauptmarke Odeon auf, deren Platten deutlich teurer und damit prestigeträchtiger waren. Das wird in den weiteren Folgen dieser Reihe behandelt werden.
In dieser Ausgabe bringen wir Platten, die zwischen September 1931 und Februar 1934 für die Kristall bzw. die Gloria eingespielt wurden.
Durchs Programm führt Peter Michael.
Kein Brexit!
British Swing, Folge 1
In einer kleinen Reihe widmeten wir uns vor etlichen Jahren Swingaufnahmen, die nicht aus dem Mutterland dieser Musik, den USA, stammten, sondern von der mit ähnlicher Zunge sprechenden Insel. Auch musikalisch verstehen sich die beiden Länder durchaus, wie Sie hören werden.
Schneller als die andern Europäer hatten die Engländer begriffen, was Jazz sei - kein Wunder, denn die Pioniere des Jazz, die Mannen der Original Dixieland Jazz Band, traten schon bald nach dem I. Weltkrieg dort auf, erregten Begeisterung und riefen Musiker auf den Plan, die in ihren Fußstapfen zu wandeln begannen.
Der Blick blieb auch in der Swingära nach Amerika gerichtet, aber natürlich wurde Musik mit eigener englischer Note gespielt - und etliche britische Kapellen wurden drüben für so gut befunden, daß ihre Platten auch in Amerika erschienen. Einige Kapellmeister fuhren sogar über den großen Teich, um sich dem amerikanischen Publikum in persona zu präsentieren.
Doch die Hauptsache für uns heutige Swingfans sind natürlich die Platten, von denen es abertausende zu entdecken gibt. Fangen wir doch einfach damit an!
Durch die Sendung führt Peter Michael.
Sendetermin: „Tanzparkett extra“, Sonntag, 25. April 2012, 17 Uhr
Wiederholung: Montag, 26. April 2021, 9 Uhr
Die Kabarettszene befindet sich leider immer noch weitgehend im Lockdown-Schlaf; Live-Veranstaltungen sind vorläufig nicht möglich. Glücklicherweise sitzt das Freie Radio auf einem umfangreichen Archivbestand an Mitschnitten, die in den letzten Jahren entstanden sind, bisher aber nicht ausgestrahlt wurden. Heute blicken wir zurück ins Jahr 2013, als im Rahmen des Kabarettprogramms beim Open Flair in Eschwege mehrere Kabarettisten und Comedians aus dem Westen der Republik auftraten. Dazu zählt auch Bernd Gieseking, der zwar als DER Kasseler Kabarettist schlechthin gilt, tatsächlich aber aus Westfalen stammt. Fritz Eckenga und Ralf Husmann sind ebenfalls echte Gewächse aus der Gegend zwischen Rhein und Ruhr – sie präsentierten damals beim Open Flair gemeinsam mit Bernd Gieseking sozusagen einen nordrhein-westfälischen Nachmittag.
Eher aus dem Südwesten der Republik, nämlich aus Stuttgart, stammt Marc-Uwe Kling, der inzwischen durch seine „Känguruh-Chroniken“ zu einem der Top-Stars der Comedy-Szene aufgestiegen ist. Auch er war 2013 beim Open Flair live zu Gast. Die Veranstaltungen wurden damals von den Kollegen von Rundfunk Meißner/Eschwege mitgeschnitten – wir senden Auszüge.
Folge 3: Barney Bigard and his Jazzopaters/ and his Orchestra
Edward Kennedy „Duke“ Ellington kann wohl mit Fug und Recht als einer der einfluß- und erfolgreichsten Orchesterchefs des Jazz gelten. Stilprägend und innovatorisch über mehrere Epochen, Pianist, Komponist, Arrangeur, ein musikalischer Perfektionist, aber trotzdem kein Korinthenkacker, was den Umgang mit seinen Leuten anging. Schon sein teilweise über Jahrzehnte konstantes Personal spricht dafür.
Im Gegensatz zu manch andern Bandleadern, die aus Konkurrenzneid niemanden, schon gar keine Musiker aus dem eigenen Orchester, auf Augenhöhe neben sich dulden mochten, hatte die überragende Figur Ellington das nie notwendig. Vielmehr ließ der Chef etlichen Musikern den Freiraum, sich (und heiße Platten) unter eigenem Namen zu produzieren - und wirkte dabei wie selbstverständlich auf den Aufnahmen als Pianist mit.
In den ersten beiden Folgen unserer kleinen Reihe brachten wir bereits einige Schallplatten des Sopran- und Altsaxophonisten John Cornelius „Johnny“ Hodges.
Diesmal stellen wir Ihnen im „Tanzparkett extra“ einen weiteren Solisten aus dem Duke-Ellington-Orchester in seiner Eigenschaft als Leiter einer Jazzkapelle vor, nämlich den Klarinettisten Barney Bigard.
In dieser Folge geht es um Platten, die für die Marken Variety, Vocalion und OKeh eingespielt wurden.
Durch die Sendung begleitet Sie Peter Michael.
52 Menschen aus Deutschland und dem Ausland waren daran beteiligt mit 127 Audiodateien, die Martin Speicher in den vergangenen Wochen zu diesem Stück zusammengestellt hat.
Mit "GrenzenLOS" entstand eine Hörcollage, die die Vielgestaltigkeit menschlicher Klänge konfrontiert mit der erbarmungslosen Technik einer Festung Europa. Seien es Fundstücke aus der natürlichen oder technischen Umwelt, herkömmliche oder traditionelle Instrumente, Texte oder Mediensamples - sie alle wurden von Menschen aus Deutschland, aber auch aus dem Ausland für diese Arbeit zur Verfügung gestellt und repräsentieren einen kleinen Ausschnitt der riesigen Bandbreite menschlicher Möglichkeiten und Kreativität.
Die ökologische Krise wird nur im Übergang zu einer Postwachstumsökonomie anzugehen sein. Dieser Übergang aber kann nur ein Ausgang aus dem Kapitalismus sein, der bei Strafe seines und unseres Untergangs wachsen muß. Der Aus- und Übergang muß deshalb auch und gerade im globalen Norden gesucht und gefunden werden: "Wenn die Menschheit überleben soll, müssen die Industrieländer ihren Verbrauch schrumpfen." (Ulrike Herrmann)
Wir senden den Mitschnitt ihres Vortrags von der Konferenz "Die (Re)Konstruktion der Welt. Hilfe. Solidarität. Politik." von medico International,13.2.2021.
Heute gibt es ausnahmsweise anstelle der „Handmade Classics“ eine Sonderausgabe zum 30. Jubiläum des Mr. Big-Albums „Lean Into It“. Das zweite Studioalbum der US-amerikanischen Hardrock-Band ist das erfolgreichste Album der Gruppe und enthält den größten Single-Erfolg „To Be With You“.
Die Band ist nicht nur für diesen Hit, sondern auch für ihre außergewöhnlichen Albumcover bekannt. So ist auf „Lean Into It“ ein Foto des spektakulären Eisenbahnunfalls am Gare Montparnasse in Paris im Oktober 1895 zu sehen, auf dem ein Zug versehentlich den Bahnsteig überfahren und danach die Glaswand des Bahnhofsgebäudes durchbrochen hatte.
Die Bandmitglieder Eric Martin (Gesang), Billy Sheehan (Bass), Paul Gilbert (Gitarre) und Pat Torpey (Schlagzeug) schafften mit diesem Album in 1991 den internationalen Durchbruch. Das Album wurde von Kevin Elson produziert. Der erste Song des Albums ist bis heute ein beeindruckender Live-Titel bei Mr. Big-Konzerten, denn „Daddy, Brother, Lover, Little Boy“, was den Untertitel „The Electric Drill Song“ bekam, zeichnet sich dadurch aus, dass im Mittelteil Bassist Billy Sheehan und Gitarrist Paul Gilbert ihre Instrumente jeweils mit einem Akkubohrer der Marke Makita spielen.
Die spätere Hit-Single „To Be With You“ war ebenfalls auf dem Album enthalten, die Gruppe erreichte damit weltweit die Top 10, in Deutschland, der Schweiz, Österreich und den USA erreichte der Titel jeweils Platz eins der Charts. Auch die danach veröffentlichte Single „Just Take My Heart“ konnte sich in den Charts behaupten.
„Lean Into It“ erreichte in Deutschland Platz 9 der Albumcharts. In den USA kletterte es auf Platz 15 der Billboard 200 und hielt sich 38 Wochen in der Hitliste.
In dieser „Handmade“ Sonderausgabe bringen wir euch das gesamte Album mit allen 11 Songs sowie einige Infos dazu und auch einen kleinen Gruß von Sänger Eric Martin an die Hörer.
Aktuell ist das Reisen ja leider immer noch sehr eingeschränkt, so daß wir dies stattdessen heute in „Handmade“ einfach einmal auf die musikalische Art machen werden. Es gibt eine Städtereise um die ganze Welt, zu der wir euch gern einladen möchten. Also alle Mann an Bord und viel Vergnügen mit der „Handmade“ Städtereise (Teil 1).
Folge 1: Johnny Hodges (Teil 2 / 2)
Edward Kennedy „Duke“ Ellington kann wohl mit Fug und Recht als einer der einfluß- und erfolgreichsten Orchesterchefs des Jazz gelten. Stilprägend und innovatorisch über mehrere Epochen, Pianist, Komponist, Arrangeur, ein musikalischer Perfektionist, aber trotzdem kein Korinthenkacker, was den Umgang mit seinen Leuten anging. Schon sein teilweise über Jahrzehnte konstantes Personal spricht dafür.
Im Gegensatz zu manch andern Bandleadern, die aus Konkurrenzneid niemanden, schon gar keine Musiker aus dem eigenen Orchester, auf Augenhöhe neben sich dulden mochten, hatte die überragende Figur Ellington das nie notwendig. Vielmehr ließ der Chef etlichen Musikern den Freiraum, sich (und heiße Platten) unter eigenem Namen zu produzieren - und wirkte dabei wie selbstverständlich auf den Aufnahmen als Pianist mit.
Vorderhand zwei Bands aus dem Duke-Ellington-Orchester haben wir Ihnen 2018 im „Tanzparkett“ vorgestellt, nämlich den Klarinettisten Barney Bigard und den Sopran- und Altsaxophonisten John Cornelius „Johnny“ Hodges, mit dem wir die Wiederholung dieser kleinen Reihe am Sonntagnachmittagssendeplatz „Tanzparkett extra“ beginnen.
Johnny Hodges (* 25.7.06 Cambridge/ Mass., + 11.5.70 New York) war von 1928 bis Ende der 40er festes Orchestermitglied beim Duke, um nach einer bis 1955 dauernden Phase anderer Engagements erneut dem Orchester beizutreten.
Hodges wird zu den zehn wichtigsten Saxophonisten des Jazz von Ende der 20er Jahre bis zum Ausklang der Swingzeit gezählt. Wie z.B. auch Lester Young und Coleman Hawkins wurde er auf seinem Instrument zu einem Vorbild für viele Musiker, vor allem in der Blüte des Swingstils. Wesentliche Anregungen hatte er allerdings schon in der Vorswingzeit von einem seiner Kollegen, nämlich dem Sopransaxophonisten Sidney Bechet, erhalten.
In der zweiten Folge mit Johnny Hodges geht es zunächst weiter um Platten, die für die Marke Vocalion eingespielt wurden. Die Firma, die zum ARC-Konzern gehörte, wurde bei dessen Zerschlagung 1938 an das Columbia Broadcasting System verkauft. 1940 stellte die Columbia das Vocalion-Etikett ein und wiederbelebte als preiswerte Serie das Jahre vorher vom Markt genommene Etikett „OKeh Records“. Aufnahmen aus einem gewissen Zeitraum erschienen unter beiden Etiketten.
Anschließend wechselte Hodges zur Victor, für die in dieser Zeit auch sein Chef Ellington vor dem Mikrophon stand. Hodges' Platten erschienen in den USA auf dem preiswerten Victor-Unteretikett Bluebird. Unsere Sendung bringt Aufnahmen, die bis zum „recording ban“, dem großen Aufnahmestreik der US-Musiker, entstanden.
Durch die Sendung begleitet Sie Peter Michael.
Chrissy hat diesmal viel neue Musik für euch - unter anderem von den Kombinaten, Aloa Input und Monobo Son. Dazu gibts Neuigkeiten vom Open Flair Festival und von Saltatio Mortis, denn Urgestein und Drummer Lasterbalk der Lästerliche verläßt die Bühne. Wieso, weshalb - das alles gibts in dieser Ausgabe vom Musiktaxi.
Was wie der Laut eines Vogels klingt, sind vielmehr elektronische Klänge:
Deep House und Dub von den Netlabels »Ryoku« und »Cyan Music« begrüßen den Frühling in deinem Freien Radio.
Folge 1: Johnny Hodges (Teil 1 / 2)
Edward Kennedy „Duke“ Ellington kann wohl mit Fug und Recht als einer der einfluß- und erfolgreichsten Orchesterchefs des Jazz gelten. Stilprägend und innovatorisch über mehrere Epochen, Pianist, Komponist, Arrangeur, ein musikalischer Perfektionist, aber trotzdem kein Korinthenkacker, was den Umgang mit seinen Leuten anging. Schon sein teilweise über Jahrzehnte konstantes Personal spricht dafür.
Im Gegensatz zu manch andern Bandleadern, die aus Konkurrenzneid niemanden, schon gar keine Musiker aus dem eigenen Orchester, auf Augenhöhe neben sich dulden mochten, hatte die überragende Figur Ellington das nie notwendig. Vielmehr ließ der Chef etlichen Musikern den Freiraum, sich (und heiße Platten) unter eigenem Namen zu produzieren - und wirkte dabei wie selbstverständlich auf den Aufnahmen als Pianist mit.
Vorderhand zwei Bands aus dem Duke-Ellington-Orchester haben wir Ihnen 2018 im „Tanzparkett“ vorgestellt, nämlich den Klarinettisten Barney Bigard und den Sopran- und Altsaxophonisten John Cornelius „Johnny“ Hodges, mit dem wir die Wiederholung dieser kleinen Reihe am Sonntagnachmittagssendeplatz „Tanzparkett extra“ beginnen.
Johnny Hodges (* 25.7.06 Cambridge/ Mass., + 11.5.70 New York) war von 1928 bis Ende der 40er festes Orchestermitglied beim Duke, um nach einer bis 1955 dauernden Phase anderer Engagements erneut dem Orchester beizutreten.
Hodges wird zu den zehn wichtigsten Saxophonisten des Jazz von Ende der 20er Jahre bis zum Ausklang der Swingzeit gezählt. Wie z.B. auch Lester Young und Coleman Hawkins wurde er auf seinem Instrument zu einem Vorbild für viele Musiker, vor allem in der Blüte des Swingstils. Wesentliche Anregungen hatte er allerdings schon in der Vorswingzeit von einem seiner Kollegen, nämlich dem Sopransaxophonisten Sidney Bechet, erhalten.
In der ersten Folge mit Johnny Hodges geht es um Platten, die für die Marke Vocalion eingespielt wurden.
Durch die Sendung begleitet Sie Peter Michael.
Gern hätte man gehört, was Volker Pispers zu all den politischen und gesellschaftlichen Verwerfungen der letzten fünf Jahre zu sagen gehabt hätte, zur sogenannten „Flüchtlingskrise“ und zum Brexit, zu Trump und zu Merz, zur Pandemie und zu „Me Too“. Wir werden es nie erfahren – Volker Pispers hat sich bereits 2015 von der Bühne zurückgezogen. Zunächst nur auf Probe, seit kurzem aber endgültig. Per Meldung auf seiner Webseite verkündete er seine Verrentung als Kabarettist und seinen Rückzug aus der Öffentlichkeit. Im Gegensatz zu Georg Schramm, der sich ja nach dem offiziellen Ende seiner Kabarett-Laufbahn bei besonderen Anlässen immer mal wieder zu Wort meldet, steht bei Volker Pispers zu befürchten, daß er es ernst meint mit dem Rückzug. Schade- Volker Pispers war einer den konsequentesten und schärfsten Beobachter, die das deutsche Kabarett in den letzten Jahrzehnten zu bieten hatte. Auf ihn treffen all die Beschreibungen, mit denen man politische Kabarettisten gern charakterisiert, tatsächlich uneingeschränkt zu: Er ist unbequem und scharfzüngig, geht heftig mit dem politischen Personal ins Gericht, scheut keine Auseinandersetzung und übt massive Kritik an den politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zuständen. In seinen Programmen gab es immer auch einiges zu lernen – seine Analysen basierten auf verifizierten Daten und Fakten; selbst seine Gegner konnten ihm keine inhaltlichen Fehler nachweisen. Auch wenn er die Regierenden und Mächtigen immer gnadenlos zerpflückt hat: Mit den rechtslastigen Protestbewegungen der letzten Zeit hat er nichts am Hut. In seiner Rücktrittserklärung distanziert er sich klar von sogenannten Querdenkern, Reichsbürgern, Covid-Leugnern, Impfgegnern, AFD-Verstehern und Verschwörungstheoretikern aller Art.
Die Kasseler Gruppe "We are here, we speak up!" trifft sich wieder im Radio. Mona und Idris werden uns von ihrer Medienerfahrung in Syrien und Deutschland berichten. Sie sind neu in unserer Redaktion und seit
Januar dabei.
Was ist Film? Wie beeinflußt er unsere Gesellschaft? In einer neuen Sendereihe widmet sich das Freie Radio dieser immer wieder gern gestellten Frage. Unter verschiedenen Aspekten wollen wir die Filmwissenschaft beleuchten und die unterschiedlichen Facetten von Filmtheorie und Filmhistorie erörtern – von den Anfängen um 1895 bis in die Gegenwart. Dabei sollen jeweils bestimmte Themenkomplexe im Mittelpunkt der einzelnen Sendungen stehen und mittels prägender Filmtheorien und beispielhaft ausgewählter Filmwerke vorgestellt werden. Dabei lassen wir uns vom Motto des berühmten Filmwissenschaftlers Siegfried Kracauer leiten: „Der Filmkritiker ist immer auch Gesellschaftskritiker“.
In der ersten Folge befassen wir uns mit Walter Benjamins Aufsatz „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“. Walter Benjamin beobachtete 1935 besorgt die Propagandafilme in Nazi-Deutschland und forderte statt einer „Ästhetisierung der Politik“ eine „Politisierung der Kunst“. Außerdem stellte er die grundsätzliche Frage, inwiefern die Entwicklung des Mediums Film Auswirkungen auf die Kunst im allgemeinen hatte.
Frei² hat diese Woche die Sendungen »Make Rave, not Hate« zu Gast, die zwei musikalische Punkte der jüngeren Vergangenheit zusammenführt: das letzte physische Konzert vor der Pandemie – The Third Sound im Alten Volksbad in Mannheim – und die Auflösung von Daft Punk. Die Auswahl der Titel spiegelt einerseits die Situation der Musik in der Pandemie wider, andererseits „ist immer noch die Musik da“ und damit gibt es einen optimistischen Blick in die Zukunft: Von The Third Sound stammen die Alben »The Third Sound of Destruction & Creation« sowie »All Tomorrow's Shadows«, von Daft Punk »Musique Vol. 1, 1993 - 2005«.
Das Tanzorchester Bernard Etté, Folge 8
In der inzwischen achten Ausgabe, in der wir uns mit dem 1898 in Kassel als Bernhard Ette geborenen und 1973 in Mühldorf am Inn verstorbenen Geiger und Kapellmeister Bernard Etté befassen, behandeln wir den ungefähren Zeitraum von August 1930 bis Juni 1931. Ganz genau datierte Unterlagen stehen leider nicht immer zur Verfügung.
In diesem Abschnitt seiner Schallplattenkarriere war Etté nach wie vor bei der Deutschen Crystalate mit ihrer Hauptmarke Kristall unter Vertrag. Begonnen hatte er seine Laufbahn als Plattenstar im Jahre 1923 mit einer Sitzung bei Star-Record bzw. der Stern-Platte (beide Bezeichnungen waren auf den Etiketten zu finden), um noch im selben Jahr zur Vox-Schallplatte zu wechseln. Diese betrieb ab Oktober 1923 auch den ersten kommerziellen Rundfunksender Deutschlands mit. Bei der Vox sollte er bis zu deren Bankrott Anfang 1929 bleiben.
Die mit englischem Kapital ausgestattete Crystalate hatte im Verlaufe des Jahres 1929 Teile der Vox aus deren Konkursmasse übernommen, nicht nur Matrizen, sondern auch Personal - so auch die Kapelle Etté. Mit ihren sehr preiswert angebotenen Platten kam diese Neugründung vielen Plattenkäufern in der sich langsam verschärfenden Wirtschaftskrise gerade recht, und viele Aufnahmen waren überaus populär. Etté gehörte daher in den 30er Jahren zu den bestbezahlten Orchesterchefs in Deutschland.
Hinzu kamen Tourneen durch ganz Deutschland, Engagements als Hoteltanzorchester, Filmaufnahmen und nicht zuletzt Rundfunkauftritte, die trotz der bereits erreichten Aufnahmegüte der Schallplatte zu dieser Zeit stets live gesendet wurden. (Im Funk wurden auch damals schon Schallplatten gespielt, die aber immer als solche angesagt wurden - zu dieser Zeit noch unter Nennung des Titels, des Orchesters, der Plattenmarke und sogar der Bestellnummer.)
Sehr typisch für diese Zeit sind Tonfilm-, Revue- und Operettenschlager. Revue und Operette erlebten ihre letzte große Blüte, der Tonfilm hingegen war der letzte Schrei. Der Ausstoß an Filmen aus den wohl Dutzenden Babelsberger Filmateliers war atemberaubend. Da zu jedem Film meist mehrere Schlager gehörten, war die Anzahl der Kompositionen für dieses neue Genre entsprechend.
Einige davon wurden so bekannt, daß buchstäblich noch vor dreißig Jahren, also immerhin rund sechzig Jahre nach ihrer Entstehung, fast jeder Schulbub sie pfeifen konnte. Viele andere sind in der Vergessenheit versunken, wie so viele der Filme aus dieser - kurze Zeit später von Hitler, verächtlich durch die Nase schnaubend, „Systemzeit“ genannten - Epoche. Ganz genauso erging es den damals wie zu allen Zeiten komponierten und aufgenommenen Tagesschlagern, die auch zu Ettés Geschäft gehörten.
Auf diese einstündige klingende Entdeckungsreise in die beginnende Endphase der Weimarer Republik begleiten Sie Peter Michael und Thomas Sosna.
Was geschah in Deutschland, als sich im November 1918 die militärische Niederlage nicht länger leugnen ließ? Als alles möglich schien – eine Revolution des Proletariats ebenso wie eine Diktatur des Militärs? Döblins vierbändiges Monumentalwerk entstand in den Jahren 1937 bis 1943, auf der Flucht vor den Nationalsozialisten. Im vierten Teil entwirft Döblin ein Porträt der Revolutionäre Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Ihr politisches Scheitern und ihr gewaltsamer Tod stehen für den mißglückten Versuch, eine deutsche sozialistische Utopie zu verwirklichen.
Smallbands auf Decca
In der heutigen Ausgabe unserer Swingreihe geht es um US-amerikanische Kleingruppen der 30er und beginnenden 40er Jahre, die für die US-Plattenfirma Decca aufnahmen. Den Anfang machen drei Platten, die unter Leitung des jazzverrückten Ex-Jockeys Red McKenzie entstanden. In den 20er Jahren war er über seine Begeisterung für Jazzgesang und Kammblasen (ein Instrument beherrschte er keins) in die Jazzszene gekommen und schaffte in den 30er Jahren auch den Übergang zum neuen Swingstil. Es handelt sich bei den hier zu hörenden „Rhythm Kings“ um Pick-up-Bands, also für Studioaufnahmen jeweils „zusammentelephonierte“ Gruppen (to pick up [the receiver] = [den Hörer] abnehmen, d.h. ins Studio kam, wer an den Apparat ging und Zeit hatte, als der Produzent eine Kapelle für diese Aufnahme zusammenstellen wollte).
Ebenso regelmäßig für die Decca im Plattenstudio war der Sänger Dick Robertson. Er sah sich weniger als Schlagersänger denn als Jazzman und legte folglich stets Wert auf solistisch orientierte Begleitbands.
Wiederum mit drei Platten vertreten ist Bob Howard, dem wir vor längerer Zeit schon eigene Ausgaben gewidmet haben. Howard war, wenn man so will, in stilistischer Hinsicht eine Antwort auf den bei der Victor beschäftigten und damals rasend populären Jazzpianisten, Sänger und Entertainer Thomas „Fats“ Waller, allerdings ohne Klavier zu spielen. Das erledigte ein Studiomusiker. Auf der zweiten Platte wird Howard vom kompletten Riley-Farley-Orchester aus dem „Onyx Club“ in Manhattan begleitet. Auch die dritte wartet mit prominentemPersonal auf, allerdings in zwei unterschiedlichen Besetzungen auf Vorder-und Rückseite.
Nicht zu verwechseln mit der ebenfalls für Decca aufnehmenden gleichnamigen holländischen Bigband sind die Ramblers, die wir zum Abschluß der Sendung präsentieren. Nukleus der Band ist der Hammondorganist Bob Hamilton. Elektrische Orgeln waren zu jener Zeit brandneu, und etliche Jazzer versuchten sich an ihnen. In der Besetzung sind mit Teddy Bunn (g, voc) und O’Neill Spencer (dr, voc) zwei Solisten, die sonst mit dem wohl prominentesten Hammondorgelspieler jener Tage zusammenarbeiteten, nämlich Milt Herth, der ebenfalls bei der Decca unter Vertrag war. Der Pianist ist hier nicht James P. Johnson, sondern Billy Kyle. Die Ramblers nahmen in einer Sitzung am 28.4.39 in New York lediglich vier Titel auf, die wir Ihnen komplett vorstellen.
Durchs Programm begleitet Sie Peter K. Michael
Die Band Systemabsturz, die vor einem Jahr ihr Debüt hatte und dann auch bei frei² vorgestellt worden ist, hat in letzter Zeit neue Titel veröffentlicht hat, die sie unter anderem als Ravepunk bezeichnen. Eine kurze Recherche hat noch mehr Musik dieses Genres zu Tage gefördert – die in dieser Ausgabe von frei² zu hören ist.
Das Tanzorchester Bernard Etté, Folge 7
In dieser Folge begleiten wir Bernard Ettés Werdegang durch den Zeitraum von Ende 1929 bis August 1930, als das Orchester bei der von der Deutschen Crystalate herausgegebenen Kristall-Schallplatte unter Vertrag stand. Diese hatte die Konkursmasse der Vox teilweise übernommen, die bis Anfang 1929 Ettés Arbeitgeber gewesen war. Auch die Kapelle Etté gehörte zum „Erbe“ der Vox bei Kristall.
Wie schon in der letzten Folge gesagt, gibt Etté im Oktober 1929 ein längeres Gastpiel im „Trocadero“ in Hamburg. Danach erfolgt ein umfangreicher Personalwechsel im Orchester. Die Besetzung ist international, nun vorherrschend mit Solisten aus Frankreich und den Beneluxstaaten. Im Vergleich zu den Vorjahren nimmt seine Konzerttätigkeit deutlich zu. Bis dahin war seine Truppe außerhalb des Plattenstudios mehr am Funk und als Berliner Hoteltanzkapelle tätig gewesen. Das Trocadero wird bald eine seiner bevorzugten Gastspieladressen. Dort trifft er 1930 Jack Hylton, jenen englischen Kapellmeister, der wie Etté den US-Amerikaner Paul Whiteman als großes Vorbild hat. Auch in seiner Heimatstadt Kassel spielt Etté in dieser Zeit.
Noch darf Etté bei der Kristall „hotten“, auch wenn die gedrückte Stimmung der Wirtschaftskrise langsam stärker spürbar wird - noch wollen die Plattenkäufer durchaus heiße Rhythmen, und die Plattenfirmen geben ihnen, was sie wollen. Ettés Klangbild ist, wie erwähnt, immer noch von amerikanischen und auch englischen Vorbildern geprägt, und die Solisten aus vieler Herren Länder tragen ihr Teil dazu bei. So ist eine „Errungenschaft“ in Ettés Orchester der belgische Trompeter Gus Deloof, der später in der Swingzeit unter eigenem Namen mit packenden Plattenaufnahmen von sich reden machen wird.
Doch im Laufe der nächsten Zeit ändert sich der Publikumsgeschmack ins Konservative. Etwas „experimentelle“ Klänge, wie die Vox und die frühe Kristall sie durchaus gepflegt hatten, werden nun eher zur Ausnahme.
Tonfilmschlager spielen nach dem überwältigenden Siegeszug des Tonfilms eine tragende Rolle im Repertoire der Plattenfirmen. Die Kristall macht da keine Ausnahme, und so kommen auch in dieser Folge mehrere Tonfilmschlager. Eine hinkünftig für die Kristall und auch das Genre des Tonfilmschlagers charakteristische Stimme, die in dieser Sendung auftaucht, ist die des Kristall-Studiosängers Kurt Mühlhardt.
Wie die Vox vorher - wie aber auch fast alle andern deutschen Firmen - exportiert die Kristall viele ihrer Matrizen bzw. veröffentlicht sie in den Ländern, in denen sie weitere Filialen unterhält, zum einen für spezielle Auslandsserien, aber auch oft in international verwertbaren Instrumentalfassungen. Frankreich ist hier einer der Hauptabsatzmärkte, französische Pressungen von Etté-Matrizen sind daher noch heute relativ stark vertreten.
Hier zahlt sich ganz offenbar Ettés Vergangenheit bei der Vox noch immer gut aus. Seine Kapelle war außer als Platten-Hausorchester vor allem als erstes reguläres Rundfunktanz- und -unterhaltungsorchester („Rundfunk-Jazz-Kapelle“) Deutschlands aktiv und genießt durch die vielen Ausstrahlungen der Funkstunde Berlin europaweite Bekanntheit.
Durchs Programm führen Peter Michael und Thomas Sosna.
In der heutigen Ausgabe unserer Swingreihe geht es um eine Band, die schon aus den 20ern bekannt ist. Damals war das Orchester des Schlagzeugers Ben Pollack, um das es heute geht, ein „Durchlauferhitzer“ für junge Talente - hier verdienten, um nur einige zu nennen, Benny Goodman, Jack Teagarden, Glenn Miller und die Dorseys ihre ersten Sporen.
In der Swingzeit angekommen, wollte oder konnte Pollack keine solche Vielzahl an Prominenten mehr in seinen Reihen halten. Trotzdem bot die Kapelle ansprechende Swingmusik. Zu den bekannteren Sidemen gehören immerhin der alte Jazz-Haudegen Muggsy Spanier am Kornett, der sich später selbständig machte und zeitweise durch Andy Secrest ersetzt wurde. Auch Secrest war durchaus ein Begriff, weil er schon in den 20ern bei Paul Whiteman regelmäßig für den großen Bix Beiderbecke eingesprungen war, wenn dieser wieder einmal in der Trinkerheilanstalt gelandet war. Ebenso mit dabei war der später in der Revivalszene recht beliebte Posaunist Joe Yukl.
Auch eine Band in der Band gab es, die Pick-A-Rib Boys. Sie musizierten mit kleiner Besetzung im zeitgemäß modernisierten Dixielandstil, ähnlich wie in dieser Zeit z.B. die Wingy-Manone-Gruppen oder andere reguläre oder aus großen Orchestern ausgekoppelte Smallbands auch.
Hier saß der Chef wieder selbst am Schlagzeug, während er bei der großen Besetzung in vornehmer Zurückhaltung nur den Taktstock schwang.
Die Platten der heutigen Ausgabe entstanden für die US-Decca im Zeitraum von August ‘37 bis August ’38, also auf dem Zenit der Swingära.
Durchs Programm begleitet Sie Peter K. Michael
Neben Keith Jarrett, Joe Zawinul und Herbie Hancock gehörte Chick Corea zu den großen Pianisten im Grenzbereich zwischen Jazz und Rock. Er war von 1968 bis 1970 Mitglied in der legendären Band von Miles Davis und prägte den Sound des Ensembles mit seinem E-Piano-Spiel. Später wurde Chick Corea mit seiner Band „Return To Forever“ zu einem der Pioniere der sogenannten „Fusion“-Musik, einer in den 70er und 80er Jahren sehr populären Mischung aus Jazz, Funk, Soul und Pop. Aber im Laufe seiner fast 60 Jahre währenden Karriere hat sich Chick Corea auch auf viele weitere musikalische Felder begeben, bis hin zur Klassik.
Anläßlich seines Todes würdigen wir den Tastenzauberer in mehreren Sendungen. Dabei wollen wir versuchen, die unterschiedlichen Aspekte seiner Karriere zu beleuchten.
Wir swingen wieder - swingen Sie mit:
Mit dabei sind Benny Carter, Shep Fields and his New Music, Paul Whiteman, Dolly Dawn and her Dawn Patrol, Vincent Lopez and his Suave Swing Orchestra, Abe Lyman and his Californians, Charlie Barnet and his Glen Island Casino Orchestra, Les Brown and his Duke Blue Devils sowie Gene Krupa and his Orchestra.
Die in dieser Ausgabe von uns gebrachten Platten wurden zwischen 1935 und 1941 eingespielt.
Am Mikrophon: Peter Michael.
Nach Abschluß unserer Reihe über einen seiner größten Konkurrenten, den ebenfalls als Geiger ausgebildeten Orchesterchef Dajos Bela alias Leo Holzmann, wollen wir uns wieder mit dem Kasseler Jungen Bernhard Ette beschäftigen. Bis 1933 schrieb er unter der „hugenottisierenden“ Bezeichnung Bernard Etté und danach unter seinem Klarnamen ein wichtiges Stück deutscher Schallplatten- und Rundfunkgeschichte.
Noch befinden wir uns zeitlich in den „goldenen“ 20er Jahren - viele kleine und große Plattenfirmen sind nach der 1924 geglückten Konsolidierung der Währung in Deutschland im Geschäft. Vorderhand bietet der Markt gute Chancen für die etablierten Plattenfirmen, aber auch für Neugründungen und Importe im Ausland gepreßter Platten. Bernard Etté ist weiter seiner Plattenfirma Vox treu, die ihn zu Ruhm und Ehren in ganz Europa geführt hat, denn seine Kapelle ist das erste reguläre deutsche Rundfunktanz- und -unterhaltungsorchester, das im Voxhaus vor dem Mikrophon der Berliner Funkstunde steht, deren Welle 400 europaweit zu hören ist.
Um noch einmal das Thema der abrupten Zäsur von 1933 aufzugreifen, das wir in der letzten „Tanzparkett“-Ausgabe am Beispiel Dajos Belas abgehandelt haben: Im Verlaufe der Etté-Reihe werden wir natürlich auch in jene Zeit kommen, in der es für Künstler wie Dajos Bela aus rassepolitischen Gründen, wie es damals so unschön hieß, keine Zukunft mehr in Deutschland geben konnte.
Man kann nur spekulieren, wie die musikalische Entwicklung in Deutschland weitergegangen wäre, hätten Orchester wie eben die von Bela oder z.B. auch Marek Weber, Efim Schachmeister, Hermann von Stachow - die Liste ließe sich fortsetzen - den Übergang zur Swingzeit an ihrer bisherigen Wirkungsstätte erleben können. Der musikalischen Entwicklung hätte ihr Verbleib gewiß keinen Abbruch getan ...
Fest steht aber, daß Etté, wie die meisten wichtigen nach 1933 in Deutschland verbliebenen Orchester, diesen Übergang schaffte, was wir in den späteren Folgen illustrieren wollen.
Doch, wie gesagt, zumindest zu Beginn der Sendung sind wir, soweit es sie überhaupt gab, in den glücklichen Jahren der Weimarer Republik.
Seit 1923 war Bernard Etté bei der Vox unter Vertrag gewesen. Das war auch Ende 1927 noch so, als die ersten Platten dieser Sendung entstanden. Doch es sollte sich ändern.
Anfang 1929, also noch vor Ausbruch der Weltwirtschaftskrise, war die Vox endgültig in finanzielle Schieflage geraten und mußte Konkurs anmelden, so wie später im Verlauf der Krise etliche andere Plattenfirmen. Mitbesitzer Otto Klung tat dies allerdings so geschickt, daß er sich aus der Konkursmasse ein großes Schallplattenhaus in Berlin aufbauen konnte, das Televox-Haus. In der Swingära brachte es auch eine Reihe mit Eigenaufnahmen heraus - unter Verwendung des alten Vox-Firmenzeichens, des sprechenden Kopfes. Aber das ist eine andere Geschichte, die eigene Sendungen wert wäre.
Nun trat die englische Crystalate auf den Plan und übernahm den Matrizenstock, um bis zum Aufbau eines neuen, eigenen Repertoires erst einmal weiterhin noch aktuelle Aufnahmen herausbringen zu können. Auch viele der Vox-Künstler, darunter Etté, fanden sich nun auf der Lohnliste der Neugründung wieder. Mit äußerst preiswert unter der Marke „Kristall“ angebotenen Platten faßte die Crystalate so auf dem deutschen Markt Fuß. (Im Laufe der Weltwirtschaftskrise suchte der Mutterkonzern auch auf der Insel sein Heil in dieser Methode und ersetzte sein teures „Imperial“-Etikett durch das preiswerte Label „Rex“.) Von Berlin ausgehend, erschloß man auch weitere Länder des Kontinents, zum Teil mit eigenen Filialen, so daß wie bisher Ettés durch den Funk erreichte Bekanntheit in Europa Käufer anzog.
Die letzte Platte Ettés in unserer Sendung, die noch auf Vox herauskam, wurde im Oktober oder November 1928 eingespielt. In der Umstellungszeit war Ettés Orchester auf Deutschlandtournee und im Urlaub; im Sommer 1929 begann es, nun unter Crystalate-Ägide, wieder mit Einspielungen.
Die goldenen Zwanziger waren nun bald passé. Im Zuge der Wirtschaftskrise wurde der Publikumsgeschmack konservativer. Dem trug schließlich auch die Kristall Rechnung. Doch zunächst konnte Etté noch „weiterjazzen“ wie vorher bei der Vox.
Im Oktober 1929 gab Etté ein längeres Gastpiel im „Trocadero“ in Hamburg. Danach erfolgte ein umfangreicher Personalwechsel im Orchester. Die Besetzung war international, nun vorherrschend mit Solisten aus Frankreich und den Beneluxstaaten.
Ende 1929 entstand die letzte Platte dieser Ausgabe.
Durchs Programm führen Peter Michael und Thomas Sosna.
Die Gedenkstätte Breitenau und die Bildungsstätte Anne Frank präsentieren eine Veranstaltungsreihe, deren einzelne Beiträge im Freien Radio Kassel ausgestrahlt werden. Die Reihe endet in dieser Woche mit der Diskussionsveranstaltung „Diversity in der historisch-politischen Bildungsarbeit“. Teilnehmen werden Deborah Krieg (Bildungsstätte Anne Frank) und Eren Yildirim Yetkin (Universität Koblenz); die Moderation übernimmt Dr. Ann Katrin Düben (Gedenkstätte Breitenau)..
Vom „Vogelschiß“ bis zum „Mahnmal der Schande“: Äußerungen, die den Nationalsozialismus verharmlosen, werden seit einigen Jahren immer häufiger auch öffentlich gemacht. Was steckt hinter geschichtsrevisionistischen Positionen und welche politischen Ziele verfolgen Menschen, die den Holocaust bagatellisieren und Verschwörungsmythen verbreiten? Wie kann die nationalsozialistische Vergangenheit Deutschlands in der gegenwärtigen Migrationsgesellschaft sinnvoll thematisiert werden? Und welche Rolle spielt historisch-politische Bildungsarbeit dabei? Diese Fragen stehen im Fokus der Veranstaltungsreihe.
Der Kabarettist Andreas Rebers nimmt sich der Degenhardt-Texte in ihrer ganzen Dichte und monströsen Poesie liebevoll an und führt uns auf eine Reise aus seiner Kindheit im „Kleinen Kaukasus“ bis in die Gegenwart, in der die „Schreckenskammer der Deutschen Provinz“ mit den Protagonisten der „Neuen Rechten“ scheinbar wieder lebendig geworden ist. Die Lieder und Texte, die zu hören sind, weisen eine beklemmende Aktualität zur Gegenwart auf. Nur daß die Kriege nicht mehr so weit weg sind. War es in den 60er Jahren der Vietnamkrieg, der die Menschen auf die Boote und in die Flucht trieb, ist es heute der Nahe Osten, in dem Gewalt und Vertreibung zum Alltag gehören und die privilegierte westliche Gesellschaft herausfordern.
Andreas Rebers, der Mann mit dem Akkordeon, zählt seit vielen Jahren zur ersten Liga der deutschen Polit-Kabarettisten. Nun hat er ein komplettes Programm den Songs des wohl einflußreichsten politischen Liedermachers gewidmet: Franz Josef Degenhardt gilt seit den 60er Jahren als Prototyp des meinungsstarken, sprachlich brillanten Polit-Barden, dessen Werk inzwischen mehrere Generationen junger Musiker und Dichter geprägt hat und an dem sich aufgrund seiner politischen Haltung bis heute die Geister scheiden. In diesem Jahr gibt’s doppelten Grund, an Degenhardt zu erinnern: Der zehnte Todestag und der 90. Geburtstag stehen im Herbst 2021 an. Andreas Rebers startet die Feierlichkeiten mit seinem Degenhardt-Programm, das noch kurz vor dem ersten „Lockdown“ im März 2020 live in Berlin aufgezeichnet wurde.
Diesmal spricht die qrew in der Sendung „LiLi“ darüber, was uns und anderen (in Zeiten von Corona) gut tut. Special thanks an alle, die bei der erwähnten kleinen Umfrage zum Thema mitgewirkt haben! Auch diesmal machen wir aufmerksam auf den geplanten queeren Audiorundgang. Bei Fragen wendet euch gerne an die qrew. Den Abschluß unserer zweistündigen Sendung macht ein kleiner Musikblock.
Als zusätzlicher Hinweis:
Fühlst du dich von der Coronakrise belastet?
Das Institut für Psychologie der Universität Kassel hat eine Beratungshotline ins Leben gerufen. Montag und Freitag von 10 bis 14 Uhr und Dienstag und Donnerstag von 14 bis 18 Uhr. Beraten werdet ihr von Master-Studierenden der Psychologie unter professioneller psychotherapeutischer Anleitung. Das Gespräch ist natürlich vertraulich.
Corona-Beratungs-Hotline:
0561 – 804-2882
Wir swingen wieder - swingen Sie mit: Sie hören in dieser Ausgabe das Casa Loma Orchestra, Larry Clinton, Ben Pollack, Louis Russell, Taft Jordan and the Mob, Glenn Miller und seine erste Band, Victor Young und Bobby Sherwood.
Der Aufnahmezeitraum erstreckt sich diesmal von der Vorswingzeit (1932), als es schon progressive Orchester gab, die das Kommende vorwegnahmen, bis 1942, also in die Abenddämmerung der klassischen Swingära, schon nach dem Eintritt der USA in den Krieg. Kurz darauf streikte die US-Musikergewerkschaft, und die Musikszene änderte sich komplett.
Am Mikrophon: Peter Michael.
Am 6. Februar jährt sich der Zusammentritt der verfassunggebenden Nationalversammlung in Weimar – eine Sternstunde und Wegmarke in der deutschen Demokratiegeschichte – zum 102. Mal. Diesen Tag, den Tag der Weimarer Republik, nimmt der Weimarer Republik e.V. zum Anlaß, um den politischen und gesellschaftlichen Neubeginn des Jahres 1919 zu feiern. Damals herrschte Aufbruchsstimmung, viele Menschen verbanden mit der Demokratie die Hoffnung auf bessere Zeiten, auch wenn dies nicht lange hielt. Einige der damaligen Probleme sind zudem erstaunlich aktuell. Aus dieser Vergangenheit lassen sich wertvolle Lehren ziehen.
Unter dieser Prämisse diskutieren Dr. Ulrike Lorenz, Kunsthistorikerin und Präsidentin der Klassik Stiftung Weimar, und Prof. Dr. Michael Dreyer, Professor für Politische Theorie und Ideengeschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Beide tauschen sich zu Geschichte, Politik und Kultur zwischen der Weimarer Republik und der aktuellen Gegenwart aus, diskutieren Kontroverses und bringen neue Erkenntnisse ans Licht.
Wie im vorigen Jahr sind alle Interessierten, Engagierten und Neugierigen zu den Feierlichkeiten eingeladen. In diesem Jahr entspannt von zu Hause aus, gerne mit einem Glas zum Anstoßen: Denn es gibt die Online-Jubiläumsshow mit Kurzimpulsen, Lesungen, Schauspiel und Musik am Samstag, dem 6.2.2021, um 20:15 Uhr mit Live-Schalten u.a. nach Berlin, Hamburg, München, Leipzig und Koblenz. Die Show dauert ca. 90 Minuten, findet live auf Zoom statt und ist öffentlich für alle zugänglich.
Zoom Link unter www.weimarer-republik.net
Zum 6. Februar, dem „Internationalen Tag Null-Toleranz gegenüber weiblicher Genitalverstümmelung“ führt das Mädchenhaus Kassel ein Gespräch mit Doktorandin Khulud Sharif-Ali, Bildungswissenschaftlerin und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin I.A. Dabei geht es um die Situation von Refugee Women im allgemeinen, Fluchterfahrungen, FGM, Alltag in Deutschland, Hürden bei der Integration und Empowerment.
Von 1928 bis 1932 wurde das Tanzorchester des Britischen Rundfunks, der British Broadcasting Corporation, kurz BBC, von dem Pianisten Jack Payne geleitet. Dieser Formation haben wir inzwischen sieben Folgen „Tanzparkett“ gewidmet, eine achte und letzte soll folgen. Da wurde es Zeit, sich zwischendurch mit Paynes Nachfolger zu befassen, einem Kapellmeister, der es, wie Payne auch schon, nicht nur in England zu Ruhm und Ehren brachte, sondern durch die Rundfunkübertragungen und zahlreiche Plattenaufnahmen in ganz Europa und darüber hinaus. Der Mann, um den es geht, hieß Henry Hall (02.5.1898, Packham/ London - 28.10.1989 Eastbourne/ Sussex).
Mit dem Anfang 1932 angetretenen Engagement bei der BBC übernahm die bisherige Kapelle des Hotels Gleneagles auch den daran gekoppelten Exklusivvertrag mit der Columbia Graphophone Co., die für ihre Platten ein weltweites Vertriebsnetz besaß. Gute Voraussetzungen für eine steile Karriere des Orchesters, die auch folgen sollte, nachdem sie bis dahin eher dahingedümpelt war. Henry Hall hatte sich nach seinem Wehrdienst offenbar mehr schlecht als recht als Kapellmeister verschiedener Orchester einer Bahn-Hotelkette durchgeschlagen. Das Engagement im schottischen Hotel Gleneagles, für das er mit seinem Orchester Rundfunkwerbung treiben sollte - die Band nahm für die damals noch neue unabhängige Decca-Schallplatte auf - führte schließlich zu seiner Entdeckung durch die BBC.
Am 2. März 1932 wurde nach ersten Tests und einer Vier-Schlager-Platte die erste reguläre Industrieplatte eingespielt. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Payne, aus dessen Kapelle später mehrere englische Bandleader hervorgehen sollten, wies Halls Personal keine derartigen Kräfte auf. Gleichwohl lieferte es solide, gefällig und sehr tanzbar arrangierte, handwerklich saubere Tanzmusik mit vereinzelten Hotambitionen - allerdings deutlich weniger als bei Payne. Dies entsprach durchaus dem Zeitgeschmack, nicht nur in England, und so wurde die Kapelle auch im Ausland gerne gehört und wohl vor allem nach ihrem Ausscheiden als Rundfunktanzorchester für Tourneen und Einzelauftritte gebucht.
Sogar in Berlin spielte das Orchester - nach Lange [1] von Januar bis Februar 1939 in der „Scala“ als Ersatz für das ebenfalls englische Jack-Hylton-Orchester, zur Freude der Kritik, die die Kapelle gnädig beurteilte - und zum Gram der deutschen Hotfans, denn Hyltons Band war erheblich stärker jazzorientiert. Auch der alte Jazzfan Lange läßt kaum ein gutes Haar an der Kapelle: „So steif, wie Henry Hall als Persönlichkeit war, spielte seine Band und sang seine hübsche Sängerin Molly Morelle: ein Tanzorchester von Format, mehr nicht.“ [1] Nach anderen Angaben trat die Kapelle bereits im Jahre 1938 in Berlin auf, wobei jedoch die englische Presse monierte, man habe, obwohl diese noch nicht verboten gewesen seien, auf Darbietungen von Schlagern jüdischer Komponisten verzichtet.
Selbst in der Sowjetunion wurden Platten von Henry Hall herausgebracht, um den Anfang der 30er auch dort vorhandenen Hunger nach moderner westlicher Tanzmusik zu stillen - als „Schwarzkopien“, d.h. Pressungen unautorisierter, aber technisch hervorragender Umschnitte, welche die sowjetische Plattenindustrie in dieser Zeit auch von etlichen deutschen Aufnahmen anfertigte. Der Redaktion liegt z.B. ein solcher Umschnitt des in der Sendung von Originalpressung gebrachten Titels „Oh, Johanna“ vor. Bei der BBC, bei der seine Truppe auch das erste reguläre englische Fernsehorchester darstellte, blieb Henry Hall bis 1937, um dann - wie schon sein Vorgänger Jack Payne - mit dem gesamten Personal dem Funk den Rücken zu kehren. Nun unternahm er auf eigene Rechnung Tourneen, wie schon erwähnt, auch nach Deutschland.
Im Kriege spielte die Kapelle zur Truppenbetreuung vor alliierten Soldaten. Hall kehrte schließlich als Gastgeber einer Radio- und späteren Fernsehsendung („Henry Hall’s Guest Night“) zur BBC zurück, wo er auch die Moderation der Sendereihe „Face The Music“ übernahm. Er verfaßte in der Nachkriegszeit seine Autobiographie. Am 28.10.1989 starb er in Eastbourne im Alter von 91 Jahren.
Mehr als 50 Minuten haben Manuel Winbeck von Monobo Son und Chrissy im neusten Interview gequatscht - einen ersten Ausschnitt gabs ja schon. Jetzt legen wir nach: Welche Erkenntnisse helfen Manu durch die Corona-Zeit? Wie geht er mit der geballten Nachrichtenflut zum Thema um? Und was ist für ihn und seine Band in diesen Zeiten besser: Sitzkonzerte oder Livestream-Gigs? Das alles gibt‘s in dieser Ausgabe vom Musiktaxi.
frei² unternimmt diesen Monat mit zwei Veröffentlichungen zweier Labels und Künstler eine musikalische Zeitreise in der elektronischen Musik. Dabei werden die beide Veröffentlichungen, zwischen denen exakt 20 Jahre liegen, passend zusammengeführt:
- Baradit Disco3 vom Netlabel epa sonidos stammt aus dem Jahr 2000 und wurde 2020 remastered veröffentlicht.
- Bahía Gris wurde 2020 beim Netlabel Modismo veröffentlicht.
Das ist die Old School New School technoider Klänge.
Ende (nicht nur) einer Karriere
Mit der vierzehnten Folge beenden wir unsere Reihe über den wohl produktivsten Kapellmeister, der je in Deutschland auf Schallplatten zu hören war.
Dajos Bela, bürgerlich Leo Holzmann oder Golzmann, 1897 in Kiew geboren und 1978 in La Falda, Argentinien, verstorben, war ab 1920 für die Lindströmgesellschaft in Berlin als Hausorchesterleiter und Violinist tätig. Vom „Vielaufnehmer“ Bela sind mehr als 11.000 Aufnahmen nachweisbar, die er in den dreizehn Jahren seiner Karriere in Deutschland hinterließ. Wohl jeder Schallplattensammler, der sich mit dem auch im „Tanzparkett“ betrachteten Zeitraum befaßt, besitzt etliche Aufnahmen dieser Formation.
In bisher dreizehn Folgen zeigten wir den Weg Belas von der Salonkapelle zum jazzbeeinflußten semisymphonischen Tanzorchester à la Paul Whiteman.
In dieser vorläufig letzten Folge bringen wir Platten aus der Zeit von März 1932 bis August 1933.
Inzwischen sechs Millionen Arbeitslose standen an den Stempelstellen Schlange um eine almosengleiche Unterstützung. Reichskanzler Brüning, der am 30. Mai 1932 zurücktrat, hatte bis dahin vor allem mit Notverordnungen des Reichspräsidenten Hindenburg regiert (109 an der Zahl), da auf normalem Wege eingebrachte Gesetze kaum noch mehrheitsfähig waren (in Brünings Amtszeit traten nur 29 neue Gesetze in Kraft).
Im Juni 1932 wurde Franz von Papen, ein ehemaliger Berufsoffizier und Abgeordneter im Preußischen Landtag, von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt. Seine Amtszeit sollte nur ein halbes Jahr dauern, doch brachte sie weitere wesentliche „Sargnägel“ für die Weimarer Republik. Im sogenannten „Preußenschlag“ entmachtete von Papen die SPD-geführte Regierung des Freistaats Preußen - weder dem Föderalismus noch Demokratie erwies er damit einen Dienst.
Ab Juli 1932 war der Reichstag dominiert von zwei gegensätzlichen Parteien, die aber beide vereint waren im Streben nach Abschaffung des demokratischen Systems: KPD und NSDAP. Man spekulierte bereits, ob der nächste Reichskanzler Hitler oder Thälmann heißen würde.
Nachdem von Papen im Dezember 1932 gestürzt worden war, schlug er den letzten Nagel in den Sarg der deutschen Demokratie: Mit Hitler handelte er eine Koalitionsvereinbarung zwischen der nationalkonservativen DNVP und der NSDAP aus. Mit dieser Regierung glaubte von Papen die Nationalsozialisten „einrahmen“ zu können. Sie konstituierte sich am 30. Januar 1933 (sog. „Machtergreifung“). Franz von Papen selbst übernahm im Kabinett Hitler das Amt des Vizekanzlers, wurde aber rasch entmachtet.
Nun kam nicht nur für entschiedene Gegner der Nationalsozialisten, sondern vor allem für viele Künstler jüdischer Herkunft die Karriere in Deutschland zu einem jähen Ende. Zwar, blieben manche noch in Deutschland, entweder weil sie hofften, der „Spuk“ würde genauso schnell Geschichte sein wie viele der Vorgängerregierungen - oder weil sie sich ein Leben und Arbeiten außerhalb des deutschen Sprach- und Kulturraumes nicht vorstellen konnten.
Doch den hellsichtigen unter ihnen war schnell klar, daß ihre Zukunft nun nicht mehr im früheren Land der Dichter und Denker liegen würde. Wer, wie etwa der Komponist Friedrich Hollaender, schon offen bedroht worden war, wußte, was die Stunde geschlagen hatte und nahm zwecks Antritt einer „Tournee“ den Nachtzug in ein Nachbarland.
Auch Dajos Bela ging diesen Weg. Ob er sich selbst dazu entschlossen hatte oder seine Repertoireleiter ihn aus der Schußlinie nahmen, ist nicht klar. Bald stand jedoch fest, daß es keine Rückkehr nach Berlin geben sollte. So trat er in Holland, Frankreich, England und Österreich auf. Dort war er, so wie vorher in Deutschland, 1935 auch noch einmal mit seinem Orchester im Film zu sehen. Er hatte das Glück, für einen internationalen Konzern tätig zu sein. Schon als sie noch selbständig gewesen war, hatte die Lindström Aufnahmestudios und Preßwerke in ganz Europa und in Übersee besessen. Belas letzte Berliner Sitzung hatte im April 1933 stattgefunden. Seine Plattenfirma ermöglichte ihm nun das Arbeiten im Pariser Odeon-Studio. Die letzte Platte dieser Sendung ist dort eingespielt, und zwar im August 1933.
1935 schiffte sich Bela nach Argentinien ein, um dort ein Rundfunkengagement anzutreten. Bald nahm er auch wieder - für die örtliche Lindström-Filiale - Platten auf und trat weiterhin am Funk sowie in Kaffeehäusern auf. Dank so erspielter auskömmlicher Gagen konnte er mehreren jüdischen Kollegen aus Europa zur Flucht vor der Ermordung im Konzentrationslager verhelfen. Er wurde selbst Betreiber eines Cafés, in dem er ebenfalls auftrat. Als nach dem Kriege die Kaffeehauskultur auch in Argentinien verfiel, verdingte sich seine Kapelle als Bordorchester auf Kreuzfahrtschiffen.
Ein letztes Mal sah er Berlin wieder, als der Senat ihn eingeladen hatte, um ihn zu ehren.
Zwei Wochen vor seinem 81. Geburtstag starb Bela im argentinischen La Falda, wo er zur Erholung weilte.
Durch das Programm begleitet Sie Thomas Sosna.
Die aktuelle Folge dreht sich ganz ums Spinnrad. Denn in der klassischen Musik ist das surrende Handwerk ein beliebtes Thema. Die rotierende Bewegung ließ sich schon immer gut in Musik verwandeln. Und auch von der seelischen, romantischen Seite hatte das Spinnrad stets so etwas wie einen kleinen Magneten eingebaut, der Musikerinnen und Musiker aller Couleur in den Bann zog - von Franz Schubert, Camille Saint-Saëns und Antonín Dvořák bis zu Arvo Pärt und sogar Nina Hagen. Also: Jetzt geht's rund!
Moderation: Felix Werthschulte
Entartete Musik – Musik und Rezitation mit Werken ver|rückter Künstler
Pia Viola Buchert, Mezzosopran; Maria Waloschek, Piano;
Christian Kleinert, Rezitation
„Entartete Musik“ – mit diesem Begriff wurden im Naziregime all jene Werke der musikalischen Moderne des 20. Jahrhunderts gebrandmarkt, die nicht der Ideologie des Nationalsozialismus entsprachen. Zu den verbotenen Klängen zählten insbesondere atonale Musik, jiddische Musik sowie Swing- und Jazzmusik aus Amerika. Aufführungen dieser Werke wurden unterbunden und Komponistinnen und Komponisten praktisch mundtot gemacht.
Die beispiellose Verfolgungskampagne gipfelte in der Ausstellung „Entartete Musik“, die von Hans Severus Ziegler, NSDAP-Funktionär und damaliger Intendant des Weimarer Staatstheaters, organisiert worden war.
Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs gab es zunächst existentielle Aufgaben zu bewältigen. Eine Rückbesinnung an verbannte, „entartete“ Künstlerinnen und Künstler und eine Wiederaufnahme deren Werke fanden nur schleppend und in geringem Ausmaß statt.
Auf unterschiedlichste Art und Weise spiegelt das Schaffen „entarteter“ Komponisten Stimmungen und Schicksale eines von zwei Weltkriegen geprägten 20. Jahrhunderts wieder. Amerikanische, auf die damals neuartige Jazzmusik zurückzuführenden Einflüsse sind hierbei ebenso zu entdecken wie jüdische Folklore und avantgardistische Wendungen. Es handelt sich demnach keinesfalls um atonale, „schräge“